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Begeisterung wecken am Aktionstablett und Ihr Kind spielerisch gezielt fördern Die kindliche Entwicklung – ein unendlich spannendes Thema, das leider auch immer komplexer und problembehafteter zu werden scheint. 25% der Kinder in deutschen Ballungszentren haben eine diagnostizierte Lese-Rechtschreib-Schwäche, 38% leiden gar an psychosomatischen Erkrankungen - Zahlen, die aufmerksamen und fürsorglichen Eltern die Haare zu Berge stehen lassen. Denn schließlich wollen Sie alle nur Eines: Dass Ihre Kinder optimal für dieses Leben gewappnet sind – und genau dies scheint aber immer schwieriger zu erreichen. Wenn Sie als Eltern nun von den gleichen Sorgen geplagt werden, können Sie Mut fassen. Auch heute, in unserer beschleunigten und ständig komplexer werdenden Welt, gibt es stabile Parameter und verlässliche Methoden – eine besonders wirkungsvolle ist das Aktionstablett! Simpel, unendlich vielfältig, motivierend und immer aufs Neue eine vergnügliche Herausforderung für Ihr Kind. Und das Beste: Sie müssen nicht Pädagogik studiert haben, um erkennen zu können, worauf es bei der Förderung Ihres Kindes ankommt und wie Sie dies spielerisch, leicht und freudvoll in die Tat umsetzen können. In diesem Buch finden Sie alles, was Sie wissen müssen, um Ihr Kind mit dem Aktionstablett individuell, altersgerecht und seinem ganz persönlichen Entwicklungsstand entsprechend zu fördern: Pädagogisches Hintergrundwissen: Wie verläuft die geistige Entwicklung des Kindes, welche Besonderheiten bringen die unterschiedlichen Stufen mit sich und wie können Sie als Eltern dies mitverfolgen und einschätzen? Welches Kind braucht wann was? Finden Sie heraus, welche Lernaufgaben Ihr Kind im Laufe seines Lebens zu bewältigen hat und wie Sie es dabei optimal unterstützen können. Ermutigen, bestärken, selbst herausfinden lassen: Wie die Arbeit am Aktionstablett die Prinzipien der Montessoripädagogik umsetzt und Ihrem Kind erlaubt, selbstständig und in Eigenregie Strategien zu entwickeln, Lösungen zu finden und Erfolgserlebnisse zu feiern – ganz ohne Zwang, Anleitung oder Korrektur! Farben erkennen, Formen begreifen, Wortgewandtheit schulen, Abstraktionsfähigkeit erwerben: Das Aktionstablett bietet eine schier grenzenlose Fülle an Einsatzgebieten – entdecken Sie, wie fast jede Fähigkeit Ihres Kindes mit entsprechenden Tablettübungen gefördert werden kann. Sofort umsetzbar und leicht zu verwenden: Schöpfen Sie aus einer reichhaltigen Sammlung fertig gestalteter und gut erklärter Aktionstabletts, mit denen Sie in Ihrem Kind Neugierde und Motivation wecken können. Sie werden feststellen: Lernen ist keinesfalls nur Arbeit, sondern kann Vergnügen, Spaß und Kurzweiligkeit bedeuten – und zwar sowohl für Ihr Kind als auch für Sie! Entdecken Sie die Freude, als Zuschauer Ihr Kind dabei zu beobachten, wie es Schritt für Schritt seinen Horizont erweitert und in sein Leben aufbricht. Lasse dich von diesem verständnisvollen und zugleich praktischen Buch an die Hand nehmen und auf deinem Weg begleiten. Ausführliche Erläuterungen, kraftspendenden Übungen und verständige Einordnungen helfen dir dabei, diese Herausforderung zu bestehen, um schließlich nicht weniger als das größtmögliche Glück auf Erden zu erleben. Worauf warten Sie noch? Sichern Sie sich jetzt durch einen Klick auf "In den Einkaufswagen" Ihren Zugang zur spielerischen Entwicklungsförderung – und begleiten Sie Ihr Kind dabei, wie es sich die Welt erobert!
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Seitenzahl: 136
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Aktionstabletts
Copyright © 2020 Marlene Fingerhut
www.inselliebe-verlag.de
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Für Fragen und Anregungen:
Auflage 2020
INHALT
Vorwort
Einleitung
Eine Herausforderung für die Entwicklung
Entwicklung als Lern- und Lebensaufgabe
Die Stufen der kindlichen Entwicklung
Was kann mein Kind überhaupt lernen?
Aktionstabletts als Lernmethode
Hintergrund und Zielsetzung
Grundlegendes über die Arbeit mit Aktionstabletts
Intrinsische und extrinsische Motivation fördern
Praxis: Aktionstabletts gestalten und einsetzen
Basisinventar für Aktionstabletts
Aktionstabletts zum Einstieg und für zwischendurch
Sprachkompetenzen mit Aktionstabletts fördern
Mathe lernen mit Aktionstabletts
Aktionstabletts für Konzentration, Ausdauer und Merkfähigkeit
Fazit
Vorwort
Von der Geburt bis zum Erwachsensein ist es ein riesiger Schritt oder, genauer gesagt, sind es viele, viele ganz kleine Schritte. Wie funktioniert all das und wie können Sie Ihr Kind auf diesem Weg am besten begleiten bzw. geleiten?
Entwicklung heißt ein Schlüsselwort – Lernen das andere.
Welche neurobiologischen Prozesse sich im menschlichen Gehirn abspielen, um körperlich und geistig von einem unselbstständigen, unwissenden Baby zu einem unabhängigen, umfassend informierten Erwachsenen zu gedeihen, das kann – und soll – in diesem Buch nicht erklärt werden. Auch sollen – bzw. müssen – leider besondere Fälle, in denen die Entwicklung bzw. das Lernen im Gegensatz zum Hauptanteil der Bevölkerung sehr unterschiedlich verläuft, hier außer Acht bleiben.
Jedoch soll dieses Buch Ihnen einen Einblick in die gewöhnlichen Phasen der Entwicklung gewähren, welche ein Kind auf dem Weg zum Erwachsenwerden durchläuft, wobei hier insbesondere auf die geistige Entwicklung eingegangen werden soll. Auch soll beleuchtet werden, unter welchen schwierigen Bedingungen Kinder sich heutzutage entwickeln müssen und welche Folgen dies hat bzw. haben kann.
Es sollen aber vor allem auch Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie Sie die Entwicklung Ihres Kindes auf relativ simple Art unterstützen können. Deswegen wird neben den theoretischen Erklärungen des pädagogischen Ansatzes der Aktionstabletts ein ausführlicher praktischer Teil geboten, in dem Sie Anleitungen für die Erstellung und Anwendung von Aktionstabletts nach Bereichen geordnet für alle Altersstufen von einem Jahr bis zu zehn Jahren finden, wobei in diesem Buch insbesondere auch Ideen für Kinder im Alter von über sechs Jahren einbezogen werden sollen.
Dieses Buch soll Ihnen vor allem als Eltern, aber auch als Pädagogen helfen, die kindliche Entwicklung zu verstehen und jedes Kind seinen Bedürfnissen entsprechend zu fördern.
Einleitung
Wir kommen als unfertige Wesen auf die Welt, besitzen nur die nötigsten biologisch bedingten Reflexe, sind komplett unselbstständig und auf andere Menschen angewiesen, die uns füttern, wickeln und herumtragen. Dennoch besitzen wir im Alter von sechs Jahren bereits alle Fähigkeiten, die man benötigt, um allein auf der Welt klarzukommen (zumindest theoretisch, wenn die heutige Welt nicht so kompliziert wäre). Mit zwölf Jahren haben wir auch geistig die Stufe erreicht, um die Welt nicht nur praktisch zu erforschen, sondern auch theoretisch zu verstehen und uns unsere eigene Meinung zu bilden. Im Alter von 18 Jahren dürfen wir Auto fahren, einen Beruf ergreifen und bestimmen, wer das Land regiert. Wie ist so ein extremer, in mancher Hinsicht rapider Wandel möglich?
Kinder selbst verstehen nicht, was sie wann können oder nicht können, wollen alles tun, was ihnen Spaß macht, ohne die Konsequenzen abschätzen zu können, und sehen die Welt mit ihren eigenen Augen – zumindest bis zu einem gewissen Alter und zumindest einige oder auch viele Kinder, so denkt man jedenfalls, ohne wirklich zu wissen, was sich in den heranwachsenden Gehirnen und Gemütern abspielt.
Es gibt gewisse Entwicklungsphasen, in denen ein Kind zu gewissem Handeln und Denken fähig ist, zu anderem aber noch nicht. Um die nächste Stufe zu erreichen, muss das Kind zum einen älter werden, doch dies allein reicht nicht. Ein Lernprozess geschieht nicht von selbst, sondern er muss durch das Kind selbst und von außen – von Ihnen – gefördert werden. Kinder sind wiss- und lernbegierig, wollen die Welt um sich herum mit allen Sinnen erforschen und fragen immer wieder: Warum? Diese Frage, die einen bis zur Verzweiflung treiben kann, weil man irgendwann einfach keine Antwort mehr weiß, ist der beste Beweis, dass die geistige Entwicklung des Kindes aus ihm selbst heraus gefordert wird. Um sich seinen Möglichkeiten entsprechend – die, bedingt durch verschiedene Faktoren, ganz unterschiedlich und somit nicht nur altersbedingt vorhanden sind – entwickeln zu können, braucht das Kind Input, und zwar nicht durch Fernsehen und Computerspiele, denn dies sind keine wertvollen, für das kindliche Gehirn verwertbaren Informationsquellen bzw. Erfahrungen. Wie kann man also in einer immer schneller werdenden, zunehmend medialisierten Welt das Kind zu seinem Besten fördern – und fordern?
Ganz einfach: weg vom Bildschirm und zurück zu greifbaren, kindgerechten Erfahrungen aus erster Hand, weg von vorgefertigten, unrealistischen Eindrücken und hin zu eigenen Lösungen.
Weg vom Tablet – hin zum Aktionstablett.
Eine Herausforderung für die Entwicklung
Unverständnis, Streit und Resignation – das sind Zustände, die heutzutage in vielen Familien an der Tagesordnung sind. Zwischen der Elterngeneration und ihren Kindern liegen scheinbar nicht Jahrzehnte, sondern Jahrhunderte, oder, besser gesagt, Welten. Während die einen noch in der realen Welt aufgewachsen sind, werden die anderen von der virtuellen bzw. medialen Welt mehr oder weniger absorbiert. Serien werden in dem Maße „gesuchtet”, dass die Kinder und Jugendlichen komplett in der fiktiven Handlung aufgehen, über sie erzählen, als wäre sie tatsächlich passiert, und in ein tiefes Loch fallen, wenn die Staffel zu Ende ist. Verabredet wird sich heute nicht mehr auf dem Spiel- oder Bolzplatz, sondern vor dem Computer – natürlich jeder für sich zu Hause sitzend und nur über Headset und Webcam verbunden. Dort konkurriert man dann bei „Minecraft”, wer die tolleren Gebäude „baut” (anstatt Konstruktionen mit Lego zu bauen), führt einen „Farmbetrieb” bei „Landwirtschaftssimulator” (anstatt den Bauernhof am Stadtrand zu besuchen), kämpft gegeneinander und tötet andere bei „Fortnite” oder „World of Warcraft”, erschafft sich ggf. seinen virtuellen Avatar und geht letzten Endes als dieser durch die reale Welt – mit Konsequenzen, die von einem gesteigerten Aggressionspotenzial gegenüber Sachen und Mitmenschen über Unverständnis dafür, dass man im wahren Leben nicht einfach auf „Neustart” drücken kann, um alles wiedergutzumachen, bis hin zum kompletten sozialen Absturz reichen können.
Was reißerisch klingt, ist leider bittere Wahrheit in einer Zeit, in der die Welt durch den Medienkonsum beherrscht wird. Handys, Computer und Fernseher sind überall, und „die anderen machen es ja auch”. Kinder wollen dazugehören, später auch „cool” sein, und so üben sie Druck auf die Eltern aus, bis sie ihnen die Mediennutzung gestatten, die sie eigentlich nicht gutheißen. Die Folgen sind verheerend – und je früher der exzessive Medienkonsum beginnt, desto schlimmer wirkt er sich auf die Entwicklung aus, da er die normale kindliche bzw. menschliche Entwicklung (s. u.) hemmt und so grundlegende Fähigkeiten nicht oder nur unzureichend erlernt werden.
Während 25 % der Kinder eine Lese-Rechtschreib-Schwäche und 35 % eine Rechenschwäche haben, leiden 30 % an Wahrnehmungsstörungen, 34 % an Sprachstörungen und 38 % an psychosomatischen Erkrankungen (Zahlen bezogen auf Ballungszentren).
16-Jährige wissen teils nicht, wie man einen Bleistift hält, ein Geodreieck anlegt oder eine Tabelle zeichnet, da sie die motorischen Fähigkeiten und/oder die Kompetenz zur Umsetzung einer Anweisung in eine praktische Handlung nie gelernt haben. Abiturienten setzen Kommas nach dem Zufallsprinzip, denn im Chat setzt man schließlich keine Kommas. Rechtschreibung ist auch nach der Mittleren Reife meist Fehlanzeige, weil kaum noch Bücher gelesen werden und privat nur online geschrieben wird – mithilfe von Autokorrektur oder mit Leuten, die ebenfalls nicht richtig schreiben. Geschrieben wird dabei natürlich nur noch auf dem Handy oder am Computer, was zum einen dazu führt, dass auch die Handschrift von Älteren oft noch wirkt wie in der Grundschule, und zum anderen, dass Buchstaben vergessen oder vertauscht werden, da die Hand schlichtweg nicht an die Bewegung des Schreibens gewöhnt ist.
Noch schlimmer als diese inhaltlichen und motorischen Defizite, die man durch Training bzw. Nachhilfe ausgleichen kann, sind die kognitiven, psychischen und sozialen Konsequenzen, die der Medienkonsum mit sich bringt. Durch die Zeit in bzw. mit den fiktiven, medialen Welten finden sich die Kinder in der wirklichen Welt nicht zurecht, da ihnen die realen Erfahrungen fehlen. Anstatt raus in die Natur zu gehen, sehen sie Tiere und Pflanzen oft nur auf dem Bildschirm; anstatt Sportspiele zu spielen, sitzen sie fast regungslos vor dem Computer; anstatt Dinge zu ertasten, mit den Händen zu formen und zu bewegen, werden Elemente per Mausklick, Tastenkombination oder Joystick verschoben oder verändert. Alle Eindrücke beschränken sich hierbei auf das Sehen und Hören, wobei das, was gesehen und gehört wird, nur durch den Bildschirm und den Lautsprecher reproduziert wird, also in keiner Weise dem Sehen und Hören des echten Tieres, Gegenstands oder Vorgangs gleichkommt; hinzu kommt noch, dass die Szenen, die in Computerspielen und Serien vorkommen, oft komplett erdacht und nicht in der realen Welt vorzufinden sind. Doch auch wenn sie dies sind, handelt es sich nur um Informationen und Eindrücke aus zweiter Hand, obwohl die Entwicklung eines Kindes entscheidend durch eigene Eindrücke und Erfahrungen geprägt wird (s. u.).
Durch die Zeit vor dem Handy, Computer oder Fernseher werden zudem die sozialen Kompetenzen beeinträchtigt, da keine (reale) Interaktion stattfindet und keine bzw. nur eine auf die fiktive Welt begrenzte Kommunikation betrieben wird. Das Sitzen vor dem Bildschirm verursacht zudem physische Probleme wie Augenschäden, Rückenerkrankungen und Übergewicht, die sich auf alle Lebensbereiche auswirken.
Für die kognitive Entwicklung und schulische Laufbahn des Kindes ist ein weiterer schwerwiegender Faktor, dass der Medienkonsum zu viel zeitlichen Raum einnimmt, sodass zu wenig Zeit für das Lernen bleibt. Kinder kennen meist nicht das Maß, wie oft und wie lange „gezockt” oder ferngesehen werden darf, um noch genügend Zeit für andere Dinge zu haben, und das Suchtpotenzial der Medien ist erheblich. Am Anfang ist es einfach etwas, was mehr Spaß macht als das Lernen für die Schule, und es ist so viel bequemer, als rauszugehen und etwas zu unternehmen. Doch nach und nach wird es, besonders bei Computerspielen, zum inneren Zwang (den das Kind natürlich bestreitet) und die gesamte Aufmerksamkeit wird darauf fokussiert. Auf diese Art entstehen Konzentrationsprobleme – welche durch Stress und Reizüberflutung in der modernen, schnellen Welt ohnehin vorhanden sind – und das Lernen wird schwerer und schwerer, was es für das Kind noch unattraktiver macht. Wichtiges, wie die Hausaufgaben zu machen oder mit dem Hund rauszugehen, wird oft nicht als wichtig erkannt, und wenn doch, kann das Kind sich oft trotzdem nicht dazu motivieren, ist mit den Gedanken nicht bei der Sache oder hält nicht lange durch. Diese Konzentrationsstörungen führen nicht nur dazu, dass Arbeiten langsam, oberflächlich oder unvollständig erledigt werden, sondern verursachen auch, dass Lerninhalte sich nicht oder nur kurzfristig gemerkt werden können.
Ein Spezialfall der Konzentrationsstörungen ist AD(H)S. Hierbei handelt es sich um eine Krankheit, die es zwar nicht erst gibt, seit die Medien so viel Raum einnehmen, jedoch steigt die Anzahl der Fälle, da AD(H)S und Medienkonsum sich gegenseitig bedingen. Hat ein Kind diese Krankheit, wird der Medienkonsum die Symptomatik verstärken und das Kind wird umgekehrt leichter in die Abhängigkeit geraten. Etwa zwei bis sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen sollen aktuell an dieser Störung leiden. Ob ein Kind tatsächlich AD(H)S oder eine nicht- krankhafte Konzentrationsstörung hat, muss durch die Diagnose eines Arztes festgestellt werden; die mangelnde Konzentration muss sich zum Beispiel auf mehrere Lebensbereiche, nicht nur auf das Lernen, erstrecken.
ADHS steht für Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung, besteht also in einer krankhaften Unaufmerksamkeit (Aufmerksamkeitsdefizit) sowie einem gesteigerten Bewegungsdrang (Hyperaktivität) mit einer Neigung zu unüberlegtem Handeln. Die Kinder können also nicht lange still sitzen, sind sprunghaft in ihren Aktivitäten und leicht bzw. ständig von dem, was sie gerade tun, abgelenkt. Die Störung gibt es allerdings auch ohne das Symptom der Hyperaktivität, somit als ADS (Aufmerksamkeits-Defizit-Störung). Für das Lernen und die schulische Laufbahn des Kindes sind die Folgen aber im Prinzip gleich: Durch die mangelnde Konzentration werden Lerninhalte nicht erfasst bzw. verinnerlicht und Hausaufgaben und Klassenarbeiten werden rudimentär oder an der Aufgabenstellung vorbei bearbeitet, was zu schlechten Noten und ggf. zum Versagen beim Schulabschluss führen kann, obwohl die intelligenzmäßigen Voraussetzungen zu guten Leistungen vorhanden sind. Bei hyperaktiven Kindern kommen zudem noch eine erhöhte Belastung der familiären Situation, fehlende Freundschaften und ein verstärktes Verletzungsrisiko hinzu. Der Krankheit kann zum Beispiel durch Verhaltenstherapie, einen geschulten Umgang durch Lehrer und Eltern sowie durch Medikamente entgegengewirkt werden. Wichtig ist, die Störung frühzeitig zu erkennen, um die Konsequenzen so weit wie möglich einzudämmen.
Im Ergebnis benötigt fast jedes Kind heutzutage Nachhilfe und eine nie da gewesene Vielzahl von Kindern erhält LRS-Förderung, Ergotherapie, psychologische Unterstützung, Psychotherapie oder konzentrationsfördernde und beruhigende Medikamente. Trotzdem wird der Schulabschluss oft nur mit Mühe und Not geschafft.
Befürworter von PC-Spielen behaupten zwar, dass diese Problemlösungen und logisches Denken fördern, doch selbst wenn das im Rahmen der spielbezogenen Handlung teilweise der Fall sein mag, sind es doch immer nur Wege, die es im Rahmen der Vorgaben, die jemand in das Spiel einprogrammiert hat, zu finden gilt, und niemals hat man die Möglichkeit, Ideen und Strategien aus sich selbst heraus zu entwickeln und anzuwenden. Es findet insofern weder eine Förderung der Kreativität noch eine individuelle Entwicklung der geistigen Fähigkeiten statt. Außerdem erfolgen alle Vorgänge nur in der virtuellen Welt, die meist ganz anders als die reale ist, was bedeutet, dass Problemlösungen und Strategien von dort nicht auf das wahre Leben und erst recht nicht auf schulische Aufgaben übertragbar sind. Denn wenn man gegen ein Monster kämpft oder mit einer Art Zauberstab Materialien in eine Landschaft stellt, kann man noch lange nicht einen Apfel schälen, ein Regal zusammenbauen, sein Zimmer aufräumen, die Uhr lesen, strukturiert für die Schule lernen oder sich in Gegenwart einer Wespe richtig verhalten.
Für das wahre Leben bedarf es Kompetenzen, die nur im wahren Leben zu erlernen sind. Sprache, Rechnen, Schmecken, Riechen, Fühlen, Grob- und Feinmotorik, Kreativität, soziale Interaktion und eigenständiges Denken – nichts davon wird Ihr Kind durch Handys, Computer oder Fernseher lernen, vieles mithilfe mit Hilfe von Aktionstabletts.
Entwicklung als Lern- und Lebensaufgabe
DIE STUFEN DER KINDLICHEN ENTWICKLUNG
Um die Entwicklung Ihres Kindes mit den Aktionstabletts richtig fördern zu können, ist es zunächst sinnvoll, einen Blick auf die Entwicklungsschritte zu werfen, die es während des Heranwachsens durchlebt.
Der Entwicklungspsychologe Jean Piaget (1896-1980) beschäftigte sich speziell mit der kognitiven (also mit der das Denken, Erkennen oder Verstehen beeinflussenden) Entwicklung von Kindern und stellte fest, dass sie von der Geburt bis zur vollständigen Entfaltung des abstrakten Denkvermögens vier Hauptstadien mit jeweils mehreren Substadien durchlaufen.
1) Im ersten Stadium, welches die ersten 18 bis 24 Monate des Lebens umfasst, hat das Baby zunächst nur die naturgemäß angeborenen Reflexe und dann lernt es durch das Beobachten und Wiederholen von Handlungen, die es bei den Erwachsenen und ggf. älteren Geschwistern wahrnimmt. Als Nächstes beginnt die Phase, in der es selbst anfängt, zu erproben, welches Verhalten welchen Effekt hat, also zum Beispiel, was passiert, wenn es einen Gegenstand anstößt oder fallen lässt. Aus dieser Beobachtung lernt es, welches Mittel nötig ist, um einen bestimmten Zweck zu erreichen, und wird sodann das Mittel bewusst einsetzen können, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Bis zum Alter von zwölf Monaten denkt das Kind dabei noch, dass Dinge nur dann vorhanden sind, wenn es sie gerade sieht, es bezieht also die Welt um sich herum ausschließlich auf sich selbst. Danach begreift es, dass die Umwelt auch außerhalb des Blickfeldes, also unabhängig von dem eigenen Sein, existiert.