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In diesem Sommer wird es heiß! Das Dating-Fieber geht um! Die junge Studentin Inken will nur eins: von einem Jungen umgehauen werden! Auch wenn es nur für eine Nacht ist. Die neue Dating-App »Matchesforreal« verspricht Erfolg auf ganzer Linie. Das Date mit Inkens Match Florian ist der Beginn einer lauen Sommernacht voller Verheißungen, urkomischer Momente und herzzerreißender Geständnisse. Inken riskiert einen zweiten Blick und erkennt, nichts ist so wie es scheint – erst recht nicht, wenn es um die Liebe geht. „Matches for Real“ ist der Auftakt der „Summer Vibes“-Reihe von Sybille Statz.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Summer Vibes
Matches for Real
Sybille Statz
Inhalt
01 Dieser eine Moment in unseren Köpfen …
02 Blumenvasen in Brüsteform & Kürbiskutschen
03 No risk, no fug
04 Ich habe noch nie …
Über die Autorin:
Sybille Statz, geboren 1989 in Köln, studierte – nachdem sie den Film „Natürlich blond“ sah – Jura zunächst in Bonn und beendete das Studium dann in Köln. Im August 2021 erschien ihr erster Roman „Nachbeben“ beim Franzius Verlag. Sie veröffentlicht außerdem Kurzprosa in Literaturzeitschriften und Anthologien.
Hierunter erschienen u.a. zwei Kurzgeschichten im österreichischen Magazin „Schreib Was“ und eine Geschichte im Story-One-Band „Erzähl mal Berlin“. Die Liebe zum Schreiben begleitete sie immer wieder seit ihrer Schulzeit. Am liebsten schreibt sie Liebesgeschichten, während parallel ein Horrorfilm läuft.
Ein Leben ohne Katzen und 90er-Serien ist für sie nicht vorgesehen.
Für mein Match for Real.
Für dich, Artur.
Ich. Will. Hier. Weg.
Florian sitzt mir seit einer gefühlten Ewigkeit gegenüber und redet über Gott und die Welt. Ich wünschte, ich würde hier bloß von einer Floskel sprechen.
Ich habe während meiner zwei Erwachsenen-Drinks schon viel gelernt: Nicht die H&M-Tüten zerstören unsere Welt, sondern die Kreuzfahrtschiffe! Styropor ist ein Markenname, Schwarz und Weiß sind keine Farben und Kugelfische können sich nur bis zu zehnmal in ihrem Leben aufblasen.
Und so weiter und so fort …
Alles, was mir übrigbleibt, ist weitere zwanzig Mal mit »Ach, tatsächlich?« zu antworten, bis die solidarischen anderthalb Stunden um sind und ich die Biege machen kann.
Während Florian mich teilhaben lässt an seiner jüngsten Selbstdebatte über die Ungerechtigkeit, dass wir Eissorten probieren dürfen, ehe wir uns entscheiden, wir aber in Salatbars das Nachsehen haben, wenn wir das falsche Dressing erwischen, frage ich mich, was ich hier soll.
Florian benötigt offenbar gar keine Zuhörer. Er könnte diesen ganzen Nonsens genauso gut einer Schaufensterpuppe oder den versifften Bierdeckeln vor uns auftischen.
Zugegeben, der Typ ist unglaublich scharf – kaum auszuhalten.
Allein sein Äußeres scheint ihm die Fähigkeit zu verleihen, Mädchen zu kontrollwütigen Furien und Jungs zu unsicheren Angebern werden zu lassen.
Eine sehr große Macht in unserer Swipe-dominierten Welt.
Seine Haare sollten als Zugluftstopper für Türschwellen in harten Wintern vertrieben werden. Durch die Haarpracht einer geklonten Herde Florians hätten alle Alpakas dieser Welt endlich Ruhe vor der Schermaschine.
Florian hat stahlblaue Augen, ein die Zeit anhaltendes Lächeln und ist so groß, dass ich mir vorgestellt habe, wie er mich Huckepack nach Hause trägt. Jeden schlaffen Muskel meines Körpers habe ich gehörig angespannt, um einen schmeichelhafteren BMI vorzugaukeln.
Das war allerdings, bevor er mir seinen Charakter in ungenießbaren Portionen serviert hat.
Bin ich oberflächlich? – Vielleicht.
Doch sind wir das nicht alle? Nur so ein bisschen?
Der erste Anblick – und das sage ich wirklich nicht gern – ist nun mal das Einfallstor zu jedem ersten Date. Top oder Flop? Stellen wir die Stoppuhr auf zwanzig Sekunden oder kommt der Hund auch noch ein paar Stunden ohne uns zurecht?
Nur ein Schnipser entfernt uns vom üblichen Ping-Pong-Spiel in unseren Köpfen: Hegen wir Zweifel oder gehen wir, ohne Fragen zu stellen, aufs Ganze? Weglaufen, verharren oder dahinschmelzen? Heiraten-ficken-töten? Dieser eine Moment, in dem wir aus dem Bauch heraus entscheiden, wie wir jemanden finden, wird von nichts anderem geprägt als Anziehung. Manchmal sind es unterschwellige Dinge, die uns unbewusst davon abhalten, mit jemandem schlafen zu wollen. Das kann die Stimmlage sein, die Körperhaltung, ein Wirbel im Haar, adrige Hände oder die falschen Schuhe. Die Liste ist länger als eine Rolle Klopapier für Riesen.
Ich habe im Fernsehen mal eine Doku gesehen, in der Menschen befragt wurden, welche Strafe sie für Täter, denen Kapitalverbrechen gleicher Art zur Last gelegt wurden, für angemessen halten würden. Den Befragten wurde lediglich ein Foto von den Delinquenten ausgehändigt. Sie kannten weder den genauen Tathergang, noch wurden ihnen Details über die Intentionen oder das soziale Umfeld eröffnet.
Das Ergebnis war erschütternd: Das geforderte Strafmaß wurde bei gutaussehenden Mördern durchschnittlich um ein Drittel niedriger angesetzt als bei den weniger hinreißenden Psychopathen.
Ted Bundy, sag ich nur!
Meine geistigen Ausschweifungen nehmen bizarre Formen an; ich sollte mich mit dem Trinken zurückhalten. Und mit dem Denken, wo wir schon dabei sind.
Ich will nur sagen, Florian sieht fantastisch aus und ich bin wütend.
Mein vernebeltes Urteilsvermögen verdanke ich unserer medialen Hypnose.
Meine von Werbung, Silikon und Photoshop programmierte, nach Sixpacks und Symmetrie gierende Libido war der Grund, dass ich dieser Verabredung zugesagt und nichts auf Florians dämlichen Status bei Matches for Real gegeben habe:
»Keine Angst! Ich bin nicht nur schön, ich bin auch ein guter Zuhörer!«
Offenbar kann Florian sich nicht einschätzen. Doch seien wir mal ehrlich, eine gute Selbstreflexion ist die einzige Eigenschaft, die einen sicher durchs Leben bringt und die man nur schwer erlernen kann – besser gesagt gar nicht.
»Das ist das erste Mal, dass ich in dieser Bar bin.