2,99 €
In Kurzgeschichten kann man nicht bildreich werden oder gar politisch? Heinz Flischikowski beweist uns das Gegenteil. Man hat das Gefühl, dass man seine Stories schon irgendwie und irgendwo gelesen oder gesehen hat. Seine Themen:
Der ganz normale Wahnsinn des Alltags, gepaart mit den Katastrophen dieser Welt. Science Fiction, Erotik und ein Hauch von Thriller. Nie abgeschlossen, bleibt es dem Leser überlassen, wie das Ende der Storys ausgehen mag.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Am Ende bleibt Hoffnung
Short-Stories
Heinz Flischikowski
telegonos-publishing
Über dieses Buch:
In Kurzgeschichten kann man nicht bildreich werden oder gar politisch? Heinz Flischikowski beweist uns das Gegenteil. Man hat das Gefühl, dass man seine Stories schon irgendwie und irgendwo gelesen oder gesehen hat. Seine Themen:
Der ganz normale Wahnsinn des Alltags, gepaart mit den Katastrophen dieser Welt. Science Fiction, Erotik und ein Hauch von Thriller. Nie abgeschlossen, bleibt es dem Leser überlassen, wie das Ende der Storys ausgehen mag.
Am Ende bleibt Hoffnung- Short Stories
Copyright: © Heinz Flischikowski
Lektorat: Heidelinde Penndorf
2021 – publiziert von telegonos-publishing
www.telegonos.de
(Haftungsausschluss und Verlagsadresse auf der Website)
Cover: Kutscherdesign unter Verwendung eines Fotos von Lars Kressin
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
ISBN der Druckversion: 978-3-946762-57-7
Kontakt zur Autorin über die Verlagshomepage
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Die Hoffnung
ist der Regenbogen
über dem herabstürzenden
Bach des Lebens
Friedrich Nietzsche
Die letzten drei Jahre
Mary nahm ihre Tochter an die Hand und ging über die Kreuzung.
»Gehen wir heute wieder zu McDonald′s, Mum?«, fragte Hanna, während sie versuchte, mit den Schritten ihrer Mutter mitzuhalten. »Nein Liebes, wir kommen sonst zu spät zu Tante Persy und du weißt genau, das gestern war nur eine Ausnahme.«
Gern hätte sie gestern selbst eine Geburtstagsfeier für ihre Tochter organisiert. Doch der Job und das Training ließen ihr keine Zeit und den meisten Müttern aus ihrem Bekanntenkreis kam das nur gelegen. So konnten sie ihre Kinder für drei Stunden in dem Restaurant ›parken‹ und sich anderen Dingen widmen. Hannas Mutter hasste diese Fast-Food-Ketten und sie war überzeugte Vegetarierin. Sie würde gern einmal mit allen Müttern der Stadt einen Kindergeburtstag im nahegelegenen Schlachthof feiern, um ihnen die Augen zu öffnen. Ihr Bruder arbeitete dort drei Jahre als Kopfschlächter.
Sein Brotjob befand sich immer im Widerstreit mit seiner Seele. Dieser hochgradige Stressfaktor legte nach und nach sein Immunsystem lahm und er bekam eine Allergie. Sie erinnerte sich daran, als sei es erst gestern gewesen, dass sie mit ihrem Bruder zusammensaß, er genüsslich ein Stück gebratenes Hüftsteak in den Mund schob und zu ihr sagte: »Weißt du, Mary, es ist etwa eine Minute einkalkuliert, um ein Rind zu töten. Fehlschüsse halten nur den Betrieb auf. Deshalb sind viele Tiere noch bei Bewusstsein, wenn wir sie aus der Betäubungsbox geschoben haben.«
Mary wurde jedes Mal schlecht, wenn ihr Bruder vom ›Todeshof‹ erzählte. Seit dieser Zeit kam bei ihr kein Fleisch mehr auf den Tisch.
Als alleinerziehende Mutter arbeitete Hannas Mutter halbtags. In ihrer Freizeit trainierte sie hart für ihre Profikarriere als Kickboxerin. Das würde sie niemals aufgeben.
Trotzdem lag die Priorität bei ihrer Tochter und danach kam erst der Sport, dann kam lange Zeit nichts, dann der liebe Gott und danach alles Andere.
Mike, ihr Trainer, Freund und Lebensgefährte hatte viel mit ihr vor. Sie hätte Potenzial, so sagt er zumindest. Es gab in Nordrhein-Westfalen kaum noch Sparringpartnerinnen für sie, denn sie schlug und trat sie alle aus dem Ring. Ihre Rechte ist gefürchtet und ihre Sidekicks würden jeden Kerl aus den Schuhen hauen.
»Nun komm auch, Süße, Mama hat um halb vier Training.« Hanna hatte ihren großen Teddy dabei, den Mike ihr gestern auf dem Kindergeburtstag geschenkt hatte. Sie mochte Mike, auch wenn er Mama manchmal anschrie, aber das musste sein, sagte Mary. Sie bräuchte das beim Training, um sich konzentrieren zu können.
Hanna verstand das nicht. Wieso musste man sich dafür anschreien und wehtun? Das hatte doch Dad damals auch gemacht und Mama trennte sich von ihm. Im Trainingslager aber durften die Männer ihre Mama anschreien. Hanna hielt ihren Teddy fest an ihrem Körper gedrückt. Moritz, so nannte sie ihn, würde sie niemals anschreien.
»Guck mal Mum, da sitzt Mike!«, sagte sie, als sie an dem großen Fenster des Fast-Food-Restaurants vorbeihuschten. Mary stoppte abrupt. Sie sah Mike mit einer blonden Frau an einem der kleinen Tische sitzen. Er beugte sich gerade rüber zu ihr und gab ihr einen innigen Kuss. Mary spürte, wie das Adrenalin in ihren Körper schoss. »Spatz, warte hier einen Augenblick, Mama muss eben kurz zu Mike rein.«
Sie spurtete durch die große doppelte Glastür, die nach innen aufging. Ein junges Pärchen kam ihr lachend entgegen. Ihr Menü und ihre Getränke flogen fast fünf Meter durch den Raum. Mary erhöhte das Schritttempo. Mike sah sie kommen und wollte schnell von seinem Stuhl hoch, der am Boden festgeschraubt war. Ihm fehlten genau drei Sekunden und Marys Sidekick traf ihn in voller Wucht auf das Brustbein. Die Blondine hielt die Arme vor das Gesicht und kreischte. Mary beachtete sie nicht und setzte nach.
In den fünfzehn Sekunden, in denen sie Mike mit schnellen Fäusten und Haken eindeckte, gingen ihr die letzten drei Jahre mit ihm durch den Kopf. Sie schlug hart, präzise und genau, bei jedem Schlag hörte man sie laut ausatmen.
Der Krankenwagen und die Polizei waren in fünfzehn Minuten vor Ort. Mike war nach dem gezielten wuchtigen Tritt direkt über den Stuhl gestürzt. Das allein hätte gereicht, um ihn außer Gefecht zu setzen. Sein Brustbein war angebrochen und er lag blutend zwischen kalten Chicken McNuggets, zwei Schneidezähnen und Honigsoße. Sein Gesicht war schwer angeschwollen.
Mary hockte weinend vor der Tür des Restaurants, auf dem Boden, angelehnt, ihre Tochter in den Armen. Zwei Finger waren gebrochen und ihr Ellenbogen, den sie Mike gegen das Jochbein geschlagen hatte, war gestaucht.
Hanna streichelte und tröstete ihre Mum. Moritz, der Teddy saß neben ihnen. »Mama, du gehst nicht mehr zu Mike boxen. Nie mehr! Versprich uns das.«
Die Kleine nahm ihren Teddy und setzte ihn auf Marys Schoß. »Moritz wird uns beschützen, wir schaffen das.« Sie lachte ihre Mutter an und wischte mit ihren kleinen Fingern durch ihr Gesicht, um ihr die Tränen zu nehmen. Mein Gott, dachte Mary, was ist meine Süße schon erwachsen.
Eine Polizistin kam zu ihnen und reichte ihr ein Taschentuch.
»Können Sie aufstehen?«, fragte sie und streichelte Hanna über den Kopf. »Ja, es geht schon«, sagte Mary, die am ganzen Körper zitterte. »Kommen Sie bitte mit zum Wagen. Wir müssen auf die Wache, das Protokoll aufnehmen.«