Atlan 115: Das Monstrum von Quinto-Center - H.G. Francis - E-Book

Atlan 115: Das Monstrum von Quinto-Center E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Kampf im Hauptquartier der USO - ein Experiment gerät außer Kontrolle Auf den Stützpunkten der USO, auf den Planeten des Solaren Imperiums und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Ende September des Jahres 2842 - eines Jahres, dessen erste Hälfte recht turbulent verlief, wie die vorangegangenen Ereignisse eindeutig bewiesen. Jetzt herrscht in der Galaxis relative Ruhe. Der Aufbau des Solaren Imperiums geht kontinuierlich voran. Es gibt im Augenblick weder im Bereich des Inneren noch im Bereich des Äußeren Schwierigkeiten von Bedeutung. Kein Wunder daher, dass Perry Rhodan, der Großadministrator, Staatsgeschäfte Staatsgeschäfte sein lässt und zusammen mit seiner Frau Mory Abro, der Regierungschefin von Plophos, zu einer Expedition in ein weit entferntes Sonnensystem aufgebrochen ist. Dabei wäre, wie es sich plötzlich herausstellt, die Anwesenheit des Großadministrators und seiner Frau auf Plophos dringend erforderlich! Denn Plophos, das zu einem Transplantationszentrum ersten Ranges geworden ist, erlebt eine Invasion ganz besonderer Art: Transplantationspatienten laufen Amok, und ein Androide explodiert, bevor er entscheidende Aussagen in Sachen "Weltraumzirkus" machen kann. Doch das Spezialisten-Team der USO, das auf Plophos tätig wurde, ist bereits der unbekannten Macht auf der Spur. Dann aber kommt es zu einer unerwarteten Krise, die ausgelöst wird durch DAS MONSTRUM VON QUINTO-CENTER ...

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Nr. 115

– Im Auftrag der Menschheit Band 108 –

Das Monstrum von Quinto-Center

Kampf im Hauptquartier der USO – ein Experiment gerät außer Kontrolle

von H. G. Francis

Auf den Stützpunkten der USO, auf den Planeten des Solaren Imperiums und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Ende September des Jahres 2842 – eines Jahres, dessen erste Hälfte recht turbulent verlief, wie die vorangegangenen Ereignisse eindeutig bewiesen.

Jetzt herrscht in der Galaxis relative Ruhe. Der Aufbau des Solaren Imperiums geht kontinuierlich voran. Es gibt im Augenblick weder im Bereich des Inneren noch im Bereich des Äußeren Schwierigkeiten von Bedeutung. Kein Wunder daher, dass Perry Rhodan, der Großadministrator, Staatsgeschäfte Staatsgeschäfte sein lässt und zusammen mit seiner Frau Mory Abro, der Regierungschefin von Plophos, zu einer Expedition in ein weit entferntes Sonnensystem aufgebrochen ist.

Dabei wäre, wie es sich plötzlich herausstellt, die Anwesenheit des Großadministrators und seiner Frau auf Plophos dringend erforderlich! Denn Plophos, das zu einem Transplantationszentrum ersten Ranges geworden ist, erlebt eine Invasion ganz besonderer Art: Transplantationspatienten laufen Amok, und ein Androide explodiert, bevor er entscheidende Aussagen in Sachen »Weltraumzirkus« machen kann.

Die Hauptpersonen des Romans

Nancy Chessare – Eine USO-Spezialistin kämpft mit einem Ungeheuer.

Ronald Tekener – Stellvertreter des Lordadmirals der USO.

Dr. Alf Hurton – Wissenschaftler auf Quinto-Center.

Stuckey Folus und Thow Tanza – Zwei USO-Spezialisten unter Zirkusleuten.

Ro Batten – Ein Mann, der Rache üben will.

Aron Yr

1.

Die Kugel raste mit so hoher Geschwindigkeit durch das Labyrinthfeld, dass sie mit bloßen Augen kaum zu verfolgen war.

Stuckey Folus versuchte erst gar nicht, sie auf diese Weise zu erwischen. Er konzentrierte sich auf einen Punkt, den die Perle früher oder später passieren musste. Als sie sich ihm näherte, krümmte sich sein Zeigefinger, und ein nadelfeiner Blitz zuckte aus der Spitze der Pistole.

»Ein Volltreffer«, sagte Thow Tanza, der keineswegs überrascht zu sein schien.

Das Ziel hatte sich in einen roten Klumpen verwandelt, der zitternd in einem Fesselfeld hing.

Der Spielleiter lächelte Pa zu.

»Meine Anerkennung, Sir. Das schaffen nur wenige. Genau genommen ist es fünf Wochen her, dass einer das Ding abgefangen hat.«

»Dann habt ihr inzwischen eine Menge Geld mit dem Kasten verdient«, entgegnete Stuckey Folus trocken. Er streckte die Hand aus und nahm die beiden Karten für die Logenplätze in die Hand. Durch den Treffer waren sie recht preiswert geworden. Er blickte auf die Scheine herab und fragte: »Muss ich unbedingt ein Mädchen mitnehmen, oder ist es mir auch erlaubt, meinen Opa einzuladen?«

Dabei deutete er mit dem Daumen auf Thow Tanza. Der Spielleiter musterte den 91-jährigen Mann.

»Nehmen Sie mit, wen Sie wollen«, erwiderte der Spielmanager.

»Uns ist das egal.«

Unbehaglich wandte er sich ab und ging zu einem anderen Gerät, an dem ein blondes Mädchen spielte.

»Unfreundlicher Mensch«, bemerkte »Opa« knurrend. Er strich sich mit der Hand über den runden Schädel und ordnete die schlecht sitzenden Haare. Doch das half nur wenig. Die schwarzen Locken sahen gleich wieder so ungebändigt aus wie zuvor.

»Noch ein Spiel?«, fragte Folus.

Thow Tanza winkte unwillig ab.

»Wir haben, was wir wollen. Verschwinden wir von hier. Die Vorstellung beginnt in zwanzig Minuten.«

Stuckey Folus, genannt »Pa«, beobachtete, wie sich die Augen Tanzas verengten. Er drehte sich um und blickte in die gleiche Richtung wie der Astrophysiker. Am Eingang zu dem Spielsalon stand ein auffallend schlanker Mann, der einen hautengen, blauen Anzug trug. Auf seiner Brust schimmerte das Symbol der COMOTOOMO.

Folus kannte diesen Artisten nicht, aber er zweifelte nicht daran, dass Opa und er sich irgendwann einmal begegnet waren. Die Umstände schienen keineswegs erfreulich gewesen zu sein. Deutlich zeichneten sich Angst und Betroffenheit in dem Gesicht des Unbekannten ab. Er schien wie gelähmt zu sein. Erst als Opa sich bewegte, fiel der Bann von ihm ab. Er drehte sich um und verschwand. Folus wartete, dass Tanza ihm nacheilen würde, aber der Astrophysiker tat, als sei nichts Besonderes vorgefallen.

»Was ist?«, fragte er. »Wie lange willst du dir noch überlegen, ob wir gehen oder noch ein Spielchen machen?«

Stuckey Folus nieste.

»Ich muss mich irgendwie erkältet haben«, erwiderte er zusammenhanglos und wandte sich dem Ausgang zu. Thow Tanza folgte ihm wortlos. Vor einem der zahlreichen Antigravschächte, die zur Arena hinabführten, blieben die beiden Männer stehen. Sie befanden sich an Bord des Zirkus-Raumschiffs COMOTOOMO, das am Rande der Stadt Terrakon gelandet war, deren Bevölkerung lebhaftes Interesse an den Darbietungen zeigte.

Stuckey Folus blickte sich um. Sie waren allein auf dem kleinen Vorplatz des Schachtes, konnten jedoch in mehrere Gänge hineinsehen, auf denen lebhaftes Treiben herrschte. Unter den Besuchern der Spielhallen entdeckte Pa den Mann mit dem hautengen Anzug erneut. Auch Tanza hatte ihn bemerkt. Er schnaufte und drehte sich um. Mit einer lässigen Bewegung stieg er in den Luftschacht und sank nach unten. Folus glitt an ihn heran.

»Du siehst so fröhlich aus«, sagte er spöttisch. »Hast du einen triftigen Grund, dich zu ärgern?«

Opa verzog den Mund und hakte die Daumen in seinen Gürtel. Er hielt es nicht für nötig, darauf zu antworten.

Folus und Tanza setzten sich in Sessel, die direkt am Rand der Arena standen. Mit weichem Fell überzogene Barrieren trennten sie von anderen Gästen ab.

Stuckey Folus lehnte sich zurück und entspannte sich. Er beobachtete die Vorbereitungsarbeiten von Personal und Robotern und lauschte der Musik, die bewusst altertümlich war. Er musste zugeben, dass es den Managern mühelos gelang, eine reizvolle Atmosphäre zu schaffen.

»Hast du ihn jemals gesehen?«, fragte der Opa unvermittelt.

Folus schaltete sofort.

»Nein. Sollte ich?«

»Nein.«

Wieder schwieg Thow Tanza. Gelangweilt sah er sich um. Die Gesichter der Besucher auf der anderen Seite der Arena konnten sie kaum erkennen. Sie lagen im Halbdunkel und wurden von den riesigen Scheinwerfern nicht erfasst.

Die Vorstellung begann mit einer Dressur von Barniter-Affen. Das Publikum dankte mit Lachsalven für jeden Gag. Opa schien sich jedoch zu langweilen. Er sah kaum einmal zu den gescheckten Tieren hinüber, sondern neigte sich zu Folus hin und sagte: »Er heißt Stuff Hallon. Raubtierbändiger.«

Er schnaufte verächtlich und gab damit zu verstehen, dass er vor dieser Zunft keine große Hochachtung hatte.

»Ich hatte vor neun Jahren mit ihm zu tun. Er arbeitete für einen besonders feinen Zirkel, der sein klägliches Ende mir verdankt. Hallon leistete sich einen Mord und entwischte. Er weiß, dass ich ihn überführen kann.«

Stuckey Folus blickte Opa kurz an. Er kannte Tanza gut genug, um sofort erkennen zu können, dass dieser äußerst besorgt war. Natürlich mussten sie immer wieder damit rechnen, Gegnern zu begegnen, die sie identifizieren konnten.

Die Krise war da. Stuff Hallon musste etwas unternehmen, wenn er nicht für einen Mord zur Rechenschaft gezogen werden wollte. Er befand sich an Bord der COMOTOOMO auf exterritorialem Boden. Die Gerichte von Terrakon konnten ihn nicht belangen. Aber das war keine Gewähr für ihn, dass ihm nichts geschehen würde. Er befand sich nur in einer theoretischen Sicherheit, solange Tanza lebte. Erst wenn der Zeuge seiner Tat tot war, konnte er aufatmen.

Stuckey Folus tastete unbehaglich nach seinem Energiestrahler, einer flachen Waffe, die er unter seiner Kleidung verbergen konnte.

»Er wird nicht tatenlos bleiben«, sagte er.

»Natürlich nicht.«

»Du weißt schon, was er versuchen wird?«, fragte Pa beunruhigt.

Tanza nickte unmerklich.

»Ich denke, er wird eines seiner Tierchen auf uns hetzen«, entgegnete er. »Wir sitzen auf dem denkbar besten Platz – aus seiner Sicht. Ein kleiner Unfall würde seine Probleme lösen.«

Eine Fliege setzte sich auf Tanzas Kinn. Opa näherte sich ihr vorsichtig mit der offenen Hand. Obwohl er blitzschnell zupackte, entkam sie seinem Griff. Sie flog zweimal um seinen Kopf herum und ließ sich dann erneut auf der Kinnspitze nieder.

»Ich könnte es mit einem Kinnhaken versuchen, Opa«, sagte Folus grinsend. »Vielleicht schaffe ich es damit.«

»Eine gute Idee«, antwortete Tanza knurrig. »Wir werden diese Methode zuerst bei dir ausprobieren.«

Wieder schnellte seine Hand hoch, und abermals entkam das Insekt. Das Surren seiner Flügel klang Tanza wie Hohn in den Ohren.

*

25.9.2842 (Erdzeit) Quinto-Center.

Das Blatt glitt knisternd durch die Finger von Nancy Chessare. Bevor es ihr ganz entgleiten konnte, hielt sie es fest. Der Ast, an dem es hing, spannte sich, und eine Kreuzspinne flüchtete erschreckt aus dem Zentrum ihres Netzes, das sie nur wenige Blätter weiter errichtet hatte.

»Nanu? So nachdenklich?«, fragte eine dunkle Stimme.

»Ma« schreckte aus ihren Gedanken hoch. Sie blickte auf und drehte sich dabei halb um. Hinter ihr stand ein untersetzter, dunkelhaariger Mann. Er hatte ein hartes, fast brutal wirkendes Gesicht mit dunklen, wachen Augen.

»Nancy, als verträumtes Mädchen inmitten der künstlichen Pracht des Erholungscenters dieser schönen Hohlwelt«, fuhr der Dunkle spöttisch fort. »Das fasziniert mich so an Ihnen. Sie geben mir immer neue Rätsel auf.«

Nancy Chessare ließ das Blatt fahren. Sie ging über den Rasen zu einem kleinen Teich.

»Was gibt es, Dr. Hurton?«, erkundigte sie sich mit eisiger Stimme. »Sind Sie zufällig hier, oder haben Sie mir etwas Neues mitzuteilen?«

Er lachte leise.

»Wo Sie sind, bin ich niemals zufällig. Sie sind Grund genug für mich, in Ihrer Nähe zu erscheinen.«

»Ich fühle mich geschmeichelt«, erwiderte sie in einem Ton, der klar erkennen ließ, wie wenig ihr seine Worte gefielen. Sie setzte sich auf eine Bank und beobachtete die tropischen Fische in dem Gewässer. Dr. Alf Hurton schien für sie nicht mehr vorhanden zu sein. Der Abteilungsleiter für kosmische Biokybernetik schien jedoch kein Ohr für so deutliche Zwischentöne zu haben. Mit sichtlichem Wohlgefallen betrachtete er die rothaarige Frau, die nicht nur in seinen Augen als ausgesprochene Schönheit galt. Nancy Chessare trug eine leichte Bluse und knapp sitzende Hosen, die ihre aufregend weiblichen Formen sehr klar zur Geltung brachten. Das rotblonde Haar fiel ihr offen auf die Schultern.

Als Hurton noch immer schwieg, wandte sie ihm das Gesicht zu und blickte ihn fragend an.

»Würden Sie mir sagen, weshalb Sie gekommen sind?«

»Habe ich das nicht schon?«

Wieder funkelten seine Augen spöttisch, und sein Mund verzog sich in einer Weise, die ihr nicht gefiel. Alf Hurton gehörte zu jenen Männern, die von ihrer männlichen Überlegenheit gar zu sehr überzeugt waren.

Ma krauste die Stirn.

»Haben Sie das? Ich erinnere mich nicht. Könnten Sie's noch einmal wiederholen?«

»Aber sicher doch, Nancy. Ich sprach von Ihrem Liebreiz und Ihrem Charme, der mich immer wieder gefangen hält. Ich möchte ...«

Sie stand auf, nickte ihm zu und entgegnete: »Ich komme zurück, wenn Sie wieder bei Verstand sind.«

Er grinste und beobachtete gelassen, wie sie am Ufer des Teiches auf eine Tannengruppe zuging. Das Erholungsgebiet bot eine Reihe von natürlichen Landschaften, wie man sie auf der Erde vorfinden konnte. 28.444 Lichtjahre von dem Heimatplaneten entfernt war eine Oase entstanden, in der sich die Mitarbeiter von Quinto-Center für kurze Zeit der Illusion hingeben konnten, auf Terra zu sein. Ein blauer Himmel spannte sich über den Bäumen und Büschen, und eine künstliche Sonne spendete belebende Wärme.

Dr. Hurton ging der Spezialistin nach. Sie saß auf einem Felsbrocken, der zwischen den Tannen auf einem Heidehügel lag.

»Ich finde, der Wind fehlt«, sagte der Kybernetiker. »Aber natürlich kann man nicht einfach alles durcheinander pusten, weil sonst ein ziemlicher Pflanzenwirrwarr entstehen würde.«

Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

»Sie wissen es immer noch nicht?«, fragte er.

»Nein«, erwiderte sie gereizt. »Ich weiß immer noch nicht, weshalb Sie mich verfolgen. Falls Sie vorhaben sollten, mich zu einem Barbummel einzuladen, muss ich Ihnen sagen ...«

»Ich fürchte, den Termin würden Sie auch verpassen«, unterbrach er sie.

Sie blickte ihn betroffen an.

»Ach, du meine Güte«, sagte sie. »Das habe ich vollkommen verschwitzt. Wir wollten uns um 14.30 Uhr in Ihrem Büro treffen.«

»Und jetzt ist es 15.00 Uhr. Aber das macht nichts. Unpünktlichkeit ist das Vorrecht der Weiblichkeit, nicht wahr?«

»Es tut mir leid, Dr. Hurton.«

»Ich war keineswegs überrascht, als Sie nicht bei mir erschienen. Noch niemals habe ich erlebt, dass eine weibliche ...«

»Ich habe mich entschuldigt. Können wir jetzt zur Sache kommen? Haben Sie etwas Wichtiges herausfinden können?«

Jetzt war er verärgert, aber er akzeptierte, dass sie nicht länger auf seine Scherze eingehen wollte.

»Wir haben mit den Untersuchungen des Materials begonnen, das Sie uns mitgebracht haben«, erklärte er kühl. »Bis jetzt steht bereits eindeutig fest, dass es sich bei den Protoplasma-Kügelchen nicht um Katschkarits handelt.«

»Also sind es keine Speichererbsen«, stellte sie fest, »aber was sind diese Gallertkugeln dann?«

»Wir wissen es noch nicht«, sagte Hurton.

Nancy Chessare hatte die Überreste des Androiden Algo mit den darin enthaltenen Gallertkügelchen nach Quinto-Center gebracht, um sie hier analysieren zu lassen.

»Wir haben den Eindruck, dass es sich um Teilstücke eines großen Zellverbandes handelt«, fügte der Biokybernetiker vorsichtig hinzu. »Aber darüber können wir noch nichts sagen. Wir stehen vor einem Rätsel.«

Nancy nickte. Man wusste eigentlich nur, dass sich Menschen mit Hilfe dieser Gallertkügelchen lenken ließen. Mit ihnen gelang es einer unbekannten Rasse, Menschen vollkommen unter ihre Kontrolle zu bringen und sie Dinge tun zu lassen, vor denen sie sonst zurückschrecken würden.

»Wir müssen es bald herausfinden, Dr. Hurton«, sagte Nancy betont. »Viel Zeit haben wir nicht mehr. Was geschieht, wenn es wirklich eine Stunde X gibt, in der alle mit Gallertkügelchen verseuchten Lebewesen in der Galaxis gemeinsam losschlagen? Sie könnten das Chaos über uns hereinbringen.«

»Ich möchte gern in die Labors gehen. Kommen Sie mit?«

»Ich wüsste nicht, an wessen Seite ich lieber durch diese liebliche Landschaft schreiten würde.«

Sie warf ihm einen kurzen Blick zu.

»Sie können es wohl nicht lassen, wie?«

»Da haben Sie natürlich vollkommen recht.«

Sie lachten beide.

Wenig später betraten sie den Labortrakt von Quinto-Center. Hier kannte Dr. Hurton sich bestens aus. Er führte die Spezialistin zielstrebig zu seiner Abteilung und betrat schließlich einen sorgfältig abgeschirmten Arbeitsraum, in dem ein hohlwangiger Techniker an einer Versuchsreihe arbeitete. Er erhob sich und begrüßte Nancy.

»Wir haben bereits alles vorbereitet«, sagte er und führte sie zu einem Tisch, auf dem in mehreren Schälchen verschiedene Nährböden aufbewahrt wurden.

»Gut«, lobte Nancy. »Dann geben Sie zunächst fünf Gallertkugeln auf die Nährböden A bis E.«

»Was versprechen Sie sich davon?«, fragte der Techniker.

»Das kann ich noch nicht einmal eindeutig beantworten, Mr. Perkins«, gab Ma offen zu. »Ich hoffe einfach, auf diese Weise mehr über diese Kügelchen erfahren zu können. Die Reaktion auf die Nährböden wird uns hoffentlich weitere Aufschlüsse über Aufbau, Herkunft, Aufgabe und das Maß an Eigenständigkeit geben.«

»Eigenständigkeit?«, wiederholte Perkins. Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Dinger leben.«

»Das hat auch – vorläufig – noch niemand behauptet«, sagte Alf Hurton. »Ich würde mich hüten, das Wort ›leben‹ in diesem Zusammenhang zu benutzen.«

Nancy Chessare beugte sich über die Schälchen, als Perkins die Kugeln in die Lösungen gelegt hatte. Sie versuchte, Veränderungen zu erkennen, aber nichts geschah.

»Ich glaube, Sie sind zu ungeduldig«, erklärte Hurton.

»Vielleicht«, erwiderte sie, ohne sich aufzurichten. »Ich möchte zunächst nur wissen, ob es sofort eine Reaktion gibt oder nicht.«

Sie blickte starr auf eine Kugel. Veränderungen waren nicht festzustellen.

»Offensichtlich ist das nicht der Fall.«

Nancy griff nach einem Vergrößerungsgerät und schwenkte es über die Schälchen. Sie justierte es, bis eine der Kugeln in Fußballgröße auf dem Bildschirm aufleuchtete. Auch die beiden Männer betrachteten das gestochen scharfe Bild.

»Nichts«, stellte Perkins nach etwa fünf Minuten fest. »Es reagiert nicht auf die Lösung.«

Nancy untersuchte auch die anderen Schälchen, ohne eine Veränderung feststellen zu können.

»Vielleicht passiert überhaupt nichts«, sagte sie und erhob sich, »oder es ist einfach zu früh für Beobachtungen. Warten wir doch erst einmal ab. Dr. Hurton – wollten Sie mich nicht zu einem Drink einladen, oder hatte ich Sie falsch verstanden?«

»Ich mag Frauen nicht, die trinken«, antwortete er knurrig.

»Das war wohl ein Missverständnis, Alf. Ich habe Sie nicht gebeten, mich zu heiraten, sondern mir einen Drink zu spendieren. Wenn Ihnen das zu teuer ist, wird Mr. Perkins vielleicht ...«

»Aber selbstverständlich, Miss Chessare«, sagte der Techniker hastig.

Dr. Alf Hurton gab ihm mit einer energischen Geste zu verstehen, dass dieses Angebot unpassend war.

»Sie kümmern sich gefälligst um Ihre Arbeit«, befahl er grob. »Wenn Nancy und ich auf unsere Weise flirten, dann sollte ein junger Bursche wie Sie sich taktvoll zurückziehen.«

Perkins grinste.

»Miss Chessare – wenn Sie in die Bar gehen, möchte ich Ihnen einen Reginald-Bull-Flipp empfehlen. Das ist der teuerste Drink, den Sie bestellen können.«

Hurton brummte etwas in seinen Bart. Finster blickte er den Techniker an, der sich jedoch keineswegs beeindruckt zeigte.

»Danke für den Tipp«, sagte Nancy. Sie hakte sich bei Dr. Hurton unter und ging mit ihm hinaus.

Perkins wandte sich einem Serienversuch zu, an dem er schon vorher gearbeitet hatte. Die Gallertkugeln beachtete er nicht. Da sie vorher keine Reaktion gezeigt hatten, erwartete er auch jetzt von ihnen keine Überraschung.