Atlan 3: Das Psycho-Team - William Voltz - E-Book

Atlan 3: Das Psycho-Team E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Tekener, der galaktische Spieler, und Kennon, der Mann mit dem Robotkörper - sie sind Spezialisten für den Kampf im Dunkel Die United Stars Organisation, kurz USO genannt, ist längst zur galaktischen Feuerwehr und Eingreifreserve des Solaren Imperiums der Menschheit geworden. Zur Zeit ihrer Gründung - es war im Jahre 2115 terranischer Zeitrechnung, als die Galaktische Allianz noch bestand - fungierte sie als überregionale Schutzmacht für alle humanoiden Völker der Galaxis. Doch inzwischen - man schreibt auf der Erde den Monat März des Jahres 2407 - hat USO-Gründer Atlan, Lordadmiral und Ex-Imperator des Arkonidenreiches, seine weitgespannten Pläne revidieren müssen. Sein Freund Perry Rhodan, der das Solare Imperium leitet, benötigt dringend die Hilfe der USO. Es gärt in der Galaxis. Verschiedene Machtgruppen bekämpfen einander, das organisierte Verbrechertum droht überhandzunehmen, und die Menschheit ist in zunehmendem Maße heimtückischen Anschlägen ausgesetzt. Unter solchen Umständen ist es selbstverständlich, dass der unsterbliche Arkonide, der sich bereits seit dem Untergang von Atlantis vor rund zehn Jahrtausenden als Freund und Mentor der Terraner erwiesen hat, seine Machtmittel in den Dienst des Solaren Imperiums stellt. Ausgewählte USO-Agenten - unter ihnen vor allem Sinclair M. Kennon, der geniale Kosmokriminalist, und Oberstleutnant Ronald Tekener, Kennons Freund und Vertrauter - greifen ein. Kennon und Tekener sollen die galaktische Untergrundorganisation Condos Vasac unter die Lupe nehmen und die Vorgänge auf Lepso, der Welt der Verbrecher, überwachen. Die beiden Agenten sind am besten geeignet dafür - denn sie bilden DAS PSYCHO-TEAM ...

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Nr. 3

Das Psycho-Team

Tekener, der galaktische Spieler, und Kennon, der Mann mit dem Robotkörper – sie sind Spezialisten für den Kampf im Dunkel

von William Voltz

Die United Stars Organisation, kurz USO genannt, ist längst zur galaktischen Feuerwehr und Eingreifreserve des Solaren Imperiums der Menschheit geworden.

Zur Zeit ihrer Gründung – es war im Jahre 2115 terranischer Zeitrechnung, als die Galaktische Allianz noch bestand – fungierte sie als überregionale Schutzmacht für alle humanoiden Völker der Galaxis. Doch inzwischen – man schreibt auf der Erde den Monat März des Jahres 2407 – hat USO-Gründer Atlan, Lordadmiral und Ex-Imperator des Arkonidenreiches, seine weitgespannten Pläne revidieren müssen. Sein Freund Perry Rhodan, der das Solare Imperium leitet, benötigt dringend die Hilfe der USO.

Es gärt in der Galaxis. Verschiedene Machtgruppen bekämpfen einander, das organisierte Verbrechertum droht überhandzunehmen, und die Menschheit ist in zunehmendem Maße heimtückischen Anschlägen ausgesetzt.

Unter solchen Umständen ist es selbstverständlich, dass der unsterbliche Arkonide, der sich bereits seit dem Untergang von Atlantis vor rund zehn Jahrtausenden als Freund und Mentor der Terraner erwiesen hat, seine Machtmittel in den Dienst des Solaren Imperiums stellt.

Ausgewählte USO-Agenten – unter ihnen vor allem Sinclair M. Kennon, der geniale Kosmokriminalist, und Oberstleutnant Ronald Tekener, Kennons Freund und Vertrauter – greifen ein. Kennon und Tekener sollen die galaktische Untergrundorganisation Condos Vasac unter die Lupe nehmen und die Vorgänge auf Lepso, der Welt der Verbrecher, überwachen.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Lordadmiral und Chef der USO.

Ronald Tekener – Der USO Spezialist wird »erpresst«.

Sinclair M. Kennon – Der erste Mensch mit einer »Vollprothese«.

Ehret Jammun – Chef des »Staatlichen Wohlfahrtsdienstes« von Lepso.

Dr. Josepe Arltino – Ein Mann, der »sterben« muss, um wieder in Freiheit leben zu können.

Oberst V'n Ifach – Kommandant eines Superschlachtschiffs der Solaren Flotte.

Urbta-Noce – Der neue Vertreter des galaktischen Syndikats auf Lepso.

Shur-Ka

1.

Als Ronald Tekener den Vorraum des »Erfrischungszentrums« von Quinto-Center betrat, sah er einen dreißig Zentimeter großen Siganesen mit übereinandergeschlagenen Beinen auf einem Papierbeschwerer inmitten von Pelasharns Tisch sitzen. Der kleine Umweltangepasste umklammerte ein Blasrohr, das nicht größer war als eine Stecknadel und aus dem golden schimmernde Blasen hervorquollen.

Pelasharn hatte sich in ihrem breiten Sitz zurückgelegt und beobachtete mit verklärtem Gesichtsausdruck eine Zusammenballung goldener Blasen, die unter der Decke auf und nieder tanzten und den Schein der Lampen reflektierten.

Tekener schloss geräuschvoll die Tür und räusperte sich. Er sah, wie Pelasharn zusammenzuckte und sich aufrichtete. Die Epsalerin war 1,50 Meter groß und ebenso breit; es hieß, dass alle in Quinto-Center lebenden Epsaler ihr den Hof machten, weil sie so schön war. Für Tekener war sie alles andere als schön, aber er hütete sich, das in irgendeiner Weise zu zeigen.

Er blieb unmittelbar neben der Tür stehen und deutete eine knappe Verbeugung an. Sein narbiges Gesicht blieb unbewegt, als der Siganese aufsprang und salutierte.

»Leutnant Quart Aarong, Sir!«, sprudelte der kleine USO-Spezialist hervor.

Tekener blickte von Pelasharn zu Aarong, dann ließ er seine Blicke über die goldenen Blasen wandern, die wie ein Schwarm Schmetterlinge durch das Zimmer taumelten.

»Leutnant Aarong hat mir gerade die Wirksamkeit der siganesischen Störblasen demonstriert«, erklärte Pelasharn gefasst und schenkte Tekener ein Lächeln, das jeden epsalischen Mann betört hätte.

Tekener fragte sich belustigt, was eine epsalische USO-Spezialistin von siganesischen Störblasen wissen musste. Die goldenen Blasen konnten dazu benutzt werden, gegnerische Schiffe irrezuleiten.

»Sie ist etwas schwer von Begriff«, erklärte Leutnant Aarong ungerührt. »Deshalb war es mit zwei oder drei Blasen nicht abgetan.«

Pelasharn streckte ihren Arm aus und griff nach dem Siganesen. Leutnant Aarong hatte sich jedoch mit einem Satz in Sicherheit gebracht und kletterte jetzt mit affenartiger Behändigkeit am Schreibtisch herunter.

»Er hat versucht, mich zu beeindrucken«, stieß Pelasharn wütend hervor. »Dieser Wicht wollte mich zum Tanzen einladen. Ich frage mich, ob er es ernst gemeint hat.«

Tekener griff lässig nach einer Störblase und zerdrückte sie zwischen Daumen und Zeigefinger. Dann nickte er in Richtung der großen Tür hinter Pelasharns Schreibtisch.

»Ist er noch da?«, fragte er.

»Kennon?«, fragte die Epsalerin. »Natürlich, Oberstleutnant. Er trainiert jetzt bereits seit zwei Stunden. Sein Trainingsfleiß ist bemerkenswert. Er scheint niemals müde zu werden.«

»Nein«, stimmte Tekener zu. »Er wird niemals müde. Jedenfalls körperlich nicht.«

»Wollen Sie zu ihm?«, erkundigte sich Pelasharn.

Tekener nickte. Er ließ sich nicht anmerken, dass er sich Sorgen um Sinclair M. Kennon machte. In den letzten Monaten hatte Kennon gelernt, seinen einzigartigen Robotkörper zu beherrschen. Kennons Gehirn, eingebettet in Biomolplast, hatte sich vollkommen auf die neuen Gegebenheiten eingestellt. Die »Vollprothese«, wie Kennon seinen künstlichen Körper nannte, reagierte schneller und exakter auf die Anweisungen des Gehirns, als es ein menschlicher Körper jemals vermocht hätte.

In psychischer Hinsicht hatten sich in der Anfangszeit Schwierigkeiten ergeben, doch jetzt hatte sich Kennon gefangen. Er machte einen gelassenen und sogar zufriedenen Eindruck. Nur noch ungern schien er an seinen gnomenhaften Körper zurückzudenken, der ihn 37 Jahre lang gequält hatte.

Ronald Tekener durchschaute jedoch die äußere Gelassenheit seines Freundes. Tekeners Spezialgebiet war Kosmopsychologie, aber im Falle Kennons verließ er sich weniger auf sein Spezialwissen als auf sein Gefühl. Dieses Gefühl sagte ihm, dass Kennon irgendeiner inneren Belastung ausgesetzt war, die sein Gehirn bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit beanspruchte.

Sinclair M. Kennon wurde ununterbrochen von hervorragenden Ärzten und Psychologen untersucht. Sie alle bestätigten dem USO-Spezialisten, dass er sich in jeder Beziehung auf die neue Situation eingestellt hatte. Aber Tekener brauchte nur einen Blick in die Berichte der Psychologen zu werfen, um zu erkennen, dass diese Männer mit wohlgesetzten Worten ihr inneres Unbehagen einzudämmen versuchten. Auch sie schienen zu spüren, dass Kennon einem Vulkan glich, der jeden Augenblick in Tätigkeit treten konnte.

Sinclair M. Kennon besaß irgendeinen Komplex, der ihn geistig aufzehrte. Alle Bemühungen der Spezialisten, Kennons Unterbewusstsein vollständig auszuloten, waren bisher gescheitert. Die Barriere der Gelassenheit, die Kennon in seinem Bewusstsein errichtet hatte, war undurchdringlich. Sie widerstand den raffiniertesten Behandlungsmethoden moderner Psychologie.

Ronald Tekener wurde den Verdacht nicht los, dass es falsch war, Kennon mit herkömmlichen Methoden zu testen. Man musste für den Major eine völlig neue Psychologie entwickeln, denn er war nicht mit den üblichen Maßstäben zu messen.

Eine neue Psychologie, dachte Tekener grimmig. Dazu brauchte man Ansatzpunkte. Unzählige Daten wurden benötigt. Aber es gab nur einen Mann, der diese Daten liefern konnte: Sinclair M. Kennon.

Die Kennon-Psychologie konnte nur von Kennon selbst ausgehen, nur er konnte das nötige Wissen beschaffen.

Das bedeutete, dass man den Vulkan anheizen musste, bis er in einer geistigen Eruption alles hervorspie, was die Wissenschaftler erwarteten. Wenn die Krise ihren Höhepunkt erreichte, konnte Kennon wahnsinnig werden oder sterben.

Vielleicht waren alle Sorgen auch unangebracht, überlegte Tekener. Es war immerhin möglich, dass Kennon tatsächlich so gefestigt war, wie er den Anschein erweckte.

Ronald Tekener war inmitten des Vorzimmers stehengeblieben, ein athletisch gebauter Mann, mit einem verwegenen Gesicht und langen, schwarzen Haaren. Als er sich der Blicke bewusst wurde, mit denen Pelasharn und Aarong ihn musterten, gab er sich einen Ruck.

»Öffnen Sie!«, sagte er zu der Epsalerin. Seine Stimme klang fast barsch.

Die Epsalerin erhob sich; ihr quadratischer Körper bewegte sich auf die große Tür zu.

»Ihre Identitätskarte, Oberstleutnant!«, sagte sie. »Ich muss sie sehen.«

Tekener deutete auf sein von Lashat-Pocken verunstaltetes Gesicht.

»Das ist meine Identitätskarte«, sagte er rau.

Pelasharn lächelte. Sie betätigte den Türöffner und wartete, bis die Terkonitstahlwand auseinander glitt. Tekener blickte in einen breiten Gang, der direkt ins »Erfrischungszentrum« führte. Die von den USO-Spezialisten ironisch als »Erfrischungszentrum« bezeichneten Räume waren nichts anderes als das mit allen technischen Neuerungen ausgestattete Trainingszentrum des USO-Hauptquartiers. In verschiedenen Sportarten wurden die Spezialisten immer wieder in körperliche Höchstform gebracht.

Tekener betrat den Gang und nickte den beiden Umweltangepassten zu.

»Ich möchte wissen, warum man ihn den Smiler nennt«, sagte Leutnant Quart Aarong nachdenklich. »Ich habe ihn noch nie lächeln sehen.«

»Sie verstehen diesen Mann nicht«, erklärte Pelasharn.

Aarong hob das Blasrohr an den Mund, und eine Kette goldener Blasen wirbelte auf Pelasharn zu.

»Niemand versteht ihn«, sagte der Siganese. »Und ich glaube, dass es ihm so recht ist.«

Inzwischen hatte sich die Tür hinter Tekener geschlossen. Er verließ den Gang und betrat die Schwimmhalle. Im großen Becken spielten ein paar Rumaler Wasserball. Tekener wusste, dass er Kennon hier nicht finden würde. Von der Schwimmhalle aus gelangte der USO-Spezialist in den Gymnastikraum. Einige Kolonialterraner waren beim Konditionstraining. Tekener schaute sich kurz um, dann ging er in die Kampfarena hinüber.

Sinclair M. Kennon stand zusammen mit drei Ertrusern im Boxring. Unmittelbar über dem Kampfplatz war ein Tiefstrahler aufgehängt. Die rotbraunen Körper der Ertruser glänzten im Licht. Sie drangen von verschiedenen Seiten auf den um über einen halben Meter kleineren Kennon ein. Kennon duckte sich und erwartete den Angriff.

Tekener trat an den Ring heran und wartete. Die Ertruser sprangen Kennon gleichzeitig an. Ein paar Sekunden später hatte sich Kennon aus der Umklammerung befreit. Seine Trainingspartner lagen schwer atmend am Boden.

Kennon kam zum Rand des Kampfplatzes. Er machte einen frischen Eindruck.

»Das genügt uns, Major«, sagte einer der Ertruser. »Wir sind jetzt erschöpft. Wenn es Ihnen recht ist, schicken wir jemand aus dem Quartier herüber, dann können Sie weitermachen.«

»Ken!«, rief Tekener leise.

Kennon blickte über die Schulter und sah den Oberstleutnant am Ring stehen.

»Ich unterbreche das Training für eine Weile«, sagte er zu den Ertrusern. »Vielen Dank für Ihre Mitarbeit. Hoffentlich habe ich Sie nicht verletzt.«

Er schwang sich über die Seile und lächelte Tekener zu. Mit einer Hand strich er eine hellblonde Haarsträhne aus der Stirn. Kennon sah so menschlich aus, dass Tekener fast vergaß, dass von seinem Freund nur noch das Gehirn existierte. Tekener begriff, dass er den Robotkörper Kennons anerkannte, weil es Kennons Gehirn war, das diesen Körper beherrschte.

Vielleicht brauchen wir nicht nur eine Kennon-Psychologie, überlegte Tekener sarkastisch, sondern auch eine Psychologie für jene, die mit diesem Mann umgehen müssen. Gefühlsmäßig sah Tekener in dem künstlichen Körper seinen Freund Sinclair M. Kennon, aber sein Verstand erinnerte ihn immer wieder schmerzhaft daran, dass von Kennon nur noch das Gehirn existierte.

Kennon lehnte sich gegen die Ringseite und schaukelte gemächlich vor und zurück. Er trug eine Turnhose. Über seiner Schulter hing ein Handtuch. Tekener ertappte sich dabei, wie er Kennons Hände anstarrte und die filigranähnliche Beschaffenheit der Hautlinien bewunderte. Wenn Kennon sich bewegte, traten Muskeln, Adern und Sehnen hervor.

»Was gibt's?«, erkundigte sich Kennon. Seine Stimme klang weich und geduldig, die Gelassenheit des Alters schwang ebenso in ihr mit wie die Entschlossenheit der Jugend. »Wolltest du mir beim Training zusehen?«

Tekener kratzte sich am Kinn.

»Keineswegs«, versicherte er. »Es wäre mir unangenehm, zu beobachten, wie allmählich unsere stärksten Spezialisten einen Minderwertigkeitskomplex bekommen, weil es ihnen nicht gelingt, Sinclair Marout Kennon zu besiegen.«

Kennon lachte unbeschwert. »Ab und zu gönne ich ihnen einen Sieg«, erklärte er. Er deutete in die Mitte des Ringes. »Willst du es einmal mit mir versuchen?«

»Ich bewundere deinen Trainingseifer«, sagte Tekener. »Sicher hast du inzwischen alle Übungen so oft ausgeführt, dass du sie im Schlaf wiederholen könntest. In sieben Monaten ist es dir gelungen, der beste Mann im ›Erfrischungszentrum‹ zu werden.«

Kennons Augen richteten sich auf Tekener.

»Worauf willst du hinaus?«, fragte er.

»Die Psychologen machen sich Gedanken um dich«, sagte Tekener. »Dein Trainingsprogramm ist längst abgeschlossen. Du könntest lesen, ins Kino gehen und an Diskussionen teilnehmen. Trotzdem widmest du dich ausschließlich dem Sport.«

Kennon stieß sich von den Seilen ab und pendelte mit den Armen.

»Vielleicht macht es mir Spaß, meinen neuen Körper immer wieder auszuprobieren«, meinte er ruhig. »Siebenunddreißig Jahre lang war ich eine sportliche Niete. Ich habe viel nachzuholen.«

Will er sich irgend etwas beweisen?, fragte sich Tekener verwirrt. Dann würde er wohl kaum so offen darüber sprechen. Bei allen Planeten! Ich muss herausfinden, was mit ihm los ist.

Seine Entschlossenheit, Kennon zu helfen, zwang Tekener dazu, Dinge zu tun, die seine Freundschaft zu dem Major gefährden konnten.

Kennons spöttische Stimme durchbrach die Kette seiner Gedanken: »Warum schleichst du um mich herum wie eine Katze um ihre Jungen, Tek?«

»Ich weiß es nicht«, erwiderte Tekener. »Ich habe einfach das Gefühl, dass ich in deiner Nähe sein muss. Ich befürchte, dass irgend etwas geschehen könnte.«

Kennon machte blitzschnell zehn Kniebeugen. Er bewegte sich lautlos und geschmeidig.

»Die Psychologen!«, sagte er verächtlich. »Lässt du dich von ihrer Unsicherheit anstecken, Tek? Ich sage dir, es ist alles in Ordnung. Alle Analysen haben ergeben, dass ich nicht mehr oder weniger Komplexe habe wie jeder andere Mensch auch.«

»Vielleicht muss man tiefer in dich eindringen, Ken«, sagte Tekener versonnen. »Ich habe die Berichte gelesen, die von den Psychologen geschrieben wurden. Wenn man ihnen Glauben schenken darf, hast du das unkomplizierteste Seelenleben aller USO-Spezialisten. Du bist gefestigt, ausgeglichen und ohne verborgene Spannungen.«

Kennon machte einen Handstand und wackelte mit den Füßen vor Tekeners Gesicht herum.

»Ja«, kam seine Stimme von unten herauf. »Es fehlt mir nichts.«

Bevor Tekener antworten konnte, ertönte eine Lautsprecherstimme.

»Oberstleutnant Ronald Tekener und Major Sinclair Kennon bitte in die Zentrale kommen!«

Die Aufforderung wurde noch einmal wiederholt. Kennon sprang in die normale Körperstellung zurück und klopfte Tekener auf den Rücken.

»Man verlangt nach uns«, sagte er. »Vielleicht hält man den Zeitpunkt für gekommen, unserem faulen Leben ein Ende zu bereiten, Tek. Ich warte schon die ganze Zeit auf einen Einsatzbefehl.«

Tekener ging schweigend neben seinem Freund auf den Ausgang des »Erfrischungszentrums« zu. Er war ein Mann, der Abwechslung liebte. Das eintönige Leben innerhalb von Quinto-Center hatte ihm noch nie gefallen. Trotzdem hielt er es für verfrüht, Sinclair M. Kennon in den Einsatz zu schicken. Es wäre besser gewesen, noch einige Zeit zu warten.

Warten worauf?, fragte sich Tekener.

Kennon hatte alle Tests glänzend überstanden. Er war in blendender körperlicher und geistiger Verfassung.

Ein Supermann, dachte Tekener. Ein Supermann, der verletzbarer erschien als jeder normale Mensch.

»Warte einen Augenblick«, sagte Kennon, als sie an den Umkleidekabinen vorbeikamen. »Ich will mich schnell anziehen.«

Tekener sah ihm nach. Irgend etwas hatte sich in seinem Verhältnis zu diesem Mann geändert. Ihre Freundschaft war anders als früher. Tekener kniff die Augen zusammen.

Es war nicht gerade einfach, sagte er sich, der Freund eines Gehirns zu sein.

*

Von allen USO-Stationen war Quinto-Center die am besten befestigte. Der 62 Kilometer durchmessende Mond besaß einen HÜ-Schirm, den 38 Kraftwerke gleichzeitig mit Energie versorgen konnten. Hinzu kam die Bewaffnung des Stützpunktes, der außer mit 10.290 Transformkanonen schwersten Kalibers noch mit achttausend Thermokanonen, Desintegratoren und Vibratorgeschützen ausgerüstet war.

Quinto-Center galt als stärkste Festung der besiedelten Galaxis.

Die Hauptzentrale der USO-Station durchmaß 80 Meter und war von einer 5 Meter dicken Terkonitstahlpanzerung umgeben. Der große Raum bildete den Mittelpunkt des ausgehöhlten Mondes.

Als Tekener und Kennon den Nebenraum, der als Besprechungszimmer benutzt wurde, betraten, wurden sie von vier Männern erwartet.

Der Kommandant von Quinto-Center, Admiral Nempf Natuul, stand mit gesenktem Kopf unter zwei Visiphonschirmen und blickte auf eine Sternenkarte, die vor ihm auf dem Tisch lag. Links von ihm stand Lordadmiral Atlan, die Arme über der Brust verschränkt. Auf der rechten Seite des Tisches standen zwei Männer, die nur selten in diese USO-Station kamen: Perry Rhodan und der Chef der Solaren Abwehr, Allan D. Mercant.

Ronald Tekener verstand es meisterhaft, seine Überraschung über die Anwesenheit Rhodans und Mercants zu verbergen. Wenn Rhodan und der Abwehrchef hierherkamen, dann waren irgendwelche Dinge von außergewöhnlicher Bedeutung im Gang.

Tekener war stehengeblieben, doch Kennon schlenderte zum Tisch.

»Kommen Sie, Oberstleutnant!«, rief Atlan mit leichter Ungeduld.

Tekener wurde vorgestellt. Während er Rhodan und Mercant die Hand gab, hatte er das Gefühl, dass das Interesse der beiden Besucher nur Kennon galt. Sollten Rhodan und Mercant nur nach Quinto-Center gekommen sein, um Kennon zu sehen?

Sie können ihn doch nicht herumzeigen wie eine Zirkusattraktion, dachte Tekener wütend. Gleich darauf beruhigte er sich, denn er wusste, dass weder Rhodan noch Mercant Kennon das Gefühl übermitteln würden, ein ungewöhnliches Mitglied der USO zu sein.

»Das ist Sinclair M. Kennon, Major der USO und unser bester Kriminalist«, sagte Atlan, nachdem Tekener vorgestellt war.

Mercant nickte Kennon zu und blickte dann wieder weg. Das war eine Begrüßung, wie sie jeder andere Major ebenfalls erfahren hätte.

»Hallo, Major!«, sagte Rhodan und nickte Kennon zu.

Tekener atmete erleichtert auf. Die beiden Männer waren nicht wegen Kennon gekommen. Ein Seitenblick auf Kennon überzeugte Tekener, dass sein Freund völlig entspannt am Tisch stand.

»Es geht um Lepso, Oberstleutnant«, sagte Admiral Natuul in seiner knappen Art. »Es sind Dinge geschehen, die Sie interessieren werden.«

Mercant beugte sich über den Tisch.

»Sie werden gesucht, Tekener«, sagte er. »Wussten Sie das schon?«

»Ich werde immer von irgend jemand gesucht«, erwiderte der USO-Spezialist. »Das ist nicht neu für mich.«

Mercant lachte. Das ließ ihn noch friedfertiger und harmloser aussehen.

»Vor ungefähr zwei Wochen ist ein Funkbildtelegramm der Regierung von Lepso an verschiedenen Handelsknotenpunkten der Galaxis eingetroffen«, berichtete Mercant. »Es ist an Sie adressiert, Oberstleutnant. Man fordert Sie auf, sich schnellstens auf Lepso zu melden, damit Sie die Nachlassangelegenheiten Ihrer Frau regeln können.«

»Erbschaftsangelegenheiten waren mir schon immer zuwider, Sir«, erklärte Tekener.

»Wenn Sie nicht erscheinen, droht Ihnen Liquidation«, sagte Mercant. »Auf Lepso glaubt man offenbar, dass man Sie so oder so erwischen wird. Die Condos Vasac ist aus irgendwelchen Gründen bemüht, Verbindung zu Ihnen aufzunehmen.«