Als die Erde schrie - Arthur Conan Doyle - E-Book

Als die Erde schrie E-Book

Arthur Conan Doyle

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Beschreibung

"Als die Erde schrie" (Im Original: "When the World Screamed") ist eine 1928 erschienene Kurzgeschichte des britischen Schriftstellers Sir Arthur Conan Doyle. Im Zentrum der Erzählung steht eine Expedition ins Innere der Erde, die sich als gigantischer Organismus herausstellt. Diese Folge der "Challenger Stories" gehört zu den früheren Science-Fiction-Romanen in englischer Sprache, greift jedoch zugleich auch Elemente des Abenteuerromans auf.

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Seitenzahl: 53

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Als die Erde schrie

Als die Erde schrieImpressum

Als die Erde schrie

Ich konnte mich zwar noch vage daran erinnern, dass mir mein Freund Edward Malone von der Gazette einst erzählt hatte, er sei mit Professor Challenger in einige bemerkenswerte Abenteuer verwickelt gewesen, aber da mich mein Beruf ziemlich stark in Anspruch nimmt und meine Firma mit Aufträgen mehr als ausgelastet ist, bin ich über meine eigenen Interessen hinaus über das, was sonst in der Welt vor sich geht, nur unvollkommen im Bilde. Ich konnte mich auch daran erinnern, dass Challenger als unberechenbares Genie galt und man ihm einen gewalttätigen und intoleranten Charakter nachsagte; deswegen war ich auch gelinde erstaunt, von ihm einen Geschäftsbrief zu erhalten, der sich folgenden Wortlauts befleißigte:

14 (b) Enmore Gardens Kensington

Sir, ich sehe mich dazu veranlasst, die Dienste eines Spezialisten für artesische Bohrungen in Anspruch zu nehmen. Ich will aber keinesfalls verhehlen, dass ich jeglichem Spezialistentum gegenüber keine sonderlich hohe Meinung habe, zumal ich aufgrund von Erfahrungen weiß, dass ein Mensch, der – wie ich – über ein gut funktionierendes Gehirn verfügt, ein gründlicher arbeitendes und breiteres Gesichtsfeld besitzt als jemand, der sich auf ein bestimmtes Gebiet konzentriert, einen gewöhnlichen Beruf ausübt, und deswegen in seiner Weitsicht begrenzt ist. Nichtsdestoweniger bin ich bereit, mit Ihnen einen Versuch zu wagen. Als ich eine Liste artesischer Experten studierte, erweckte ein bestimmter Umstand (beinahe hätte ich »eine bestimmte Absurdität« geschrieben) in Ihrem Namen mein Interesse, und spätere Nachforschungen ergaben, dass mein junger Freund, Mr. Malone, mit Ihnen bekannt ist. Mein Schreiben dient dazu, Ihnen mitzuteilen, dass ich mich glücklich schätzen würde, ein Gespräch mit Ihnen zu führen, und dass ich, vorausgesetzt, Sie entsprechen meinen (sicherlich nicht geringen) Erwartungen, eventuell bereit wäre, eine Angelegenheit von allergrößter Wichtigkeit in Ihre Hände zu legen. Da besagte Angelegenheit größte Geheimhaltung erfordert, kann ich gegenwärtig nicht mehr sagen. Weitere Instruktionen können ausschließlich mündlich erfolgen. Ich bitte Sie deswegen, allen Verpflichtungen, denen Sie möglicherweise gerade nachgehen, zu kündigen, und mich am kommenden Freitag um 10.30 Uhr an der o. a. Adresse aufzusuchen. Wir besitzen sowohl einen Schmutzabstreifer als auch eine Fußmatte, und Mrs. Challenger ist in dieser Hinsicht äußerst penibel.

Ich verbleibe, Sir, wie ich begann, George Edward Challenger.

Ich übergab den Brief zur Beantwortung an meinen Bürovorsteher, der Professor Challenger davon in Kenntnis setzte, dass Mr. Peerless Jones sich geehrt fühlen würde, zu der vorgeschlagenen Verabredung zu erscheinen. Der Antwortbrief war ein perfektes bürokratisches Schreiben, das mit der Phrase »Ihren (undatierten) Brief haben wir erhalten« begann. Dies brachte uns eine zweite Epistel des Professors ein.

Sir, (schrieb er, und seine Handschrift sah plötzlich aus wie eine Rolle Stacheldraht), ich stelle fest, dass Sie sich über meinen undatierten Brief mokieren. Darf ich Ihre geschätzte Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, dass unsere Regierung, um uns für die monströse Besteuerung zu entschädigen, die sie uns angedeihen lässt, die Eigenart entwickelt hat, auf der Außenseite von Briefumschlägen einen kleinen, runden Stempel anzubringen, der über das Absende- Datum Auskunft gibt? Sollte dieses Zeichen fehlen oder unleserlich sein, müsste sich Ihr Einspruch an das örtliche Postamt richten. Bis dahin möchte ich Sie bitten, Ihre Aufmerksamkeit den Geschäften zu widmen, wegen derer ich Sie zu konsultieren beabsichtige und Kommentare über die Form, die meine Briefe möglicherweise einnehmen, zu unterlassen.

Mir war klar, dass ich es hier mit einem Irren zu tun hatte, deswegen überlegte ich mir gut, was ich tun sollte, bevor ich weiter in die Sache hineingezogen wurde und suchte meinen alten Freund Malone auf, den ich noch aus jenen alten Tagen kannte, in denen wir noch für Richmond Rugby gespielt hatten. Er war immer noch der gleiche heitere Ire wie zuvor und amüsierte sich königlich über meinen ersten Zusammenstoß mit Challenger.

»Das ist noch gar nichts, alter Junge«, sagte er. »Wenn du erst einmal fünf Minuten mit ihm allein gewesen bist, wirst du dich fühlen wie jemand, dem man bei lebendigem Leibe das Fell über die Ohren gezogen hat. Es gibt niemanden, der seinen Angriffen gewachsen ist.«

»Aber warum sollte sich überhaupt jemand dieser Gefahr aussetzen?«

»Das tut ja niemand. Wenn du alle Kräche, Beleidigungsklagen und Verurteilungen zusammenzählen würdest, denen er…«

»Verurteilungen!«

»Glaube mir, er würde sich nicht das Geringste dabei denken, dich die Treppe hinunterzuwerfen, wenn du anderer Meinung wärst als er. Er ist ein Höhlenmensch im Frack. Ich sehe ihn vor mir, wie er in der einen Hand eine Keule und in der anderen ein Steinbeil hält. Manche Menschen werden einfach nicht in das ihnen zugehörige Jahrhundert hineingeboren, aber Challenger gehört nicht einmal in dieses Jahrtausend. Er passt besser ins frühe Neolithikum.«

»Das ist ja gerade das Unglaubliche! Er ist der klügste Kopf von ganz Europa, und er wird von einer solch starken Kraft angetrieben, dass er alle seine Träume in Wirklichkeit verwandeln kann. Man tut zwar alles, um ihn nicht hochkommen zu lassen, denn seine Kollegen hassen ihn wie die Pest – aber ebenso könnte eine Schlepperflotte versuchen die Berengaria am Auslaufen zu hindern. Er ignoriert sie einfach und dampft an ihnen vorbei.«

»Nun«, meinte ich, »eines ist zumindest klar. Ich will nichts mit ihm zu tun haben. Ich werde unsere Verabredung absagen.«

»Das wirst du keinesfalls. Du wirst pünktlich auf die Minute bei ihm erscheinen – und du solltest nicht vergessen, wirklich auf die Minute dort zu sein, sonst wirst du es bereuen.«

»Warum sollte ich?«

»Nun, ich werde es dir sagen. Zunächst einmal würde ich das, was ich über den alten Challenger gesagt habe, nicht so wörtlich nehmen. Jeder, der ihn näher kennenlernt, lernt ihn auch zu lieben. Der alte Bär stellt keine wirkliche Gefahr dar. Ja, ich erinnere mich sogar, dass er über hundert Meilen weit ein an Blattern erkranktes indisches Baby auf dem Rücken trug und es aus dem Hinterland zum Madeira River hinuntertrug. Er ist in jeder Beziehung ein großer Mann. Wenn du begreifst, wie man am besten mit ihm umgeht, wird er dir auch nichts antun.«

»Ich will es aber gar nicht erst darauf ankommen lassen.«

»Du wärst ein Narr, wenn du es nicht tätest. Hast du je vom Hengist-Down-Rätsel gehört, dem geheimnisvollen Schacht an der Südküste?«

»Irgendeine geheime Minenexpedition, nehme ich an.«