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Den Schulabschluss in der Tasche, kann es Minza kaum erwarten, die große Welt zu erkunden. Bevor es jedoch ans Erwachsenwerden geht, möchte sie die Sommerferien ein letztes Mal in ihrem Heimatkaff genießen. Ein Moment der Schwäche wirbelt ihre Pläne durcheinander und zwingt sie als Aushilfe in einen Laden für Tierbedarf. Die Art des schrulligen Besitzers verspricht einen Sommer voller Ödnis. Die nächsten Tage entwickeln sich allerdings alles andere als langweilig: Freundschaften stehen auf dem Prüfstand, ein One-Night-Stand bietet sich an und in greifbarer Nähe lauert ein dunkles Geheimnis, das Minzas Blick auf die Welt und auf die Liebe für immer verändert.
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Summer Vibes
After Sunset
Sybille Statz
Inhalt
01 Mal etwas riskieren
02 Der ungenießbarste Cupcake aller Zeiten
03 Über Karamellbonbons und One-Night-Stands
04 Wenn die Neugier die Vorsicht überwiegt …
Impressum
Über die Autorin:
Sybille Statz, geboren 1989 in Köln, studierte – nachdem sie den Film „Natürlich blond“ sah – Jura zunächst in Bonn und beendete das Studium dann in Köln. Im August 2021 erschien ihr erster Roman „Nachbeben“ beim Franzius Verlag. Sie veröffentlicht außerdem Kurzprosa in Literaturzeitschriften und Anthologien.
Hierunter erschienen u. a. zwei Kurzgeschichten im österreichischen Magazin „Schreib Was“ und eine Geschichte im Story-One-Band „Erzähl mal Berlin“. Die Liebe zum Schreiben begleitete sie immer wieder seit ihrer Schulzeit. Am liebsten schreibt sie Liebesgeschichten, während parallel ein Horrorfilm läuft.
Ein Leben ohne Katzen und 90er-Serien ist für sie nicht vorgesehen.
Für Chantal, die mein Leben bunter macht.
Kein Sommer ohne dich!
Diesmal hat mein Vater Ernst gemacht.
Verdammte Scheiße, das hat er wirklich.
»So, ich denke, das wäre dann alles. Hast du noch irgendwelche Fragen, Liebchen?«
Ja. Wo geht es hier zum Notausgang?
Aus meinem Leben, aus diesem Kaff und vor allem aus diesem Geschäft!
»Danke. Ich schätze, Sie haben alles beantwortet.«
Ich kenne Herrn Schumann schon, seit ich ein kleines Mädchen gewesen bin.
Für mich ist Schumanns immer ein Laden für einsame Menschen gewesen.
Tierfutter und Co?!
Das schreit doch förmlich nach einem Single-Menü beim Chinesen an Heiligabend.
Ich hatte mal einen Hund namens Pepper. Meine Mutter hat ihn mitgenommen, als sie nach Tirol gezogen ist und uns verlassen hat.
»Meine Wohnung liegt direkt am See, das wird Pepper guttun.«
Ja. Pepper würde es guttun. Was mich angeht, so versuche ich krampfhaft, mich daran zu erinnern, wann mir das letzte Mal etwas gutgetan hat.
Jedenfalls war Pepper der Grund, weshalb wir eine gewisse Zeit Stammkunden bei Schumanns waren.
Doch heute bin ich nicht als Kundin hier, sondern gehöre plötzlich zum erlesenen Kreise der Schumannschwadron. Ich bin nun quasi das Co in Tierfutter und … So schnell kann es gehen.
Und das alles wegen eines lausigen Lippenstiftes mit einer Farbe, die mir nicht einmal steht!
»Koralle steht jedem, Minza!«
Na, aber sicher! Diese dämliche Tamara und ihre noch dämlicheren Einfälle.
Ich hatte direkt ein ungutes Gefühl bei der Sache. Doch der letzte Schultag hat mir Übermut verliehen. Ich wollte mal etwas riskieren. Das habe ich nun davon.
Meine Haare werden für die nächsten zwei Wochen nach Tierfutter stinken. Mein Sommer voller Exzesse und Sauftiraden – gestrichen!
So lautet der Deal: Jeden Morgen um 8 Uhr muss ich bei Schumanns aufschlagen und aushelfen.
Im Klartext: Es kommen so spaßige Sachen wie Kisten ausräumen, putzen, Vogelhäuser zusammenzimmern, Dosen einsortieren und Kasse bedienen auf meine zarten Hände zu.
Und das in den Ferien!
Das ist unmenschlich!
Ich meine, sind wir hier im Dschungelcamp? Falls dem so ist: »Hilfe, ich bin ein Star, holt mich hier raus!«
Oder in einem Independent-Film, nominiert für drei Golden Globes, weil die Hauptfigur ein überdurchschnittliches Maß an Mut und Authentizität beweist, indem sie zwischen drei Nebenjobs hin- und herpendelt, um ihre fünf reizenden, aber doch sehr adipösen Kinder durchzubringen?
Ich habe allerdings keinen Vertrag mit RTL unterschrieben und keine Kinder.
So viel dazu. Üppige Gage oder zweifelhaften Ruhm kann ich mir als Lakai bei Schumanns also gleich abschminken.
Apropos Schminken. Das kann ich mir ohnehin sparen, denn Herr Schumann ist etwa achtzig Jahre alt.
Er sieht jedoch keinen Tag jünger aus als einhundertzwei. Flirtfreie Zone, sag ich nur!
Seine Schuhe sind ihm drei Nummern zu groß, sein kariertes Hemd hingegen sitzt wie eine Wurstpelle, die in der prallen Hitze zu platzen droht.
Herr Schumanns Augenbrauen sehen aus wie zwei satte Raupen, die schwer auf seinen Lidern ruhen.
Mir ist längst entfallen, wie er aussieht. So lange ist es her, seit ich das letzte Mal im Laden gewesen bin.
Damals war ich so klein, dass ich nicht über die Theke gucken konnte. Herr Schumann hatte mir bei jedem Besuch einen Lakritzlutscher rübergereicht. Deshalb konnte ich mich all die Jahre an Herrn Schumanns Hände erinnern. Die kleinen gedrungenen Fäustchen, die aussahen, als hätten sie mehr erlebt, als gut für einen Mann ist.
»Wie sagt man da?«, ermahnte mich meine Mutter jedes Mal.
»Daaaanke seeehr!«, antwortete ich, den Lutscher schon wie ein Hamster in der Backentasche, ohne mich je gefragt zu haben, wer der Mann auf der anderen Seite dieses zuckerhaltigen Glücks eigentlich war.
Vermutlich war es mir egal, solange es noch genug Lutscher auf der Welt gab.
»Gut, dann würde ich sagen, wir fangen an?