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In den ersten sieben Monaten des Jahres 3280, d.h. seit dem Ende des Erleuchteten, haben sich die Machtstrukturen in der Galaxis Manam-Turu einige Male entscheidend verändert. Da war zum einen EVOLOS Schwächung. Da waren zum anderen hoffnungsvolle Anzeichen für eine künftige Koalition zwischen den Daila und anderen Völkern erkennbar. Und da kam es zum Zerfall des Zweiten Konzils, als die Ligriden aus dem an ihnen verübten Betrug die Konsequenzen zogen und Manam-Turu verließen. Das positive Geschehen wird jedoch in dem Moment zweitrangig, als Pzankur, der Ableger, den EVOLO in die Heimat der Hyptons ausgeschickt hatte, unvermutet zurückkehrt. Pzankur beginnt sofort mit seinen Aktivitäten, die darauf abzielen, Vertreter all der Kräfte in Manam-Turu auszuschalten, die ihm gefährlich werden könnten. Um die Beseitigung von etwas geht es auch Posariu, der bekanntlich ein Drittel der Stelen des Berges Cirgrum an sich brachte. Dieses Diebstahls wegen wird er von Goman-Largo und Neithadl-Off mit der STERNENSEGLER verfolgt. Der Modulmann und die Vigpanderin ahnen nicht, dass sie damit den Plan des Verfolgten fördern, der abzielt auf DAS ENDE DER STERNENFALLE ...
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Nr. 793
Das Ende der Sternenfalle
Das Zeitteam in der Zwingfessel
von Harvey Patton
In den ersten sieben Monaten des Jahres 3280, d.h. seit dem Ende des Erleuchteten, haben sich die Machtstrukturen in der Galaxis Manam-Turu einige Male entscheidend verändert.
Da war zum einen EVOLOS Schwächung. Da waren zum anderen hoffnungsvolle Anzeichen für eine künftige Koalition zwischen den Daila und anderen Völkern erkennbar. Und da kam es zum Zerfall des Zweiten Konzils, als die Ligriden aus dem an ihnen verübten Betrug die Konsequenzen zogen und Manam-Turu verließen.
Das positive Geschehen wird jedoch in dem Moment zweitrangig, als Pzankur, der Ableger, den EVOLO in die Heimat der Hyptons ausgeschickt hatte, unvermutet zurückkehrt.
Pzankur beginnt sofort mit seinen Aktivitäten, die darauf abzielen, Vertreter all der Kräfte in Manam-Turu auszuschalten, die ihm gefährlich werden könnten.
Goman-Largo – Der Modulmann im Bann der Zwingfessel.
Neithadl-Off – Goman-Largos Gefährtin.
Errenos – Gildenmeister der Diebe von Saltic.
Canaray
Goman-Largo
»Wir werden dich kriegen!«, murmelte ich verbissen, während ich mit aufmerksamem Blick die Werte kontrollierte, die auf POSIMOLS Displays erschienen. »Verlass dich darauf, wir kriegen dich.«
Damit meinte ich natürlich Posariu den Düsteren, denn er war es, den wir verfolgten. Für mich stand es so gut wie fest, dass er kein anderer sein konnte als das Wesen, das wir bereits in mehreren verschiedenen Masken kennen gelernt hatten. Und dieses Wesen hatte mir und meiner Partnerin bereits so viel Ungemach bereitet, dass ich nur so darauf brannte, ihm das nun endlich heimzahlen zu können.
»Du wiederholst dich, mein Modulmann«, pfiff Neithadl-Off, die gerade in den Steuerraum der STERNENSEGLER zurückgekommen war. »Im Übrigen weißt du sehr genau, was ich von deinem jetzigen mehr als gewagten Vorhaben halte – überhaupt nichts! Er hat alles mit Vorbedacht so arrangiert, dass du ihm folgen sollst, und er wird dich wahrscheinlich weit eher kriegen als du ihn.«
»Und jetzt bist du es, die sich wiederholt, Zeitprinzessin«, konterte ich, »und das nun schon mindestens zum dritten Mal ... Beenden wir also dieses Thema. Berichte mir statt dessen lieber, wie es unserem Patienten geht, du kommst doch wohl von ihm.«
»Schon wieder relativ gut, den Anzeigen der Kontrollinstrumente nach«, erklärte die Vigpanderin. »Allerdings dürfte wohl noch einige Zeit vergehen, bis er wieder etwas stehlen kann, so bald darf er aus dem Cyborg-Tank nun doch nicht heraus.«
Ich schmunzelte verhalten.
»Das ist beides recht erfreulich – das eine für ihn, das andere für uns. Gesundheit ist eines der höchsten Güter, das merkst du aber meist erst dann, wenn sie dir fehlt. In dieser Hinsicht hat er also meine besten Wünsche, aber wenn es damit nicht so schnell geht, ist mir das auch wieder recht. Dann kann er uns wenigstens nicht in die Quere kommen, wenn wir unser Ziel erreicht haben.«
Unser Patient: Das war Errenos, ein Saltic und damit Mitglied eines ausgesprochen seltsamen Volkes von Manam-Turu.
Es war zahlenmäßig nicht sehr stark, und kaum jemand in dieser Galaxis wusste überhaupt um seine Existenz, obwohl seine Angehörigen sie oft genug durchreisten. Besser gesagt heimsuchten, denn sie nannten sich selbst die Meisterdiebe, und das waren sie auch.
Im Zuge unserer vielen Abenteuer waren wir rein zufällig zweien von ihnen begegnet, sie hießen Navok und Sutok, und diese hatten uns reichhaltige Proben ihrer recht zweifelhaften »Begabung« gegeben. Wenn man nicht sehr gut aufpasste, klauten sie einem den Sessel unter dem Sitzfleisch weg, ohne dass man es merkte! Ihr Meisterstück war der Diebstahl eines ganzen Raumschiffs gewesen, das wir herrenlos aufgefunden hatten. Vorläufig aber wohl auch ihr letzter Coup, denn das Schiff hatte sich bald selbständig gemacht. Es war mit ihnen und dem Einhorn Nussel mit unbekanntem Ziel verschwunden, wer weiß wohin.
Bei ihrem Diebeshandwerk kamen den Saltics nicht nur das Geschick, sondern auch eine weitere außergewöhnliche Fähigkeit zugute: Sie konnten ihre Gestalt nach Belieben verändern. Zwar bevorzugten sie ganz allgemein die hominide Körperform, doch im »Einsatz« gaben sie sich zuweilen selbst das Aussehen irgendwelcher Gegenstände!
Als solcher war auch Errenos an Bord der STERNENSEGLER gelangt.
Zuvor hatte es mich und Neithadl-Off von einer Zeitgruft in eine andere verschlagen, die sich auf dem Planeten Dolen C'Austry befand. Dort waren wir allerdings 120 Jahre vor unserer Realzeit herausgekommen, und es wäre uns schlecht ergangen, hätte nicht meine Partnerin mit ihrer Gabe, die Wahrheit schamlos zu verbiegen, Erfolg gehabt.
Auf dieser Welt befand sich die riesige Schatzkammer der Diebe – und dort durfte man paradoxerweise alles, nur nichts stehlen. Wir aber hatten in einem der Räume eine kleine, steinerne Stele entdeckt, die zweifellos vom Planeten Cirgro stammte, und sie mit uns genommen. Natürlich nur in der lauteren Absicht, sie wieder den Krelquotten als ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzubringen, doch so etwas zählte bei den Saltics eben nicht.
Sie hatten uns auf ihre Welt gebracht und dort dann vor Gericht gestellt, aber die Vigpanderin hatte uns aus allem herausgelogen. Mehr noch, wir durften sogar die Stele behalten, und obendrein hatte uns der Gildenmeister ebenfalls zu Dieben ausbilden lassen ...
Zu Dieben relativ niederen Grades zwar nur, doch nun waren wir sozusagen »Ehrensaltics«! Als solche durften wir natürlich ihren Planeten wieder verlassen, hatten Frieden zwischen den Tessalern und Vinnidern gestiftet und später Cirgro aufgesucht, um die Stele der Chadda Dschadda-Moi zurückzugeben.
»Worüber grübelst du jetzt schon wieder nach, Gomännchen?«, kam es schrill von Neithadl-Off, mitten in diese Gedanken hinein.
Ich zuckte mit den Schultern und grinste süffisant.
»Ein Zeitspezialist wie ich grübelt nie, denn dabei kommt nur sehr selten etwas Vernünftiges heraus. Nein, ich habe wie üblich sehr scharf nachgedacht und mir dabei eine bestimmte Frage gestellt. Bei den Saltics gibt es eine Schule der Diebe, und dort war ich mit etwas Glück um vier Punkte besser als du. Auf einer anderen Ebene bist du mir aber immer noch weit überlegen, und das frustriert mich natürlich.«
»Das betrifft meine exzellente Gabe der Interpretatorischen Wahrscheinlichkeitsextrapolation, nicht wahr?«, pfiff Neithadl im Gefühl ihres sicheren Triumphs, und ich nickte scheinbar ernsthaft.
»Ganz recht, meine Zeitprinzessin, und eben das hat mich zu folgender Überlegung angeregt: Irgendwo muss es wohl auch eine Art von Lügen-Akademie geben! Ich werde alles daransetzen, diese zu finden und ebenfalls zu absolvieren, wenn wir erst diese Sache mit diesem Posariu hinter uns haben. Dann werde ich auch ein wirklich ebenbürtiger Partner für dich sein, und das wird dich in höchstem Maß erfreuen, nicht wahr?«
Die Vigpanderin zog ihre Sensorstäbchen halb ein, dieser Schlag hatte also gesessen. Doch sie beherrschte sich ziemlich gut und gab scheinbar gleichmütig zurück:
»Wenn du meinst, so etwas nötig zu haben ... gut, ich werde dich natürlich nicht daran hindern. Wichtiger wäre es mir, dich von der Verfolgung dieses Stelenräubers abzubringen, doch auf diesem Ohr scheinst du vollkommen taub zu sein.«
»Wie Recht du wieder einmal hast«, bestätigte ich trocken und sah demonstrativ wieder auf die Anzeigen POSIMOLS vor mir.
Das auf Cirgro gestohlene Schiff des Magiers Posariu oder des Schwarzen Ritters war eindeutig zum Sternbild Schwert des Rächers unterwegs. Das zeigten die Kursangaben des Linearraumfühlers von POSIMOL, das Energieecho war auf dem Monitor deutlich zu sehen. Ganz wohl war mir bei dem Gedanken nicht, ausgerechnet wieder in diesen Sektor zu fliegen, aber ich blieb trotzdem dabei, und das aus mehreren meiner Ansicht nach gewichtigen Gründen.
Da war einmal die Tatsache, dass die Ministele SCHLÜSSEL ZUR WANDLUNG mich davon unterrichtet hatte, sie besitze verschlüsselte Daten über eine Zeitfestung. Diese sollte angeblich eine Zentrale des Ordens der Zeitchirurgen sein, oder zumindest gewesen sein. Ich musste unbedingt versuchen herauszufinden, was es damit auf sich hatte, für mich als Zeitspezialisten waren alle Mitglieder dieses Ordens von Natur aus Gegner!
Obendrein verdankte ich ihnen meine jahrtausendlange Stasis in der Zeitgruft auf Xissas, aus der mich erst Neithadl-Off befreit hatte. Somit hatte ich einen sehr persönlichen Grund, nach ihnen zu fahnden, um mich dafür zu rächen, was sie mir angetan hatten. Das erschien zwar auf den ersten Blick irrational infolge der langen seitdem vergangenen Zeit, war es jedoch nicht. Jemand, der die Zeit beliebig zu manipulieren verstand, konnte auch jetzt noch leben – schließlich hatten die Wächter der Gruft ebenfalls noch existiert!
Um meine Ziele zu erreichen, brauchte ich aber die Stele, in der die Daten verankert waren. Doch eben diese hatte Posariu auf Cirgro geraubt, und ich musste nun versuchen, sie ihm wieder abzujagen. Das konnte ich aber nur, wenn ich ihn verfolgte, und so schloss sich der Kreis.
*
Die Stunden verrannen, ohne dass sich die Lage änderte.
Der Abstand zum Schiff des Magiers blieb stets derselbe, dafür sorgte POSIMOL. Es handelte sich dabei um ein Fahrzeug der Vinnider, einen diskusförmigen Fernaufklärer von vierzig Meter Durchmesser, aber nur acht Meter Höhe. Wir hätten ihn bestimmt mühelos einholen können, sein Linearantrieb konnte kaum so leistungsfähig wie der unserer STERNENSEGLER sein.
Das wäre jedoch witzlos gewesen, es hätte vermutlich zu einer Auseinandersetzung mit Waffen geführt. Um Posariu wäre es meiner Ansicht nach nicht weiter schade gewesen, zumal der Verdacht nahelag, dass er der Schwarze Ritter in einer neuen Maske war. Dabei konnte aber auch die Stele zerstört werden, und dieses Risiko war mir nun doch zu hoch.
Wir mussten also abwarten, bis er irgendwo auf einem Planeten landete, erst dann konnte ich die Initiative ergreifen. In welcher Form, hing ganz von den jeweiligen Gegebenheiten ab, ich war aber fest entschlossen, ihn zu stellen und ihm die WANDLUNG-Stele mit List oder Gewalt abzunehmen. Und dieser Zeitpunkt kam immer näher, die Sternenformation Schwert des Rächers war nicht mehr fern.
»Wie lange noch, POSIMOL?«, erkundigte ich mich schließlich.
»Bei gleichbleibender Geschwindigkeit werden wir den Zielsektor in zwei Stunden und neun Minuten erreichen«, sagte die Positronik. Ich erhob mich und nickte der Vigpanderin zu.
»Dann gehe ich jetzt, um mich zu erfrischen und noch etwas zu essen, später komme ich vermutlich nicht mehr dazu. Halte so lange hier die Stellung, Prinzessin, ja?«
»Und wenn in dieser Zeit gerade etwas passiert?«, fragte meine Partnerin skeptisch, aber ich lächelte beruhigend.
»Das ist kaum anzunehmen, weil hier noch kein Planet in der Nähe ist. Posariu könnte höchstens den Kurs ändern, aber dann wird ihm POSIMOL trotzdem weiter auf den Fersen bleiben. Falls es zu einer Extremsituation kommen sollte, rufe mich über Interkom, und ich bin innerhalb weniger Sekunden wieder hier.«
Ich verließ die Zentrale, begab mich in den Speiseraum und rief aus der Automatik eine kräftige proteinreiche Mahlzeit ab, dazu ein Getränk mit anregenden Stoffen und Vitaminen. Ich hatte das sichere Gefühl, dass ich so bald nicht wieder zum Essen kommen würde, und wollte für alle Eventualitäten gewappnet sein.
Dann suchte ich meine Kabine auf und öffnete das Wäschefach, um saubere Unterkleidung hervorzuholen, ehe ich mich in die Nasszelle begab. Ich zog sie schwungvoll heraus, und zugleich polterte etwas zu Boden, das bestimmt nicht in dieses Fach gehörte. Ich bückte mich, hob es auf und musste dann unwillkürlich grinsen.
»Schon wieder ein Ableger vom Errenos-Stamm!«, stellte ich mit Erheiterung fest.
Der Gildenmeister der Diebe von Saltic stammte zwar aus einer 120 Jahre zurückliegenden Vergangenheit, machte jedoch auch jetzt seinem Titel nach wie vor Ehre. Eine sehr zweifelhafte Ehre, soweit es normale Begriffe betraf, aber er konnte eben einfach nicht anders.
Wie es ihm gelungen war, während unserer Aufenthalte auf Tessal, Jammatos und Cirgro so viel zusammenzustehlen, blieb Neithadl und mir trotz unserer einschlägigen Ausbildung ein Rätsel. Jedenfalls fanden wir an allen möglichen und unmöglichen Stellen immer wieder die Beweise für seine Geschicklichkeit. Er hatte sich wohl bemüht, sein Diebesgut möglichst gut zu verstecken, aber es gab an Bord eines Raumschiffs nur wenig gut geeignete Orte dafür.
Diesmal handelte es sich um eine schwere goldene Gliederkette, die mit vielen funkelnden Edelsteinen besetzt war. Ich war sicher, diese auf Tessal noch am langen Hals einer Würdenträgerin aus dem Gefolge der Kaiser-Admiralin gesehen zu haben! Jetzt befand sie sich aber hier, und ich hätte sie wohl kaum entdeckt, wäre es mir wegen meiner Wäschestücke nicht so eilig gewesen.
Das war es mir auch noch weiter, also legte ich die Kette wieder ins Fach zurück und begab mich unter die Dusche. Zehn Minuten später war ich sauber und frisch, ließ mich vom Warmluftstrahl trocknen und kurz von der Massageautomatik kneten. Dann legte ich meine Kleidung wieder an und machte mich auf den Rückweg, zum Steuerraum hinauf.
Dabei kam ich auch an der Medostation vorbei, in der Errenos lag, und beschloss spontan, auch einmal nach ihm zu sehen.
Die Saltics waren nur während ihrer Diebestouren Einzelgänger, sonst aber ein sehr geselliges und kontaktfreudiges Volk. Das lange Alleinsein musste den Gildenmeister also ziemlich frustrieren, ein paar aufmunternde Worte würden ihm bestimmt gut tun. Weder Neithadl noch ich konnten in den nächsten Stunden wieder Zeit finden, sich um ihn zu kümmern, das war jetzt schon so gut wie sicher.
Während seines Aufenthalts bei uns an Bord bevorzugte er eine hominide Gestalt, und auf diese war nun auch der Cyborg-Tank mit seinen heilenden Einrichtungen und Substanzen abgestimmt. Mehr als sein Kopf war von ihm nicht zu sehen, sein Körper verschwand ganz unter der Abdeckung durch eine Folie.
Er hatte offenbar so lange geschlafen, doch bei meinem Eintritt schlug er sofort die Augen auf. Ich warf einen Blick auf die drei Monitore, die in Wellenlinien und pulsierenden Kurven die Daten von Hirn und Körper anzeigten, aber sie sagten mir nicht viel.
Immerhin konnte ich erkennen, dass es nirgends extreme Werte gab, und das beruhigte mich. Ich verzichtete darauf, den Medocomputer erst lange abzufragen, nahm auf dem Hocker neben dem Tank Platz und nickte dem Mann von Saltic lächelnd zu.
»Wie fühlst du dich, oberster Meister aller Meisterdiebe der Galaxis Manam-Turu?«, erkundigte ich mich. »Neithadl-Off meint wohl, es ginge dir schon wieder relativ gut, doch auf das, was sie sagt, ist nicht immer unbedingt Verlass, wie ich weiß.«
Errenos lächelte verhalten zurück und erklärte:
»Das stimmt zwar, aber in Bezug auf mein Befinden hat sie diesmal ausnahmsweise die Wahrheit gesagt. Ihr habt wirklich sehr gut für mich gesorgt, ich spüre schon lange keine Schmerzen mehr. Außerdem kann ich innerhalb des Tanks meine Arme bewegen, und so habe ich von Zeit zu Zeit auch meine Wunde betastet. Sie verheilt schnell und gut, bald wird sie sich endgültig geschlossen haben. Nur noch etwa zwei Tage, dann werde ich wieder ganz gesund sein – fast ein Wunder, wenn ich bedenke, wie schwer mich dieser verdammte Posariu verwundet hat.«
Dass er einen Fluch in seine Worte einfügte, entsprach so gar nicht seiner sonst üblichen Ausdrucksweise, aber ich begriff nur zu gut, was jetzt in ihm vorging. Der Magier hatte ihn nicht nur verwundet, sondern danach hilflos seinem Schicksal überlassen; es war mir nur mit großer Mühe gelungen, ihn noch zu retten.
Natürlich musste es den Gildenmeister grämen, dass sich Posariu diesmal als der größere Dieb erwiesen hatte. Er hatte nicht nur die kleine Stele entwendet, sondern auch etwa ein Drittel der großen aus dem Heiligen Berg der Torquanturs. Sie alle befanden sich nun wohl in dem ebenfalls gestohlenen Schiff, dem wir nachjagten. Dieser Beute gegenüber nahm sich der einzige Gegenstand, den Errenos dem Magier hatte stehlen können, geradezu kümmerlich aus.
Es handelte sich dabei um einen unterarmlangen, stabförmigen, etwa sechs Zentimeter dicken achteckigen Gegenstand aus einem unbekannten rubinroten Material. Welchem Zweck er dienen mochte, war nicht zu erkennen. Seine Oberfläche war vollkommen glatt, und ich hütete mich, damit irgendwie zu experimentieren. Neithadl und ich hatten noch zu gut in Erinnerung, wozu der Düstere fähig war, und deshalb war uns etwas, das von ihm stammte, im höchsten Maße suspekt.
»Information für Goman-Largo«, sagte POSIMOL nun über Interkom. »Das Diskusschiff hat eine Kurskorrektur um 7,8 Grad vorgenommen, es steuert jetzt auf den fünften Stern von unten im Bild Schwert des Rächers zu. Ich habe unseren Kurs dem seinen angepasst und hoffe damit in deinem Sinn gehandelt zu haben.«
»Das war richtig«, bestätigte ich und erhob mich wieder. »Es tut sich offenbar etwas, also kehre ich nun wieder in den Steuerraum zurück. Meine besten Wünsche für deine baldige Genesung, ich lasse mich wieder sehen, sobald es geht, Gildenmeister.«
»Danke, Goman«, erwiderte Errenos. »Ach ja, eben fällt mir noch etwas ein: Wenn du wiederkommst, bring doch bitte den roten Stab mit. Ich kann ihn dann ansehen, wenn ich wach bin, und habe nicht mehr so große Langeweile.«
»Ich werde es nicht vergessen«, versprach ich und ging.
Unterwegs wunderte ich mich über dieses seltsame Verlangen, es gab schließlich bessere Methoden der Zerstreuung. Doch ich war nun einmal nur ein Saltic ehrenhalber und kannte mich in der Psyche der echten nicht gut genug aus. Vielleicht verspürte der Gildenmeister beim Anblick dieses Gegenstands einen gewissen Stolz, war es ihm doch immerhin gelungen, ihn dem durchtriebenen Magier zu entwenden. Gut, sollte er also seinen Willen haben, jetzt lag der Stab auf einer Konsole in der Zentrale.