Aktien kann jeder - Jürgen Schmitt - E-Book

Aktien kann jeder E-Book

Jürgen Schmitt

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Beschreibung

Jürgen Schmitt begeistert täglich Tausende als Anchorman von aktienlust tv und auf Bild.de mit seinen Berichten aus der Welt der Börse und den wichtigsten Neuigkeiten aus Wirtschaft und Politik. Die vielen Erkenntnisse, Tricks und Kniffe aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung an der Börse teilt er nun erstmals auch in Buchform. In seiner unnachahmlich unterhaltsamen Art geht es dabei nicht nur um die graue Theorie von Börsencharts und Geschäftsberichten. Zahlreiche unterhaltsame und überraschende Anekdoten aus der Welt der Finanzen und Schmitts ganz persönliche scharfsinnige Alltagsbeobachtungen machen das Thema Finanzen sofort greifbar und verständlich. Dabei werden einerseits Börsenneulingen die wichtigsten Grundlagen für den ersten Kontakt mit der Welt der Aktien vermittelt, andererseits liefert Schmitt auch alten Hasen spannende Impulse und Analysen und gibt einen Ausblick auf kommende Entwicklungen wie die Rolle von Kryptowährungen und KI. Wer sich langfristig mehr Erfolg an der Börse wünscht, wer wissen möchte, wie sich Risiken minimieren und die größten Chancen erkennen lassen, oder wer herausfinden will, was Forrest Gump mit erfolgreicher Aktienanlage zu tun hat, sollte dieses Buch unbedingt lesen.

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Jürgen Schmitt

Aktien kann Jeder

Vermögensaufbau leicht gemacht!

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Aktien kann jeder

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

1. Auflage 2024

© 2024 by FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,

Türkenstraße 89

D-80799 München

Tel.: 089 651285-0

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers beziehungsweise des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.

Co-Autor: Can Luca Oral

Redaktion: Judith Engst

Korrektorat: Christine Rechberger

Umschlaggestaltung: Marc-Torben Fischer

Umschlagfoto: Claudius Seng

Satz: inpunkt[w]o,Wilnsdorf (www.inpunktwo.de)

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-95972-763-1

ISBN E-Book (PDF) 978-3-98609-485-0

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-98609-486-7

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Vorwort

Teil 1: Die Börse und ihre Dynamik – Über Chancen und Risiken des Aktienmarktes

Aktien kann jeder – Prolog

Augen auf – Nicht nur im Straßenverkehr!

Aktien – nicht mehr als eine Pommesbude?

Technologie-Hype und stabile Dividenden – der Aufbau des eigenen Depots

Das Haus als Aktie der Deutschland AG – Warum wir unsere Sichtweise auf die Börse überdenken sollten

Die Börse – Am Ende eine Frage der Begeisterung

Der Mensch als Herdentier – Wie unsere Natur das Handeln an der Börse beeinflusst

Die zwei Extreme: Was Gier und Angst mit deinem Verhalten als Anleger zu tun haben

Fehler macht jeder – auch ich!

Die Pleite – Warum sie ganz normal ist und was wir aus ihr lernen können

Teil 2: Aktien und die Medien – Warum es wichtig ist, sich und andere für Aktien zu begeistern

Aktien und Medien – ein unzertrennliches Paar?

Darf unser Wissen uns reicher machen? Vom größten Paradoxon im Börsenumfeld

Der Börsenbrief – Abzocke oder sinnvolles Investment?

Aktien und YouTube – geht das?

Ein Mikrokosmos im Mikrokosmos – Wie die Aktienlust zu unserer kreativen Spielwiese wurde

»Aktien kann jeder« – die Rückkehr zum analogen Medium

Teil 3: Und jetzt DU! Mein Guide für DEINE ersten Schritte an der Börse

Wie beginnt DEIN Weg an der Börse?

Schritt 1: Führe eine Bestandsaufnahme durch!

Schritt 2: Finde heraus, welcher Anlegertyp du bist!

Schritt 3: Finde heraus, wie du die Börse in dein Leben integrieren möchtest!

Schritt 4: Eröffne ein gut strukturiertes Depot!

Schritt 5: Führe regelmäßige Depot-Checks durch!

Schritt 6: Richte ein Dividenden-Depot ein!

Schritt 7: Der Weg ist nicht zu Ende – plane dein Leben mit Aktien!

Teil 4: 100 spannende Unternehmen, in die DU investieren könntest!

Die 100

Teil 5: Ausblick – So könnte die Börse in der Zukunft aussehen

Die Börse lebt – auch in der Zukunft?

»Früher war alles besser!« oder unnötige Angst vor Neuem?

Teleportation und fliegende Autos – nur eine Frage der Zeit?

Crypto, Metaverse & Künstliche Intelligenz – lasst uns offen für Neues sein!

Die Börse in hundert Jahren – was erwartet den Menschen in der Zukunft?

Egal, was passiert: Es wird weitergehen

Vorwort

Schon wieder irgendein Börsenbuch, in dem man als Leser angeblich erfährt, wie man möglichst schnell und einfach reich wird. In etwa das werden viele von euch denken, wenn sie jetzt das Buch aufgeschlagen haben und gerade diese Zeilen lesen. Auch ich habe mir die Frage gestellt, ob ich überhaupt ein Buch über die Börse schreiben soll, als man mit dieser Idee an mich herangetreten ist. Hm, dachte ich. Braucht es das wirklich? Denn ganz ehrlich: Ich selbst habe noch kein einziges der vielen Bücher über Anlagestrategien oder Ähnliches gelesen. Warum? Zum einen, weil ich schon immer eher nach dem Motto »Learning by doing« verfahre. Zum anderen, weil ich nicht weiß, was ich da erfahren soll, was mich wirklich weiterbringt. Auch mein Buch wird dir als Leser jetzt nicht sofort verraten, wie du in drei Jahren aus 1000 Euro 100.000 Euro machen kannst. Noch nicht einmal in fünf Jahren! Weil eben niemand in diesem Universum – vielleicht mit Ausnahme des obersten »Manitu« – eine Glaskugel besitzt.

In diesem Buch wirst du auch nichts über Formeln oder fundamentale und technische Analysemethoden lesen, mit denen du deinem künftigen Reichtum auf die Sprünge helfen kannst. Dieses Buch ist kein wissenschaftlich-mathematischer Code, den du nur anwenden musst, um ruckzuck reich zu werden. Das liegt nicht nur daran, dass ich das extrem langweilig fände. Ich glaube schlichtweg nicht daran, dass ein solches Buch oder seine Inhalte langfristig wirklich weiterhelfen würden. Ja, es gibt auch erfolgreiche Trader, die nach dem »goldenen Schnitt«, sogenannten Fibonacci-Retracements, oder wie das ganze Zeugs auch heißt, investieren. Doch der potenzielle Erfolg solcher Methoden hängt halt ausschließlich daran, wie »Börsen-Programmierer« ihre computergesteuerten Handelssysteme eben programmieren. Will ich mich auf so etwas einlassen oder auf so etwas vertrauen? Willst du das? Oder willst du lieber mit einfachen, nachvollziehbaren Überlegungen und Gedanken durchs Leben gehen, die du jederzeit auf die finanzielle Ebene übertragen kannst?

Das war und ist jedenfalls schon immer mein Weg gewesen – und damit bin ich bis heute auch sehr gut gefahren. Für mich heißt es eben nicht nur »Augen auf im Straßenverkehr!«, sondern ebenso »Augen auf!« in Bezug auf Wirtschaft und Börse.

Daher soll dieses Buch dir in erster Linie zeigen, wie es dir gelingen kann, dein eigenes Leben mit der Börse und daher auch mit Anlage-Chancen zu verknüpfen. So wirst du letztendlich nicht nur Erfolg, sondern zudem in allererster Linie Spaß haben. Natürlich erklärt all das noch immer nicht, warum ich mich am Ende wirklich entschieden habe, dieses Buch zu schreiben. Immerhin steckt viel Arbeit und Zeit dahinter, die ich beide übrigens für die mit Abstand kostbarsten Ressourcen auf diesem Planeten halte. Schließlich ist eines gewiss. In spätestens 100 Jahren wird jeder, der jetzt dieses Buch liest, nicht mehr auf der Erde verweilen. Ich schon gar nicht. Umso wichtiger ist es doch, die verbleibenden Jahre möglichst gut und sinnvoll zu gestalten. Und ob man das nun gut findet oder nicht: Geld spielt dabei für uns alle eine nicht ganz unwichtige Rolle.

Wie wir alle wissen, macht Geld allein niemanden von uns nachhaltig glücklich. Daher sollte es auch gar nicht dein Ziel sein, möglichst schnell Millionär zu werden. Deine zentralen Ziele sollten andere sein. Geh einem tollen Beruf nach, der dir Freude bereitet. Pflege die Freundschaften zu Menschen, die dir wichtig sind. Beschäftige dich mit Hobbys, an denen du Spaß hast. Bereise Länder, die du unbedingt einmal gesehen haben willst. Vielleicht erkennst du dein Glück ja irgendwann auch darin, eine Familie zu gründen oder ein eigenes Heim zu beziehen – wer weiß das schon? Was wir wissen: Es gibt viele Dinge, die Menschen glücklich machen können. Geld gehört nicht dazu. Geld ist lediglich das Mittel, das wir benötigen, um uns all diese Wünsche eventuell irgendwann erfüllen zu können. Was wir uns jedoch vor Augen führen sollten: In den meisten Fällen braucht es dazu keine Millionen. Es braucht eine gesunde Basis, die ausreicht, um sorgen- und bedenkenlos leben zu können.

Doch wo genau liegt eine solche Basis? Es gibt Glücksforscher, die sich genau damit beschäftigt haben und zu einer teilweise überraschenden Erkenntnis gekommen sind. Demnach wachse die Zufriedenheit der Menschen mit dem monatlich zur Verfügung stehenden Einkommen bis zu einem bestimmten Kipppunkt, ab welchem die Zufriedenheit wieder abnimmt. Und weißt du was? Diesen Kipppunkt erreichst du nicht erst irgendwo bei 100.000 Euro im Monat. Er befindet sich bereits im Bereich zwischen 5000 und 6000 Euro pro Monat. Wie erklärt sich das? Im Wesentlichen hängt das damit zusammen, dass ein größeres Vermögen auch mit einer größeren Verantwortung einhergeht. Je größer das Vermögen eines Menschen wird, desto größer wird auch die Sorge dieses Menschen, sein Vermögen wieder zu verlieren. Auch nimmt die Vorfreude auf Investitionen ab. Jemand, der erst mal ein paar Monate sparen muss, um sich einen Wunsch zu erfüllen, wird es dann auch entsprechend genießen und wertschätzen, wenn dieser erfüllt wird. Wer sich jedoch ohnehin alles leisten kann, ist schnell satt und der Dinge überdrüssig.

Das gilt natürlich nicht für alle, aber für die meisten. Jeder von uns ist dem Risiko ausgesetzt, irgendwann gesättigt und unzufrieden zu sein, weil keine weiteren Wünsche und Herausforderungen mehr auf uns warten. Daher sollte es auch dein Ziel sein, dir möglichst schnell eine gesunde Basis in deinem Leben zu schaffen und sie zu erhalten. Auf diese Art und Weise wirst du dann in der Lage sein, dir deine eigentlichen Lebensziele und -wünsche möglichst komfortabel und sorgenfrei zu erfüllen – und das, ohne negativen Gefühlen wie Übersättigung und Unzufriedenheit ausgesetzt zu sein. Auf genau diesem Weg soll dir dieses Buch eine Hilfe sein – wobei auch das nicht final erklärt, warum ich dieses »Werk« tatsächlich in die Buchhandlungen der Republik bringen will.

Im Grunde gibt es zwei Aspekte, die mich letztendlich dazu bewegt haben, mich auf das Abenteuer des eigenen Buches einzulassen. Einer davon: die Liebe zum Schreiben. Wenngleich ich nicht Goethe oder Voltaire bin oder mir in irgendeiner Weise anmaße, Schriftstellerqualitäten zu besitzen, genieße ich es durchaus, meinen Gedanken in schriftlicher Form Ausdruck zu verleihen. So nutze ich zum Beispiel meinen Facebook-Account regelmäßig, um auf manchmal auch satirische und sarkastische Weise über unsere Gesellschaft und unsere Politik zu schreiben. Manchmal rege ich mich »offiziell« auf, manchmal bin ich »amüsiert«, manchmal auch »verwirrt«. Und diese geistigen »Ergüsse« haben inzwischen sogar eine kleine Fan-Gemeinschaft, die einfach gern liest, was mir so alles Queres durch die Birne geht.

Der zweite der beiden angesprochenen Aspekte: Ich sehe mit Sorgen auf die Entwicklung in unserem Land. Ja, ich könnte es mir theoretisch einfach machen und auswandern. Doch wohin? Schließlich habe ich noch schulpflichtige Kinder, familiäre Bande und auch einen Bekannten- und Freundeskreis, den ich nicht missen möchte. Und natürlich fühle ich mich auch dort emotional zu Hause, wo ich eben zu Hause bin. Zudem bin ich tief in meinem Herzen Optimist und glaube fest daran, dass wir in Deutschland auch wieder Boden unter die Füße kriegen und in die Erfolgsspur zurückkommen. Doch dazu bedarf es nicht nur einiger Reformen und einer wieder stärkeren Fokussierung auf unsere Wirtschaft. Nein, nötig ist auch ein neues Denken über die Altersvorsorge und somit im Wesentlichen über Aktien.

Aktien sind hierzulande noch immer eine Randerscheinung. Gerade einmal rund 18 Prozent der Bevölkerung halten direkt oder über irgendwelche Vehikel Anteile an Unternehmen. Viele davon unwissentlich. Und wenn sie es wüssten, würden sie schleunigst zusehen, diese Anteile wieder in Geldwerte zu wechseln. Ganz anders ist hingegen die Einstellung und auch Beziehung zu Aktien in anderen Ländern. In den USA setzen über 50 Prozent der Bürger nicht nur bei der Altersvorsorge auf Aktien, sondern auch für ihren Wohlstand, ein passives Einkommen über Dividenden (Ausschüttungen) etc. Da müssen wir auch hinkommen, denn schon heute platzt unser Sozialstaat aus allen Nähten. Somit wird der Staat über Rentenzahlungen immer weniger in der Lage sein, seinen Bürgern im Alter ein komfortables Auskommen zu ermöglichen.

Daher solltest auch du so früh wie möglich selbst ein Aktien-Depot aufbauen. Denn Aktien kann jeder. Genau das will und werde ich in diesem Buch aufzeigen. Man muss dazu keineswegs schon vermögend sein. Selbst Schüler und Studenten können zumindest die ersten Schritte machen, um sich aus eigener Kraft selbst eine finanzielle Basis zu schaffen, dieses fantastische und wunderbare Leben auch ausleben und genießen zu können. Wenn du also darüber nachdenkst, selbst an der Börse tätig zu werden, oder sogar schon erste Schritte in die Richtung unternommen hast, wird dieses Buch dir eine große Hilfe dabei sein. Davon bin ich fest überzeugt.

Teil 1:

Die Börse und ihre Dynamik – Über Chancen und Risiken des Aktienmarktes

Aktien kann jeder – Prolog

Über Geld spricht man nicht. Zumindest ungern. Es gibt kaum ein Credo, das so tief in unserer Gesellschaft verankert ist wie dieses. Dies liegt zum einen daran, dass wir in einer Neidgesellschaft leben, wird aber sicherlich auch etwas damit zu tun haben, dass der Umgang mit Geld grundsätzlich ein sensibles Thema ist. Und das gilt nicht nur für die klassische Mitte der Gesellschaft. Auch im Börsenumfeld, in dem ich mich seit Jahrzehnten aufhalte, ist die Vorstellung bis heute noch allgegenwärtig, Geld wäre ein Tabu. Man spricht nicht wirklich darüber, meidet das Thema, geht ihm stellenweise sogar aus dem Weg. Auch ich versuche, sehr bewusst mit den Themen Geld, Aktien und Börse umzugehen. So würde ich beispielsweise nie auf die Idee kommen, mein Engagement an der Börse aktiv in einer Freundschaft anzusprechen oder gar mit Tipps oder Ratschlägen auf Freunde zuzugehen. Wer will schon in seiner Freizeit von seinen Freunden mit Ratschlägen rund um die Börse genervt werden? Dementsprechend war und bin ich auch sehr froh darüber, dass es in meinem Freundes- und Bekanntenkreis eigentlich kaum jemanden gab, der von mir jemals irgendwelche Tipps zu seinen Investments haben wollte. Diese gebe ich nämlich grundsätzlich eher ungern. Wozu auch? Die Börse ist kurzfristig schlichtweg nicht kalkulierbar und das Risiko ist einfach zu hoch, eine Freundschaft durch einen Ratschlag zu belasten, der im Nachhinein nicht im gewünschten Gewinn resultiert. Somit verfahre ich im Hinblick auf meinen Umgang mit dem Thema Börse in Freundschaften eigentlich schon immer nach einem ganz speziellen Credo: Ich beantworte gerne Fragen und berichte von Erfahrungen, verzichte jedoch bewusst auf gezielte Tipps oder leere Versprechungen.

******

Diese Einstellung, Börse und Finanzen nicht zum Thema in Freundschaften zu machen, habe ich mir bereits vor einiger Zeit angeeignet. So erinnere ich mich beispielsweise noch sehr genau daran, dass ich schon vor der Jahrtausendwende eher ungern Ratschläge rund um das Thema gegeben habe. Glücklicherweise war es damals aber ohnehin so, dass das Thema Börse für den größten Teil der Gesellschaft keine Rolle spielte. Es gab zwar bereits erste Magazine, die man hätte kaufen können, doch allein dadurch, dass sich in TV, Radio und Printmedien niemand so recht für das Thema zu interessieren schien, existierte eigentlich kaum ein alltäglicher Zugang zu relevanten Informationen. Vielmehr war die Börsenwelt ein in sich geschlossener Mikrokosmos, mit dem sich trotz des sich anbahnenden Höhepunkts der damaligen Börsenblase rund um die Jahrtausendwende nur die Menschen auseinandersetzten, die sich aktiv dazu entschieden hatten. Vor allem jüngere Leute hatten zu Beginn der Neunziger noch verstärkt den Eindruck, dass Börse eher eine Sache für Vermögende war, für die sie sich nicht zu interessieren brauchten. Ein großer Teil dieser jungen Leute wird sich vermutlich gar nicht mit dem Thema befasst haben, bis die Deutsche Telekom 1996 mit Tatort-Kommissar Manfred Krug als Werbegesicht an die Börse ging und für ein großes Medienecho sorgte. Auch in meinem privaten Freundeskreis war ich zu dieser Zeit immer der einzige gewesen, der sich für Aktien und Investments interessierte. Der Rest meiner Freunde bekam zwar mit, dass ich mich damit auseinandersetzte, hatte dies aber nie wirklich verstanden oder hinterfragt. Umso einprägsamer war es, als rund um die Jahrtausendwende Joachim, ein guter Freund von mir, mit einem börsenbezogenen Anliegen auf mich zukam.

»Jürgen, ich spreche ja sonst nicht so mit dir darüber, würde jetzt aber auch mal gerne in Aktien investieren. Hast du da Tipps für mich?«

Zum damaligen Zeitpunkt wunderte es mich sehr, dass ausgerechnet Joachim mit einem solchen Anliegen auf mich zugekommen war. Ich kannte Joachim sehr gut, da wir schon zu Jugendzeiten gemeinsam um die Häuser gezogen waren, und ich wusste, dass er mit dem Thema Börse bis dato rein gar nichts am Hut gehabt hatte. Joachim war Handwerker, leitete seinen eigenen Elektrofachbetrieb und war von Haus aus ein eher konservativer, sparsamer Typ, der auf mich nie den risikofreudigsten Eindruck gemacht hatte. Dass ausgerechnet er nun mit dem Gedanken spielte, in Aktien zu investieren, empfand ich beinahe als Warnsignal, welches mir verdeutlichte, welche Ausmaße der Börsen-Boom inzwischen angenommen hatte. So nach dem Motto: Wenn DER sich jetzt schon dafür interessiert, muss es echt in der breiten Masse angekommen sein. Gleichermaßen amüsiert wie überrascht reagierte ich also zunächst auf Joachims Anliegen.

»Ach so, du willst investieren? Ja, da kommst du aber früh drauf!«

Ich erklärte Joachim, dass es vermutlich keinen viel schlechteren Einstiegszeitpunkt gebe als jenen, den er sich ausgesucht hatte, und versuchte ihn dafür zu sensibilisieren, was ein Investment an der Börse zu diesem Zeitpunkt bedeuten würde.

»Pass auf. Wenn du investieren möchtest, dann nur, wenn du wirklich Geld übrig hast. Geld, auf das du verzichten kannst. Zehn Jahre, vielleicht sogar fünfzehn Jahre. An der Börse zählt Langfristigkeit. Da kannst du nicht mal eben innerhalb von ein paar Jährchen ein Vermögen aufbauen.«

Wenn ich dann doch mal Tipps gebe, ist dies bis heute einer der ersten Hinweise, den Freunde und Bekannte von mir hören. Es ist wichtig zu verstehen, dass der Handel mit Aktien kein kurzfristig kalkulierbares Geschäft ist, das dich innerhalb weniger Monate reich macht. Wer wirklich an die Börse gehen möchte, sollte stets nur mit Geldern hantieren, auf die er notfalls auch auf unabsehbare Zeit verzichten kann. Auf diesen Tipp werde ich im weiteren Verlauf dieses Buches immer wieder zurückkommen. Trotz meines Versuches, ihn für die Risiken zu sensibilisieren, die der Börsenmarkt zum damaligen Zeitpunkt mit sich brachte, ließ Joachim nicht locker – er wollte unbedingt investieren. Ich beschloss, ihm zumindest einen groben Ratschlag mit auf den Weg zu geben.

»Alles klar, pass auf: Wir haben hier ja Börsenbriefe, wir haben Depots. Es sind Aktien, die wir da auf dem Schirm haben. Ich will keine konkreten Empfehlungen aussprechen, aber wenn du unbedingt investieren willst – orientiere dich daran.«

So hatte ich meinem Freund zwar keinen konkreten Tipp zum Anlegen gegeben, wusste aber, dass die Quellen, mit denen er sich auseinandersetzen würde, immerhin solche waren, hinter denen ich guten Gewissens stehen konnte.

******

Erwartungsgemäß blieb unsere Konversation rund um Joachims Anlagepläne bis auf Weiteres das letzte unserer Gespräche, in dem die Börse auf irgendeine Art und Weise konkret thematisiert wurde. Weder kam Joachim noch einmal mit der Bitte nach Ratschlägen auf mich zu, noch informierte er mich darüber, ob er sich in Folge unseres ersten Gesprächs für oder gegen ein Investment entschieden hatte. Unsere Freundschaft hingegen ging einfach ganz normal weiter – so, als hätten wir uns nie wirklich über das Thema unterhalten. Umso überraschter war ich, als Joachim mich im Jahre 2016 anrief und mich auf das Anliegen ansprach, mit dem er geschlagene 16 Jahre zuvor auf mich zugekommen war. Er erzählte mir, dass er infolge unseres Gesprächs ein Depot bei der Comdirect Bank eröffnet, dieses aber völlig vernachlässigt hatte, nachdem kurz darauf alles in sich zusammengekracht war. Einige Jahre später war dann der postalische Informationsweg seitens der Banken eingestellt und durch elektronische Kommunikationswege ersetzt worden. Dadurch hatten auch die jahrelang genutzten TAN-Listen ihre Gültigkeit verloren. Aus diesem Grund hatte Joachim dann offenbar endgültig aufgehört, sich um die 10.000 Euro zu scheren, die er damals in das Depot gesteckt hatte. Aus den Augen, aus dem Sinn, sozusagen. Nun wollte er von mir wissen, ob es sich nicht doch vielleicht lohnen würde, die Mühen auf sich zu nehmen, die nötig sein würden, um sich für einen neuerlichen Zugang zu seinem eigentlich längst vergessenen Depot zu registrieren. Da er mir bis hierhin nie von seinem Investment erzählt hatte, musste ich natürlich zunächst in Erfahrung bringen, welche Aktien in besagtem Depot lagen.

»Na, ob sich das lohnt, kommt natürlich ganz darauf an, was für Aktien du damals gekauft hast.«

»Du, das weiß ich natürlich nicht mehr so ganz genau, ich habe da ja auch jahrelang keine Infos bekommen. Das waren auf jeden Fall zehn Aktien. Nokia. Cisco. Amazon …«

Ich wartete gar nicht erst ab, ob er sich an weitere der Aktien erinnern konnte, und schritt sofort ein. Allein auf der Basis meiner eigenen Erfahrung mit den entsprechenden Unternehmen hatte ich schon genug gehört.

»Also, wenn du damals wirklich Amazon gekauft hast, solltest du deine Zugänge unbedingt mal reaktivieren.«

Es dauerte knapp 14 Tage, bis mich ein völlig überraschter Joachim erneut anrief, um mir vom Resultat seiner Bemühungen zu erzählen. Offenbar war knapp die Hälfte der Aktien, in die er 16 Jahre zuvor investiert hatte, gar nicht mehr existent, da die zugehörigen Unternehmen inzwischen aufgekauft worden waren oder im Laufe der Jahre Insolvenz angemeldet hatten. Zwei weitere hatten sich leicht ins Minus begeben, zwei konnten kaum bemerkbare Gewinne verzeichnen. Wie von mir erwartet war es jedoch die Amazon-Aktie, die so stark gestiegen war, dass die 10.000 Euro, die Joachim ursprünglich investiert hatte, inzwischen einen Gegenwert von beinahe 17.000 Euro hatten. Ein Umstand, der Joachim, welcher sich noch daran erinnern konnte, dass der Wert des Depots während des großen Crashs zwischenzeitlich auf unter 1000 Euro gesunken war, völlig überraschte. Er erzählte mir, dass er eigentlich nur vorgehabt hatte, seinen fünfzigsten Geburtstag ein wenig größer zu feiern und dazu die paar Euros, die er noch in seinem Depot vermutete, zusammenkratzen wollte, nun aber unsicher sei, ob er überhaupt verkaufen solle oder nicht. Ich erwiderte, dass ich fest davon überzeugt sei, dass Amazon weiter steigen würde, es aber letztendlich darauf ankomme, ob er das an das Depot gebundene Geld in naher Zukunft brauche oder nicht. Um ehrlich zu sein, weiß ich bis heute gar nicht, welche Teile des Depots Joachim schlussendlich verkaufte. Denn wie bereits beim letzten Mal sollte es auch diesmal einige Zeit dauern, bis Aktien und Investments in unseren Gesprächen wieder eine Rolle spielten. So ist es gar nicht mal so lange her, dass Joachim bei einem unserer Treffen sein Bedauern darüber äußerte, die Amazon-Aktie, die inzwischen natürlich weiter gestiegen war, nicht länger in seinem Depot behalten zu haben.

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Im Grunde bildet die Geschichte meines Jugendfreundes Joachim, der zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt eingestiegen war und trotz zwischenzeitlichem Börsencrash mit einem Gewinn aus seinem Investment ging, genau das ab, was ich eigentlich jedem, mit dem ich mich über die Börse unterhalte, auf den Weg geben möchte: Aktien kann jeder. Egal, wie du denkst. Egal, wie du drauf bist. Egal, wann du damit anfängst. Das gilt auch für dich als Leser dieses Buches. Solange du die nötige Geduld aufbringst, dich mit der Thematik auseinanderzusetzen und sie zu verstehen, wird dich ein Engagement an der Börse langfristig nicht unglücklich machen. Im Hinblick auf Joachim und seinen Umgang mit meinem Engagement an der Börse bleibt final hingegen nur eines zu sagen: Wir sprechen zwar immer noch nicht darüber, doch er nimmt mich inzwischen ernster.

Augen auf – Nicht nur im Straßenverkehr!

Wenn du wirklich das Ziel hast, langfristigen Erfolg an der Börse zu haben, wirst du dir früher oder später ein ausreichendes Verständnis für Aktien und ihre Eigenarten aneignen müssen. Auf dem Weg dorthin gelangst du beinahe automatisch an den Punkt, an dem du beginnst, dich mit den größten Erfolgsgeschichten der Börsenhistorie auseinanderzusetzen. Denn genau das ist ja eine der Fragen, die sich jeder, der sich mit Börse auseinandersetzt, irgendwann stellen wird: Was sind denn überhaupt die erfolgreichsten Aktien? Schaut man sich Listen der erfolgreichsten Aktien genauer an, kristallisiert sich schnell heraus, dass sie eigentlich immer von Unternehmen sind, die das gesellschaftliche Leben entscheidend prägen. Egal, ob wir über Getränkehersteller wie Coca-Cola, Fast-Food-Ketten wie McDonald’s oder Beauty-Konzerne wie L’Oréal sprechen. Sie alle haben eine zentrale Gemeinsamkeit: Sie bieten uns Zugang zu Produkten, die wir im Alltag täglich nutzen, täglich konsumieren. Produkte, die auf die eine oder andere Art nicht entbehrlich sind und somit auch in Krisenzeiten nicht untergehen. Im Gegenteil: Die Unternehmen, mit denen wir im Leben am meisten zu tun haben, sind letztendlich auch deshalb die erfolgreichsten und wertstabilsten Unternehmen, weil sie Krisenzeiten nicht nur überleben, sondern sogar als Gewinner daraus hervorgehen. Wenn wir uns beispielsweise mit Inflationsprozessen befassen, die uns ja gerade innerhalb der letzten Jahre permanent begleitet haben, ist es grundsätzlich so, dass die größten, erfolgreichsten Unternehmen mit der Inflation gar nicht zu kämpfen haben. Dafür können sie viel eher die Preise anheben als Hersteller, die keine bekannten und beliebten Marken haben. Bleiben wir bei einem der Beispiele, die ich bereits aufgeführt habe. Vor wenigen Jahren kostete das berühmte Big-Mac-Menü bei McDonald’s noch 7,99 Euro. Einige Zeit später waren es 8,99 Euro, inzwischen bereits knapp über 10 Euro. Und dennoch rennen die Leute weiterhin in die Burgerläden und bestellen es. Weil sie es schon kennen, sich bereits daran gewöhnt haben. Weil es schnell geht. Weil sie wissen, was sie für ihr Geld bekommen. Und weil es letztendlich immer noch günstiger und komfortabler ist, als in ein herkömmliches Restaurant zu gehen und über 20 Euro für ein Mittagessen zu bezahlen. Für McDonald’s selbst bedeutet dies dann nicht nur höhere Gewinne, sondern auch eine gewisse Stabilität an der Börse. Eine Stabilität, die jedoch nicht immun gegen Schwankungen ist. Dass auch die besten Aktien in ihrem Kurs schwanken, ist ein natürlicher Prozess und in keiner Weise ein Geheimnis. Somit kann und wird es auch passieren, dass Menschen, die sich auf die prägendsten und erfolgreichsten Unternehmen unserer Zeit konzentrieren, Kurseinbrüche miterleben. Doch langfristig ist es eben genau die Konzentration auf diese erfolgreichen und prägenden Unternehmen, die über Jahre hinweg zum Aufbau von Vermögen führt. Denn eins sollte ohnehin jedem bewusst sein: Verluste sind erst dann Verluste, wenn sie durch einen Verkauf realisiert werden. Doch dazu später mehr.

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Ausgehend von der Annahme, dass jene Unternehmen, die das alltägliche Leben am meisten prägen, die sind, die an der Börse langfristig Vermögen schaffen, stellt sich natürlich die Frage, woran wir diese Unternehmen möglichst frühzeitig erkennen. Eine zentrale Problematik besteht hierbei darin, dass die meisten Leute ihr Leben leben, ohne dabei einen Bezug zur Börse zu haben, ohne sich darüber Gedanken zu machen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Börse im Leben der meisten Menschen schlichtweg keine wichtige Rolle spielt. Wozu solltest du dir auch über etwas Gedanken machen, mit dem du im Alltag gar nicht in Berührung kommst? Mein Leben war hingegen schon immer geprägt davon, dass ich mich auch in meinem alltäglichen Handeln aktiv nach neuen Trends umgesehen habe. Trends, die ich im Nachgang auf börsenrelevante Fragen untersuchen konnte: Wie langfristig ist der Trend? Gibt es da Unternehmen, in die sich investieren ließe? Dabei war es auch egal, in welchem Lebensbereich der jeweilige Trend stattfand. Essen, Trinken, Sport, Freizeit, Konsum – scheißegal. Sehr häufig bin ich dabei in Situationen auf Trends gestoßen, die mit dem Thema Börse auf den ersten Blick nicht viel zu tun hatten. So zum Beispiel im Jahr 1994. Ich war mit meiner damaligen Freundin, die inzwischen meine Ehefrau ist, ins Kino gegangen, wo wir uns einen kürzlich erschienenen Film ansehen wollten. Eine Situation, wie sie so gut wie jeder schon einmal erlebt hat. Die meisten Menschen würden aber kaum auf die Idee kommen, in einer solch alltäglichen Situation irgendeine Art von Börsenrelevanz zu erkennen. Wieso auch? Du gehst ja nicht ins Kino, um dir eine Inspiration für deine nächsten Investments einzuholen, oder? Du willst ja einen Film sehen. Dennoch existiert diese Börsenrelevanz in nahezu jedem Film, den du dir im Kino ansehen kannst. Bei dem Film, den meine Frau und ich uns ansahen, handelte es sich um Forrest Gump – ein Film, welcher in meinen Augen das beste Beispiel dafür ist, dass jedem Menschen börsenrelevante Chancen im Alltag auf dem Silbertablett serviert werden. Um genau zu sein, beinhaltet der Film gleich zwei Szenen, in die man bei genauerer Betrachtung Börsenrelevanz hineininterpretieren kann. In der ersten der beiden Szenen erhält Forrest Gump, der im Film von Tom Hanks gespielt wird, einen Schuhkarton, in dem sich neue Turnschuhe der Marke Nike befinden. Auffällig hierbei: die Inszenierung der Schuhe, während der Hauptcharakter sie auspackt. Das auffällige, rote Logo auf den Schuhen selbst, der geschwungene »NIKE«-Schriftzug auf dem Karton: Bilder, die im Kopf bleiben. Du gehst nach dem Film aus dem Kino und erinnerst dich noch ganz genau daran, wie der Schuh aussah, den der Hauptcharakter in einer der Schlüsselszenen in der Hand hielt. Und zack – ist Nike in deinem Kopf. Ähnlich verhält es sich mit der zweiten Szene, die ich im Kopf habe – wobei sie sogar einen expliziten Bezug zur Börse aufweist. Wer den Film gesehen hat, wird sich denken können, dass ich auf die Szene anspiele, in der ein Brief des heutigen Technik-Giganten Apple geöffnet wird und wenig später der Witz gemacht wird, Forrest habe in »irgendwas mit Obst« investiert. Auch in diesem Fall äußert sich die Börsenrelevanz wieder visuell: das bunte Apple-Logo auf dem Brief wird gekonnt in Szene gesetzt, seine Einzigartigkeit durch den Obst-Witz sogar explizit hervorgehoben. Der Effekt: Obwohl Nike und Apple 1994 noch weit von ihrem heutigen Standing entfernt waren, wusste plötzlich jeder Kinobesucher von ihrer Existenz. Ein Umstand, der ob der damaligen Ausgangslage beider Unternehmen nicht zu unterschätzen ist. Während Nike damals noch eine aufstrebende Sportartikelmarke war, die vor allem in den USA sehr beliebt war, konnte man Apple bereits als etabliertes Unternehmen bezeichnen, welches in gewisser Weise schon ein Star an der Wall Street war. Zwar gab es noch keine iPhones, allerdings grenzte sich Apple bereits damals durch Innovation von anderen Computerherstellern ab. Die Geräte waren schicker, stylischer und anwenderfreundlicher, außerdem wurde bereits früh auf eine komfortable Einbindung ins eigene Geräteuniversum gesetzt. Durch die Platzierung in Forrest Gump wurden beide Unternehmen dann einem deutlich größeren Publikum vorgeführt. Einem Publikum, das natürlich auch eine ganze Menge potenzielle Investoren beheimatete – die breite Masse, sozusagen. Wirklich jeder, der Forrest Gump damals im Kino gesehen hatte, hätte den Kinosaal theoretisch mit der Idee verlassen können, nun selbst einmal in »Obst« und Turnschuhe zu investieren. Und jeder, wirklich jeder, hätte diese Idee auch in die Tat umsetzen und das eigene Leben damit für immer verändern können. Denn wer 1994 nach einem Kinobesuch ein paar Tausend Euro in Turnschuhe und »Obst« gesteckt hat, wird im Falle von Nike bis heute an die 50.000 Dollar gemacht haben, bei Apple eben eine Million. Die Crux ist, dass nur die wenigsten auf die Idee kamen, genau das zu tun.

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Selbstverständlich wird sich nicht jeder Kinobesuch als Inspirationsquelle für die nächste Investition an der Börse erweisen. Das soll er aber auch gar nicht. Vielmehr soll die Geschichte rund um Forrest Gump veranschaulichen, wie alltäglich die Situationen sind, in denen man mit börsenrelevanten Trends konfrontiert werden kann. Und was 1994 galt, gilt auch noch heute: Wer mit offenen Augen durchs Leben geht und lang anhaltende Trends frühzeitig erkennt, kann und wird langfristig davon profitieren. Meine konkrete Empfehlung lautet also: Beobachte deine Umgebung! Anfangen solltest du dabei im besten Fall bei jungen Menschen. Denn es sind die jungen Menschen, die in den nächsten Jahren den gesellschaftlichen Konsum prägen und dadurch mitbestimmen werden, was langfristig erfolgreich sein wird und was nicht. Auch deshalb beobachte ich beispielsweise das Konsumverhalten meiner Kinder besonders aufmerksam. Und dieses unterscheidet sich vor allem dadurch vom Konsumverhalten meiner Generation, dass es deutlich stärker digital geprägt ist. Das fängt schon auf einer ganz alltäglichen Ebene an: der des Fernsehens. Anders als noch vor einigen Jahren spielt das klassische Live-Fernsehen im Leben von Kindern und Jugendlichen praktisch gar keine Rolle mehr. Wenn es nicht gerade um Sportveranstaltungen geht, die eben zu bestimmten Uhrzeiten live ausgestrahlt werden, setzt sich keins meiner Kinder vor den Fernseher, weil um 20:15 Uhr irgendwas beginnt. Völlig egal, ob es sich dabei um eine Reality Show, eine Serie oder was auch immer handelt. Stattdessen haben sie sich im Laufe der letzten Jahre das Streamen von Inhalten angeeignet. Auch haben sie gelernt, Dinge bei YouTube zu suchen. Hat man sich Wissen früher noch über themenspezifische Bücher oder TV-Formate angeeignet, reicht nun die Eingabe weniger Schlagworte in die YouTube-Suchleiste, um rasant schnell Zugriff auf ein schier unendliches Arsenal an Inhalten zu erlangen. Um erneut ein Beispiel aus meinem Privatleben zur Veranschaulichung anzuführen: Mein Sohn angelt gerne, schaut sich dementsprechend regelmäßig Videos zum Thema Angeln auf YouTube an. Meine Tochter spiegelt dieses Verhalten in Bezug auf andere Themenbereiche. Das klassische Fernsehen spielt in unserem Haushalt derweil gar keine Rolle mehr, es wurde vollständig verdrängt. Und da endet der Bereich, den eine einzige Plattform wie YouTube theoretisch abdecken könnte, ja noch nicht einmal. Online-Suchmaschinen wie YouTube oder Google sind schuld daran, dass viele Dinge, die vor einigen Jahren noch ganz normal für uns waren, großen Teilen der Gesellschaft inzwischen beinahe völlig egal sind. Ich meine, wer schaut denn heutzutage noch in eine Bedienungsanleitung, wenn es mal ein Problem mit irgendeinem Haushaltsgerät gibt? Richtig, kaum jemand. Stattdessen werden einfach ein paar Schlagworte wie »Waschmaschine klemmt was tun« bei YouTube oder Google eingetippt und das Problem wird auf diese Weise gelöst. Der Trend zeigt also: Die Menschen streben danach, ihr Leben digital begleiten zu lassen. Ausgehend von diesen Beobachtungen stellt sich natürlich die Frage, welche Unternehmen es im direkten Zusammenhang zu diesem Phänomen genauer zu durchleuchten gilt. Hierbei stößt neben den etablierten Streaming-Plattformen wie YouTube, Netflix und Co. vor allem Meta ins Auge. Meta vereint mit Facebook, Instagram und WhatsApp gleich drei der relevantesten Schauplätze der digitalen Welt, hat inzwischen weltweit über drei Milliarden Nutzer. Drei Milliarden Nutzer, die regelmäßig Zeit auf einer der besagten Plattformen verbringen. Da muss man sich ja nur einmal ausrechnen, was passiert, wenn das Unternehmen irgendwann anfängt, diese Nutzer über Abo-Modelle oder andere kostenpflichtige Features zu monetarisieren. Und da müssen wir ja noch nicht davon sprechen, dass irgendeine der Apps plötzlich einen hohen Fixpreis bei der Anmeldung berechnet. Stellen wir uns einfach mal vor, Meta würde damit beginnen, Whatsapp nur als Teil eines Abos anzubieten, das dich 99 Cent pro Monat kosten würde. Selbst wenn daraufhin die Hälfte aller Kunden wegbrechen würde, würden die knapp 12 Euro Umsatz, die Meta jährlich mit jedem verbleibenden Kunden generieren würde, sich zu einer nicht unerheblichen Summe aufsummieren. Dass sich ein solch plötzlich erfolgender Zuwachs auch auf den Kurs der Meta-Aktie auswirken würde, sollte klar sein. Das Beispiel Meta zeigt: Auch in Zeiten der Digitalisierung kommen wir täglich mit Eindrücken und Inspirationsquellen in Berührung, die eine gewisse Börsenrelevanz mit sich bringen. Die Art der Inspiration mag sich dabei stetig verändert haben, der grundlegende Prozess bleibt jedoch der gleiche. Die Möglichkeiten, die 1994 für manche Menschen aus einem Kinobesuch resultierten, können heute aus der Beobachtung jüngerer Mitmenschen oder der Beschäftigung mit dem eigenen Konsumverhalten resultieren. Die Inspirationsquellen existieren also noch immer. Man muss sie nur als solche wahrnehmen.

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Viel wichtiger als das bloße Erkennen eines börsenrelevanten Trends ist es derweil, den jeweiligen Trend entsprechend einzuordnen. Hierbei halte ich vor allem die Faktoren Dauerhaftigkeit und Langlebigkeit für essenziell wichtig. Es bringt nichts, einen Trend zu erkennen und langfristig in diesen zu investieren, wenn er sich im Nachhinein nur als Modeerscheinung erweist, für die sich nach kurzer Zeit niemand mehr interessiert. Deshalb sollte man sich nach dem Identifizieren eines möglicherweise börsenrelevanten Trends auch nicht kopflos in voreilige Investments stürzen, sondern sich immer die Frage stellen, wie lange er voraussichtlich noch überleben wird. Wer zu der Erkenntnis gelangt, dass es sich beim entsprechenden Produkt lediglich um eine kurzweilige Modeerscheinung handelt, kann die betreffende Aktie zwar zum Traden (also einem kurzfristigen Handel) verwenden, sollte jedoch darauf verzichten, durch große Investitionen auf langfristige Gewinne zu spekulieren. Denn allein die jüngste Vergangenheit hat vermehrt bewiesen, wie schnell auch börsenrelevante Trends wieder in der Versenkung verschwinden können. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist das US-amerikanische Unternehmen Peloton Interactive, das vor allem für seine Fitness-Bikes bekannt ist. Als 2020 kurz nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie weltweit Lockdowns ausgerufen und Fitnessstudios geschlossen werden mussten, waren genau diese Fitness-Bikes von einem Moment auf den anderen in aller Munde. Denn die Leute wollten ja dennoch weiter Sport machen. Plötzlich kauften also alle diese Home-Räder und die Peloton-Aktie ging durch die Decke. Erfahrene Investoren hätten an diesem Punkt bereits die nötige Weitsicht gehabt, um zu erkennen, dass der Peloton-Hype nicht lange andauern würde. Denn kaum wurden in den Folgejahren die Corona-Maßnahmen gelockert, wollten die Menschen wieder in Fitnessstudios oder auf dem herkömmlichen Fahrrad raus in die Natur. Den Markt für Peloton-Räder wird es natürlich weiterhin geben, doch der Hype, den das Unternehmen zu Beginn der Pandemie erlebt hatte, wird so schnell wohl nicht mehr erreicht werden. Selbstverständlich lässt sich diese Analogie auch auf Positivbeispiele übertragen. Bleiben wir mal bei zwei Konstanten, auf die ich mich bereits im Vorfeld bezogen habe: Smartphones und Hamburger. Oder noch ein bisschen spezifischer: Apple und McDonald’s. Möchte man die Langlebigkeit dieser beiden Unternehmen beurteilen, muss man sich vor allem eine zentrale Frage stellen: Werden die Menschen auch in zehn Jahren noch Smartphones benutzen und Burger und Fritten essen? Ich sage: ja. Gerade in Bezug auf Smartphones bin ich mir sehr sicher, dass wir noch ziemlich lange solche Geräte nutzen werden. Selbst wenn es Apple wirklich gelingen sollte, VR-Brillen zum Massenprodukt zu machen, wäre ich mir nicht sicher, ob eine solche Brille das Smartphone ersetzen könnte. Ähnlich verhält es sich mit dem Mittagessen bei McDonald’s. Sollte es den Klima-Klebern aus irgendeinem Grund gelingen, innerhalb des nächsten Jahrzehnts den Verzehr von Rindfleisch zu verbieten, so würde selbst dies nicht das Ende von Schnellrestaurants wie McDonald’s bedeuten. Zu häufig hat das Unternehmen in der Vergangenheit bewiesen, dass es auf Veränderungen und Trends reagieren und beispielsweise mit der Einführung veganer Ersatzprodukte mit der Zeit gehen kann. In meinem spezifischen Szenario würden die Menschen dann eben keine Hamburger aus Rindfleisch mehr bei McDonald’s essen, sondern Ersatzprodukte aus Mais, Kichererbsen oder irgendeinem anderen Gemüse. Weil es immer noch mehr oder weniger günstig ist. Weil es immer noch schnell geht. Und weil die jahrelange Gewohnheit dafür gesorgt hat, dass du immer noch das Gefühl hast, dass du in egal welcher Filiale weißt, was du für dein Geld bekommst. Was ich mit alldem sagen möchte: Aktien kann nicht nur jeder, Aktien begegnen auch jedem im Alltag. Es muss dir nur gelingen, diese Begegnungen als solche wahrzunehmen. Wer in einen McDonald’s geht, um einen Burger zu essen, wird dort auch nur einen Burger essen. Nicht mehr und nicht weniger. Wer die Filiale jedoch mit einem offenen Auge für das Unternehmen und seine Rolle an der Börse betritt, wird dieses Wissen irgendwann für sich nutzen können. Ich kann dir also nur raten: Achte darauf, was du trägst, was du nutzt, was du konsumierst. Achte darauf, was deine Kinder, deine Familie, deine Freunde konsumieren. Mach den Kühlschrank auf und schaue dir die Produkte an, die sich darin befinden. Achte darauf, welche Unternehmen und Produkte die Massen elektrisieren. Halte die Augen offen – nicht nur im Straßenverkehr.

Aktien – nicht mehr als eine Pommesbude?