Alle jagen John Mulligan - Friedrich Gerstäcker - E-Book

Alle jagen John Mulligan E-Book

Friedrich Gerstäcker

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Beschreibung

Der Straftäter John Mulligan ist ausgebrochen und im australischen Busch abgetaucht. Es entbrennt eine wilde Jagd ... Friedrich Gerstäcker war ein deutscher Schriftsteller, der vor allem durch seine Bücher über Nordamerika bekannt wurde.

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Alle jagen John Mulligan

Friedrich Gerstäcker

Inhaltsverzeichnis

Friedrich Gerstäcker – Biografie und Bibliografie

Alle jagen John Mulligan

1. Kapitel

2.  Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

Alle jagen John Mulligan, F. Gerstäcker

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849615536

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Friedrich Gerstäcker – Biografie und Bibliografie

Roman- und Reiseschriftsteller, geb. 10. Mai 1816 in Hamburg, gest. 31. Mai 1872 in Braunschweig, Sohn eines seinerzeit beliebten Opernsängers, kam nach dessen frühzeitigem Tode (1825) zu Verwandten nach Braunschweig, besuchte später die Nikolaischule in Leipzig, widmete sich dann auf Döben bei Grimma der Landwirtschaft und wanderte 1837 nach Nordamerika aus, wo er mit Büchse und Jagdtasche das ganze Gebiet der Union durchstreifte. 1843 nach Deutschland zurückgekehrt, widmete er sich mit Erfolg literarischen Arbeiten. Er gab zunächst sein Tagebuch: »Streif- und Jagdzüge durch die Vereinigten Staaten von Nordamerika« (Dresd. 1844, 2 Bde.; 5. Aufl., Jena 1891) heraus, schrieb kleine Sagen und Abenteuer aus Amerika nieder und wagte sich endlich an ein größeres Werk: »Die Regulatoren in Arkansas« (Leipz. 1845, 3 Bde.; 10. Aufl., Jena 1897), worauf in rascher Reihenfolge »Der deutschen Auswanderer Fahrten und Schicksale« (Leipz. 1847; 3. Aufl., Jena 1899), »Mississippibilder« (Leipz. 1847–48, 3 Bde.), »Reisen um die Welt« (das. 1847–48, 6 Bde.; 3. Aufl. 1870), »Die Flußpiraten des Mississippi« (das. 1848, 3 Bde.; 10. Aufl. 1890) und »Amerikanische Wald- und Strombilder« (das. 1849, 2 Bde.) neben verschiedenen Übersetzungen aus dem Englischen erschienen. 1849–52 führte G. eine Reise um die Welt, 1860–61 eine neue große Reise nach Südamerika aus; 1862 begleitete er den Herzog Ernst von Koburg-Gotha nach Ägypten und Abessinien. 1867 trat er eine neue Reise nach Nordamerika, Mexiko und Venezuela an, von der er im Juni 1868 zurückkehrte. Seine letzten Jahre verlebte er in Braunschweig. Seine spätern Reisen beschrieb er in den Werken: »Reisen« (Stuttg. 1853–1854, 5 Bde.); »Achtzehn Monate in Südamerika« (Jena 1862, 3. Aufl. 1895) und »Neue Reisen« (Leipz. 1868, 3 Bde.; 4. Aufl.). Gerstäckers Reisen galten nicht wissenschaftlichen oder sonstigen allgemeinen Zwecken, sondern der Befriedigung eines persönlichen Dranges ins Weite; seine Schilderungen sind daher vorwiegend um ihrer frischen Beobachtung willen schätzbar. Ebenso verfolgte der fruchtbare Autor bei seinen zahlreichen Romanen und Erzählungen schlechthin Unterhaltungszwecke. Wir nennen davon: »Der Wahnsinnige« (Berl. 1853); »Wie ist es denn nun eigentlich in Amerika?« (2. Aufl., Leipz. 1853); »Tahiti«, Roman aus der Südsee (5. Aufl., das. 1877); »Nach Amerika« (das. 1855, 6 Bde.); »Kalifornische Skizzen« (das. 1856); »Unter dem Äquator«, javanisches Sittenbild (7. Aufl., Jena 1902); »Gold« (4 Aufl., Leipz. 1878); »Inselwelt« (3. Aufl., das. 1878); »Die beiden Sträflinge« (5. Aufl., das. 1881); »Unter den Penchuenchen« (das. 1867, 3 Bde.; 4. Aufl. 1890); »Die Blauen und Gelben«, venezuelisches Charakterbild (das. 1870, 3 Bde.); »Der Floatbootsmann« (2. Aufl., Schwerin 1870); »In Mexiko« (Jena 1871, 4 Bde.) etc. Seine kleinern Erzählungen und Skizzen wurden unter den verschiedensten Titeln gesammelt: »Aus zwei Weltteilen« (Leipz. 1851, 2 Bde.; 6. Aufl. 1890); »Hell und Dunkel« (das. 1859, 2 Bde.; 6. Aufl. 1890); »Heimliche und unheimliche Geschichten« (das. 1862, 3. Aufl. 1884); »Unter Palmen und Buchen« (das. 1865–67, 3 Bde.; 3. Aufl. 1896); »Wilde Welt« (das. 1865–67, 3 Bde.); »Kreuz und Quer« (das. 1869, 3 Bde.); »Kleine Erzählungen und nachgelassene Schriften« (Jena 1879, 3 Bde.); »Humoristische Erzählungen« (Berl. 1898) u. a. Unter seinen Jugendschriften verdienen »Die Welt im Kleinen für die kleine Welt« (Leipz. 1857–61, 7 Bde.; 4. Aufl. 1893), unter seinen Humoresken besonders »Herrn Mahlhubers Reiseabenteuer« (das. 1857, 11. Aufl. 1896) Auszeichnung. Gerstäckers »Gesammelte Schriften« erschienen in 44 Bänden (Jena 1872–79), eine Auswahl in 24 Bänden, hrsg. von Dietrich Theden (das. 1889–90); »Ausgewählte Erzählungen und Humoresken«, hrsg. von Holm in 8 Bänden (Leipz. 1903).

Alle jagen John Mulligan

1. Kapitel

In früheren Jahren war Australien nichts als eine Verbrecherkolonie, und immer neue Schiffsladungen voll Missetäter wurden von England aus hinübergeschickt. Zugleich aber gingen auch einzelne freie Ansiedler in das ferne Land, die sich, unbekümmert um das rohe Gesindel umher, da niederließen und Ackerbau oder Viehzucht trieben. Ihr Leben dort verlief aber nicht so glatt und einförmig, wie das jetzt wohl der Fall ist, wo sie sich um wenig mehr als ihre Felder und Herden zu kümmern haben.

Auch die Polizei hatte mehr zu tun als die unsrige - wenn ich auch nicht sagen will, daß sie sich mehr beschäftigte -, und die kühnsten und unternehmendsten Leute wurden ihr eingereiht. Es galt jedoch nicht nur nächtlichen und scheuen Dieben aufzulauern, sondern oft den entsprungenen und zur Verzweiflung getriebenen Sträflingen draußen im Freien zu begegnen, und in dem weiten, wilden Lande gehörte dazu nicht allein eine zähe Ausdauer, sondern auch ein fester Mut, der vor keiner Gefahr zurückschreckte.

Die Polizei war deshalb militärisch organisiert, und die Polizeioffiziere hatten völlig freie Hand, nach eigenem Gutdünken mit hinreichender Mannschaft oft gar nicht unbedeutende Streifzüge zu unternehmen. Man mußte sie eben von leeren Förmlichkeiten entbinden, um ihr freie Hand zu lassen, dem Augenblick nach zu handeln; denn häufig war es nötig, sehr schnell einen entscheidenden Streich gegen irgendeine der im Walde zerstreuten Banden entflohener Verbrecher zu unternehmen.

Unter diesen Polizeileuten zeichnete sich besonders ein gewisser Tolmer aus, der noch jetzt im Adelaide-Distrikt lebt und tätig ist. Nicht allein mutig jeder Gefahr entgegensehend, die sich ihm in den Weg stellte, hatte er auch in dem Buschleben mit Australiern und Verbrechern eine Menge wertvoller Erfahrungen gesammelt, und wo ein schwieriges Unternehmen ausgeführt werden sollte, wo irgendein verzweifelter Bursche verschwunden blieb und nun durch neue Verbrechen dafür sorgte, daß sein Andenken nicht ganz erlosch, da wurde gewöhnlich der damalige Polizeisergeant Tolmer abgeschickt, ihn aufzuspüren. Wenn es irgend möglich war, führte dieser seinen Auftrag auch mit Erfolg aus.

In Adelaide oder wenigstens in der Nachbarschaft hatte ich das Vergnügen, mit Mr. Tolmer bekannt zu werden, und die nachfolgenden Skizzen eines abenteuerlichen Zuges, den er einmal nach einer unfern dem australischen Festland liegenden Insel unternahm und durch den er zum Leutnant befördert wurde, habe ich aus seinem eigenen Munde. Ich will versuchen, es so treu wie möglich wiederzugeben.

Schon vor längerer Zeit waren ein paar lebenslänglich verurteilte Deportierte aus dem Gefängnis ausgebrochen und in den Busch geflohen. Weiße vermochten sich dort jedoch gewöhnlich nicht lange zu halten, und so ging das Gerücht, sie hätten sich einem Stamme der australischen Ureinwohner angeschlossen und würden mit diesem die benachbarten Stationen der Siedler belästigen.

Berittene Polizei wurde augenblicklich dorthin beordert, und es gelang dieser auch, den bezeichneten Stamm Australier aufzufinden und zu zerstreuen, aber von den Sträflingen fand sich keiner mehr bei ihnen vor. Die Burschen hatten sich jedenfalls, als sie merkten, daß ihr Aufenthalt bei den Australiern nicht mehr gesichert war, irgendwo anders hingewandt, und ein volles Jahr lang blieb jeder Versuch, sie wieder aufzufinden, vergeblich.

Tolmer hielt sich nach dieser Zeit wieder in Adelaide auf und hatte gerade einen Transport von Flüchtlingen eingebracht, die sich eine Weile in den Dickichten der Hindmarsh-Sümpfe umhergetrieben hatten. Die früher entsprungenen Verbrecher waren schon fast vergessen worden, da man nichts anderes glaubte, als daß sie Mittel und Wege gefunden hätten, mit einem Boot in See zu gehen, um vielleicht nach Neuseeland hinüberzufahren oder auch ein unterwegs getroffenes Schiff anzurufen. Einzelne waren schon auf diese Art entkommen.

Tolmer glaubte übrigens nicht daran. Wenn er auch keinen bestimmten Ort wußte, wo er sie suchen sollte, konnte er den Gedanken nicht aufgeben, sie noch auf australischem Boden zu wissen, und unterließ in der ganzen Zeit nicht, die sorgfältigsten Nachforschungen anzustellen, wenn diese auch fortwährend erfolglos blieben.

So saß er eines Abends in dem am häufigsten besuchten Hotel in Adelaide bei einer Flasche Ale. Mehrere Stationshalter aus der Nachbarschaft, die in die Stadt gekommen waren, teils neue Weidegründe zu belegen, teils Vieh und Pferde zu verkaufen, saßen in demselben Zimmer, und das Gespräch drehte sich um das Land im Innern, seine mutmaßliche Nutzbarkeit und Besiedlung, die jetzige Bevölkerung und - wie das in Australien damals nicht ausbleiben konnte - um das Recht der Regierung, noch weitere Sträflinge herüberzuschicken. Schon damals nämlich strebten die australischen Kolonien danach - was sie auch später erreichten -, daß das System, Verbrecher von England herüberzusenden, aufgegeben und Australien eine wirkliche Kolonie von freien Einwanderern wurde. Das Pro und Contra wurde dann, sowie das Gespräch einmal dort angelangt war, auf das lebhafteste debattiert, denn es gab eine Menge von Ansiedlern, denen die Sträflingsarbeit sehr bequem und einträglich war und die sie nicht missen wollten. Diejenigen, die das Sträflingssystem bekämpften, führten jedoch nicht mit Unrecht zu ihren Gunsten an, daß sich die entlassenen oder halb begnadigten Verbrecher über das ganze weite Land verbreiteten und nicht allein die Sicherheit der ehrlichen freien Bewohner gefährdeten, sondern auch dem unbemittelten Einwanderer eine schwere und kaum zu bekämpfende Konkurrenz bereiteten. Nur von dem freien Einwanderer hatte deshalb Australien einmal zu hoffen, daß es ein mächtiges und reiches Land werden könne.

Unter den Gästen befand sich auch ein Stationshalter von der südlich vom Adelaide-Distrikt liegenden Känguruh-Insel, die damals erst seit sehr kurzer Zeit von den Engländern wirklich in Besitz genommen war. Es hatten sich auch nur erst einzelne dort drüben niedergelassen, und zwar in der Hoffnung, daß die ziemlich ausgedehnte Insel einmal später größere Bedeutung erlangen solle, wodurch ihre dort angelegten Besitzungen auch an Wert und Wichtigkeit gewinnen würden.

Dieser eiferte besonders gegen das Verbrechersystem, obwohl es ihnen während der Schafschur, wie er gern eingestand, willkommene Arbeiter lieferte. Jetzt aber sei man, wie er behauptete, selbst auf diesem entlegenen und durch einen Seearm von den eigentlichen Verbrecherstationen getrennten Teil der Kolonie nicht sicher, solchem Gesindel jeden Augenblick im Busch zu begegnen, und er gehe immer mit Sorge und Angst von Hause fort, daß einmal während seiner Abwesenheit irgend etwas vorfallen könne, was die Sicherheit der Seinen gefährde.

Tolmer, als Regierungsbeamter, hatte sich nicht in das Gespräch gemischt und nur schweigend den verschiedenen Bemerkungen und Ansichten gelauscht; als sich aber die übrigen Gäste nach und nach verloren und die Unterhaltung auch schon lange auf andere gleichgültige Gegenstände übergegangen war, setzte er sich zu dem Ansiedler von der Känguruh-Insel und unterhielt sich auf das lebhafteste mit ihm über die dortigen Aussichten späterer Kultur, über Weiden und Ackerbau und - die Möglichkeit, Arbeiter zu den verschiedenen und nötigen Verrichtungen zu bekommen. Eine direkte Frage über das, was ihm eigentlich am Herzen lag, tat er aber nicht, und zwar aus Gründen, die wirklich nur ein Australier begreifen würde.

Der Mann sah zwar anständig aus, und Tolmer bezweifelte keinen Augenblick, daß er ein Stationseigentümer von jenem Eiland sei, aber - sie befanden sich in Australien, und Tolmer hatte schon zu oft erfahren, daß man niemandem, was seine frühere Existenz betraf, trauen dürfe, besonders nicht in der damaligen Zeit. Die dem äußeren Anscheine nach anständigsten Leute waren oft als Deportierte herübergekommen, und wenn sie auch später nicht mit den Buschrangern gemeinsame Sache machten, hüteten sie sich doch wohl, sie zu verraten - teils vielleicht aus Mitgefühl, teils wohl auch aus Furcht vor einer möglichen Rache.

Der Mann hatte allerdings mit dem größten Eifer gegen das fortgesetzte System gesprochen, verbrecherische und gezwungene Ansiedler nach Australien zu bringen, das aber stellte noch gar nicht fest, daß er nicht in näherer Beziehung zu diesen stand, als er jetzt vielleicht eingestehen mochte. War das aber wirklich der Fall, so konnte eine unbedacht hingeworfene Frage mehr verderben, als sich leicht wiedergutmachen ließ, und war es nicht so, nun, so hatte er eben nichts verdorben oder versäumt.

In der Unterhaltung und durch geschickte Fragen bekam er übrigens doch heraus, daß sich gerade in der Nachbarschaft von Mr. Lindsays Station einige Individuen aufhielten, die von der Jagd und vom Fischfang lebten und keine feste Ansiedlung ihr eigen nannten, und über diese etwas Näheres zu erfahren, war er jetzt fest entschlossen. Das aber mußte auf andere Art geschehen als durch einfache Fragen.

Tolmer hatte in Adelaide einen Polizeisoldaten, Borris, auf den er sich in jeder Hinsicht verlassen konnte. Borris war noch ein junger Mann, aber in seinem Fach, in dem er schon seit sechs Jahren tätig war, ausgezeichnet und außerdem erst seit ganz kurzer Zeit von Sydney hierher versetzt, also jenen Verbrechern noch völlig unbekannt.

Sein Plan war bald gemacht. Borris sollte als gewöhnlicher Bündelmann [So heißen in Australien die Leute, die Arbeit suchend im Lande umherziehen. Da sie natürlich kein großes Gepäck mitnehmen können und ihr Eigentum meist immer in einem kleinen Bündel auf der Schulter tragen, hat man ihnen diesen Namen gegeben. Die meisten sind entweder entlassene Sträflinge oder solche, die mit einem Ticket of leave, d. h. Urlaubsschein, die Erlaubnis haben, sich selbst ihr Brot zu verdienen. Ein solches Ticket bekommen natürlich nur die, die den größten Teil ihrer Zeit schon verbüßt und sich dabei musterhaft geführt haben] zur Känguruh-Insel hinübergehen und dort als Schäfer oder Hüttenwächter oder was immer Beschäftigung bei Mr. Lindsay, und wenn das nicht anginge, ganz in der Nachbarschaft suchen. Dort blieb es ihm dann selbst überlassen, alle möglichen und nützlichen Erkundigungen über seine Nachbarschaft einzuziehen; und wußte er, was er wissen wollte, so konnte er wieder nach Adelaide herüberkommen und Bericht erstatten. Tolmer warnte ihn aber besonders davor, einen Brief zu schreiben, wenn sich nicht eine sichere Gelegenheit fand, ihn zu befördern. Das Schreiben an und für sich war überdies schon gefährlich, denn wurde er dabei von irgend jemandem gesehen, so mußte Verdacht gegen ihn rege werden. Ein ordentlicher und richtiger Bündelmann kann nie mehr schreiben als höchstens seinen Namen - und selbst den nicht immer.

Borris war übrigens klug und gewitzt genug, in dieser Hinsicht völliges Vertrauen zu verdienen. Er wußte, was man von ihm verlangte, und das genügte; das Weitere besorgte er schon selbst.

Mr. Lindsay blieb noch einige Tage in Adelaide; Borris benutzte die Zeit, seine nötigen Einrichtungen zu treffen, und schiffte sich dann, mit einem Ticket of leave, das ihm Tolmer ausfertigen ließ, versehen, nach seinem Bestimmungsort ein. Mit einem solchen Ticket wurde er von allen Ansiedlern geduldet, und bei der Menschenklasse, unter der er sich besonders umsehen sollte, galt es als vollständiger Freipaß, ihm unbedingt zu vertrauen - war er doch einer der Ihrigen.

Borris war damit spurlos aus Adelaide verschwunden, denn drüben auf der Insel nannte er sich, der Verabredung gemäß, Jack, und Monat um Monat verging, ohne daß Tolmer wieder etwas von ihm gehört hätte. War ihm am Ende gar ein Unglück zugestoßen? - Hatte er sich verraten oder ihn jemand doch erkannt? - Tolmer wurde schon unruhig und dachte daran, einen zweiten Boten hinüberzusenden, um Gewißheit über das Schicksal des ersten zu bekommen. Das war aber nicht nötig.

Eines Morgens trat Borris in seiner Buschtracht, wie er eben ankam, in Tolmers Zimmer, und die beiden blieben dort mehrere Stunden in eifrigem Gespräch.

Das Resultat seiner Entdeckungsreise war auch insofern günstig, als es die Gewißheit brachte, daß auf der Insel eine Anzahl verdächtiger Individuen lebte. Ob es nun gerade jene Verbrecher waren, deren Spur Tolmer schon so lange vergebens verfolgt hatte, war schwer zu bestimmen. Die Beschreibung des einen von ihnen, der einen gewissen Einfluß auf die übrigen auszuüben schien, paßte aber recht genau auf den verwegensten der Flüchtlinge, einen gewissen John Mulligan, dem man damals besonders auf der Spur gewesen war; und hielt sich dieser jetzt dort drüben versteckt, so hatte er auch seine Kumpane sicher in der Nähe. Jedenfalls war es der Mühe wert, jene Gesellen auszuheben und zur Rechenschaft zu ziehen, denn sie brandschatzten in neuerer Zeit wieder die Stationshalter, töteten von den Herden, was sie für ihren eigenen Bedarf brauchten, ohne sich viel um irgendein Eigentumsrecht zu kümmern, und hatten sogar neulich einen Einbruch auf einer Station versucht - allerdings ohne Wissen und, wie Borris behauptete, gegen den Willen ihres Führers, der klugerweise alles vermied, was die Aufmerksamkeit der Regierung auf sie lenken konnte.

Tolmer selbst war damals noch nie auf der Känguruh-Insel gewesen und kannte das Terrain gar nicht. Borris beschrieb es ihm dabei als für diese außerhalb der Gesetze lebenden Menschen sehr günstig, so daß es große Schwierigkeiten haben mochte, sie wirklich einzufangen, wenn sie vorher gewarnt worden wären. Die größte Vorsicht war deshalb noch immer nötig.

Mit einem Regierungskutter durften sie nicht hinüberfahren und drüben anlegen; die Kunde davon würde sich blitzschnell über die ganze Insel verbreitet haben. In Adelaide lag aber gerade ein kleiner Schoner, der neuseeländischen Flachs von Auckland geholt hatte und den man recht gut für eine solche Fahrt bekommen konnte. Der Gouverneur gab auch augenblicklich seine Erlaubnis dazu und bewilligte die nötigen Mittel, und drei Tage später segelte der Schoner mit Mr. Tolmer und zehn Leuten, auf die er sich vollständig verlassen konnte, in See. Diese hatte er teils als Bündelleute, teils als Matrosen gekleidet und alle weiteren Pläne aufgeschoben, bis er sich selbst an Ort und Stelle umgesehen hätte.

Der Schoner ging mit Ballast; angeblich sollte er Wolle abholen und nach irgendeinem der australischen Hauptstapelplätze, Sydney, Adelaide oder Melbourne, hinüberschaffen.

Borris hatte übrigens seinen hiesigen Aufenthalt vortrefflich angewandt, sich mit allen Schleichwegen im benachbarten Busch genau bekannt zu machen. Von Lindsay dabei nur mit dessen Erlaubnis auf Urlaub fortgegangen, konnte es natürlich nicht auffallen, daß er die Gelegenheit benutzt hatte, mit diesem Schoner zu seiner Station zurückzukehren. Er trat auch, sowie das kleine Fahrzeug landete, augenblicklich wieder in seine Stelle ein und verabredete sich nur vorher mit Tolmer, diesen wieder an Bord zu sprechen, wobei er sorgen wolle, daß Mr. Lindsay ebenfalls hinüberkäme.

Borris hatte Lindsay, ohne sich selbst dabei zu verraten, als einen durchaus rechtlichen und tätigen Mann kennengelernt, von dem sie nicht zu fürchten brauchten, daß er sie verraten würde. Besser blieb es aber immer, daß er so spät wie irgend möglich in ihren Plan eingeweiht wurde, und die Zeit war jetzt gekommen.

Der Schoner ankerte gerade der Stelle gegenüber, an der Lindsays Station lag, und Tolmer, ebenfalls in Matrosenkleidung und mit glattrasiertem Gesicht, um sich möglichst unkenntlich zu machen, fuhr an Land, ließ sich bei Mr. Lindsay melden und fragte an, ob der Gentleman seine Wolle vielleicht auf dem Schoner nach Adelaide verladen möchte.

Lindsay, der ihn nicht mehr kannte, nahm ihn mit in das Haus, und hier entdeckte sich ihm Tolmer, erklärte ihm, daß er gedenke, die Insel von allem Gesindel zu befreien, und bat ihn um seine Hilfe.

Der Siedler schien erst keine rechte Lust zu haben, darauf einzugehen, denn mißlang der Versuch und wurde es bekannt, daß er die Polizei unterstützt hatte, so durfte er sich darauf verlassen, daß die Buschranger sich an ihm rächten. Tolmer aber überredete ihn leicht, diese unnötige Besorgnis schwinden zu lassen, und Lindsay versprach wenigstens, ihn gegen Abend auf seinem Schoner zu besuchen, dort - völlig sicher vor jedem Horcher - alles Weitere zu besprechen. Borris wollte er dann mitbringen.

Das geschah. Lindsay hatte ein eigenes Boot und ließ sich von Borris hinüberrudern, angeblich, etwas Tabak und einige andere Kleinigkeiten zu kaufen, die im Busch gebraucht wurden. Von seinen Leuten gehörte allerdings keiner zu den Buschrangern oder würde sich ihnen angeschlossen haben. Sie alle wußten aber, wo jene lagerten, und hätten sie nur den geringsten Verdacht geschöpft, daß das kleine Handelsfahrzeug da draußen von Polizei bemannt war, so wären die Kameraden im Busch augenblicklich gewarnt worden.

Das Nähere, was Tolmer jetzt über die hier versteckten Verbrecher erfuhr, war, daß sie nicht mehr in einem Trupp zusammen waren, sondern sich vor etwa acht Tagen infolge eines Streites getrennt hätten. Mulligan - Lindsay kannte den Namen genau - hauste in einer kleinen Rindenhütte, etwa vier oder fünf englische Meilen von Lindsays Station entfernt, und die übrigen, wie Lindsay meinte und auch Borris bestätigte, »buschten« - das heißt, sie hatten ihr Lager bei dem schönen Wetter mitten im Busch und unfern von einem kleinen Bach aufgeschlagen, da sie noch unentschieden sein mochten, welcher Richtung sie sich zuwenden sollten.

Borris wußte nur von fünf, Lindsay behauptete aber, daß es im ganzen sieben wären, John Mulligan mit zweien seiner Anhänger in der Rindenhütte und die vier anderen, die draußen im Walde lagerten.

Diese Trennung der Schar mußte ihrem Plan nur förderlich sein, denn sieben entschlossene und zur Verzweiflung getriebene Menschen konnten einem so kleinen Trupp Polizei schon einen gefährlichen Widerstand entgegensetzen, noch dazu, da sie alle gut bewaffnet waren. In zwei verschiedenen Trupps ließen sie sich aber weit leichter bewältigen, und die Männer beschlossen, am nächsten Morgen vor allen Dingen der Rindenhütte einen Besuch abzustatten, um gleich am Anfang den gefährlichsten von ihnen, John Mulligan, unschädlich zu machen.

Zu diesem Zweck mußte der Schoner aber wieder vor Tag unter Segel gehen, damit die Besatzung nicht in Sicht der Station zu landen brauchte. Lindsay bezeichnete ihnen weiter gen Osten ein kleines Vorgebirge, wo sie wieder anlegen konnten. Dort befanden sie sich nur höchstens anderthalb englische Meilen von John Mulligans Hütte, und Borris sollte sie an der Stelle erwarten, während Lindsay zu Pferde sie später im Busch selber traf. Je früher sie dabei aufbrachen, desto besser, denn um so viel sicherer durften sie erwarten, die Hüttenbewohner noch alle zu Hause zu finden.

Nachdem dies verabredet war, fuhr Lindsay wieder mit Borris an Land zurück.

Am nächsten Morgen war der Schoner von seinem Landungsplatz verschwunden, ohne daß irgend jemand Notiz davon genommen hätte. Derartige Fahrzeuge kamen oft an die Küste und hielten sich nie länger an einem Ort auf, als sie hoffen durften, ein Geschäft zu machen.

Borris hatte noch am Abend zum Schein von Lindsay den Auftrag bekommen, mit einem Brief nach einer benachbarten Station hinüberzugehen, und Mr. Lindsay ließ sich, wie er das gewöhnlich tat, morgens in aller Frühe sein Pferd satteln und ritt in den Busch. Dem Koch sagte er, daß er zum Frühstück zurück sein werde.

Verabredungsgemäß traf Tolmer mit Borris an der besprochenen Stelle zusammen und schlug sich dann rasch mit seiner kleinen, bis an die Zähne bewaffneten Schar in den Busch, wo ihnen Mr. Lindsay begegnete.

Nach kurzem Marsch erreichten sie die Gegend, in welcher die Hütte stand. Zu weiterer Führung wollte sich aber der Siedler nicht verstehen.

»Ihr wißt nicht«, sagte er, »was für ein verzweifelter Mensch dieser Mulligan ist, und fangt ihr ihn nicht, so fahrt ihr nachher wieder ruhig nach Adelaide hinüber, und wir haben die Geschichte hier auszubaden. Ich kann auch mein Pferd hier nicht anbinden, und nähme ich es mit, hörten sie uns schon von weitem. Dort gleich hinter jenem Dickicht liegt die Hütte - ich selbst will nach Cooleys Station hinüberreiten - Ihr wißt, wo das ist, Borris. Habt ihr den Mulligan, so kommt und laßt mich's wissen.« - Und damit wandte er sein Pferd und ritt langsam quer durch den Busch in der Richtung, in der er die Straße erreichen mußte.

Tolmer murmelte einen Fluch zwischen den Zähnen. Fest entschlossen aber, das einmal Begonnene auch durchzuführen, ob mit oder ohne fremde Hilfe, gab er seiner kleinen Schar die nötigen Befehle und rückte jetzt langsam und vorsichtig mit ihnen weiter, bis sie in Sicht der Hütte kamen.

Diese, wie tausend ähnliche im Busch, bestand nur aus einem leichten Gestell von Pfosten, mit Latten übernagelt und mit breiten Stücken Rinde des Stringybark-Baumes gedeckt. Ebensolche Rindentafeln bildeten die Wände, und rauh genug sah solch ein Wohnhaus aus. Im Busch werden aber keine Ansprüche an Bequemlichkeit gemacht; Schutz gegen Wind und Wetter gewährte sie, und was weiter konnte man hier von einer Wohnung verlangen?

Sie lag dabei mitten im Dickicht und war von dem benachbarten Stationshalter erbaut worden, einem Schäfer Unterkommen zu bieten. Die Schafe vermehrten sich aber nicht so rasch, wie der Stationshalter geglaubt hatte. Die Hütte wurde nicht benutzt, und John Mulligan, der sie auf seinen Streifzügen durch den Busch entdeckt hatte, fand sie passend, ihm zum Aufenthalt zu dienen - wenigstens eine Zeitlang dort zu leben.

Tolmer war vorangekrochen, vor allen Dingen die Gelegenheit zu erspähen, und ein Blick auf die Hütte verriet ihm, daß sie ihren Weg hierher nicht umsonst genommen hatten. Zwischen den Rindenstücken, die das Dach bildeten, wirbelte der blaue Rauch hervor, die Insassen mußten also daheim sein.

Rasch war jetzt sein Plan getroffen, und die kleine Schar wurde so verteilt, daß aus der Hütte niemand mehr entkommen konnte, ohne wenigstens ihrem Kreuzfeuer ausgesetzt zu sein. So vorsichtig aber schlichen sie an, daß sie von denen in der Hütte nicht bemerkt wurden, und wie sie erst die Tür besetzt und die übrigen Wände umstellt hielten, wußten sie sich ihrer Beute sicher.

Tolmer spähte jetzt durch einen schmalen Ritz der einen Seitenwand, konnte aber nur eine Person im Innern erkennen. Es war das ein Mann, der vor dem Kamin auf einer dort liegenden wollenen Decke saß und sich gerade eine kleine Tonpfeife stopfte. Außerdem schien er auch das Frühstück zu bewachen, denn eine Teekanne stand auf den Kohlen, und die zusammengescharrte Asche verriet, daß ein Brot darunter backe.

Sonst war die Hütte leer - das kleine enge Gemach ließ sich leicht genug überschauen, da in der einen Wand - als Fenster - zwei große Rindenstücke fehlten. War das nun Mulligan? Hatten ihn seine beiden anderen Gefährten auch verlassen, und war er hier allein zurückgeblieben? Jedenfalls mußten sie sich seiner so rasch wie möglich bemächtigen, und Tolmer sah sich nur noch nach Waffen um. Er konnte nichts erkennen als eine einzelne Muskete, die in der Ecke lehnte.

Der Mann am Feuer war dabei so in seine Pfeife vertieft, daß er keine Ahnung von der ihm drohenden Gefahr hatte. Der Tür drehte er gerade den Rücken zu, und da diese halb geöffnet war, glitten Tolmer, Borris und einer ihrer Leute hinein und warfen sich - um zu verhindern, daß der Überfallene zu der Muskete springen könne - plötzlich und geräuschlos auf den Buschranger.

»Na, zum Donnerwetter«, rief dieser, der gar nicht Miene machte, emporzuspringen, »ihr werdet mir die Pfeife zerbrechen. Prächtiges Stück Arbeit nachher, und keine andere wiederzukriegen in dem verdammten Busch.«

»Hallo, der nimmt's kaltblütig.« Borris lachte.

»Bindet ihm nur die Arme auf den Rücken«, sagte Tolmer ruhig, »wenn er glaubt, daß er uns sicher machen will, irrt er sich.«

»Nur nicht ängstlich, alter Junge«, sagte der Mann, in dem sich der Matrose nicht schwer verkennen ließ. »Halt da, Mate, schnürt mir die Arme nicht in Stücke.«

»Und was zum Henker machst du hier, Kamerad?« sagte Tolmer, der mit seinem Fang nicht besonders zufrieden schien, denn der Mann betrug sich nicht wie ein ertappter Verbrecher, und das Gesicht war ihm völlig fremd.

»Was ich mache?« fragte der Seemann kaltblütig. »Ich passe auf, daß der blutige steinharte Damper da in der Asche nicht zum Teufel geht und hätte jetzt meine Pfeife geraucht, wenn ihr nicht wie die Wilden über einen hergefallen wäret. Steck sie mir einmal einer von euch ins Gesicht und leg eine Kohle darauf.«

»Wie heißt Ihr?« fragte Tolmer, während ihm Borris lachend willfahrte und der Gefangene indessen an der Pfeife sog.

»Bill - dank Euch, Mate«, lautete die Antwort. »Weshalb, zum Henker, habt Ihr mir die Finnen hinten festgeschnürt? Mit den Füßen kann ich den Damper nicht aus der Asche nehmen.«

»Was treibt Ihr hier im Busch?« fragte aber Tolmer weiter, ohne seinen Einwand zu berücksichtigen.

»Verdammt wenig«, brummte der Bursche. »Koch, wie ihr seht - Hutkeeper, Hüttenwächter, glaub ich, nennen's die Burschen hier im Land.«

»Das ist keiner von den Birds«, flüsterte Borris seinem Vorgesetzten ins Ohr.

»Ich glaub es auch nicht«, sagte dieser ebenso leise zurück und setzte dann laut hinzu: »Wer wohnt hier noch mit Euch?«

»Zwei andere.«

»Und wo sind die jetzt?«

»Ausgegangen, ein Känguruh zu schießen - wenn sie das nicht bekommen können, bringen sie ein Schaf mit.«

»So? - Haben sie eine eigene Herde?«

Der Matrose lachte und sah still vor sich nieder.

»Wie lange seid Ihr schon auf der Insel?« fragte Tolmer.

»Drei Wochen«, lautete die Antwort.

»Und wo kommt Ihr her?«

»Hm«, brummte der Mann, der hier nicht recht mit der Sprache heraus mochte, »gehört Ihr zur Wasserpolizei?«

»Nein.«

»Gut, dann geht's Euch nichts an.«

»Von einem Schiff weggelaufen?« fragte Tolmer.

Der Matrose schwieg und sog an seiner Pfeife.

»Hört einmal, Kamerad«, sagte Tolmer, der jetzt keinen Augenblick mehr zweifelte, daß er es bloß mit einem weggelaufenen Matrosen zu tun hatte. »Seid Ihr nur einem Schiff ausgekniffen, so hab ich damit allerdings nichts zu tun, und es wird Euch nichts geschehen, aber wir müssen die beiden anderen Burschen fangen. Wollt Ihr uns dabei helfen? Denn ich kann mir nicht denken, daß Ihr mit den Verbrechern weiteren Verkehr gehabt habt.«

»Mit gebundenen Armen soll ich Euch helfen.«

Tolmer löste ohne weitere Antwort seine Bande, und Bill fühlte seine Arme kaum frei, als er vor allen Dingen seine Pfeife etwas fester stopfte.

»Daß es mit den beiden nicht ganz richtig sei«, sagte er dabei, ohne seine Stellung zu verändern, »hab ich mir schon gedacht. - Hol sie der Henker, ich bin froh, daß ich mit guter Manier von ihnen fortkomme.«

»Wie bald können sie zurück sein?«

»Jeden Augenblick. Das beste ist dann, ihr stellt euch hier im Innern der Hütte auf, denn ich weiß nicht, von welcher Seite sie kommen.«

»Ist die Muskete Euer?«

»Nein - sie gehört dem einen, John nennt er sich.«

»John Mulligan?«

»Was weiß ich, wie sein ganzer Name ist; John genügt, um ihn zum Essen zu rufen.«

»Da kommt einer!« flüsterte in diesem Augenblick Borris rasch, der inzwischen Wachen ausgestellt hatte. Die Rinde war an unzähligen Stellen gesprungen, und man konnte überall hindurchsehen.

»Ist das John?« fragte Tolmer, der dem Matrosen winkte, den Ankommenden zu beobachten. Dieser schüttelte den Kopf.

»Nein«, sagte er, »das ist der Lahme Tom - hat richtig ein Schaf erwischt - wird sich unendlich freuen, wenn er hier so angenehme Gesellschaft findet.«

»Und wo ist der andere?«

»Weiß nicht - sind beide zusammen fortgegangen.«

»Pst - er kommt - ruhig jetzt!« warnte Tolmer, und schweigend sammelten sich die Polizeileute im Innern der Hütte an beiden Seiten des Eingangs, auf den der Buschranger, ohne Ahnung dessen, was ihn erwartete, langsam zuschritt.

Er war in die gewöhnliche rauhe Buschtracht gekleidet, jetzt aber in seinen Bewegungen behindert, da er das schon geschlachtete Schaf auf den Schultern trug und dabei mit der rechten Hand seine Muskete festhielt.