Atlan 47: Über den Wolken von Khaza - H.G. Ewers - E-Book

Atlan 47: Über den Wolken von Khaza E-Book

H.G. Ewers

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Beschreibung

USO-Spezialisten Tekener und Kennon im Ratos-Ebor-System - in der Bomber-Schule Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der USO schreibt man Mitte September des Jahres 2409 Standardzeit. Die Condos Vasac, das galaxisweite Verbrechersyndikat, das der USO und dem Solaren Imperium für lange Zeit einen erbitterten Kampf lieferte, ist nicht mehr! Die Organisation wurde vor über einem halben Jahr endgültig zerschlagen, als Männer der USO "das letzte Versteck" ausfindig machten und Raumschiffe der USO, des Solaren Imperiums und der Maahks in das Zentralsystem der Grossarts eindrangen. Aber das Ende der CV bedeutete keineswegs, dass in der Galaxis Ruhe herrscht und dass Lordadmiral Atlan und seine Mitarbeiter ihre Tätigkeit einstellen können. Im Gegenteil - die USO wird nach wie vor dringend benötigt. Und Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon, der Mann mit der "Vollprothese", befinden sich längst wieder im gefährlichen Einsatz. Um auf Khaza, einem Planeten des Ratos-Ebor-Systems, die Spur dessen zu verfolgen, der für eine Reihe von Morden an prominenten Bürgern des Solaren Imperiums verantwortlich ist, legen Tekener und Kennon die Maske von Barbaren an und geben sich als Bomberpiloten aus. Und damit liegt ihr Operationsgebiet ÜBER DEN WOLKEN VON KHAZA ...

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Nr. 47

Über den Wolken von Khaza

USO-Spezialisten Tekener und Kennon im Ratos-Ebor-System – in der Bomber-Schule

von H. G. Ewers

Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der USO schreibt man Mitte September des Jahres 2409 Standardzeit.

Die Condos Vasac, das galaxisweite Verbrechersyndikat, das der USO und dem Solaren Imperium für lange Zeit einen erbitterten Kampf lieferte, ist nicht mehr! Die Organisation wurde vor über einem halben Jahr endgültig zerschlagen, als Männer der USO »das letzte Versteck« ausfindig machten und Raumschiffe der USO, des Solaren Imperiums und der Maahks in das Zentralsystem der Grossarts eindrangen.

Aber das Ende der CV bedeutete keineswegs, dass in der Galaxis Ruhe herrscht und dass Lordadmiral Atlan und seine Mitarbeiter ihre Tätigkeit einstellen können. Im Gegenteil – die USO wird nach wie vor dringend benötigt. Und Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon, der Mann mit der »Vollprothese«, befinden sich längst wieder im gefährlichen Einsatz.

Um auf Khaza, einem Planeten des Ratos-Ebor-Systems, die Spur dessen zu verfolgen, der für eine Reihe von Morden an prominenten Bürgern des Solaren Imperiums verantwortlich ist, legen Tekener und Kennon die Maske von Barbaren an und geben sich als Bomberpiloten aus.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Lordadmiral schickt seine besten Leute nach Khaza.

T'aban Tenthredo und Scuson Hotkur – Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon in der Maske von Barbaren.

Ronniz Kapurat – Kommandant einer Korvette der USO.

Imiral der Beobachter – Freund und Vertrauter eines verstorbenen USO-Agenten.

Jilli Swac-Tun – Ein Mädchen verliebt sich in einen Roboter.

Big Ben Special

1.

»Was halten Sie von Khaza, Major?«, erscholl die elektronisch verstärkte Stimme.

Major Cerkush Rynkiwal blickte nach rechts, wo sein Erster Offizier in einem Spezialsessel saß, der wiederum auf einem normalen Kontursessel montiert war.

Siganesen passten in keinen normalen Sessel.

»Khaza ist eine schöne Welt, Captain«, gab der Kommandant des USO-Schiffes zurück.

»Das bezweifle ich nicht«, erwiderte der Siganese. »Aber ich hatte meine Frage, offen gestanden, anders gemeint.«

»Warum sagen Sie dann nicht, was Sie meinen?«, entgegnete Rynkiwal unfreundlich.

Captain Natsi Venice drückte auf einen winzigen Knopf, und sein Spezialsessel schwenkte in der Halterung herum, so dass der Siganese seinem Vorgesetzten ins Gesicht sehen konnte.

»Warum ...?«, wiederholte er. »Nun, ich hatte Sie für einen intelligenten Menschen gehalten mit Ihrem großen Kopf. Verzeihung, Major.«

»Eins zu null für Sie«, erklärte der Plophoser grinsend. Derartige Frotzeleien waren zwischen ihm und dem Siganesen an der Tagesordnung. Er lehnte sich zurück und betrachtete die blassgelbe Sonne, die im elektronischen Zielkreis des Reliefschirmes leuchtete. »Ich persönlich glaube nicht, dass wir ausgerechnet auf Khaza eine Spur finden, die zu den Hintermännern der Mordserie führt. Der Flug zum Ratos-Ebor-System ist ein reines Routine-Unternehmen.«

»Das befürchte ich auch«, gab der winzige Siganese zurück und rieb sich nachdenklich den Nasenrücken. »Obwohl das Cystobors-System nur 1,96 Lichtjahre von Ratos-Ebor entfernt ist ...«

Major Rynkiwal schüttelte den Kopf.

»Sie brauchen die geringe Distanz gar nicht zu betonen, Captain. Meiner Ansicht nach garantiert sie, dass wir auf dem einzigen bewohnten Planeten von Ratos-Ebor nichts finden werden. Niemand kann so dumm sein, eine Mordserie zu verüben, die mit etwas zusammenhängt, das direkt vor seiner Haustür liegt.«

Venice zuckte die Schultern.

»Für die Bewohner von Khaza ist es egal, ob Cystobors nur 1,96 oder 10.000 Lichtjahre von ihrer Welt entfernt ist. Sie haben noch nicht einmal stellare Raumfahrt.«

»Dabei sind sie indirekte Nachkommen der Lemurer, die einst ein riesiges Sternenimperium besaßen. Es ist erschütternd, wie wenig die Khazaer heutzutage von Technik verstehen. Ich begreife nicht, dass sie seit zweihundert Jahren, als man sie entdeckte, jedes Entwicklungsprogramm ablehnen. Sie könnten heute so zivilisiert sein wie wir auf Plophos oder auf anderen zivilisierten Planeten.«

»Sie sind zivilisiert«, widersprach der Siganese. »Man braucht keine hochentwickelte Technik, um eine hochstehende Zivilisation aufzubauen. Bedenken Sie bitte, wie überaus reinlich die Bewohner von Khaza sind, Major.«

»Sie haben einen Badefimmel«, erwiderte Rynkiwal geringschätzig. »Wenn ich mir vorstelle, dass ich in meinem Haus auf Plophos eine Wasserschleuse besäße, in der jeder Besucher nackt hindurchgehen müsste ...!«

Plötzlich lächelte er.

»Hm! Das eröffnet allerdings auch angenehme Perspektiven. Wenn beispielsweise ...«

»Bitte, Major!«, sagte Captain Natsi Venice empört. »Bitte, ja! Kommen Sie in meiner Gegenwart nicht auf schlüpfrige Themen. Auch wenn Sie mein Vorgesetzter sind, rein menschlich gesehen berechtigt Sie das keineswegs zu Verstößen gegen die guten Sitten.«

»Aber ich hatte doch noch gar nichts gesagt!«, protestierte der Plophoser schwach.

»Nein, aber ich kenne die schmutzige Phantasie von Terranern, Plophosern und ähnlichen zu groß geratenen ›Primaten‹.«

Cerkush Rynkiwal lächelte kaum merklich und zog sein Zigarrenetui aus der Brusttasche seiner Bordkombination. Er nahm eine schwarze Zigarre heraus, biss die Spitze ab und spuckte sie zielsicher in den Abfallvernichter.

»Falls der Rauch Sie stören sollte, schließen Sie bitte Ihren Druckhelm, Captain«, sagte er zu Venice.

»Müssen Sie denn unbedingt rauchen?«, fragte der Siganese vorwurfsvoll.

»Nein, aber ich möchte rauchen – und jeder Mensch hat Anspruch auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit.«

Natsi Venice murmelte etwas von Leuten, die eine Ansammlung von schlechten Gewohnheiten mit »Persönlichkeit« verwechselten, und schloss seinen Druckhelm.

Rynkiwal zündete seine Zigarre an und blies den Rauch gegen die durchsichtige Kanzelwandung der U-518, wie die Space-Jet hieß, die er kommandierte.

Nachdenklich musterte der Plophoser die blassgelbe Sonne, die noch immer im elektronischen Zielkreis des Reliefschirmes leuchtete. Der Stern Ratos-Ebor wurde von fünf Planeten umkreist, die allerdings während des Linearmanövers nicht zu sehen waren. Einer der fünf Planeten hieß Khaza, und Khaza war eine der drei Welten, auf denen ein bestimmtes organisches Gift vorkam.

Ein Gift, mit dem auf einem Planeten des Cystobors-Systems ein harmloser plophosischer Prospektor ermordet worden war – so wie viele Menschen ermordet worden waren, weil sie irgendwie zur Kolonisierung des Cystobors-Systems beigetragen hatten oder beitragen wollten.

Rynkiwal rollte die Zigarre zwischen seinen Lippen in den anderen Mundwinkel, dann nahm er sie in die Hand und spie ein paar Tabakkrümel aus.

Nein, auf Khaza würde man keine Spur der geheimnisvollen Mörder finden. Erstens kannten die Völker dieses Planeten überhaupt keine Raumfahrt, und zweitens lag das Cystobors-System viel zu nahe an Ratos-Ebor. Die Verbrecher, die sich des tödlichen Giftes bedienten, würden es von einer der beiden anderen – weit von Cystobors entfernten Welten – geholt haben, damit man ihnen nicht so leicht auf die Spur kam.

Lordadmiral Atlan hatte aus diesen Überlegungen heraus zu den beiden anderen Giftwelten stärkere Sonderkommandos geschickt als nach Khaza, das nur der Vollständigkeit halber aufgesucht werden sollte.

Der Major zog heftig an seiner Zigarre und hüllte sich in graue Rauchwolken.

Abrupt schleuderte er die Zigarre in den Abfallvernichter, schaltete seinen Armbandtelekom auf die Bord-Helmfunkfrequenz und sagte:

»Übernehmen Sie das Schiff, Captain Venice, ich muss mit der Hauptpositronik einige Besprechungen anstellen. Aber vergessen Sie nicht, dass wir in etwa zehn Minuten in den Normalraum zurückgehen müssen.«

»Wofür halten Sie mich!«, schimpfte der Siganese.

»Kein Kommentar«, gab Cerkush Rynkiwal kurzangebunden zurück. Er schnallte sich los, ging zum Eingabepult der Hauptpositronik, setzte sich davor und überlegte. Dann glitten seine Finger über die Sensortastatur.

Als die U-518 in den Normalraum zurückstürzte, war Major Rynkiwal sehr nachdenklich geworden. Er schob die letzte Antwortfolie der Positronik in seine Brusttasche, setzte sich in seinen Sessel zurück und beobachtete eine Zeit lang den Siganesen, der die Schiffskontrollen mit Hilfe eines speziellen Kommandoimpulsgebers bediente.

Danach wandte der Plophoser sich den Datenaufzeichnungen zu. Er sah, dass seine Space-Jet wie geplant innerhalb des Ratos-Ebor-Systems, und zwar zwischen den Bahnebenen des fünften und vierten Planeten, in den Einsteinraum zurückgekehrt war. Natsi Venice steuerte das Schiff in weitem Bogen in die Bahnebene des vierten Planeten hinein. Der vierte Planet selbst entzog sich der direkten Beobachtung; er stand in Opposition zur Space-Jet. Aber er war auch nicht interessant. Die USO interessierte sich nur für den zweiten Planeten.

Cerkush Rynkiwal rief sich die Daten über Khaza ins Gedächtnis. Während einer Hypnoschulung waren ihm und seinen fünf Männern die wichtigsten Informationen über diese Welt gegeben worden, die von der Erde 20.341 und von Quinto-Center 10.764 Lichtjahre entfernt war.

Khaza wäre, wie kaum eine andere Welt, für die Besiedlung durch Menschen geeignet gewesen – wenn die terranischen Forschungskommandos vor rund zweihundert Jahren nicht eine kulturell hochentwickelte eingeborene Bevölkerung vorgefunden hätten.

Eigentlich gab es nicht nur eine Bevölkerung auf Khaza, sondern deren vier: die großen, überwiegend schlanken Bewohner des Kontinents Nighman, die kleineren, vierschrötigen Bewohner des Kontinents Zakot, die schwarzhäutigen Wilden der Nordregion und die affenartig behaarten »Muskelzwerge« der Südregion.

Kaum zu glauben, dass alle vier Spielarten die indirekten Nachkommen lemurischer Menschen waren.

Rynkiwal seufzte und musterte die leuchtenden Felder der Ortungsanzeigen.

»Wir sind das einzige Schiff hier«, sagte er.

»Das Ratos-Ebor-System ist so leer wie ein von Ertrusern geplünderter Kühlschrank«, warf Leutnant Kwich, der Funker, ein.

»Hm!«, machte Rynkiwal nur.

Natsi Venice blickte seinen Vorgesetzten von der Seite an.

»Sie sind recht einsilbig, Major, gar nicht wie Sie selber. Sie brüten doch etwas aus, nicht wahr? Hängt es mit den Berechnungen zusammen, die Sie mit der Positronik durchführten?«

Major Rynkiwal ging nicht darauf ein, sondern aktivierte das elektronische Logbuch und sagte langsam und deutlich:

»Eintragung. Es spricht Major Rynkiwal. Nach Standardzeit ist es 17.48.29 Uhr am 15. September 2409. Die U-518 befindet sich weisungsgemäß innerhalb des Ratos-Ebor-Systems und nähert sich einer Wartebahn, die identisch mit dem in Opposition stehenden vierten Planeten ist. Die Entfernung zum Planeten Khaza beträgt ...«, er beugte sich vor, um die entsprechende Angabe ablesen zu können, »... 932 Millionen Kilometer.«

Er schwieg und schaltete das Logbuch ab.

Im nächsten Moment zuckte er kaum merklich zusammen. Die Ortungsautomatik hatte ein akustisches Positiv-Signal gegeben.

Cerkush Rynkiwal sah über dem Hyperkom eine Leuchtplatte in kurzen Intervallen blinken.

Leutnant Pronk, der vor dem Hyperkomgerät saß, drückte auf verschiedene Tasten. Kontrolllampen blitzten auf, dann surrte die Auswurfautomatik des Dekodiersektors. Eine Folie glitt heraus.

»Lesen Sie vor, Leutnant!«, befahl Major Rynkiwal.

»Es handelt sich um den vorschriftsmäßig kodierten und gerafften Hyperkomspruch eines USO-Spezialisten. Sir«, erwiderte Leutnant Pronk aufgeregt. »Aber der Kode ist dreiunddreißig Jahre alt. Der Dekodiersektor...«

»Keine langatmigen Erklärungen!«, sagte Rynkiwal scharf. »Wie heißt der Absender, und wie lautet seine Meldung?«

»Der Absender ist Spezialist Yalo Patser, und der Text seiner Meldung lautet folgendermaßen ...«

Völlige Stille herrschte in der Steuerkanzel der Space-Jet, als der junge Leutnant Yalo Patsers Meldung verlas.

Danach war Patser ein Eingeborener des Planeten Khaza und stammte vom Kontinent Nighman. Vor rund sechzig Jahren hatte ein Kommando von USO-Spezialisten ihn quasi entführt, nach Quinto-Center gebracht und dort über die raumfahrenden Zivilisationen der Galaxis aufgeklärt.

Am Schluss der Aufklärung war Patser bereit gewesen, sich als USO-Spezialist ausbilden und auf seine Heimatwelt zurückschicken zu lassen. Er hatte ungefähr ein Jahrzehnt lang mehr oder weniger regelmäßig Berichte gefunkt. Doch Khaza blieb uninteressant für die galaktische Politik, und so war der Kontakt zu dem eingeborenen Spezialisten allmählich eingeschlafen.

Vor einiger Zeit nun hatte Yalo Patser entdeckt, dass sich Fremde auf seiner Welt eingeschlichen hatten und die Eingeborenen heimlich beherrschten. Diese Fremden verfügten über technische Mittel, die nur von einer fortgeschrittenen raumfahrenden Zivilisation erzeugt worden sein konnten.

Die Fremden hielten sich offenbar auf einer dem Ostkontinent Khazas vorgelagerten Insel auf. Patser berichtete, dass er im so genannten »Krater des dunklen Mondes« dieser Insel die Aktivität von Kernfusionskraftwerken angemessen hätte.

Dabei musste er aufgefallen sein, denn während der »Spiele des dunklen Mondes« stellten die Fremden ihm tödliche Fallen und, als ihnen das nichts nutzte, jagten sie ihn mit modernen technischen Mitteln.

Yalo Patser war ein Todgeweihter. Die Fremden hatten ihn durch Strahlschüsse so schwer verwundet, dass er nach eigener Schätzung noch höchstens eine Stunde zu leben hätte. Sobald die Meldung kodiert, gerafft und ausgestrahlt sei, wolle er seine Mörder vom geheimen USO-Stützpunkt weg und auf eine falsche Spur locken.

Als Leutnant Pronk geendet hatte, herrschte einige Sekunden lang Schweigen, dann sagte der Siganese:

»Fremde auf Khaza! Jetzt wird mir einiges klar. Ob wir dem eingeborenen Spezialisten noch helfen können, Major?«

Cerkush Rynkiwal schüttelte den Kopf.

»Nein, er wird bereits tot sein. Auf jeden Fall kämen wir zu spät. Wir drehen um und fliegen so schnell wie möglich nach Quinto-Center zurück.«

»Leutnant Pronk!«

Der Leutnant sah seinen Vorgesetzten fragend an.

»Ja, Sir?«

»Bereiten Sie eine Meldung an den Lordadmiral vor! Kurze Erklärung, dann Patsers Text. Senden Sie die Meldung mit Maximalleistung und gerichtet jedes Mal nach Quinto-Center, wenn wir den Zwischenraum zwecks Orientierungsmanöver verlassen.«

»Wird gemacht, Sir«, sagte Pronk.

Rynkiwal nickte, wandte sich seinen Kontrollen zu und murmelte:

»Jetzt geht es den Verbrechern an den Kragen. Nur schade, dass wir nicht den Einsatz auf Khaza durchführen werden.«

»Warum nicht, Major?«, fragte Natsi Venice. »Es könnte doch sein, dass der Lordadmiral uns damit beauftragt, weil wir die entscheidende Information mitbringen.«

Cerkush Rynkiwal schüttelte den Kopf.

»Davon lässt sich Atlan nicht beeinflussen. Ich wette, er schickt Tekener und Kennon nach Khaza, seine beiden Superdetektive.«

»Neidisch?«, fragte Venice.

»Nein«, antwortete Rynkiwal aufrichtig. »Wenn Patsers Mörder mit den Cystobors-Morden zu tun haben, würden wir beide uns auf Khaza nur die Finger verbrennen.«

*

Mein Freund Ronald Tekener knallte die Karten auf den Tisch und sagte verärgert:

»Mit dir spiele ich nicht mehr, Sinclair. Du benutzt ja deine Hilfspositronik.«

Ich wölbte die Brauen.

»Ist es etwa verboten, seinen Körper beim Pokern zu benutzen – beziehungsweise eine Prothese, die den Körper ersetzt ...?«

»Natürlich nicht.« Ronald wirkte ausgesprochen übellaunig. »Aber der Einsatz einer Positronik verschafft dem Benutzer unangemessene Vorteile.«

Ich grinste und warf meine Karten ebenfalls auf den Tisch.

»Niemand verbietet dir, eine Mikropositronik in deinen Hirnkasten einsetzen zu lassen. Platz hast du ebenfalls genügend darin. Also ...!«

Mein Freund und Partner lächelte wieder.

»Danke, danke, aber statt einer Mikropositronik werde ich mir lieber einen Positronfeld-Deformator einsetzen lassen und ihn jedes Mal dann einschalten, wenn ich mit dir pokere.«

Ich seufzte und erwiderte scheinheilig:

»Schade, dann werden wir künftig wohl beide ausschließlich unseren eigenen Intellekt einsetzen müssen. Zwar würdest du dann jedes Mal verlieren, aber ...«

Ich schwieg, als der Interkommelder in Ronalds Unterkunft summte. Mein Partner wandte sich zu dem Gerät und aktivierte es mittels Blickschaltung.

Im Trivideokubus erschien Atlans Oberkörper. Der Arkonide wirkte ernst.

»Wie ich sehe, ist Ihr Partner bei Ihnen, Spezialist Tekener«, sagte unser Chef. »Bitte, kommen Sie beide gleich zu mir in den Geheimsektor. Ich muss einen Einsatz planen, für den Sie beide genau die richtigen Spezialisten sind, wie ich es sehe.«

»Wir kommen sofort, Lordadmiral«, versicherte Ronald.

Der Trivideokubus erlosch. Mein Freund wandte sich um, und wir sahen uns bedeutsam an.

»Da hat es wieder einmal irgendwo laut geklingelt«, meinte Ronald. »Sagt dir deine MiPo nicht, worum es geht?«

»Wie kommst du darauf, dass sie es mir nicht sagte«, meinte ich mit gespielter Verwunderung. »Selbstverständlich sagt sie es mir. Es kann sich nur um eine Angelegenheit von größter Bedeutung handeln – und das ist zur Zeit die Cystobors-Mordserie. Da in dieser Sache in drei Sonnensystemen ermittelt wird, ist anzunehmen, dass eines unserer Erkundungskommandos eine heiße Spur gefunden hat.«

Während ich sprach, war ich aufgestanden. Ronald sagte nichts zu meinen Überlegungen. Er wusste sicher recht gut, dass ich derartige Gedankenarbeit nicht meiner Mikropositronik überlassen würde. Schließlich war ich noch immer der beste Kosmo-Kriminalist der USO.

Wir begaben uns durch den regen Betrieb, der im Wohntrakt von Quinto-Center herrschte, zu jenem Sektor, der nur von einem begrenzten Kreis von Spezialisten betreten werden durfte. Hier wurden Dinge von höchster Geheimhaltungsstufe besprochen, geplant und ausgewertet, und positronisch gesteuerte Anlagen sorgten dafür, dass kein Unbefugter diesen Sektor betrat.

Außerdem wurde jeder Schritt jedes Befugten zu jeder Zeit überwacht. Ronald und ich wussten Bescheid, obwohl nur die speziellen Messgeräte meiner Vollprothese hin und wieder verräterische Impulse registrierten.

Der Chef der United Stars Organisation vertraute uns – jedenfalls weitgehend.

Als wir die Grenze des Geheimsektors überschritten, ertönte ein melodischer Gong, und eine »weibliche« Roboterstimme erklärte uns, in welchem Raum Atlan uns erwartete.

Kurz darauf standen wir dem Unsterblichen gegenüber.

»Verfügen Sie bitte über die Servoroboter dieses Raumes, meine Herren«, erklärte der Lordadmiral liebenswürdig. »Trinken Sie, rauchen Sie oder bestellen Sie einen kurzen Imbiss ...«

»Ich brauche nur ein Kännchen Gelenkschmiermittel für meine Vollprothese«, sagte ich. »Seit kurzem quietscht mein linkes Bein, wenn ich mich schnell bewege.«

Atlan sah mich prüfend an, dann lachte er. Anscheinend war er sich bei mir nie von vornherein sicher, ob ich eine Bemerkung ernst meinte oder nicht.