Atlan 500: Die Solaner - William Voltz - E-Book

Atlan 500: Die Solaner E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Es geschah im Dezember des Jahres 3586, als Perry Rhodan mit seinen Gefährten die SOL verließ und zur BASIS übersiedelte, nachdem er den Solgeborenen das Generationenschiff offiziell übergeben hatte. Die neuen Herren der SOL sahen sich somit endlich in die Lage versetzt, ihre Wünsche zu realisieren. Sie trennten sich von der Menschheit, um ihre eigenen Wege zu gehen und ihre ureigenen Ziele zu verfolgen. Sie betrachteten den Weltraum als ihren eigentlichen Lebensbereich und das Schiff als ihre Heimat - und sie scheuten davor zurück, ihre Füße auf den Boden von Planeten zu setzen. Seit der Zeit, da die SOL unter dem Kommando der Solgeborenen auf große Fahrt ging und mit unbekanntem Ziel in den Tiefen des Sternenmeeres verschwand, sind mehr als zweihundert Jahre vergangen, und kein Terraner hat in der Zwischenzeit etwas vom Verbleib des Generationenschiffs gehört. Im Jahr 3791 ist es jedoch soweit - und ein Mann kommt wieder in Kontakt mit dem verschollenen Schiff. Dieser Mann ist Atlan, der Arkonide, der, wie schon so oft in seinem langen Leben, eine Mission durchzuführen hat, die ihm alles abverlangt. Die Kosmokraten entlassen Atlan, damit er sich um die SOL kümmert und um DIE SOLANER ...

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Nr. 500

Die Solaner

Unterwegs in der Unendlichkeit

von William Voltz

Es geschah im Dezember des Jahres 3586, als Perry Rhodan mit seinen Gefährten die SOL verließ und zur BASIS übersiedelte, nachdem er den Solgeborenen das Generationenschiff offiziell übergeben hatte.

Die neuen Herren der SOL sahen sich somit endlich in die Lage versetzt, ihre Wünsche zu realisieren. Sie trennten sich von der Menschheit, um ihre eigenen Wege zu gehen und ihre ureigenen Ziele zu verfolgen. Sie betrachteten den Weltraum als ihren eigentlichen Lebensbereich und das Schiff als ihre Heimat – und sie scheuten davor zurück, ihre Füße auf den Boden von Planeten zu setzen.

Seit der Zeit, da die SOL unter dem Kommando der Solgeborenen auf große Fahrt ging und mit unbekanntem Ziel in den Tiefen des Sternenmeeres verschwand, sind mehr als zweihundert Jahre vergangen, und kein Terraner hat in der Zwischenzeit etwas vom Verbleib des Generationenschiffs gehört.

Die Hauptpersonen des Romans

Kartron Amer, Builty Monk und Shia Deen – Drei Weltraummenschen.

Chart Deccon – Kommandant der SOL.

Sagoth Herlw – Ein Rostjäger.

Atlan

1.

Chart Deccon, High Sideryt und Bruder ohne Wertigkeit, blickte auf den Bildschirm der Außenbeobachtung und sah ein paar Buhrlos wie plumpe rote Motten um das Schiff tanzen. Sie sammelten E-kick für Deccon und die Magniden – ein unsichtbarer Vorgang – und versuchten gleichzeitig, etwas mehr über den Zugstrahl von Mausefalle herauszufinden.

Der Begriff »Zugstrahl« war im Grunde genommen eine simple Bezeichnung, denn er wurde in keiner Weise den Kräften gerecht, denen die SOL seit nunmehr zweieinhalb Wochen ausgesetzt war.

In einer Ecke des Bildschirms sah Deccon einen Zipfel von Mausefalle-Sonne. Er erinnerte ihn an ein glühendes Auge, das spöttisch über den Rand des Geräts schielte, um die Gefangenen zu beobachten.

Und Gefangene waren alle 90.000 bis 100.000 Besatzungsmitglieder an Bord: SOLAG-Angehörige, Buhrlos, Terra-Idealisten, Monster, Extras, SOL-Farmer und ... Deccon hielt in seiner gedanklichen Auflistung unwillkürlich inne, denn er sah, dass zwei der Buhrlos sich Zeichen machten. Der High Sideryt hatte die wichtigsten Signale der Weltraummenschen studiert und sich eingeprägt, doch das gestenreiche stumme Gespräch lief so schnell ab, dass er ihm nicht folgen konnte. Trotzdem hatte er den Eindruck, dass einer der Buhrlos die Hände über dem Kopf verschränkt hatte.

Das hieß: Etwas unglaublich Bedeutsames!

Deccon verließ seinen Platz an den Kontrollen und begab sich zu einem Interkomanschluss. Wenn sich der fast zwei Meter große Hüne mit seinem von Muskeln und Fleischwülsten bedeckten Körper durch seine Zentrale (er nannte den Raum auch seine Klause) bewegte, wirkte er trotz seiner Trägheit auf eine bestimmte Weise unerbittlich und entschlossen. Sein Gesicht war massig, rot und aufgedunsen; die Röte zog sich bis zum kahlen Schädel hinauf. Deccons Nase war aufgequollen, fast wie eine Art Gewächs; seine Lippen wulstig wie zwei fette, eng nebeneinander her kriechende Würmer. In diesem Gesicht waren die Augen kaum zu sehen, nur wenn Deccon die Brauen hob, erinnerten sie an zwei in feuchten Beton gedrückte graue Steine.

Der High Sideryt schaltete den Interkom ein. Als uneingeschränkter Herrscher der SOLAG konnte er fast jeden Punkt innerhalb des Schiffes erreichen, von ein paar Ausnahmen, die ihm wie Stachel im eigenen Fleisch erschienen, einmal abgesehen.

Ein Bildschirm erhellte sich, die eigentliche Zentrale der SOL wurde sichtbar.

»Wer hat Dienst an den Kontrollen?«

Seine Stimme klang grollend, sie verstärkte den düsteren Gesamteindruck, den dieser Mann machte.

»Brooklyn«, antwortete jemand, der noch nicht in den Sichtbereich der Aufnahme gekommen war.

Deccon bewegte sich zur Seite. Seine Jacke, die ebenso wie die Hose aus blau schimmernden Metallschuppen zusammengesetzt war, klirrte leise. Obwohl sich diese Kleidung eng an den Körper schmiegte und seine Linien deutlich erkennen ließ, wirkte sie wie eine Rüstung. Um den Hals trug Deccon ein goldenes Kettchen, an dem ein kleiner Kasten befestigt war, der auf Deccons Brust hing. Niemand wusste, was sich in diesem Behältnis befand.

Brooklyn tauchte auf dem Interkomschirm auf. Deccon erinnerte sich daran, dass niemand ihren richtigen Namen kannte. Es ärgerte ihn ein bisschen, denn er sah darin, was ihn anging, einen gewissen Autoritätsverlust. Brooklyn gehörte jedoch zu der Gruppe der Fortschrittlichen unter den Magniden, und da Deccon insgeheim mit dieser kleinen Partei sympathisierte, vermied er es, ihre Angehörigen unter Druck zu setzen.

»Hallo, Chart«, sagte Brooklyn freundlich.

»Wie viele sind draußen?«, brummte er.

Sie dachte nach, als sei sie von der Sprunghaftigkeit seiner Fragen irritiert.

Wie kann sie nur so liebenswürdig und charmant sein?, fragte er sich ärgerlich. Ich möchte wissen, was wirklich im Kopf dieser grauhaarigen, alten Dame vorgeht.

»Einundzwanzig«, sagte sie schließlich.

Unwillkürlich überlegte er, wie viel E-kick das bedeutete. Er fluchte leise. Seine Gedanken kreisten viel zu häufig um E-kick, dabei hatten sie jetzt andere Sorgen.

Und was für Sorgen!, dachte er grimmig.

»Hast du eine Namensliste?«, erkundigte er sich.

Ihre Verwirrung wuchs.

»Wozu brauchst du eine Liste, High Sideryt?«

»Ich glaube, dort draußen geht etwas Ungewöhnliches vor«, antwortete er.

Sie sah erstaunt aus.

»Zweifellos«, bestätigte sie ironisch. »Wir zappeln wie ein Fisch an der Angel.«

Was zum Teufel, weiß sie über Angeln?, ging es ihm durch den Kopf.

Sie fuhr fort: »Wahrscheinlich kommt etwas vorbei.«

Seit zweieinhalb Wochen wurde die SOL von allen möglichen Objekten überholt, die sich ebenfalls im Kraftfeld von Mausefalle befanden – und überholte ihrerseits langsamere Gegenstände. Es war auch für die Wissenden innerhalb der SOLAG nicht möglich, die Kriterien zu bestimmen, nach denen sich die Geschwindigkeiten jener Dinge richteten, die in Mausefalle festsaßen. Besonders teuflisch erschien Deccon die Tatsache, dass jedes eingefangene Objekt, einschließlich der SOL, seine Geschwindigkeit ständig änderte. Auf diese Weise ließ sich nicht einmal bestimmen, wann das Schiff die Bahn des äußersten von insgesamt dreiundzwanzig Planeten dieses Systems kreuzen würde.

Das Kraftfeld, in dem die SOL scheinbar unrettbar festgehalten wurde, ging vermutlich von Mausefalle-Sieben aus, aber sicher war man bei der SOLAG nicht.

Deccon rieb sich den kahlen Schädel mit einer flachen Hand.

»Es kommt ständig irgend etwas vorbei«, sagte er seufzend. »Das ist die gewaltigste kosmische Falle, von der ich jemals gehört habe – und ausgerechnet wir sind hineingetappt.«

»Das lag an den mangelhaften Vorbereitungen«, versetzte sie mit sanftem Vorwurf. »Die SOL hätte, bevor wir uns dazu entschlossen, in diesem Sonnensystem Vorräte aufzunehmen, eine Zeitlang außerhalb operieren und Messergebnisse abwarten sollen. Schließlich haben wir nichts zu versäumen.«

Deccon wäre ihr fast in die Falle gegangen. Ihr letzter Satz war gezielte Schlauheit: Sie wollte herausfinden, inwieweit er die Fortschrittlichen unterstützte.

»Ja«, sagte er lahm. »Schon möglich.«

»Außerdem«, sagte sie, »sind etwas mehr als dreitausend Mitglieder für die SOLAG einfach zu wenig. Gemessen an der Besatzungsstärke vor allem. Die Katastrophe ist unausweichlich.«

Er lachte auf.

»Seit Jahrzehnten schlittern wir von einer Krise in die andere«, erinnerte er. »Bisher haben wir noch jede überstanden.«

»Aber die Situation an Bord war noch nie so unübersichtlich und gespannt«, hielt sie ihm entgegen. »Dazu kommt nun eine äußere, lebensbedrohende Gefahr.«

Deccon witterte einen unausgesprochenen Vorwurf in ihren Worten. Er war nun seit zwei Jahren und vier Monaten High Sideryt, dazu bestimmt von seiner Vorgängerin im Amt, Tineidbha Daraw. Unmittelbar nach seiner Ernennung hatte Chart Deccon seinen Nachfolger ausgewählt und dessen Namen in SENECA gespeichert. Seine Wahl war geheim; nur er und SENECA wussten, wer sein Erbe sein würde. Allerdings war er berechtigt, den Namen jederzeit auszutauschen. Deccon hielt das nicht für unproblematisch, denn SENECA war in seinen Funktionen wesentlich schlimmer gestört, als den meisten Wissenden bekannt war.

»Ich werde nicht der High Sideryt sein, unter dessen Herrschaft es zu einer Katastrophe kommt«, sagte er trotzig.

Er benutzte den Begriff »Herrschaft« anstelle von »Kommando« völlig bewusst, um sie zu ärgern.

Brooklyn reagierte jedoch nicht darauf.

»Ich habe ein paar Namen«, sagte sie. »Art Drutan, Loony Waltzeck, Kartron Amer ...«

»Ach, lass doch!«, unterbrach er sie, plötzlich anderen Sinnes geworden. »Was sind schon Namen? Behaltet die Burschen im Auge und stellt fest, ob etwas Bedeutsames geschieht.«

»Wann starten wir das nächste Manöver?«, wollte sie wissen.

Die SOL konnte sich, obwohl sie in Mausefalle festsaß, 1500 Kilometer in alle Richtungen bewegen, das hieß, ihr war eine Operationsraumkugel mit einem Durchmesser von 3000 Kilometer geblieben. Gemessen an den Entfernungen, die das Schiff seit dem 24. Dezember 3586 zurückgelegt hatte, war dies lächerlich wenig. Eine weitere Teufelei von Mausefalle war, dass jedes eingefangene Objekt eine unterschiedlich große Operationsraumkugel behalten hatte.

Jemand spielt mit uns!, dachte Deccon erbittert.

»Sobald wir neue Informationen haben«, erwiderte er ausweichend.

Unwillkürlich blickte er auf den Zeitmesser.

4. März 3791, las er das Datum ab. Als High Sideryt besaß Chart Deccon das Logbuch der SOL. Er war, was die Ereignisse in den vergangenen zweihundert Jahren anging, der am besten eingeweihte Solaner.

»Ich glaube«, bemerkte die grauhaarige Frau auf dem Bildschirm, »wir befinden uns in der Krise.«

»Was heißt das?«, fragte Chart Deccon schroff, obwohl er genau wusste, was sie ausdrücken wollte.

»Die Schläfer«, sagte sie. »Wir müssen sie wecken.«

»Nein«, sagte er heftig. »Das ist kein Thema.«

Er spürte die Erregung in sich aufsteigen wie einen Schwall heißen Blutes. Seit nunmehr fast zweieinhalb Jahren war er Einsamkeit gewöhnt, nun kam eine völlig neue Erfahrung für ihn hinzu: Das Gefühl der Verlorenheit.

»Schon gut«, sagte er schnell. »Macht weiter.«

Dann unterbrach er die Verbindung. Seine Blicke wanderten zum Bildschirm der Außenbeobachtung. Im Augenblick waren dort sieben Buhrlos zu sehen. Unwillkürlich beneidete Deccon sie um diese Art von Freiheit, ohne jeden künstlichen Schutz im Weltraum schweben zu können. Diese Fähigkeit unterlag zwar einer zeitlichen Begrenzung, aber Deccon wusste, dass die Weltraummenschen in einem Aufenthalt im All ihre Erfüllung sahen.

Im Grunde genommen waren die Buhrlos Deccon so fremd wie die Extras an Bord, und er wäre der Verfolgung, der diese Solaner manchmal ausgesetzt waren, sicher nicht so energisch entgegengetreten, wenn sie nicht auch die Funktion als E-kick-Beschaffer erfüllt hätten.

Der Bruder ohne Wertigkeit fragte sich, ob E-kick tatsächlich eine lebensverlängernde Wirkung besaß. Da diese Energie erst vor zwanzig Jahren entdeckt worden war, konnte darüber noch keine endgültige Aussage gemacht werden. Eines war jedoch gewiss: Nach einer Behandlung mit E-kick fühlte man sich ausgeruht und zu großen Taten stimuliert, außerdem besaß diese Energieform eine wohltuende Wirkung. Niemand wusste genau, wie jene Aura entstand, mit der Buhrlos sich regelrecht aufluden, wenn sie länger als fünf Stunden im Weltraum arbeiteten. Nach ihrer Rückkehr an Bord der SOL wurden aufgeladene Buhrlos regelrecht »gemolken«, indem man ihre Aura in spezielle Akkumulatoren transformierte. Diese Transformation musste allerdings spätestens eine Stunde nach der Rückkehr aus dem Weltraum an Bord der SOL abgeschlossen sein, da die Aura sonst erlosch.

Deccon wäre durchaus bereit gewesen, außer den Magniden auch den Angehörigen der unteren Kasten der SOLAG E-kick abzugeben, doch dazu reichten die Vorräte nicht aus. Nur der High Sideryt und die Brüder der ersten Wertigkeit, die zehn Magniden, konnten versorgt werden.

Der Chef der SOLAG wunderte sich darüber, dass die unteren Kasten (von den devoten Ferraten, die die Brüder der sechsten Wertigkeit waren, einmal abgesehen) bisher noch nie mit massiven Forderungen nach E-kick aufgetreten waren. Vor allem die Pyrriden, die Brüder der vierten Wertigkeit und die Vystiden mit ihren Haematen-Soldaten, die Brüder der zweiten Wertigkeit, waren ansonsten alles andere als zimperlich. Deccon vermutete, dass er diese Zurückhaltung den Ahlnaten zu verdanken hatte, jenen Brüdern der dritten Wertigkeit, die einen großen Einfluss auf die anderen Kasten ausübten.

Manchmal wünschte Deccon, die Hierarchie der SOLAG wäre weniger verkrustet gewesen, dann wäre es ihm gewiss leichter gefallen, die eigenen Ideen durchzusetzen.

Jede Kaste innerhalb der SOLAG hatte ihre bestimmte Aufgabe. Die Ferraten waren in dieser Rangordnung die am geringsten einzuschätzende Gruppe. Sie setzte sich im Augenblick aus 1258 Mitgliedern zusammen, Männer und Frauen. Die Ferraten wurden auch Rostjäger genannt, weil sie die einfachen Wartungs- und Reparaturarbeiten an Bord erledigten, ohne dabei ein tiefergehendes Wissen in die technischen Zusammenhänge eines Raumschiffs zu besitzen.

Nach den Ferraten kamen die Pyrriden (die Brüder der fünften Wertigkeit, die Troiliten, waren ein Kuriosum, weil niemand unter den normalen Solanern wusste, ob es diese geheimnisvollen Mordkommandos überhaupt gab – deshalb mussten sie hier ausgeklammert werden), deren Aufgabe es war, das Schiff bei Planetenanflügen mit Rohstoffen zu versorgen. Heute, am 4. März 3791, zählte die Kaste der Pyrriden 804 Angehörige.

Die Ahlnaten waren so etwas wie Priester und Lehrer, vor allem für die Ferraten, denen sie ihre Arbeiten zuwiesen. Allerdings waren die Ahlnaten nicht mit den letzten technischen Geheimnissen des Schiffes vertraut. In dieser Kaste waren 678 Mitglieder rekrutiert.

Die Vystiden waren zusammen mit den Haematen die Offiziere und Soldaten an Bord. Diese Solaner, ihre Zahl betrug im Augenblick 469, hatten überall dort einzugreifen, wo es innerhalb der SOL zu Zwischenfällen und Unruhen kam. Deccon nahm an, dass die Brüder der Zweiten Wertigkeit die am häufigsten beschäftigte Kaste war, denn an Bord gärte es immer stärker.

Die zehn Magniden schließlich waren zusammen mit dem High Sideryt die eigentlichen Lenker des Schiffes und hielten sich vornehmlich im Mittelteil der SOL innerhalb der Zentrale auf. Sie und Deccon waren in die letzten Geheimnisse des Fernraumschiffs eingeweiht und wussten zum Beispiel, dass die SOL eine Trinität darstellte, von der jedes Drittel autark funktionieren und handeln konnte.

Die SOLAG, dachte Deccon, während er sich die Zusammensetzung dieser Institution ins Gedächtnis rief, war ein ebenso mächtiges wie zerbrechliches Gebilde.

Wie mächtig oder zerbrechlich sie war, würden vermutlich die nächsten Tage und Wochen zeigen, wenn die SOL immer tiefer in Mausefalle hineingezogen wurde.

Der hünenhafte Mann sah auf den Bildschirmen, dass zusammen mit den Buhrlos auch ein paar Ferraten im Weltraum arbeiteten, vermutlich von den Ahlnaten als Aufpasser für die Weltraummenschen mit ins All geschickt.

Deccon ergriff einen E-kick-Akku und trug ihn zu einem Tischchen, das neben einem Sessel auf einem von insgesamt sieben stufenförmigen Podesten in der Klause stand. Der 120 Quadratmeter große Raum, den Deccon bewohnte, lag unmittelbar neben der eigentlichen Zentrale des Schiffes. Deccons Schlafraum war ebenso wie das Bad kabinenähnlich abgeteilt. Offiziell besaß die Klause nur einen Zugang, zum Hauptkorridor hin gelegen, aber der High Sideryt besaß eine Geheimtür, durch die er heimlich zu Streifzügen quer durch das ganze Schiff aufbrach. In letzter Zeit verminderte sich die Zahl dieser Ausflüge immer mehr, denn was Deccon an Bord beobachten konnte, dämpfte seinen noch immer vorhandenen Optimismus in Hinblick auf das weitere Schicksal der SOL doch erheblich.

Im Zentrum des Raumes gab es noch eine Fluchtröhre für den Fall einer Katastrophe, aber sie hatte noch nie benutzt werden müssen.

Im Hintergrund stand Deccons Robotleibwache, sieben der besten Kampfmaschinen, die es an Bord noch gab. Das Mobiliar, soweit es nicht zur technischen Einrichtung gehörte, bestand aus klobigen schwarzen Holzteilen. Am Boden und an den Wänden lagen und hingen farbige Teppiche. Bilder und Spiegel waren nirgends zu sehen, Deccon hatte sie bei seinem Amtseintritt entfernen lassen.