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Noch einmal an seine alten Schauplätze in Nordamerika zu reisen - diesen Wunsch erfüllte sich Friedrich Gerstäcker 1867 und dehnte seine Reise über Mexiko, Ecuador und Venezuela aus. Die Verhältnisse in Mexiko nach dem Tod Kaiser Maximilians wie auch die Revolution in Venezuela beschrieb er ausführlich und sammelte darüber hinaus Wissenswertes für deutsche Auswanderer. Seine Schilderungen sind lebendig und noch immer lesenswert.
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Seitenzahl: 1099
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Neue Reisen
durch die
Vereinigten Staaten, Mexiko, Ecuador,
Westindien und Venezuela
Volks- und Familien-Ausgabe, 2. Serie, Dreizehnter Band
der Ausgabe Hermann Costenoble, Jena
Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft e.V., Braunschweig
Ungekürzte Ausgabe nach der von Friedrich Gerstäcker für die Gesammelten Schriften, H. Costenoble Verlag, Jena, eingerichteten Ausgabe „letzter Hand“, herausgegeben von Thomas Ostwald für die Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft e.V., Braunschweig.
Hinweis: Die im 19. Jahrhundert verfassten Texte Friedrich Gerstäckers enthalten Bezeichnungen, die heute nicht mehr in dieser Form verwendet werden.
In dieser unbearbeiteten Werkausgabe wurden sie unverändert übernommen.
Ausgabe letzter Hand, ungekürzt, mit den Seitenzahlen der Vorlage
Gefördert durch die Richard-Borek-Stiftung und Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz
Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft e.V. und Edition Corsar, Braunschweig, 2024
Geschäftsstelle: Am Uhlenbusch 17, 38108 Braunschweig
Alle Rechte vorbehalten! © 2016 / © 2024
1. Die Ausfahrt
Der Monat, in welchem ich meine neue Reisen mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika beginnen wollte, war gekommen, und ich hatte mir es jetzt – schon ein paarmal durch Schaden klug geworden –, so eingerichtet, daß ich die verschiedenen Länder, die ich zu besuchen gedachte, gerade mit Einsetzen, oder doch inmitten der trockenen Jahreszeit berührte. Der Erfolg zeigte auch, daß ich recht gerechnet, und ich ersparte dadurch nicht allein viel Zeit, sondern vermied auch zum großen Theil die Unannehmlichkeiten angeschwollener Ströme und überschwemmter Niederungen, die man in wilden Ländern nie ungestraft außer Acht läßt.
Da ich die Fahrzeuge des Norddeutschen Lloyd noch nicht kannte, schiffte ich mich am 13. Juli 1867 an Bord der „Bremen“ in Bremerhaven ein.
Wir hatten die ganze Reise unausgesetzt konträren Wind, und in der ersten Woche stand sogar eine so schwere See, daß eine weniger starke Maschine als die unsere, einen bösen Stand gehabt hätte. Trotzdem machten wir unter den ungünstigen Verhältnissen immer noch tüchtigen Fortgang und hielten uns wacker. Das gute Fahrzeug lag trotz der oft sehr rauhen See ziemlich ruhig, und wir bekamen dadurch verhältnismäßig sehr wenig Seekranke an Bord. Opfer finden sich freilich immer, und besonders im Zwischendeck lieferten die Frauen ein starkes Contingent. /2/
Wunderbarer Weise will unser Arzt an Bord nun seit fünf Reisen die Bemerkung gemacht haben, daß sich die Bewohner der dicht um den Maschinenraum gelegenen Kojen – also an der heißesten Stelle – am wohlsten befunden und besonders am wenigsten von der Seekrankheit zu leiden gehabt hätten.
Die Einrichtung dieser Dampfer ist vortrefflich und läßt in der That nichts zu wünschen übrig. Besonders interessierte mich – mit der Erinnerung an meine erste Seereise – das Zwischendeck, und ich muß gestehen, daß sich die Zwischendecks-Passagiere – im Vergleich zu jener Zeit – ungeheurer Vortheile erfreuen. Wir waren damals in einen dumpfen, engen Raum eingeschlossen, wie es der Bau eines Segelschiffes allerdings auch bedingt – frisches Brot reichte nur etwa auf drei oder vier Tage in See – frisches Fleisch endete mit dem Auslaufen aus dem Hafen. Wie sich das jetzt, durch den Bau dieser großen Dampfer, zum Bessern verändert hat! Die Leute haben hinreichenden, ja übrigen Raum mit runden Fenstern an beiden Seiten, die bei nicht zu rauher See geöffnet werden können und der Luft einen freien Durchzug gestatten. Alle Tage wird frisches Brot für sie gebacken, von dem sie bekommen können, soviel sie wollen – mehrmals in der Woche haben sie frisches Fleisch – dabei Zucker zu ihrem Kaffee, und die Speisen in den Dampfküchen mit einer Sauberkeit gekocht, die allerdings golden gegen die Ctmbüsen und Köche gewöhnlicher Segelschiffe absticht.
Daß es trotzdem Unzufriedene dabei giebt, versteht sich von selbst. Das Schiff soll noch gebaut werden, an welchem einige der Passagiere nicht etwas auszusetzen hätten; gewöhnlich und fast stets sind es aber gerade die, welchen Kost und Logis nicht gut genug ist, die früher selber nicht einmal Ähnliches daheim gehabt, während alle, die es besser gewohnt gewesen, sich eine kleine Unbequemlichkeit auf Reisen sehr gern gefallen lassen und als selbstverständlich hinnehmen. Außerdem haben viele Passagiere, besonders im Zwischendeck, die etwas wunderliche Idee, daß sie das eingezahlte Passagegeld auch während der Überfahrt wieder herausessen müssen, und erreicht ein unterwegs gemachter Überschlag nachher die Summe nicht, so /3/ betrachten sie sich als schändlich behandelt und übervorteilt. Daß das Fahrzeug, welches sie über See trägt, doch auch einige Kohlen und sonstige Unterhaltung braucht, bedenken sie gar nicht, denn: „Was kommt denn darauf an, ob ein Mann mehr oder weniger an Bord ist!“
Uebrigens muß man dem Lloyd zum Ruhme nachsagen, daß seine Capitaine auf das Freundlichste für die Passagiere, besonders die Kranken sorgen. Mütter mit Säuglingen, wenn auch im Zwischendeck, bekommen täglich ihre gute Fleischsuppe aus der Kajütenküche – ja, wir hatten vor einigen Tagen die Freude, einen jungen überzähligen Passagier weiblichen Geschlechts begrüßen zu können. Die Frau lag im Zwischendeck, wurde aber augenblicklich in eine erste Kajüte mit ihrer Mutter einquartiert und dort auf das sorgsamste gepflegt und gewartet.
Ueber die Kajüten brauche ich nichts zu sagen. Sie sind elegant, mit jeder auf der See möglichen Bequemlichkeit versehen, und die Kost ist vortrefflich. Eine sehr zweckmäßige Einrichtung scheint in dem Engagement der Stewards stattgefunden zu haben. Die Stewards der zweiten Kajüte müssen nämlich jeder ein verschiedenes Instrument spielen, und hat die zweite Kajüte abgegessen, so steigen deren Stewards in die erste hinauf und spielen ihre Tafelmusik.
Wehmütig war es freilich anzuhören, als die armen Teufel, von denen viele ihre erste Seereise machten, anfangs bei der rauhen See und während das Schiff hin und her schwankte, krank und elend sich an den Tisch setzen und Musik machen mußten. Sie trieben denn auch natürlich mit Takt und Ineinandergreifen scharf nach Lee zu, und ich für meinen Theil hätte ihnen den Genuß herzlich gern geschenkt. Jetzt aber haben sie sich ziemlich gut zusammengefunden und eingespielt, und bei gutem Wetter spielen sie nicht allein jeden Morgen eine Stunde an Deck, sondern auch manchmal nachmittags zu einem munteren Tanze für die Deckpassagiere auf.
Der Barbier ist eine der gesuchtesten Persönlichkeiten an Bord, und zwar nicht etwa des Rasierens wegen, denn große Bärte greifen zu sehr um sich, sondern als Assistent des Doktors überkam er zu gleicher Zeit das Amt eines Vice/4/bibliothekars, da die Schiffsbibliothek – man könnte sagen: das Bibliothekchen – unter dem Doktor steht. Der Barbier hat deshalb die Bücher auszugeben und sich über die zurückgegebenen und durch die Seeluft und Seewasser an ihren Einbänden geschädigten zu ärgern.
Komisch klingt es freilich, wenn bei ruhiger See – denn bei unruhiger beschäftigen sie sich nie mit Lektüre – Damen nach dem Barbier rufen. Aber sie wollen nur ein Buch haben – und man gewöhnt sich zuletzt an alles – warum nicht auch an einen solchen Bibliothekar?
Das Leben an Bord ist ein sehr friedliches. – Wir haben viele recht liebenswürdige Passagiere – besonders auch einige jung verheiratete Pärchen, und unter der Schiffsmannschaft herrscht ein vortrefflicher Ton. Kein rauhes Wort wird an Bord gehört, und der weiß das am besten zu schätzen, der – leider nur zu oft – auf anderen Schiffen gerade das Gegentheil erlebt hat.
Doch genug über das Schiffsleben, das schon zu oft beschrieben ist und sich doch im Ganzen immer so ziemlich gleich bleibt und gleich bleiben muß.
Samstag Abend – noch 340 Seemeilen von der amerikanischen Küste entfernt – als die Musik gerade vorn den Zwischendecks-Passagieren lustige Tänze spielte und sich die Paare, bei ziemlich günstigem Wetter, im Takt drehten, zeigte sich plötzlich am Horizont ein kleines Segel, das bald genug als Lootsenkutter erkannt wurde. Bis zu dieser Entfernung hatten sich die kecken Yankees mit ihren kleinen Fahrzeugen herausgewagt, um einander die einlaufenden Dampfer wegzukapern.
Jetzt kam Leben in das Zwischendeck; aber selbst die hübschesten Mädchen fanden keine Tänzer mehr, denn „der Lootse kam!“ Der erste „lebendige Amerikaner“, den die Auswanderer zu sehen bekamen, und er wird, wenn er endlich eintrifft, von noch unverdorbenen jungen Gemüthern gewöhnlich als erstes Zeichen des Continents mit derselben Neugierde und Ehrfurcht betrachtet, wie damals Columbus' Schiffsmannschaft das geschnitzte Ruder anstaunte, das sie in See auffischte. /5/ Der Lootsenkutter kam übrigens, seine kleine Flagge gehißt, rasch näher. Es dauerte nicht lange, so stieß sein Boot von Bord ab, und zu gleicher Zeit räumte auch der Wind auf, daß wir, zum ersten Mal seit langer Zeit, Raasegel führen konnten. Montag Morgen um zwei Uhr etwa passierten wir das Vorgebirge Sandy Hook, mit Tagesanbruch erreichten wir Staten Island, wo der Dampfer vor Anker ging, um zuerst von einem Arzt inspiciert zu werden. Dieser kam schon halb sieben an Bord – wir waren alle gesund, und etwa um neun Uhr erreichten wir die Werft des Norddeutschen Lloyd, und damit zum ersten Mal wieder amerikanischen Boden, wo denn auch ohne weiteres die Steuerschererei begann, die jetzt in den freien Vereinigten Staaten auf das Herrlichste blüht.
Selbst die Kajüten-Passagiere durften das Schiff nicht verlassen, bis das sämmtliche Gepäck ausgeladen war, ob sie selber etwas bei sich hatten oder nicht. Nachher wurde alles geöffnet, fast jedes Stück untersucht, und den Damen nicht allein jede kleine Schachtel im Koffer ausgepackt, sondern sie selber auch noch durch ein paar dafür angestellte „Ladies“ in einem Privatzimmer an ihrem Körper visitirt.
Dann durften wir an Land, d.h. die Kajüten-Passagiere. Die Zwischendecks-Passagiere wurden noch immer zurückgehalten, da mehrere Auswandererschiffe zu gleicher Zeit eingelaufen waren und die betreffenden Unternehmer keine besonderen Boote herbeischaffen wollten, um die Passagiere zu befördern. Als ich am Abend wieder an Bord zurückkehrte, um meine an Deck zurückgelassenen Sachen abzuholen, lagen die armen Teufel noch in der Umzäunung und an Bord, und es war keine Aussicht, sie für den Abend frei zu bekommen.
Der Agent des Lloyd that umsonst sein Möglichstes, und da das Zwischendeck schon geräumt worden war, so wies der Capitain den Frauen und Kindern für die Nacht wenigstens die Betten der zweiten Kajüte an, damit sie nicht auf dem harten Holze liegen mußten.
Ich weiß nicht, an wem die Schuld solcher Verzögerungen in New-York liegt, aber wie man jetzt mit dankenswertem Eifer so viel als möglich für die Sicherheit der Auswanderer /6/ und ihre Weiterbeförderung sorgt, sollte man doch auch ein klein wenig auf ihre Bequemlichkeit sehen. Gerade diese Zwischendecks-Passagiere sind es, die mit ihrer Hände Arbeit die Union so groß gemacht, und wie bedeutend die Einwanderung jetzt ist, beweist die Zahl der ankommenden Fremden. Der heutige Herald (30. Juli) – schreibt darüber. - „Gestern traf wieder ein starker Zug von Auswanderern an unseren Ufern ein. Die „City-of-Boston“ brachte 678 von Liverpool, der Dampfer „Bremen“ 455 von Bremen, der „Christobal“ 633 und die Barke „Aristides“ 303, die „Borussia“ von Hamburg 296 und das Schiff „Shakespeare“ 471. Im Ganzen 2635 Seelen an einem Tage.“ - Doch für jetzt genug davon – ich habe das Schiff verlassen und mich an Land einquartiert – wie ein Traum liegt die kurze Seereise hinter mir, aber der Traum war kein unangenehmer. Auf dem guten Schiff „Bremen“ verging uns die Zeit wie im Fluge. Capitain Neynaber ist ein so liebenswürdiger Gesellschafter wie tüchtiger Seemann, die Kost war vortrefflich, das Schiff gut und stet – was kann man mehr auf einer Seereise verlangen, und ich habe rauhere Touren vor mir! Jetzt werde ich mich vor allen Dingen in das New-Yorker Leben und Treiben stürzen und dann – für Städte passe ich nun doch einmal nicht – wieder hinein in meine Wälder, nach denen ich eine wirkliche Sehnsucht habe.
2. New-York nach dreißig Jahren
Genau dreißig Jahre, selbst in diesem Monat, sind es, daß ich zum ersten Mal in New-York Fuß auf amerikanischen Boden setzte – aber mit wie anderen Gefühlen betrat ich dieses Mal den Platz! Damals war ich ein blutjunger Mensch, der, wie tausend Andere, „Glück“ in Amerika zu /7/ machen hoffte und sich dabei eben auf sein Glück verließ. Ehrfurchtsvoll betrachtete ich schon den Lootsen, der mit einem hohen Cylinderhut und in einem schwarzen Frack, mit goldener Uhrkette und Vorstecknadel zu uns an Bord kam, – und nun erst das Leben und Treiben am Ufer selber, die ungeheure, rastlose Geschäftigkeit, mit der Alles durcheinander drängte, die fremde Sprache schon, die vielen wunderlichen Gestalten, selbst die verschiedene Vegetation machte einen unauslöschlichen Eindruck auf mich, und ich bin mir eigentlich noch nie so verlassen und unbedeutend vorgekommen, wie an jenem Tage.
Ich bin seitdem dreißig Jahre älter geworden und habe nicht allein das amerikanische Leben durchgekostet, sondern auch viel von der übrigen Welt gesehen – deshalb betrachte ich auch wohl das amerikanische Leben nicht mehr mit Ehrfurcht. Selbst der Lootse, der dieses Mal, statt wie früher in einem schwarzen, in einem weißen Cylinder an Bord kam und weiter nichts als eine permanente Spuckmaschine zu sein schien, konnte kein solches Gefühl in mir erwecken; aber selbst der verwöhnte Reisende muß trotzdem staunen, wenn er in dieses riesige Schaffen eintritt, was ihn hier auf allen Seiten umgiebt, und eingestehen, daß er in New-York einen der ersten – wenn nicht den ersten Handelsplatz der Welt betritt. Und wie riesig ist die Stadt in der Zeit, im wahren Sinne des Wortes, gewachsen, wie sind aus den kleinen Backsteinhäusern, die sonst beide Seiten des Broadway einnahmen, mächtige Marmorgebäude emporgeschossen, und welcher Verkehr füllt jetzt die Straßen!
Und nicht im Innern allein, nein besonders am äußeren Rande ist dieses Wachstum merklich, denn New-York begnügt sich nicht mit den ihm verliehenen Ufern, sondern hat zahllose Werften ausgebaut, die es auch auf diese Weise merklich vergrößern, indem sie eine auf dem Wasser wohnende Bevölkerung schaffen, während die Seearme von wirklich zahllosen Fährbooten ununterbrochen gekreuzt werden. Und die Fährboote selber sind gewachsen. Früher waren es kleine, unbedeutende Dampfer, die eine geringe Zahl von Fuhrwerken und einige hundert Passagiere faßten. Jetzt sind es mächtige Boote, die besonders an einigen Stellen eine Völkerwanderung /8/ zu unterstützen scheinen, so wogt es auf ihnen herüber und hinüber. Zwanzig und mehr Fuhrwerke rollen in zwei breiten Reihen darauf – Hunderte von Menschen strömen an Bord, und während sie vom Land abstoßen, strömen schon wieder andere Hunderte herbei und erwarten ungeduldig das nächste Boot, das eben in den anderen Halteplatz einläuft.
Die meisten Straßen sind dabei mit Schienenwegen belegt, auf denen von Pferden gezogene Omnibusse die geschäftige Bevölkerung weiter bringen, und manchmal erscheint es wirklich räthselhaft, wie sich Güterkarren, Equipagen, Fuhrwerke und diese Omnibusse durch einander hinwinden können, ohne einander die Räder zu zerfahren.
Und welchen wunderbar schönen Anblick gewährt die See, auf der hier bald ein mächtiges Schiff mit beschlagenen Segeln von einem winzig kleinen Dampfer einbugsirt wird, dort ein Schoner aufkreuzt, die Dampfboote herüber- und hinüberschießen, und dazwischen kleine Segelboote einen ununterbrochenen Verkehr unterhalten.
Taucht man dann freilich in die Stadt selber ein, so ist der erste Eindruck, den man in allen Seitenstraßen – Broadway allein ausgenommen – erhält, ein keineswegs günstiger, denn der Schmutz in den meisten ist entsetzlich und das Pflaster derart, daß man nicht recht begreift, wie Pferde darauf passiren können, ohne die Beine zu brechen, und Fuhrwerke ihre Räder ganz behalten. Und dieser Schmutz und Unrat sogar in den belebtesten Seitenstraßen. Man sagt, daß die Stadt selber jährlich Summen für die Erhaltung der Reinlichkeit in ihren Straßen bezahlt, die ich hier nicht einmal anzugeben wage, aber die Contraktors scheinen ihren Nutzen besser zu verstehen, als das gute Geld „auf die Straße zu werfen“, und der Fremde kann dann nur mit dem Kopfe schütteln, wenn er vor Marmorpalästen bis an die Knöchel im Schlamm waten muß und fortwährend auf allen erdenkbaren herausgeworfenen Vegetabilien hin- und herrutscht.
Aber trotzdem vergißt er das bald in dem Gefühl des Staunens über das Leben und Treiben in dieser „Stadt der Welt“, das fast alle Straßen erfüllt und dessen Menschenzahl /9/ nur dann erklärlich wird, wenn man das riesige Wachstum nicht allein New-Yorks, sondern auch der Nachbarstädte Brooklyn und Hoboken betrachtet. Stunden lang dehnt sich besonders Brooklyn aus, und die Fährboote, welche an zahlreichen Stellen den Seearm kreuzen, führen besonders am Morgen die halbe Bevölkerung der beiden Nachbarstädte nach den Geschäftstheilen New-Yorks hinüber.
Hoboken ist dabei fast ganz deutsch, und in der That soll die Hälfte der dortigen Einwohner aus Deutschen bestehen, während sich Brooklyn dagegen entschieden den amerikanischen Charakter gewahrt hat. Auf den zwischen Hoboken und New-York laufenden Fährbooten hört man deshalb auch fast nur Deutsch sprechen, auf denen zwischen Brooklyn und der City laufenden nur Englisch.
Uebrigens hat, wie ich zu meiner Freude gesehen, das deutsche Element in Amerika nicht allein an Zahl zugenommen, sondern besonders an Achtung bei den Amerikanern gewonnen und sich weit mehr zur Geltung gebracht, als man es früher für möglich gehalten. Das ist freilich mit unserem besten Herzblut daheim erkauft – vielleicht zu teuer erkauft worden, denn die Jahre 48 und 49 trieben die besten Kräfte aus Deutschland fort, die es in der faulen, sich breit machenden Reaction nicht länger aushalten konnten. Sie suchten dann und fanden hier ein neues Vaterland, und die Amerikaner mußten zuletzt wohl einsehen, daß Deutschland auch imstande sei, andere Kräfte über den Ocean zu senden, als arbeitsharte Fäuste mit politisch unreifen und unklaren Köpfen.
Die deutsche Presse – mit Ausnahme einer Anzahl frecher Nachdrucke – nimmt hier eine vollkommen ehrenvolle Stellung ein; ich brauche hier nur die New-Yorker Staats- und die Handels-Zeitung zu nennen, und bedeutende deutsche Firmen concurriren mit den besten amerikanischen. Der Wert des deutschen Ackerbauers war schon früher genugsam gewürdigt – (liefern wir Deutschen doch leider – durch die geschickte Manipulation einiger deutschen Regierungen, die ihre Unterthanen fast mit Gewalt über die Grenze treiben, der Union wenigstens alle fünf Jahre einen neuen Staat), und der letzte langwierige Krieg mußte dem Land erst recht zeigen, nach /10/ welcher Richtung diese Kraft tätig war, als es galt, das neugewählte Vaterland zu schützen und zu verteidigen.
Die Deutschen haben sich aber nicht allein der Arbeit hingegeben, sondern auch ein geselliges Leben geschaffen. Zahlreiche deutsche Restaurationen bestehen dabei, denen man es schon an der eleganten Einrichtung ansehen kann, daß sie ein anderes Publikum versorgen, als es sich vor dreißig Jahren hier fand, wo damals gerade die deutschen Boardinghäuser auf der allerniedrigsten Stufe standen.
„Wo der Deutsche ist, darf auch das Bier nicht fehlen,“ sagen viele Leute, und etwas Wahres ist daran, wenn ich auch dem Bier – wie andere getan, nicht zuschreiben möchte, daß es die Deutschen gerade in Amerika zusammenhalte. Das können wir doch, und mit recht gutem Gewissen, einer edleren Ursache zuschreiben. Aber für angenehm hält er's immer, und das Lagerbier (hier nur schlichtweg „Lager“ genannt) hat sich in der That merkwürdig in New-York ausgebreitet. Es wird an zahllosen Stellen in der Stadt verschenkt, so daß man es selber in eleganten amerikanischen Lokalen trifft; aber ich muß leider gestehen, daß ich fürchte, es verdankt diese Verbreitung weit mehr seiner Billigkeit – im Vergleiche zu den jetzt enorm teuren spirituösen Getränken, als seinem innern, höchst zweideutigen Wert. Ich habe es in den verschiedensten und besten Lokalen getrunken, und ein kleines Glas, bei recht heißem Wetter rasch geleert, schmeckt wenigstens leidlich, läßt man es aber nur wenige Minuten im Glase stehen, so wird es vollkommen ungenießbar, fade und matt. Es hat auch fast gar keinen Gehalt und entspricht den Anforderungen der Tempérance-Société vollkommen, denn ich glaube, man könnte eher darin ertrinken, ehe man betrunken davon würde.
Doch zurück zu New-York, in dessen Leben und Treiben wir uns noch einen Augenblick stürzen wollen. Das ist ein Gewoge in den Straßen, daß man seines eigenen Lebens kaum sicher ist. Wenn man eine derselben kreuzen will, so folgt Fuhrwerk auf Fuhrwerk einander, während trotzdem mitten durch alle hin eine Pferdebahn läuft und Güterkarren und andere Fuhrwerke ununterbrochen zwingt, ihr auszu/11/weichen – aber fast keinen Reiter sieht man mehr in den Straßen.
Früher saß fast alles im Sattel; vor jeder Restauration waren hölzerne Gestelle mit eisernen Haken angebracht, über welche die Zügel der Pferde geworfen werden konnten, und bald da, bald dort traf man auch wohl ein nicht angebundenes Pferd auf der Straße, das geduldig vor irgend einer Tür auf seinen Herrn wartete. Diese Gestelle, sogenannte Racks, sind vollständig verschwunden, denn die Fahrgelegenheit ist jetzt nach allen Richtungen so erleichtert, daß es sich wirklich nicht mehr der Mühe lohnte, ein Pferd dafür zu halten, wie es denn auch nicht leicht wäre, sich mit einem solchen durch die endlosen Reihen der Fuhrwerke durchzuwinden.
Trotz aller dieser Veränderungen merkt man aber die wirklich erstaunliche Vergrößerung und auch Veränderung New-Yorks kaum in der alten Stadt in welcher einzelne Theile sogar noch genau ihren früheren Charakter und neben prachtvollen Gebäuden die ärmlichsten Baracken zeigen. Je weiter man aber die Straßen hinauffährt, desto unverkennbarer tritt sie uns entgegen, und wie aus dem Boden herauf entstand dort eine neue Welt. Im Jahre 37 ging ich noch dicht bei New-York auf die Jagd und schoß zwischen der damals schon ausgelegten, aber noch nicht begonnenen 23. und 43. Straße in den, den Boden bedeckenden niederen Waldungen oder Gebüschen Schnepfen; jetzt stehen dort, und weit darüber hinaus, Marmorpaläste und unzählige Kirchen, und breite Trottoirs liegen an den Stellen, wo man früher den Sumpf durchwaten mußte.
Und wie wird New-York in weiteren dreißig Jahren aussehen! Die amerikanische Speculation kennt keine Grenzen, und da die Mieten jetzt zu einer fast unglaublichen Höhe hinaufgeschraubt sind und einzelne, nicht einmal übergroße Häuser einen Zins von sechzig- bis achtzigtausend Dollars jährlich tragen, so nimmt dadurch auch natürlich die Bauwut überhand.
Noch giebt es in der Nähe des Centralparks 59. (Straße) Stellen, an denen auf malerischen (aber trotzdem mit Annoncen bedeckten) Felsblöcken ganze Nester von /12/ kleinen schmutzigen Holzhütten liegen – aber ringsumher steigen schon Granit- und Marmorbauten über den kaum geebneten Boden empor und blicken wie verwundert auf die pilzartigen Hütten nieder, und nicht mehr lange wird es dauern, bis den weit draußen angelegten Centralpark eine einzige geschlossene Häusermasse mit der eigentlichen Stadt verbindet.
Und welche bedeutende Rolle spielt der Marmor dabei, welcher fast unglaubliche Luxus wird mit diesem kostbaren Material getrieben! Nicht allein Wohngebäude und Verkaufslokale werden davon errichtet, nein, selbst Kirchen, ja Lagerhäuser in scheinbar engen Seitenstraßen. Überhaupt hat der Luxus, der in New-York getrieben wird, eine fast schwindelnde Höhe erreicht, und man fragt sich unwillkürlich, wo hinaus soll das zuletzt führen? wie wird das einmal enden? Die Preise sind dabei für alle Waaren, ja selbst für Lebensmittel auf das Höchste hinaufgeschraubt, die Taxen fast unerschwinglich, Alles klagt dazu, daß das Geschäft daniederliegt – aber Alles hofft auch auf bevorstehende bessere Zeiten, und man scheint nur über das eine noch nicht recht klar: wie diese nämlich eintreten sollen. - Doch ich darf den Leser, der vielleicht New-York sogar nach eigener Anschauung kennt – denn was ist jetzt eine Reise nach New-York? – nicht mit einer langen Beschreibung der fast allbekannten Stadt ermüden. Nur meine eigenen Eindrücke wollte ich ihm geben, und nachdem ich dort viele liebe alte Freunde gesehen und neue gewonnen hatte, und überall, wohin ich kam, herzlich von meinen wackeren Landsleuten aufgenommen wurde, rüstete ich mich wieder zu neuer Wanderfahrt.
Diesmal lag aber mein Zug – wenigstens vor der Hand – keinem wildreichen Wald entgegen, denn vor allen Dingen wollte ich jene geheimnisvollen Quellen besuchen, die das Erdöl aus der Tiefe heraufleiten. Nach dem eigentlichen Oel- oder Petroleumdistrikt hatte ich mich lange gesehnt, und da derselbe fast auf meinem Wege nach dem Westen lag, säumte ich auch nicht ihn aufzusuchen.
Am 13. August verließ ich, von lieben Freunden an das /13/ Fährboot geleitet, New-York wieder, um die Eisenbahnstation in Jersey zu erreichen.
Die Abfahrt des Zuges war auf sieben Uhr festgestellt, die Zeit eingerechnet, die das Fährboot braucht, um von New-York nach Jersey überzufahren, und ziemlich pünktlich wurde sie eingehalten. Allerdings herrschte anfangs wohl einige Verwirrung in dem schon vollkommen dunklen Bahnhofe, aber das reguliert sich Alles sehr rasch, sobald der Zug sich erst einmal in Bewegung setzt. Einzelne suchten freilich noch immer irgend Jemanden, bei dem sie sich nach irgend etwas erkundigen können, aber da keiner der Conducteure eine Uniform oder auch nur das geringste Abzeichen trägt, so ist es nicht möglich, sie in der Dunkelheit und dem Gewirr aufzufinden. Was noch mit will, muß die Eisengeländer der Treppen des schon ziemlich schnell gehenden Zuges fassen, und fort brausen wir bald mit der sogenannten Lightning Express – dem Blitz-Courierzug – in die dämmernde Nacht hinein.
Die Passagiere haben auf diesen amerikanischen Zügen nämlich das volle Recht, auf- oder abzuspringen, wo und wie sie können, ob der Zug im Gange ist oder nicht. Bricht einer dabei den Hals, so ist das natürlich seine Sache, und er mag sich vorsehen. Menschenleben sind ja auch billig in Amerika: aber ich will das doch lieber haben, als diese widerliche Polizeiaufsicht in unserm „geordneten“ Deutschland, wo der Dünkel unserer Beamten, die, wenn sie nur in irgend einer Uniform stecken, ihres Beamtenübermuthes kaum Rath wissen, oft zu den lächerlichsten Uebergriffen Veranlassung giebt. Wie oft habe ich es mit eigenen Augen gesehen, daß ein Passagier. Der seine Zeit versäumt hatte und dem keine Muße blieb, einem der Conducteure ein Fünfgroschenstück in die Hand zu drücken, bei sich kaum bewegenden Zuge noch glücklich in den Wagen kam und dann – es wird den Leuten in Amerika unglaublich seinen, aber es ist wahr – mit Gewalt gezwungen wurde, wieder auszusteigen, ja so, daß man den Zug seinetwegen anhielt – weil er es gewagt, den Befehlen des Directoriums entgegen zu handeln und einzusteigen, während der Zug schon in, wenn auch langsamster Bewegung war. Allerdings hatte er seine volle Passage bezahlt und alle seine /14/ Sachen wahrscheinlich in einem andern Coupé, er befand sich wieder im Zuge und in seinem vollen Rechte – aber nein, der Zug hält, und der Passagier wird mit einer Kaltblütigkeit an die Luft gesetzt, die ihres Gleichen nicht weiter in der Welt findet.
Hier ist das anders, besser, und eine weitere vortreffliche Einrichtung sind nicht allein die Schlafcoupés, sondern besonders die Commodités in jedem Wagen.
Die Schlafcoupés, in denen man für anderthalb Dollars ein Doppelbett, für fünfundsiebenzig Cents einen einzelnen und bequemen Schlafplatz für die ganze Nacht findet, sind so praktisch eingerichtet, daß in dem allerdings sehr großen Waggon so Viele schlafen und ausgestreckt liegen, als darin über Tag sitzen können. Die Sitze in den Salonwagen sind nämlich weit genug auseinander, da, wo vier Personen sitzen, zwei hinzulegen, und über diesen wird dann durch eine höchst einfache Vorrichtung noch eine zweite, ebenso bequeme Etage hergestellt.
Noch viel wohltätiger für die Reisenden sind die Commodités, denn es werden dadurch von sämmtlichen Stationen diese höchst fatalen Gebäude mit den geheimnisvollen Überschriften: „Für Männer, für Frauen,“ oder je nach der Landessitte: „Für Herren, für Damen,“ verbannt, zu denen man immer Spießruten laufen muß, und wohltätig wirken sie außerdem genug, nicht allein für die Bequemlichkeit, sondern auch auf die Gesundheit der Reisenden.
Unsere Eisenbahndirectoren sollten das auf ihren Bahnen einführen, und sie würden der Wohlfahrt der Passagiere mehr dadurch nützen, als durch ihre albernen polizeilichen Maßnahmen gegen „Einsteigen, wenn der Zug im Gange ist“ oder „Seitwärts aus dem Wagen biegen“, und wie die schülerhaft stylistischen Uebungen alle heißen, die in den verschiedenen Coupés angenagelt sind.
Der „Blitz-Curierzug“ mußte allerdings vier Stunden in der Nacht liegen bleiben, weil vor uns ein Güterzug von den Schienen gerathen war und nicht so rasch beseitigt werden konnte, aber ich schlief die ganze Nacht vortrefflich in meiner „bunk“, und als der Morgen dämmerte, sausten und keuchten wir wieder durch das weite Land. /15/
Einen Theil dieses selben Weges hatte ich früher auf einem jener schneckenartigen Kanalboote zurückgelegt, die von Pferden langsam und Schritt für Schritt gezogen wurden und, ohne merklichen Fortgang zu machen, dem Reisenden zuletzt das angenehme Gefühl geben, als sei er darauf heimisch geworden und fest entschlossen, sein künftiges Leben als Passagier darauf zuzubringen. Damals war jenes Land fast noch eine Wildniß gewesen; aber wie hatte sich das geändert! Weite Farmen deckten jetzt die Hänge, überall tauchten kleine Städte und Ortschaften auf, an denen der Zug vorüberflog, und endlose Güterzüge folgtenrasch einander. Und trotzdem besteht der Kanal noch, trotzdem führen die langsamen Boote darauf noch die Producte des Landes den Haupt- und Hafenplätzen zu, weil sich die Fracht für billigere Waren eben geringer auf ihnen stellt, und sie mit allen den Frachtgütern, bei welchen keine besondere Eile nöthig ist, recht gut die Concurrenz aushalten können.
Doch die weitere Fahrt bot nichts sonderlich Bemerkenswerthes, als manchmal einen prachtvollen Blick über die Landschaft, und nur eins fiel mir besonders auf, weil es eben den Charakter der amerikanischen Scenerie gegen früher wesentlich verändert hatte. Früher nämlich gaben die sogenannten Zickzackfenzen (zehn Fuß lange Stangen, die mit den Enden über einander gelegt werden und dadurch einen Zaun bilden) dem bebauten Lande eine ganz bestimmte und eigenthümliche Physiognomie. Diese Fenzen schienen in einem Theile Pennsylvaniens vollständig verschwunden, und an deren Statt waren die Felder mit riesigen Baumwurzeln eingezäunt, was ihnen einen höchst wunderlichen und pittoresken Anblick gab. Man hatte die Stämme der Bäume etwa zwei oder drei Fuß über der Wurzel – in der That so kurz wie möglich – abgehauen, und dann die ganze Wurzel oft zwölf bis sechzehn Fuß im Durchmesser, aus dem Boden genommen und rund um die Felder, eine neben der andern, hoch aufgestellt, wodurch sie allerdings eine vollkommen sichere Umzäunung bildeten. Irgend eine andere Fenz kann von einem schlauen Stier durchbrochen oder abgelegt, ja, wenn es sein muß, eingerannt werden – die Wurzelfenzen im Leben nicht, denn die starren Seitensprossen /16/ stehen nach allen Seiten hinaus und machen selbst ein Ueberspringen vollkommen unmöglich. - Noch begriff ich nicht recht, wie sich die Farmer zu der riesigen Arbeit verstanden haben konnten, diese Wurzeln alle auszuroden, denn wie weit mußten sie den Boden umher aufwühlen und abgraben, wenn sie die einzelnen Wurzeln bis zu solcher Länge herausbringen wollten, als ich plötzlich auf einem der Felder Zeuge der Art und Weise sein konnte, wie summarisch diese Arbeit gehandhabt wurde. Unser Zug erreichte eine Farm, auf der ein Feld von vielleicht fünfzehn Acker Land mit solchen ausgerissenen Wurzeln völlig überstreut lag, und mitten darauf waren die Leute noch eben an der Arbeit, dem Boden einen anderen solchen Zahn auszuziehen.
Aber das geschah nicht etwa mit Spitzhacke und Schaufel. Ein roth angestrichenes, dreibeiniges und etwa zwanzig Fuß hohes Gerüst war mitten im Feld und über der Wurzel aufgestellt. Ketten hingen daran nieder, die jedenfalls die einzelnen Arme gefaßt hielten, und vier kräftige Pferde hoben, mit Hülfe eines Flaschenzuges, die störrischen Holzadern aus dem Boden herauf.
Leider flogen wir zu rasch vorüber, als daß ich das ganze Verfahren hätte beobachten können, aber bei späterer Erkundigung erfuhr ich, daß dieser sogenannte Eradicator die Wurzeln mit unglaublicher Leichtigkeit aus dem Boden hebt, und sogar von vielen Farmern kleine, auf Rädern ruhende Locomotive von zehn oder zwölf Pferdekräften angewandt werden, um diese Arbeit noch rascher zu beseitigen – Fortschritt überall.
3. Die Oelregionen
Am Abend um sechs Uhr statt um zwei Uhr, wie wir eigentlich gesollt, erreichte der Zug Correy, die Endstation der Oelregionen, von wo ab ich vor der Hand die Great Western /17/ Atlantic-Bahn verließ, um diese Distrikte einmal zu durchwandern. Nur eine Strecke hinein bis Titusville ging ich noch mit einer Zweigbahn, und war dann dort gleich im Herzen der Erdölquellen.
Ein penetranter Petroleumgeruch kam mir entgegen, denn auf der Bahn stand ein Zug von Güterwagen, von denen jeder zwei riesige Butten, sogenannte tanks, mit Oel gefüllt, trug. Doch davon sollte ich noch mehr genießen. Eine Stunde später ging der Zug nach Titusville ab, und wir fuhren jetzt durch ein enges, dicht bewaldetes Thal hinauf, dem man ansah, daß es erst vor ganz kurzer Zeit von der Zivilisation in Angriff genommen sei. Da und dort bemerkte ich einen frisch urbar gemachten Landstrich mit einer eben erst neu aufgesetzten Blockhütte. Aber nicht der Duft der Abendlandschaft lag auf dem wildromantischen Bilde, sondern der unangenehme Dunst des Erdöls, an den sich die Geruchsnerven jedenfalls erst gewöhnen müssen, ehe sie ihn auch nur erträglich finden können – und so weit war ich noch nicht in diesen Regionen eingebürgert. - Die Nacht legte sich aber bald ins Thal, und erst nach zehn Uhr erreichten wir Titusville, wo ich gleich im ersten besten Hotel am Bahnhof, Hotel Moray, abstieg. Es war, beiläufig gesagt, ein elendes Nest, schmutzig und unbehaglich, mit einem Loch als Kammer und schlechten Betten, aus dem ich mich auch gleich am nächsten Morgen ausquartierte und in das viel bessere Bushhouse hinaufzog.
Nun hatte ich allerdings vier Einführungsbriefe von Quellenbesitzern von New-York mitbekommen, damit mir diese Herren, oder einer von ihnen, die Bearbeitung zeigen und erklären könnten. Sie waren aber sämmtlich verreist, mit Ausnahme eines Einzigen, der krank im Bette lag, und den ich natürlich nicht belästigen mochte. Ich blieb also auf mich selbst angewiesen, kann aber hier wirklich nicht genug die Freundlichkeit aller der amerikanischen Herren rühmen, mit denen ich an diesem Morgen zusammentraf, und die sich die größte Mühe gaben, mir alles zu erklären und zu zeigen, was ich nur irgend zu wissen wünschte. Der Eine von ihnen, ein Mr. Davidson, stellte mich einem Freund Mr. Roof vor, und dieser nahm mich auf seinem Wagen gleich mit hinauf /18/ in die eigentlichen Quellen, führte mich dort überall herum und gab mir auch die genaue Route an, die ich von Titusville aus zu nehmen hatte, um die verschiedenen, in ihrer Ausbeute wenigstens sehr verschiedenen Oelquellen zu beobachten und dadurch einen ordentlichen Überblick zu gewinnen.
Es ist in der That wunderbar, daß die Natur gerade diesem sonst so armen und fast zu nichts zu benutzenden Landstrich diesen Reichthum gab. Der Boden ist steinig und zum großen Theil mit riesigen Sandsteinblöcken bedeckt; nur Massen von Chesnut- oder Kastanienbäumen und Eichen wachsen darauf, und hier und da liegt wohl eine kleine dürftige Farm, deren Besitzer den wenigen brauchbaren Boden bebaut hatte, um vielleicht seine Producte in die nächste kleine Stadt zu liefern. Dort im Boden und in geheimnisvoller Tiefe quillt das Oel, und der rastlose Mensch ließ es selbst dort nicht ruhen, bohrte sich bis zu ihm hinab und zog es mit seinen Pumpen, wo es nicht gutwillig von selber kommen wollte, an das Licht des Tages.
Die ganze Sache ist aber eine sehr unsichere Operation, denn kein Zeichen an der Oberfläche verräth, wo sich der reiche Strom da unten findet, und fast überall mußte man sechs- bis achthundert Fuß tief durch die Felsen bohren, bis man auf die eigentliche Quelle kam. Aber wie oft umsonst! – Als die erste entdeckt wurde und sprudelnd ihren trüben Reichtum in solcher Masse nach oben sandte, daß gar keine Gefäße mehr aufzutreiben waren, um ihn zu bergen, und Tausende von Barrels (Fässern) den Hang hinabstürzten und mit dem Bach sich zu Thal wälzten, da erfaßte die Bevölkerung der Vereinigten Staaten ein ähnlicher Taumel wie bei der Entdeckung des Goldes in Californien, und die Aufregung in jener Gegend soll damals eine unglaubliche gewesen sein. - Actien-Gesellschaften wurden zu Hunderten gebildet, Jedermann wollte sich bei dem gewaltigen und noch unberechenbaren Gewinne betheiligen; ganze Landstrecken wurden zu wahnsinnigen Preisen angekauft, Dampfmaschinen bei hundert in die Berge geschafft, eine Sägemühle nach der anderen angelegt, um Bauholz zu beschaffen, und Millionen an Capital kamen zusammen, um die schwere Arbeit des Bohrens in Angriff zu /19/ nehmen. Vielen gelang es dabei; sie fanden Oel und sahen ihren Fleiß belohnt, ihre Auslagen bezahlt. Tausende aber hatten Strecken Landes gekauft und in Angriff genommen nur um endlose Löcher in einen vollkommen öllosen District zu bohren, und die Actionäre mußten natürlich die Zeche bezahlen.
Mein Führer versicherte mir – und was er sagt, hat viel Wahrscheinliches, wenn man sieht, wie viele Plätze verlassen sind, wie viele nie einen Tropfen Oel gegeben, – daß aus diesen Regionen schon Millionen von Dollars, aber doch kaum so viel gewonnen wäre, als man schon an baarem Geld hineingesteckt, so daß die kommende Zeit erst einen wirklichen Nutzen bringen müsse.
Aber wir wollen von vorn beginnen, und dazu möchte ich den Leser zuerst einmal mit mir auf einen Punkt führen, von dem aus er einen dieser wunderlichen Minenplätze vollständig überschauen kann. Wir wollen uns denken, wir stiegen durch einen Wald. Derselbe besteht meist aus Eichen und (süßen) Kastanienbäumen – die letzteren mit ihrem hellfarbigen, schönen Laub und den gezackten Blättern weit vorherrschend. Der Boden ist rauh; riesige Sandsteinblöcke deckten ihn fast überall, so daß man oft über sie wegklettern muß und manche junge Eiche nicht einmal Raum neben ihnen fand, sondern ihre Wurzeln um den Stein schlagen mußte, um nur in Gesellschaft der nächsten Verwandten zu bleiben. Selbst das zwischen den Bäumen wachsende Gras sieht dürftig aus. Zu was ist der Boden nütze?
Da treten wir hinaus auf einen offenen Hang, und wie durch einen Zauber ist die Scenerie verwandelt. Das Erste, was allerdings dem Auge entgegentritt, ist eine Unmasse räthselhafter, sehr schmaler und wohl vierzig und mehr Fuß hoher, viereckiger Gerüste, die, überall unordentlich zerstreut, nicht allein über den ganzen Hang, sondern fast an jeder Stelle stehen, auf welche der Blick fällt; kleine Holzhütten kauern daneben, Rauch und Dampf steigt von ihnen auf, und Menschen hacken, hämmern, klopfen da herum. Wo aber der Hang scharf zu Thal fällt, und nur eine kurze Strecke von der Stelle ab, öffnet sich plötzlich die weite Ebene, und das /20/ sich dort bietende Bild läßt sich in der That kaum mit Worten wiedergeben.
Es ist gebrochenes Terrain, mit offenen, dürren Hängen, die früher, von der Sonne verbrannt, wohl kaum dürftige Weide gegeben haben; dazwischen liegen kleine Gruppen dunkler Bäume, aber kein cultivierter Platz ist zu sehen – keine Fenz, kein freundliches Wohnhaus – überall aber diese wunderlichen Gerüste, Derricks genannt, überall daneben kleine, fett und glänzend aussehende schwarzgraue Hütten, mit hier und da einem großen, wunderlichen, grellroth angemalten, runden Bottich, der sich später als ein riesiger, eiserner Tank herausstellt.
Und noch ein paar Schritte weiter vor, und unten durch das Tal strömt ein starker Bach – Oilcreek genannt, – links darüberhin liegt eine Kettenbrücke, an den geschwärzten Ufern ein Schienenweg, und ein langer Zug, der nichts führt als eine Kette von offenen Güterwagen, jeder mit zwei riesigen Bottichen darauf, keucht langsam der dort unten in das Thal hineingeschmiegten Stadt entgegen.
Dort allerdings stehen kleine Wohnhäuser, und hier und da ist auch wohl ein Versuch zu einem winzigen Garten gemacht, um etwas Gemüse – wahrlich keine Blumen darin zu ziehen. Was sollten auch Blumen dort nützen, ihre Farbe würde der auf dem Thal lagernde Ruß bedecken, und nach was anderem könnten sie in dieser Nachbarschaft riechen als nach Petroleum!
Vor wenig Jahren war der Platz eine Einöde – jetzt leben Tausende von Menschen darauf, und wer weiß, ob er nicht in kurzer Zeit wieder ebenso öde – nur noch mehr verwildert liegt als nur je, denn wer kann berechnen, wie lange diese Oelquellen anhalten, und gehen sie heute aus, so ist in acht Tagen keine Seele mehr in der ganzen Nachbarschaft zu finden. – Was sollen sie in der Wüste?
Aber wir haben wenigstens einen flüchtigen Blick über die „Oelregion“ geworfen und wollen jetzt einmal in diese Thäler und zwischen die Leute hinabsteigen, um ihr ganzes Leben, Treiben, Wirken und Schaffen genauer kennen zu lernen.
Als ich am Morgen früh in Titusville (ein kleiner Platz /21/ im Oeldistrict, den ich in der Nacht erreicht hatte) erwachte, war mein erster Gedanke: „Herr du meine Güte, wie stinkt die Lampe!“ Munter werdend, fand ich aber, daß ich gar keine Petroleumlampe im Zimmer hatte, sondern, daß nur die Fenster offen standen, und dieser penetrante Oelgeruch weiter nichts war als der Morgenduft, der auf der ganzen Landschaft lag. Und dieser Geruch liegt auf dem ganzen District, wohin man den Fuß setzt, und dringt natürlich auch in jeden Raum – aber kann trotzdem nicht ungesund sein, denn die Bewohner jener Gegenden befinden sich vortrefflich, und Aerzte scheinen die am wenigsten beschäftigten Menschen dort zu sein, während Advocaten, der ewigen Grenzstreitigkeiten wegen, ein desto größeres Feld für sich offen haben. - Wunderbarer Weise ist dieser Oeldistrict schon vor Hunderten von Jahren den dort hausenden Indianern und später französischen Jägern, die sich zuerst dort herumtrieben, bekannt gewesen. Der Bach hat den Namen „Oelbach“ schon damals getragen, und noch jetzt sind alte Tanks, durch ausgehauene Baumstämme hergestellt, und ausgeworfene Gruben entdeckt worden, in denen man sich das freiwillig, wenn auch nur dürftig zu Tage kommende Oel sammeln ließ. Da es aber – wie auch noch am heutigen Tage, nur mit Wasser vermischt vorkam, so breiteten die Indianer wollene Decken auf die Oberfläche, in deren Fasern sie das Oel fingen, das Wasser ließen sie dann ablaufen und rangen das Oel aus, das bei ihnen als eine kräftige Medicin in manchen Krankheitsfällen galt und zu einem bedeutenden Tauschartikel mit anderen, weniger von der Natur begünstigten Stämmen wurde. Niemand dachte aber natürlich daran, es der Erde in größerer Menge abzuzwingen; Niemand hatte auch die Mittel und Werkzeuge dazu. Diese Entdeckung blieb einer späteren Zeit vorbehalten. Vor wie langen Jahren man aber hier Oel gefunden und benutzt hat, davon sind einige dieser aufgefundenen Gruben ein sprechender Beweis, in denen man hier und da mächtige, seit der Zeit hineingewachsene Eichen noch heutigen Tages sehen kann.
Vor vier Jahren wurde hier das erste Loch gebohrt und damit die erste Quelle (wie man in der Minensprache sagt: /22/ „Well“) entdeckt, und ein so mächtiger Strahl des grünen Oels brach und schoß plötzlich mit stinkendem Gas gemischt hervor, daß man natürlich – unvorbereitet für einen solchen Erfolg – die kostbare Fluthh nicht halten und noch viel weniger dämmen konnte. Die vorhandenen Gefäße waren in unglaublich kurzer Zeit gefüllt, Lachen und Gruben wurden dann in wilder Eile ausgeworfen – aber alles umsonst – zwei- bis dreitausend Faß in vierundzwanzig Stunden trieb diese unterirdische Kraft heraus, und das Oel quoll über seine Behälter, den Hang hinunter in den Bach und floß lustig auf dem Creek hinab in den Alleghanystrom hinein. -
Die Oelbohrer behaupten jetzt – vielleicht nicht mit Unrecht – daß man in jener Zeit zufällig gleich den größten und mächtigsten unterirdischen Oelbehälter „angezapft“ und dadurch vielen Schaden getan habe. Es läßt sich aber denken, wie die Kunde dieses Ereignisses auf den überhaupt speculativen Amerikaner wirkte, und ähnlich wie nach der Entdeckung des Goldes, wo man ebenfalls zufällig im Anfang auf die reichsten Waschgoldminen traf und dadurch den Boden unerschöpft glaubte, so lief das Oelfieber wie eine Epidemie durch das Land. Alles strömte in die Nachbarschaft dieser Quellen, wo man hoffen durfte, in wenigen Wochen ein Millionär zu werden. Den Besitzern der dortigen Ländereien wurde für irgend ein Stück sonst fast werthlosen Grundes, nur von der Größe eines halben Ackers, ein fabelhafter Preis geboten, Tausende und Tausende von Menschen strömten in die Wildniß, ganze Caravanen von mit Lebensmitteln beladenen Karren zogen auf bald grundlosen Wegen herbei; Häuser und Hütten wurden aufgeschlagen und nur ein Schlafplatz unter Dach in schon vorhandenen mit Gold ausgewogen. Und jetzt baute man Derrick neben Derrick und fing an zu bohren, schaffte indessen große Tanks und Fässer herbei, ebenso kleine Dampfmaschinen, denn Handarbeit zu dieser Unzahl von Unternehmungen war ja doch nicht aufzutreiben, und machte den ganzen Boden fast zu einem Sieb.
Zu gleicher Zeit bildeten sich in fast allen großen Städten Amerikas, besonders aber in New-York und Philadelphia, Actiengesellschaften, um auf irgend einem angekauften Land/23/strich – Niemand kümmerte sich darum, wo derselbe lag – eine Anzahl von Bohrwerken in ungesäumten Angriff zu nehmen. Das Land war von Speculanten vielleicht mit 30.000 Dollars gekauft und wurde zu 100.000 oder mehr parzelliert, und dann noch Summe nach Summe eingeschossen, um Maschinen, Werkzeuge, Tanks und Fässer, wie Lebensmittel für die Arbeiter zu kaufen. Und jetzt begann eine ächt amerikanische Thätigkeit, während die Hoffnung der Spekulanten durch hier und da neu entdeckte und sehr ergiebige Quellen zu einer gefährlichen Höhe gesteigert wurde.
Viele – sehr viele von diesen Wells zeigten sich auch wirklich in kaum glaublicher Weise ergiebig. In Pit-hole z.B., das augenblicklich aus einer öden Wildniß eine bedeutende Stadt mit Hotels, Billards, Spielhäusern und dergleichen Bequemlichkeiten wurde, wie in einigen anderen traf man auf unterirdische Oelquellen, die, kaum geöffnet, 2000 Barrels (ein Barrel oder Faß wird durchschnittlich 43-48 Gallonen gerechnet, eine Gallone hält etwa 5 gewöhnliche Weinflaschen) und mehr freiwillig in sogenannten „flowing wells“ an die Oberfläche sandten und ihre Besitzer natürlich in wenigen Monaten zu reichen Leuten machten. Man hatte kaum Mittel und Wege genug, um das gewonnene Oel fortzuschaffen und dem immer neu zusprudelnden Raum zu geben, und die Wege waren zuletzt so zerfahren, daß es ein Kunststück wurde, einen beladenen Wagen darauf fort zu bringen. Aber schon bauten Tausende von Händen einen Schienenweg das ganze Thal hinab; ebenso schaffte man Wagen mit darauf befestigten Tanks herbei, eiserne, riesige Gefäße wurden aufgestellt, um als Reservoirs zu dienen, und selbst Röhren aus den Bergen niedergeleitet, um die Fuhrwerke entbehren zu können und der überreichen Oelmasse einen raschen Abfluß zu geben.
Aber nicht alle diese Strecken zeigten sich reich oder nur ölhaltig, und es stellte sich bald heraus, daß manche in den Seestädten errichtete Actiengesellschaft ungeheure Kapitalien in völlig wertlosen Boden gesteckt hatte. Einzelne gewannen Millionen, Andere verloren alles und sahen ihre Hoffnungen in den trockenen Stein hineingebohrt.
Jetzt kam der Rückschlag, und als selbst einige der reichsten /24/ Quellen plötzlich zu fließen aufhörten und nicht einmal durch Pumpen mehr überredet werden konnten, nur noch ein einziges Barrel herzugeben, da fanden sich auch keine gutmüthigen Menschen mehr, die unternehmenden Yankees ihre Tausende vorschossen, um damit in irgend einem Landestheil nach Gefallen zu wirthschaften. Einzelne der wie aus dem Boden gewachsenen Städte, wie z.B. Pit-hole, hörten plötzlich wieder auf zu existiren – die Straßen verödeten, so rasch wie sie sich bevölkert hatten, zahllose Häuser wurden von ihren Bewohnern gänzlich geräumt und verlassen, und wenn auch noch einzelne Quellen blieben und bearbeitet wurden, so lag der Ort selber doch so öde da in der Wildniß, als ob eine Pest darin gewütet hätte.
Die rasende Speculation, das wilde, kopflose Verfahren ließ nach – und das glücklicherweise, denn es würde noch Tausende ruiniert haben, – aber dafür bemächtigte sich jetzt der stete Fleiß der ganzen Arbeit und machte dadurch einer geregelten und lohnenden Thätigkeit Platz.
Eine gewagte Arbeit bleibt es freilich trotzdem noch immer bis zu dieser Stunde, denn man braucht nur die Stellen anzusehen, welche man bis jetzt angebohrt, und wo man doch wenigstens an den meisten Stellen Oel gefunden hat, um augenblicklich überzeugt zu sein, daß es unmöglich ein sicheres Merkmal an der Oberfläche der Erde geben kann, um zu wissen, wo man auf die richtige Quelle trifft.
Und was für schwere Mühe und Arbeit – ja wieviel Capital kostet es allein schon, nur um sich erst einmal Gewißheit zu verschaffen, ob man den geringsten Lohn erwarten darf. Man braucht nur die verschiedenen Derricks anzuschauen, um sich einen Begriff davon zu machen. -
Aber was ist ein Derrick? - Das sind hohe Gerüste, die gebaut werden müssen, um in ihnen die Bohrinstrumente aufzuhängen, während sie nachher auch zugleich, wenn wirklich Oel kommt, den Pumpen helfen sollen. Sie sind bis 40 und 44 Fuß hoch, viereckig und leicht, aber auch so fest als möglich errichtet, mit einer festgenagelten Leiter daran, und die vier Hauptpfosten nur durch einzelne Verbindungshölzer oder Bretter zusammengehalten. Daneben steht ein kleines Bretterhäuschen, in welchem die Maschine aufgestellt wird, und zuerst durch einen Hebel den Bohrer hebt und fallen läßt, und später, wenn er auf Oel kommt, die Pumpe arbeitet.
Diese Derricks nun sind in den richtigen Oelgegenden überall über die Hänge zerstreut. Unten dicht am Ufer des Baches sieht man sie stehen wie oben auf den drei- bis vierhundert Fuß hohen Rücken der Hügel, und nicht etwa einzeln, sondern manchmal zehn bis zwölf auf einem einzigen Acker, die einzelnen kaum dreißig bis vierzig Schritt, oft nicht so viel voneinander entfernt. Das verleiht natürlich, mit den dazwischen gestreuten Hütten, dem aufsteigenden Rauch einer einzelnen, hoch aufflackernden und lohenden Gasflamme und riesigen, da und dort aufgebauten Tanks dem Ganzen einen ganz eigenen und wunderlichen Anstrich.
Hunderte von diesen sind noch in voller Thätigkeit, während andere hundert durch die schwarze Fettkruste auf dem Boden umher zeigen, daß sie früher Oel gegeben. Wie gesagt, das Ganze war eben nur eine Glückssache – und ist es noch bis auf den heutigen Tag – ja durch den niederen Preis des Oels heute mehr als je.
Was nun die eigentliche Gewinnung des Oels vom ersten Moment anbetrifft, so ist diese die folgende:
Hat sich der Oelsucher zu einem Platz entschlossen, auf welchem er einbohren will (und das ist, wie gesagt, reine „Gefühlssache,“ da man Oel sowohl oben auf den Hügelrücken wie ganz unten am Bachrand gefunden hat), so muß er sich vor allen Dingen an der gewählten Stelle einen Derrick bauen.
Sobald nun das hohe Gerüst aufgestellt und das Tau herbeigeschafft ist, in welches der Bohrer, bei noch größerer Tiefe, gehängt werden muß, so beginnt die Arbeit, und langsam, Zoll für Zoll, rückt sie vor. Vielleicht trifft der Bohrer gleich anfangs einen Sandsteinblock, das ist aber nur verwittertes, an der Oberfläche liegendes Gestein, das schon nach wenigen Fuß ausgiebt und zu einer Schieferlage führt.
Durch diese hin erreicht man die erste Sandsteinschicht oder, nach der hiesigen Minensprache, den „ersten Sand,“ der etwa /26/ von acht bis zwölf Fuß stark sein mag. Dann kommt die zweite Schieferlage und nach dieser schon der mächtigere „zweite Sand“. Der Schiefer zeigt sich manchmal hart, in den meisten Fällen jedoch leicht bröckelig und rasch zu durchbrechen, und hat man, bei etwa sechshundert Fuß, die dritte Schieferschicht erreicht, so wächst die Hoffnung des Bohrenden, denn er weiß, daß er Oel finden wird, wenn er auf einen dritten Sandstein trifft.
Dieser „dritte Sand“ ist aber von den anderen beiden, die nur eine, wenn auch ziemlich harte, doch feinkörnige Masse zeigen, verschieden, denn er besteht nicht aus einem reinen, körnigen, weißen Sandstein, sondern ist mit kleinen Kieseln durchmischt, als ob er früher mit diesen zu einem Tage zusammengeknetet gewesen wäre. Das ist der ersehnte „Sand,“ in dem oder unter dem das Oel hauptsächlich, ja fast allein gefunden wird, und hat der Bohrende den erreicht, dann wird es Zeit, daß er seine Gefäße in Ordnung bringt und sich auf die Ernte vorbereitet, denn er weiß nicht, wie mächtig der Strahl sein mag, den er zutage fördert. Flowing wells oder von selber fließende Quellen gehören jetzt allerdings zu den Seltenheiten, aber jede neu angebohrte kann eine solche sein, und man muß sich deshalb dafür gerüstet haben.
Eigenthümlicher Weise wird in allen diesen Districten das Oel unter vorher sprudelnden Quellen von ziemlich starker Salzsoole gefunden. Zuerst kommt süßes Wasser, dann salziges, und zuletzt das Oel, und sehr wahrscheinlich liegen unter dem Oel nicht unbedeutende Salzsteinlager. Doch bis jetzt hat noch Niemand den Versuch gemacht und unter das Oel gebohrt, also auch noch kein wirkliches Salz gefunden.
Der Bohrer, der nun in sechs- bis achthundert Fuß Tiefe arbeitet, wird jetzt durch die kleine herbeigeschaffte Dampfmaschine, welche später die Pumpe regieren soll, in Bewegung gesetzt, und eine sinnreiche Vorrichtung, durch ein paar ineinander greifende, aber locker liegende Gelenke, verleiht dem eigentlichen Meißel unten die nöthige Stoßkraft, um sich nach und nach in das Gestein hineinzuarbeiten. Die eingesetzte Pumpe muß dann dazwischen Schlamm und Wasser herausheben, um wieder freien Raum zu gewinnen, bis sie endlich /27/ die ersehnte, dunkelgrüne Flüssigkeit zeigt und das Oel zu laufen beginnt.
Hier hatte man einer andern Schwierigkeit zu begegnen, denn das von oben niederquellende Wasser drückte mit solcher Gewalt auf das Oel, daß es im Aufkommen gehindert wurde – aber der Amerikaner weiß sich zu helfen. Er brachte in geschickter Weise einen Sack mit Leinsamen um den Pumpschaft an, der so gelegt war, daß er, wenn der Samen aufquoll, den Raum um die Pumpe vollkommen luftdicht ausfüllte. Dadurch hielt er das Wasser ab, auf das Oel nieder zu pressen, und erst in neuerer Zeit hat man selbst diese Leinsamensäcke durch eine neue Erfindung – einen eigenthümlich geformten ledernen Schlauch ersetzt. - Flowing wells gehören jetzt, wie gesagt, zu den Seltenheiten, und es giebt nur noch sehr wenige in dem ganzen, weiten District und unter Tausenden von Bohrlöchern; wohl aber hebt die Pumpe das kostbare Material leicht zu Tage, und nur die Ausbeute zwischen den Pumpen ist außerordentlich verschieden. Natürlich arbeiten sie Tag und Nacht – Sonntag und Alltag; der Ertrag aber wechselt von 6 Barrels bis zu 120 Barrels in 24 Stunden, und man behauptet, daß bei den damaligen Preisen (etwa 3½ Dollar für 43 Gallonen) zirka 8-10 Barrels dazu gehören, um nur die Auslagen zu decken, also erst alles über 10 Barrels Gewinn wäre.
In der Nähe von Titusville, wo man noch keine sehr reiche Quelle gefunden hat, scheint sich der Ertrag auch zwischen 12 und 30 Barrels festzustellen, und die Gegend hat allein dadurch einen Vortheil, daß nur sehr wenige Stellen ganz ohne allen Erfolg angebohrt sind. Weiter den Creek hinab wurde der Erfolg unsicherer, aber man fand auch dagegen wieder viel reichere Quellen, und einige wurden angebohrt, die mit der Pumpe selbst 120 Barrels, ja 126 den Tag (24 Stunden) geben.
Das Oel kommt nicht rein aus dem Boden, sondern ist mehr oder weniger mit Salzwasser gemischt, oft bis zu einem Drittel, meistens aber bedeutend weniger. Das aber hat keine weitere Unbequemlichkeit, denn es scheidet sich ja von selber. In den Tanks oder großen Bottichen, in welche es hinein/28/gelassen wird, ist unten ein Hahn angebracht. Ist der Bottich fast gefüllt, so öffnet man diesen und läßt das untenstehende und schwere Wasser – denn das Oel schwimmt natürlich oben – einfach ablaufen, und leitet dann das reine Oel in andere, daneben und etwas tieferstehende Tanks hinein.
Aber selbst die letzten Tanks werden durch Röhren abgeleitet, und zwar durch Röhren, die Meilen weit den Hang hinab in das nächste Thal führen, wo dann große eiserne Behälter aufgestellt sind, um von diesen aus gleich die auf Eisenbahnwagen angebrachten Tanks (große Butten) zu füllen und dem Ort ihrer Bestimmung zuzuführen. Tausende von Fuhrwerken waren früher nöthig, um das gewonnene Oel fort und die geleerten Fässer zurück zu schaffen. Jetzt begegnet man in den Bergen nur selten einem einzelnen Provisionswagen, während das Oel, von allen Seiten durch Röhren geleitet, von selber den Hang hinabläuft, und die Eigentümer desselben nur wenige Cents pro Meile für das Barrel zahlen. -
Aber nicht allein Salzwasser ist in dem Oel enthalten, sondern auch eine Menge Gas kommt damit zu Tage, und je reicher sich die Quelle zeigt, desto mehr, so daß man auf Mittel und Wege sinnen mußte, um es abzuleiten und unschädlich zu machen. Durch manche trübe Erfahrung wurden die Miner dazu getrieben, denn einige der furchtbarsten Brände hatten nur in dem Gas ihren Ursprung. - Dieses nämlich, durch schwere Luft zu Boden gedrückt, wälzte sich gegen das unter dem Dampfkessel brennende Feuer, und im Nu stand der ganze District in Brand, so daß an Löschen nicht einmal gedacht werden konnte. Die Tanks platzten; wie ein glühender Lavastrom aber, nur mit reißender Schnelle, wälzte sich die entsetzliche Gluthenmasse zu Thal, und selbst manches Menschenleben ging dabei verloren.
Daß alle heraufgeschafften Werkzeuge und Maschinen ein Opfer der Flammen wurden, versteht sich von selbst, und wochenlang brannte die Masse fort, ja bedrohte nicht selten sogar die Nachbarschaft.
Jetzt ist man vorsichtiger geworden, und wo sich viel Gas zeigt, wird es in hohe Röhren hinaufgeleitet und oben wie eine Fackel angezündet. Dort mag es harmlos in freier Luft /29/ verbrennen und kann wenigstens kein weiteres Unheil anrichten, ja gewährt sogar in dunkler Nacht einen ganz prachtvollen und eigenthümlichen Anblick.
Bei dem Verbrennen geht aber das Gas vollständig verloren, und dem praktischen Amerikaner will das nicht recht in den Kopf. Es fand sich auch bald ein Weg, wie man es, wenigstens hier und da, verwerthen konnte. An vielen Stellen nämlich, besonders an kahlen Hängen, wo überdies sehr wenig Holz wuchs, wurde das Brennmaterial entsetzlich teuer und konnte nur wenig beschafft werden. Dort half man sich mit dem Gas, leitete dünne Röhren unter die Kessel, und erhitzte diese mit dem bis dahin unbenutzten Strom.
Leute aber, die ihre Capitalien und Kräfte dazu verwenden, um in diesen Bergen nach Oel zu bohren, haben auch noch mit manchen anderen Unannehmlichkeiten zu kämpfen, und zu diesen gehört ganz besonders das Festklemmen der Werkzeuge. Es geschieht nämlich gar nicht etwa so selten, daß der Bohrer in der Minensprache „foul“ wird, oder die Werkzeuge sich einklemmen oder gar abbrechen, und monatelang quält sich dann so ein armer Teufel nutzlos ab, um das Bohrloch frei zu bekommen; sonst ist nicht allein das hineingebrachte Geschirr verloren, sondern der ganze Platz verdorben, und dem Oelgräber bleibt nichts Anderes übrig, als dicht nebenan noch einmal ganz von neuem zu beginnen – ärgerlich genug, wenn man vielleicht schon 6-700 Fuß gebohrt und nun die Hoffnung hatte, bald auf Oel zu treffen und seine Arbeit bezahlt zu bekommen. - Wie manches halbgebohrte Loch findet man solcher Art in den Bergen, in dem Kapital wie Hoffnung eines armen Oelgräbers stecken. Aber er kann noch Gott danken, wenn er wenigstens in dem nächstfolgenden Ersatz für das Verlorene findet. Ist das aber nicht der Fall, nun so gräbt er weiter, noch eins und vielleicht noch eins, und bleibt auch das umsonst, dann tritt der Moment ein, wo er die ganze Arbeit satt bekommt, und wo ihm der Oelgeruch schon widerlich und verhaßt wird. Er verkauft Maschine und Handwerkszeug um einen Spottpreis, zieht wieder civilisierten Distrikten zu und brennt von da an kein Petroleum mehr in seinen Lampen. /30/ Wie erfinderisch übrigens die Amerikaner im Allgemeinen sind, zeigt sich besonders in diesen Oeldistrikten, wo ihnen hundert unvorhergesehene Schwierigkeiten aufstießen, aber alle mit der größten Leichtigkeit überwunden wurden. Dampfmaschinen ersetzten bald das mühsame Bohren, das man anfangs anwandte, wo der Bohrer nur durch Menschenkraft, und zwar durch das Gewicht zweier Männer, die ihren Fuß in einer Tauschleife hatten, niedergetreten und dann durch einen eingespannten Hebel wieder emporgehoben wurde. Man nannte das: „to kick a hole down“.
Aber eine andere Schwierigkeit zeigte sich an manchen Stellen, wo man wohl Oel bekam, dieses aber eine so trübe, schlammige Farbe hatte, daß die Aufkäufer nur ein Minimum dafür bezahlen wollten, und es dadurch nicht einmal die Arbeit des Aufpumpens lohnte.
Das eigentliche rohe Erdöl ist von mattgrüner, dunkler Farbe und undurchsichtig, aber es darf nicht trübe oder gar schlammig sein, und doch kam es an vielen Stellen gerade so heraus, als ob es mit gelbem Schlamm versetzt gewesen wäre. Die Oelgräber versuchten demnach die verschiedensten Mittel und Wege, um es zu reinigen, aber umsonst, denn es stellte sich alles, bei dem geringen Preis des Oels, als viel zu kostspielig heraus. Da fiel einer von ihnen, eben jener Mr. Roof, der mir so freundlich alles erklärte, auf den Gedanken, den Dampf des Kessels in die Pumpe zu leiten, wodurch das frischgehobene Oel von diesem erwärmt und durchdrungen wurde, und der Erfolg war ein außerordentlicher. In welcher Art das Oel durch den Dampf gereinigt wurde, konnte er sich selber nicht erklären, daß es aber augenblicklich geschah, war außer aller Frage. In meiner Gegenwart schloß er die in die Pumpe geleitete Dampfröhre ab, und das jetzt heraufgehobene Oel zeigte sich trübe und gelblich – der alte unverkäufliche Stoff. Kaum aber hatte er die kleine Röhre wieder geöffnet, daß der bis dahin abgeschlossene Dampf auf das heraufgepumpte Oel einwirken konnte, als es wieder die gehörige dunkelgrüne Färbung annahm und so weiter floß. - Sonderbar ist nur, daß sich auf dem Boden des Tanks, in welchen dieses gedampfte und vorher trübe Oel geleitet /31/ wurde, kein Satz zeigen soll. Auch das Wasser, das man unten abließ, war vollkommen klar und hell, wenn auch sehr salzig. - Die Gewinnung des Oels bietet nun überall und an den verschiedensten Plätzen einen ziemlich gleichförmigen Anblick. Neben den Derricks steht eine kleine Hütte aus Brettern roh zusammengenagelt, um die Dampfmaschine gegen den Regen zu schützen, und zwischen der Maschine und unter dem Derrick ist ein horizontaler Baum angebracht, der durch das an seinem einen Ende befestigte Rad aufgehoben und niedergedrückt wird, und mit dem anderen dann die Pumpe in Bewegung hält. Menschen sind natürlich fortwährend dabei beschäftigt, denn das Feuer unter dem Kessel muß unterhalten, die Pumpe überwacht werden, ebenso muß jemand darauf achten, daß keine Störung in dem Ablaufen stattfindet und das kleine Faß, welches das erste Oel aufnimmt, seinen Inhalt ordentlich in den Tank entleert. Alles ist auch offen; man kann sehen, wie das durch die Pumpe gehobene Oel durch die Röhre läuft, und mit nur einiger Uebung auch ziemlich genau taxiren, wie viele Barrels etwa diese „well“ täglich giebt. Das Oel läuft dabei nicht stet, sondern manchmal stärker, manchmal schwächer, so daß es, besonders bei schwach fließenden Quellen, oft so aussieht, als ob es ganz aufhören wollte, während es im nächsten Augenblick wieder stärker als gewöhnlich vorschießt.
Anders, weit anders ist das mit den „flowing wells,“ von denen ich eine besuchte, und ich muß gestehen, daß das geheime Wirken der Natur, das man bei diesen so deutlich beobachten kann, einen merkwürdigen, fast unheimlichen Eindruck auf mich machte.