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Manchmal spülen die Wellen des Schicksals die Menschen mit gewaltiger Wucht davon und wenn sie wieder auftauchen hat sich alles verändert, am meisten sie selbst. Diese Erkenntnis bringt Joe dazu, vor der bitteren Realität aus seiner Heimatstadt nach Surf City zu fliehen. Seine Traumwelt ist ihm jedoch gefolgt und zwingt ihn dazu, sich weiter mit sich selbst zu beschäftigen.
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Seitenzahl: 373
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Michael Reisinger
Aloha in Surf City
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Inhaltsverzeichnis
Titel
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Impressum neobooks
Joe schreit vor Angst laut auf. Er schaut aus dem kleinen Flugzeugfenster zu seiner Linken. Mit blankem Entsetzten muss er feststellen, dass der Ozean schnell von dem Flugzeug Besitz zu ergreifen scheint, denn das aufsteigende Wasser hat schon die Oberkante des Fensters erreicht. Das Flugzeug ist definitiv am Sinken. Joe ist verzweifelt. Er will nicht sterben!
„Sie müssen loslassen, junger Mann!“ Joe schaut verzweifelt nach rechts, in die Richtung, woher die gutgemeinten Ratschläge gekommen sind. Sie stammen von einem alten Mann, fein gekleidet, aber mit unglaublich verstrubbelten Haaren; „professorenhaft“ beschreibt sein Erscheinungsbild wohl am besten. Daneben sitzt ein weiterer Mann, seltsam bleich und emotionslos. Das sind ja zwei schräge Vögel. Joe ist wenig begeistert dass genau diese beiden sonderbaren Gestalten in so einem Moment der Panik neben ihm sitzen. Wie viel würde er jetzt für ein vertrautes Gesicht geben.
Das Flugzeug sinkt weiter. Schon beginnt die Kraft des Wassers die Hülle des Fliegers unter Druck zu setzen. Alles ruckelt und krächzt und ächzt und wirkt völlig instabil. Joe ist kreidebleich vor Angst. Er hat seine Hände in die Rückenlehne des Vordersitzes gekrallt und hält diesen fest, als ob sein Leben genau davon abhängen würde, dass er ja nie wieder los lässt. Wann hört dieses verdammte Ruckeln denn endlich auf? „Entspannen Sie sich doch, junger Mann! Ihre Verkrampfung führt doch zu nichts.“ Joe quittiert den neuerlichen Ratschlag mit einem bösen Blick. Mann, versteht dieser senile Alte nicht, dass sie gleich alle ertrinken werden?
Psch! Psch! Psch-Psch! An Joes Fenster beginnen sich Risse in Dichtung und Scheibe zu bilden. Dann ein kurzer Augenblick bedrohlicher Stille, und schon dringt Wasser ein. Joe verkrampft noch mehr und tiefer gräbt er seine Finger in die Rückenlehne. Der Professorentyp fasst ihm beruhigend an den Arm, was Joe nur noch mehr in Rage bringt. Ok, fairerweise muss man sagen, dass Joe sich generell gerade leicht unter Druck gesetzt fühlt, mit dem Wasser nun schneller und schneller in den Flieger eindringend.
Eigentlich hasst Joe ja Flugzeuge. Sie sind in seinen Augen unnatürliche Monster. Nimm den Start als Beispiel. Der Mensch ist doch nicht dazu geboren innerhalb weniger Minuten von Null auf Tausende Meter Höhe geschleudert und dabei so durchgeschüttelt zu werden, oder? Zu allem Überfluss das Ganze auch noch in solch engen, schlauchartigen Konservendosen. Diese bewegen sich dann ausgestattetet mit einem Haufen fehlerhafter menschlicher Technik in viel zu großer Höhe fort. Obendrein vollgepumpt mit schlechter Luft und vollgestopft mit widerlichen Leuten. Joe findet das einfach nur krank!
Der Mensch ist in seinen Augen ein Landwesen. Erde ist sein Element - nicht Luft, Feuer oder Wasser. Das Problem ist, dass wenn man irgendwo weiter weg hin will, Flugzeuge oft unausweichliche Übel darstellen. Weil das so ist steht Joe auch immer wieder vor dem gleichen Dilemma – fliegen oder nicht fliegen? Fliegen bringt dir die Freiheit etwas Neues zu erleben. Nicht Fliegen die Sicherheit heil am vertrauten Boden zu bleiben. Doch was ist besser?
Der Flieger scheint seine maximale Belastbarkeit zu erreichen. Das Krächzen und Stöhnen der Hülle ist unerträglich laut geworden. Joe bekommt fast einen Herzinfarkt. Warum nur ist der alte Mann neben ihm so ruhig? Und dessen Begleiter ebenso? Joe schaut sich nach den weiteren Passagieren um. Komischerweise sind alle anderen Insassen des Fliegers ziemlich tiefenentspannt, obwohl mittlerweile durch wirklich jedes Fenster Wasser eindringt. So viel Wasser, dass Joes Knöchel schon vollständig umspült sind. Aber es scheint niemanden im Geringsten zu stören, außer Joe, der die Rücklehne des Vordermanns nicht mehr loslässt. Seine Finger schmerzen elendig von der krampfhaften Anspannung der letzten Minuten. Sein Herz schlägt laut.
Immer noch sinkt der Flieger. Das Krächzen und Stöhnen der Hülle wird noch eine Spur lauter. Lange kann es nicht mehr dauern bis die Wände der Naturgewalt des Ozeans nicht mehr Stand halten können. Joe beginnt sich mit seinem Schicksal abzufinden. Bald, sehr bald wird sein Leben vorbei sein. Es kommt ihm in den Sinn, dass er es eh nicht besonders gemocht hat. Vielleicht gibt es ja ein Leben nach dem Tod, und vielleicht ist dieses ja sogar besser. Joe atmet tief durch.
Der alte Mann neben ihm scheint das als positives Zeichen zu werten: „Geht es Ihnen wieder besser?“ „Wie soll es gehen wenn einem das Wasser fast bis zum Hals steht?“ Eine kleine Übertreibung, denn eigentlich hat es ja noch nicht mal die Knie erreicht. Aber es steigt und steigt; definitiv kein gutes Zeichen. Seinen Sitznachbarn scheint das immer noch nicht im Geringsten zu stören: „Es ist doch heute trotz allem ein herrlicher Tag, oder nicht?“ „Sind Sie krank? Ich würde es ja eher einen verdammt beschissenen Tag nennen, wenn man so kurz vorm Ertrinken steht.“
Joe hasst Smalltalk grundsätzlich zutiefst. Smalltalk aber während der letzten Augenblicke vor dem Tod, ein persönlicher Alptraum für Joe und die Höchststrafe. Sein Pech, denn dieser Professorentyp scheint Smalltalk zu lieben: „Nur keine Panik. Lassen Sie uns doch etwas quatschen, das hilft meistens beim Entspannen. Wohin sind Sie denn unterwegs?“ „In den Urlaub.“ Joe versucht so knapp wie möglich zu antworten. „Oh, das ist ja toll. Wohin geht es denn genau?“ Nicht mehr weit wie es aussieht; wahrscheinlich neues Ziel: Meeresgrund. „Weit weg!“ Joe hofft inständig, dass diese Antwort sein Desinteresse an einer Konversation klar und deutlich rüberbringt. Kann der Typ ihn nun für seine letzten inneren Vorbereitungen bezüglich dem unausweichlichen Ende in Ruhe lassen?
Nein, kann er nicht. „Oh, das ist gut. Das ist sehr gut. Mein Assistent und ich verreisen auch gerade. Geschäftlich!“ Wen interessiert das, denkt Joe bei sich. Dennoch ringt er sich ein kurzes „Hm“ ab. Aber auch das stoppt den anderen nicht: „Sie müssen nämlich wissen, dass ich Professor für Robotik bin. Ein sehr bedeutender Professor sogar. Meine Forschung ist auf der ganzen Welt bekannt und nun muss ich meine neuesten Ergebnisse auf diesem Symposium präsentieren. Mein Assistent begleitet mich.“ Er deutet auf den Typen neben sich. Dieser zeigt jedoch keinerlei Reaktion. Das macht ihn fast schon wieder sympathisch für Joe. Obwohl ihm irgendwelche Anzeichen von Panik bei irgendjemand Anderen aus dem Kreis der Mitreisenden jetzt doch noch sehr viel mehr bedeuten würde. Es kann doch nicht sein, dass Joe der einzige ist der Angst hat.
Aus antrainierter Höflichkeit kommentiert Joe den letzten Redeschwall des Professors mit einem „Aha. Viel Glück dafür.“ Hätte er vielleicht doch nicht machen sollen. Denn dadurch fühlt sich der Professor genötigt fortzufahren. „Ja, ja. Wir stehen vor einem großen Durchbruch, mein Junge. Eine Erfindung, die jeden Mann auf Erden glücklich machen wird. Auch Sie werden davon profitieren. Bald. Schon sehr bald.“ Was für ein Spinner! Das Wasser hat nun Joes Schoß überschwemmt. Das Ende ist zum Greifen nahe. Und dieser Wahnsinnige neben ihm redet von Zukunft? Wie kann man nur so verblendet sein das Unausweichliche so erfolgreich zu ignorieren. „Mit Verlaub, Herr Professor. Diese Maschine hatte einen Absturz. Wir sind im Meer notgelandet. Das Flugzeug ist am Sinken. Es dringt Wasser durch die Fenster ein. Wir werden ertrinken!“
„Bleiben Sie ruhig. Das ist alles nicht so schlimm wie Sie vielleicht gerade glauben!“ Der Professor schüttelt den Kopf: „Nein. So fatalistisch dürfen Sie gar nicht erst denken. Das ist nicht das Ende, es ist erst der Anfang. Es gibt einen Plan und das Untergehen gehört dazu. Es ist sogar äußerst wichtig, dass wir zuerst einmal untergehen. Vor allem dass Sie untergehen, das ist für alles weitere besonders wichtig! Denn nur so können Sie das Glück erfahren, das ich für Sie vorgesehen habe.“
Mit einem lauten Krachen explodiert die Flugzeughülle. Joe wird von einem Sog gepackt und aus dem Flugzeug geschleudert. Sekundenbruchteile später reißt ihn der Sog unerbittlich in die Tiefe. Joe strampelt wie wild. Doch es hilft nichts. Immer tiefer und tiefer geht seine neue Reise. Dann wird es dunkel.
Joe schlägt die Augen auf. Es muss noch mitten in der Nacht sein, denn es ist dunkel draußen. Er liegt in seinem Bett. Offensichtlich muss er heftig geträumt haben, so verschwitzt wie er ist. Die Bettdecke liegt zerknüllt mehr neben ihm als auf ihm. Joe friert, denn es ist tiefster Winter und er lässt aus Prinzip keine Heizung in der Nacht laufen. Zusätzlich fühlt er einen Druck auf der Blase. Joe rafft sich auf, langsam und tapsig.
Schlaftrunken macht er sich auf den Weg Richtung Badezimmer. Obwohl es sein Apartment ist und er lange genug hier wohnt, um sich mit schlafwandlerischer Sicherheit zu jedem erdenklichen Punkt innerhalb dieser 40m² navigieren zu können, stellt die schlafbedingte Desorientierung ein erhebliches Problem in der Dunkelheit dar. Bam! Au! Joe ist aus Versehen gegen den Türstock gelaufen. Schmerzverzehrt reibt er sich das Schienbein. Autsch, das war ein Volltreffer. Missmutig tapst er zur Tür hinaus. Dann quert er den Eingangsbereich seiner kleinen Wohnung hinüber zum Bad.
Im Vorraum profitiert er vom schwachen Licht, das von einem der kitschigsten Bilder kommt, die man sich nur vorstellen kann. Joe hatte sich lange geweigert dieses Bild in seiner Wohnung aufzuhängen, doch seine Freundin Vivian hat ihn dazu gedrängt, wieder und wieder, bis er klein beigegeben hat. Jetzt hängt dieses ein Meter mal ein Meter große Monstrum in seinem Vorzimmer. Es zeigt einen Surfer, der eine Welle in Richtung Strand irgendeines tropischen Paradieses abreitet. Neben dem Surfer schwimmt eine Schildkröte und am Strand wartet eine Bikinischönheit. Gemalt ist das Bild mit dick deckenden Farben, ähnlich Ölfarben, in grellen Farbtönen, 80er-Jahre-Stil. Unterstützt werden die Farben von kleinen LED-Lämpchen, die, gespeist von Strom aus der Steckdose, kontinuierlich blinken und dabei die Bewegung des Meeres symbolisieren sollen. Was tut man nicht alles für die Beziehung, oder? Vor allem jetzt, wo es zwischen Joe und Vivian in regelmäßigen Abständen kracht. Wie heute Abend als sie sich für Stunden in die Wolle gekriegt haben. Joe will gerade gar nicht dran denken, denn sonst kann er sicher nicht mehr einschlafen. Um sich abzulenken betrachtet er, intensiver als sonst, aber weiterhin schlaftrunken, das Surfer-Bild. Dabei träumt er mit halboffenen Augen vor sich hin.
Oh, das Meer! Wie gerne würde er dem Winter hier in der grauen Stadt entfliehen und einfach mal für unbestimmte Zeit ans Meer ziehen, dorthin wo das Wetter immer schön ist und die Temperaturen immer warm. Joe stellt sich vor wie das wäre, wenn er jetzt in einem solchen tropischen Paradies zu Hause wäre. Er würde definitiv Surfen lernen und dann hoffentlich genauso entspannt wie die gemalte Figur auf dem Bild dem Sonnenuntergang entgegengleiten. Ach, das wär schön!
Joe schüttelt sich. Leider sind das doch nur Träumereien, unrealistische Phantasien, nicht zu erfüllen und völlig abgekoppelt von der Wirklichkeit. Er muss natürlich hierbleiben. Immerhin hat er einen Job hier, eine Freundin. Sein bester Freund ist auch hier. Er kann nicht einfach gehen. Nein, nein, er kann wirklich nicht weg. Joe schüttelt sich nochmal.
Im Halbdunkeln braucht er etwas Zeit bis er die Türklinge zum Bad ertastet hat, doch gelingt ihm das hier besser, als vorher bei der anderen Tür. Auch wegen dem Licht des Bildes. Joe überlegt kurz, ob er im Bad Licht anmachen soll. Doch er entscheidet sich dagegen. Den Weg findet er auch im Dunkeln. Schon sitzt er auf dem Klo und erledigt sein Geschäft.
Dabei denkt Joe über den Traum nach, den er gerade eben gehabt hat. Träume in denen Flugzeuge vorkommen gehören definitiv nicht zu Joes Favoriten. Er hat zu großen Respekt vor den Blechvögeln als dass er gerne in ihnen sitzt. Nur an sie denken löst schon Unbehagen aus. Aber Träumen ist ja noch mal emotionaler und intensiver als An-Etwas-Denken. Darum kann er jetzt richtig die Beklemmung spüren, die er normalerweise hat, wenn er in der Realität fliegen muss. Joe findet das furchtbar. Beim Träumen kommt doch immer so eine seltsame und unkontrollierbare emotionale Ebene dazu, die einen richtig fertig machen kann. Und die bei Joe im Zusammenhang mit Flugzeugen eindeutig angstbeladen ist.
Dementsprechend mulmig fühlt er sich nun durch die Nachwehen dieses speziellen Flugzeug-Traumes, worin neben dem Fliegen noch ein Absturz und darauffolgendes Ertrinken vorgekommen sind. Joe fröstelt es wieder. Es ist nicht nur die kalte Winterluft, die durch das offene Badezimmerfenster hereinströmt. Es ist auch Joes momentane Stimmung. Schon länger hat er ein mulmiges Gefühl. So als ob irgendetwas in der Luft liegen würde. Irgendetwas Großes, das bald auf ihn hereinstürzen wird.
Mittlerweile ist er mit seinem Geschäft fertig. Schnell noch abgeschüttelt, die schlechten Gedanken gleich mit und dann nichts wie zurück ins Bett. Joe marschiert los. Bam! Au! Er knallt mit seinem Kopf gegen etwas Hartes. Verdammt!!! Joe hat vergessen, dass er ja vorhin die Badezimmertüre zugemacht hat. Jetzt ist er voll dagegen gerannt. Scheiße! Nun hat er Kopfschmerzen. Noch missmutiger als am Hinweg setzt der so geprügelte Joe den Rückweg zu seinem Bett fort. Gott sei Dank ohne weitere Vorkommnisse!
Es ist pechschwarz hier. Joe sitzt auf einem Stuhl. Sein Kopf tut weh als ob ihm jemand mit dem Hammer eins übergebraten hätte und er hat jegliche Orientierung verloren. Was ist passiert? Ist die Maschine abgestürzt? Adrenalin schießt in sein Blut. Ist er vielleicht in einem Krankenhaus? Einem Leichenschauhaus? Wobei, das macht keinen Sinn. Immerhin sitzt er ja auf einem Stuhl und liegt nicht in einem Bett oder auf einem OP-Tisch. Er schaut sich um. Es ist immer noch dunkel. So dunkel, dass er nicht erkennen kann was sonst noch in dem Zimmer ist.
Es benötigt einen heftigen Kampf mit seinem Kreislauf, um überhaupt aufstehen zu können, den Joe jedoch schlussendlich für sich entscheiden kann. Als erstes überprüft er den Zustand seines Körpers. Er scheint unverletzt, ein mildes Kopfweh seine einzige Beschwerde. Dann steht er langsam und wohldosiert auf, nur um fast gleich wieder wegen eines plötzlich auftauchenden Schwindelanfalls umzukippen. Doch Joe schafft es sich zu stabilisieren.
Er will den Raum untersuchen. Dafür muss aber erstmal der Lichtschalter gefunden werden. Langsam tastet sich Joe die Wände entlang bis er einen Türrahmen erreicht hat. Augenblicke später ist auch der Schalter lokalisiert. Die plötzliche Helligkeit schmerzt Joes Augen und lässt alles erstmal verschwommen erscheinen. Das Kopfweh wird stärker. Schemenhaft beginnt Joe die Ausmaße des Raumes sowie die Anzahl und Art der Einrichtungsgegenstände zu erkennen. Es ist ein sehr kleiner Raum ohne Fenster, mit dicken Wänden und etwas modrig nach Keller riechend. Darin stehen außer einem einfachen Bett und einem Stuhl keine weiteren Gegenstände. Aus dem Raum heraus führt eine Holztür aber, wie schon erwähnt, keine Fenster. Es gibt auch kein besonderes Lüftungssystem, nur der Spalt unter der Holztür scheint den Raum mit Sauerstoff zu versorgen. Sofort fühlt Joe Klaustrophobie in sich hochsteigen. Auch kommt der Schwindel zurück und der kleine Raum um ihn herum beginnt sich wieder stärker zu drehen. Oh Gott, wo ist er hier gelandet?
Um nicht in Panik zu verfallen stürmt Joe auf die Türklinge zu. Sie lässt sich nicht runterdrücken, ist stattdessen starr, als ob sie jemand von außen mit aller Kraft gegen Joes Druck hochhalten würde. Joes Herz rast schneller und schneller. Er ist eingesperrt! Joe beginnt wie wild gegen die Holztür zu hämmern und um Hilfe zu rufen. Keine Antwort. Auch sonst keine erkennbare Veränderung der Lage. Dafür tun ihm nun die Handrücken weh. Sehr sogar.
Jedoch haben Angst und Wut nun die Kontrolle über seine Aktionen übernommen, wodurch er den Schmerz gar nicht mehr spürt. Auch das mit dem klar denken scheint nicht mehr zu funktionieren, denn Joes nächste Handlung ist es, den Stuhl zu nehmen und unzählige Male gegen die Tür zu dreschen. Endresultat dieser Aktion: ein kaputter Stuhl und ein erschöpfter Joe.
Die Angst aber ist immer noch nicht abgeklungen. Also rüttelt Joe wie besessen an der Türklinke. Es tut sich nichts. Einfach nichts. Er ist und bleibt eingesperrt! Joe lässt sich verzweifelt am Türblatt entlang Richtung Boden sinken. Es ist vorbei. Irgendein Psycho hat ihn hier eingesperrt und lässt ihn nun elendig verhungern. Das ist das Ende von Joe - gefangen in einem Verließ, bis ihn die Angst schlussendlich dahinraffen wird. Nun ist er deprimiert. Und erschöpft. Ja richtig müde sogar. Diese Müdigkeit lässt die Angst momentan einer dumpfen Leere weichen. So beruhigt sich sein Puls und sein Atem beginnt wieder normal zu funktionieren. Er schließt kurz die Augen.
Als er sie wieder öffnet sieht er das kitschige Surfbild aus dem Vorraum seines Apartments. Was macht das denn hier? Joe ist verwundert. Es war doch vorher noch gar nicht da. Trotzdem ist er heilfroh dieses vertraute Element aus seiner Wohnung hier zu sehen. Oh wie oft hat er bei diesem Bild komische Gedanken bekommen? Meistens musste er an so etwas Abstraktes wie Freiheit denken. Nachher hat er sich richtig schlecht gefühlt, weil er doch so ein unfreier Mensch ist. Dann hat er sich immer geschworen, dass er eines Tages über seinen eigenen Schatten springen und für längere Zeit ans Meer ziehen wird, um endlich mal diese Freiheit kennenzulernen, an die er immer denken muss. Aber nicht gleich sondern später, dann wenn es besser ins Leben passt.
Und was ist jetzt? Statt freier zu werden ist er noch mehr in Gefangenschaft geraten, in dieser Zelle, in diesem Kerker, wo auch immer er jetzt ist. Ja genau, wo ist er eigentlich? Und wer hat ihn hier eingesperrt? Doch Joe findet keine Antwort. Nein, es ist sinnlos. Stattdessen sollte er sich wohl besser ablenken. Vielleicht mit ein paar schönen Gedanken? So behält er wenigstens noch etwas das Gefühl, Herr über seine eigene Lage zu sein. Auch wenn die Situation gerade beschissen ist, seine Einstellung dazu kann ihm hoffentlich ja wohl keiner nehmen. Darum stellt sich Joe nun ganz intensiv das Schönste vor, an dass er gerade denken kann. Es fällt ihm genau eine Sache ein. Er stellt sich vor, der Surfer in dem Bild zu sein.
Auf einmal macht es Klack, die Türklinge bewegt sich nach unten, die Tür schwingt auf und der ans Türblatt gelehnte Joe purzelt rücklings aus dem Zimmer hinaus. Draußen erwartet ihn ein schlichter Gang der schlecht beleuchtet und komplett leer ist. Weit und breit keine Spur von der Geisterhand, die ihm so unverhofft die Tür geöffnet hat. Joe richtet sich mühsam auf.
Der Gang präsentiert sich als hässlicher, langgezogener Schlurf von dem alte, ziemlich versifft wirkende Holztüren links und rechts abgehen. Wieder gibt es keine Fenster. Joe lehnt sich kurz mit dem Rücken an die Wand und atmet ein paar Mal tief durch. Die Luft ist stickig und riecht ungesund nach Moder. Dann reißt Joe sich von der Wand los und beginnt den Gang Tür für Tür abzuklappern. Tür 1 gegenüber seiner Tür: versperrt. Tür 2 neben seiner Tür, etwas weiter den Gang hinunter: versperrt. Tür 3 gegenüber Tür Nummer 2: ein WC, alt aber anscheinend funktionsfähig. Und relativ sauber. Tür 4: ein Badezimmer, oder besser gesagt ein Raum mit einer Badewanne und einem Waschbecken darin. Keine Schränke, keine Hygieneartikeln, keine Handtücher. Und wieder keine Fenster. Dafür ein richtig fieser Schimmelgeruch, der von dem großen schwarzen Fleck an der Decke herunterströmt. Tür 5: ein weiterer Raum ohne Fenster, diesmal mit einem Tisch und zwei Stühlen ausgestattet. Tür 6: abgesperrt.
Joe hat den gesamten Gang abgeschritten und steht nun vor der letzten Tür, derjenigen gegenüber Nummer 6. Nummer 7 also. Wobei? Streng genommen muss er ja seinen Raum auch mitzählen. Also dann halt Nummer 8. Er versucht die Tür aufzumachen. Sie ist nicht abgesperrt. In dem Raum ist es dunkel. Joe tastet nach dem Lichtschalter neben dem Türstock und drückt ihn. Es wird hell. Seine Augen brauchen den Bruchteil einer Sekunde, dann haben sie sich an die Helligkeit gewöhnt und er sieht wieder klar. Und was er sieht lässt ihn zusammenzucken, aufschreien und einen großen Satz nach hinten machen.
In dem Raum ist nur ein Bett und auf diesem Bett sitz ein Mensch, eine Frau präziser gesagt. Eine sehr schöne Frau um es ganz genau zu nehmen. Schlicht bekleidet mit einem Kleid. Etwas jünger als er selbst. Sie hat die Augen geschlossen und sitzt so da, als ob sie meditieren würde. Der Wirbel von Joes Rein und Raus sowie Vor und Zurück scheint sie gar nicht gestört zu haben. Sie bleibt ruhig auf dem Bett sitzen und lässt ihre Augen geschlossen. Ist sie vielleicht tot?
Langsam wagt sich Joe nach vorne. Ganz vorsichtig nähert er sich der jungen Frau. Ihr Brustkorb bewegt sich und Joe vernimmt Atemgeräusche. Also nicht tot. Er wird mutiger und kommt ihr bis auf Armeslänge näher. Plötzlich öffnet sie ihre Augen. Joe zuckt fürchterlich zusammen. Aus seiner Kehle kommt ein Ton, der an das Quieken eines Schweines erinnert. Die Frau aber zeigt keine Emotion. Stattdessen beginnen ihre kalten, ausdrucklosen Augen ihn mit aller Gründlichkeit zu analysieren.
Die Frau streckt ihre Arme aus und versucht nach Joe zu greifen. Dieser schreit panisch auf und macht einen neuerlichen Satz nach Hinten. Die Frau hat ihn verfehlt. Doch das scheint sie nicht weiter zu stören. Langsam steht sie auf und geht mit ausgestreckten Armen auf den verängstigten Joe zu. Schritt für Schritt weicht dieser zurück. Und Schritt für Schritt folgt sie ihm. Schon ist Joe aus der Tür raus und will diese zuschlagen.
Zu spät. Die Frau hat einen Arm dazwischen gebracht und die Tür schwingt wieder auf. Joe hat die Hosen gestrichen voll. Doch die Frau geht weiter auf ihn zu. Joe weicht zurück und zurück. Plötzlich spürt er etwas Hartes in seinem Rücken. Es ist die Türklinge der gegenüberliegenden Tür. Joe greift schnell danach und drückt sie hinunter. Verdammt, die Tür öffnet sich nicht. Ach ja, stimmt, die war ja abgeschlossen. Er sitzt in der Falle. Die Hände der Frau strecken sich in Richtung seines Halses. Joe hat fürchterliche Angst. Er braucht eine Idee, schnell. Ihre Hände kommen näher. Joes Kehle wird trocken, eine nutzlose Reaktion in dieser Situation. Denk nach Joe, denk nach!
„Wer bist du?“ Er schreit es mehr raus als dass er redet. Aber es ist das Einzige, was ihm auf die Schnelle als Abwehrmaßnahme eingefallen ist. Glücklicherweise scheint es sogar Wirkung zu zeigen. „Ich bin Katerina. Wer bist du?“ Die Frau hat ihm sofort geantwortet. Und sie bleibt stehen, immer noch mit ausgestreckten Armen, welche regungslos in der Luft verharren, einen Fingerbreit von Joes Hals entfernt. Nicht die alltäglichste Kennlernsituation. „Ich bin Joe.“ Rede Junge, rede. Vielleicht hilft das ja diese Psychotante unter Kontrolle zu halten. Scheiße nur dass er kein großer Redner ist. „Was machst du hier unten?“ Kein besonders guter Anfang für Smalltalk, aber das war die erste Frage, die ihm so eingefallen ist. Die Frau, Katerina, scheint sich nicht dran zu stören und antwortet ihm sofort: „Ich warte auf dich. Ich bin hier um mit dir Liebe zu machen.“
Was??? Es ist nicht nur das Schrägste, was Joe je zu hören bekommen hat, vor allem von einer völlig Unbekannten. Sie hat es auch in solch einer monotonen Stimmlage gesagt, als wenn sie eine Empfangsdame an einem Schalter wäre, die zum zehntausendsten Mal Kunden auffordert, das Standardformular auszufüllen. Joe ist nun endgültig verwirrt. Zumindest scheint es positiv, dass sie eher keine Killerin oder ein Zombie ist, der ihn töten möchte. Liebe machen ist da doch irgendwie besser. Vor allem weil Katerina eine sehr attraktive Frau ist. Halt nur völlig ohne Ausstrahlung. Und völlig ohne Talent zum Flirten. „Du bist aber ganz schön forsch. Sollten wir nicht erst mal auf ein Date gehen oder so?“ Ein erbärmlicher Versuch von Joe so etwas wie Flirtstimmung zu kreieren.
„Keine Zeit!“ ist ihre prompte Antwort. „Wir müssen sofort miteinander Liebe machen. Es ist sehr dringend. Deine Vitalwerte zeigen ein hohes Stresspotential an. Du brauchst umgehend Erleichterung.“ Diese Katerina scheint echt einen an der Klatsche zu haben. Natürlich hat er „ein hohes Stresspotential“! Verdammt nochmal, er fühlt sich so gestresst wie noch nie. Offensichtlich im Zustand permanenter Panik, offensichtlich ein Gefangener, von wem auch immer, offensichtlich sexuell bedrängt von einer Verrückten; ja, er hat hohes Stresspotential, sehr hohes sogar.
Katerina scheint ihren Beitrag zu seinen Stresswerten gar nicht mitzubekommen, so beschäftigt ist sie in ihrer Mission „Liebe machen“. Sie hat ihn nun an der Hand gepackt und zieht ihn langsam zurück in das Zimmer. Irgendwie scheint Joe resigniert zu haben, anders kann man seinen nicht vorhandenen Widerstand nicht werten. Kaum sind beide wieder im Raum, schwingt die Tür wie von Geisterhand bewegt zu. Das Licht, nun um ein paar Stufen runtergedimmt, taucht das schlichte Bett in einen warmen, leicht schummrigen Rotton. Im Hintergrund spielt berieselnde Fahrstuhlmusik. Es herrscht die brutalste Bordellstimmung hier drinnen.
„Versuch dich zu entspannen!“ Ihre monotone Stimme schafft es sogar wirklich, ihn etwas zu beruhigen. Aber ob das für Sex reichen wird? Er kennt die Lady ja nicht einmal, hat weniger als zwei Sätze mit ihr geredet. Und jetzt will sie ihm schon an die Wäsche? Sie scheint ein völlig falsches Bild von Joe zu haben. Verdammt, er ist ein Kopfmensch und schüchtern obendrein. Also wenn sie glaubt, dass er so eine Nummer abziehen kann, hat sie sich aber gehörig geschnitten.
Oder? Katerina hat angefangen, ihn sanft zu streicheln. Langsam und zärtlich fährt ihre eine Hand durch seine Haare, verstrubbelt diese leicht, während die andere vorsichtig und behutsam seinen Arm entlang fährt. Dabei lächelt sie ihn an und schaut ihm tief in die Augen. Zwar immer noch mit völlig ausdruckslosem Blick, der total verschleiert welcher Art ihre Intentionen und Gefühle sind. Aber so langsam gewöhnt sich Joe daran. Nein, man muss es anders formulieren; so langsam fängt es an ihn zu reizen. Er will das Geheimnis dieser kühlen Schönheit kennen lernen. Er will sie erobern.
Joe lehnt seinen Kopf leicht nach vorne, zieht Katerina zu sich und gibt ihr einen Kuss auf die Lippen. Sie erwidert ihn, jedoch äußerst enttäuschend für Joe auf eine sehr mechanische Art. Aber hol´s der Geier, er wird gleich Sex haben. Das ist ein wesentlich besseres Gefühl als jenes, dass er noch vor ein paar Minuten gehabt hat, nämlich die Gewissheit, in irgendeinem Verlies elendig zu verrotten. Und wer weiß, vielleicht hat ja die Todesangst von vorher dazu geführt, dass er nun die sexuelle Erregung viel intensiver spürt. Plötzlich fühlt er sich komisch lebendig und seltsam frei. So unglaublich frei, weil er mal über gar nichts nachdenkt sondern einfach nur tut. Und von diesem Hochgefühl kann auch ihre mechanische Art ihn nicht abbringen.
Katerina hat jetzt die Kontrolle. Sie führt Joe zum Bett und bringt ihn mit sanftem Druck dazu sich hin zu setzten. Dann baut sie sich vor ihm auf und wirft sich in Pose. „Gefällt dir was du siehst?“ Sie schaut ihm tief in seine Augen. Dabei bleiben die ihren immer noch völlig emotionslos, was die Situation einfach nur abgefahren macht. Joe ist irritiert. Aber nur für einen kurzen Moment. Dann nickt er. Sie heizt ihn weiter an. „Also gefalle ich dir, Baby?“ Katerina lächelt verführerisch, ihre Zähne beißen auf ihre Unterlippe. „Ja. Sehr sogar.“ Da muss Joe nicht mal lügen; sie gefällt ihm wirklich, so rein optisch. „Gut. Dann genieße die Show.“ Sie beginnt sich auszuziehen.
Beep. Beep. Beep. Joe schreckt hoch. Um ihn herum ist es dunkel. Sein Herz schlägt schnell und immer noch spürt er dieses seltsame Gefühl der Erregung. Wo ist Katerina? Verwirrt schaut er sich um. Doch er sieht nichts als die Inneneinrichtung eines Schlafzimmers. Genau genommen seines Schlafzimmers. Beep. Beep. Beep. Der Wecker schlägt unerbittlich Alarm. Joe drückt wie ferngesteuert auf die Ausschalttaste. Dann liegt er für einen Moment einfach nur da und versucht das Chaos in seinem Kopf zu ordnen.
Langsam, sehr langsam kommt Klarheit. Das Ganze war nur ein Traum! Aber was für einer. Überhaupt, es war ja nicht der einzige diese Nacht. Vorher gab es noch den Traum mit dem Flugzeugabsturz. Joe kann sich nicht erinnern, wann er je so eine intensive Traum-Nacht gehabt hat. Er verbringt eine Minute damit, alles Geträumte zu rekonstruieren. Das, komischerweise, gelingt ihm gut. Dabei gehört er doch normalerweise zur gepeinigten Mehrheit der Menschen, die ihre Träume Sekunden nach dem Aufwachen wieder vergessen haben. Joe investiert eine weitere Minute um die Träume zu analysieren. Das, nicht weiter verwunderlich, gelingt ihm überhaupt nicht.
Was sollte das Ganze? Keine Ahnung. Haben diese Träume irgendeine tiefere Bedeutung? Er glaubt mal eher nicht. Wohl eher etwas Falsches zu Abend gegessen. Oder zu spät gegessen? Ja, das wird es sein. Er hat gestern erst kurz vor Mitternacht sein Abendbrot gehabt, ein Umstand der auf die Tatsache zurück zu führen ist, dass er den ganzen Abend davor damit verbracht hat, sich übers Telefon mit Vivian zu streiten.
Oh Gott, der Streit! Jetzt hätte Joe gerne den Zustand dämlicher Benommenheit wieder, den er vor wenigen Augenblicken noch besessen hat. Doch es ist zu spät. Sein Gehirn hat die Informationen hochgeladen und beginnt in Hyperspeed die Ereignisse des vergangenen Abends vor Joes innerem Auge abzuspielen. Es ist furchtbar. Warum foltert ihn sein Unterbewusstsein nur so? Die schönen Dinge scheint es immer schnell zu vergessen aber die schrecklichen, die werden wieder und wieder hervorgekramt. Damit man ja nur schön leidet und sich mies fühlt!
Vivian ist eigentlich eine tolle Frau. In mancher Hinsicht sogar seine Traumfrau. Doch das trifft nur auf bestimmte Aspekte ihres Seins zu. Körperlich, oh ja. Sie ist sehr attraktiv. Talentiert im Bett? Check und Doppel-Check. Aktiv und abenteuerlustig? Ja. Humorvoll? Ja. Ein Kumpel-Typ? Ja. Ja,… aber! Sie ist alles oben genannte und wahrscheinlich sollte er unendlich dankbar sein, so eine tolle Freundin zu haben, aber es gibt halt leider ein Aber. Sie kann ihm keine Sicherheit geben und damit keine Freiheit. Verständlich, oder? Nicht wirklich. Zumindest für Joe nicht. Verstehen tut er das Ganze nicht. Er weiß, dass er diese Gedanken in sich trägt und dass jedes Mal wenn er daran denkt sein Herz furchtbar zu schmerzen beginnt, als ob ihm jemand mit einer Nadel reinsticht. Das Schlimmste an diesem Gefühl ist, dass er nicht die geringste Ahnung hat, was es zu bedeuten hat.
Noch schlimmer, er weiß nicht mal, ob er sich alles nur einbildet! Ist es wirklich ein begründetes Gefühl die Beziehung betreffend, oder aber nur eine Projektion seiner sonstigen Unzufriedenheit? Denn Joe ist nicht besonders stolz auf sein Leben, auf das von ihm Erreichte. So kämpft er immer wieder mit großem Selbstzweifel. Mangelndes Selbstbewusstsein ist leider seine große Schwäche, eine grausame Bürde, gegen die er sich unendlich machtlos fühlt und die ihm viel Frustration bereitet.
Diese schlechten Selbstwertgefühle hängen auch mit seinem Job zusammen, den Joe abgrundtief hasst. Seit nun mehr fünf Jahren arbeitet er in dem gleichen Callcenter. Am Anfang musste er selber noch telefonieren, sowohl für die Hotline, langweilig, als auch für Werbeaktionen, erniedrigend. Mittlerweile ist er zum Trainer aufgestiegen und für die Einschulung der neuen Mitarbeiter zuständig. Auch wenn ihm diese Tätigkeit besser gefällt als das reine Telefonieren, so ist es weit weg von dem, was er sich für sein Leben erträumt hat. Doch Joe hat keinen besseren Plan. Er hat keinen Traumjob oder sonstigen großen Ziele, auf die er hinsteuern könnte. Und reich oder mit besonderer finanzieller Unterstützung seitens der Eltern gesegnet ist er leider auch nicht. Darum bleibt Joe in diesem Job, vorläufig zumindest. Bis sich etwas Besseres auftut. Ein Satz, den er vor zwei Jahren auch schon gesagt hat.
Der Job löst in ihm das Gefühl der Unfreiheit aus und dadurch mangelt es ihm komischerweise auch an Sicherheit. Immer wieder dieses Paradoxon. Früher dachte Joe immer, Sicherheit und Freiheit wären konkurrierende Dinge, das eine das andere ausschließend, doch heute ist er sich da nicht mehr so sicher. Warum fühlt er permanent, beides nicht zu besitzen und zwar gleichzeitig? Er hat immer auf Sicherheit geachtet, sein ganzes Leben danach ausgerichtet und doch nie den Zustand vollkommener Sicherheit erreicht. Und frei hat er sich auch nie gefühlt. Joe kommt sich vor wie ein Hamster im Laufrad, der so schnell laufen kann wie er will und doch nicht von der Stelle kommt.
Und genau dieses Gefühl hat er auch bei Vivian. So viel Hoffnung hatte er in diese Beziehung gelegt, dass sie ihm endlich die fehlende Stabilität und den so lang ersehnten Halt gibt. Dafür war er auch bereit seine Freiheit aufzugeben, denn alles hat seinen Preis, oder? Doch das Resultat ist äußerst unbefriedigend, denn nun fühlt er sich, als ob er weder das Eine noch das Andere hat. Viv ist nämlich eine Frau, die genau andersrum tickt wie er. Für sie ist Sicherheit nicht so wichtig, sondern sie will einfach nur so intensiv wie möglich leben. Erfahrungen sammeln und Spaß dabei haben. Das Leben so genießen, wie es daher kommt. So viel Positives mitnehmen, wie halt nur geht. Ihre unverkrampfte, lockere Art steht Joes verkopfter Lebensweise konträr gegenüber und bewirkt bei ihm einen Dauerzustand aus Stress und Überforderung.
Daraus entstehen dann solche Streitereien wie gestern Abend. Sie hatten sich eigentlich zum gemeinsamen Filmschauen verabredet, eine ihrer typischen Aktivitäten für einen Sonntagabend. Doch kurz bevor Viv zu ihm rüber kommen sollte, hatte sie bei ihm angerufen und das Filmschauen auf einen anderen Abend verschoben. Ihre beste Freundin hatte anscheinend Karten für ein Konzert von irgendeiner Ska-Band geschenkt bekommen und natürlich war das jetzt auf einmal wichtiger als der gemeinsame Abend mit dem Freund. Und genau das hat er ihr dann auch vorgeworfen. Klar und deutlich. Tja und wie das so ist in Beziehungen, gestritten wird immer gerne und darum haben sie sich am Ende geschlagene vier Stunden miteinander gefetzt. Über seinen Kontrollwahn, seine Eifersucht und seine Verkrampfung, über ihre Verantwortungslosigkeit, ihre Launenhaftigkeit, und ihre Gleichgültigkeit. Schließlich waren beide schlecht drauf, total erschöpft und unglücklich. Super! Hat sich voll ausgezahlt!
Und als Bonus gab es noch diese schrägen Träume oben drauf! Oh Mann, ist das mal wieder ein beschissener Start in die Woche. Joe ist bei seiner Arbeit angekommen. Während er über die Ereignisse der letzten Nacht nachdachte, hat er sich geduscht, gefrühstückt, die Zähne geputzt, angezogen, ist aus der Wohnung gegangen, hat die U-Bahn genommen und steht jetzt vor der Eingangstür zum Callcenter. Bevor er das Gebäude betritt, nimmt er noch ein paar letzte tiefe Züge der kalten Winterluft, wohlwissend, dass viele Stunden mit künstlicher Luft aus der Belüftungsanlage auf ihn warten.
Nun kommt ein weiterer Gedanke in ihm hoch. Heute ist doch der Tag von dieser groß angekündigten Betriebsversammlung, die so mysteriös durch die Emailverteiler der Firma herumgegeistert ist und alle in Angst und Schrecken versetzt hat. Um was es dabei wohl gehen mag? Ein leichtes Gefühl des Unwohlseins beschleicht ihn. Die Chefs werden doch nicht etwa…? Joe versucht den fürchterlichen Gedanken beiseite zu schieben. Plötzlich hat er Bauchweh.
Augenblicke später betritt er den Konferenzraum der Firma. Ein hektisches Treiben erwartet ihn. Die gesamte Belegschaft des Callcenters ist schon da und wartet gespannt und wild durcheinander schnatternd auf die Ankunft der Chefs. Joe bahnt sich seinen Weg durch diesen wild gewordenen Hühnerhaufen und nimmt auf dem letzten freien Stuhl im hinteren Teil des Raumes Platz. Er hätte keine Sekunde später kommen dürfen. Sobald er Platz genommen hat, schwingt die Tür zum Konferenzraum ein weiteres Mal auf und ihre Lordschaften, wie Joe die Chefs leicht verächtlich bezeichnet, kommen strammen Schrittes hereingeeilt. Angeführt wird der Trupp von Herrn Dr. Schwarzer, seines Zeichens Absolvent einer Wirtschaftsuniversität und Telemarketingexperte. In Joes Augen ein Schnösel wie er im Buche steht. Er ist der oberste Chef von „ConnectU&them“ wie die Firma lächerlicherweise heißt.
Warum müssen eigentlich diese ganzen Marketingfuzzis immer mit solch bescheuerten Firmennamen daherkommen? Joe findet dafür einfach keine Erklärung, außer dass es sich bei ihnen wahrscheinlich um ziemlich verblödete Abkommen der Gattung Mensch handeln muss. Glauben die wirklich, dass ein Callcenter irgendwie wichtiger für die Menschen wird, nur weil es so einen „tollen“ Namen hat.
Nichtsdestotrotz beginnt die Veranstaltung. Dr. Schwarzer, soviel Zeit muss schon sein dass man den Titel seiner Durchlaucht erwähnt, eröffnet mit ein paar Worten. Irgendwas über den globalen Wettbewerb, vor allem über die Chancen und Risiken der Globalisierung. Weiteres Blabla über Profitoptimierung als geschenkte Chance der Investoren für jede und jeden im Team von „ConnectU&them“. Und natürlich darf nicht eine Passage über die Wichtigkeit von Veränderungen für den Erhalt und die Bewahrung des erreichten Erfolges fehlen. Der gute Doktor hat offensichtlich geübt, denn das Ganze wirkt wie eine perfekt einstudierte Einleitung zu einem hoch dramatischen Hauptteil. In diesen versucht Dr. Schwarzer nun zu wechseln und zwar durch eine lange Pause, in der er sich bemüht bedeutungsvollen Blickkontakt mit dem Publikum aufzunehmen.
Aber dazu kommt es nicht mehr. Plötzlich ertönt Lärm von draußen und Sekunden später fliegt die Tür zum Konferenzzimmer sperrangelweit auf und eine Gruppe junger Menschen stürmt herein. Terroralarm? Für eine Sekunde befürchtet Joe genau das, denn die Medien haben ihn hervorragend trainiert in der Fähigkeit, gleich vom Schlimmsten auszugehen. Doch die jungen Frauen und Männer schauen so gar nicht nach klassischen Terroristen aus, also keine langen Bärte, bösen Blicke und so. Darüber hinaus haben sie auch keine erkennbaren Waffen, nicht mal ein Taschenmesser kann Joe in ihren Händen erkennen. Vielleicht Aktivisten? So langsam dämmert Joe, um wen es sich hier handeln könnte. Das müssen Aktivisten dieser Jugendbewegung sein, die seit einiger Zeit Konzerne heimsucht. Dabei decken sie deren Missstände mit diversen Aktionen schonungslos auf. Wenn Joe sich nicht komplett irrt, dann wird das jetzt richtig lustig werden.
Im nächsten Augenblick schon schreit die Anführerin durch den ganzen Raum: „Ihr seid alle gefeuert! Ihr seid alle gefeuert! Ihr seid alle gefeuert!“ Ihre Kolleginnen und Kollegen stimmen mit ein und so schallt ein bizarrer Chor durch das Konferenzzimmer. Und genau so läuft das meistens ab, bei dem was diese Jugendbewegung so macht: in Veranstaltungen der Konzerne zu platzen und diese mit bizarren Aktionen bloß zu stellen, bis aufs Unterhemd. Es ist eine neue Ausdrucksform von Jugendrebellion. Und es ist gerade der angesagteste Hype im Studentenmilieu, weshalb man wöchentlich in der Zeitung von irgendwelchen Aktionen liest und was für schlimme Hausfriedensbrüche und Erregungen öffentlichen Ärgernisses nicht damit einhergehen. Die Medien haben sich festgelegt, dass die Aktivisten böse sind, doch Joe teilt diese Meinung nicht. Sie mögen klischeehaft sein, manche von ihnen das Ganze mehr als Belustigung oder als aufregenden Kick betreiben. Aber dafür besitzen diese jungen Menschen einen Idealismus, der in unserer zynischen, kalten und materialistischen Welt schon so gut wie verloren gegangen scheint. Und das beruhigt Joe ungemein.
Was ihn weniger beruhigt ist der Inhalt des Singsangs. Was diese Aktivistin anschneidet ist die nicht unbedeutende Tatsache, dass er gerade dabei ist seinen Job zu verlieren. Nicht das ihm irgendetwas an diesem Job liegt, aber die damit einhergehende Sicherheit, die würde er doch vermissen. Ehrlich gesagt sehr sogar. Auf einmal schlägt sein Herz schneller, sein Atem wird flacher und seine Kehle fühlt sich an, als ob sie jemand kräftig zudrücken würde. Scheiße nochmal, wenn die Lady Recht hat ist er arbeitslos!
Woher diese Jugendbewegung ihre Informationen bekommt ist ein großes Mysterium. Dennoch liegen sie auf rätselhafte Weise oft richtig, ein Phänomen das nun Land ein Land aus zur Legendenbildung beigetragen hat. Und das bei der Belegschaft hier im Raum die traurige Gewissheit auslöst, dass sie alle, aber wirklich alle gefeuert sind.
Großes Chaos bricht aus. Dr. Schwarzer und seine Hilfsscheriffs vom Management versuchen unter Einsatz hohler Phrasen zu beruhigen. Aber sie wissen nur allzu genau, dass ihnen die Aktivistin ihre kleine Show gestohlen hat, indem sie die bittere Wahrheit knallhart auf den Tisch geworfen hat anstatt sie häppchenweise zu servieren. Die Aktivisten schreien weiter ihre Parolen, ihre Anführerin dabei am lautesten. Die Belegschaft bricht in Wut und Ärger aus und fängt an, die Manager zu bedrängen. Dadurch verliert einer von Dr. Schwarzers Assistenten die Nerven. In einem verzweifelten Versuch die Aktivisten los zu werden, packt er deren Anführerin bei den Haaren und versucht sie mit brutaler Gewalt zur Tür zu ziehen. Die Aktivistin schreit unter großen Schmerzen laut auf.
Das ist zu viel! Joe, eigentlich ein friedlicher Mensch, dazu völlig unerfahren in der Ausübung körperlicher Gewalt und vor allem normalerweise äußerst kopfgesteuert, springt auf, rennt zu dem Assistenten der immer noch sein Opfer malträtiert und haut ihm so richtig eine aufs Maul. Also genauer genommen auf die Nase. Warum? Joe weiß es nicht, denn für einen Moment hat er aufs Nachdenken und Analysieren und sich Sorgen machen vergessen; stattdessen hat er einfach etwas getan, was sich im kurzen Augenblick wunderbar anfühlt. Der Augenblick währt so lange wie der Assistent schmerzvoll aufschreit, die Aktivistin loslässt, nach hinten taumelt und die Nase ungläubig und überaus vorsichtig mit seiner Hand abtastet.
Der Moment ist vorbei als der Assistent wieder klar sehen kann, Joe anvisiert und ihn mit einer Tracht Prügel bedenkt. Zu Joes Nachteil muss dabei erwähnt werden, dass der Assistent nach seiner Figur zu urteilen wohl zumindest Mitglied eines Fitnessstudios sein muss und vielleicht auch etwas Kampfsporterfahrung mitbringt, abzuleiten aus der Präzision der Schläge. Und schon ist Joes Boxerkarriere vorbei und er selbst zu Boden gegangen. Nichtsdestotrotz fühlt er immer noch große innere Zufriedenheit. Endlich mal hat er etwas gemacht, ohne vorher groß darüber nachzudenken und ohne es mit Maßstäben der Kategorie Sicherheit zu bewerten. Das Resultat, wie körperlich schmerzhaft es auch sein mag, fühlt sich dennoch richtig an.
Zu seinem Glück schreitet auch schon Herr Hillington ein und beruhigt den aufgebrachten Assistenten von Dr. Schwarzer wodurch der ungleiche Kampf offiziell ein Ende nimmt. Joe ist Hillington dafür sehr dankbar. Der glatzköpfige Mitvierziger ist, oder wohl besser gesagt war, Joes direkter Vorgesetzter bei „ConnectU&them“ und eigentlich als dieser auch ganz ok. Ein bisschen beamtenhaft, sehr beamtenhaft wenn man es genau nimmt, aber eigentlich ein ganz guter Kerl. Korrekt. Sehr korrekt und sehr, sehr langweilig. Eine Vorschau in Joes Zukunft, wenn er weiter bei „ConnectU&them“ bleiben hätte dürfen.
Während Hillington den Assistenten beruhigt kümmert sich die Aktivistin um Joe und hilft ihm auf. Dabei treffen sich ihre Augen und im Bruchteil einer Sekunde ist er wie elektrisiert. Meine Güte hat diese Frau schöne Augen! Wahrscheinlich die schönsten Augen, die er je gesehen hat. Einen Hauch mysteriös, energiegeladen und dennoch tiefgründig, verspielt und kokettierend, ein wenig verrucht und vor allem so unglaublich lebendig. Oh Gott, strahlt diese Frau eine Lebenskraft aus! Einfach umwerfend. Sie streckt ihm ihre Hand zum Handschlag hin. „Hi. Ich bin Anna. Anna Nagresia. Danke für die Rettung!“ Sie lächelt ihn an. „Joe.“ Mehr bringt er nicht raus und auch das nur mit gebrochener Stimme. Ihr Lächeln verbreitert sich. Flirtet sie mit ihm?
Plötzlich muss Joe an Viv denken und es befällt ihn ein schlechtes Gewissen. „Sind Sie in Ordnung?“ Er versucht auf die sachliche Ebene zu wechseln. Sie bejaht die Frage mit einem Kopfnicken, garniert mit einem leichten Hauch von Enttäuschung in ihren Augen. Doch auch sie wird sachlich: „Wir müssen eh los. Danke nochmal. Und… Und alles Gute für die Zukunft.“ Ein letzter Blick, nun gefüllt mit aufrichtigem Mitleid. Dann ist Anna aus der Tür raus. Und mit ihr alle Aktivisten. Übrig bleiben eine wütende Belegschaft und Chefs, die in dieser Lektion gespürt haben wie es wohl ist, Kapitän der Titanic zu sein.
Zwei Stunden später steht Joe wieder vor seiner Wohnungstür. In seinem Kopf finden tausend Sachen gleichzeitig statt was zu einer Totalverstopfung aller Kanäle führt. Aber Joe ist unheimlich froh dass sein Gehirn gerade nicht richtig funktioniert, denn eigentlich will er überhaupt nicht nachdenken. Er weiß eh dass bald, sehr bald, der Gedanke an seine Arbeitslosigkeit die Kontrolle über seine grauen Zellen übernehmen wird. Bis dahin möchte er nur kurz etwas essen und dann Viv anrufen um diesen unsäglichen Streit von gestern Abend aus der Welt zu schaffen. Joe steckt den Schlüssel in die Tür und sperrt auf.
Sekunden später hat ihn der Schlag getroffen. Vivs Mantel ist weg. Genauso ihre Schuhe, die sie als „Reserve für besondere Notfälle“ in seinem Vorraum deponiert hatte. Und an der Wand fehlt das kitschige Surfbild, das aufzuhängen er sich unter sanftem Druck ihrerseits bereit erklärt hatte. Was ist hier los? Wieder mal beschleunigt sein Puls.
Oh mein Gott, sie wird doch nicht? Zwei Räume später, die beide an Inventar verloren haben, plus einen Wohnungsschlüssel mehr am Schlüsselboard, ist es traurige Gewissheit. Vivian hat ihn verlassen. Der Abschiedsbrief am Esstisch scheint gleiches nahelegen zu wollen. Joe fühlt sich auf einmal so leer und müde. So unendlich müde. Zu müde sogar um den Brief zu lesen. Es ist ihm eh schon klar was drin stehen wird. Er geht schnurstracks ins Schlafzimmer und haut sich in voller Montur, inklusive Straßenschuhe in sein Bett. Sekunden später ist er eingeschlafen…
Joe und Katerina sitzen in jenem Raum im Verlies, der zwei Stühle und einen Tisch beherbergt – der Raum hinter Tür Nummer 6 oder 7, je nach Zählweise. Diesmal ist der Raum jedoch nicht leer, sondern auf dem Tisch ist ein üppiges Buffet aufgebaut. Alle Lieblingsspeisen von Joe sind in babylonischem Ausmaß vorhanden und so haut Joe kräftig rein. Er isst und isst und isst.