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Während Elli mit Jonas, einem ihrer besten Freunde, über einen großen Trödelmarkt geht, findet sie auf einem der vielen Verkauftische ein altes verstaubtes Bild. Als sie sich schließlich nach einigem Überlegen entschließt, dass Bild zu kaufen, schauen sich beide das seltsame Gemälde zu Hause etwas genauer an. Elli und Jonas versuche die Darstellung auf dem Bild zuu deuten und finden schließlich, nach einigen Recherchen in Internet, den rätselhafen Ort. Als sie dort ankommen, wird eher zufällig ein Tor geöffnet, das zwei Planeten miteinander verbindet. Elli und Jonas gelangen so auf den Planeten Aris und kehren schließlich mit Gelvin, welcher den Planeten Nelrim seine Heimat nennt, wieder auf die Erde zurück. Hier angekommen müssen beide feststellen, dass sich ein außerirdisches Volk unter den hier lebenden Menschen befindet, das nur durch eine besondere leuchtende Kugel gefunden werden kann. Dieses geheimnisvolle Volk, welches auch das dunkle Volk genannt wird, raubt den Menschen einen kleinen Teil ihrer Lebensenergie, um selber überleben zu können.
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Seitenzahl: 836
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Fotos: Adobe Stock, ©ChenPG, ©flint0010, ©Artur Avetyan, ©kharchenkoirina
Die Hitze der letzten Tage setzte den Leuten hier in der Gegend doch ganz schön zu, und die Temperatur stieg auch heute wieder über knapp dreißig Grad. Es war einfach nur noch purer Stress, und zudem hatte es schon lange nicht mehr geregnet. Der Boden war durch die Hitze hart wie Beton, und an einigen Stellen hatten sich durch die lang anhaltende Trockenheit bereits Risse gebildet. Laut der Prognose des Wetterdienstes sollte die Hitze aber noch einige Tage anhalten. Danach sollten die Temperaturen merklich fallen und damit sollte auch der so lang herbeigesehnte Regen endlich kommen. Ob sich diese Prognose für die nächsten Tage erfüllen würde, das bliebe abzuwarten. Jedenfalls waren die letzten Nächte eher eine Qual, als ein erholsamer Schlaf. Als ich heute Morgen aufstand, war ich wie jede letzte Nacht doch ziemlich durchgeschwitzt und mein erster Gang führte mich daher direkt unter die Dusche. Diese morgendliche Dusche brachte zwar eine angenehme Erfrischung, aber die Hitze stand einfach in meiner Wohnung, da sich draußen nicht ein Lüftchen regte. Daher hoffte ich in den nächsten Tagen, sehnlichst eine Abkühlung herbei, ob diese auch wirklich kommen sollte, bliebe noch abzuwarten. Durch die nächtliche Hitze verzichtete ich daher beim Frühstück auf meine heiße Tasse Kaffee und trank stattdessen einfach eine kalte Cola Light aus dem Kühlschrank. Das passte zwar nicht so ganz zusammen, aber bei der anhaltenden Hitze, die auch nachts teilweise sehr ausgeprägt war und ich mich ständig von einer Seite auf die andere drehte, war mir das im Augenblick eigentlich vollkommen egal. Schließlich hatte ich mich für die tägliche Arbeit im Büro korrekt gekleidet. Darauf legte mein Chef sehr großen Wert. Und das war auch das Erste, was ich mit auf meinen zukünftigen Weg bekam. Als ich mich damals bewarb und die Stelle hier im Büro bekam, stellte ich mich meinem Chef kurz vor. Jonas Baumann, achtundvierzig Jahre alt und eins fünfundachtzig groß. So saß ich ihm damals gegenüber, da ich eigentlich damit rechnete, diesen Job gar nicht erst zu bekommen. Kräftig gebaut, blonde Haare und ein Dreitagebart. Kariertes kurzärmliges Hemd, blaue Jeans, die Haare mittelkurz und nach hinten gekämmt. Aber trotz alledem musste ich meinen Chef damals doch irgendwie überzeugt haben, und so saß ich schließlich zwei Wochen später hier im Büro. Jedenfalls legte ich meinen Dreitagebart ab und änderte mein Auftreten. Er konnte es überhaupt nicht ausstehen, wenn man für das Büro, in dem man nun täglich ein und ausging, dort seine Arbeit verrichtete, flatterhaft gekleidet erschien. So drückte sich mein Chef hin und wieder einmal aus. Jedoch bei der momentan anhaltenden Hitze war er zu einem Kompromiss bereit. Er duldete leichte Kleidung, allerdings mit der Auflage, dass diese für das Büro angemessen sein musste, und einen kleinen Tischventilator auf dem Schreibtisch. Allerdings war mir die Kleidung ziemlich egal, Hauptsache der Tischventilator brachte neben der Klimaanlage noch etwas Abkühlung. Das tat er schließlich auch, auch wenn ich ihn hin und wieder auf die höchste Stufe schalten musste. Schließlich war das Frühstück an diesem heutigen Morgen verzehrt und die kalte Cola Light aus dem Kühlschrank ging wie Öl runter. Aber irgendwie hatte ich so ganz und gar keine Lust, mich heute Morgen zur Arbeit in das Büro zu begeben. Die Hitze machte mir zu schaffen in den letzten Tagen und sorgte letztendlich für eine Lustlosigkeit und Demotivation. Aber das Geld musste verdient werden und einen Ausfall konnte ich mir nicht leisten. Die Miete musste jeden Monat pünktlich bezahlt werden, dann die Kosten für Kleidung, Lebensmittel, Auto und diversen anderen Schnickschnack. Da kam im Laufe eines Monats manchmal ganz schön viel zusammen. Aber es half alles nichts. Die Zeit blieb nicht stehen, im Gegenteil, sie verging manchmal einfach viel zu schnell und schließlich war es wieder soweit. Die Arbeit rief und so machte ich mich an diesem Morgen auf den Weg. Mit meinem Auto fuhr ich wie jeden Tag in der Woche durch die Stadt und erreichte nach ungefähr einer halben Stunde das Gebäude, in dem sich mein Arbeitsplatz, in einem bestimmt wieder, durch die Hitze, muffigen Büro befand. Und so war es schließlich auch, als ich den Raum betrat und mich zu meinem Schreibtisch begab. Vor mir lag bereits ein Stapel mit verschiedenen Akten, die heute noch alle bearbeitet werden mussten. Und das bei der Hitze!
»Das wird ein furchtbarer Tag! Ich hatte vorhin schon so ein mieses Gefühl.«, murmelte ich leise vor mich hin.
Schließlich zog ich den Sessel, der vor meinem Schreibtisch stand, ein wenig zurück und nahm darauf Platz. Die Sonne schien bereits durch das Fenster und daher ließ ich das Rollo etwas herunter. Dann schaltete ich den Tischventilator an, aber nicht gleich auf die höchste Stufe. Doch bevor ich mich meiner Arbeit widmete, fuhr ich erst noch den Rechner an meinem Arbeitsplatz hoch. Dann atmete ich noch einmal langsam tief ein und langsam wieder aus, schaute auf meine noch leere Schreibtischunterlage und richtete schließlich den Blick auf den Stapel Akten. Das war bestimmt mein Chef. Er kam morgens immer etwas früher zur Arbeit und verteilte die Arbeit. Allerdings muss ich hier schon einmal betonen, dass er dabei immer korrekt vorging und die Akten gerecht verteilte. Dabei bekam niemand zu viel aufgehalst und es konnte sich niemand beklagen, dass er ungerecht behandelt wurde. Schließlich nahm ich die erste Akte vom Stapel herunter und begann mit meiner Arbeit. Während ich die Akte durcharbeitete, überlegte ich mir, was ich wohl nach dem Feierabend noch unternehmen könnte. Dabei blieben meine Gedanken bei Elli hängen. Sie war eine gute Freundin, und wir kannten uns schon ewig. Eigentlich hieß sie mit vollem Namen Elanor Wehrenberg und war sechsundvierzig Jahre alt, eins achtundsiebzig groß, hatte braune Augen und lange braune Haare. Der Traum eines jeden Mannes. Und ihr ebenmäßiges Gesicht hatte schon Modellqualitäten. Sie konnte sich wirklich sehen lassen und war, wenn sie sich richtig in Schale warf, ein Bild von einer Frau. Allerdings war sie Single, genau wie ich. Wir hatte beide vor längerem, jeder eine Beziehung laufen, allerdings gingen sie jeweils in die Brüche. Daher waren wir wieder beste Freunde und trafen und hin und wieder einmal.
»In der Pause werde ich einfach mal Elli anrufen und fragen, was sie heute Abend so vorhat. Vielleicht hat sie ja Zeit und Lust irgendwo hinzugehen.«, sagte ich so etwas gedankenverloren vor mich hin.
Heute Vormittag hatte ich eher das Gefühl, die Zeit zog sich immer mehr die Länge und jedes Mal, wenn ich auf die Uhr schaute, waren immer nur einige Minuten vergangen. Aber auch diese deprimierende Zeit ging zu Ende und schließlich kam die Mittagspause, die eine dreiviertel Stunde dauerte. Ich beschloss zuerst etwas zu essen und anschließend Elli anzurufen. Bei der Hitze hatte ich überhaupt keinen großen Appetit auf eine Mahlzeit und so brachte ich mir von zuhause zwei Vollkornbrote mit. Das war für meine Arbeit am Schreibtisch ausreichend und lag mir nicht schwer im Magen. Jedoch bevor ich meine mitgebrachten Brote essen wollte, begab ich mich zunächst einmal auf die Toilette. Dort wollte ich mich etwas frisch machen. Als ich von dort wieder zurückkam, aß ich meine zwei Brote und griff dann zu meinem Telefon, das auf meinem Schreibtisch stand, um meine Freundin Elli anzurufen. Ich wählte ihre Nummer und wartete etwas ungeduldig auf das Freizeichen, das kurze Zeit später ertönte.
»Wehrenberg...«, meldete sich Elli mit einer freundlichen Stimme.
»Hallo Elli! Ich bin es, Jonas.«, begrüßte ich meine Freundin Elli.
»Wir haben gerade Mittagspause und da habe ich mir gedacht, ich klingel mal bei dir durch.«
»Habe ich mir schon gedacht, dass ich nicht ungelegen anrufe.«
»Wir haben auch gerade unsere Mittagspause, aber das weißt du ja.«
»Hör bloß auf, Elli. Ich halte das bald nicht mehr aus!«
»Kann ich gut nach vollziehen! Nachts ist es besonders unangenehm.«
»Nachts ist es im Moment wirklich schlimm!«, betonte ich an dieser Stelle.
»Wieso! Weil ich mich die ganze Nacht von einer Seite auf die andere drehe und dabei so gut wie kein Auge zumachen kann.«
»Natürlich ist das ernst gemeint. Ich leide richtig mir dir.«
»Das kannst du auch. Und weswegen rufst du mich an? Doch bestimmt nicht ohne Grund in der Mittagspause, oder irre ich mich da?«
»Und hast du heute Abend noch Lust, mit mir irgendwo hinzugehen?«
»Toll! Ich hatte schon die Befürchtung, du hast den Abend schon anderweitig verplant.«
»Nein, nein. Aber ich hatte den gleichen Gedanken wie du und wollte dich im Laufe des Tages ebenfalls anrufen.«
Elli und Jonas redeten noch ein paar Minuten über eigentlich vollkommen belanglose Dinge. Elli musste ihm zunächst erst einmal erzählen, dass sie wieder mal shoppen war und sie hätte ihn gern mitgenommen. Aber Jonas hasste diese Art von Shopping-Touren. Die zogen sich nämlich manchmal über einen ganzen Tag hin. Wenn Elli erst einmal in Kauflaune gekommen war, hatte sie die verdammte Angewohnheit, einen Laden von oben bis unten zu durchforsten, in der Hoffnung schließlich doch noch einen versteckten Schatz zu entdecken. So nannte sie immer die Schnäppchen oder die ganz aktuellen Sachen, die eigentlich nur im Schaufenster ausgestellt waren. Aber schließlich kam Elli noch auf den bevorstehenden heutigen Abend zurück.
»Was hältst du von der Kneipe, in der wir neulich mal waren.«
»Eine gute Idee. An die Kneipe hatte ich gar nicht mehr gedacht.«
Jonas und Elli hatten die Kneipe, in der sie gelegentlich mal einkehrten, deshalb den Anker getauft, weil beide dort immer bis tief in die Nacht verweilten. Zum einen konnte man dort sehr gut etwas Essen und es gab ein herrlich kühles Blondes. Denn das Bier, das es im Anker gab, kam von einer ganz kleinen Brauerei und es wurde nur in kleiner Menge gebraut. Aber der Geschmack und das Prickeln waren einfach unglaublich. Jonas und Elli waren begeistert von dem Gedanken, sich heute Abend im Anker zu treffen und gemeinsam bei der gegenwärtigen Hitze, ein, wie sie es gern nannten, kühles Blondes zu trinken.
»Na dann sieh mal zu, dass du den Rest des Tages im Büro noch hinter dich bringst.«, gab Elli Jonas mit auf den Weg.
»Na, verbring du mal den Tag, bei brütender Hitze vor einem großen Stapel Akten, den dir dein Chef früh am Morgen auf dem Schreibtisch gelegt hat.«
»Die Hälfte des Tages hast du bereits hinter dich gebracht.«
»Ebenso wie meine Mittagspause, denn die ist auch gleich vorbei.«
»Sag mal Jonas, was ist das eigentlich für ein Surren, das ich höre. Es wird doch nichts mit der Leitung sein, oder?«
»Ich habe gerade so daran gedacht, weil du doch immer mal wieder erzählst, er ist ein wenig schwierig.«
»Ist er auch. Aber bei der Hitze, die wir im Augenblick haben, hat er klein bei gegeben.«
»Dann ist es im Büro wahrscheinlich schon auszuhalten, oder?«
Jonas und Elli verabschiedeten sich am Telefon noch von einander, dann beendete Jonas das Gespräch und legte den Hörer auf. Schließlich war auch die Mittagspause zu Ende und Jonas Blick fiel auf den verbleibenden Stapel Akten. Der Tischventilator stand vor ihm auf dem Schreibtisch und sorgte scheinbar für etwas Abkühlung. Jonas atmete noch einmal tief durch griff sich die Akte, die oben auf dem Stapel lag.
»Der Tag wird die Hölle. Ich habe es geahnt. Aber es hilft alles nichts.«, sagte Jonas vor sich hin.
So verbrachte Jonas die restlichen Stunden des arbeitsreichen Tages in einem heißen muffigen Büro. Als er schließlich die letzte Akte zuschlug und sich erleichtert nach hinten lehnte, schaute Jonas auf die Uhr an der Wand.
»Noch zehn endlos lange Minuten. Aber die kriege ich auch noch irgendwie rum.«, murmelte Jonas vor sich hin.
Jeder Tag findet schließlich irgendwann sein Ende, so wie dieser hier auch. Jonas fuhr seinen Rechner herunter und machte auf seinem Schreibtisch noch kurz ein wenig Ordnung. Dann machte er sich auf dem Weg nach Hause. Zwischendurch traf er noch einige Kollegen und verabschiedete sich von ihnen kurz. Als Jonas das Gebäude schließlich verlassen hatte, begab er sich direkt zu seinem Wagen, schloss diesen auf, nahm auf dem Fahrersitz Platz und fuhr nach Hause. Als er seine Wohnung betrat, warf er kurzerhand seine Sachen in die nächste Ecke und begab sich noch einmal kurz unter die Dusche. Nachher wollte er sich mit Elli im Anker treffen und für dieses Treffen wollte er sich noch frisch machen. Jonas hatte nicht die Absicht, eine muffige und verschwitzte Büroluft hinter sich herzuziehen. Als er die Dusche verließ und sich für das bevorstehende Treffen mit Elli umgezogen hatte, setzte er sich noch an den Tisch in der Küche. Aus dem Kühlschrank holte er die Cola Light hervor und trank davon ein Glas herrlich kalte Cola. Aber die Zeit blieb nicht stehen und irgendwann war es dann auch an der Zeit sich auf den Weg zur betreffenden Kneipe zu machen. Um acht Uhr abends hatte sich Jonas mit Elli vor dem Anker verabredet und er wollte sich auf gar keinen Fall verspäten.
Jonas stand draußen auf dem Bürgersteig vor der Kneipe, die eigentlich ›Zum Biotop‹, hieß und schaute sich voller Erwartung nach seiner Verabredung um. Es war kurz vor acht und Elli sollte jeden Augenblick kommen. Da er noch etwas Zeit hatte, schaute Jonas den vorbeifahrenden Autos auf der Straße hinterher. Von neuen Modellen bis zu älteren, in allen Formen und Farben, fuhr hier alles vorbei. Hin und wieder erblickte Jonas auch Fahrer, die am Steuer telefonierten, oder anderweitig mit ihrem Handy beschäftigt waren. Das könnte teuer werden, dachte er, als sich die Fahrzeuge bereits wieder außer Sichtweite befanden. Jonas schaute sich wiederholt um, konnte Elli aber noch nicht entdecken.
»Eigentlich ist sie sonst doch immer mehr als pünktlich!«, sagte er vor sich hin und schaute noch einmal nach links und rechts.
Hier war noch nicht so viel los, aber es war ja auch erst früh am Abend. Männer, Frauen und Paare gingen inzwischen an Jonas vorbei. Manche warfen ihm auch einen kurzen Blick zu, was aber nichts zu bedeuten hatte.
Jonas schaute sich um und erblickte kurz darauf Elli, die ihm bereits eilig entgegen kam.
»Elli. Ich warte hier schon ein paar Minuten auf dich.«
»Entschuldige, dass ich mich etwas verspätet habe.«
»Bist du hierher gelaufen, oder mit dem Auto gekommen.«
»Ich ebenso. Ich habe mein Auto stehen gelassen. Dann können wir zusammen noch ein Bier trinken.«
»Als ich von zuhause los wollte, klingelte das Telefon.«
»Sie wollte doch mal eben hören, was ich so mache.«
»Das ich mit dir verabredet bin und ich jetzt auch gleich los müsse.«
»Hat sie dich gelassen, oder hatte sie noch etwas auf dem Herzen?«
»Nein, nein. Halt so das übliche. Geht es dir gut, bist du gesund und so weiter und so weiter.«
»Während ich hier auf dich gewartet habe, habe ich den Autos und den vorbei gehenden Leuten hinterher geschaut.«
»Eher nicht. Nur einige haben mir einen kurzen Blick zugeworfen. So als wollten sie mich fragen, na, was stehst du denn hier herum?«
»Dann lass uns beide mal nicht hier herum stehen, sondern reingehen und schauen, wo wir ein gemütliches Plätzchen finden.«
»Bevor du reingehst, wirf doch mal einen Blick nach oben.«
»Nein, eigentlich nicht. Aber ich meine, sie haben das Schild über dem Eingang mal gründlich gereinigt.«
Elli schaute nach oben. Über dem Eingang zur Kneipe befand sich ein etwas größeres Schild. Darauf war in einer etwas leicht geschwungenen Schrift der Schriftzug ›Zum Biotop‹, abgedruckt. Umrahmt von den zwei Blüten einer Seerose und einem Frosch, der aus dem Wasser schaute. Rechts und links neben dem Schild befanden sich zwei starke Strahler, die den Schriftzug bei Dunkelheit hervor hoben.
»Du hast recht, Jonas. Die haben das gesamte Schild, mal richtig abgeschrubbt.«
»Dann habe ich mich nicht verguckt. Ich habe erst gedacht, ich habe etwas mit den Augen.«
»Glück gehabt! Du brauchst dauerhaft noch keine Brille.«
»Komm, lass uns mal reingehen und schauen, ob wir noch ein gemütliches Plätzchen finden.«
Elli machte einen Schritt voraus und drückte mit ihrer Hand die Tür zur Seite. Jonas folgte ihr und gemeinsam sahen sie sich in der Kneipe um. Unweit des Einganges befand sich die Garderobe, an der sich wie jeden Abend, etliche Jacken, Mäntel und Mützen befanden. Etwas weiter entfernt standen einige Frauen und Männer an der Theke und unterhielten sich. Fast jeder hatte eine Zigarette oder ein Glas Bier in der Hand. Das fiel Elli sogleich auf und sie schaute fasziniert zu den Leuten hinüber. Jonas indessen schaute sich einmal kurz um und entdeckte noch einen kleinen freien Tisch, an den gut vier Gäste Platz hatten.
»Der ist doch genau richtig für uns beide.«, sagte Elli und schaute mit leichter Begeisterung zu dem freien Tisch.
Elli und Jonas nahmen an dem freien Tisch Platz und legten ihre Jacken neben sich ab. Es dauerte nur einen kurzen Moment und die Bedienung der Kneipe stand am Tisch und begrüßte beide kurz aber herzlich.
»Also, ich hätte gern ein kühles Bier, von eurer kleinen Brauerei.«, sagte Jonas zur Bedienung und lächelte zufrieden.
»Wenn Sie noch etwas essen möchten, bringe ich ihnen gern die Karte.«, antwortete die Bedienung.
»Also ich werde auf jeden Fall noch eine Kleinigkeit essen. Und du, Elli?«, fragte Jonas.
»Ich esse auch noch etwas. Die Karte bitte!«, sagte Elli und warf Jonas einen erwartungsvollen Blick zu.
Die Bedienung, eine schlanke große Frau, so um die Mitte Dreißig, mit dunklen Haaren, notierte sich die Bestellung auf ihren Block, den sie sogleich aus ihrer Tasche hervor holte und begab sich einen Moment später zur Theke. Dort konnte Elli vom Tisch aus beobachten, wie der Wirt begann sogleich zwei kühle Bier zu zapfen. Die Bedienung indessen holte zwei Karten hinter der Theke hervor und legte sie dort ab. Es dauerte einen Augenblick, bis die Biere gezapft waren. Schließlich stellte die Bedienung beide Gläser auf ein Tablett und kam mit den Karten der Kneipe wieder zum Tisch von Jonas und Elli. Sie stellte das Tablett auf den Tisch und servierte das bestellte Bier Jonas und Elli. Danach überreichte sie die Speisekarten und wünschte noch einen schönen Abend hier im Biotop.
»Weist du was ich schade finde?«, sagte Elli fragend zu Jonas.
»Nein! Aber du wirst es mir gleich verraten.«, gab Jonas zur Antwort.
»Es ist noch gar nicht so lange her, da spielte immer eine Musik im Hintergrund.«
»Sie spielen keine Musik mehr. Ist dir das denn gar nicht aufgefallen?«
»Ich fand, das machte diese Kneipe ein wenig romantisch. Irgendwie noch etwas gemütlicher.«
»Also finde das Lokal auch so sehr romantisch und auch sehr gemütlich.«
»Deswegen habe ich neulich auch mal die Bedienung gefragt, warum sie die Musik nicht mehr spielen.«
»Sie haben die Musik eingestellt, weil sie Probleme mit der GEMA bekommen haben.«
»Ich glaube es ging dabei um einen doch erheblichen Geldbetrag.«
»Die GEMA ist, glaube ich, eine Gesellschaft, die die Rechte der Musik schützt.«
»Habe ich keine Ahnung davon. Ist ja auch egal. Ich finde es halt nur schade wegen der Musik.«
»Lass uns erst mal das Bier probieren, dann sieht der Abend bestimmt schon ganz anders aus.«
Jonas erhob sein Glas Bier und forderte Elli auf mit ihm anzustoßen, was Elli auch sogleich tat. Darauf folgte noch ein Toast auf den heutigen Abend. Schließlich erzählte Jonas Elli noch von dem heutigen Tag. Wie anstrengend er war und die anhaltende Hitze machte die Arbeit auch nicht gerade einfach. Zwar stand der Tischventilator auf dem Schreibtisch, aber auf die Dauer gesehen, brachte er keine Abkühlung. Acht Stunden am Tag in diesem muffigen und stickigen Büro, waren im Sommer nicht gerade einfach und Jonas betonte noch, dass er jedes Mal froh war, wenn er wieder einen Tag hinter sich gebracht hatte. Elli hörte ihm dabei aufmerksam zu und sie bemerkte, wie erleichtert Jonas war, seinen seelischen Ballast bei ihr abladen zu können. Aber sie hatte auch noch etwas auf dem Herzen, doch Elli wollte Jonas zuerst zu Ende reden lassen. Jonas trank noch etwas Bier und stellte dann sein Glas wieder auf dem Tisch ab, an dem sie saßen. Er lehnte sich einmal nach hinten und holte tief Luft. Dann schaute er Elli an und schien sichtlich erleichtert.
Elli schaute sich in der Kneipe um und beobachtete die Leute. Es paar standen einfach nur herum, die nächsten saßen am Tisch und einige verbrachten die mitgebrachte Zeit vor der Theke. Der Wirt dahinter hatte einiges zu tun, um allen Wünschen seiner Gäste gerecht zu werden. Nach einigen Minuten kam die Bedienung wieder an den Tisch von Elli und Jonas. Sie schaute beide erwartungsvoll an und warf einen Blick auf die Karten, die immer noch unangetastet auf dem Tisch lagen.
»Möchten sie gern etwas essen?«, fragte die Bedienung freundlich.
»Wir haben uns noch nicht entschieden.«, antwortete Elli und hoffte, die Bedienung würde genauso schnell wieder verschwinden, wie sie gekommen war.
»Wir sagen Bescheid, wenn wir etwas essen wollen.«, sagte Jonas und die Bedienung mit einem freundlichen Blick an.
»Sagen sie mir Bescheid, oder winken sie einfach.«, mit diesen Worten drehte sich die Bedienung in der Kneipe herum und verließ den Tisch.
Elli sah Jonas und sie bemerkte, dass er nun sichtlich entspannter war. Es schien der Augenblick gekommen zu sein, um ihr Anliegen vorzutragen.
»Ich wollte dich mal fragen, ob du mit mir zu dem großen Floh- und Trödelmarkt gehst, der am Wochenende stattfindet.«
Jonas sah seine Freundin Elli etwas entgeistert an. Einkaufen, oder sich durch Ausstellungstische wühlen, das war noch nie seine große Stärke. Elli hatte für diese Angelegenheiten immer eine Engelsgeduld. Er dagegen wurde dabei zunehmend nervös, weil Jonas wusste, dies konnte sich über einen ganzen Tag hinziehen. Doch er wollte ihr damit nicht vor den Kopf stoßen und tat zunächst so, als wäre er interessiert.
»Jetzt weiß ich was du meinst. Entschuldige! Ist mir entfallen.«
»Ich finde Floh- und Trödelmärkte immer so spannend und ich liebe es mir die Ausstellungstische anzusehen.«
Eigentlich wollte Jonas am Wochenende seine Ruhe haben, aber er überlegte kurz und beschloss Elli den Gefallen zu tun. Er wusste dort gab es auch zwei oder drei Imbissbuden und dahin konnte er sich dann verdrücken, um mal eine Portion Pommes oder eine Currywurst zu essen. Und Cola Light gab es dort bestimmt auch. Also war auch eine Ausrede vorhanden, um sich hin und wieder einmal abzuseilen und von der Bildfläche zu verschwinden.
»War dieser Floh- und Trödelmarkt nicht am Sonntag von zehn Uhr bis abends um zwanzig Uhr?«, fragte Jonas noch einmal kurz.
»Gut! Wenn du es möchtest, können wir gern mal dorthin gehen.«
»Super, Jonas! Vielen Dank!«, sprudelte es aus Elli heraus.
»Ich dachte nur, weil es dich immer wieder wahnsinnig macht, mit mir einkaufen zu gehen.«
»Das ist doch etwas anderes als einkaufen zu gehen, oder?«
»Denke schon. Ich freue mich riesig. Vielen, vielen Dank, das du mitgehst.«
»Dann ist es jetzt an der Zeit, etwas zu essen zu bestellen. Oder was meinst du?«
Jonas nahm die Speisekarte zur Hand und klappte diese auf. Elli trank vorher noch etwas von ihrem Bier, dann tat sie dasselbe wie Jonas. Jeder murmelte zunächst ein wenig vor sich hin, klappte dann wieder eine Seite zurück, dann wieder eine Seite vor, doch irgendwie konnten sich beide nicht so richtig entscheiden. Daher legten Jonas und Elli die Speisekarten aufgeklappt vor sich auf den Tisch und sahen sich zunächst fragend an.
»Also Jonas. Ich weiß nicht so recht, für welches Essen ich mich entscheiden soll.«
»Ich wollte eigentlich ein Schnitzel mit Pommes und der hausgemachten Currysoße.«
»Mir war ebenfalls nach der fantastischen Currysoße.«
»Da wird die Kneipe ihrem Namen ›Zum Biotop‹, gerecht.«
Elli musste ein wenig lachen und schaute daher noch einmal in die vor ihr liegende Speisekarte.
Jonas schaute ebenfalls noch einmal in die Speisekarte, konnte sich aber, ebenso wie seine Freundin Elli, nicht so richtig entscheiden.
»Elli, was hältst du eigentlich von Geflügel oder Rind?«
»Hier unten gibt es drei verschiedene Gerichte mit Ente.«
»Eine Seite weiter und dann ziemlich unten am Ende der Seite.«
»Hört sich gar nicht so schlecht an. Wir sollten vielleicht mal nachfragen, ob die Soße auch hausgemacht ist und nicht fix und fertig aus irgendeiner Fabrik.«
»Na, schließlich können die nicht jede Zutat und Soße selbst zubereiten. Wie sollen die das denn hier in der Küche anstellen?«
»Hast du auch wieder Recht! Aber die Currysoße ist hausgemacht. Das habe ich bereits in Erfahrung gebracht.«
»Und was hältst du dann davon, wenn wir ein Zigeuner- oder Jägerschnitzel mit Salat und Pommes nehmen. Auf die Pommes kommt natürlich die hausgemachte Currysoße.«
Elli schaute Jonas einen kurzen Moment an und klappte dann ihre Speisekarte zu.
»Jonas, warum haben wir uns nicht gleich für ein Schnitzel entschieden?«
»Keine Ahnung! Aber die Gerichte, die sie anbieten sind auch nicht zu verachten.«
»Du hast es erraten. Ich nehme auch ein Jägerschnitzel.«
»Ich glaube die ist hinten in die Küche verschwunden.«
»Dann warten wir einen Augenblick und machen uns dann bemerkbar.«
Jonas drehte sich ein wenig herum und schaute in Richtung Theke. Dort wo sich auch der Eingang zur Küche befand. Er schaute dem Wirt hinter der Theke zu, wie er ein Bier nach dem nächsten zapfte. Dabei fiel sein Blick immer wieder einmal zum Kücheneingang. Die Bedienung konnte er nicht sehen, aber einen Schatten, der von der Küche auf die Wand fiel. Jonas nahm an, dass die Bedienung in der Küche zu tun hatte und wandte sich wieder Elli zu. Ihr Blick fiel ebenfalls zur Theke und zum Kücheneingang.
»In der Küche scheint einiges los zu sein.«, sagte Jonas zu Elli.
»Beim Wirt an der Theke sieht das nicht anders aus.«
»Warten wir noch einen Moment. Die Bedienung wird schon wieder auftauchen.«
»Dass du mit mir am Sonntag zum Floh- und Trödelmarkt gehst.«
»Ehrlich gesagt, ich hatte eigentlich etwas anderes vor, aber das kann ich verschieben.«
»Suchst du da was Bestimmtes oder willst du nur mal so über den Markt schlendern?«
»Nein, um Himmels Willen. Ich will nichts kaufen. Mit meinem alten Kram weiß ich ja selber schon nicht mehr wohin.«
»Wenn du shoppen gehst, dann ist es neu und aktuell. Keine alten Sachen.«
»Aber nur wenn es nicht eine halbe Ewigkeit dauert.«
Ellis Blick fiel in diesem Augenblick auf den Eingang der Küche, aus der gerade die Bedienung mit zwei Tellern kam.
»Sieh mal Jonas, die Bedienung kommt gerade aus der Küche.«
Jonas drehte sich wiederholt um und wartete bis der Blick der Bedienung in seine Richtung fiel. Er winkte ihr zu, und sie gab Jonas durch ein Nicken zu verstehen, dass sie gleich an den Tisch kommen würde. Daraufhin wandte sich Jonas wieder Elli zu und beide plauderten noch einen Augenblick über dies und jenes. Nach ein paar Minuten stand die Bedienung am Tisch und begann nach der Bestellung des Essens zu fragen.
»Haben Sie sich schon für ein Essen der Karte entschieden?«, fragte die Bedienung höflich.
»Für mich und meine Freundin bitte jeweils ein Jägerschnitzel mit Salat und Pommes. Auf die Pommes bitte kein Ketchup oder Mayonnaise, sondern die hausgemachte Currysoße.«
»Habe ich notiert. Die Zubereitung dauert ein paar Minuten. Wenn das Essen fertig, bringe ich es Ihnen sogleich an ihren Tisch. Darf ich Ihnen außerdem noch etwas zu trinken bringen?«
»Wir nehmen jeder noch ein Bier.«, ergänzte Elli noch die Essensbestellung.
Mit diesen abschließenden Worten zur Bestellung des Essens begab sich die Bedienung wieder zur Theke, worauf der Wirt sogleich noch zwei Bier zapfte. Dann verschwand die Bedienung in der Küche und sorgte für die Zubereitung des Essens. Es dauerte ungefähr zehn Minuten, dann verließ die Bedienung die Küche, hatte zwei Teller in den Händen und brachte diese an den Tisch von Jonas und Elli. Messer, Gabel und eine Serviette hatte die Bedienung der Kneipe bereits vorher an den Tisch gebracht.
»Ein Jägerschnitzel mit Salat und Pommes. Auf die Pommes die hausgemachte Currysoße. Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit. Ihr Bier bringe ich ihnen sofort.«
Jonas und Elli bedankten sich bei der Bedienung und begannen sogleich mit dem Verzehr des Essens. Einen Augenblick später kehrte die Bedienung noch einmal an den Tisch zurück und servierte beiden jeweils noch das Bier, das Elli bestellt hatte.
»Ein wunderbares Essen.«, sagte Elli zu Jonas und hätte sich fast am Essen verschluckt.
Beide ließen sich beim Essen viel Zeit. Zwischendurch redeten sie kurz über dieses und jenes, bis schließlich das gesamte Essen verzehrt war. Sie stellten die Teller etwas zur Seite und tranken das Bier zu Ende.
»Also ich kann nichts mehr essen oder noch etwas trinken.«, sagte Elli und musste dabei leicht aufstoßen.
»Mir geht es genauso. Aber das Essen war einfach zu gut.«, sagte Jonas und schaute dabei Elli an.
Jonas und Elli saßen noch eine ganze Weile in der Kneipe am Tisch und unterhielten sich über eigentlich eher belanglose Dinge, wie dem einkaufen, neue Trends in Sachen Mode, über die tägliche Arbeit in der Woche, nervige Chefs und allerlei andere Themen. Zwischenzeitlich kam die Bedienung an den Tisch und fragte, ob denn das Essen geschmeckt habe und ob es denn noch einen Wunsch gebe.
»Das Essen war hervorragend.«, sagte Elli zur Bedienung.
»Darf ich ihnen noch etwas bringen?«, wollte die Bedienung wissen.
Daraufhin begann die Bedienung der Kneipe den Tisch abzuräumen. Sie nahm die Teller und leeren Gläser mit und brachte sie in die Küche. Die leeren Gläser stellte sie an der Theke ab, wo der Wirt dahinter sogleich begann, diese in einem Becken am Rand zu spülen.
»Nun, Jonas. Wollen wir dann langsam mal zahlen?«, sagte Elli zu Jonas.
»Die Zeit verging heute Abend wie im Flug. Das wiederholen wir bei Gelegenheit.«, antwortete Jonas auf Ellis Frage.
»Da drüben steht die Bedienung. Sie kann mal zu uns an den Tisch kommen.«
Mit einer kurzen Handbewegung machte Elli auf sich aufmerksam, worauf die Bedienung sogleich an den Tisch kam.
»Gern.«, antwortete die Bedienung und begab sich zur Kasse, die in einer Ecke bei der Theke stand.
Nach ein paar Minuten kehrte die Bedienung mit einem Kassenzettel zu Elli und Jonas an den Tisch zurück. Beide legten den ausgedruckten Betrag des Kassenzettels auf den Tisch und gaben der Bedienung noch ein Trinkgeld, worauf sie sich dafür herzlich bedankte und nach dem kassieren noch einen schönen Abend wünschte.
»Jonas, was hältst du davon, wenn wir langsam mal gehen?«
»Nicht nur du. Bin gespannt, was der morgige Tag so an Überraschungen bereit hält.«
»Ich werde bestimmt wieder einen langen in einem heißen und muffigen Büro zubringen.«
Elli stand zuerst auf, nahm ihre Jacke und zog sich diese über. Jonas folgte ihr einen Augenblick später. Gemeinsam verließen sie die Kneipe ›Zum Biotop‹, und begannen sich auf den Heimweg, durch die Nacht, zu machen. Inzwischen hatte es sich draußen herrlich abgekühlt, was beide als sehr angenehm empfanden. Der Himmel war sternenklar und der Mond war zwischenzeitlich aufgegangen und warf sein fahles Licht über die Stadt.
Jonas und Elli schlenderten langsam über den Bürgersteig und genossen die herrliche Kühle, sowie den Beginn dieser wunderbaren Sommernacht. Hohe Straßenlaternen standen in regelmäßigen Abständen am Bürgersteig und beleuchteten die Straße. Sparsame LED-Leuchttechnik sorgte hierbei für rein weißes Licht und zog damit auch große Mengen von Motten und anderen Insekten an, die um die Lampen herumschwirrten. Hin und wieder schaute Elli nach oben in den sternenklaren Himmel und bewunderte die Schönheit der leuchtenden Sterne. Schließlich erreichten Jonas und Elli eine Bank am Rande der Straße. Kurzerhand nahm Elli dort Platz und forderte Jonas auf, sich ebenfalls zu setzen.
»Ja, es wirklich eine wunderbare Nacht.«, sagte Jonas.
»Ich würde jetzt am liebsten mit einem Raumschiff zu den Sternen fliegen.«
»Und zu welchem der vielen Sterne würdest du fliegen?«
»Du willst zu den Sternen fliegen und weißt nicht wohin?«
»Es sind einfach zu viele und jeder funkelt auf seine Art und Weise so wunderbar vor sich hin.«
»Ja, wirklich. Er könnte aus einem Gedicht stammen.«
Elli schwieg einen kurzen Augenblick lang und sah dabei verträumt zu den funkelnden Sternen hinauf.
»Ein Ziel! Nur zu welchem der vielen Sterne könnte man wohl fliegen?«, sagte Elli verträumt vor sich hin.
»Vielleicht der da drüben. Der leuchtet ziemlich hell.«, schlug Jonas vor.
»Ob die Sterne da oben, wohl von Planeten umkreist werden?«
»Ich wusste nur nicht, dass du ein Fan davon bist.«
»Bin ich auch nicht. Habe es nur mal wieder gesehen, als im Fernsehen nichts Gescheites lief.«
Gemeinsam schauten Jonas und Elli in den Sternenhimmel und bewunderten die Sterne. Es herrschte eine herrliche Stille hier in der Umgebung der Bank. Nur hin und wieder unterbrach ein vorbeifahrendes Auto oder ein zu nächtlicher Stunde vorbeigehender Spaziergänger die Ruhe. Jonas und Elli saßen einfach nur da und genossen die wunderbare Ruhe, allerdings kreisten Jonas Gedanken um den morgigen Tag. Der Gedanke, dass er wieder volle acht Stunden in dem heißen und muffigen Büro zubringen musste, verdarb ihm den Abend etwas. Allein schon der große Stapel an Akten, den er dann wieder durcharbeiten musste, bereitete ihm einiges Unbehagen. Allerdings war er auch froh, dass er diesen Job gefunden und ein regelmäßiges Einkommen hatte. Daher versuchte er sich nicht zu beklagen und behielt seinen Frust, so gut es eben ging, für sich. Allerdings sein Chef, der war manchmal ziemlich ätzend, aber er war zu ertragen.
»Weißt du Elli, wenn ich an den morgigen Tag denke und an das heiße und muffige Büro, wird mir jetzt schon wieder ganz anders.«, begann Jonas zu jammern.
»Jonas, hör auf ewig an deinem Arbeitsplatz herumzunörgeln. Sei froh, dass du ihn hast und er dir ein regelmäßiges Einkommen ermöglicht.«
»Ja! Du hast ja Recht, aber die Hitze macht mir im Moment doch ziemlich zu schaffen.«
»Das sagst du so. Du musst ja nicht acht Stunden am Schreibtisch sitzen.«
»Okay! Dann versuche ich jetzt nicht mehr daran zu denken und schaue ab jetzt nur noch in die Sterne.«
Jonas und Elli waren so damit beschäftigt, den Sternenhimmel über sich zu bewundern, dass sie überhaupt nicht bemerkten, dass sich ein nächtlicher Spaziergänger auf dem Bürgersteig näherte. Es war ein Mann mittleren Alters. Er hielt eine Zigarette zwischen seinen Fingern und kramte mit der anderen Hand in seinen Taschen herum. Hin und wieder blieb er mal kurz stehen, ging aber dann einen Augenblick später wieder weiter. Schließlich stand er vor der Bank, auf der Jonas und Elli saßen. Er schaute beide etwas irritiert, da sie andauernd nach oben in den Himmel sahen. Sie waren so auf die Sterne fixiert, dass beide den Mann, der neben ihnen stand, gar nicht bemerkten. Er fragte sich, was es wohl so Interessantes da oben zu sehen gibt und schaute daher einfach selber nach oben, konnte aber außer den leuchtenden Sternen nichts entdecken. Das wurde ihm einfach zu blöd. Schließlich war er auf der Suche nach Feuer für seine Zigarette.
»Entschuldigt mal. Habt ihr Feuer?«, fragte der Mann, indem er Jonas und Elli einen fragenden Blick zuwarf.
»Wo kommen sie denn her?«, fragte Elli leicht erschrocken.
»Habe ich doch eben gerade schon gesagt. Habt ihr mal Feuer?«
Jonas schaute sich den Mann an, der neben der Bank stand und ihm fiel auf, dass er einen etwas nervösen Eindruck machte. Hin und wieder rollte er die Zigarette, die er zwischen seinen Fingern hielt, etwas nach vorn und dann wieder etwas zurück.
»Also was ist jetzt? Habt ihr mal Feuer für mich?«, fragte der Mann wiederholt.
»Nein! Tut uns leid. Wir sind beide Nichtraucher.«, antwortete Jonas.
»Schade! Ich wollte noch in Ruhe eine rauchen und dann nach Hause gehen.«
»Aber warum gehen sie nicht da hinten mal in die Kneipe. Da hat bestimmt jemand Feuer für sie.«
Mit schnellem Schritte machte der Mann kehrt und ging direkt auf die Kneipe zu. Es war der Anker, die Kneipe, die sich eigentlich ›Zum Biotop‹, nannte und aus der Jonas und Elli gerade gekommen waren. Es dauerte ein paar Minuten, dann hatte er die Kneipe erreicht und verschwand auch sogleich darin. Jonas schaute ihm noch kurz hinterher, doch der Mann kam nicht wieder raus.
»Er ist rein gegangen, aber nicht wieder heraus gekommen.«
»Dann wird er bestimmt noch das eine oder andere Bier trinken.«
»Da findet er sicherlich jemanden, der ihm Feuer geben kann.«
»Ist das herrlich hier. Diese Ruhe und der wunderbare Blick auf die Sterne.«
»Wenn es dir hier so gefällt, dann lass uns doch einfach noch ein wenig hier sitzen bleiben.«
»Ich habe nicht gesagt, dass es mich woanders hinzieht.«
»Gut, dann bleiben wir noch ein bisschen hier sitzen.«
»Jonas, schau doch mal zu dem hellen Licht der Laternen hoch.«
»Ich habe den Eindruck es werden immer mehr von diesen Insekten.«
»Du hast recht. Da hat sich ein ganz schöner Schwarm um das Licht versammelt.«
Interessiert schauten Jonas und Elli den vielen Insekten zu, die sich im hellen Schein der Straßenlaterne versammelt hatten. Es mussten Hunderte sein, denn sie schwirrten von allen Seiten um das Licht herum. Aber schließlich wandte sich ihr Blick wieder den Sternen zu und beide bewunderten das Funkeln der hellen Lichter am Sternenhimmel.
»Hast du eigentlich schon einmal über Außerirdische nachgedacht?«, wollte Elli wissen.
»Bist du jetzt wieder bei Raumschiff Enterprise?«, hakte Jonas nach.
»Und die Wissenschaftler haben heute durch verbesserte Technik Sterne mit Planeten entdeckt, die sie umkreisen.«
»Da gibt es mit Sicherheit ein paar Planeten, die Leben ermöglichen.«
»Das kann nicht schon sein, das ist mit Sicherheit so. Davon bin ich überzeugt.«
»Wenn du es von diesem Standpunkt aus betrachtest, dann wird es schon so sein.«
»Ganz einfach deshalb, weil mir noch kein Außerirdischer über den Weg gelaufen ist. Deshalb!«
Für einen Augenblick kehrte Ruhe auf der Bank ein. Jonas und Elli sagten kein Wort und schauten wieder in den Sternenhimmel. Plötzlich waren die Lichter eines Flugzeuges zu sehen, das quer über den Himmel flog. Elli gab Jonas einen leichten Stups und zeigte mit ausgestrecktem Finger darauf.
»Und da wir gerade beim Thema Außerirdische waren, das mit den Planeten ist doch allgemein hin bekannt.«, sagte Jonas.
»Ich habe des Öfteren schon etwas darüber gelesen und Beiträge im Fernsehen verfolgt.«, ergänzte Elli den Ansatz von Jonas.
»Und was meinst du, wie viele bewohnbare Planeten es wohl da oben gibt?«
»Keine Ahnung. Ich denke das kann man nur grob schätzen.«
»Das wird man wahrscheinlich erst dann sagen können, wenn man in der Lage ist, selbst zu den Sternen zu reisen.«
»Zu den Sternen reisen! Was für eine himmlische Vorstellung.«
»Ich habe im Augenblick eher das Gefühl, du bist schon da oben.«
»In ein Raumschiff einsteigen, starten, abheben und zu den Sternen fliegen. Was für eine wundervolle Vorstellung. Aber es wird wahrscheinlich auch in Zukunft wohl ein Traum bleiben.«
»Wir haben es gerade einmal zum Mond geschafft und mit den Raketen kommen wir mit Sicherheit nicht weit.«
Unerwartet waren plötzlich Schritte zu hören und Jonas und Elli wurden ungewollt aus ihren Träumen gerissen. Klack, klack, klack. Diese Geräusche ließen auf einen harten Absatz schließen. Jonas schaute sich um, konnte aber niemanden erblicken. Elli wurde es in diesem Moment etwas unheimlich und sie war froh, dass Jonas neben ihr auf der Bank saß. Beide schauten sich noch einmal um und sahen eine unheimliche Gestalt die selbst gerade aus einer dunklen Stelle der Straße auftauchte. Die Person war ziemlich groß und schlank. Sie trug einen tiefgrauen Mantel und schwarze Schuhe, die dieses ständige Klacken beim Gehen verursachten. Langsam kam die Gestalt näher und im Vorbeigehen an der Bank bemerkten beide, dass ihnen die unheimliche Gestalt einen Blick zuwarf. Dabei erkannten sie außerdem, dass er auch noch dunkle Haare hatte und diese nach hinten gekämmt waren. Unbeeindruckt ging die Person im langen Mantel einfach weiter und je weiter sie sich entfernte, desto leiser wurde auch das Klacken der Schuhe.
»Ein Glück das der weg ist.«, sagte Elli erleichtert.
»Ja, das kannst du aber laut sagen.«, gab Jonas Elli zur Antwort.
»Lass uns noch ein wenig die Sterne beobachten. Es ist so herrlich angenehm hier draußen.«
»Weißt du, was ich dir eben gerade noch erzählen wollte?«
»Ich habe auch mal was über Außerirdische gelesen.«
»Dabei ging es um diese kleinen Grauen mit diesen großen schwarzen Augen.«
»Habe ich etwas falsches gesagt?«, wollte Jonas wissen.
»Weil du mich eben gerade überhaupt nicht ernst genommen hast.«
Wieder lehnten sich Jonas und Elli zurück und schauten in den unendlich erscheinenden Sternenhimmel. Die Sterne schienen mit Fortschreiten der Nacht immer intensiver zu leuchten und das Funkeln schien ebenfalls zuzunehmen. Dazu wehte hin und wieder einmal ein sanftes Lüftchen und brachte eine angenehme Abkühlung. Eine schon unheimliche Stille lag über diesem Teil der Stadt. Es fuhr kein Auto mehr vorbei und es war niemand mehr zu sehen, der sich draußen aufhielt oder vorbeiging. Nur die Leuchtreklame über dem Eingang der Kneipe ›Zum Biotop‹, war hell erleuchtet. Das war von Weitem leicht zu sehen. Doch wenn man etwas länger auf den Eingang der Kneipe schaute, sah man niemanden, der herauskam oder diese betrat.
»Wo waren wir eben gerade stehen geblieben?«, fragte Elli.
»Ich glaube du hast etwas von den kleinen Grauen erzählt.«, half ihr Jonas etwas auf die Sprünge.
»Ach ja, stimmt! Über die habe ich neulich mal was gelesen.«
»Ich habe da mal etwas über Entführungen gelesen. Aber ehrlich gesagt, ich weiß nicht so richtig, was ich davon halten soll.«
»Es ging in dem Text darum, dass sich diese geheimnisvollen grauen Aliens, nachts Zutritt zum Haus oder zur Wohnung verschaffen und dann Experimente an der betreffenden Person vornehmen.«
»Das hat auch etwas mit den Entführungen durch Außerirdische zu tun.«
»Meinst du diese unheimlichen Experimente und die Entführungen sind vielleicht ein und dasselbe?«
»Vielleicht liegst du ja mit deiner Vermutung richtig.«
»Ich habe keine Ahnung. Mir ist jedenfalls noch kein Alien über den Weg gelaufen.«
»Vielleicht wird die schnelle Realität, als du es dir vorstellen kannst.«
»Meinst du etwa, wir treffen so einen auf dem Heimweg?«
»Womöglich sehen wir dann auch noch ein UFO oder so was?«
»Schätze wir beide werden dann einen riesen Schreck kriegen, wenn plötzlich so ein Alien mit den großen schwarzen Augen vor uns steht.«
»Du bist auf dem Weg nach Hause und bekommst auch noch den Schreck deines Lebens.«
»Lass uns lieber das Thema wechseln. Nicht das uns der Schreck wirklich noch einholt.«
»Wie du meinst. Dann beobachten wir noch ein wenig die Sterne und den Mond am Firmament.«
Jonas und Elli saßen noch einige Minuten auf der Bank, im Schein der Straßenlaterne und schauten gedankenverloren empor zum Firmament. Die Sterne leuchteten und funkelten durch die Brechung der Atmosphäre in allen Farben. So hatte es jedenfalls Jonas Elli erklärt. Das war ihr aber eigentlich vollkommen egal, denn sie fand es einfach nur herrlich, hier zu sitzen und sich die Sterne anzuschauen. Darüber nachzudenken, ob vielleicht der eine oder andere Stern noch von Planeten umkreist wird und ob vielleicht der eine oder andere Planet des Sternes vielleicht Leben beherbergt.
»Wie das Leben da oben wohl so ist, Jonas?«, wollte Elli wissen.
»Ich denke, solange wie wir selbst nicht zu den Sternen reisen können, werden wir die Frage wohl auch nicht beantworten können. Daher ist hier eher die Fantasie gefragt.«, antwortete Jonas auf Ellis Frage.
»Vielleicht gibt es ja auch Planeten, die gar keine azurblaue Atmosphäre haben. Die eine ist womöglich grün, die andere vielleicht rot oder gelb.«
»Ich stelle mir gerade vor, wie es wohl ist, seinen Fuß auf einen fremden Planeten zu setzen.«
»Du wirst wahrscheinlich eher vorsichtig sein und dich zunächst umschauen. Und du wirst bestimmt von der fremdartigen Landschaft überwältigt sein.«
»Da könntest du sogar Recht haben. Stell die mal vor, du machst die Tür von deinem Raumschiff auf und eine fremde Lebensform steht plötzlich vor dir.«
»Wenn ich so über die Situation nachdenke, würde ich mich vor Angst nicht bewegen können. Vielleicht ist diese Lebensform ja auch eher bösartig. So wie in dem Film Alien.«
»Oder die Lebensform ist uns freundlich gesonnen und hat genauso viel Angst vor uns, wie wir vor ihr.«
»Ist auch möglich. Ich denke, alles ist möglich und es gibt auch bestimmt total verrückte und abstrakte Orte in der Galaxie.«
»Na ja. Halt Orte, also Planeten, die so fremdartig sind, das wir es uns überhaupt nicht vorstellen können. So was gibt es bestimmt auch. Davon bin ich überzeugt.«
Jonas schaute eher zufällig zu der Kneipe und machte Elli darauf aufmerksam, dass eben gerade zwei Personen das Lokal verlassen haben.
»Wo du das gerade sagst, Jonas. Was hältst du davon, wenn wir beide uns auch mal so langsam auf den Heimweg machen?«, sagte Elli.
»Du wirst lachen, aber ich wollte dir eben gerade denselben Vorschlag machen.«, antwortete Jonas und schaute Elli mit einer gewissen Müdigkeit an.
»Wir können ja noch ein wenig durch die Straßen gehen.«
»In der Tat und die Laternen locken mit ihrem Licht hunderte von Insekten an.«
»Vielleicht treffen wir ja noch jemanden unterwegs?«
»Der hat dann nicht zufällig große schwarze Augen?«
»Und es ist vielleicht auch noch ein großes UFO am Himmel zu sehen.«
»Ich glaube ich würde wirklich den Schreck meines Lebens bekommen.«
»Dann lass uns noch ein bisschen spazieren gehen und dann den Weg nach Hause antreten.«
Jonas stand zuerst auf und schaute noch einmal die Straße entlang. Dann erhob sich Elli und hakte sich bei ihm ein. Gemeinsam gingen sie langsam die Straße entlang und verschwanden dann in der Dunkelheit der Nacht.
Es war Sonntagmorgen, acht Uhr und der Wecker begann unerbittlich sich bemerkbar zu machen. Jonas wurde durch dieses verdammte Ding unsanft aus dem Schlaf gerissen. Er rieb sich kurz die Augen und blieb einfach auf dem Rücken liegen, streckte beide Arme weit weg, sodass seine Hände über die Bettkante reichten.
»Es ist Sonntagmorgen! Acht Uhr! Ich werde verrückt!«, murmelte Jonas in seinem Bett vor sich hin.
Aber schließlich hatte er Elli versprochen ihr den Gefallen zu tun und mit ihr zum Floh- und Trödelmarkt, im Gewerbegebiet, zu gehen. Allerdings wünschte sich Jonas in diesem Moment, er hätte ihr das Versprechen nicht gegeben.
»Warum habe ich Idiot nicht einfach nein gesagt?«, fluchte Jonas kurz.
Aber es half alles Fluchen nichts. Elli hatte zu Jonas gesagt, dass sie ihn so um viertel nach neun abholen wollte. Dann mit dem Auto durch die Stadt bis zum Gewerbegebiet, das konnte schon mal so eine halbe Stunde dauern. Dann noch einen Parkplatz suchen und bis man schließlich den Eingang zum Floh- und Trödelmarkt erreicht hatte, war es zehn Uhr. Daher warf Jonas schließlich die Bettdecke mit einem kurzen Handgriff zur Seite und stand auf. Barfuß und in der Kleidung von letzter Nacht begab er sich in das Badezimmer. Nach seiner morgendlichen Toilette und dem Umziehen, ging Jonas in die Küche. Er wollte vorher noch eine Kleinigkeit zum Frühstück zu sich nehmen und noch eine Tasse heißen Kaffee, mit Milch und acht Tabletten des Süßstoffes in aller Ruhe trinken. In der Küche nahm Jonas am Küchentisch Platz und schaute mehr als entsetzt auf die Uhr.
»Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal Sonntagmorgen so früh aufgestanden bin!«
Schließlich machte sich die Müdigkeit von letzter Nacht noch einmal bemerkbar und Jonas musste einmal Gähnen, danach reckte er sich und streckte seine Arme weit von sich weg.
»So! Jetzt geht es mir besser und der Sonntag mit dem Floh- und Trödelmarkt kann kommen.«
Jonas stand auf, ging zum Kühlschrank und holte sich die Erdbeermarmelade, sowie die Margarine heraus. Dann nahm er sich ein Brötchen zu Hand und ging damit wieder zurück zum Tisch. Dort schnitt er das Brötchen auf und bestrich es mit der Marmelade. Seine Kaffeetasse stand im Schrank, sowie der Kaffee. Jonas holte beides hervor und bereite noch etwas heißes Wasser zu, mit dem er sich schließlich den Kaffee zubereitete. Jetzt noch die acht Tabletten des Süßstoffes und der Sonntag konnte nun endlich kommen. Jonas verbrachte die verbleibende Zeit in der Küche und saß einfach nur da. Er stellte sich vor, wie es wohl auf einem Floh- und Trödelmarkt so zugeht. Schließlich war er noch nie auf einem gewesen und Jonas musste schon zugeben, dass er ein wenig neugierig war.
»Kurz nach neun. Elli müsste gleich eintrudeln. Schließlich wollte sie pünktlich hier sein.«, sagte Jonas, als er noch einmal einen kurzen Blick auf die Uhr warf.
»Aber ich bin wirklich mal gespannt, was sie dort findet. Wenn es um das shoppen geht, wird Elli sowieso immer fündig.«
Schließlich war es viertel nach neun und Jonas schaute gespannt auf die Uhr an der Wand.
»Jetzt müsste sie jeden Augenblick da sein.«, sagte Jonas gespannt und wartete geduldig am seinem Tisch in der Küche.
Doch dann erklang die Klingel und Jonas begab sich zur Tür. An der Gegensprechanlage war ein kleiner Monitor und er konnte gut sehen, dass Elli unten vor der Tür stand. Jonas nahm den Hörer der Gegensprechanlage ab und begann sich kurz mit Elli zu unterhalten.
»Guten Morgen Elli. Ich komme gleich runter.«, sagte Jonas.
»Morgen Jonas. Ich werde vor der Haustür auf dich warten.«, antwortete Elli.
»Heute Morgen war das kein Problem. Es war so gut wie kein Verkehr.«
Jonas legte den Hörer der Gegensprechanlage wieder auf und der kleine Monitor erlosch.
»Meine Schuhe! Meine Schuhe! Welche ziehe ich bloß heute Morgen an?«, murmelte Jonas vor sich hin und suchte sich dabei eines der bereit stehenden Paare aus.
»Ich nehme die hier. Die sind sehr bequem und außerdem bin ich wirklich gespannt, wie lange wir auf dem Floh- und Trödelmarkt heute bleiben.«
Nachdem Jonas sich seine Schuhe angezogen und zugebunden hatte, verließ er seine Wohnung und begab sich nach unten. Er öffnete die Haustür und wurde dort schon von seiner guten Freundin Elli erwartet.
Man begrüßte sich kurz und gemeinsam stiegen sie dann in das Auto von Elli ein. Sie hatte Jonas gebeten mitzukommen und hatte im Gegenzug versprochen zu fahren. So konnte er auch noch ein Bierchen trinken, wenn ihm danach zumute war. Aber das blieb abzuwarten. Während Elli mit ihrem Auto und Jonas als Beifahrer durch die Stadt fuhr, hörten beide dem Programm im Radio zu. Zunächst lief etwas Musik, dann folgte die Werbung und danach kamen die Nachrichten in einer kurzen Zusammenfassung. Elli schaute kurz einmal zu Jonas hinüber, als sie vor einer roten Ampel stand. Dabei fiel ihr auf, dass er sich bequem nach hinten gelehnt hatte und die Augen geschlossen hielt.
»Na! Alles klar bei dir, Jonas?«, wollte Elli wissen.
»Als mein Wecker heute Morgen mich aus dem Schlaf gerissen hat, habe ich darüber nachgedacht, wann ich an einem Sonntagmorgen, dass letzte Mal um acht Uhr aufgestanden bin.«
»Ich kann mich überhaupt nicht an solch einen Sonntagmorgen erinnern.«
»Und wann stehst du sonst immer an einem Sonntagmorgen auf?«
»Meine Güte! Da ist ja schon der halbe Sonntag vorbei.«
»Dafür wird es Samstagabend meistens immer etwas später.«
»Na ja! So betrachtet, gleicht das eine, das andere wieder etwas aus.«
Während Elli das Auto quer durch die Stadt Richtung Gewerbegebiet fuhr, machte es sich Jonas auf dem Beifahrersitz so bequem wie möglich. Er hielt seine Augen weiterhin geschlossen und versuchte seine wiederkehrende Müdigkeit damit etwas zu vertreiben, was ihm aber nicht so gelang. Im Gegenteil, sie legte sogar noch etwas zu und Jonas wünschte sich im Augenblick nichts sehnlicher, als es sich zuhause in seinem Bett wieder bequem zu machen und noch etwas Schlaf nachzuholen. Während Elli das Auto durch das Gewerbegebiet fuhr und schon einmal Ausschau nach einem Parkplatz hielt, schien das Jonas überhaupt nicht zu interessieren.
»Jonas. Ich störe dich nur ungern, aber ich wollte dir nur sagen, wir haben das Ziel fast erreicht.«, sagte Elli zu Jonas und hoffte, dass Jonas endlich wieder seine Augen aufmachen würde.
Elli hatte nämlich keine Lust mit ihrem verschlafen wirkenden besten Freund, über den Floh- und Trödelmarkt zu schlendern.
»Wirklich! Wir sind schon da?«, antwortete Jonas ein wenig desorientiert und öffnete zu Elli Erleichterung endlich seine Augen.
»Ich habe überhaupt nicht mitbekommen, wie schnell die Zeit vergeht.«
»Ist ja auch kein Wunder, mit geschlossenen Augen.«
»Ich bin nur noch auf der Suche nach einem Parkplatz.«
»Da haben wir ja Glück mit dem Parkplatz. Den nehmen wir.«
»Na, da bin ich aber mal gespannt, was uns dort alles so erwartet.«
Elli stellte ihr Auto auf den freien Parkplatz ab und beide verließen den Wagen. Gemeinsam gingen sie dann zum Eingang des Trödelmarktes. Dieser befand sich auf dem Park- und Rangierplatz einer großen Spedition. Am Eingang zum Gelände der Spedition war ein Tisch aufgestellt, hinter dem zwei Personen standen, die das Eintrittsgeld kassierten. Allerdings war das Geld nicht für den Veranstalter bestimmt, sondern in diesem Fall für einen guten Zweck. Daher waren Jonas und Elli gerne bereit, dass Eintrittsgeld von einem Euro zu bezahlen. Nachdem der Euro entrichtet worden war, bedankte sich der nette Herr hinter dem Tisch herzlich, gab Jonas und Elli jeweils einen Zettel, auf dem die Verwendung des Geldes für den guten Zweck ausführlich erklärt wurde. Des Weiteren bekamen beide jeweils einen kleinen Stempel auf den Handrücken, als Nachweis dafür, dass der Eintritt entrichtet worden war.
»Jonas, lass uns mal hier drüben zu den Tischen gehen. Mal schauen, was hier so alles angeboten wird.«, sagte Elli zu Jonas.
»Gut. Wenn du meinst, dann lass uns hier angefangen und die Tische und Verkaufsstände abklappern.«, gab Jonas als Antwort.
»Bin schon sehr gespannt. Schade, dass es hier keinen Wühltisch gibt.«
Als Elli den ersten der vielen Tisch und Verkaufsstände erreichte, bot sich ihr ein Anblick, der ihr Herz höher schlagen ließ. Angefangen von Schallplatten, Musikkassetten, über Schmuck aller Art, gebrauchte Kleidung und vieles andere mehr. Jonas interessierte der alte Kram nicht sonderlich. Daher beschloss er, Elli vorne weg laufen zu lassen und lief einfach hinterher.
»Also Elli. Eines muss ich jetzt wirklich mal loswerden.«
»Ich kann mir ehrlich gesagt nicht so recht erklären, was du an den alten Sachen findest.«
»Das kann ich dir auch nicht so genau sagen. Ich finde es einfach nur spannend mir das alles anzuschauen und auch ein bisschen zwischen den Sachen herum zu stöbern.«
Elli musste ein wenig lachen, ging aber dann langsam weiter an den Tischen entlang. Schließlich erreichte sie mit Jonas einen Tisch, der sie staunen ließ. Darauf lagen alte Schlösser aller Art. Sogar einige total verrostete Vorhängeschlösser, in denen immer noch die Schlüssel steckten. Aber in Anbetracht des Zustandes, konnten es sich Elli und Jonas nicht vorstellen, dass diese Vorhängeschlösser sich überhaupt noch öffnen ließen. In einem der Schlösser steckte sogar noch ein abgebrochener Schlüssel. Beide kamen aus dem Staunen nicht heraus, und sie konnten ihre Blicke von dem Tisch nicht abwenden. Irgendwie übte dieser Tisch auf dem Floh- und Trödelmarkt eine magische Anziehung auf die Besucher aus. Denn nicht nur Elli und Jonas standen davor und bestaunten die vielen Schlösser, sondern Besucher jeder Altersklasse. Was beide sehr erstaunte, waren die alten verrosteten Schlösser. Diese vergammelten alten Dinger zogen die Blicke der Besucher wie ein Magnet an. Jonas wurde das schließlich alles etwas zu viel und ging ein wenig genervt weiter zum nächsten Tisch. Elli verweilte noch einen Augenblick bei den vielen Schlössern und begab sich zu Jonas.
»Das ist mir alles etwas zu hoch.«, bemerkte Jonas erstaunt.
»Ich kann nicht verstehen, wie man sich für diese alten vergammelten und zudem auch noch verrosteten Dinger interessieren kann.«
»Das ist halt die Faszination eines Floh- und Trödelmarktes.«
»Und was haben wir denn hier auf dem Tisch so herumliegen?«
»Da muss ich doch mal schauen, ob da nicht so meine Musikrichtung dabei ist.«
»Bei der Menge an Kassetten, wirst du hier bestimmt fündig.«
Während Elli mit Jonas zusammen die große Auswahl an Musikkassetten durchsah, machte sich bei Jonas langsam aber sicher ein leichtes Hungergefühl breit. Daher sah er sich kurz um und erblickte eine Imbissbude. Da sie noch nicht einmal eine volle Stunde auf dem Floh- und Trödelmarkt waren, beschloss er einen kurzen Abstecher dorthin noch etwas zu verschieben. Allerdings wurde sein Hungergefühl noch etwas größer, als ein leichter Wind den Duft von Bratwürstchen und Pommes Frites mit sich brachte. Jonas kam ins Grübeln. Nein, dachte er. Jetzt noch nicht! Leicht abgelenkt von den köstlichen Leckereien der Imbissbude, schaute Jonas mit Elli zusammen weiter die Musikkassetten durch. Jedoch nach einer Weile, beschloss Elli weiterzugehen und so schlenderte sie mit Jonas gemeinsam an den Tischen und Verkaufsständen entlang. Sie blieb hier und da einmal stehen, schaute sich auf den Verkaufsflächen eingehend um, ging aber dann weiter, ohne etwas gekauft zu haben.
»Meinst du, du kannst dich dazu durchringen, doch noch etwas irgendwo hier zu kaufen, Elli?«, wollte Jonas aus reiner Neugier wissen.
»Hier und da war schon das eine oder andere Stück, das mich interessiert hat. Aber mich dazu durchringen es zu kaufen, konnte ich nicht.«, antwortete Elli.
»Da drüben gibt es gebrauchte Kleidung. Lass uns doch mal dort nachschauen.«
»Kleidung, die schon andere Personen getragen haben! Ich weiß nicht so recht.«
»Es gibt auch Menschen, die sich nicht immer alles neu von der Stange leisten können. Sie sind dankbar dafür, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt.«
»Ja, ich weiß. Aber ich habe irgendwie ein Problem mit den gebrauchten Sachen.«
Jonas bemerkte, dass Elli sich etwas dagegen sträubte und offensichtlich ein Problem mit gebrauchter Kleidung hatte. Während Elli zunächst erst zu einem anderen Verkaufsstand ging, begab sich Jonas gleich zu der gebrauchten Kleidung. Es dauerte einige Minuten, bis Elli ihm folgte und sich dann doch dazu durchrang, sich die gebrauchte Kleidung einmal an zu schauen.
»Ich finde, das sind doch sehr gute Sachen und modisch zudem auch noch.«, sagte Jonas zu Elli.
»Ich weiß wirklich nicht, was du daran auszusetzen hast!«
»Ich habe doch gar nichts daran auszusetzen, es ist halt nur nicht mein Stil.«
»Der ist nicht schlecht und stehen tut er mir auch noch.«
»Ich werde mir die anderen Sachen noch mal anschauen, vielleicht nehme ich ja doch noch mit.«
»Du bezahlst den weißen Schal und schenkst ihn mir dann.«
»Und warum sollte ich dir den Schal dann schenken?«
»Weil ich mir dann etwas anderes für das gesparte Geld kaufen kann.«