Ambivalente Zwerge - Zur Funktion des Wunderbaren in Chretiens und Hartmanns 'Erec'-Roman - Susanne Staples - E-Book

Ambivalente Zwerge - Zur Funktion des Wunderbaren in Chretiens und Hartmanns 'Erec'-Roman E-Book

Susanne Staples

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 2,0, Technische Universität Dresden (Institut Germanistik), Veranstaltung: Hartmann von Aue: Erec, Sprache: Deutsch, Abstract: Am Beginn der Arbeit soll ein allgemeiner Teil über die Zwerge in der Vorstellung der Menschen im Mittelalter, über kleinwüchsige Menschen in der höfischen Realität und schließlich über Zwerge in der Literatur stehen. Dieser Teil ist notwendig, um die Zwerge in den Romanen Chretiens und Hartmanns möglichst genau einordnen zu können anhand ihrer Erscheinung, ihres Verhaltens und ihrer Funktion. Im Hauptteil werde ich die Zwerge im Roman Chretiens ´Erec et Enide´ untersuchen und im Anschluss daran die Zwerge in Hartmanns ´Erec´. Ich werde Parallelen und Unterschiede zwischen Chretien und Hartmann herausarbeiten. Da die Zwerge nur eines jener wunderbaren Elemente dieser Romane darstellen und ich versuche, für alle Elemente gleichermaßen übergeordnete Funktionen festzustellen, halte ich es für notwendig, die anderen Wunderwesen, - dinge und -ereignisse in beiden Romanen zu beleuchten und zu vergleichen. Dabei gilt die Aufmerksamkeit besonders den Unterschieden und daraus ableitbaren Tendenzen. Trotz Beschäftigung mit und Einbeziehung von zahlreichen Sekundärquellen, soll die Arbeit an den Primärtexten im Zentrum der Untersuchung stehen. Im Anschluss an die Benennung und Untersuchung der einzelnen Erscheinungen des Wunderbaren in den Primärtexten werden im abschließenden Kapitel die wichtigsten Beobachtungen zusammengefasst, Tendenzen benannt und verschiedene Möglichkeiten der Deutung gegeben. Dabei wird sich zeigen, dass Zwerge in der Literatur ganz unterschiedlich dargestellt werden in äußerer Erscheinung und Charakter, und auch unterschiedliche Funktonen haben – genauso wie die Behandlung des Wunderbaren ganz unterschiedlich ist von Werk zu Werk. Deshalb kann es nicht EINE Funktion des Wunderbaren geben, wie der Titel der Arbeit vielleicht suggeriert, sondern nur mehrere mögliche, die aufgezeigt werden.

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Inhaltsverzeichnis

 

Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Zwerge in Realität, Phantasie und Literatur des Mittelalters

3. Die Zwerge in Chretiens ´Erec et Enide´

3.1. Yders Zwerg

3.2. Zwergenkönige als Hochzeitsgäste

3.3. Guivrez li Petiz

4. Die Zwerge in Hartmanns ´Erec´

4.1. Maliclisier

4.2. Zwerge als Hochzeitsgäste

4.3. Guivreiz le pitîz

4.4. Der wilde Zwerg

5. Zusammenfassung und Deutungsmöglichkeiten

6. Abkürzungsverzeichnis

7. Bibliographie

 

1. Vorwort

 

Die Zwerge in der Literatur des Mittelalters interessieren mich schon seit geraumer Zeit. Eine erste ernsthaftere und intensivere Beschäftigung mit diesem Thema erfolgte bereits im Frühjahr 2003, als ich eine Hausarbeit über den Zwerg Melot in Gottfrieds `Tristan` schrieb. Aufgrund dieser „Vorarbeit“ konnte ich den einführenden Teil der Arbeit nun viel klarer strukturieren.

 

Am Beginn der Arbeit soll ein allgemeiner Teil über die Zwerge in der Vorstellung der Menschen im Mittelalter, über kleinwüchsige Menschen in der höfischen Realität und schließlich über Zwerge in der Literatur stehen. Dieser Teil ist notwendig, um die Zwerge in den Romanen Chretiens und Hartmanns möglichst genau einordnen zu können anhand ihrer Erscheinung, ihres Verhaltens und ihrer Funktion.

 

 Im Hauptteil werde ich die Zwerge im Roman Chretiens ´Erec et Enide´ untersuchen und im Anschluss daran die Zwerge in Hartmanns ´Erec´. Ich werde Parallelen und Unterschiede zwischen Chretien und Hartmann herausarbeiten. Da die Zwerge nur eines jener wunderbaren Elemente dieser Romane darstellen und ich versuche, für alle Elemente gleichermaßen übergeordnete Funktionen festzustellen, halte ich es für notwendig, die anderen Wunderwesen, - dinge und -ereignisse in beiden Romanen zu beleuchten und zu vergleichen. Dabei gilt die Aufmerksamkeit besonders den Unterschieden und daraus ableitbaren Tendenzen.

 

 Trotz Beschäftigung mit und Einbeziehung von zahlreichen Sekundärquellen, soll die Arbeit an den Primärtexten im Zentrum der Untersuchung stehen.[1] Im Anschluss an die Benennung und Untersuchung der einzelnen Erscheinungen des Wunderbaren in den Primärtexten werden im abschließenden Kapitel die wichtigsten Beobachtungen zusammengefasst, Tendenzen benannt und verschiedene Möglichkeiten der Deutung gegeben. Dabei wird sich zeigen, dass Zwerge in der Literatur ganz unterschiedlich dargestellt werden in äußerer Erscheinung und Charakter, und auch unterschiedliche Funktonen haben – genauso wie die Behandlung des Wunderbaren ganz unterschiedlich ist von Werk zu Werk. Deshalb kann es nicht EINE Funktion des Wunderbaren geben, wie der Titel der Arbeit vielleicht suggeriert, sondern nur mehrere mögliche, die aufgezeigt werden.

2. Zwerge in Realität, Phantasie[2] und Literatur des Mittelalters

 

Wie die Überschrift bereits andeutet gibt es verschiedene Arten von Zwergen, die streng unterschieden werden müssen - was nicht immer einfach ist, da alle dieselbe Bezeichnung ´Zwerg´ tragen. Es ist ein Kollektivbegriff, der verschiedenen Wesen aus Realität und Phantasie bezeichnet, die dann in der Literatur zudem noch miteinander vermengt wurden.

 

In der Realität gab es seit jeher kleinwüchsige Menschen, aber auch kleinwüchsige Menschenrassen, wie z.B. die Pygmäen. Solche ´echten Zwerge´ (aus beiden Bereichen) fanden z.T. als Hofnarren oder Diener Eingang in die höfische Welt des Mittelalters und dürften in der Rolle von Exoten als Zeichen des Stolzes und der Prahlerei gegolten haben.[3]

 

Doch schon lange vorher gab es Geschichten über Zwergenvölker in Afrika, Indien und Persien. Die Griechen berichten schon im 5. Jh. v. Chr. von deformierten Wundervölker in Indien,[4] die sie auf Reisen gesehen haben. Auch Ktesias, der Leibarzt des Perserkönigs, der Anfang des 4. Jh. v. Chr. nach Indien reiste, erzählt in seinem 392 erschienenen Werk ´Indika´ von schwarzen Zwergen, die nur zwei Ellen groß waren.[5] Von Pygmäen weiß auch Megasthenes nach seinem Aufenthalt in Indien 303 v. Chr.[6] Im 4. Jh. n. Chr. etwa nahmen unter der Herrschaft der Römer Handel und Entdeckungsreisen zu, so dass auch die Zahl der Reiseberichte zunahm.[7] Diese Reiseberichte wurden schnell zu fabelhaften Mythen.[8] Den Zwergen wurden wunderbare Fähigkeiten angedichtet und ihre Wohnorte festgeschrieben. Wie Flögel im 18. Jh. berichtete, wurden sogar ganze Wundervölker erdichtet, wobei es sich bei den vermeintlichen Zwergenvölker seiner Meinung nach in Wahrheit um Affen handelte.[9] Für ihn sind Zwerge nur aufgrund von Missbildungen und Krankheit denkbar,[10] an ganze Nationen solcher kleiner Wesen kann er nicht glauben.

 

Auch Augustinus bezweifelte schon viel früher die Wahrheit dieser wunderbaren Berichte und zog in Betracht, dass die Berichterstatter auch einfache Affen als Wundervölker hätten verkaufen können.[11]