Ascendance of a Bookworm: Kein Weg ist zu weit, um Bibliothekarin zu werden – Teil I: Die Tochter eines Soldaten Band 3 - Miya Kazuki - E-Book

Ascendance of a Bookworm: Kein Weg ist zu weit, um Bibliothekarin zu werden – Teil I: Die Tochter eines Soldaten Band 3 E-Book

Miya Kazuki

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Beschreibung

Myne wird in einer Welt wiedergeboren, in der es kaum Bücher gibt – ein echter Albtraum für den Bücherwurm. Aus diesem Grund ist ihr sehnlichster Wunsch, Papier herzustellen, damit sie endlich wieder von Büchern umgeben sein kann. Aber kurz bevor ihr das endlich gelingt, wird bei ihr die Krankheit „Zerfressung“ festgestellt – eine seltene und lebensgefährliche Erkrankung, die nur wenige kennen und gegen die nur wohlhabende Menschen richtig vorgehen können. Doch Myne ist fest entschlossen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Findet sie einen Weg, die Zerfressung zu besiegen?

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Seitenzahl: 555

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Inhaltsverzeichnis

Cover

Farbseiten

Karte von Ehrenfest

Prolog

Frieda und die Zerfressung

Frieda und der Kuchen

Frieda und das Bad

Friedas Taufe

Winteranfang

Die Fertigstellung des Festtagskleides und des Haarschmuckes

Lutz’ Nachhilfe

Sprechstunde bei Otto

Die Familienkonferenz

Bericht an Lutz

Wiederaufnahme der Papierherstellung

Berechtigtes Interesse

Treffen mit den Pergamentherstellern

Die Wahl der Werkstatt und der Werkzeuge

Lutz’ Vorbereitungen auf die Lehre

Der Vertrag mit Frieda

Die Prozessionen der Taufe

Ein stiller Tumult

Das verbotene Paradies

Einwand und Überzeugung

Bennos Standpauke

Die Vertragsmagie und die Registrierung der Werkstatt

Die Konferenz zur Ergreifung von Maßnahmen und der Tempel

Der Abschluss

Epilog

Bonus: Bis zum Beginn von Mynes Ausbildung im Tempel

Nachwort

Über JNC Nina

Impressum

Orientierungsmarken

Farbseiten

Inhaltsverzeichnis

Prolog

„Myne ist im Handelshaus Gilberta zusammengebrochen. Bereitet den Raum und das magische Accessoire vor!“, berichtete der Eilbote des Großvaters, nachdem er auf dem Pferd zurückgeeilt war. Der Großvater war währenddessen in der Handelsgilde geblieben.

Das helle Licht in Friedas Augen verriet ihre Gedanken: Dieser Tag musste ja kommen. Als sie den Verwalter sah, der den Eilboten empfing, gab sie den Befehl, sofort Vorbereitungen zu treffen.

„Die Diener meines Großvaters sollten bereits auf dem Weg zum Handelshaus Gilberta sein. Es ist nicht mehr viel Zeit, bis Benno Myne hierherbringt. Beeilt euch mit den Vorbereitungen. Ich gehe jetzt zu Großvater.“

Frieda berührte die dünne Kette, die sie immer um den Hals trug, und nahm einen der beiden Schlüssel, die daran hingen, in die Hand. Der eine war der Schlüssel für das Zimmer ihres Großvaters, der andere für den Tresor, der sich in jenem Zimmer befand.

Zusammen mit ihrer Kammerzofe Jutte betrat sie das Zimmer ihres Großvaters und öffnete das schwere Schloss des Tresors. Darin standen die magischen Accessoires, die sie den Adeligen abgekauft hatten. Von den ursprünglich fast zehn waren nur noch wenige übrig. Von ihnen hatte das Leben Friedas abgehangen, die wie Myne an der Krankheit Zerfressung gelitten hatte.

Mithilfe ihres Großvaters, der im Handel Kontakte zu verschiedenen Kreisen geknüpft hatte, war es Frieda gelungen, einen Vertrag mit einem Adeligen abzuschließen und ihr Leben zu verlängern. Doch niemand wusste, ob der Adelige es sich eines Tages anders überlegen würde. Vielleicht waren die verbliebenen magischen Accessoires für Frieda überlebenswichtig. Während sie mit den Fingerspitzen über die ehemaligen Besitztümer des Adels strich, kniff sie die Augen leicht zusammen.

„Gnädiges Fräulein, ist das in Ordnung?“, fragte Jutte, als hätte sie Friedas kaum sichtbare Unsicherheit nicht bemerkt. Frieda überwand den Moment des Zweifels und griff in den Tresor.

„Ja, denn Myne ist meine erste Freundin. Mir ist nichts zu schade, solange ich Myne damit für uns gewinnen kann.“

Das magische Accessoire, das Frieda in der Hand hielt, hatte die Form einer Halskette und war so alt, dass es bei einer zu groben Berührung auseinanderbrechen würde. So reich die Adeligen auch waren, dem gemeinen Volk überließen sie nur die halb kaputten Dinge. Und auch wenn man wusste, dass sie einen nur ausnutzten, so musste man die Accessoires kaufen, denn schließlich ging es um Leben und Tod.

„Myne wird das auch verstehen.“

Myne hatte einen neuen Haarschmuck aus Garn erfunden. Sicher kannte sie auch andere innovative Produkte. Das Handelshaus Gilberta, das in Ehrenfest immer einflussreicher und gewinnträchtiger wurde, hatte sie sogar schon vor ihrer Taufe bei der Gilde angemeldet und hütete sie wie einen Schatz. Frieda wollte diesen Schatz unbedingt für sich haben und ihr Instinkt sagte ihr, dass es auch für das Geschäft das Beste wäre, Myne abzuwerben.

Doch ihr Herz schlug nicht nur für das Geschäft. Myne war im gleichen Alter, litt an der gleichen Krankheit und wollte den gleichen Beruf ausüben. Es war das erste Mal, dass Frieda eine Gleichgesinnte gefunden hatte. Sie wollte, dass Myne bei ihr blieb. Sie wünschte sich, dass sie und Myne auch in Zukunft füreinander da sein könnten, auch wenn sie in das Adelsviertel gehen müssten.

Um zu überleben, müsste Myne wie Frieda einen Vertrag mit einem Adeligen abschließen. Und dazu brauchte sie nicht das aufstrebende Kaufmannshaus Gilberta, sondern den Gildenmeister der Handelsgilde, Friedas Großvater. Wenn Myne sich auf Friedas Familie und ihre Verbindungen zum Adel verließ, konnte sie wahrscheinlich einen Vertrag zu guten Bedingungen abschließen.

„Wenn Myne Benno zu Dankbarkeit verpflichtet ist, müssen wir dafür sorgen, dass sie uns auch etwas schuldet. Und das erreichen wir, indem wir ihr das Leben retten.“

Es wäre schön, wenn Myne aus Dankbarkeit freiwillig zu Frieda käme, aber die Gefühle eines Menschen änderten sich nicht so leicht. Also musste man sie zu ihrem Glück zwingen. Um etwas in die Hände zu bekommen, das man unbedingt wollte, musste man sich verschiedene Strategien überlegen.

„Dieses magische Accessoire ... Mein Großvater sagte zu Benno, es koste eine kleine Goldmünze und zwei große Silbermünzen, aber in Wirklichkeit sind es zwei kleine Goldmünzen und acht große Silbermünzen. Benno meinte, Myne könne es selbst bezahlen, aber kann sie das auch, wenn der Preis höher ist?“

„Und was, wenn sie das nicht kann?“

Als Jutte murmelte: „Ihr müsst aufpassen, keine Verluste zu machen“, lachte Frieda nur.

„Dann nehmen wir sie in das Handelshaus Othmar auf. Wenn Myne zu uns kommt, wird sie selbst den Verlust von großen Goldmünzen schnell wieder wettmachen.“

Frieda und die Zerfressung

Das Gefühl, von der Hitze mitgerissen und Stück für Stück verschlungen zu werden, kam mir bekannt vor. Wie so oft versuchte ich mich zu konzentrieren und das Fieber zu verdrängen.

Ich muss noch Bücher machen!

Ich erinnerte mich an die Strategien, die ich früher im Kampf gegen das Fieber angewendet hatte, und gab mein Bestes, es in der Mitte zu sammeln, aber es war viel stärker als sonst. Egal wie sehr ich versuchte, es zu unterdrücken, es stieß mich zurück und drohte auszubrechen.

Während ich mich mit aller Kraft anstrengte, mich von der Wärme zu befreien, wurde sie plötzlich in eine Richtung absorbiert. Die Hitze der Zerfressung verschwand allmählich, so wie Staub, der in einer Staubsaugerwerbung aufgesaugt wurde.

Sehr gut! Hau ab!

Da ich es interessant fand, dass das Fieber immer weiter sank, schickte ich noch mehr Staubsauger los. Dann hörte ich irgendwo ein „Pong“, als wäre etwas geplatzt. In diesem Moment versagte der wärmeabsorbierende Mechanismus. Auch wenn ich versuchte, die Hitze in die Staubsauger zu leiten, kam sie immer wieder zurück.

Sind die Staubsauger kaputt? Habe ich etwas falsch gemacht? Was jetzt?

Während mich das schwächer gewordene Fieber weiter heimsuchte, wusste ich weder ein noch aus. Natürlich konnte ich niemanden darum bitten, mir die Situation zu erklären. Es war unmöglich, dass es eine andere Existenz in mir gab.

Jedenfalls scheint mir geholfen zu sein. Über alles andere werde ich später nachdenken.

Ich fühlte, dass das Fieber nur noch halb so stark war wie vorher und drängte es immer weiter in die Mitte. Es fiel mir nicht allzu schwer, die schwächere Hitze unter den Deckel zu zwingen. Genauso wie man das Gerümpel in einen Karton packte und in den Schrank schob, so drückte ich das Fieber immer mehr zusammen.

Als ich das Gefühl hatte, es endlich geschafft zu haben, spürte ich, wie mein Bewusstsein zurückkehrte.

Wo bin ich?

Ich öffnete die Augen und sah eine Welt, die ich nicht kannte.

Es war dunkel. Zuerst dachte ich, die Sonne wäre schon untergegangen, aber es war nur vor meinen Augen finster, aus der Richtung meiner Füße schimmerte ein schwaches Licht. Da meine Sicht gesichert war, erkannte ich, dass ich in einem Bett lag, um das herum geschmeidige dunkelgrüne Stoffe hingen. Nur um meine Füße war ein Vorhang halb offen. Es war also ein Himmelbett, das mit dicken Stoffen verhangen war, um das Innere vor fremden Blicken zu schützen. Jemand, der so etwas benutzte, war sicher reich.

Wurde ich etwa als Adelige wiedergeboren?!

Auch das Bett war ganz anders als das bei mir zu Hause. Es war nicht aus Stroh, sondern aus einem weichen Material, auf dem ein warmes Unterbett aus Wolle und eine kuschelige Decke lagen. Es fühlte sich gut an und man konnte darin schlafen wie ein Baby. Zur Urano-Zeit hatte ich eine Federmatratze, eine Daunendecke und eine weiche, luxuriöse Tagesdecke gehabt, aber nach einem Jahr hier schien meine Erinnerung an damals mit der neuen überschrieben worden zu sein. Selbst wenn ich mich auf die Seite legte oder meinen Kopf hin- und herdrehte, raschelten weder Kissen noch Decke. Außerdem flog unter dem Unterbett kein Stroh hervor und es kratzte auch überhaupt nicht. Das erschien mir unvorstellbar.

Nun, das Strohbett war auch warm. Und wenn man sich daran gewöhnt hatte, konnten einen auch die Flöhe und Milben nicht mehr vom Schlafen abhalten. Wenn man sich daran gewöhnt hatte. Ich hatte schon lange nicht mehr so ein schönes, kuscheliges Bett gehabt. Deshalb wollte ich so gerne weiterschlafen.

Mein eigenes Bett, das ich mit Tuuli teilte, war so eng, dass ich bei der kleinsten Bewegung aufpassen musste, aber dieses Bett hier war so groß, dass ich mich sogar darin hin- und herrollen konnte.

Also rollte ich mich ans Fußende des Bettes und fand vor mir einen Stuhl, einen kleinen Tisch und eine Kerze, die nicht brannte. Alles kam mir fremd vor.

Während ich mich hin- und herwälzte, sprang mir auch etwas Bekanntes ins Auge, nämlich meine eigenen Hände und Haare. Ich streckte die Hand aus, griff nach einer Strähne und stellte fest, dass ich immer noch wie Myne aussah.

Ich wurde also doch nicht wiedergeboren. Und wo bin ich überhaupt?

Ich versuchte, mir ins Gedächtnis zu rufen, was passiert war, bevor ich das Bewusstsein verloren hatte. Ich erinnerte mich, dass Benno gesagt hatte, man solle den Gildenmeister kontaktieren.

„Bin ich etwa im Haus des Gildenmeisters?“

Da er über magische Accessoires verfügte, mit denen man die Zerfressung bekämpfen konnte, und Benno gesagt hatte, dass er Bescheid wusste, war ich wohl bei ihm zu Hause. Das erklärte auch, warum die Einrichtung so edel wirkte.

„Entschuldigung. Ist jemand da?“

Ich fühlte mich kraftlos und wollte nicht aufstehen, aber ich wollte auch wissen, was passiert war. Ich lag am Ende des Bettes, streckte die Hand aus und zog den Vorhang ein wenig zur Seite. Es schien, als hätte jemand meine Stimme gehört. Der Vorhang flatterte und eine mir unbekannte Frau kam herein.

„Wartet bitte einen Moment“, sagte sie nur und ließ mich allein. Verwirrt wartete ich unter der Decke, ohne mich bewegen zu können. Mein Körper fühlte sich wieder warm an und ich schlief fast wieder ein.

Oh nein, ich bin schon wieder so müde ...

Kurz bevor ich einnickte, hörte ich, wie sich die Tür öffnete und schloss und jemand auf mich zukam, wie im Unterricht, wenn ich fast eingeschlafen war und die Schritte des Lehrers mich plötzlich wieder wachrüttelten.

Neben dem schwingenden Vorhang sprangen mir kirschblütenfarbene Zöpfe ins Auge. Frieda kam mit einer brennenden Kerze zum Himmelbett.

„Myne, du bist ja aufgewacht. Erinnerst du dich noch, was mit dir geschehen ist?“

Frieda stellte die Kerze auf den Tisch und setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett. Um mich richtig mit ihr unterhalten zu können, versuchte ich mich aufzurichten, doch sie hielt mich auf.

„Das Fieber hat deinem Körper sehr zugesetzt. Bleib ruhig liegen.“

„Danke. Aber wenn ich liegen bleibe, schlafe ich noch beim Reden ein.“

Als ich mich im Bett aufsetzte, lächelte Frieda verlegen und sagte: „Aber übernimm dich nicht, ja?“

„Hm, was mit mir geschehen ist? Ich weiß noch, dass ich in Bennos Laden einen Fieberanfall bekommen habe und die Hitze mich überwältigt hat. Sie war so stark, dass ich mich nicht wehren konnte und mich von der Kraft der Zerfressung mitreißen lassen musste. Hast du mir geholfen?“

Ich hatte es noch nie zuvor erlebt, dass das Fieber so schnell gesunken war. Vermutlich hatte man ein magisches Accessoire verwendet, wie Benno gesagt hatte. Ob das bedeutete, dass ich etwas Wertvolles zerbrochen hatte? Während mir die Farbe aus dem Gesicht wich, lachte Frieda entspannt und nickte.

„Fast richtig. Ich habe nur die Hitze in ein halb kaputtes magisches Accessoire getrieben, bis es nicht mehr ging. Das Accessoire hat zwar den Geist aufgegeben, aber das Fieber von der Zerfressung ist stark gesunken, nicht wahr?“

„Ja, ich fühle mich viel besser. Aber sind diese magischen Accessoires nicht sehr teuer?“, fragte ich kreidebleich.

Schmunzelnd verriet Frieda mir den Preis.

„Genau. Das, das kaputtgegangen ist, kostet zwei kleine Goldmünzen und acht große Silbermünzen. Benno sagte, du kannst es selbst bezahlen, stimmt das?“

Als Benno mir den Preis für die zusätzlichen Informationen über Rinsham nannte, musste er die Kosten für dieses magische Accessoire gekannt haben, denn der Preis konnte geradeso die Kosten decken.

Aber Moment mal: Wollte er mir nicht ursprünglich nur zwei kleine Goldmünzen geben? Das wäre nicht genug gewesen. Vielleicht dachte er, mit dem Verkauf von Papier würde es reichen.

Ich dachte über die Ungereimtheiten in Bennos Worten nach und nickte.

„Das stimmt.“

„Du hast das Geld also wirklich. Dann habe ich meine Chance verpasst.“

Überrascht riss Frieda die Augen auf und schmollte unzufrieden.

„Wenn du es nicht bezahlen könntest, müsstest du zum Handelshaus Othmar kommen, das war unser Plan. Da mein Großvater zu Benno gesagt hat, dass das magische Accessoire eine kleine Goldmünze und zwei große Silbermünzen kostet, dachte ich, dass du es bestimmt nicht bezahlen könntest. Aber Benno war mir wohl einen Schritt voraus.“

Zum Glück habe ich bei zwei kleinen Goldmünzen nicht nachgegeben. Gut gemacht! Und sehr klug von Benno, den Preis für die Information weder zu hoch noch zu niedrig anzusetzen! Ich könnte keine Nacht mehr ruhig schlafen, wenn ich in einem Geschäft arbeiten würde, das mich bei einem magischen Accessoire, von dem mein Leben abhing, über den Tisch ziehen wollte.

Während ich erleichtert aufatmete, sah Frieda mich ernst an.

„Metaphorisch gesprochen, hat das magische Accessoire nur das Wasser aus einem Becher aufgesaugt, das überzulaufen drohte. Aber es ist nicht so, dass der Becher jetzt leer ist. Und je größer du wirst, desto mehr Wasser fließt hinein.“

Ich nickte. Ich dachte daran, wie es vor eineinhalb Jahren, vor einem halben Jahr, vor einem Monat und jetzt war. Die Hitze der Zerfressung, die sich immer weniger bändigen ließ, wurde von dem magischen Accessoire absorbiert und war gerade in einem ruhigen Zustand. Es war zwar schwächer geworden, aber ich wusste besser als jeder andere, dass es nicht so bleiben würde.

„Leider nimmt das Wasser schneller zu, als der Becher wächst. Deshalb wird es wohl nur noch ein Jahr dauern, bis er wieder voll ist.“

Ich wusste, dass Frieda recht hatte, denn auch sie hatte unter der Zerfressung gelitten. Als ich nickte, sprach Frieda ausdruckslos, als wollte sie ihre Gefühle absichtlich aus dem Spiel lassen.

„Deshalb überleg es dir gut, Myne, bevor du die Entscheidung triffst, ob du wie eine Sklavin bei einem Adeligen leben oder bei deiner Familie sterben willst.“

Ich konnte ihre Worte nicht auf Anhieb verstehen und blinzelte nur. Frieda lächelte schmerzlich.

„Grundsätzlich besitzen nur Adelige magische Accessoires. Als mein Großvater von meiner Krankheit erfahren hat, hat er den Adeligen ein paar wertlose, halb kaputte magische Accessoires abgekauft, deshalb besitzen wir noch welche, aber du wirst sie wahrscheinlich in keiner anderen nichtadeligen Familie finden.“

„Waaaaas? Und für diesen wertlosen Krempel wollten sie fast drei kleine Goldmünzen?“, rief ich aus und riss die Augen auf.

Frieda schaute mich verständnislos an.

„Für den Preis deines Lebens ist das gar nicht so viel Geld, oder? Schließlich muss man für ein funktionierendes magisches Accessoire große Goldmünzen ausgeben. Wenn ein nichtadeliger Bürger mit Zerfressung überleben will, muss er einen Vertrag mit einem Adeligen abschließen und darf dann nur noch für diesen arbeiten. Er muss die magischen Accessoires kaufen, seine Schulden zurückzahlen und wird wie ein Haustier gehalten“, erklärte Frieda, als wüsste das jedes kleine Kind. Mir wurde klar, dass sie sich diese Erklärung wohl immer wieder anhören musste.

„Musstest du das auch tun?“

Als ich wissen wollte, ob Frieda auch einen Vertrag mit einem Adeligen abgeschlossen hatte, um die magischen Accessoires zu kaufen, antwortete sie mit einem strahlenden Lächeln.

„Ja, ich habe auch einen Vertrag unterschrieben. Bis ich volljährig bin, darf ich hier leben, aber nach meiner Volljährigkeitsfeier werde ich Konkubine des Adeligen.“

„Häää? K... Kon... Konkubine? Weißt du denn, was eine Konkubine ist?“

Ich konnte es nicht fassen, so ein Wort aus dem Mund eines liebenswürdigen, süßen Mädchens zu hören. Als ich stotterte, sah Frieda mich überrascht an.

„Wenn du so reagierst, dann hast du also schon von Konkubinen gehört.“

Das Wort gehörte definitiv nicht zum Wortschatz eines normalen sechs- bis siebenjährigen Kindes. Ich konnte nicht glauben, dass Frieda die Bedeutung des Begriffs kannte und so leichtfertig über ihre Zukunft als Konkubine sprechen konnte.

„Es war auch die Rede davon, dass ich die zweite oder dritte Ehefrau werden sollte, aber dann gäbe es Probleme mit dem Erbe und der Hierarchie unter den Frauen. Darüber hinaus ist meine Familie wohlhabender als ein niederer Adeliger und das könnte zu Konflikten führen, sagte mein Großvater.“

„Uuuuurg! Was für Dinge der Gildenmeister zu einem Kind sagt!“, schrie ich plötzlich.

Frieda warf mir einen strengen Blick zu.

„Myne, es geht auch um dich. Wenn du überleben willst, wirst du in der Welt der Adeligen landen. Du musst dich dort durchschlagen, denn die Zerfressung ist nicht das Einzige, das dich umbringen kann. Um sich selbst zu schützen, sind Informationen lebenswichtig. Sie zurückzuhalten, kann andere in Gefahr bringen.“

„Es tut mir leid. Ich habe nicht nachgedacht.“

Meine Denkweise war immer noch die einer naiven Japanerin, aber ich lebte nicht mehr in meiner alten, friedlichen Welt. Als ich mich entschuldigte, lächelte Frieda bitter.

„Macht nichts. Meine Situation ist auch etwas speziell. Mein Großvater ist ja Gildenmeister und hat adelige Geschäftspartner. Darunter gibt es auch einige, die Kontakte knüpfen wollen oder Unterstützung benötigen. Deshalb konnten wir uns denjenigen aussuchen, der mir und meiner Familie die besten Bedingungen geboten hatte.“

„Bedingungen?“, fragte ich, ohne groß darüber nachzudenken.

Frieda schien nur auf diese Frage gewartet zu haben und fuhr fort:

„Ich darf mein eigenes Geschäft im Adelsviertel eröffnen. Ich bekomme nicht ein Zimmer oder ein Häuschen auf dem Anwesen, sondern einen eigenen Laden. Meine Familie muss zwar für die Eröffnungsgebühr und die laufenden Kosten aufkommen, aber ich freue mich wirklich darauf, eine Filiale im Adelsviertel zu führen und wieder Handel treiben zu können, nachdem ich wegen der Zerfressung aufgehört habe.“

Frieda strahlte über das ganze Gesicht und lachte wie eine blühende Blume, als könnte sie ihre Zukunft kaum erwarten.

„Ach so ... Willst du nicht jemanden heiraten, den du liebst?“

„Aber Myne, was redest du denn da? Am Ende entscheidet doch sowieso der Vater über die Heirat. Selbst wenn man mehrere Kandidaten zur Auswahl hat, kann man sich den Partner nicht selbst aussuchen.“

Was für mich selbstverständlich war, war es hier keineswegs. Wenn der Vater über die Heirat entschied, ging es ausschließlich um die Verbindung zwischen zwei Familien.

„Mit dem Geschäft im Adelsviertel ist meine Familie zufrieden. Ich muss zwar dreißig Prozent des Gewinns an den Adeligen abgeben, aber so kann ich mein eigenes Geschäft führen, räumliche Distanz wahren und mich von häuslichen Konflikten fernhalten. Für mich sind das gute Bedingungen.“

Als Frieda mit einem niedlichen Lächeln über ihre Zukunft als Konkubine sprach, hatte ich gemischte Gefühle, obwohl ich wusste, dass in dieser Welt andere Regeln galten.

„Ich habe den Vorteil, dass ich Adelige finanziell unterstützen kann, aber Myne, welchen Vorteil hast du zu bieten? Vielleicht wirst du eines Tages sogar neidisch auf mein Leben als Konkubine sein. Überlege es dir gut und lebe dein Leben so, dass du nichts zu bereuen hast.“

Sie hatte recht. Da ich ebenfalls an der Zerfressung litt, war ich auch auf die Obhut eines Adeligen angewiesen.

Frieda wollte mir damit sagen, dass ich mir Gedanken machen sollte, wie ich leben wollte, bis das Fieber der Zerfressung das nächste Mal ausbrach. Ob ich das Gnadenbrot des Adeligen bekommen oder bei meiner Familie sterben wollte.

„Ich werde es mir gut überlegen. Danke, dass du mir so viel erzählt hast.“

„Es gibt sonst niemanden in deiner Umgebung, der sich damit auskennt, oder? Wenn du dir Sorgen machst, kannst du gerne mit mir reden. Ich glaube, nur wir beide verstehen uns wirklich.“

Da die Zerfressung eine seltene Krankheit war, kannte sie kaum jemand. Es machte mir Mut, jemanden zu haben, der mich beraten konnte.

„Vielen Dank für alles, aber ich sollte langsam nach Hause gehen.“

Ich merkte, wie der Raum immer dunkler wurde. Die Sonne würde bald untergehen. Wenn ich nicht schnell nach Hause ginge, würde sich meine Familie Sorgen machen.

Da das Gespräch zu Ende war, wollte ich aufstehen, aber Frieda drückte mich zurück ins Bett.

„Mach dir keine Sorgen und ruh dich hier aus. Deine Familie hat dich heute auch besucht.“

„Heute auch? Huch? Wie lange war ich denn bewusstlos?“

Ich konnte nicht glauben, dass ein Tag vergangen war. Frieda legte die Hand ans Kinn und sagte:

„Gestern Vormittag wurdest du hierhergebracht. Jetzt geht die Sonne schon unter. Das Fieber schien sehr an deinen Kräften gezehrt zu haben. Nachdem es gesunken war, hat es lange gedauert, bis du wieder aufgewacht bist. Auch wenn du zu dir gekommen bist, stehst du noch unter Beobachtung und bleibst bis zur Taufe übermorgen hier.“

Der Gildenmeister, Benno und meine Familie schienen miteinander gesprochen zu haben, ohne dass ich es mitbekommen hatte. Allein beim Gedanken an die Reaktion meiner Familie auf diese Hiobsbotschaft zog sich mir der Magen zusammen.

„Morgen früh kommen Lutz und deine Familie bestimmt wieder. Also schließ die Augen und ruh dich für den Rest des Tages aus.“

„Danke, Frieda.“

„Bevor du mit deiner Familie sprichst, denk gut darüber nach, was du wirklich willst. Und lass uns morgen, wenn du wieder gesund bist, wie versprochen Süßwaren backen.“

Mit der Kerze in der Hand stand Frieda auf und ließ mich allein im Dunkeln zurück.

Obwohl ich über ihre Worte reflektieren und nachdenken wollte, fielen mir selbst im Sitzen die Augen zu, als verlangte mein Körper nach Ruhe. Ich schlüpfte unter die Decke, konnte der Versuchung des bequemen Bettes nicht widerstehen und fiel in den Schlaf.

Frieda und der Kuchen

Am nächsten Morgen stieg ich zum ersten Mal aus dem Bett und warf einen Blick auf den Raum.

Wooow, wie in einem Hotel!

Das Himmelbett stand in einer Ecke des etwa vierzehn Quadratmeter großen Zimmers. Die restliche Fläche war einfach eingerichtet mit einem runden Tisch, drei Stühlen und einem Kamin. Doch der Boden war mit dicken Teppichen ausgelegt, an den Fenstern hingen Vorhänge und die Glasscheiben hatten ein Wellenmuster, das wohl vor fremden Blicken schützen sollte. In die schlichte Einrichtung musste viel Geld geflossen sein.

Vor dem Stuhl an der Tür wartete bereits eine Hausangestellte.

„Guten Morgen. Bitte wascht Euch hier das Gesicht. Wenn Ihr Euch umgezogen habt, zeige ich Euch das Speisezimmer.“

„J... ja.“

Warmes Wasser stand bereit, damit ich mich frisch machen konnte, auch ein sauberes Tuch wurde mir in die Hand gedrückt. Der allzu perfekte Service wirkte ein wenig einschüchternd auf mich.

„Entschuldigt bitte die Unhöflichkeit, aber es wäre unangenehm für uns, wenn Ihr Eure eigene Kleidung im Haus tragt, deshalb bitte ich Euch, Euch hier umzuziehen.“

Die Kleider, die sie vorbereitet hatte, sahen wie alte Kleider von Frieda aus. Dass ich nach so langer Zeit wieder einmal saubere Kleidung ohne Flicken anziehen konnte, ließ mein Herz höherschlagen. Ich ließ mir auch durch die Haare kämmen, aber die Haarnadel steckte ich selbst in den Knoten. Die Hausangestellte betrachtete die Haarnadel neugierig, beendete aber meine Morgentoilette, ohne ein Wort darüber zu verlieren.

Als ich ins Speisezimmer geführt wurde, erwarteten mich Frieda und der Gildenmeister bereits dort. Obwohl der Gildenmeister mir so viel geholfen hatte, hatte ich mich noch nicht bei ihm bedankt.

„Guten Morgen, Herr Gildenmeister. Vielen Dank, dass Sie mir geholfen haben.“

Er nickte leicht. Frieda kam leichtfüßig auf mich zu und fasste mich mehrmals an der Stirn und am Nacken an. Da ihre Hand so kalt war, zuckte ich ein wenig zurück, aber sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

„Guten Morgen, Myne. Dein Fieber scheint gesunken zu sein.“

„Guten Morgen, Frieda. Ich bin topfit und fühle mich wie neugeboren.“

Frieda wollte wohl fühlen, ob ich noch Fieber hatte. Nachdem ich verstanden hatte, was hinter ihrer plötzlichen Bewegung steckte, erschien ein Lächeln auf meinem Gesicht, das sie mit einem Lachen erwiderte.

Als wir gemeinsam zum Tisch gingen, schnaubte der Gildenmeister.

„Schön, dass es dir wieder gut geht, aber das ist das letzte Mal, dass wir ein magisches Accessoire für dich verwenden. Die anderen heben wir auf, falls Frieda sie braucht.

„Großvater!“

„Er hat recht. Sie wurden extra für dich gesammelt, Frieda. Herr Gildenmeister, vielen Dank, dass Sie dieses wertvolle magische Accessoire mir überlassen haben.“

Es war ein kostbarer Gegenstand, für den der Gildenmeister all seine Verbindungen und sein Vermögen eingesetzt hatte. Auch wenn ich die Kosten selbst tragen musste, konnte ich mich glücklich schätzen, dass er es mir überlassen hatte.

„Myne, überleg dir gut, was du tust“, ermahnte er mich mit einem scharfen, durchdringenden Blick, der mir den Atem raubte. Ich nickte nur.

„Ach ja, wir müssen noch Mynes Familie benachrichtigen, dass sie aufgewacht ist. Myne, gibt es etwas, was der Bote deiner Familie mitteilen soll?“

Für einen Moment war ich über das Wort „Bote“ überrascht, aber es war nur natürlich, dass der Gildenmeister oder Frieda nicht selbst zu meiner Familie gehen, sondern einen Hausangestellten schicken würden. Ich wandte mich an den Boten und sagte:

„Richten Sie ihnen bitte aus, dass sie das [einfache Rinse-in-Shampoo] mitbringen sollen, damit ich mich bei Frieda bedanken kann.“

In meiner Familie war der Name „einfaches Rinse-in-Shampoo“ immer noch gebräuchlich, aber es schien zu kompliziert zu sein. Der Bote bemühte sich, sich die Nachricht zu merken, und verzog das Gesicht.

„Das einfache Rins...? Entschuldigung, könnt Ihr das bitte wiederholen?“

„Eine Flüssigkeit, die das Haar schön macht, Rinsham. Wenn Sie das meiner Familie mitteilen könnten, werden sie es verstehen. Bitte entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten. Vielen Dank!“

„Eine Flüssigkeit, die das Haar schön macht, Rinsham. Ich verstehe.“

Nachdem ich dem Boten die Adresse bestätigt und mich von ihm verabschiedet hatte, spürte ich, wie sich der Gildenmeister über das Kinn strich und mich ansah. Sein unheilvolles Grinsen kam mir bekannt vor.

„Sag mal, Frieda, findest du nicht auch, dass Myne so einige interessante Dinge besitzt?“

„In der Tat. Ich dachte, mit dem magischen Accessoire könnten wir sie zu uns holen, aber leider habe ich mich geirrt. Wie enttäuschend.“

Es machte mir Angst, völlig isoliert und von ihnen umzingelt zu sein. Sie würden mich bestimmt bei lebendigem Leib auffressen.

„Das Geld für das magische Accessoire! Ich möchte es jetzt bezahlen!“

Ich fürchtete, sie würden den Preis in die Höhe treiben, und hielt meine Karte an die des Gildenmeisters, um die Zahlung zu tätigen.

„Du hast die Kohle wirklich ... Dieser verdammte Benno.“

Der Gildenmeister stöhnte frustriert. Benno schien irgendwie durch das Netz geschlüpft zu sein, das der Gildenmeister gespannt hatte.

Gute Arbeit, Benno! Sie haben mir den Arsch gerettet.

„Myne, greif zu.“

„Guten Appetit.“

Ich konnte nicht aufhören, über das ganze Gesicht zu strahlen.

Denn es gab weißes Brot zum Frühstück! Ein weißes Brot nur aus Weizenmehl! Und ich durfte mir so viel Honig nehmen, wie ich wollte. Ein wahrer Luxus.

Ich stopfte mir die Wangen mit dem süßen, leckeren Brot voll, dann probierte ich die Suppe. Sie war gut gesalzen, aber das Gemüse schmeckte schwach. Wahrscheinlich hatte man es einmal blanchiert und die Brühe weggeschüttet. Diese Zubereitungsart schien hier üblich zu sein. Aber die Eier und der Speck waren köstlich und zum Nachtisch gab es sogar Obst. Ich war so begeistert von dem luxuriösen und leckeren Frühstück beim Gildenmeister, das mich an Japan erinnerte.

Während ich das Essen in kleinen Bissen genoss, musterte mich der Gildenmeister stirnrunzelnd.

„Myne, wo hast du denn die Tischmanieren gelernt?“

„Ich habe sie nicht gelernt.“

Zur Urano-Zeit hatte ich ein paar Bücher über Manieren gelesen und die Tischetikette in Cafés geübt, aber ich hatte sie nie systematisch studiert, also war das keine Lüge. Der Gildenmeister runzelte noch mehr die Stirn und starrte mich stutzig an. Ich versuchte ihn zu ignorieren und aß mein Frühstück zu Ende. Mir Gedanken zu machen, würde mir nur schaden.

Nach dem Frühstück machte sich der Gildenmeister auf den Weg zur Arbeit. Während Frieda und ich Tee tranken, wurden wir über die Ankunft der Besucher informiert. Meine Familie wollte vorbeikommen, um mein Gesicht wenigstens kurz zu sehen, bevor sie zur Arbeit ging.

„Myne! Uah!“

Als Papa auf mich zustürmte, ging Mama dazwischen, um ihn aufzuhalten.

„Myne, du bist endlich aufgewacht. Ich bin so froh. Als Lutz mir erzählt hat, dass du in Bennos Laden zusammengebrochen bist und sie dich zu Frieda gebracht haben, ist mir das Herz stehen geblieben.“

„Es tut mir leid, dass ich euch so viel Kummer und Sorgen bereitet habe. Frieda leidet an der gleichen Krankheit und hat mir viel darüber beigebracht.“

Hätte ich Mama die Wahrheit gesagt, dass man ein magisches Accessoire für mich verwendet hatte, das zwei kleine Goldmünzen und acht große Silbermünzen gekostet hatte, wäre sie bestimmt in Ohnmacht gefallen.

„Frieda, vielen Dank!“

„Mama, hast du das [einfache Rinse-in-Shampoo] mitgebracht?“

Außer Geld und Rinsham war mir nichts eingefallen, das ich Frieda hätte schenken können. Da morgen ihre Taufe stattfinden würde, hielt ich es für einen guten Zeitpunkt, sie herauszuputzen.

„Ja. Aber ich weiß nicht, ob das ein gutes Geschenk ist. Tuuli!“

„Frieda, vielen Dank, dass du Myne geholfen hast!“, sagte Tuuli und gab ihr einen kleinen Krug. Sie nahm ihn lächelnd entgegen und verbeugte sich leicht.

„Gern geschehen. Ich bin froh, dass ich ihr helfen konnte.“

„Ich bin dir so dankbar. Ich habe von Lutz gehört, dass Mynes Zustand sehr kritisch war. Danke, dass du meiner Tochter geholfen hast. Myne, wenn es dir gut geht, kommst du dann heute nach Hause?“, fragte Papa und signalisierte mir mit dem Blick, dass ich schnell zurückkommen sollte.

Ich hatte meiner Familie schon genug Sorgen bereitet und wollte auch gerne so schnell wie möglich nach Hause, aber Frieda stellte sich mir in den Weg.

„Das geht leider nicht. Wie wir gestern besprochen haben, steht Myne noch unter Beobachtung und muss bis zum Tag der Taufe hierbleiben. Es wäre schlimm, wenn sich ihr Zustand plötzlich verschlechtern würde.“

„Ach so ...“

„Danke, dass Ihr auf sie aufpasst.“

Mama drehte sich zu Frieda und verbeugte sich. Als ich mich fragte, ob das eine Art Gruß war, und einen Schritt vortrat, um sie besser sehen zu können, drückte Tuuli plötzlich ihre Hände an meine Wangen.

„Wir gehen gleich zur Arbeit. Benimm dich, ja?“

„Ich weiß schon, Tuuli. Holt mich morgen ab, okay? Viel Erfolg bei der Arbeit.“

Während meine Familie eilig das Haus verließ, ging Lutz an ihr vorbei und kam herein.

„Ich habe gehört, dass du wieder wach bist. Was ist mit dem Fieber? Ist es gesunken?“

Auch Lutz berührte mich an der Stirn und am Nacken, um meine Körpertemperatur zu fühlen, so wie Frieda es getan hatte. Da er gerade von draußen gekommen war, war seine Hand viel kälter als Friedas.

„Warte mal, Lutz! Deine Hand ist eiskalt!“

„Oh, tut mir leid.“

„Du hast dir bestimmt Sorgen gemacht. Ich bin aber wieder fit.“

„Aber das wirst du nur ein Jahr bleiben, nicht wahr?“

Lutz schien von der Zerfressung und dem magischen Accessoire gehört zu haben und schmollte, als wollte er mir sagen, dass ich mich nicht zu früh freuen sollte. Aber für jemanden wie mich, der keinen Ausweg hatte, war ein Jahr Gnadenfrist von immenser Bedeutung.

„In diesem einen Jahr werde ich mir Gedanken machen und nach einer Lösung suchen. Aber zuerst muss ich Bücher herstellen.“

„Du denkst immer nur an so was. Ich gehe jetzt zu Benno und gebe ihm Bescheid, dass du aufgewacht bist. Er hat gestern gesagt, dass er am Nachmittag vorbeikommen will.“

Sobald Frieda den Namen Benno hörte, machte sie ein verärgertes Gesicht. Bisher hatte sie hinter uns gestanden und uns zugehört, aber nun griff sie ein.

„Der Nachmittag wäre ungünstig, da haben wir uns nämlich verabredet, Süßwaren zu backen, nicht wahr, Myne?“

Irgendwie schien mir der Zeitpunkt für ein Treffen mit Benno und Frieda ungünstig. Ich hatte die böse Vorahnung, dass ich die Leidtragende sein würde, und sah es schon vor meinem inneren Auge, wie sie sich böse anstarrten, während ich zwischen ihnen stand und weder ein noch aus wusste.

„Lutz, es tut mir leid, aber kannst du Benno sagen, dass ich an einem anderen Tag in den Laden komme?“

„Okay ... Was wollt ihr denn backen? Willst du was Neues ausprobieren?“

Lutz schien sich mehr für die Süßwaren zu interessieren, die Frieda und ich backen wollten, als für Benno. Ich kicherte und schüttelte den Kopf.

„Das wissen wir erst, wenn wir mit der Köchin gesprochen haben.“

„Oh, legst du das nicht fest?“

Ohne zu wissen, welche Zutaten und Werkzeuge uns zur Verfügung standen, konnte ich mir keine Gedanken darüber machen, was wir backen sollten. Da wir auf die Hilfe der Köchin zählen konnten, könnten wir etwas Kompliziertes backen, aber wenn es ihr zu viele Umstände bereiten würde, würde ich mich an etwas Einfaches halten.

„Ich weiß noch nicht, welche Zutaten und Werkzeuge wir benutzen können, deshalb kann ich das noch nicht entscheiden.“

„Aber für Lutz hast du schon mal gebacken, nicht wahr?“

Frieda schien mit meiner Erklärung nicht zufrieden zu sein und schmollte. Aber Lutz’ Familie hatte eine ähnliche Lebensqualität wie meine und besaß in etwa die gleichen Werkzeuge wie wir, während Friedas Familie ganz andere Standards hatte, selbst wenn es nur um eine einzige Zutat ging.

„Ich habe es nicht für Lutz gebacken. Ich habe ihm nur das Rezept beigebracht. Lutz hat es bei sich zu Hause mit seinen eigenen Zutaten selbst zubereitet. Stimmt doch, oder, Lutz?“

„Ja, weil Myne zu klein und zu schwach ist und keine Ausdauer hat.“

„Am Abend sollte es fertig sein. Ich hebe dir eine Portion zum Probieren auf, okay?“

„Echt? Ich freue mich.“

Frieda schien in Lutz einen Rivalen zu sehen. Sie warf einen bösen Blick auf die Tür, durch die Lutz gegangen war, blähte ihre Backen süß auf und sah mich unzufrieden an.

„Du bist viel zu nett zu Lutz.“

„Das stimmt nicht. Im Gegenteil, Lutz ist viel zu nett zu mir.“

Als sie das hörte, ärgerte sich Frieda noch mehr. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, warum sie so schlecht gelaunt war. Während ich grübelte, stupste sie mich mit dem Zeigefinger an.

„Dann muss ich dich eben auch verwöhnen.“

„Hä? Wieso?“

„Es frustriert mich, dass du meine beste Freundin bist, aber ich nicht deine.“

Wie süß sie ist! Ich würde so gerne einen Finger in ihre Pausbacke drücken.

Da ich verstanden hatte, dass hinter ihrer schlechten Laune Eifersucht steckte, konnte ich nur verschämt lachen.

„Dann lass uns Mädchensachen machen, bei denen Lutz nicht mitmachen kann, um deine Laune zu bessern.“

„Mädchensachen?“, fragte Frieda verwirrt.

Ich erinnerte mich daran, wie ich mit Tuuli herumgealbert und Spaß gehabt hatte.

Friedas Hobby war Geld. Ich hatte das Gefühl, selbst wenn wir wie normale Mädchen mit Puppen spielen würden, würde sich das Spiel in eine ganz unerwartete Richtung entwickeln. Das wäre zwar auch interessant, aber wir hatten nicht so viel Zeit.

„Wir können zusammen baden, uns die Haare waschen, im Bett liegen und plaudern. Das geht nur, wenn wir Mädchen unter uns bleiben, oder?“

„Das klingt toll. Lass uns zuerst backen und zu der Köchin gehen.“

Frieda nahm meine Hand und führte mich in die Küche. Dort stand eine mollige Frau, die gerade mit dem Aufräumen nach dem Frühstück fertig war. Sie war wahrscheinlich so alt wie meine Mutter, ihre Ausstrahlung erinnerte mich aber mehr an Karla.

„Ilse, Ilse, wegen der Süßwaren, die wir heute backen wollten ...“

„Ja, gnädiges Fräulein. Du wolltest mit deiner Freundin backen, nicht wahr? Das hast du mir schon mehrmals gesagt.“

„Darf ich Sie fragen, welche Zutaten zur Verfügung stehen?“

Ilse hob die Augenbrauen leicht.

„Welche Zutaten brauchst du denn?“

„Ähm, Weizenmehl, Butter, Zucker und Eier. Wir haben keinen Zucker zu Hause und nehmen Marmelade oder Honig als Ersatz. Haben Sie Zucker?“

Was wir backen würden, hing stark von der Verfügbarkeit der Zutaten ab. Das war auch der Grund, warum es bei Lutz immer nur Pfannkuchen und Arme Ritter gab.

„Ja, haben wir.“

„Wirklich? Super! Haben Sie auch einen Ofen?“

„Klar. Siehst du doch.“

Als Ilse ein Stück zur Seite trat, kam der große Holzofen zum Vorschein. Meine Vorfreude wuchs und wuchs. Ich schlug die Hände vor der Brust zusammen und sah zu Ilse auf.

„Wenn Sie einen Ofen haben, dann haben Sie auch ofenfeste Schüsseln und Bleche, oder? Haben Sie auch eine Waage?“

„Natürlich.“

Ilse zuckte mit den Schultern, als wollte sie mir sagen: „So was Selbstverständliches brauchst du nicht zu fragen.“ Ich hätte einen Freudentanz aufführen können.

„Juchhu! Dann können wir [Kuchen] backen!“

Mir schwebten verschiedene Kuchenrezepte vor. Bei einigen kannte ich auch die Mengenangaben noch auswendig.

Aber warte mal, hier wird das Gewicht ja nicht in Gramm angegeben. Was mache ich jetzt?

Ich war mit meinen Gedanken schon bei den Kuchen, aber ich hatte nicht bedacht, dass man zum Backen nicht nur Zutaten und Werkzeuge benötigte. Wenn man die Mengen nicht genau abmessen konnte, würde das Backen nicht gelingen.

Die Paru-Kuchen, die wir bei Lutz gebacken hatten, waren wie Okonomiyaki, japanische Pfannkuchen, und jedes Mal unterschiedlich luftig und dick. Für die Jungs, die mehr Wert auf Quantität als auf Qualität legten, waren sie eine gute Lösung, aber wenn es auf den Geschmack ankam, war die genaue Menge entscheidend. Wenn ich schon den Luxus hatte, Friedas Holzofen zu benutzen, konnte ich mir keine Fehler erlauben. Für Versuch und Irrtum war keine Zeit.

Gab’s nicht so einen Kuchen, bei dem man nicht auf die Grammzahl achten muss?

Mir fiel ein Kuchen aus einem französischen Backbuch ein, bei dem die Grammzahl keine Rolle spielte.

„Ähm, ich würde gerne etwas backen, das [Quatre-quarts] heißt.“

Quatre-quarts bedeutete im Französischen vier Viertel und war ein Kuchen, für den man die gleiche Menge Weizenmehl, Eier, Butter und Zucker verwendete. Ich konnte ihn backen, ohne die hiesige Gewichtseinheit zu verstehen, solange die Waage die gleiche Menge anzeigte. Man nannte ihn auch Pfundkuchen.

„Noch nie gehört. Und was ist das für ein Gebäck?“

„Eines, das zu gleichen Mengen aus Weizenmehl, Eiern, Butter und Zucker gebacken wird.“

„Willst du das wirklich backen?“

Da Ilse die Augen weit aufgerissen hatte, wurde ich unsicher und wich zurück.

„Wenn das keine gute Idee ist, können wir auch etwas anderes backen.“

„Das habe ich nicht gesagt. Aber weißt du wirklich, wie man es bäckt?“

„Ja.“

Wir baten Ilse, den Ofen entsprechend der verabredeten Zeit vorzubereiten, dann verließen wir die Küche und suchten nach Schürzen. Da Frieda noch nie im Haushalt geholfen hatte, hatte sie auch noch nie eine getragen. „Wie wäre es damit?“, fragte eine Hausangestellte, legte ihr eine Schürze um und band ihr ein großes Tuch als Dreieckstuch über die Haare. Damit war alles perfekt vorbereitet.

Zur verabredeten Zeit kamen wir in die Küche und fanden dort Ilse, die mit großen, amüsierten Augen lachte.

„Aha, gnädiges Fräulein, du siehst aber motiviert aus.“

„So ist es. Ich backe ja auch mit.“

Natürlich hatten sie keine Kuchenformen, also mussten wir auf einen kleinen, runden Eisentopf ausweichen.

„Kannst du uns erklären, wie man es zubereitet? Wir sollten zumindest den groben Ablauf kennen.“

„Klar. Zuerst messen wir die Mengen ab, dann erwärmen wir Eier und Zucker auf menschliche Körpertemperatur und schlagen sie auf.“

„Wie sollen wir sie auf Körpertemperatur erwärmen?“

„Wir können die Schüssel in ein größeres Gefäß stellen und heißes Wasser hineingeben.“

„Ach so, ein Wasserbad. Dann muss ich das Wasser erst kochen.“

Hier konnte man das Wasser nicht so schnell wie auf einem Gasherd kochen. Da ich in dieser Welt noch nie richtig gebacken hatte, wusste ich solche Details natürlich nicht.

„Das Schlagen der Zucker-Eier-Mischung ist das Wichtigste. Wenn sie schaumig ist, gibt man unter ständigem Rühren das gesiebte Weizenmehl dazu. Dann wird die zerlassene Butter untergerührt, möglichst ohne die schaumige Konsistenz des Eischnees zu zerstören.“

„Die Butter muss also geschmolzen werden. Und wenn dann alle Zutaten vermischt sind, wird der Teig gebacken?“

„Genau.“

Ilse, die nun den Ablauf kannte, holte die Waage und stellte sie auf die Arbeitsfläche. Dann forderte sie uns auf, die nebeneinander liegenden Zutaten abzuwiegen. Sie zeigte uns, wie man die Waage bediente, und wir wogen die Zutaten in gleichen Mengen ab und sie kochte in der Zwischenzeit das Wasser.

Zuerst wogen wir die Eier und den Zucker ab, erhitzten das Wasserbad und ließen die Mischung von Ilse zu Eischnee schlagen, von dem die Luftigkeit und der Geschmack des Kuchens abhing. Währenddessen wogen wir beide das Weizenmehl und die Butter ab.

„Jetzt haben wir die Zutaten in der richtigen Menge. Als Nächstes fetten wir die Form mit Butter ein, damit sich der Kuchen leichter lösen lässt.“

Wir bestrichen den Eisentopf mit Butter und bestäubten ihn leicht mit Mehl. Es ging nicht anders, da wir kein Papier hatten.

„Lass uns das Mehl sieben. Wenn es locker luftig ist, wird der Kuchen auch schön weich.“

Ich passte auf, dass es sich nicht in der Luft zerstreute, und siebte es dreimal.

„Die Eimischung ist ja ganz weiß geworden. Die Masse ist jetzt auch mehr.“

Frieda starrte neidisch auf Ilses Hände, die mit dem Aufschlagen des Eischnees beschäftigt waren. Die Köchin verstand sofort, dass Frieda es auch einmal ausprobieren wollte, und reichte ihr lächelnd Schüssel und Schneebesen.

„Willst du auch mal, gnädiges Fräulein?“

„Ja!“

Frieda begann begeistert zu schlagen, aber schon nach kurzer Zeit ließ ihre Motivation nach. Beim Kuchenbacken ohne Rührgerät kam es auf die Kraft der Arme an. Eine zu schwere Aufgabe für Kinder, die unter Zerfressung litten.

„Myne, sieht das gut aus?“

„Ja! Jetzt kommt das Weizenmehl dazu.“

Ich legte das Sieb auf die Schüssel und siebte das Mehl hinein. Dann rührte ich den Teig mit einem flachen Holzlöffel um, damit er nicht klebte.

„So rührt man. Und jetzt die Butter. Ist sie schon geschmolzen?“

„Ja, nachdem ich das Wasser aufgekocht habe, habe ich sie neben den Herd gestellt.“

„Ilse, lös mich ab, ich kann nicht mehr.“

„Ach Mensch, ihr jungen Fräulein habt wirklich keine Kraft.“

Ilse lachte und nahm Frieda die Schüssel ab. Ich bat sie, die Butter unterzuheben und den Teig umzurühren.

Frieda ging zu dem Eisentopf, der als Kuchenform diente, und sah ihn mit leuchtenden Augen an.

„Wenn der Teig in der Form ist, muss man sie schütteln, damit die Luft rausgeht.“

Da uns der Topf zu schwer war, überließen wir Ilse die Arbeit. Sie schien von Anfang an zu wissen, dass wir es nicht schaffen würden, und folgte meinen Anweisungen.

„Jetzt muss der Teig nur noch in den Ofen.“

Ich kannte mich mit dem Holzofen nicht aus und hielt es für besser, mich auf Ilse zu verlassen. Mit einem dumpfen Geräusch stellte sie den Eisentopf in den heißen Ofen und schloss die Ofentür.

„Wenn wir aufgeräumt haben, ist das Gebäck bestimmt auch fertig.“

Während Ilse emsig aufräumte, versuchte ich ihr zu helfen, wobei ich ihr die Hälfte der Zeit nur im Weg stand. Allmählich lag ein süßer Duft in der Luft. Frieda stellte sich vor den Ofen und fragte ungeduldig: „Ist es schon fertig?“ Wie süß.

„Noch nicht“, antwortete ich. Ich war mir nicht sicher, ob der Kuchen gelingen würde und starrte nervös auf den Ofen. Für diesen Quatre-quarts hatte ich kostbare Zutaten von anderen in einem fremden Haus verwendet und es war der erste Kuchen, den ich für Frieda backen wollte, also durfte ich mir keinen Misserfolg erlauben.

„Wollen wir mal schauen, wie es jetzt aussieht?“

Ilse öffnete die Ofentür und schaute hinein. Ich sah, dass der Kuchen gut aufgegangen war, aber keine gleichmäßige Farbe hatte.

„Ilse, der hintere Teil sieht schon ganz gut aus, können Sie den Topf mal drehen?“

Ilse drehte ihn um hundertachtzig Grad. Selbst mit dicken Handschuhen, die wie Fäustlinge aussahen, hätte ich mich nicht getraut, meine Hände in den Ofen zu stecken. Ich hatte Respekt vor der Vertrautheit der Köchin mit ihrer Arbeit.

Dann schloss sie die Tür wieder und sah uns an.

„Woher weißt du, ob der Teig durchgebacken ist?“

„Ich würde mit einem Bambusstab oder einem dünnen, spitzen Holzstäbchen hineinstechen. Haben Sie einen?“

„Hm, wir haben nur Spieße zum Fleischbraten.“

Sie hatte Eisenspieße gefunden, so wie man sie für Fleisch- und Gemüsespieße verwendete. Ich hatte noch nie einen Eisenspieß in einen Kuchen gesteckt und wusste nicht, ob er die gleiche Funktion erfüllen würde.

Ich hatte das Gefühl, dass er ein großes Loch in den Kuchen reißen würde, aber ich hatte keine andere Wahl.

Auch zur Urano-Zeit hatte ich einmal keine Bambusstäbe zur Hand gehabt und ein Kochstäbchen genommen. Ein Eisenspieß würde also sicher auch gehen.

Ilse steckte den Spieß hinein und zog ihn wieder heraus. Ich sah, dass ein wenig Teig daran hing.

„Das Innere ist noch nicht durchgebacken.“

„Woher weißt du das?“

„Hier hängt noch ein Stück roher Teig, sehen Sie? Das ist ein Zeichen dafür, dass der Kuchen noch nicht fertig ist.“

Als das Innere fertig war, war die Oberfläche teilweise schon dunkelbraun. Vielleicht war der Ofen zu heiß. Doch anders als bei einem Elektroofen ließ sich die Temperatur des Holzofens nicht so einfach einstellen, hier waren Erfahrung und Fingerspitzengefühl gefragt.

„Das nächste Mal muss ich besser auf den Ofen aufpassen“, murmelte Ilse und nahm den Quatre-quarts aus dem Ofen. Als sie ihn von dem Eisentopf löste, sahen wir einen luftigen, runden Kuchen, der mich an Castella erinnerte.

„Wow!“, rief Frieda.

„Sieht lecker aus“, kommentierte Ilse.

Als die beiden den Kuchen mit leuchtenden Augen betrachteten, fühlte ich mich unsagbar stolz.

„Eigentlich müsste man ihn in ein feuchtes Tuch einwickeln, damit er nicht austrocknet, und zwei, drei Tage stehen lassen, dann schmeckt er noch besser. Aber wollen wir trotzdem jetzt schon ein kleines Stück probieren?“

Ilse schnitt mir ein dünnes Stück ab. Ich nahm es in die Hand und steckte es mir in den Mund. Ein kleines Stück probieren zu können, bevor andere von dem Duft angelockt wurden, war das Beste am Verkosten.

„Ja, ein voller Erfolg!“

Dann war Ilse an der Reihe. Sie war es gewohnt, Essen zu probieren. Als Frieda noch zögerte, ob sie mit den Fingern essen sollte, sah sie, dass Ilse ein Stück probierte, und nahm auch einen Bissen.

„Oho!“

Nach der Verkostung drehten sich beide mit großen Augen zu mir um. Ich erkannte eine sehr gefährliche Aura in ihren Raubtieraugen, die mich an die des Gildenmeisters von heute Morgen erinnerten. Ich hielt es für das Beste, die Flucht zu ergreifen, bevor sie mich mit heiklen Fragen bombardierten, und griff nach Friedas Hand.

„Frieda, den Kuchen heben wir uns für den Tee oder als Dessert auf. Lass uns jetzt zusammen baden.“

Beim Backen hatten wir zwar mehr Ilse zugeschaut als selbst hart gearbeitet, aber vom Sieben waren unsere Ärmel ganz mit Mehl bedeckt. Da wir noch genügend Zeit hatten, wollte ich auch das Rinsham benutzen.

Als ich die Küche verlassen wollte, drehte ich mich um und bedankte mich bei Ilse.

„Ilse, vielen Dank für Ihre Hilfe.“

Frieda und das Bad

Als ich Friedas Hand nahm und die Küche verließ, wartete bereits eine Hausangestellte auf uns.

„Bitte begebt Euch zuerst ins Bad, bevor Ihr andere Räume betretet.“

„Oh Jutte, du sagst ja das Gleiche wie Myne.“

Frieda kicherte und ging weiter. Jutte schien damit gerechnet zu haben, dass wir uns beim Backen schmutzig machen würden, und hatte schon heißes Wasser eingelassen. Sie trug einen Korb, in dem sich Wechselkleidung, Handtücher und das Rinsham befanden, und führte uns ins Bad.

„Bitte hier entlang.“

Während Jutte die Treppe hinunterging, riss ich die Augen weit auf. Auch in Bennos Laden gab es eine Treppe, die in das obere Hinterzimmer führte, deshalb wunderte es mich nicht, dass man auch hier von der Wohnung in den Laden gehen konnte. Aber ich war mir nicht sicher, ob ich mitkommen sollte, also fragte ich Frieda leise:

„Kommen wir nicht vor dem Laden an, wenn wir hier runtergehen?“

„Keine Sorge.“

Jutte ging an der Tür des Ladens im Erdgeschoss vorbei und weiter nach unten.

Im Keller angekommen, fanden wir vor der Treppe zwei Türen, eine schwere, prunkvolle und eine normale. Jutte öffnete die erste und ließ uns hinein.

Dahinter verbarg sich ein Raum mit hoher Lufttemperatur und einem warmen Fußboden, der wie geheizt wirkte. Ich sah zwei große Holzliegen, die mit Handtüchern bedeckt waren und wie Massageliegen aussahen.

„Bitte zieht Eure Kleider und Schuhe aus.“

Dieser Raum schien ein Umkleide- und Massageraum zu sein. Auf Juttes Bitte hin zog ich mich aus, während Frieda sich von ihr helfen ließ.

Als wir eine weitere Tür öffneten, kam ein etwa zehn Quadratmeter großes Badezimmer zum Vorschein. Die Größe erinnerte mich an Familienbäder in japanischen Thermalbädern. Die Badewanne bot so viel Platz, dass zwei bis drei Erwachsene ihre Beine ausstrecken konnten.

„Wooow! Was ist das?“, rief ich reflexartig beim Anblick des unerwarteten luxuriösen Bades. Meine Stimme hallte wider.

Der Boden schien aus weißem Marmor zu sein, ebenso die mit heißem Wasser gefüllte Badewanne. An einem Ende der Wanne stand die Statue eines Mädchens, das einen Krug hielt, aus dem Wasser quoll. Etwa die gleiche Menge Wasser floss langsam aus der Wanne und hielt den Raum warm. In der Nähe der gefliesten Decke befand sich ein Fenster, durch das die gleißende Sonne schien. Der weiße Marmor reflektierte das Licht und ließ den Raum lichtdurchflutet erscheinen.

Als Frieda sah, wie ich bei diesem Anblick vor Überraschung erstarrte, lachte sie herzlich und ging an mir vorbei.

„Ahaha, damit hast du nicht gerechnet, oder? Mein Großvater hat das Bad eines adeligen Anwesens nachbauen lassen. Normalerweise benutzen wir es nicht, aber morgen ist ja meine Taufe, also habe ich eine Sondergenehmigung bekommen.“

„Dass es Bäder gibt ...“

Nachdem ich über ein Jahr lang kein Bad mehr benutzt hatte, hatte ich endlich eines gefunden, das noch größer und edler war als das, das ich zur Urano-Zeit hatte.

„Im Ausland liegt es sehr im Trend und ist bei den Adeligen wegen seiner gesundheitsfördernden und kosmetische Wirkung sehr beliebt.“

Jutte kam angezogen herein. Nur die Schürze hatte sie wegen der Nässe gegen eine aus härterem Stoff getauscht, die den Rock bedeckte. Auch den Rock hatte sie etwas hochgekrempelt und teilweise zusammengebunden.

Da sie schnell anfangen wollte, Frieda zu baden, holte ich das Rinsham.

„Jutte, bitte benutzen Sie das. Man muss es ein bisschen schütteln ...“

Während ich ihr die Benutzung erklärte, sah Jutte Frieda verlegen an.

„Jutte, wie wäre es, wenn Myne mir heute die Haare wäscht?“

„Ähm, wäre das in Ordnung?“, fragte ich.

Jutte ging zur Seite und ich begann, Frieda die Haare zu waschen. Währenddessen rieb sie die Seife auf ein Handtuch und reinigte Frieda den Körper.

„Wenn du wie heute im Bad bist und viel Wasser benutzen kannst, kannst du das Mittel einfach auf die Hand geben und auf die Haare auftragen. Dann kannst du mit den Fingerspitzen vorsichtig die Kopfhaut reinigen.“

„Es kitzelt zwar ein bisschen, aber es fühlt sich gut an.“

Frieda ließ sich wohl oft von Jutte die Haare waschen, denn sie waren glatt und glänzten leicht. Vielleicht brauchte sie das Rinsham gar nicht. Wahrscheinlich hatten die Reichen schon ihre eigenen Pflegeprodukte und würden kein Rinsham kaufen. Während ich Frieda die Haare wusch, dachte ich darüber nach und überlegte, ob ich Benno davon erzählen sollte.

„Wenn alles sauber ist, spült man die Haare gründlich aus, bis das Mittel vollständig von der Kopfhaut abgewaschen ist.“

Jutte spülte mit einem Eimer Wasser den Schaum von Friedas Körper. Mit ihrem sauberen Körper ging Frieda rasch zur Badewanne und stieg hinein. Neugierig beobachtete ich sie und sah, wie sie ihren Kopf an den Rand legte und die Haare aus der Wanne hängen ließ, dann spülte Jutte die Haare sorgfältig aus.

Aha, so lässt sie sich also die Haare waschen. Ich hatte schon Angst, dass sie sich die Haare in der Wanne ausspülen und das Badewasser schmutzig machen würde. Glück gehabt.

Während ich Frieda mit großen Augen beim Baden zuschaute, schien sie mit dem Haarewaschen fertig zu sein. Wie schön, dass man hier so verschwenderisch mit heißem Wasser umgehen konnte.

Ich griff nach dem Rinsham, um mir die Haare zu waschen, doch da kam Frieda mit leuchtenden Augen aus der Wanne auf mich zu.

„Ich möchte dir auch die Haare waschen.“

Darf ich das Angebot eines so edlen Fräuleins wirklich annehmen?

Ich warf Jutte einen kurzen, fragenden Blick zu. Sie seufzte und setzte sich zu mir.

„Nun, gnädiges Fräulein, wir können ihr zusammen die Haare waschen. Ich möchte auch üben, das Rinsham zu benutzen.“

Dass sie üben wollte, bedeutete wohl, dass sie Frieda unter die Arme greifen wollte. Danke, Jutte.

Als sie meine Kopfhaut zu zweit massierten und sich ihre großen und kleinen Finger in meinen Haaren schlängelten, kitzelte es unglaublich. Ich musste mich sehr zurückhalten, um nicht in Lachen auszubrechen.

„Myne, deine Haare sind so glatt.“

„Ja, sie fallen immer raus, wenn ich sie mit einer Schnur zusammenbinde, deshalb benutze ich die Haarnadel.“

„Interessant, wie du deine Haare mit so einem Holzstab hochstecken kannst.“

„Na ja, es war eigentlich nur eine Notlösung, weil ich sonst nichts habe ...“

Als meine Haare einigermaßen sauber waren, überließ Jutte Frieda das Haarewaschen und reinigte meinen Körper. Da Frieda mir die Kopfhaut massierte, konnte ich nirgendwo hin und blieb brav sitzen.

„Jetzt bist du auch schön sauber, Myne.“

Als Frieda zufrieden zu sein schien und aufhörte, griff ich nach dem Eimer, doch Jutte kam mir zuvor.

„Ich spüle Euch gleich die Haare aus. Bitte begebt Euch in die Wanne.“

„Das kann ich selbst!“

„Ihr seid unser Gast. Bitte.“

Da ich mich gegen die lächelnde Jutte nicht durchsetzen konnte, tat ich es Frieda nach, stieg in die Wanne und legte meinen Kopf auf den Rand. Jutte wusch mir sorgfältig die herunterhängenden Haare. Sie goss warmes Wasser darüber, wusch die Haare sanft mit den Händen und strich mir über den Kopf. Wahrscheinlich half sie Frieda immer beim Baden. Ihre geübten Hände fühlten sich so angenehm an, dass ich fast einschlief.

Ah, wie im Spa. So schön ...

„Sag mal, Myne, wie wäscht man sich die Haare, wenn man nicht im Bad ist?“

Friedas Frage ließ mich wieder zu mir kommen. Ich war nicht im Spa und durfte nicht einschlafen. Ich schaute in die Richtung, aus der ihre Stimme gekommen war, und fand sie neben mir, den Kopf auf die Kante gelegt. Ich starrte auf das Mosaikmuster der gefliesten Decke, gegen die der Dampf aufstieg, und erklärte Frieda, wie ich mir immer die Haare wusch.

„Wenn man nicht im Bad ist, füllt man den Eimer bis zur Hälfte mit warmem Wasser und mischt das Rinsham hinein. Dann taucht man die Haare ins Wasser und wäscht sie darin. Damit keine Rückstände im Haar bleiben, muss man es mit einem Tuch gut trocknen und mit einem Kamm durchkämmen.“

Das Shampoo sollte so weit verdünnt werden, dass ein kleiner Rest in den Haaren zurückbleiben durfte. Man musste die Haare mehrmals ins Wasser tauchen und mit dem Handtuch sorgfältig abtupfen, um möglichst alle Rückstände zu entfernen. Das war nur eine Notlösung für mich, um mir ohne viel heißes Wasser die Haare waschen zu können. Hätten wir zu Hause ein Badezimmer gehabt, hätte ich mir nicht den Kopf zerbrochen.

„Gehört Rinsham dir?“

„Nein, Benno hat alle Rechte daran. Bald soll auch der Verkauf beginnen.“

„Ach so ...“

Frieda schien noch etwas sagen zu wollen, doch bevor sie weiterreden konnte, hielten Juttes Hände inne.

„Wir wären jetzt fertig. Ist es so in Ordnung?“

Ich stand auf und bedankte mich:

„Vielen Dank. Das hat sich sehr gut angefühlt.“

„Ich muss noch etwas vorbereiten. Wärmt Euch im Bad gut auf.“

Jutte erhob sich und verließ das Badezimmer. Ich verabschiedete mich von ihr, ließ mich bis zu den Schultern ins warme Wasser fallen, wusch mir das Gesicht und atmete tief aus.

Hach, das Paradies auf Erden.

„Oh Myne, du siehst aus, als würdest du dahinschmelzen. Badest du gerne?“

„Oh ja! Am liebsten würde ich jeden Tag baden. So eine Wanne, in der man sich richtig ausbreiten und sich bis zu den Schultern im Wasser legen kann, ist der wahre Luxus.“

Ich nickte mit einem breiten Lächeln, aber Frieda schien nicht sehr erfreut zu sein.

„Badest du nicht gerne?“

„Ich hasse es nicht, aber es ist so heiß und danach ist mir oft schwindelig.“

„Ach ja, man bekommt einen heißen Kopf, wenn man zu lange badet“, antwortete ich, ohne groß nachzudenken und Frieda machte große Augen.

„Aber Jutte sagt immer, ich soll mich darin wärmen, deshalb bleibe ich so lange im Bad.“

„Normalerweise wird das Badewasser schnell wieder kalt, aber die Statue in diesem Bad gibt immer heißes Wasser dazu, da wird einem schnell schlecht. Sollen wir heute etwas früher rausgehen?“

„Gut.“

Gemeinsam stiegen wir aus der Wanne. Ich hätte noch länger im Wasser bleiben können, aber Frieda schien warm zu sein, denn ihre Haut war schon ganz rot.

„Ist dir schwindelig? Geht es dir gut?“

„Mir geht es gut.“

Jutte sagte, sie wolle uns nach dem Bad eine Aromamassage geben, ich lehnte jedoch ab. Ich war zwar neugierig, aber ich wusste nicht, wann ich mich das nächste Mal baden würde. Zu Hause konnte ich mich nur von Tuuli mit einem Handtuch waschen lassen und ich war mir nicht sicher, ob wir damit das Aromaöl abreiben könnten.

Ich zog mich an, trocknete mir die Haare und sah zu, wie Frieda massiert wurde.

„Ich mag so etwas auch nicht besonders, aber für mein späteres Leben unter den Adeligen wäre es besser, mich daran zu gewöhnen. Das hat zumindest mein Großvater gesagt.“

Endlich wurde es mir klar. Obwohl Frieda beim Baden heiß und schwindelig wurde, stieg sie in die Wanne. Obwohl sie keine Lust auf eine Massage hatte, ließ sie sich massieren. Das alles tat sie nur, um sich an das Leben unter den Adeligen zu gewöhnen, denn diese Erfahrung könnte über ihr späteres Schicksal entscheiden.

„Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man sie nutzen. Es gibt sicher große Unterschiede in der Mentalität und in den Sitten.“

„Deshalb gibt es hier im Haus viele Dinge, die man von adeligen Anwesen kennt.“

Mir war schon aufgefallen, dass das Haus des Gildenmeisters ganz anders aussah als Corinnas, die ihren Lebensstil nach der Heirat kaum geändert hatte. Aber sein Reichtum war nicht der Grund für die luxuriöse Einrichtung. Der hohe Standard des Essens, des Bades und der allgemeinen Lebensführung diente wahrscheinlich dazu, Frieda an das Leben der Adeligen zu gewöhnen.

„Dein Großvater verwöhnt dich ja richtig.“

„Es ist eine Investition in die Zukunft. Er macht sich viele Gedanken, damit ich mit dem Laden im Adelsviertel zurechtkomme und den wichtigen Stützpunkt nicht verliere.“

Frieda schmollte ein wenig unzufrieden. Ich glaubte, sie hatte nicht ganz unrecht, aber ihr Großvater hatte es auch ihr zuliebe getan.

„Einen eigenen Laden zu besitzen, ist ja dein Traum, er will dich doch nur unterstützen. Als er den Haarschmuck bestellt hat, wirkte er wie ein ganz normaler Opa, der nur an seine Enkelin denkt.“

„Findest du?“

Ich fragte mich, ob Frieda sich einsam fühlte.

Wegen der Zerfressung konnte sie das Haus nicht verlassen, und als sie schließlich von der Krankheit befreit war, war sie durch den Vertrag mit dem Adeligen gefangen. Seitdem feststand, dass sie Konkubine des Adeligen werden sollte, musste sie sich darauf vorbereiten und konnte keine Freunde finden, weil Menschen in ihrer Umgebung ein ganz anderes Leben führten.

Um in der Welt des Adels zu überleben, musste sie durchsetzungsfähig und berechnend sein. Außerdem musste sie bis zu ihrer Volljährigkeit lernen, wie man ein Geschäft führte. Sicher büffelte sie jeden Tag viel und hart. Sie tat es für sich selbst, aber zweifellos stand sie auch unter einem enormen Druck, denn ihr Leben, ihre Zukunft und die Erwartungen ihrer Familie lasteten auf ihr. Ihre Familie unterstützte sie zwar finanziell, aber Frieda wusste auch, welche Rolle in der Zukunft für sie vorgesehen war, und konnte sich nicht einfach verwöhnen lassen.

Vielleicht war sie deshalb so besessen von mir.

Wir litten beide an der Zerfressung, hatten beide schon vor der Taufe einen Fuß in die Geschäftswelt gesetzt und laut Lutz brannten wir beide für unsere speziellen Hobbys. Im Vergleich zu anderen Kindern hatten wir viel mehr gemeinsam und verstanden uns besser. Vielleicht war das der Grund, warum sie mich ganz für sich haben wollte.

„Schau mal, Myne, mein Haar glänzt so!“

Während ich in Gedanken versunken war, endete die Massage. Frieda hatte sich umgezogen, zeigte auf ihre Haare und staunte. Jutte kämmte sie sorgfältig durch und strich ihr freudig über den Kopf.