Atlan - Das absolute Abenteuer 12: Das Rätsel von Chai - Marianne Sydow - E-Book

Atlan - Das absolute Abenteuer 12: Das Rätsel von Chai E-Book

Marianne Sydow

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Beschreibung

Die Gefahr, die der SOL im Osath-System drohte, existiert nicht mehr. Atlan und seinen Gefährten ist es gelungen, die Demontage des Hantelraumers zu verhindern, den Zugstrahl abzuschalten und den Herrn in den Kuppeln vom Unrecht seines Tuns zu überzeugen. Dadurch wähnt sich der unsterbliche Arkonide seinem Ziel ein großes Stück näher. Nun kann er die SOL endlich nach Varnhagher-Ghynnst führen und den Auftrag der Kosmokraten erfüllen. Doch es kommt anders. Zwar setzt die SOL ihre lange Reise fort, aber ihr Ziel ist nicht das von Atlan erhoffte. Der Hantelraumer erreicht schließlich Chail, die Heimat von Akitar. Dessen Volk wird angeblich von den rattenähnlichen Roxharen unterdrückt und missbraucht. Atlan, Bjo Breiskoll und der Magnide Wajsto Kolsch brechen mit der CAMELOT zu einem Erkundungsflug auf - und müssen auf Chail notlanden.

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Band 12

Das Rätsel von Chail

Marianne Sydow

Falk-Ingo Klee

Die Gefahr, die der SOL im Osath-System drohte, existiert nicht mehr. Atlan und seinen Gefährten ist es gelungen, die Demontage des Hantelraumers zu verhindern, den Zugstrahl abzuschalten und den Herrn in den Kuppeln vom Unrecht seines Tuns zu überzeugen. Dadurch wähnt sich der unsterbliche Arkonide seinem Ziel ein großes Stück näher. Nun kann er die SOL endlich nach Varnhagher-Ghynnst führen und den Auftrag der Kosmokraten erfüllen.

Prolog

Im Dezember des Jahres 3586 übergibt Perry Rhodan das terranische Fernraumschiff SOL offiziell an die Solaner, jene Menschen, die an Bord des Hantelraumers geboren wurden, und diesen längst als ihre Heimat betrachten. Kurz darauf bricht das Schiff mit rund 100.000 Menschen und Außerirdischen in die Weiten des Weltraums auf. Über zwei Jahrhunderte lang bleibt es verschollen.

Dann jedoch – im Jahr 3791 – gelangt der relativ unsterbliche Arkonide Atlan auf die SOL. Auch von ihm fehlte nach seinem Verschwinden mit dem geheimnisvollen Kosmokratenroboter Laire mehr als zweihundert Jahre lang jede Spur.

Bereits die ersten Tage auf dem Hantelraumer machen deutlich, dass es Atlan alles andere als leicht haben wird, denn um den kosmischen Auftrag zu erfüllen, den ihm die geheimnisvollen Geisteswesen jenseits der Materiequellen mitgegeben haben, muss er zunächst einmal die chaotischen Zustände an Bord beseitigen. Die SOL ist in die Gewalt eines starken Zugstrahls geraten, der sie unaufhaltsam in ein fremdes Sonnensystem hineinzieht, das die Solaner Mausefalle taufen. Dort droht dem Schiff die Demontage durch ein Heer von Robotern und den Solanern das lebenslange Exil.

Atlan schafft es, die sogenannten Schläfer zu wecken, eine Gruppe von besonders befähigten Solanern, die einst in biologischen Tiefschlaf versetzt wurden, um dem Hantelraumer in zukünftigen Notsituationen beistehen zu können. Gemeinsam mit ihnen dringt er nach Mausefalle VII, und bis zum Herrn in den Kuppeln vor, dem geheimnisvollen Gebieter des Maschinenheers.

1.

Mit knapper Not war es Atlan und seinen beiden Begleitern gelungen, die CAMELOT kurz vor dem Aufprall zu verlassen. Sie hatten die Schleuse von Hand öffnen müssen, bevor sie aussteigen konnten. Mit Hilfe der Antigravaggregate schwebten sie nun langsam der Planetenoberfläche entgegen, waren bereits unterhalb den Wolken und sahen die Space-Jet tief unter sich zerschellen. Dem Blitz einer gewaltigen Explosion folgte ein schwarzer Rauchpilz, der sich langsam ausbreitete und in die Höhe wuchs.

»Großer Gott!«, hörte der Arkonide Kolschs Stimme im Helmempfänger. »Das war für uns bestimmt.«

Es blieb vorerst der einzige Kommentar des Magniden. Ein Blick durch die Helmscheibe in sein Gesicht, als sie nebeneinander nach unten schwebten, sagte Atlan mehr als jedes weitere Wort. Kolsch hatte Angst. Er, der bisher nur die SOL gekannt hatte, sah sich plötzlich damit konfrontiert, den Fuß auf einen Planeten setzen zu müssen. Es war der Albtraum eines jeden Solaners.

Atlan konnte ihm nicht helfen. Er war heilfroh, mit dem Leben davongekommen zu sein.

Sie sanken weiter, trieben über grüne Hügel und sahen ein kleines Dorf unter sich vorbeiziehen. Noch konnten sie keine näheren Einzelheiten erkennen – nicht einmal, ob sich dort unten etwas bewegte.

»Immer noch kein Kontakt, Bjo?«, fragte der Unsterbliche.

»Nichts, Atlan. Ich erreiche nicht einmal Sternfeuer.«

Sie waren von der SOL abgeschnitten, ganz auf sich allein gestellt. Was immer sie auf Chail erwarten mochte – auf Hilfe vom Schiff konnten sie im Moment nicht rechnen.

Hatten die Roxharen mitbekommen, dass sie ausgestiegen waren? Beobachteten sie sie jetzt? Und welche Rolle spielten die Chailiden?

Atlan versuchte, diese Gedanken zurückzudrängen, sich nicht die Frage zu stellen, ob womöglich Chailiden am Angriff auf die CAMELOT beteiligt gewesen waren.

Aber es fiel schwer. Die Antworten auf alle Fragen würden er, Bjo und Wajsto Kolsch womöglich dort unten finden – falls man ihnen die Zeit dazu ließ.

Weit voraus tauchten große Gebäude aus dunkelblauem Metall auf. Dunkelblau – wie die Zellen der Roxharen.

»Warum fliegen wir nicht gleich dorthin?«, fragte Wajsto Kolsch nach einer Weile ungeduldig. »Dort sitzen garantiert die Roxharen. Sie sind es doch wohl, mit denen wir uns zu befassen haben.«

Atlan lächelte schwach. »Nein«, sagte er. »Da irrst du dich. Unser Problem sind die Chailiden. Wir müssen herausfinden, was die Bewohner dieser Welt tatsächlich treiben. Erst wenn wir das wissen, können wir beurteilen, welche Rolle die Roxharen spielen.«

Der Arkonide sah zu Bjo Breiskoll hin. Der Katzer lächelte flüchtig und deutete nach unten. »Es hätte schlimmer kommen können«, sagte er.

Atlan nickte unwillkürlich. Mit dieser Einschätzung hatte Breiskoll zweifellos recht. Vor allem dann, wenn man die Lage berücksichtigte, in der sich die drei Männer befanden.

Ihre Space-Jet war abgestürzt. Sie hatten damit rechnen müssen, als sie sich entschlossen, Chail anzufliegen. Die Roxharen hatten sie gewarnt. Diese Warnung aber gehörte zu jenen Dingen, die dem Arkoniden Kopfzerbrechen bereiteten. Angeblich waren es die Chailiden selbst, die Schiffe über ihrer Heimat zum Absturz brachten und Wesen, die dennoch eine Landung schafften, so nachhaltig beeinflussten, dass sie mit ihrer eigenen Technik nichts mehr anzufangen wussten.

Wie viel davon war Dichtung, wie viel war Wahrheit?

Atlan hatte bisher nur einen Chailiden kennen gelernt: Akitar, der sich an Bord der SOL aufhielt, seit das Schiff Osath, den Planeten der Roboter, verlassen hatte. Akitar war friedfertig. Aber das hieß nicht, dass das auch auf seine Artgenossen zutraf. Was erwartete die drei Schiffbrüchigen dort unten?

Von hier oben ließ sich alles recht gut an. Sie sahen bewaldete Hügel und weite Täler, die von Bächen und kleinen Flüssen durchzogen waren. Um die Wasserläufe herum wuchsen Bäume, wo der Boden sie zu tragen vermochte, oder die Wasserläufe wurden von Wiesen gesäumt.

Das alles wirkte seltsam vertraut. Atlan fühlte sich unwillkürlich zu Hause. Das hätten ebenso gut die Appalachen auf Terra sein können, oder Oberitalien ... der Planet wirkte beinahe ... irdisch.

Der Arkonide verscheuchte diese Gedanken. Er starrte nach unten und entdeckte die Unterbrechung, auf die er gewartet hatte. Eine schmale Zone von Ocker und Grau, gesäumt von einem andersfarbigen Grün. »Dort ist ein Weg«, sagte er.

Seine Gefährten sahen ihn erstaunt an. Er erkannte, dass sie es gar nicht sahen – nicht sehen konnten, denn sie waren an Bord der SOL aufgewachsen und kannten sich mit solchen Dingen nicht aus. Darum deutete er mit dem Finger in die entsprechende Richtung.

»Wir landen«, entschied er. »Kommt.«

Ihre Raumanzüge garantierten ihnen ein gewisses Maß an Sicherheit, auch wenn Atlan wusste, dass ihre Monturen sie ebenso gut ins Verderben führen konnten. Sie schwebten schwerelos dahin – das allein war schon verräterisch genug. Sie verbrauchten Energie und erzeugten dabei Streustrahlungen, die charakteristisch waren. Die Roxharen mussten beides einwandfrei orten können. Zu allem Überfluss bemühten sich Bjo Breiskoll und Wajsto Kolsch immer wieder, die SOL per Funk zu erreichen. Sie gingen auf höchste Sendeleistung.

Von der SOL kam keine Antwort, aber auch die Roxharen ließen sich nicht blicken.

»Hört auf damit!«, befahl er schließlich. Die beiden Solaner sahen ihn fragend an.

»Es hat keinen Zweck«, erklärte Atlan ruhig. »Man empfängt uns offenbar nicht. Die Roxharen dagegen empfangen uns ganz sicher.«

Er behielt seine Begleiter im Auge. Sie fügten sich ohne Widerspruch.

»Die Roxharen überlassen den Chailiden den schmutzigen Teil der Arbeit«, sagte Wajsto Kolsch nach einer Weile. »Sie verlassen sich darauf, dass die Chailiden uns umbringen, ehe wir ihnen gefährlich werden können.«

»Vielleicht«, gab Atlan ruhig zurück. »Vielleicht aber auch nicht.«

Wajsto Kolsch lächelte. »Es wird nicht einfach sein, uns umzubringen«, erwiderte er.

»Da hast du recht«, stimmte Atlan zu.

Sie schwebten hinab und setzten auf – Atlan weich und federnd, Bjo Breiskoll katzenhaft gewandt. Nur Wajsto Kolsch schien Schwierigkeiten zu haben. Atlan ahnte, was den Magniden bewegte: Kolsch landete auf einem Planeten.

»Dort geht es sicher zur nächsten Ansiedlung«, vermutete Atlan an. »Sehen wir uns die Chailiden einmal etwas näher an.«

»Wie weit ist es?«, fragte Kolsch.

Atlan zuckte die Achseln. »Zwei oder drei Kilometer, schätze ich. Warum?«

»Ein Marsch wäre ziemlich beschwerlich, wenn wir die Anzüge anbehalten«, gab Kolsch zu bedenken.

»Dann ziehen wir sie eben aus.«

Kolsch zögerte und beäugte misstrauisch die Büsche, die neben dem Weg wuchsen. Die Zweige hingen voller Blüten. Bemerkenswert große Insekten schwirrten darum herum.

»Mit dem Antigrav schaffen wir es aber viel schneller«, sagte er.

»Ja, und wir geben den Roxharen Gelegenheit, uns auf Schritt und Tritt zu überwachen.«

»Die wissen doch sowieso, wo wir sind!«

»Sie wissen womöglich, wo wir angekommen sind«, korrigierte Atlan sanft. »Aber sie werden nicht wissen, wohin wir uns wenden – jedenfalls nicht so schnell und exakt, als wenn wir die Anzüge anbehalten. Komm schon, zieh das Ding aus. Ich verspreche dir, dass dich die Insekten dieser Welt nicht auffressen werden, Wajsto.«

Der Magnide verzog das Gesicht, streifte aber gehorsam den Raumanzug ab, legte ihn sorgfältig zusammen und klemmte ihn sich unter den Arm.

Bjo und Atlan waren vor ihm fertig. Der Katzer lauschte aufmerksam und drehte den Kopf, als suche er etwas.

»Was gibt es?«, fragte Atlan leise. »Fängst du etwas auf?«

Bjo schüttelte den Kopf. »Es sind nur die vielen fremden Geräusche«, murmelte er.

»Keine Gedankenimpulse?«

»Nein – nur so etwas wie ein telepathisches Rauschen. Wie ein Störsignal, das alles andere überlagert.«

Der Arkonide nickte nachdenklich. Die Sache gefiel ihm nicht, aber das wollte er nicht offen zum Ausdruck bringen. Er hätte seine Begleiter nur unnötig beunruhigt.

Atlan war sich der Tatsache bewusst, dass seine beiden Gefährten ohnehin angespannt waren. Besonders für Wajsto Kolsch musste es schwer sein, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Wenn es zu ungewöhnlichen Ereignissen kam, würde er ein Auge auf den Magniden haben müssen.

Atlan sah, dass Kolsch endlich abmarschbereit war. Er nickte ihm und Bjo zu und ging los. Sie folgten ihm bereitwillig.

Der Unsterbliche schlug ein relativ moderates Tempo an. Zum einen waren die Solaner nicht daran gewöhnt, lange Fußmärsche zu absolvieren, zum anderen war ihm daran gelegen, bei eventuellen Beobachtern einen friedlichen Eindruck zu erwecken. Das war auch einer der Gründe, warum er sich dafür entschieden hatte, den Pfad zu benutzen. Potentielle Feinde kamen normalerweise nicht auf öffentlichen Wegen daher.

Atlan nutzte die Gelegenheit, um sich auf die Umgebung zu konzentrieren. Die Schwerkraft lag etwas über SOL-Norm, und der Sauerstoffgehalt der Luft war ungewöhnlich hoch; er betrug etwa dreißig Prozent. Das hatte Atlan schon von den Fernanalysen gewusst, aber nun sah er die Auswirkungen: Alle tracheenatmenden Tiere, also Insektoide, Spinnenartige, Würmer und so weiter, waren rund um die Hälfte größer als vergleichbare irdische Arten.

Die Evolution musste auf Chail ganz ähnliche Wege wie auf Terra gegangen sein. Der Arkonide machte Tiere aus, die ihm auf den ersten Blick in jeder Hinsicht vertraut erschienen: Wespen, Ameisen, Käfer, Schmetterlinge. Erst wenn man genauer hinsah, entdeckte man die Unterschiede. Er sah ein Reh – aber es hatte drei Hörner, von denen ihm eines mitten aus der Stirn wuchs. Und er sah ein Wildschwein, dessen Nase zu einem halbmeterlangen, beweglichen Rüssel ausgewachsen war. Er erspähte Tiere, die Netze sponnen – aber sie hatten nicht acht, sondern zehn Beine, und sie erzeugten die Fäden nicht mit Hinterleibsdrüsen, sondern mit Hilfe winziger Auswüchse links und rechts ihrer Köpfe.

Ganz ähnlich war es bei den Pflanzen. Auf den ersten und auch auf den zweiten Blick glichen sich die Flora von Terra und Chail. Es gab »Eichen«, »Linden«, und »Zedern«. Man musste schon sehr genau hinsehen, um die Andersartigkeit dieser Gewächse zu erkennen.

Der Arkonide stellte sich vor, wie eine solche Welt früher die Biologen der SOL auf Trab gebracht hätte. Er sah sie regelrecht vor sich, wie sie sich auf Chail stürzten und atemlos von einer Entdeckung zur nächsten eilten.

Der Gedanke schmerzte ihn, und er schob ihn hastig von sich. Der Hantelraumer war nicht mehr das, was er einst gewesen war. Es hatte keinen Sinn, sich in Erinnerungen und Wunschträumen zu verlieren.

Das Gebüsch links und rechts des Wegs wurde üppiger. Der Pfad senkte sich, und der Boden nahm eine dunklere, feuchte Färbung an. Plötzlich öffnete sich zu ihrer Linken ein weites, von grasähnlichen Pflanzen und bunten Blumen bewachsenes Tal. Rechts rückte der Wald näher heran. Hohe Bäume ragten auf und spendeten ein wenig Schatten. Die Luft war erfüllt vom Summen und Brummen der Insekten. Im Gebüsch und unter den Bäumen raschelte und knackte es. Ein Tier, das einem Fuchs täuschend ähnlich sah, verdrückte sich klammheimlich. Ein hasenähnliches Wesen ergriff eilig die Flucht.

Auf jeden Fall wird hier gejagt!, dachte Atlan. Die Tiere kennen die typischen Schrittgeräusche von Zweibeinern, und sie wissen, dass von ihnen Gefahr droht.

Ein hummelähnliches Geschöpf schoss dicht an seinem Kopf vorbei. Über das Brummen hinweg vernahm er ein Knacken. Die »Hummel« schwankte und flog eine scharfe Kurve, um sich wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Atlan zog den Kopf ein. Terranische Hummeln waren harmlos – er war sich nicht sicher, ob das für ihre chailidischen Vettern ebenfalls galt.

Die »Hummel« verwechselte den Kopf des Arkoniden offenbar mit einem Stein, auf dem sie sich ausruhen konnte, und setzte zur Landung an. Atlan zog es vor, seinen Kopf in Sicherheit zu bringen – und genau in diesem Augenblick sah er das metallische Blitzen zwischen den Stämmen der Bäume.

Unwillkürlich richtete er sich wieder auf. Die »Hummel« geriet aus dem Konzept, stieß gegen sein Ohr, versuchte sich festzuhalten, glitt aber ab und schwirrte weiter. Das Blitzen zwischen den Bäumen war verschwunden.

Atlan sah sich nach seinen Gefährten um. Bjo Breiskoll schritt aufrecht und ruhig daher. Er bemühte sich, jedem Lebewesen, ob Tier oder Pflanze, auszuweichen. Um überhängende Zweige machte er einen Bogen, und einen Ameisenpfad überstieg er vorsichtig. Wajsto Kolsch ging dicht neben ihm und hielt sich an sein Beispiel. Atlan musste unwillkürlich lächeln. Der Magnide wirkte wie ein Storch im Salat.

Das Lächeln des Arkoniden erlosch, als er an das Aufblitzen dachte. Er war alt und erfahren genug, um diese Art von Reflexion zu kennen: Das war kein Tier und keine Pflanze gewesen – was er gesehen hatte, das rührte von einer Klinge her, einer Klinge aus Metall.

Atlan bemühte sich, sich genau an das Aufblitzen zu erinnern. War es ein Schwert gewesen, ein Schild, eine Rüstung, ein Schmuckstück – oder ein Messer?

Ein Messerwerfer, der geschickt und zielsicher war, konnte auch einen Menschen töten, der mit modernen Waffen ausgerüstet war. Ein Messer flog nahezu lautlos und sehr schnell, und man konnte es nicht paralysieren. Es erreichte sein Ziel, ehe ein Schütze, der Impulsstrahler und Paralysator besaß, schussbereit war ...

Atlan war sicher, dass er ein Messer gesehen hatte. Er zog den Paralysator und entsicherte ihn.

»Da drüben im Wald ist jemand, der uns beobachtet«, sagte er leise. »Haltet euch bereit – aber bringt ihn nicht um.«

Die beiden Solaner blickten ihn verwundert und ein wenig erschrocken an. Bjo Breiskoll tastete nervös nach seiner Waffe, Wajsto Kolsch dagegen zog blitzschnell, nachdem er seine erste Überraschung überwunden hatte.

Fast gleichzeitig rauschte es im Gebüsch. Zwei, vier, nein, fünf Chailiden sprangen urplötzlich auf den Weg. Atlan sah sich rasch um und stellte fest, dass hinter ihnen ebenfalls Gegner aufgetaucht waren. Gegner? Auf jeden Fall waren die Chailiden bewaffnet. Sie trugen Messer, Schwerter, Speere, Pfeil und Bogen – und sie sahen auch sonst ziemlich wild aus. Ihre Kleidung war abenteuerlich bunt, und ihre Gesichter waren dunkel, teilweise sogar bemalt.

Sie hoben die Waffen, fuchtelten damit herum, stießen kehlige Kriegsschreie aus und gebärdeten sich insgesamt nicht eben friedlich.

Atlan gab sich redliche Mühe, sowohl die Chailiden, als auch die beiden Solaner im Auge zu behalten. Wajsto Kolsch war nervös, er stand im Begriff, den Paralysator gegen den Strahler auszutauschen.

»Steckenlassen!«, zischte Atlan ihm wütend zu.

Der Magnide zuckte schuldbewusst zusammen.

Bjo dagegen wirkte plötzlich sehr gelassen. Er steckte sogar den Paralysator weg. Atlan wusste um die Fähigkeiten des Mutanten und warf ihm einen warnenden Blick zu. »Halt dich zurück«, sagte er leise.

Bjo verstand und nickte. Atlan wollte nicht, dass die Chailiden – und mit ihnen möglicherweise die Roxharen – allzu früh erfuhren, was es mit dem Katzer auf sich hatte. Abgesehen davon beschlich den Arkoniden allmählich das Gefühl, dass es tatsächlich nur halb so schlimm war, wie es auf den ersten Blick aussehen mochte. Die Chailiden gebärdeten sich zwar wie Wilde, aber sie schienen es nicht darauf anzulegen, anzugreifen. Es schien sich um eine Gruppe von übermütigen jungen Leuten zu handeln, die mit den Fremden einen Spaß auf deren Kosten veranstaltete.

Einer der Chailiden sprang plötzlich aus dem Kreis, direkt auf Atlan zu. Er wirbelte sein Schwert durch die Luft, und Atlan bückte sich blitzschnell – das Schwert pfiff über seinem Kopf durch die Luft. Der Chailide lachte laut auf und wollte zurückspringen. Atlans Rechte schnellte jedoch nach oben, als der Chailide mit einem solchen Manöver gar nicht mehr rechnete. Der Arkonide traf die Hand des Fremden, das Schwert flog ins Gebüsch, und der Junge wich erschrocken zurück. Er hielt sich das Handgelenk und bewegte prüfend die Finger. Dann stieß er einen knurrenden Laut aus, hob die Fäuste, bleckte seine strahlend gelben Zähne und trat erneut auf Atlan zu.

Fast zur gleichen Zeit versuchte ein weiterer Chailide dasselbe Spiel mit Wajsto Kolsch. Der Magnide bückte sich zwar und brachte sich auf diese Weise vor dem Schwert in Sicherheit, schoss jedoch gleichzeitig mit dem Paralysator aus der Hüfte. Sein Angreifer sank zu Boden. Kolsch drehte sich und presste erneut den Finger auf den Abzug.

Atlan glaubte, die Spielregeln nun durchschaut zu haben. Er sah, wie die anderen jungen Chailiden, die ihm gegenüberstanden, die Waffen senkten und mit gespannter Miene zurücktraten, fiebernd vor Neugier auf das, was nun geschehen würde.

Ein Kräftemessen – eine eher sportliche Auseinandersetzung. Möglicherweise stand ihm ein harter Kampf bevor, aber sein Instinkt verriet ihm, dass es nicht um Leben oder Tod ging.

Er war zwar nicht darauf gefasst gewesen, aber er war bereit, sich mit diesem jungen Chailiden zu messen. Der Chailide hatte unter Garantie noch nie etwas von Dagor gehört.

Atlan trat einen Schritt zurück und ging in Angriffsposition. Sein Gegner zeigte immer noch dieses ungewöhnliche gelbe Raubtiergebiss, aber es war kein Lächeln mehr in seinem Gesicht, sondern der Ausdruck voller Konzentration.

Genau in diesem Augenblick fauchte Wajsto Kolschs Paralysator, und der Chailide brach lautlos zusammen.

Zwei der jungen Leute lagen auf einmal am Boden und rührten sich nicht mehr. Für einen Augenblick hing lastendes Schweigen über der Szene. Dann warfen sich die Chailiden herum. Wie auf ein unhörbares Kommando tauchten sie mit allen Anzeichen des Entsetzens im Gebüsch unter.

Atlan sah aus dem Augenwinkel, dass Wajsto Kolsch Anstalten machte, die Fliehenden unter Beschuss zu nehmen. Er sprang auf den Magniden zu und schlug ihm die Waffe aus der Hand.

»Bist du wahnsinnig?«, herrschte er ihn an.

Er hörte Zweige brechen und Blätter rauschen. »Eure Freunde sind unverletzt!«, rief er laut. »Sie leben. Kommt zurück!«

Der Translator übersetzte getreulich in der entsprechenden Lautstärke. Aber die Chailiden waren entweder schon zu weit entfernt, um etwas zu verstehen, oder sie waren so verwirrt, dass sie ihm kein Wort glaubten.

Stille kehrte ein. Die Insekten summten, ein leichter Wind strich durch das Tal und ließ die Blätter rascheln. Aus einem der nahen Bäume lösten sich winzige Früchte und segelten wie Miniaturfallschirme auf und davon. Ein anderer Baum verlor Unmengen von weißen Blüten, die wie flache, weiße Flocken herabtaumelten. Ein paar davon fielen auf die paralysierten Chailiden.

Bjo Breiskoll kniete sich neben die Fremden und untersuchte sie schnell und gründlich.

»Sie leben«, sagte er leise.

»Natürlich leben sie«, stieß Wajsto Kolsch ärgerlich hervor. »Ich habe sie schließlich nur paralysiert.«

»Es gibt durchaus Organismen, die Paralysestrahlen nicht vertragen«, sagte der Katzer gelassen. »Man darf sich da nie zu sicher sein.«

Er stand auf und klopfte sich mechanisch den Sand vom Hosenbein. »Was machen wir mit ihnen?«, fragte er.

Atlan hatte erst jetzt Zeit, sich die beiden Männer genauer anzusehen, und er entdeckte einige Unterschiede, die ihn stutzig machten. Beide Chailiden trugen eine Art Fellschurz. Einer von ihnen besaß außerdem eine aus verschiedenen Fellstücken zusammengesetzte, mit Federn bestickte Jacke. Um den Hals hatte er ein schillernd buntes Tuch gewunden. Sein Schurz saß niedrig, hing abenteuerlich knapp auf den Beckenknochen. Der andere dagegen trug seinen Schurz deutlich höher, der Nabel war bedeckt, und um die Schultern war ein ebenfalls schillerndes, gewebtes Band geschlungen, an dem kunstvoll zusammengesteckte Blätter und Blüten hingen und eine Art lockeren Umhang bildeten. Dieser Chailide war etwas kleiner und zierlicher als sein Artgenosse, das Gesicht war weicher geformt.

Ein bestimmter Verdacht regte sich in dem Arkoniden. Er bückte sich und schob das zarte Blätter- und Blütengespinst ein wenig in die Höhe.

»Herzlichen Glückwunsch«, sagte er sarkastisch zu Wajsto Kolsch.

»Warum?«, fragte der Magnide verdattert. »Was meinst du?«

»Du hattest es mit einem Mädchen zu tun«, erwiderte Atlan trocken.

Kolsch starrte erst Atlan an, dann die Chailidin. »Aber sie hat mich angegriffen, als wäre sie ein Mann«, brachte er hervor.

Eine chailidische »Ameise«, groß wie ein Fingerglied, erklomm das linke Bein des männlichen Chailiden. Atlan dachte sich nichts dabei. Diese Tiere waren allgegenwärtig; es gab kaum einen Quadratmeter Boden, auf denen man ihnen nicht begegnete. Aber der ersten folgte eine zweite, dann waren es zehn, zwanzig ...

Er bückte sich und wischte einige der Tiere weg. Sie verbissen sich sofort in seiner Hand, jagten ihm ihre Stacheln in die Haut, und er zuckte zurück, als hätte er auf eine glühende Herdplatte gefasst.

Plötzlich sah er auch die anderen Ameisen. Der Chailide lag genau auf einem Pfad dieser Tiere. Sie betrachteten den Mann offenbar als willkommene Beute. Sie würden ihn umbringen, ehe der arme Kerl wieder imstande war, sich zu bewegen.

Atlan zog den Paralysator und betätigte den Abzug. Er bestrich die Ameisen mit dem lähmenden Strahl, und er berücksichtigte auch die, die gerade erst unter den Büschen hervorkamen.

Bjo Breiskoll wirbelte plötzlich herum und rannte mit der ihm eigenen, verblüffenden Gewandtheit in den Wald hinein – lautlos, wie eine Katze.

»Was ist los?«, rief Wajsto Kolsch alarmiert.

Atlan stellte fest, dass die durch die Ameisen drohende Gefahr fürs Erste ausgeschaltet war.

»Er wird einen Platz suchen, an dem wir die beiden unterbringen können, bis sie wieder zu sich kommen«, beruhigte er den Magniden.

Bjo kehrte wenig später zurück. »Ich habe ein Versteck gefunden«, sagte er beiläufig.

»Du hättest dir da drin den Hals brechen können, so wie du gerannt bist«, knurrte Kolsch ihn an. »Oder die Chailiden hätten dir auflauern können!«

Bjo lachte. »Die sind längst über alle Berge«, wehrte er ab.

»Was ist das für ein Versteck?«, fragte der Arkonide.

»Ein Baum«, erklärte Bjo knapp.

»Und wie sollen wir die Chailiden auf den Baum hinaufschaffen?«, erkundigte sich Kolsch bissig.

»Du wirst sehen, dass das ganz leicht ist«, versprach Bjo lächelnd.

»Es wird Zeit, dass wir von hier verschwinden«, meinte Atlan und hob sich die Chailidin auf die Arme. Bjo und Wajsto Kolsch transportierten das zweite Opfer, wobei der Katzer die Richtung angab.

Sie erreichten ihr Ziel binnen weniger Minuten, und Atlan blieb unwillkürlich stehen.

Die meisten Bäume in unmittelbarer Nähe waren hoch und schlank. Sie erinnerten an junge Buchen, einige auch an Birken. Darunter wuchsen kleinere Bäume heran, Sträucher breiteten große, dunkelgrüne Blätter aus, und an Stellen, die mehr Licht erhielten, wuchsen Gräser und Blumen. Moospolster breiteten sich im tiefen Schatten aus. Gruppen von leuchtend bunten Pilzen wuchsen im dichten Falllaub und überzogen niedergestürzte Baumstämme. Und mitten in diesem verblüffend terranisch wirkenden Wald erhob sich ein Riese von Baum, ein Gigant, dessen Stamm einen Durchmesser von gut und gerne fünf Metern haben mochte. Der Stamm war sehr niedrig. Nur um weniger als zwei Meter wuchs er empor, dann teilte er sich in zehn fast gleichstarke Äste, die bogenförmig in die Höhe strebten. Zwischen diesen Stämmen hatte sich eine Art Plattform gebildet. Moos und Gräser hatten sich darauf angesiedelt. Rund um den Riesen war der Boden mit niedrigen, Kriechpflanzen bedeckt, deren saftige Blätter wie kleine, grüne Schilde auf dünnen Stängeln wirkten.

»Er sah so ungewöhnlich aus, dass ich ihn näher untersuchen musste!«, sagte Bjo Breiskoll leise.

Atlan nickte nur.

Sie wateten durch den Pflanzenteppich, wobei es sich nicht vermeiden ließ, dass Blätter und Stängel unter ihren Füßen zertrampelt wurden. Ein seltsamer Geruch stieg auf, streng und fremdartig. Atlan blickte sich um, und er stellte fest, dass er diese Pflanzen nirgends in der Umgebung sehen konnte. Sie wuchsen nur um diesen einen Baum herum.

Dieser Geruch! Er war widerlich und anziehend zugleich, und er stieg zu Kopf. Atlan war sich ziemlich sicher, dass früher oder später eine rauschartige Wirkung einsetzen musste, wenn man den Duft zu lange einatmete.

Zum Glück erreichten sie den Stamm sehr schnell. Sie hoben die Chailiden hinauf und kletterten eilig hinterher.

Atlan sah sich aufmerksam um. Zwischen den Gräsern und Moosen krabbelten dicke Käfer herum. Ein mausähnliches Tier sprang aus seiner Deckung hinter einem dicken Grasbüschel hervor, flitzte einen der Äste hinauf, machte beim ersten Zweig halt und schimpfte laut auf die Störenfriede herab. Ameisen entdeckte der Unsterbliche nicht.

Beruhigt ließ er sich nieder. Zufrieden stellte er fest, dass er in einer flachen Mulde saß, deren Ränder ihn und die Solaner vor den Blicken zufällig vorbeikommender Chailiden schützten.

Wajsto Kolsch kroch nervös zum Rand der Mulde und spähte in den Wald hinein. Atlan suchte nach der hinter den Blättern verborgenen Sonne. Sie stand noch hoch, aber es war bereits Nachmittag. Die Chailiden würden wahrscheinlich erst im Morgengrauen aufwachen. Atlan wusste, dass Kolsch viel zu aufgeregt war, um schlafen zu können. Wenn er aber ein paar Stunden Wache gehalten hatte, würde das anders aussehen.

»Übernimm du die erste Wache, Wajsto«, sagte er leise. »Wenn es dämmert, ist Bjo an der Reihe. Bjo, du lässt dich um Mitternacht von mir ablösen.«

Der Katzer nickte und rollte sich ohne weiteren Kommentar im weichen Gras zusammen. Auch Atlan lehnte sich zurück.

»Achte nicht nur auf Gefahren, die von außen kommen«, sagte er noch halblaut zu Wajsto Kolsch. »Pass auch auf die Chailiden auf – und auf Tiere, die in diesem Baum leben.«

»Keine Sorge«, murmelte Kolsch grimmig. »Ich werde aufpassen.«

»Und fang nicht gleich zu schießen an, wenn du etwas zu sehen glaubst«, fuhr Atlan fort. »Und nimm den Paralysator. Und ...«

»Bei allen SOL-Geistern«, unterbrach ihn der Magnide. »Warum hältst du nicht endlich deine große Klappe und legst dich hin?«

2.

Als Aktivatorträger brauchte Atlan wenig Schlaf, und er schlief auch nicht besonders fest. Als sich etwas neben ihm bewegte, war er sofort wach, aber er atmete ruhig weiter und rührte sich nicht.

»Ich habe ein Geräusch gehört«, drang Bjo Breiskolls Stimme an sein Ohr. »Es kam vom Weg. Ich sehe mal nach. Hältst du noch ein bisschen durch?«

»Ich bin topfit«, versicherte Wajsto Kolsch.

Atlan öffnete vorsichtig die Augen. Er sah Bjo Breiskoll, der lautlos wie ein Schatten davonhuschte. Es war dämmrig geworden. Der helle Fleck hinter den Blättern war verschwunden, und als ein Windstoß die Zweige auseinandertrieb, sah er einen einzelnen, hellen Stern aufblitzen.

Wajsto Kolsch machte eine Bewegung. Atlan ahnte sie mehr, als dass er sie sah. Er schloss die Augen und spürte die Blicke des Magniden. Er konnte sich die Gedanken, die ihn bewegten, gut vorstellen: Wie kann der Bursche so ruhig schlafen – in dieser Situation und in dieser Umgebung?

Atlan lächelte innerlich.

Bjo kehrte nach etwa einer Viertelstunde zurück.

»Was hast du gesehen?«, fragte Kolsch nervös.

»Es waren vier Chailiden«, berichtete Bjo flüsternd. »Sie trugen Waffen, aber nur einer gehörte zu denen, auf die wir vorhin getroffen sind. Die anderen waren älter, ruhiger. Sie haben den Jungen mit Vorwürfen überschüttet. Der arme Kerl wusste nicht mehr ein noch aus. Dann hat die ganze Gruppe den Wegrand abgesucht.«

»Sehr gründlich können die Burschen nicht gewesen sein«, meinte Wajsto Kolsch kritisch.

Bjo lachte leise auf. »Sie waren gründlich genug«, versicherte er mit sanftem Spott. »Ich glaube, sie wollten sich nur vergewissern, dass wir die beiden dort nicht einfach verscharrt haben. Einer fand unsere Spuren. Ich glaube, er hat erkannt, dass wir die Chailiden mitgenommen haben. Er gab seinen Leuten ein Zeichen, und sie kehrten auf den Weg zurück und verschwanden.«

»Das verstehe ich nicht«, gestand Kolsch ratlos ein. »Warum haben sie uns nicht verfolgt, um ihre Freunde herauszuhauen?«

Weil sie uns noch eine Chance geben, dachte Atlan erleichtert. Ich hatte also recht.

»Sie sind nicht unsere Feinde«, hörte er Bjo sagen. »Diese jungen Leute haben sich dumm verhalten und damit womöglich gegen die Gesetze ihres Volkes verstoßen.«

»Und warum halte ich dann hier Wache?«

»Weil es außer den Chailiden noch andere Walbewohner gibt«, erklärte Bjo trocken. »Zum Beispiel die Ameisen, aber sicher gibt es auch größere, weitaus gefährliche Kreaturen. Leg dich aufs Ohr und schlaf, sonst bist du morgen nicht einmal imstande, auf dich selbst aufzupassen.«

Guter alter Bjo Breiskoll, dachte Atlan. Er hatte viel dazugelernt, seit sich die Solaner von den Terranern getrennt hatten.

Unwillkürlich musste der Arkonide an das Logbuch der SOL denken. Irgendwann, so hoffte er, würde er genug Muße haben, es durchzulesen. Dann würde er erfahren, was mit diesem Schiff und seinen Bewohnern geschehen, und wie es zu den jetzt herrschenden Zuständen gekommen war.