Als der Bär am Zelt anklopfte - Florian Prüller - E-Book

Als der Bär am Zelt anklopfte E-Book

Florian Prüller

4,9

  • Herausgeber: Tyrolia
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Frisch verheiratet erfüllen sich Flo und Klara einen lang gehegten Traum: Mit zwei Fahrrädern und einem Herzen voller Abenteuerlust begeben sie sich ein Jahr lang auf Hochzeitsreise, um sich und die Welt zu entdecken. Locker, humorvoll und einnehmend offen erzählen die beiden aus ihrer jeweils persönlichen Sicht von den emotionalen Höhen und Tiefen der Reise und der Begegnung mit fremden Kulturen. 21250 Radkilometer führen sie durch Island, quer durch die USA, nach Zentralamerika, Patagonien, Südostasien und Ostafrika. Dabei werden sie von einem Bär am Zelt geweckt, finden sich in Afrika inmitten einer Elefantenherde wieder und feiern insgesamt dreimal Neujahr. Sie finden Unterschlupf in amerikanischen Feuerwehrzentralen, in kenianischen Schulhöfen und laotischen Tempelanlagen. Sie zelten in der winddurchtosten argentinischen Pampa, in der tierreichen Savanne Ostafrikas und im südostasiatischen Dschungel. Die beiden lernen in den unterschiedlichsten Sprachen zu grüßen und bei kambodschanischen Popliedern mitzuträllern. Jung, weltoffen und unbekümmert erleben sie sich als Teil einer großen Gemeinschaft auf diesem wunderbaren Planeten, in der die Menschen mehr verbindet als trennt. Eindrucksstarke Bilder, abwechselnde Erzählperspektiven und Tagebucheinträge lassen den Leser diese abenteuerliche Hochzeitsreise hautnah miterleben.

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Seitenzahl: 360

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Florian Prüller und Klara Prinz-Prüller

ALS DER BÄR AM ZELT ANKLOPFTE

Mit dem Fahrradauf Hochzeitsreise um die Welt

Island – USA – Mittelamerika –Patagonien – Südostasien – Ostafrika

Tyrolia-Verlag · Innsbruck-Wien

INHALTSVERZEICHNIS

Wir zwei

Wie alles begann

Ein Traum wird wahr

Island:Der Beginn einer unvergesslichen Reise

USA:Mit schwerem Ballast durch die Vereinigten Staaten

Zentralamerika:Mexiko, Belize und Guatemala und wieder einmal Chaos

Patagonien:Das Wetter hat immer das letzte Wort

Südostasien:Mit gemischten Gefühlen durch Thailand, Laos, Vietnam und Kambodscha

Ostafrika:Ruanda, Uganda, Kenia und Tansania – und dem Leben ganz nah

Danke

„Together our love will grow old“

(Buddy Holy)

WIR ZWEI

Klara und Florian: Wir waren gerade den Kinderschuhen entwachsen, da verliebten wir uns Hals über Kopf ineinander. In all den Wirren einer pubertären Beziehung glaubte niemand ernsthaft daran, dass wir unser Leben für immer miteinander teilen würden. Neben unseren starken Gefühlen füreinander war die gemeinsame Sehnsucht, Neues zu entdecken, Natur hautnah zu erleben und das Reisen der Klebstoff für eine immer innigere Beziehung. Je länger wir uns kannten, je vertrauter wir wurden, umso sicherer waren wir des Glücks, einander zu haben. Wir sind uns nicht nur beste Freunde, sondern Heimat.

Irgendwann wollten wir unser Glück mit Freunden und Familie feiern und bekräftigen. Jeder sollte wissen, dass wir es ganz ernst miteinander meinen! Auf unserer Lieblingsalm in Florians Heimatdorf Großraming feierten wir im Mai 2012 unsere Hochzeit – umgeben von Rindern, einer tiefgrünen Frühlingswiese, schneebedeckten Bergen und Kindern, die im Baum hinter dem Altar herumkletterten.

Unsere Hochzeit war zugleich ein Abschiedsfest, denn ein paar Wochen später sollte unsere große Fahrt beginnen. Mit nur zwei Flugtickets in der Hand, aber einem Herzen voller Abenteuerlust begaben wir uns auf unsere Hochzeitsreise, um die Welt zu entdecken.

WIE ALLES BEGANN

Klara: Meine allererste Begegnung mit dem Thema Radreisen war sehr imposant: Während meiner ersten längeren Reise sitze ich, neunzehnjährig, an einem verregneten Tag in der Küche einer neuseeländischen Jugendherberge, da schwingt mit lautem Gepolter die Tür auf und eine hünenhafte Gestalt tritt in Erscheinung. Mit deutschem Akzent beginnt die vollkommen durchnässte, mindestens 180 Zentimeter große Radfahrerin auf Englisch von ihrer Odyssee im strömenden Regen zu erzählen, während sich am Boden eine immer größer werdende Wasserlache bildet. In meinem Kopf wiederum bilden sich viele Fragezeichen: Wie kann man bloß freiwillig mit dem Fahrrad unterwegs sein, noch dazu bei diesem Wetter? Wie läuft so eine Radreise überhaupt ab? Und wie, um Himmels willen, kann so was jemandem Spaß machen? Obwohl die mit großen Gesten untermalten Ausführungen wie: „Die letzten Kilometer schüttete das Wasser direkt in meinen Jackenkragen und lief mir dann bei den Hosenbeinen wieder heraus“ eigentlich sehr denkwürdig erscheinen, vergaß ich diese Begegnung letztendlich doch wieder schnell. Die Zeit war noch nicht reif. Auch Jahre später, auf einem Roadtrip in die Mongolei, konnte ich mir nicht vorstellen, jemals auf diese Art und Weise zu reisen, denn beim Anblick eines österreichischen Pärchens, das sich auf Rädern in Zeitlupe durch den kasachischen Wind und die eintönige Steppe kämpfte, schwor ich Florian hoch und heilig, so etwas niemals zu tun. Niemals!

Es war also nicht die Begegnung mit diesen Tourenradlern, die mich dazu brachte, 2009, nur ein Jahr später, mit einem provisorisch beladenen Mountainbike für ein paar Wochen durch das schwedische Gotland zu radeln. Es war – natürlich – meine große Liebe Florian. Nachdem er mich, ich weiß nicht wie, überredet hatte, eine Radreise mit ihm zu unternehmen, hatte er leichtes Spiel: Die Mischung aus Fährfahrten, Kaffeepausen, wunderschöner Landschaft und der Möglichkeit, in den Tag hinein zu leben, begeisterte mich. „Das macht Spaß, und zwar so richtig!“, stellte ich verblüfft fest.

EIN TRAUM WIRD WAHR

Klara: Wir beide hatten schon immer einen gemeinsamen Traum: für längere Zeit verreisen. Nun ist der ideale Zeitpunkt für eine große Reise aber gar nicht so leicht zu finden: Entweder mangelt es an Zeit oder an Geld oder an beidem, und ehe wir uns versahen, vergingen die Jahre, ohne unseren Traum verwirklichen zu können.

Flo: Und wie die Zeit verging! Der Radreisevirus hat auch mich – allerdings bereits etwas früher – erwischt. Die erste Ausfahrt mit meinen Brüdern durch das regnerische Irland war dabei das Schlüsselerlebnis. Auf behelfsmäßig ausgestatteten Rädern, mit Plastiksäcken als Packtaschen und Folien als Regenschutz (wenn ich jetzt die Fotos sehe, amüsiert mich unser Anblick köstlich), ein Land zu erkunden hat etwas Einfaches an sich. Etwas, nach dem ich mich im Alltag so oft sehnte. Jeden Tag intensiv zu erleben und sich dabei nur um Banales wie Essen, Routenverlauf und einen Schlafplatz zu kümmern, reduziert das Leben auf das Wesentliche. Viel braucht es nicht, um glücklich zu sein. Süchtig nach den Momenten des unbekümmerten Reisens, wurden die Ausfahrten in den folgenden Jahren ausgedehnt, und zum Glück bedurfte es nicht viel an Überzeugung, die Frau meines Lebens mit diesem Reisevirus anzustecken.

Als ich Klara nach elf gemeinsamen Jahren fragte, ob sie meine Frau werden möchte, und sie freudestrahlend bejahte, kamen wir zu dem Schluss: jetzt oder nie! Eine ausgedehnte Hochzeitsreise bot sich an. Gibt es überhaupt einen schöneren Grund, endlich gemeinsam aufzubrechen, als eine Heirat?

Klara: Noch bevor wir im Mai 2012 heirateten, buchten wir Flüge nach Island und von dort aus nach New York. Wie es dann weitergehen würde, wollten wir erst auf dem Weg entscheiden. Die Zeit verging wie im Flug und erst nach unserer Hochzeit stand uns der Sinn nach genaueren Vorbereitungen. Dafür hatten wir knapp zwei Monate, in denen ich mein berufsbegleitendes Studium abschloss, wir unsere Jobs kündigten, unsere Wohnung aufgaben und unser gesamtes Hab und Gut verstauten. Mir fiel es schwer, mich auf diese große Reise einzustellen – ich hatte einfach zu viel um die Ohren und mein damaliges Leben schien auch so sehr erfüllend zu sein. Fast ertappte ich mich, etwas zu zweifeln. Tränen der Rührung überkamen mich, als wir uns von unseren Lieben am Bahnhof verabschiedeten. Ich war hin und her gerissen zwischen Abschiedsschmerz und Vorfreude auf das Ungewisse. So lange hatten wir von dieser Reise geträumt. In ein paar Stunden sollte unser Abenteuer beginnen!

ISLAND

DER BEGINN EINER UNVERGESSLICHEN REISE

ZWEIFEL

15. Juli 2012, 22:00 Uhr

Klara: Großartig! Seit Monaten, nein, seit Jahren – mindestens einem gefühlten Jahrzehnt – ordneten Flo, mein Neo-Ehemann, und ich beinahe alles dem Wegfahren unter. Bei wichtigen Entscheidungen begannen die Begründungen für oder gegen etwas meist mit „Wenn wir dann wegfahren …“. Ob es sich dabei um das unverwüstliche, vererbte Achtzigerjahre-Retrogeschirr im schrägen Grau-Rosa-Muster meiner Eltern handelte, das wir nicht durch neues ersetzten, denn „wenn wir dann wegfahren, müssten wir das neue Geschirr sowieso einlagern, da entsorgen wir das alte lieber vor der Reise“, um die Wohnungswahl („lieber die kleine günstige, nur, bis wir dann wegfahren …“) oder gar um den Hochzeitstermin („im Mai, dann kommen wir zur warmen Saison nach Island und in die Staaten“), im hintersten Eckchen unserer Gehirnwindungen stand fest: Eines Tages kommt der Zeitpunkt der Abreise!

Nun ja, endlich ist es so weit. Und wir? Lungern übermüdet, strapaziert und mies gelaunt in der Abflughalle. So habe ich mir das aber nicht vorgestellt. Florian sichtlich auch nicht. Jetzt kommen sie, die Zweifel: Lohnt sich der Mega-Aufwand? Wozu tun wir uns das eigentlich an? Hätten wir nicht doch lieber eine Eigentumswohnung samt Golden Retriever kaufen sollen? Ist unsere Ära als hygieneresistente Lowbudget-Radreisende eventuell unbemerkt vorübergegangen? Aber nein, wir plagen uns nicht nur selbst mit diesen Fragen, sondern laden unseren Unmut als Draufgabe auch noch beim anderen ab und machen uns gegenseitig für etwaige Unbehaglichkeiten verantwortlich. Ich frage mich zum Beispiel, ob sich Florian nach unserer Hochzeit (von mir unbemerkt) zum fahrradfetischistischen Pedanten entwickelt hat. Natürlich, er hat die Räder wunderbar und bis ins kleinste Detail auf Vordermann gebracht, aber dass er jetzt so übergenau ist?! Pah … Flo wiederum scheint von mir momentan auch nicht gerade besonders angetan zu sein. Bloß weil ich es nicht einmal hinkriege, das Pedal für den Flug abzuschrauben. Und dann motz ich auch noch blöd?! Ach … Wohin geht die Reise!?

Klara: „Jetzt kann es losgehen“, denken wir uns. Los geht aber vor allem unsere totale Erschöpfung. Wie bei jedem unserer Urlaube – vom kurzen Wochenendausflug bis hin zu eben dieser Weltreise – gestaltet sich die Abreise superchaotisch. Das scheint bei uns zu einer perfekten Reise anscheinend dazuzugehören. Zigmal verabschieden wir uns von unseren Freunden und Familien, verstauen die letzten Habseligkeiten und machen die Räder bis in die frühen Morgenstunden reisefit. Nach einem wirklich allerletzten gemeinsamen Essen mit meinen Eltern (das wir mit einem 50-Euro-Hochzeitsgeschenkgutschein begleichen und das zufällig auf den Cent genau 50 Euro ausmacht) werden just in time auch noch unsere, bei Flos Elternhaus vergessenen Fahrradwimpel in einem ÖBB-Zug von einem verständnisvollen Schaffner nachgeliefert.

Jetzt ist es also so weit? Ganz können wir es noch nicht glauben.

Flo: Abgerackert sitzen wir im Zug zum Münchner Flughafen und kommen uns eher vor, als würden wir, wie unsere zwei bayerischen Sitznachbarinnen, nur auf der Heimreise von einem kurzen Wochenendausflug sein – die vollbepackten Räder einmal weggedacht. Wir kommen schnell mit den beiden ins Gespräch und merken, dass sie sich innerlich bereits auf eine neue Arbeitswoche einstellen. Für uns ist es ein eigenartiges Gefühl zu erzählen, dass wir für lange Zeit nicht jeden Wochentag aufstehen werden, um zur Arbeit zu gehen. Stattdessen würden wir drei Monate durch Island und die USA reisen und nicht genau wissen, wohin es anschließend gehen soll. Wir haben keine Vorstellung davon, was das Ganze tatsächlich mit sich bringen wird. Die Routenplanung ist, wegen aller anderen Vorbereitungen und, um es ehrlicherweise zuzugeben, vor lauter Selbstsicherheit (oder -überschätzung) in puncto Reiseerfahrung einfach unter den Tisch gefallen. Somit wissen unsere Sitznachbarinnen nach einem knapp halbstündigen Gespräch tatsächlich alles, was es über unsere Reisepläne zu berichten gibt. Ein nicht gerade beruhigendes Gefühl!

Etwas mehr als nur Handgepäck …

Klara: Wenigstens die Abflughalle für unseren Flug nach Reykjavik finden wir in Windeseile. Es scheint nämlich einen unausgesprochenen Dresscode für Islandtouristen zu geben, der sich aus der neuesten Ausrüstung, die der Outdoor-Markt zu bieten hat, zusammensetzt. Wir werden mit unseren Wanderhosen und multifunktionellen Windjacken also gleich wärmstens in der Community aufgenommen. Lediglich die Wanderschuhe fehlen uns, dafür tragen wir unsere Radhelme in der Hand (und setzen sie beim Einstieg ins Flugzeug sogar peinlicherweise auf, um eine Hand freizubekommen).

Kurz vor Mitternacht startet unser Flug und noch immer kommt uns vor, als wäre das Ganze nur eine Sache von ein paar Wochen.

AUF DER INSEL

Klara: Gegen drei Uhr morgens erhasche ich im Licht der Mitternachtssonne vom Flugzeugfenster aus einen ersten Blick auf die stürmische Vulkaninsel. Der aufgewühlte Atlantik umspült Island in wogenden Wellen, von hier oben erscheint das Land menschenleer und unbewohnbar. Ich sehe rauchende Vulkane, riesige Gletscher, weitläufige, wilde Flüsse, an der Küste grüne Wiesenflächen und dazwischen vereinzelte Straßen. Erst kurz vor der Landung entdecke ich ein paar bausteingroße Häuschen rund um hölzerne Kirchen. Mir ist unbegreiflich, wie man auf diesem kargen Stück Land überleben kann. Hier scheinen die Naturgewalten zu herrschen. Dieser Meinung bin ich auch ein paar Tage nach Beginn unserer Reise noch. Schließlich sind wir im Sommer angekommen, wie es hier im Winter aussieht, kann ich mir kaum vorstellen. Island ist spärlich besiedelt – nicht nur Menschen, auch Bäume sind dünn gesät, denn nach einer großflächigen Abholzung durch die ersten Siedler wachsen diese, aufgrund des polaren Klimas, nur äußerst langsam nach. So sollte es ein paar Tage dauern, bis wir überhaupt unser erstes kleines Bäumchen erspähen konnten.

Nachdem wir gleich nach Ankunft unsere Räder startklar zusammengebaut haben, suchen wir uns ein paar Kilometer außerhalb des Flughafens einen Zeltplatz. Das geht hier ganz leicht, denn es gibt viel freie Fläche und wildes Campieren wird größtenteils akzeptiert. Unser Zelt, ein Hochzeitsgeschenk, hat nun also Premiere und als wir es flugs aufgebaut haben, fallen wir bei gleißendem Morgenlicht in einen tiefen Schlaf. Am Vormittag kaufen wir in der Stadt Keflavík Proviant ein. Gleich fällt uns auf, dass im Supermarkt größtenteils importierte Ware angeboten wird. Obst und Gemüse ist nur spärlich vorhanden und sehr teuer. Florian und ich werfen einen Blick auf die Landkarte, planen die Route und fühlen uns fast noch ein bisschen wackelig, als wir auf unseren Fahrrädern, mit ungewohntem Gewicht vollbepackt, aus der Stadt hinaustorkeln. Ich hatte schon fast vergessen, was es heißt, ein fast 60 Kilo schweres Gefährt zu manövrieren. Nahe dem Meer geht es entlang schwarzer Lavafelder, die mit niedlichen violetten Heideblümchen verziert sind. Wir kommen vorbei an Dörfchen mit kleinen Holzkirchen und überqueren die Kontinentalspalte, an der sich die eurasische und die amerikanische Kontinentalplatte treffen – mit ein Grund für die vielen heißen Quellen Islands.

ISLAND

15.–28. Juli 2012

Wer kann bei diesem Zeltplatz widerstehen? Irgendwo an der einsamen Straße zwischen Grindavik und þorlákshöfn.

Eigentlich wollen wir am ersten Tag noch etwas länger fahren, doch nach 50 Kilometern kommt uns ein traumhafter See dazwischen. Sofort sind wir uns einig, hier unmöglich vorbeiziehen zu können. Im goldenen Licht des Spätnachmittags errichten wir unser Camp, kochen Kaffee und fühlen uns so richtig wohl. Florian begibt sich unfreiwillig in feindliches Terrain, als er die geschäftigen Seeschwalben auf Futtersuche fotografiert. Diese sonst harmlosen Tiere fliegen nämlich Scheinangriffe, um den Feind (in diesem Fall meinen Mann) zu verängstigen. Immer wieder zischen sie im Sturzflug bis knapp über Flos Kopf hinunter, sind dann aber klug genug, um im letzten Moment nervös abzubiegen. Während unserer zwei Wochen auf Island passiert uns dies auch während des Fahrens sehr häufig – zuerst werden wir zugegebenermaßen von diesen kleinen Kreaturen beinahe verängstigt, bis wir im Reiseführer lesen, dass die Schwalben tatsächliche Angriffe vermeiden. Plötzlich sind wir wieder die tapferen Helden, die sich ihrer Überlegenheit vollends bewusst sind!

Hochlandpiste Kjölur, zehn Uhr abends. Ein Blick auf die Karte bestätigt: Keine Ahnung, wo wir sind.

ALLES GUT!

16. Juli 2012, 21:55 Uhr

Klara: Es hat ein paar Anläufe gedauert, aber spätestens nach dem ersten selbstgebrühten Kaffee und den ersten Tritten in die – diesmal von mir angeschraubten Pedale – ist es so weit. Die schlechte Stimmung weicht der Gewissheit: Die Entscheidung war die richtige und auch die Wahl des Partners zum Glück doch nicht ganz so falsch. Island holt uns mit seiner vulkanischen Landschaft, den Geysiren und dem sommerlichen Willkommenswetter ab und bereitet uns verspätet einen großartigen Start. Zufrieden bauen wir unser Zelt am Ufer des kleinen Sees auf. Florian ergibt sich der Müdigkeit und starrt ins Narrenkastl, während ich ebenfalls in die Luft schaue und dazwischen die zur Hochzeit geschenkte Mundharmonika ausprobiere. So lässt sich’s leben!

ZWEI CHAOTEN AUF DIREKTEM WEG GEN HOHEN NORDEN

Klara: Jeder uns am Weg entgegenkommende Tourist erstrahlt in einer, für Island wohl eher untypischen, Sonnenbräune und erzählt in unterschiedlichen Varianten die gleiche Botschaft: „Die letzten zwei Wochen hatten wir Traumwetter. Kein Regen, keine Kälte, nur Sonnenschein und Sommerstimmung!“ Auch wir wähnen uns schon glücklich – aber halt: Ab dem dritten Tag ist die anfängliche Schönwetterphase eindeutig vorbei! Bei dunklen Gewitterwolken erwachen wir auf unserem Campingplatz, einem riesigen schwarzen Lavafeld direkt am jadefarbenen Atlantik. Mit Hilfe des Rückenwinds versuchen wir den Wolken ein Schnippchen zu schlagen und schaffen es tatsächlich auf die Minute genau – vor Einsetzen des Starkregens –, einen Unterschlupf in Form eines kleinen Cafés in þorlákshöfn zu erreichen. Hier wollen wir das Ende des Regens abwarten und erst dann wieder weiterfahren. Diesen Plan können wir uns leider bald abschminken, denn hier gibt es nichts abzuwarten, weil es schlichtweg in den nächsten zwei Wochen kaum ein Ende des strömenden Regens geben wird. Also fahren wir entlang unzähliger Pferdehöfe und Seen weiter Richtung Laugarvatn und verbringen am dortigen Campingplatz eine Nacht, bevor wir im strömenden Regen zu einer der Hauptattraktionen Islands, dem Geysir, fahren. Der heißt wirklich genau so und ist damit jenes dampfende Naturschauspiel, das allen anderen dieser Erde den Namen verlieh – sozusagen der Urgeysir. Aus der Ferne verraten übrigens nicht die dampfenden Eruptionen seinen Standort, sondern die unzähligen Reisebusse, die Scharen von Touristen zu dieser Sehenswürdigkeit karren.

Nachdem wir auch den Gullfoss, einen riesigen Wasserfall, umgeben von sattgrünen Wiesen, begutachtet haben, bekommen wir langsam etwas Lust auf Abenteuer. Die Landstraße zum Wasserfall wurde für die Touristen perfekt asphaltiert, nun mündet sie aber in eine ruppige Schotterpiste, von der wir wissen, dass sie übers Hochland gen Norden führt. Dort trifft sie wieder auf die berühmte Ringstraße, die die Insel entlang der Küste umrundet. Unter dem vor Dauerregen schützenden Vordach einer Info-Hütte kochen wir fröstelnd einen Kaffee nach dem anderen und beobachten dabei fasziniert die triefenden und schmutzig – aber zufrieden – aussehenden Tourenradler, die die Straße immer wieder auszuspucken scheint. Wir wollten eigentlich in Ruhe unsere Reise starten und eher eine gemütliche Strecke auf einfachen Straßen fahren, doch nun überkommt uns beide ein kribbeliges Gefühl, und ohne lange zu diskutieren, radeln wir am späten Nachmittag geradewegs in die Hochlandpiste Kjölur hinein. Falls man dies noch als Radeln bezeichnen kann, denn eine so schlechte Piste haben wir noch nie erlebt. Der ohnehin schon schwierig befahrbare, wellblechartige Untergrund, aus dem diese Straße besteht, verschlechtert sich von Zeit zu Zeit auch noch durch pflastersteingroße Felsbrocken und Schlaglöcher. Weil es auch noch meist bergauf geht, haben wir alle Hände voll zu tun, bei all den Ausweichmanövern nicht auch noch das Gleichgewicht zu verlieren. Für mich ist das koordinativ, aber auch konditionell eine ganz schöne Herausforderung. Landschaftlich entspricht die Hochlandroute auf jeden Fall meinen Träumen: Wir befinden uns im Nichts. Lavafelder und Gebirgszüge so weit das Auge reicht, ab und an ein wilder Fluss. Regen, Wind, Wolken und wir. Leben pur!

Wir sind größtenteils abgeschieden von Versorgungsmöglichkeiten und erleben genau das Abenteuer (oder vielleicht noch mehr), das wir uns so sehr gewünscht hatten.

ALS WIR UNSERE LEKTION LERNTEN

Flo: Okay. Wir haben es anscheinend etwas übertrieben – alle Anzeichen sprechen dafür, auch wenn wir diese im derzeitigen Zustand nicht mehr richtig deuten können: Klaras Sinne sind nicht mehr fähig einzuordnen, ob sie sich auf oder neben der Piste befindet, während mir nicht mehr auffällt, dass ich gleichzeitig bremse und in die Pedale trete. Im trüben Licht der Mitternachtssonne streunen wir über das isländische Hochland, um die rettenden heißen Quellen des einzigen Camps weit und breit, Hveravellir, und vor allem das dringend benötigte Trinkwasser zu erreichen. In die missliche Lage haben wir uns wieder mal höchstpersönlich manövriert, da wir als vermeintliche Radreiseprofis keine genaue Routenplanung vorgenommen hatten (sehr schlau, ich weiß). „Schließlich sind wir sowieso nur zwei Wochen hier, was soll da schon großartig passieren?“, dachten wir hochnäsig. So fahren wir also von Abenteuerlust getrieben ein Stückchen in die Kjölur hinein, um zu schauen, wie so eine isländische Hochlandpiste aussieht. Mit ein bisschen weniger Luft in den Reifen, um etwas mehr Dämpfung zu erzeugen, so reden wir uns ein, würde das schon gehen – ein Stückchen zumindest und dann könnten wir ja jederzeit auch wieder umdrehen. So ignorieren wir unsere mickrigen Essensvorräte und die Tatsache, keine Ahnung über die Trinkwasserversorgung entlang der Route zu haben.

„Schön ist es hier schon“, stellen wir nach den ersten Kilometern steil bergauf und bei Nieselregen fest und negieren unsere Zweifel. Als wir zwei anderen Radfahrern begegnen, fragen wir sie etwas blauäugig, ob es auf dem Weg etwas zu essen gäbe und sich die Strecke tatsächlich lohnen würde. Die beiden sehen uns kritisch-irritiert an, doch davon lassen wir uns nicht einschüchtern. Das angepriesene Café, einige Kilometer entfernt, verleiht uns zusätzlichen Elan, zumindest psychisch. Denn rein aus physikalischen Gründen entspricht ein Tempo von 7 km/h hier schon fast Lichtgeschwindigkeit – und zwar bergauf und bergab (!). Schließlich ist die rutschige Wellblechpiste teilweise mit kopfgroßen Steinen und unzähligen Schlaglöchern ausgestattet.

Das Café, ein besonders niedliches aus weißen Holzlatten, gibt es zum Glück tatsächlich. Eine Oase inmitten wilder Natur, umgeben von reißenden Bächen, weiten Ebenen und den mächtigen Felsen des Langjökulls und des Hofsjökulls, zwei Bergmassive, deren Gletscher milchig graue Seen speisen. Und das Beste am Café: Wir erleben unsere fünf Minuten Ruhm! Wir fühlen uns wie Helden – zumindest für einen kurzen Moment. Dann nämlich, als eine Gruppe österreichischer Bustouristen zu uns stößt und uns, ob unserer – zugegebenermaßen noch nicht ganz vollbrachten Leistung – in den Himmel lobt. Ein mitgereister Hobbyjournalist interviewt uns sogar für seine Zeitung und notiert eifrig unsere Antworten. Anfangs ist uns der Rummel etwas peinlich, aber nach kurzer Zeit fühlt es sich nach den Strapazen doch recht angenehm an, so im Mittelpunkt zu stehen. Wir werden ganz überdreht und flicken vor den Augen unserer Bewunderer auch noch bestens gelaunt einen platten Reifen. „Alles kein Problem für uns!“, denken wir motiviert. Als sich die Gruppe dann verabschiedet, wird es still und wir sind wieder allein. Der Gegenwind ist nebensächlich, da wir die magische Schallmauer von 10 km/h ja sowieso nicht durchbrechen können. Schnell werden wir auf den harten Boden der Tatsachen zurückgeholt und wissen wieder, dass wir diese Reise sicher nicht für die Anerkennung anderer machen wollen, sondern nur für uns. Schließlich haben wir uns zu dieser Auszeit entschlossen, um viel Zeit draußen in der Natur genießen zu können.

Und diese Zeit brauchen wir auch dringend, um heute noch vor Mitternacht die heißen Quellen und den angrenzenden Campingplatz zu erreichen. Wir holpern weiter entlang der Hochlandpiste, über große Steine und durch tiefe Furten, ohne zu wissen, wann das Martyrium endlich ein Ende haben wird. Mehrmals sind wir knapp davor, für diesen Tag aufzugeben und das Zelt einfach im Nirgendwo aufzubauen, weil wir keine Kraft mehr haben. Als wir am Straßenrand unsere letzten Reserven verkochen, setzt nach einer kurzen Trockenphase auch noch starker Regen ein. Es ist kalt, es ist nass und wir fragen uns ernsthaft, was wir uns hier eingebrockt haben. Eigentlich reicht es uns jetzt endgültig, denn wir sind körperlich und nervlich fertig und können kaum noch klar denken. Doch uns bleibt keine Wahl: Das Wissen um die Wasserknappheit treibt uns voran. Und auch die Aussicht auf ein wärmendes Bad kann uns noch ein letztes Mal motivieren. Wir legen den Schalter im Kopf um, stellen auf Automatikmodus und wissen nicht mehr, was unser Körper eigentlich genau macht. So nehme ich auch die Vollkörperdusche eines durch eine riesige Pfütze vorbeifahrenden Geländewagens gelassen hin. Nach elf Stunden Anstrengung kostet mich das nur noch einen kurzen Seufzer (na ja, genug Kraft, um ihm den Mittelfinger zu zeigen, ist dann doch noch vorhanden).

Mittlerweile tut mir Klara schon leid. Für sie ist dieser Beginn der Reise ja noch viel anstrengender als für mich, schließlich haben wir ja eine etwas unterschiedliche sportliche Vergangenheit. Lief ich zuvor als semiprofessioneller Läufer an die 200 Kilometer wöchentlich, begnügte sich Klaras Training mit dem geradelten Arbeitsweg und sporadischen Laufeinheiten entlang der Donau. Wie sie die konditionelle Herausforderung während der ganzen Reise meistert, ist mir sowieso ein Rätsel. Zu Beginn frage ich mich des Öfteren, ob ich etwas falsch gemacht habe, da sie so locker mithält – wenn auch meist im Windschatten (diesen auszunutzen hat sie perfektioniert). Jetzt leidet sie aber und erste Tränen fließen. Ich merke, wie sie sich anstrengt und sich zusammenreißt – wie gerne würde ich ihr jetzt helfen und kann doch nichts für sie tun.

Endlich mache ich im seichten Licht die Silhouetten der dampfenden Quellen aus und versuche, sie damit zu trösten. Und tatsächlich: Mit etwas Verspätung (es ist jetzt ein Uhr nachts) erreichen wir den Campingplatz von Hveravellir. Die längsten und härtesten 70 Kilometer, die wir jemals gefahren sind, liegen hinter uns! Nach einem ausgiebigen Bad in den heißen Quellen fallen wir in einen komaähnlichen Tiefschlaf und hoffen unsere Lektion gelernt zu haben.

Der mächtige Gullfoss, eine der Hauptsehenswürdigkeiten Islands

Am nächsten Morgen müssen wir hurtig weiter, uns würde sonst das Essen ausgehen, denn weit und breit ist keine Siedlung zu sehen. Zudem treibt uns die Sturmwarnung eines Jeeptouristen voran. Die Straße ist nun etwas leichter befahrbar und der Rückenwind enorm. Der wirkliche Sturm beginnt zum Glück erst, als wir uns mit Nudeln im Zelt verbarrikadiert haben. In der Nacht fragen wir uns mehrmals, ob wir samt Zelt schon abgehoben haben. Die Straße wird tags darauf zunehmend besser, und als wir dann Asphalt unter unseren Rädern haben, ist die Welt wieder in Ordnung. Bei der anschließenden heißen Tasse Kaffee in einer Tankstelle ist sie sogar wieder perfekt und wir denken uns: „Ach, so schlimm war das Ganze doch eigentlich gar nicht. Irgendwie hat es sich sogar gelohnt, etwas chaotisch zu sein, denn hätten wir gewusst, was da auf uns zukommt, hätten wir dieses Abenteuer sicher nicht gewagt.“

DU BIST EIN ISLÄNDER!

Klara: Nach drei Tagen treffen wir wieder auf Zivilisation. In Island ist nämlich eines klar: Hier ist die Einsamkeit zu Hause, verdammt viel Einsamkeit! Außerhalb der Ringstraße gibt es nur einige wenige, meist geschotterte Straßen, die im Winter häufig nicht passierbar sind. Für Menschen, die dort ihre Höfe betreiben, bedeutet dies oft monatelange Abgeschiedenheit von der Außenwelt.

In Island hat die Natur das Sagen: im Süden der Kjölur-Hochlandpiste

Nach ein paar Tagen wissen wir: Das gemeinschaftliche Leben am Land spielt sich in den Tankstellen ab! Nicht nur wir flüchten bei starkem Regen in Blönduós in eine Tankstelle, dem ersten und einzigen öffentlichen Treffpunkt weit und breit, sondern hier scheint das tatsächlich eine ganz normale Sonntagnachmittagsbeschäftigung zu sein: sich an der Tankstelle treffen, um dort Hotdogs zu essen. Der Aufenthaltsraum ist größer als bei einem McDonald’s, es geht geschäftig zu. Viele kommen mit bis zu den Knöcheln nassen Jogginghosen, triefenden Haaren, drei Kindern im Schlepptau und verbringen dort den halben Nachmittag. Da fallen Flo und ich gar nicht so auf, wie wir etwas unschlüssig einen Kaffee nach dem anderen schlürfen und nicht sicher sind, wie wir die kommenden, mit noch schlechterem Wetter prognostizierten Tage verbringen sollen. Letztendlich entscheiden wir uns, beim Campingplatz gegenüber, schön neben einem Fluss gelegen, unser Lager aufzubauen. Das erweist sich als wunderbare Entscheidung: Es gibt eine Waschmaschine, einen Wäschetrockner und einen herrlich warmen Duschbereich. Wir decken uns schnell mit Lebensmitteln ein, um die nächsten zwei Tage nur noch in Notfällen das Zelt verlassen zu müssen. Während wir dies alles erledigen, ermitteln wir nebenbei zwei ausschlaggebende Merkmale echter Isländer:

Langjökull: Gletscher zum Greifen nahe

Merkmal Nummer 1: Einem Isländer wird so schnell nicht kalt

Am Campingplatz kommen per Autostopp zwei Mädchen im Teenageralter an. Übermütig stellen sie ein klappriges Siebzigerjahre-Zelt (Stil Hundehütte) auf und spazieren dann – während wir in Fleecepullovern und mit Primaloft-Jacken frösteln – in Bikini und Handtuch zum Fluss, um dort ein bisschen zu baden. „Ihr seid von hier, oder?!“, fragen wir sie und bekommen ein erstauntes Ja als Antwort. „Wie habt ihr das bloß so schnell gesehen?“

Merkmal Nummer 2: Das bisschen Regen stört hier niemanden

Es regnet in Strömen und kann nicht mehr als ein paar Grad über null haben. Flo und ich stehen in voller Regenmontur unter dem Dach eines Supermarktes. In dem Moment rollt gemächlich ein radfahrender Vater mit Baby im Kindersitz an. Das Kind trägt ein Shirt und außer dem Helm keine Kopfbedeckung. Ungeachtet der riesigen Wassermassen, die die Wolken auslassen, herzt der Vater das Kind, fast so als wäre diese Regentaufe eine Art Aufnahmeritual in die Gemeinschaft der Inselbewohner. Dem Baby scheint’s zu gefallen. „Duuu bist ein echter Isländer!“, denken wir uns und müssen lachen. Wir aber sind eindeutig keine Isländer. Deshalb verziehen wir uns mit jeder Menge Fressalien in unser kuscheliges Zelt, um die nächsten 48 Stunden mit einem Hörspielkrimi und jeder Menge Schokomilch zu verbringen.

Irgendwann sind sogar wir ausgeschlafen und die Enge im Zelt wird uns dann doch zu bunt – mit eisernem Willen strampeln wir noch ein paar Tage im Gegenwind Richtung Reykjavik. In windgeschützten Straßengräben kochen wir unser Essen und Flo stellt dabei sinnig fest: „Sehr praktisch: Bei der Kälte kann man sich nie den Mund verbrennen, denn das Essen wird schon auf dem Weg dorthin kalt.“

Eine Tagesetappe von der Hauptstadt entfernt lesen wir durchnässt die Erklärung auf einem Fahrverbotsschild für Radfahrer, dass uns davon abhält, die Landstraße weiterzufahren: „Hvalfjord-Untertunnelung: Durchfahrt nur für Autos“. Wir haben genug. So durchnässt, wie wir sind, wollen wir keine 100 Kilometer Umweg fahren. Daher machen wir etwas, das wir sonst auf Radurlauben nie tun, ja, eine Ehrenkodex-Übertretung sozusagen: Wir strecken den Daumen raus, und ehe wir uns ganz sicher sind, ob wir wirklich schummeln möchten, sind wir schon in, beziehungsweise die Räder auf einem Pick-up. Die Wärme im Auto und das lustige Gespräch mit dem pensionierten isländischen Paar machen uns ganz selig und nachdem wir uns vor unserer USA-Reise noch ordentlich ausruhen wollen, können wir wohl unmöglich das Angebot abschlagen, direkt bis Reykjavik gefahren zu werden. Dort genießen wir die hübsche Stadt und unerwartete zwei Tage Schönwetter. Die Zeit auf Island ist vorbei, die Reise ist in vollem Gang, auf zu neuen Ländern!

USA

MIT SCHWEREM BALLAST DURCH DIE VEREINIGTEN STAATEN

Flo: Nach einer ruhigen Zeltnacht nahe dem Flughafen erscheinen wir überaus mustergültig sehr früh am Schalter der Icelandair, um für unseren Flug in die USA einzuchecken. Es sollte ein gemütlicher, stressfreier Abschied von der Insel werden. Dann kommt aber völlig unerwartet die alles entscheidende Frage einer Mitarbeiterin am Check-in: „Dürfte ich bitte Ihren Rückflugschein sehen, denn ohne ist es nicht erlaubt in die USA einzureisen.“ Überrascht entgegnen wir, wir hätten noch kein Ticket, schließlich wüssten wir noch nicht, wo es uns mit unseren Rädern nach der USA-Tour hin verschlagen wird. Die Mitarbeiterin kann leider nicht viel für uns tun, denn sie muss sich an die Vorschriften halten und die besagen nun mal, dass jeder Einreisende nachweisen muss, innerhalb von 90 Tagen das Land auch wieder zu verlassen. Fahrräder hin oder her. Auch ein Anruf des Supervisors bei der amerikanischen Einwanderungsbehörde hilft nichts. Zu diesem Zeitpunkt haben wir noch rund 30 Minuten Zeit, kreativ zu werden – die Uhr tickt. Zuerst muss nach diesem Schock ein starker Kaffee her. Dann wird der Laptop eingeschaltet und die billigste Busverbindung über die Grenze nach Mexiko gebucht – von San Diego nach Tijuana, obwohl wir dort eigentlich nie hinwollten. Für 24 Dollar zuzüglich zwei Dollar Stornoversicherung haben wir innerhalb von Minuten unser Ausreiseticket in der Hand bzw. am Bildschirm. Das genügt dann auch am Check-in. In letzter Minute erreichen wir das Flugzeug. In unserem Hostel in New York werden wir das Busticket wieder stornieren, so einfach funktioniert dieses ausgeklügelte System. Aber jetzt haben wir erst einmal ganz andere Sorgen und ich versuche, Klara halbwegs zu beruhigen.

Klara: Ich erleide durch die eilige Buchung des Bustickets einen wirklichen Schock, der mich schon daran denken lässt, unsere Reise abzubrechen. Während ich nämlich mein E-Mail-Postfach öffne, um nach der eingelangten Ticketbestätigung zu sehen, überfliege ich ein E-Mail meines Bruders. Der hat leider ganz schlechte Nachrichten. Mein Vater, zu dem ich, wie zu allen anderen meiner Familienmitglieder, eine sehr enge Verbindung habe, musste überraschenderweise ins Krankenhaus. Auf den ersten Blick sieht die Situation sehr ernst und beängstigend aus und sofort stehe ich total neben mir. Nachdem wir in letzter Minute noch einchecken – Flo übernimmt sofort das Kommando, worüber ich sehr froh bin –, versuche ich in der Abflughalle irgendwo ein Telefon aufzutreiben. Handy haben wir nämlich bewusst keines mit, schließlich wollten wir uns ein Jahr lang den Luxus gönnen, nicht ständig erreichbar sein zu müssen. Jetzt würde ich mir aber nichts mehr wünschen, als eben so ein Ding bei mir zu haben. Mir gelingt es in den Minuten vor dem Abflug nicht, ein Telefon aufzutreiben, und so sitze ich mit sorgenvollem Herzen in der Abflughalle, bis wir vom Flughafenpersonal namentlich aufgerufen werden – vor lauter Aufregung haben wir tatsächlich am falschen Gate gewartet! Nach dem sechsstündigen Flug, der mir wie eine Ewigkeit vorkommt und den ich nur verschwommen wahrnehme, dauert es noch einmal mehrere Stunden, bis wir bei unserem Hostel in New York ankommen und die Zeitverschiebung zumindest so weit abwarten, bis es zu Hause nicht mehr mitten in der Nacht ist. Dann erfahre ich von meiner Mama, dass so weit wieder alles in Ordnung ist und ich mir keine Sorgen machen soll. Trotzdem: Die ersten paar Tage bin ich gänzlich unentspannt und die Angst ist immer im Hinterkopf. Schließlich würden wir noch länger unterwegs sein und ich würde meinen Papa noch lange nicht sehen können. New York erlebe ich wie durch einen Schleier. Flo und ich skypen erst Tage später mit meinen Geschwistern, nun kann ich die Entwarnung ernst nehmen. Jetzt erst können wir uns beide so richtig auf die USA einlassen.

NEW YORK: DAS ABENTEUER BEGINNT

Klara: In New York waren wir beide schon einmal: Flo, als er sein Auslandssemester in Arkansas antrat, und ich, als ich ihn dort besuchte. Für mich war diese Stadt damals irgendwie unfassbar. Ich konnte im Nachhinein einfach nicht sagen, was ich von ihr halten sollte. Natürlich, die größte Stadt der USA ist laut, multikulturell, hässlich und schön zugleich. Unterwegs mit öffentlichen Verkehrsmitteln, kam sie mir damals uneinschätzbar riesig vor. Das ist diesmal ganz anders. Beim Einstieg in den Airportzug werden wir wieder daran erinnert, warum wir dieses riesige Land für unsere erste längere Radetappe gewählt haben: Es sind die fröhlichen und begeisterten Bemerkungen der Passanten, die uns auf unsere vollbepackten Räder ansprechen, uns viel Glück wünschen und uns erklären, wie toll sie unser Vorhaben fänden. Diese sympathischen Wesenszüge der Amerikaner finden wir einfach großartig. Klar könnte man jetzt einwenden, dass es sich hierbei nur um die typisch oberflächliche Mentalität der Amerikaner handelt, hinter der wenig steckt. Wir finden diese Offenheit und Begeisterungsfähigkeit aber klasse und würden uns wünschen, als Mitteleuropäer auch mehr davon zu haben.

In der feuchtschwülen U-Bahn Richtung unserem Hostel in Queens, in der wir kaum Platz finden – wir brauchen mit unseren Rädern sicher ein Viertel des Wagons –, erleben wir dann leider auch die Schattenseiten einer anonymen Großstadt: Eine sichtlich überforderte Mutter fasst ihren kleinen Jungen, der wie am Spieß schreiend in seinem Buggy sitzt, sehr grob an – so grob, dass er mit seinem Hals immer wieder am Gurt hängen bleibt und beinahe keine Luft bekommt. Teilnahmslos oder genervt schauen die anderen Passagiere zu Boden. Niemand couragiert sich einzugreifen – auch wir trauen uns nicht, was ich im Nachhinein bereue. Beim Ausstieg aus der U-Bahn merken wir schnell, dass die steilen Stufen hinauf zur Straße für uns mit den Rädern unüberwindbare Hürden sind, und wir stellen uns einzeln beim Fahrstuhl an. Einzeln deshalb, weil im Lift nur mit Mühe und Not ein vollbepacktes Fahrrad Platz hat. Schnell machen wir uns hiermit Feinde, denn vor dem Lift herrscht großer Andrang, obwohl es doch nur ein paar Stufen bis zur Straße wären. Viele beleibte Menschen wollen aber trotzdem lieber zehn Minuten auf den Fahrstuhl warten und wir sind dabei im Weg. Manch gehfauler New Yorker blickt uns mit genervtem Blick und rollenden Augen an. „Ach ja“, denken wir, „das Adipositasproblem vieler US-Bürger hätten wir schon fast vergessen!“ Mit diesem Gedanken schwingen wir uns auf unsere Räder und rollen auch schon vor die Tür eines Hamburger-Ladens. Keine Minute später steht unsere erste Hamburger-Cola-Combo vor uns am Tisch und jegliche Gedanken über Ernährungsbewusstsein sind Vergangenheit.

USA

28. Juli–24. Oktober 2012

Tags darauf trauen wir uns dann (nachdem uns der griechischstämmige Hostelbetreiber gut zugeredet hat) tatsächlich, durch New York zu radeln. Unser Plan ist zu diesem Zeitpunkt endlich fix: Von Washington D.C. aus wollen wir die USA durchqueren und, würde alles gut gehen, spätestens drei Monate später San Francisco am Pazifik erreichen. Das haben wir, durchorganisiert wie wir sind, erst vor ein paar Tagen beschlossen, als uns in Reykjavik ein Tourenpärchen vom sogenannten Trans-Am-Trail vorgeschwärmt hat, der südlich von Washington startet. Flo hatte zuvor schon mit diesem Trail geliebäugelt, doch erst jetzt steht unser Entschluss. In New York bestellen wir einen Kartensatz des Trails (sündhaft teuer, aber im Nachhinein gesehen ein Traum) und geben als Lieferadresse einen Campingplatz in Virginia an, von dem wir glauben, dass er am Weg liegt.

Für die Strecke nach Washington wollen wir aber noch den Bus nehmen, innerlich haben wir nämlich schon den leichten Verdacht, dass es mit unserem Dreimonatsvisum für die Durchquerung des Kontinents sonst eventuell etwas knapp werden könnte. Und so lerne ich New York auf dem Weg zum Busbahnhof nahe dem Times Square neu kennen und schätzen. Auf dem Rad macht das Ganze viel mehr Spaß und ich lerne etwas, das sich noch oft bewahrheiten wird: Das Gefühl für eine Stadt bekomme ich am besten, wenn ich mich selbstständig und aus eigener Kraft dort fortbewege.

Es ist Sonntag und somit wenig Verkehr, während wir durch die etwas schäbigen Durchfahrtsstraßen Queens’ radeln. Immer wieder werden wir von den typischen gelben Taxis überholt. Als wir Passanten nach dem Weg in Richtung Central Park fragen, macht der erste ein Foto von uns und sendet es per Smartphone gleich an unseren E-Mail-Account, der nächste, ein italienischer Rennradfahrer, übernimmt die Führung und geleitet uns beim Weg über die Queensborrow-Brücke. Es fühlt sich großartig an, in einer solchen Stadt Teil des Treibens zu sein. Flo genießt das anscheinend so sehr, dass er sich, im Central Park angekommen, gleich zu den Rikschafahrern gesellt, die dort Touristen ihre Dienste anbieten. Zwischen den Fiakern und Wochenendausflüglern fällt er fast nicht auf. Wir rollen am Zoo vorbei und landen beim großen Teich des Parks. Hier herrscht eine fast magische Stimmung: Wir stehen auf einer Fußgängerbrücke und unter uns ist ein weiterer Durchgang. Überall tummeln sich die Leute, ein Chor singt und gleichzeitig zaubert ein Straßenkünstler menschengroße Seifenblasen.

New York City: Wo bitte geht’s hier zum Radweg?

Nach dem Genuss eines obligatorischen Bagels fahren wir zum Times Square, wo es wie immer rundgeht. Nun müssen wir es zugeben: Wir haben tatsächlich ein Foto mit dem Naked Cowboy, einem legendären Straßenmusiker, gemacht und wissen bis heute nicht, was wir davon halten sollen.

Beim komplizierten System am Busbahnhof wird Florian dann schon fast zum Einheimischen. Zuerst stellen wir uns noch ahnungslos in einer der zwei parallelen, sicher 100 Meter langen Schlangen an, die in einer Art Abfahrtshalle für die Busse mündet. Dann erfragen wir uns schrittweise die Logik des Systems. Es läuft hier anscheinend so ab, dass neben den offiziellen blau gekleideten Auskunftskerlen sich hier jeder, der eine Ahnung hat, wohin welche Schlange führt, wann der nächste Bus fährt, beziehungsweise ob dieser noch freie Plätze hat, bemüßigt fühlt, diese Informationen weiterzugeben. Nach ungefähr einer Stunde des Wartens – wir werden dazwischen von einem Angestellten mehrmals an den anscheinend richtigen Platz bugsiert – ist Florian zum Profi mutiert und gibt jetzt, wenn er von Neulingen gefragt wird, mindestens so selbstbewusst Auskunft wie die Dame vor uns, die dieses Schauspiel jeden Sonntag erlebt. „This is the line to Philly, 4:30, reservations only“, erklärt er geschäftig und deutet auf die Nachbarlinie. Ich kann meinen Ohren kaum trauen!

Grand Central Station in New York

Ob wir samt unserem, zugegebenermaßen nicht unbedingt handlichem Gepäck befördert werden, hängt letztendlich von der Gunst des Busfahrers ab. Die erste Chance auf einen Platz im Bus wird vom chinesischstämmigen Fahrer mit einem knappen und scharfen „No, no, no! It’s not possible!“ aus dem Weg geräumt und so schauen wir, dass wir uns wenigstens mit dem bei dieser Aussage heimlich die Augen verdrehenden Ordnungspersonal gutstellen. Sie setzen sich dann auch wirklich für uns ein – und nach nur drei Stunden Wartezeit sitzen wir im Bus nach Washington. In mir steigt so etwas wie ein Glücksgefühl auf! Die Straßenschilder, die Autos, der Wald rings um die Interstate – alles ist mir vertraut und erfreut mich. Als nach zwei Stunden der Sitzplatz neben Florian frei wird, setze ich mich zu ihm und er legt den Arm um mich. „Alles wird gut“, denke ich und fühle mich zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

„How romantic!“ – Honeymoonfeeling vor dem Lincoln Memorial in Washington

Flo: Mit den letzten Sonnenstrahlen erreichen wir die Hauptstadt. Washington ist ein guter Ort! Ruhig, sauber und genügend Raum, um sich frei bewegen zu können. Noch bevor wir uns eine Unterkunft suchen, schwingen wir uns auf unsere Fahrräder und begeben uns zur Mall, auf deren weitläufigem Gelände sich viele Sehenswürdigkeiten befinden.

Vor dem Kapitol machen wir ein paar Erinnerungsfotos und ich fühle mich wie Forrest Gump, der an eben diesem Platz seine Jenny wieder traf, nachdem er die USA durchlaufen hatte. Nur mit dem Unterschied, dass es bei uns in die andere Richtung geht, ich mein Herzblatt schon mithabe und wir mit dem Fahrrad unterwegs sind.

Am Vorabend der endgültigen Abreise gen Westen treffen wir auf eine deutsche Rucksackreisende, die durch die USA tourt und am nächsten Tag mit dem Bus von Washington D.C. nach San Francisco fahren will. „Wir Backpacker haben es nicht immer leicht, aber diesen beinharten 48-Stunden-Trip sollte man einmal im Leben machen“, erklärt sie vollmundig. Da müssen wir dann doch innerlich schmunzeln. „Und wir planen für beinharte 48 Stunden ganze drei Monate?“, sinnieren wir und scherzen: „Wir dürfen ja auch nicht auf die Autobahn!“

VIRGINIA: DURCH POCAHONTAS HEIMAT

Klara: Selbstverständlich ziehen wir am Starttag die Just-married-Radshirts an, die uns Freundinnen geschenkt haben. Sie sind knallgelb und auf Flos steht „just“, auf meinem „married“. Stehen wir nebeneinander und umarmen uns, ergibt das Ganze Sinn und es bildet sich sogar ein großes rotes Herz auf unseren Bäuchen.

Kaum rollen wir gut gelaunt und etwas nervös los, werden wir auch schon freundlich angehupt. Uns wird zugewunken und die Leute rufen uns begeistert Glückwünsche zu: „How romantic!“, „Congrats!“ So geht das den ganzen Tag! Es ist herrlich – wir haben fast das Gefühl, nochmals ein bisschen zu heiraten. Direkt von Washington aus gelangen wir auf den Mount Vernon Trail. Es geht entlang des Potomac-Flusses bis nach Alexandria, einer südlichen Vorstadt Washingtons mit Backsteinhäuschen, bunt bemalten Fensterläden und verlockenden Eisbuden. Dort essen wir gemütlich zu Mittag, bevor wir bis zum ehemaligen Wohnhaus George Washingtons fahren. Der schöne Radweg ist ab hier Geschichte. Jetzt geht es nur noch auf vier- bis sechsspurigen, stark befahrenen Straßen weiter, an den ersten Ausläufern der Appalachen rauf und runter, von einer Ampel zur nächsten. Alles sieht gleich aus, eine Einkaufsmeile nach der anderen, wie sie wohl in jeder größeren Stadt Nordamerikas zu finden sind: Walmart, Radioshack, McDonald’s und Starbucks … Zum Verrücktwerden. Es wird schon dunkel, als wir endlich den ersten und einzigen State Park weit und breit entdecken. Diese kleinen Naturschutzgebiete bieten häufig die Möglichkeit zu campen – ideal für Reisende wie wir. So können wir uns die sporadisch auftauchenden, heruntergekommenen Motels sparen. Im dunklen, tiefen Wald des Parks ergattern wir eine einfache Hütte und kochen noch schnell Pasta, bevor wir in die Schlafsäcke fallen und sofort einschlafen.

In den kommenden Tagen werden wir auf unmissverständliche Art und Weise mit dem Begriff der rolling hills und den Appalachen vertraut gemacht. Hatten wir in Island mit einer sogenannten Wellblechpiste zu tun, bei der uns kleine, wellenartig aneinandergereihte Erhebungen das Fahren schwer machten, so fordert uns nun ein steiler Hügel nach dem anderen. Hier, im Land von Pocahontas und den Blue Ridge Mountains, gibt es viel Wald und neben der üppigen Fauna und den „Meine-kleine-Farm-Höfen“ findet sich allerlei spannendes Getier. Allen, die gleichfalls Pocahontas kennen, braucht man ja nichts zu erzählen, allen anderen sei gesagt: Waschbären, putzige Kaninchen, Eichhörnchen, Schildkröten, Füchse, zutrauliche Rehe und Eulen versüßen unsere Radtage.

Die meisten US-Touristen sind aber aus einem ganz anderen Grund in Virginia: Sie klappern ein Bürgerkriegsmonument nach dem anderen ab, denn hier wurde das intensivste Kapitel dieses Konflikts geschrieben. Die Rednecks, wie die Südstaatler genannt werden, mussten 1865 nach rund vier Jahren Krieg vor den Yankees aus dem Norden kapitulieren und somit die Sklaverei aufgeben.