Atlan 802: Auf Goshling verschollen - Harvey Patton - E-Book

Atlan 802: Auf Goshling verschollen E-Book

Harvey Patton

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Beschreibung

Vom Planeten Cirgro ausgehend, hat sich im August 3820 die große Wende für Manam-Turu angebahnt. Die psionischen Kräfte der großen Galaxis, allen voran die der Krelquotten, sammelten sich unter der Ägide von Dschadda-Moi. Die Vereinigung trat ein, nachdem sich "Links", also Bindeglieder, herausbildeten. Anima und Atlan wirkten bei diesem großen Werk mit. Der Arkonide wurde dabei zum Steuer-Link - und Pzankur, eines von EVOLOS Psionischen Paketen, das mit allen Mitteln den Erfolg des "psionischen Komplotts" verhindern wollte, hatte letztlich doch keine Chance. Die psionische Vereinigung vollzieht sich auf dem Planeten Barquass. Ein Wesen gleichen Namens entsteht, das die Geschicke der Völker Manam-Turus zum allgemeinen Wohl zu beeinflussen und zu leiten bereit ist. Atlan, Anima und nicht zu vergessen Chipol, der junge Daila, die zu Vorkämpfern dieser positiven Entwicklung wurden, können sich somit anderen Zielen zuwenden. Was die drei tun, ist, den Fußstapfen der Zeitforscher zu folgen. Die aber gelangen in die Zeitfestung und in die Zeitschule von Rhuf. Anschließend passiert Neithadl-Off, der Parazeit-Historikerin, ein Missgeschick. Sie geht AUF GOSHLING VERSCHOLLEN ...

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Nr. 802

Auf Goshling verschollen

Allein unter Primitiven

von Harvey Patton

Vom Planeten Cirgro ausgehend, hat sich im August 3820 die große Wende für Manam-Turu angebahnt. Die psionischen Kräfte der großen Galaxis, allen voran die der Krelquotten, sammelten sich unter der Ägide von Dschadda-Moi. Die Vereinigung trat ein, nachdem sich »Links«, also Bindeglieder, herausbildeten.

Anima und Atlan wirkten bei diesem großen Werk mit. Der Arkonide wurde dabei zum Steuer-Link – und Pzankur, eines von EVOLOS Psionischen Paketen, das mit allen Mitteln den Erfolg des »psionischen Komplotts« verhindern wollte, hatte letztlich doch keine Chance. Die psionische Vereinigung vollzieht sich auf dem Planeten Barquass. Ein Wesen gleichen Namens entsteht, das die Geschicke der Völker Manam-Turus zum allgemeinen Wohl zu beeinflussen und zu leiten bereit ist.

Atlan, Anima und nicht zu vergessen Chipol, der junge Daila, die zu Vorkämpfern dieser positiven Entwicklung wurden, können sich somit anderen Zielen zuwenden.

Die Hauptpersonen des Romans

Neithadl-Off – Die Parazeit-Historikerin allein unter Primitiven.

Kushkish und Washwosh – Oberpriester und Häuptling eines Stammes der Goshlings.

Gerscha – Eine Jägerin.

Zipp

Das habe ich nun davon!

Goman-Largo würde sich wohl vor Schadenfreude kringeln, wenn er wüsste, wie es mir ergangen ist. Ausgerechnet mir als Tochter eines Sternenkaisers, der Zeitprinzessin und Parazeit-Historikerin Neithadl-Off ...

Nein, ich bin durchaus nicht neugierig; ich will nur immer alles genau wissen, und das ist ein großer Unterschied. Nur deshalb habe ich mich in der Zeitfestung mit dem fremden Gerät beschäftigt, das wie eine überdimensionale Rechenmaschine für junge Primitive aussah. Was konnte denn schon passieren, wenn ich etwas mit ihren Schaltelementen spielte, um herauszufinden, wie sie funktioniert?

Es ist sogar eine ganze Menge passiert!

Einesteils bin ich froh, dass der Modulmann nicht dabei war und mich also auch nicht verspotten kann. Andererseits wäre mir aber bedeutend wohler, wenn er jetzt bei mir wäre.

Seit ich ihn auf Xissas gefunden und aus der äonenlangen Stasis erweckt habe, waren wir praktisch immer zusammen, als Partner in guten wie auch schlechten Tagen. So haben wir unzählige Abenteuer gemeinsam bestanden, und so etwas verbindet besonders eng.

Jetzt ist diese Verbindung jedoch unterbrochen, ich bin von ihm getrennt und vermisse ihn sehr. Ich würde es sogar gern in Kauf nehmen, von ihm meiner Ungeschicklichkeit wegen ausgelacht zu werden, es gibt unangenehmere Dinge.

Zum Beispiel meine jetzige Situation.

Die »Rechenmaschine« war nämlich gar keine, sondern etwas ganz anderes, leider ... Was dieses Ding nun wirklich mit mir angestellt hat, weiß ich nicht, doch es bereitet mir große Sorgen.

Das Resultat meiner »Spielerei« war frappierend: Von einem Moment zum anderen befand ich mich nicht mehr in der Zeitfestung, sondern auf der Oberfläche eines vollkommen fremden Planeten!

Das wäre an sich nicht so schlimm, denn sonst ist mir nichts geschehen, und allein war ich früher oft genug. Es stimmt mich aber sehr bedenklich, dass ich mit meinem Funkgerät keinen Kontakt mit Goman und seinen Gefährten bekommen kann.

Mehr noch, darin rührt sich sogar überhaupt nichts – auf keiner Welle ist auch nur ein Piepser zu hören! Es scheint fast, als gäbe es auf dieser Welt gar keine intelligenten Lebewesen.

Doch vielleicht sehe ich auch zu schwarz, wer weiß.

Alles, was irgendwie mit der Zeitfestung zu tun hat, ist mir nicht ganz geheuer, und im Augenblick bin ich noch etwas verwirrt. Ich muss jetzt zusehen, dass ich diesen Zustand so bald wie möglich überwinde, dann fällt mir bestimmt auch das richtige ein.

Eine Zeitprinzessin wie ich, die schon viele Parazeitebenen durchmessen hat, findet sich schließlich überall zurecht, ganz klar. Vielleicht bekommt auch mein Modulmann heraus, was mit mir geschehen ist, folgt mir und holt mich wieder zurück. Ich werde also noch einige Zeit an diesem Ort bleiben, abwarten und mich solange gut umsehen, um für alle Fälle gewappnet zu sein.

1.

Ich seufzte leise, schaltete mein Aufzeichnungsgerät wieder ab und verstaute es in seinem Futteral. Meine Sinnesstäbchen hatten natürlich inzwischen aufmerksam die Umgebung abgesucht, dabei aber nichts entdeckt, das auf irgendeine Gefahr hinwies.

Dieser fremde Planet schien auch sonst nicht übel zu sein.

Seine Luft war gut atembar und warm, ein leichter Wind bewegte sie. Über mir spannte sich ein wolkenloser, grünlich schimmernder Himmel, an dem eine große hellblaue Sonne stand. Sie befand sich fast im Zenit, also musste hier gerade Mittagszeit sein.

Meine Laufglieder standen in niedrigem weichem Gras, aus dem zahlreiche halbhohe Blattgewächse hervorragten. Einzelne Gruppen von Bäumen und Büschen waren mit verschiedenfarbigen großen und kleinen Blüten bedeckt, andere trugen auch bereits Früchte in verschiedenen Stadien der Reife.

Dies alles bot das typische Bild einer halbtropischen Savanne, und dem entsprach auch die hiesige Tierwelt. In der Ferne sah ich mehrere kleine Herden von rinderähnlichen Geschöpfen mit rötlichem Fell und ausladendem Gehörn, die friedlich ästen. Das ließ darauf schließen, dass es hier kaum gefährliche Raubtiere gab, die mir eventuell hätten Schwierigkeiten bereiten können.

Doch auch in der näheren Umgebung tat sich allerhand. Überall liefen oder hoppelten kleine scheckig bepelzte Tiere umher, nagten an den Pflanzen und kümmerten sich überhaupt nicht um mich. Ganze Schwärme verschieden großer Vögel mit prächtig buntem Gefieder tummelten sich im Geäst der Büsche und Bäume, stießen schrille Rufe aus und jagten nach Insekten, die es hier ebenfalls in reicher Vielfalt gab.

Alles in allem also offenbar ein »stinknormaler« Planet, wie es Goman-Largo in seiner prosaischen Art ausgedrückt hätte. Hier schienen noch keine so genannten Intelligenzwesen mit ungeschickten rohen Händen am Werk gewesen zu sein, alles atmete einen Hauch von natürlicher Harmonie. Der einzige Fremdkörper in dieser idyllisch anmutenden Umgebung war ich.

Das wollte ich aber keinesfalls bleiben, also aktivierte ich mein Funkgerät wieder und rief nach Goman und unseren Gefährten. Auch diesmal bekam ich keine Antwort, gab jedoch nicht so schnell auf und versuchte es immer wieder.

Die Membranen blieben aber auch weiterhin stumm, nur das übliche statische Rauschen war zu hören. Darüber verging eine volle Stunde, dann war meine Hoffnung bis auf den Nullpunkt gesunken.

Es gab keine Verbindung zu den anderen in der Zeitfestung!

Immerhin war es jedoch möglich, dass es auch auf dieser Welt eine Zeitgruft gab, wie wir diese »Operatoren« aus Gewohnheit noch immer nannten. Vielleicht war ich durch diese hierher gelangt und konnte nun nur über sie wieder die Zeitfestung erreichen?

Ich überlegte hin und her, doch das Resultat blieb immer das gleiche: mir blieb nichts weiter übrig, als mich auf die Suche nach einer solchen Anlage zu machen.

Die Aussicht, sie schnell zu entdecken, war allerdings im Sinn dieses Wortes mikroskopisch gering!

Die Schwerkraft des Planeten schien bei fast genau einem Gravo zu liegen, und damit stand auch seine ungefähre Größe fest. Sein Durchmesser musste mindestens zehntausend Kilometer betragen, etwas mehr oder weniger spielte kaum eine Rolle. Ich wusste nicht einmal annähernd, in welche Richtung ich mich zu wenden hatte – wenn es die falsche war, würde mein ganzes weiteres Leben nicht ausreichen, die Gruft zu finden!

Doch eine echte Zeitprinzessin gab trotzdem nicht auf.

Ich richtete meine Sinnesstäbchen nach oben und stellte fest, dass die blaue Sonne ein gutes Stück weitergewandert war. Der Tag schien hier also relativ kurz zu sein, ich musste also versuchen, eine möglichst große Strecke zurückzulegen, ehe die Nacht anbrach. Hier auf der offenen Savanne gab es keinen Ort, der mir dann als sicheres Versteck dienen konnte, aber am westlichen Horizont war schwach eine dunklere Formation zu erkennen.

Es konnte sich dabei um niedrige Hügel handeln, vielleicht auch um ein dicht bewaldetes Gebiet. Jedenfalls lag es in der Richtung, nach der sich die Sonne senkte, und wenn ich mein Flugaggregat benutzte, musste ich lange vor ihrem Untergang dort angelangt sein.

Ich griff bereits nach dem Schalthebel, doch im letzten Moment überlegte ich es mir wieder anders.

Dies war ein Planet, auf dem es keinerlei Technik zu geben schien – vielleicht aber eine Zeitgruft, in der sich Angehörige des Ordens der Zeitchirurgen befanden. Und diese konnten mit ihren überlegenen Mitteln die Emissionen meines Gravojets auch aus großer Entfernung orten, diese mussten für sie fast ein Leuchtfeuer sein!

Mit ihnen war aber nicht zu spaßen, das wusste ich von Gomans Schilderungen her. Es war also besser, auf die Benutzung meines Aggregats zu verzichten und statt dessen diese Strecke zu laufen. Wenn ich mich beeilte, schaffte ich sie wahrscheinlich auch so noch vor Anbruch der Nacht.

Gern tat ich es nicht, die Tochter eines Sternenkaisers hat eben ihren Stolz. Wenn es aber ums Überleben geht, gelten ganz andere Prämissen, ich warf den Stolz sozusagen über meine Rückenhaut ins Gras und setzte mich in Bewegung.

Das ging besser, als ich selbst geglaubt hatte. In letzter Zeit war ich körperlich kaum gefordert worden und hatte deshalb Kraft gespeichert, die mir nun zustatten kam. Selbst der Modulmann mit seinen langen Beinen hätte da kaum mithalten können, dessen war ich sicher.

Ich dachte jedoch nur flüchtig an ihn, im Augenblick hatten andere Dinge den Vorrang. Meine Sinnesstäbchen rotierten förmlich und suchten pausenlos die Umgebung ab, die ich nun durchquerte.

Die Tierwelt dieses Planeten reagierte so, wie es meinem hohen Rang als Sternenprinzessin zukam. Die rinderartigen Geschöpfe waren zwar fast doppelt so groß wie ich, aber bei meinem Nahen stoben sie nach allen Seiten davon und machten mir Platz. Nur die Vögel ringsum kreischten wie wild, doch was ging mich das schon an?

Allmählich änderte sich der Charakter der Landschaft, und nun wurden die Grasflächen immer kleiner. Büsche und Bäume standen jetzt immer dichter zusammen und ich wich ihnen aus, so gut ich konnte. Dadurch wurde es allmählich ein Zickzacklauf, der mich viel Zeit kostete, und es behagte mir nicht sehr. Die Sonne sank nun sehr rasch tiefer, meine Zeit wurde also knapp.

Deshalb änderte ich jetzt meine Taktik, umlief nur noch Bäume und schob alle anderen Gewächse mit meinem Körper zur Seite. Mein transparenter Schutzanzug hielt das ohne weiteres aus, und die Transportbehälter hielt ich mit den Vordergliedern fest.

Eine größere Baumgruppe zwang mich, einen Bogen zu schlagen, aber dann stoppte ich abrupt.

Ich sah mich plötzlich einer Gruppe von acht Tieren gegenüber, deren Art ich hier bisher nicht begegnet war. Sie lagen unter den weit überhängenden Ästen im Schatten, sprangen jedoch bei meinem Anblick sofort auf und begannen laut zu fauchen. Dass es sich um gefährliche Raubtiere handelte, war mir sofort klar.

Sie erinnerten entfernt an die kleinen pelzigen Nager, doch sie waren bedeutend größer und fast so lang wie ich. Unter den langen spitzen Ohren saßen große runde Augen mit grünen Schlitzpupillen, und ihre aufgerissenen breiten Mäuler starrten nur so von Zähnen, mindestens fünf Zentimeter lang und scharf!

Ich griff unwillkürlich nach meiner Waffe, hielt jedoch mitten in der Bewegung wieder inne. Wenn ich jetzt den Quintadimwerfer benutzte, verriet ich mich den eventuellen Gegnern, und das durfte ich einfach nicht riskieren. Das gleiche galt aber auch für den Schutzschirm – gab es noch einen anderen Ausweg?

Scheinbar nicht, und einige der Bestien duckten sich bereits, um mich anzuspringen. Mir blieb also nichts weiter übrig, als doch den Schirm zu aktivieren, ohne Rücksicht auf spätere Folgen, wenn ich jetzt überleben wollte. Ein gerechter Zorn erfasste mich, als ich nach dem Schalthebel langte, und ich schrie: »Das sollt ihr mir büßen, ihr dummen Biester! Ich werde euch ...«

Weiter kam ich nicht, so sehr verblüffte mich das, was jetzt vollkommen überraschend geschah. Die Raubkatzen fuhren erschreckt zusammen, jaulten kläglich auf und hetzten dann in wilder Flucht über die Savanne davon! Nur ein beißender Geruch blieb noch von ihnen zurück und beleidigte meine Sinnesstäbchen, und eilig nahm ich die versteiften Tastfäden wieder vom Schalthebel.

War das wirklich zu glauben ...? Allein mein zartes Organ hatte die gefährlichen Tiere davon abgehalten, mich zu zerfleischen, und in die Flucht getrieben! Vermutlich wohl infolge der Autorität, die in meiner Stimme lag und ihnen begreiflich gemacht hatte, welch hohe Persönlichkeit ich als Sternenprinzessin war.

Meine erregten Synapsen beruhigten sich wieder, ich lachte kurz auf und setzte dann meinen Weg fort.

*

Weitere Zwischenfälle gab es nicht mehr, und eine halbe Stunde später hatte ich die dunkle Formation erreicht.

Sie entpuppte sich als ein regelrechter Urwald von riesigen palmenähnlichen Bäumen mit meterdicken Stämmen. Zu meinem Glück gab es zwischen diesen so gut wie kein Unterholz, der Boden war nur mit einer dicken Schicht von abgestorbenem Laubwerk bedeckt. Das tat meinen zarten Füßen gut, ich eilte nur so darüber hin und drang zügig in den Urwald ein.

Wildwechsel konnte ich nirgends entdecken, hier gab es einfach zu wenig Nahrung für größere Tiere. Nur kleine Reptilien krochen träge durch das Laub am Boden, und oben in den Baumkronen lärmten irgendwelche Vögel. Sorgen bereitete mir allein das jetzt rasch schwindende Licht, schon am Tage drang es kaum bis herunter zum Boden durch.

Jetzt ging die blaue Sonne bereits unter, mit der für tropische Gegenden typischen Schnelligkeit. Es fiel mir also immer schwerer, mich zu orientieren, doch ich gab trotzdem nicht auf. Hier stieg das Gelände leicht an, und immer öfter ragten aus dem dürren Laub einzelne Felsbrocken hervor. Ich hoffte darauf, irgendwo eine größere Ansammlung davon zu entdecken, die ich erklimmen konnte.

Dort würde ich dann ziemlich sicher sein und konnte schlafen, um neue Kräfte zu sammeln. Am Morgen wollte ich dann den Marsch fortsetzen und mich mit dem Gravojet zuweilen kurz über die Kronen der Bäume erheben, um mich zu orientieren. Alles weitere musste sich danach daraus ergeben, wie groß dieser Urwald war.

Schließlich wurde es ganz dunkel, aber ich schaltete nun meine Anzuglampe ein und bewegte mich in ihrem Licht weiter.

Zu meiner Enttäuschung fand ich jedoch nirgends eine Formation von Felsen, die meinen Anforderungen genügt hätte. Ich beschloss, noch eine halbe Stunde weiterzulaufen, dann aber auf jeden Fall Pause zu machen.

Auch die Tochter eines Sternenkaisers muss zuweilen schlafen, und ich hatte lange und aufregende Stunden hinter mir. Notfalls konnte ich dann meinen Schutzschirm aktivieren, natürlich aber nur mit sehr geringer Intensität. Das reichte immer aus, um mich vor Überraschungen jeder Art zu bewahren, und auch sonst war fast kein Risiko dabei.

Die relativ schwache Streustrahlung des Schirmaggregats musste von den dicken Baumstämmen aufgefangen oder doch so sehr abgelenkt werden, dass sich ihr Ursprung auch mit empfindlichen Messgeräten nicht definitiv feststellen ließ. Dagegen konnte ich eventuelle Taststrahlen auch mit meinen einfachen Anzugapparaten wenigstens soweit lokalisieren, dass mir eine grobe Richtungsbestimmung möglich war.

Danach wusste ich in etwa, wo sich die vermutliche Zeitgruft auf diesem Planeten befand, und das war schon viel wert!

Diese Überlegungen beschäftigten mich so sehr, dass ich darüber fast meine Umwelt vergaß. Plötzlich fiel jedoch das Licht meiner Lampe ins Leere, ich richtete meine Sinnesstäbchen nach vorn und registrierte überrascht, dass ich mich am Rand einer großen Lichtung im Urwald befand.

Ich hielt an, ließ den Lichtkegel wandern und stellte fest, dass diese keinesfalls natürlich entstanden war. Nein, hier hatten irgendwelche Wesen die Bäume mit primitiven Werkzeugen abgeholzt, das sagten mir die übriggebliebenen Wurzelstöcke!

Demnach musste es auf dieser Welt also auch mehr oder weniger intelligente Eingeborene geben, und diese Tatsache machte mich sofort wieder hellwach.

Allerdings bemerkte ich bald, dass seit dem Einschlag schon eine sehr lange Zeit vergangen war. Die Baumstümpfe waren vermodert und von irgendwelchen Insekten fast ganz zerfressen, aus ihnen sprossen nun ganze Kolonien von Pilzen hervor. Das beruhigte mich wieder etwas, ich bewegte mich weiter vor – und dann kam erst die eigentliche Überraschung für mich.

In der Mitte dieser Lichtung ragte ein Bauwerk auf, das aus den rotbraunen Steinen der umliegenden Felsen errichtet worden war!

Es war nicht besonders hoch, sein flaches Dach lag höchstens fünf Meter über dem Boden. Dafür war es jedoch bestimmt dreißig Meter lang, seine Tiefe ließ sich von meinem Standort aus aber nicht bestimmen. Etwa in seiner Mitte gab es eine rechteckige, gut zweieinhalb Meter hohe und halb so breite Öffnung, also offenbar so etwas wie eine Tür.

Sie gähnte mir dunkel entgegen, ich konnte nicht feststellen, ob sie geöffnet oder einfach nur ein Loch in der Mauer war. Mehrere kleine Rechtecke an beiden Seiten mussten Fenster sein, sonst gab es nichts Bemerkenswertes an diesem Bau.

Was sollte ich nun davon halten ...?

Ringsum regte sich nichts, ich schob mich vorsichtig weiter und kam bis auf zehn Meter an das Gebäude heran. Dann erkannte ich aber sehr deutlich, dass es eigentlich nur noch eine Ruine war. Regen, Wind und die heiße Sonne hatten die grob behauenen Steine zermürbt, aus vielen waren bereits Brocken herausgebrochen. Dies wies darauf hin, dass das Gebäude schon sehr alt sein musste; die Intelligenzen, die es errichtet hatten, existierten vermutlich gar nicht mehr.

Doch das konnte mir nur recht sein, so hatte ich wenigstens von ihnen nichts zu befürchten. Ich brauchte einen Unterschlupf für die Nacht, und dazu kam mir dieser Bau sehr gelegen. Langsam ging ich näher auf ihn zu und leuchtete zugleich auch nochmals seine Umgebung ab, ohne aber etwas Auffallendes zu entdecken. Nur oben in den Bäumen lärmten irgendwelche Vögel, die das ungewohnte Licht aufgeschreckt hatte. Hier unten war von Tieren nichts zu bemerken.

Dann hatte ich den Eingang erreicht, aber natürlich war er zu schmal für meinen schönen Körper. Notgedrungen »faltete« ich mich zusammen, schob mich seitwärts hindurch und bewegte mich einige Schritte weit in das Bauwerk hinein. Dann drehte ich mich wieder, ließ Lampe und Sinnesstäbchen wandern, zog diese aber schon im nächsten Moment überrascht halb ein.