Anlage - Umwelt - Kontroverse und die Intelligenz - Katalin Jakab - E-Book

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Katalin Jakab

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2002
Beschreibung

Vordiplomarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Pädagogik - Sonstiges, Note: 1 (sehr gut), Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (FB Pädagogik), Sprache: Deutsch, Abstract: Nachdem verschiedene Studien der Nachkriegszeit keinen unmittelbaren Einfluß der Massenmedien auf die Einstellungen oder das Verhalten der Rezipienten nachweisen konnten, herrschte in der Medienwirkungsforschung in den fünfziger und sechziger Jahren die Vorstellung von schwachen bzw. fehlenden Medienwirkungen. Anfang der siebziger Jahre wurde jedoch von verschiedener Seite die Wirkungslosigkeit der Medien in Frage gestellt, da die eigenen Erfahrungen in einer immer stärker von den Medien geprägten Gesellschaft der schwachen bzw. fehlenden Medienwirkungen widersprachen. Ein Ausweg fand sich schließlich in der Vermutung, daß die auf den Nachweis von Einstellungsänderungen fixierte Forschung vielleicht Medieneffekte übersehen hatte. Das Forschungsinteresse verlagerte sich von der Einstellungs- und Verhaltensänderung hin zur Informationsverarbeitung, wobei die sich gleichzeitig vollziehende, kognitive Wende in der psychologischen Forschung von großem Einfluß gewesen sein sollte. Eine der sichtbarsten Neuorientierungen in der Kommunikations-forschung Anfang der siebziger Jahre stellt der Agenda-Setting-Ansatz dar. Den Begriff "Agenda-Setting" prägten die amerikanischen Wissenschaftler Maxwell E. McCombs und Donald L. Shaw. In ihren 1972 veröffentlichten Aufsatz ,,The Agenda-Setting Function of Mass Media." formulierten sie die Agenda-Setting-Hypothese wie folgt: "While the mass media may have little influence on the direction or intensity of attitudes, it is hypothesized that the mass media set the agenda for each political campaign, influencing the salience of attitudes toward the political issues." (Mc Combs/Shaw, 1972, S. 177)

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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Der Fall von Kaspar Hauser
1.2. Die Kaspar-Hauser-Problematik beim Menschen
1.3. Historische Hintergründe der Zwillingsforschung
1.4. Schwächen der Sozialforschung
2. Allgemeines zur Zwillingsforschung
2.1. Grunddesign der Zwillingsforschung.
2.2. Kritik an der Zwillingsforschung.
2.3. Umwelteinflüsse:
2.4. Geteilte und nicht geteilte Umwelten.
2.5. Auswirkungen von Erbe und Umwelt.
2.6. Ziele der Zwillingsforschung
3. Verschiedene Methoden der Zwillingsforschung
3.1. Getrennt aufgewachsene eineiige Zwillinge
3.1.1. Die Untersuchung von Newman et al. von 1937.
3.1.2. Die Untersuchung von Taylor (1980)
3.1.3. Die Untersuchung von Shields von 1962.
3.2. Vergleich eineiiger mit zweieiigen Zwillingen
3.3. Adoptionsstudien:
3.3.1. Das Texas Adoptionsprojekt
4. Intelligenz und Intelligenzentwicklung.
4.1. Probleme der Intelligenzentwicklung im Lichte der Zwillingsforschung.
4.2. Kritik an der biologisch zentrierten Intelligenzkonzeptionen
4.2.1. Mängel in der theoretischen Bestimmung der Intelligenz
4.2.2. Fehleinschätzung des Intelligenztests als Messinstrument
4. 3. Kritik der umweltzentrierten Intelligenzkonzeptionen:
4.4. Die Louisville-Zwillingsstudie
5. Schlussfolgerungen

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1. Einleitung

Die zugrunde liegende Arbeit soll ein kurzer Einblick in die Anlage-Umwelt-Kontroverse vermitteln. Hierbei werde auf allgemeines, wie auf verschiedene Positionen, bzw. auf dieMethoden der Zwillingsforschung eingehen. Einige Untersuchungen werden näher vorgestellt, die zu klären versuchen, ob die individuelle Unterschiede bezüglich der Persönlichkeitsunterschiede auf die Anlage oder auf der Umwelt zurückzuführen seien. Ein wichtiges Teil dieser Arbeit bildet auch der Bereich der Intelligenz. In dieser Arbeit werden bestimmte spezielle Forschungsrichtungen, wie z.B. die Entstehung des kriminellen Verhaltens, verschiedene psychiatrische Störungen, u. ä. nicht behandelt. Die Frage, die sich hier stellt - und in den letzten Jahrzehnten auch immer penetrant wiederkehrt - ist, was Menschen bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung beeinflussen, ob die Unterschiede durch die Kräfte der Erbanlagen oder durch äußere Einflüsse, wie z.B. die familiäre- oder die soziale Umwelt „determiniert“ sind. Die in den letzten Jahren beobachtbare zunehmende Interesse an genetischen Determinanten menschlicher Merkmale liegt wahrscheinlich an den bemerkenswerten Fortschritten der medizinischen Genetik. Die größte Tragweite bedeutete das „Entziffern des genetischen Kodes“ von Watson und Crick in Form des allgemein bekannten Helix-Modells der DNS. Das erneute Interesse zeigte sich vor allem in mehreren Zwillingsstudien, wie z.B. die von Vandenberg (1962), die seit Anfang der 60-er Jahre stattgefunden haben.

Als erstes müssen aber der Bedeutungen der Begriffe Anlage, Umwelt und Intelligenz geklärt werden. Was die Intelligenz betrifft, so ist feststellbar, dass über eine Definition wenig Übereinstimmung herrscht. Unter den Definitionen der Intelligenz finden wir Fähigkeiten, wie „abstraktes Schlussfolgern und denken“, „das Vermögen, sich Wissen anzueignen“ und die Fähigkeit, Probleme zu lösen. Laut einer anderen Definition bedeutet Intelligenz die Fähigkeit zu verstehen, wissen oder diese zu begreifen. Viele der Definitionen sind deutlich von der Psychometrie beeinflusst. Sie definieren Intelligenz folgendermaßen: „Die durch Intelligenztests oder andere soziale Kriterien nachgewiesene Fähigkeit, vorhandenes Wissen zu nutzen um Probleme zu bewältigen, Symbole oder Beziehungen anzuwenden, neue

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Beziehungen herzustellenund abstrakt zu denken.“ (Zitat nach Rowe: Genetik und Sozialisation, Seite 126.). Man kann also behaupten, dass Intelligenz ein verschwommener Begriff ist. Ich komme aber später noch darauf zurück.

Die Bedeutung der anderen Begriffe ist einfacher, sie können nämlich viel genauer beschrieben werden: Zwei Bedingungskomplexe bestimmen die Unterschiede zwischen den Menschen:

- die ererbte Anlage, auch Veranlagung genannt und

- der Umwelteinfluss (z.B. die Erziehung).

Frühere Theorien, die immer nur einen Komplex als bestimmend annahmen, haben heute ihre Gültigkeit verloren. Inzwischen weiß man, dass die Entwicklung eines Menschen immer das Ergebnis einer Wechselwirkung von Anlage- und Umweltfaktoren darstellt. Generell kann man davon ausgehen, dass alle Verhaltensweisen eine vererbte Basis haben. Allerdings sind beim Menschen alle Verhaltensweisen durch Lernprozesse modifizierbar bzw. auch veränderbar. Weiterhin gibt es biologisch vorgegebene Grenzen, d.h. z.B. dass bei einer erblichen Veranlagung zu einer seelischen Krankheit die Möglichkeiten der Anpassung und Umgestaltung von Verhaltensprozessen beschränkt sind.

Welche Rolle spielen Anlage und welche Rolle Umwelt in der menschlichen Erziehung? Grundsätzlich sind zwei extreme Antworten denkbar:

1. alles ist Umwelt

2. alles ist Anlage

Dafür, dass es ist nicht so einfach ist, kann man sehr viele Beispiele liefern. Verschiedene Forschungsrichtungen, wie z.B. die Zwillingsforschung versuchen zu klären, wofür genau Anlage und wofür die Umwelt verantwortlich ist. Sicher ist, dass uns in unserem Leben beide Faktoren beeinflussen.

1.1. Der Fall von Kaspar Hauser

Ein eindeutiges Beispiel für die Wechselwirkungen beider Faktoren bezüglich der Entwicklung einer Person liefert der Fall von Kaspar Hauser.

Kaspar Hauser wurde im Mai 1828 in Nürnberg „ gefunden“ . Damals war er ca. 16 - 17 Jahre alt, er konnte sich kaum verständigen, und wusste nicht einmal, welche Bedeutung das von ihm Gesagte hat. Kaspar wird bei dem Gymnasialprofessor Georg Friedrich untergebracht.

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Nach zwei Jahren kommt er zu Anselm von Feuerbach. Nachdem er gefunden wurde, hat man auch mit seiner Rückführung in die Zivilisation begonnen. Man ging nach näherer Begutachtung seiner Person davon aus, dass er bis zum Alter von 3 - 4 Jahren in einer familiären Umgebung aufgewachsen war. Danach wurden ihm alle Umwelteinflüsse bis zum Alter vom 17 Jahren entzogen. Man nahm ihn dann auf und begann mit der Zurückführung in die Zivilisation. Sprache und soziales Verhalten konnten von ihm erlernt werden, jedoch der Aufbau von Emotionen und sozialer Bindungsfähigkeit waren ihm nicht mehr möglich. Dieses Beispiel dient der Verdeutlichung, dass nicht nur Anlagen sondern auch Umwelteinflüsse wesentlich zur Entwicklung des Menschen beitragen.

1.2. Die Kaspar-Hauser-Problematik beim Menschen

Die Kaspar-Hauser-Versuche sind eigentlich Tierexperimente, die in der zoologischen Grundlagenforschung angewendet werden. Trotzdem gehören die sog. Kaspar-Hauser-Situationen mit ihren verschiedenartigen Formen des sozialen Entzugs und direkter Isolation auch zum gesellschaftlichen Alltag der Menschen. Die spektakulärsten und extremsten Kaspar