Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Die Silberbände erzählen die Geschichte von PERRY RHODAN von Anfang an - in sorgfältig überarbeiteten Neu-Editionen der klassischen Heftromane. Perry Rhodan gründet im Jahr 3588 die Kosmische Hanse und führt die Neue Galaktische Zeitrechnung ein - eine Epoche des Friedens folgt. Zum ersten Mal seit Jahrtausenden arbeiten die Völker der Milchstraße zusammen. Nicht nur die Menschen glauben an Rhodans Vision, sondern ebenso zahlreiche andere Intelligenzwesen der Sterneninsel. Doch längst plant die negative Superintelligenz Seth-Apophis einen Schlag gegen die Superintelligenz ES und die Menschen. Anfangs des fünften Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung droht ein Krieg der Geistesmächte, in den mehrere Galaxien verwickelt werden können. Perry Rhodan sucht nach Verbündeten und hofft auf die geheimnisvollen Porleyter. Dieses Volk kämpfte vor Äonen für die Mächte der Ordnung; seine Angehörigen müssten ideale Freunde der Menschheit sein. Doch nachdem der Kontakt hergestellt ist, wenden sich die Porleyter gegen die Terraner. Ihrer uralten Technik haben die Menschen nichts entgegen zu setzen ... Die in diesem Buch enthaltenen Originalromane sind: Wolke im All (1087) von Marianne Sydow; Die Psi-Antenne (1089) von H. G. Francis; Das Ende eines Porleyters (1095) von Ernst Vlcek; Der Ring der Kosmokraten (1096) von Marianne Sydow; Begegnung in der Unendlichkeit (1097) von H. G. Francis sowie Der steinerne Bote (1098) und Das Kollektiv der Porleyter (1099) jeweils von Kurt Mahr.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 649
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Nr. 129
Der steinerne Bote
Zu Beginn des Jahres 426 Neuer Galaktischer Zeitrechnung entscheidet sich das Schicksal der Menschheit. Im Abwehrkampf gegen die feindliche Superintelligenz Seth-Apophis ist Terra zwischen die Fronten geraten.
Die letzten Porleyter, Angehörige eines seit Äonen vergessenen Volkes, haben mittlerweile die Kontrolle über die Erde erlangt. Perry Rhodan startet eine Rettungsmission und folgt einem Hinweis auf den Ring der Kosmokraten – ein uraltes Artefakt der Porleyter, das ihm helfen soll, diese Konfrontation zu beenden.
Die Nachricht von der Rückkehr der BASIS schlug im Hauptquartier der Kosmischen Hanse wie eine Bombe ein. Perry Rhodan hatte dennoch das Gefühl, dass er und Jen Salik als Letzte davon erfuhren. Jedenfalls blieb ihnen beiden keine Zeit, sich auf die neue Situation einzustellen. Denn kaum war ihnen mitgeteilt worden, dass sich die BASIS aus einer Entfernung von zehntausend Lichtjahren gemeldet hatte und sich im Anflug auf das Solsystem befand, da rief auch schon Lafsater-Koro-Soth an.
»Ich verbiete dem Fernraumschiff den Einflug ins Solsystem«, sagte der Sprecher der Porleyter. »Und ich verlange, dass du dieses Verbot in meiner Gegenwart weiterleitest, Perry Rhodan. Ich habe einige Bedingungen zu stellen.«
»Wann wirst du endlich einsehen, Lafsater, dass die große Zeit der Porleyter längst abgelaufen ist?«, fragte Rhodan.
»Die Geschehnisse von Cheyraz haben gezeigt, dass wir richtig handeln«, beharrte Lafsater-Koro-Soth. »Die Kosmokraten haben uns eine Botschaft geschickt, in der sie uns Porleyter in unserem Amt bestätigten. Aber genug davon. Ich bitte dich zu mir, damit du von hier aus Kontakt mit der BASIS aufnimmst.«
Rhodan seufzte. Er hätte Lafsater darüber aufklären können, dass der Zwischenfall im Handelskontor Cheyraz nicht das Geringste mit den Kosmokraten zu tun gehabt hatte. Er selbst war es gewesen, der den Handschuh, die porleytische Waffe aus dem Gewölbe unter dem Dom Kesdschan, einsetzen ließ. Das Experiment hatte zeigen sollen, ob der Handschuh gegen die Kardec-Schilde der Porleyter zu gebrauchen war. Doch es war fehlgeschlagen. Nicht nur, dass sich der Handschuh letztlich selbst vernichtet hatte, seitdem glaubten die Porleyter, dass sie eine Prüfung der Kosmokraten bestanden hätten. Und Rhodan konnte sie nicht über die wahren Zusammenhänge aufklären, um sich nicht als Urheber zu verraten.
»Du kannst den anderen Ritter der Tiefe mitnehmen.« Lafsaters Blick streifte Jen Salik. Und offensichtlich, weil in dem Moment der Mausbiber Gucky materialisierte, fügte er hinzu: »Weitere Personen sind nicht zugelassen.« Damit schaltete er ab.
»Geht es um die BASIS?«, fragte Gucky, kaum dass das Funkholo erloschen war. »Lafsater, dieser aufgeplusterte Hummerverschnitt, fürchtet das Schiff zu Recht. Du kannst die Porleyter mit der BASIS unter Druck setzen. Dieses Machtmittel darfst du keinesfalls aus der Hand geben.«
»Vor allem darf ich die Sicherheit Terras nicht aufs Spiel setzen, das weißt du«, sagte Rhodan. »Deshalb werde ich mich an Lafsaters Anweisungen halten.«
»Perry, die BASIS wäre die Chance ...«
»Ich dachte, ich hätte mich deutlich ausgedrückt.«
»Perry hat völlig recht«, stimmte Jen Salik zu. »Wir können die Porleyter nicht durch eine Machtdemonstration umstimmen. Dadurch würden sie sich nur weiter herausgefordert fühlen. Es bedarf schon diffizilerer Methoden, sie zu überzeugen.«
»Wenn ich euch beide so höre, könnte ich fast verstehen, warum die Porleyter nichts vom Ritterstatus halten«, sagte Gucky und entmaterialisierte. Sekunden später tauchte er wieder auf und meinte entschuldigend: »Es war ja nicht so gemeint.« Dann teleportierte er endgültig fort.
»Gehen wir zu Lafsater«, sagte Perry Rhodan zu Salik. »Ich möchte nicht, dass mir alle möglichen Leute wegen der BASIS in den Ohren liegen.« Er dachte dabei vor allem an Atlan, Bull und Julian Tifflor, die bestimmt Ratschläge parat hatten, wie die BASIS im Kampf gegen die Porleyter einzusetzen wäre. Von den Hanse-Sprechern, die gewiss ebenso ihre Stimme erheben würden, ganz zu schweigen. Mit ihnen wollte sich Rhodan nun nicht herumschlagen, denn er musste sich dem Diktat der Porleyter beugen oder zumindest zum Schein darauf eingehen. Sie hatten das HQ Hanse besetzt, und natürlich kontrollierten sie sämtliche Kontaktstellen zu NATHAN. Über die lunare Hyperinpotronik erfuhren sie von allen Geschehnissen im Solsystem.
Auf dem Weg zu Lafsater-Koro-Soth ignorierte Rhodan die Kontaktversuche seiner Vertrauensleute.
Der Anführer der Porleyter erwartete ihn und Salik mit fünf Artgenossen.
»Du hast dir Zeit gelassen«, sagte Lafsater vorwurfsvoll. »Gehört das zu deiner Verzögerungstaktik?«
Alle Monitoren zeigten die BASIS in verschiedenen Ansichten, Grund- und Aufrissen und Querschnitten. Dazu die Daten über Größe, Bewaffnung, Mannschaftsstärke und Beibootbestückung, Reichweite und Einsatzmöglichkeiten.
»Ich wollte dir die Möglichkeit geben, dich ausreichend über die BASIS zu informieren«, antwortete Perry Rhodan. In Gesprächen mit den Porleytern bediente er sich der Sprache der Mächtigen und war nicht auf einen Translator angewiesen.
»Die BASIS ist ein imposantes Schiff.« Lafsater-Koro-Soth schaltete die Holos ab. »Ich frage mich schon lang, wann ihr sie aus der Versenkung hervorholen würdet.«
»Die Rückkehr der BASIS kommt auch für mich überraschend«, sagte Rhodan. »Ich nehme an, du hast davon sogar eher als ich erfahren. Und wenn du schon so gut Bescheid weißt, sollte dir auch bekannt gewesen sein, dass sie in der Galaxis Norgan-Tur unterwegs war.«
»Ich habe dich nicht zu mir gebeten, um über solche Kleinigkeiten zu streiten. Mir geht es darum, mit den Problemen fertig zu werden, die das plötzliche Erscheinen der BASIS mit sich bringt.«
»Was für Probleme?«
»Ich kann die BASIS nicht ins Solsystem einfliegen lassen, ohne vorher Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Daher schlage ich vor, dass sie erst einen neutralen Ort anfliegt, an dem wir sie kontrollieren können. Danach sehen wir weiter.«
»Ich nehme an, du hast diesen ›neutralen Ort‹ bereits ausgesucht.«
»Mir erscheint das Wegasystem als sehr günstig«, bestätigte Lafsater-Koro-Soth. »Von den zweiundvierzig Planeten dürfte der vierzehnte, Rustoner, am besten geeignet sein. Die BASIS wird über Rustoner in einen Orbit gehen. Die Mannschaft soll das Schiff mit Beibooten verlassen und auf dem Planeten landen, damit zwei von uns die BASIS untersuchen können. Die Mannschaft wird ebenfalls einer Überprüfung unterzogen. Ist alles zu unserer Zufriedenheit verlaufen, kann die BASIS zum Solsystem weiterfliegen. Bist du damit einverstanden, Perry Rhodan?«
»Ich sehe keinen Grund für eine solche Verzögerung. Aber wenn du darauf bestehst, haben wir wohl keine andere Wahl.«
»Es freut mich, dass bei dir die Vernunft über den verletzten Stolz siegt«, sagte Lafsater-Koro-Soth und wandte den Blick seines Augenkranzes Jen Salik zu. »Wie steht der andere Ritter der Tiefe dazu?«
»Warum so zynisch, Lafsater?«, fragte der kleine Terraner ruhig. »Würdest du unseren Ritterstatus anerkennen, dürftest du dich nicht über uns hinwegsetzen. So kann ich mich nur Perrys Meinung anschließen und mich deinem Diktat beugen, wenn auch zähneknirschend.«
»Diese Einstellung erinnert mich daran, dass ich eine ernste Ermahnung an euch richten muss«, sagte der Porleyter. »Es wird sich nicht verhindern lassen, dass ihr der Mannschaft einen Lagebericht über die Situation in der Milchstraße gebt. Doch ich warne euch, falls ihr zum Widerstand aufrufen wollt. In dem Fall würde ich nicht zögern, hart gegen euch vorzugehen. Haben wir uns verstanden?«
»Du kannst uns nicht einschüchtern.« Rhodan seufzte. »Ich werde dem Kommandanten der BASIS raten – und, falls nötig, sogar befehlen –, deine Bedingungen anzunehmen. Trotzdem werde ich ihm meine ungefärbte Meinung zur Lage sagen.«
»Das wäre nicht klug.« Lafsater-Koro-Soth wandte sich wieder Salik zu. »Du solltest Rhodan dazu bringen, seine subjektive Meinung für sich zu behalten.«
»Das tue ich gewiss nicht«, sagte Jen Salik. »Du bekommst deinen Willen, Lafsater, weil wir uns der Gewalt beugen. Unsere Einstellung kannst du nicht ändern.«
Der Porleyter überlegte eine Weile und ließ währenddessen seine scherenartigen Greifwerkzeuge über den Kardec-Schild gleiten. Schließlich erklärte er: »Ich gebe mich damit zufrieden, wenn ihr die BASIS nach Rustoner beordert.«
Die Begrüßung zwischen Perry Rhodan und Waylon Javier, dem Kommandanten der BASIS, fiel nicht besonders herzlich aus. Das lag keineswegs daran, dass sie sich über eine Distanz von zehntausend Lichtjahren sahen, sondern an der Präsenz der Porleyter unmittelbar neben Rhodan.
Javiers distanziertes Verhalten verriet, dass das Problem der Porleyter an Bord der BASIS bekannt war. Er gab das auch rasch zu verstehen. »Es freut mich, dich wohlauf zu sehen, Perry«, sagte er ohne Enthusiasmus. »Wir mussten schon das Schlimmste annehmen, als du nicht, wie angekündigt, per Distanzlosem Schritt zur BASIS zurückkamst. Hängt das mit den Porleytern zusammen?«
»In weiterem Sinn, ja«, antwortete Rhodan. »Aber bevor ich ins Detail gehe, interessiert mich, was ihr über die Porleyter wisst und woher ihr diese Informationen habt.«
»Wir sind schon vor über einer Woche im Bereich der Milchstraße eingetroffen«, sagte Javier. »Doch wir hatten Schwierigkeiten mit dem Antrieb. Die Grigoroff-Schicht wurde durch eine Strukturveränderung des Hyperraums beeinträchtigt. Wir versuchten, der Sache auf den Grund zu gehen, bevor wir uns an die nächste Überlichtetappe wagen wollten. Die Ursache haben wir trotzdem nicht gefunden. Während des Zwischenfalls hatten wir Kontakt mit einer Space Jet und erhielten so einige Informationen.«
»Ihr wurdet Opfer einer Waffe der Porleyter, des Hyperraumdestruktors.« Rhodan bedachte Lafsater-Koro-Soth, der dem Gespräch mithilfe eines Translators folgte, mit einem forschenden Seitenblick. »Die Wirkung wurde vor etwa einer Woche wieder aufgehoben, sodass ihr mit der BASIS gerade noch davon betroffen wart.«
Lafsater lenkte durch einen Wink seiner Greifwerkzeuge Rhodans Aufmerksamkeit auf sich: »Frage den Kommandanten, warum er nicht sofort den Weiterflug befohlen hat, als es keine Behinderung mehr gab.«
Rhodan gab die Frage weiter.
»Wir wollten jedes Risiko ausschließen und haben leider erst nach einigen Tagen erkannt, dass wir so nicht weiterkommen«, antwortete Javier. »Aber was soll diese Frage überhaupt?«
»Die Porleyter sind misstrauisch.« Mit dem Daumen rieb Rhodan über die kleine Narbe an seinem Nasenflügel. »Sie wittern jederzeit und überall geheime Umtriebe gegen sich.«
»Uns hier auf der BASIS ist nur nicht ganz klar, was dahintersteckt. Was bezwecken die Porleyter? Weshalb spielen sie sich so auf?«
»Sie nehmen das Recht des Stärkeren für sich in Anspruch«, sagte Rhodan in dem Bewusstsein, dass Lafsater-Koro-Soth es als Provokation auffassen würde.
Der Anführer der Porleyter reagierte auch prompt. »Das geht zu weit!«, rief er, wobei der Sack seines Sprechorgans heftig zuckte. »Entweder du beschränkst dich auf die Schilderung der Tatsachen, oder du leitest unsere Bedingungen ohne jeden Kommentar weiter.«
»Ich werde mich um eine emotionslose Darstellung bemühen«, versprach Rhodan. Als er anschließend eine geraffte Schilderung der Geschehnisse in der Milchstraße gab, konnte er sich gelegentliche Seitenhiebe trotzdem nicht verkneifen.
Perry Rhodan begann mit dem Vorstoß in den Kugelsternhaufen M 3 und berichtete, wie es gelungen war, den Spuren der Porleyter zu folgen und ihnen schließlich zurück in ihre Aktionskörper zu verhelfen. Geflissentlich streute er dabei ein, dass die Porleyter den Menschen diese Hilfe schlecht dankten, indem sie sich zu Beauftragten der Kosmokraten ernannt und die Herrschaft an sich gerissen hatten.
Er erzählte von der Entdeckung der Fünf-Planeten-Anlage von Neu-Moragan-Pordh und von der Aktivierung der Kardec-Schilde, dieser beinahe ultimaten Waffe, auf die die Porleyter ihre Macht stützten. In dem Zusammenhang erwähnte Rhodan auch, dass die Aura der Kardec-Schilde für das Versagen von Laires Auge verantwortlich war und dass es ihm deshalb nicht möglich gewesen war, per Distanzlosem Schritt an Bord der BASIS zu kommen. Er endete mit der Machtergreifung der Porleyter im Solsystem unter der fadenscheinigen Begründung, dass zwei Ritter der Tiefe nicht imstande wären, Seth-Apophis beizukommen.
»Ich bin sicher, dass alles nicht so gekommen wäre, gäbe es Voire noch«, sagte er. »Voire war so etwas wie das gute Gewissen der Porleyter ...«
»Der Name ist uns bekannt«, unterbrach Javier spontan. »Tengri Lethos hat uns während des Heimflugs von Voire erzählt.«
Rhodan reagierte förmlich elektrisiert. Der Hathor, Träger des Geistes von Terak Terakdschan, war demnach in einer Projektion an Bord der BASIS anwesend.
Lafsater-Koro-Soth schien keinen Verdacht geschöpft zu haben. »Genug des Austauschs«, unterbrach der Sprecher der Porleyter. »Der Kommandant der BASIS muss endlich erfahren, was er zu tun hat.«
Rhodan nannte als nächstes Ziel für die BASIS den 14. Wega-Planeten.
»Ich fürchte, dass die Mannschaft wenig Verständnis dafür haben wird, die BASIS zu räumen und auf Rustoner in Quarantäne zu gehen«, gab Javier zu bedenken.
»Was ich sage, ist keine Bitte, sondern ein Befehl«, betonte Rhodan. »Ich erwarte, dass die BASIS bis auf den letzten Mann geräumt wird. Ein Zuwiderhandeln könnte unangenehme Folgen für uns alle haben. Die Porleyter haben in ähnlichen Fällen gezeigt, dass sie nicht mit sich spaßen lassen.«
»Gut«, bestätigte Javier. »Ich sorge dafür, dass es zu keinen Zwischenfällen kommt, die das Verhältnis zu den Porleytern trüben könnten.«
»Das wäre alles.« Rhodan wollte das Gespräch rasch beenden, bevor sich der Kommandant womöglich zu einem weiteren Hinweis auf Tengri Lethos und zu anderen Äußerungen hinreißen ließ, die das Misstrauen der Porleyter schüren konnten. »Wenn ihr euch an die Anweisungen haltet, sehen wir uns bald auf Terra.«
Nachdem die Funkverbindung beendet war, wandte sich Rhodan an Lafsater-Koro-Soth: »Bist du zufrieden?«
»Das kann ich erst nach Abschluss der Untersuchungen sagen.« Der Porleyter deutete auf zwei seiner Artgenossen, die sich zu ihm gesellt hatten. »Das sind Wikora-Nono-Ors und Livwaper-Irtu-Lings. Sie sollen die BASIS untersuchen. Ich erwarte, dass du ihnen ein Schiff zur Verfügung stellst, das sie sofort ins Wegasystem bringt.«
»Ich veranlasse, dass eine Kogge mit ausgesuchter Mannschaft startklar gemacht wird. In spätestens einer Stunde können deine Inspektoren abfliegen.«
Perry Rhodan und Jen Salik zogen sich zurück. Als sie wieder unter sich waren, sagte Rhodan: »Ich habe mir die Rückkehr der BASIS zwar anders vorgestellt, setze aber trotzdem große Hoffnung in das Schiff. Überhaupt nun, da ich weiß, dass Tengri Lethos an Bord ist.«
»Ich kann mir über Lethos kein Urteil bilden«, sagte Jen Salik. Als er im Dom Kesdschan den psionischen Ritterschlag erhalten hatte, war der Dom allein vom Geist Terak Terakdschans beseelt gewesen, des Ersten Ritters der Tiefe und Begründers des Wächterordens. »Aber ich glaube deiner Versicherung, dass Tengri Lethos' Integrierung in den Dom eine Verstärkung darstellt.«
»Lethos-Terakdschan könnte die Lösung des Porleyter-Problems bringen. Wenn es jemandem gelingt, sie von der Sinnlosigkeit ihres Treibens zu überzeugen, dann ihm.«
Jen Salik deutete den Korridor entlang. Atlan kam ihnen entgegen.
»Stimmt es, dass du den Porleytern die BASIS überlassen hast, Perry?«, fragte der Arkonide.
Rhodan erbat sich eine Minute Zeit, um den Start einer Kogge zu organisieren, die die beiden Porleyter zur Wega bringen sollte. Er wartete dann nur noch die Bestätigung ab, dass die Kogge DEBUS und der Hanse-Spezialist Ruop Pacor auf Abruf bereitstanden.
»Die Wega ist nur siebenundzwanzig Lichtjahre von Terra entfernt«, gab Leo Dürk, der Waffenmeister der BASIS, zu bedenken. »Könnten wir uns nicht um eben diese Distanz in der Kursberechnung irren und zufällig im Solsystem erscheinen?«
»Ich fürchte, die Porleyter würden über diesen Scherz nicht lachen«, antwortete Waylon Javier.
»Es ist ein Jammer, dass wir nicht alle Möglichkeiten ausschöpfen können«, meinte Dürk bedauernd. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Perry Rhodan auf diesen Trumpf verzichten möchte.«
»Ich glaube gar nicht, dass Perry auf die BASIS verzichten will«, sagte Roi Danton. »Ihm geht es vermutlich in erster Linie darum, die Porleyter zu beruhigen und sie in Sicherheit zu wiegen. Darin müssen wir ihn unterstützen und die BASIS räumen.«
Schon während des Überlichtflugs liefen die Vorbereitungen für die Evakuierung an. Die rund zwölftausend Besatzungsmitglieder sollten auf die fünfzig Leichten Kreuzer verteilt werden. Eine Korvette würde zuletzt die Schiffsführung aufnehmen.
In den Stunden vor dem Einflug ins Wegasystem wurden über Hyperfunk alle notwendigen Rücksprachen getroffen. Die auf dem achten Planeten beheimateten Ferronen schickten eine kleine Flotte als Geleit für die BASIS. Von Aiching, der Hauptstadt Rustoners, kam die Meldung, dass im Äquatorbereich eine Sperrzone reserviert worden sei.
Rustoner war eine Sauerstoffwelt mit Steppencharakter und ausgedehnten Wüstengebieten. Nur entlang des Äquators erstreckte sich ein Grüngürtel. Dort lag das bevorzugte Gebiet für terranische Siedler, die sich hier gegen alle anfänglichen Widerstände der Ferronen niedergelassen hatten. Später hatte die USO Stützpunkte auf Rustoner eingerichtet und übte seitdem immer deutlicher Einfluss auf die Geschicke dieser Welt aus.
Die BASIS näherte sich Wega XIV und schwenkte in einen weiten Orbit ein. Der Hangarmeister Mehldau Sarko meldete, dass die Leichten Kreuzer nur mehr auf das Startzeichen warteten.
Von Aiching kamen die Daten des Reservats – eine zwischen zwei Kontinenten liegende, etwa tausend Quadratkilometer messende Insel. Sie war Naturschutzgebiet, halb von Wäldern geprägt und darüber hinaus von einer savannenartigen Ebene, in der die Beiboote landen konnten. Zivilisatorische Einrichtungen gab es so gut wie keine, sah man von einem ehemaligen USO-Stützpunkt ab, der längst in eine Wildhüterstation umfunktioniert war. Sie wurde von Robotern verwaltet und stand der BASIS-Mannschaft zur Verfügung.
Der Kommandant gab den Start für die Kreuzer frei. »Wir folgen in der Korvette, sobald wir hier alles erledigt haben«, fügte er hinzu.
»Ich hoffe, ihr bereitet einen heißen Empfang für die Porleyter vor«, sagte der Hangarmeister in verschwörerischem Tonfall.
»Lass solche Scherze!« Gereizt winkte Javier ab.
In der Hauptzentrale der BASIS hielten sich die letzten dreißig Personen auf, alle anderen Sektionen waren nicht mehr besetzt.
Waylon Javier beobachtete den Start der Kreuzer. »Ist die Mannschaft vollzählig an Bord der Beiboote gegangen?«, erkundigte er sich danach bei der Hamiller-Tube. »Ich möchte Gewissheit, dass niemand zurückgeblieben ist, um womöglich auf eigene Faust gegen die Porleyter vorzugehen.«
Die Hamiller-Tube bestätigte, dass nur die Hauptzentrale besetzt war.
»Aber leicht ist es unseren Leuten nicht gefallen«, sagte der Waffenmeister. »Sie wären lieber an Bord geblieben, um die BASIS gegen die Porleyter zu verteidigen.«
»Glaubst du, ich beuge mich gern ihrem Diktat?«, wandte Javier ein. »Trotzdem gilt für mich Rhodans Anweisung. Er kennt die Porleyter besser und weiß, was richtig ist.«
»Rhodan konnte nicht so, wie er wollte, weil die Porleyter mitgehört haben«, sagte Dürk überzeugt. »Irgendwie war bei seiner Zurückhaltung für mich dennoch der versteckte Aufruf zum Widerstand herauszuhören.«
Waylon Javier schwieg dazu.
»Unsinn, Leo«, mischte sich Roi Danton ein. »Für uns gibt es nichts anderes zu tun, als die BASIS zu räumen. Was Perry darüber hinaus plant, werden wir rechtzeitig erfahren.«
»Ich denke, er hat verstanden, dass Lethos an Bord ist.« Waylon Javier blickte den Hathor an, der als unbeteiligter Zuhörer bei ihnen stand. »Ich könnte mir vorstellen, dass sich Rhodan von dir wertvolle Unterstützung erwartet, Lethos-Terakdschan.«
»Das fürchte ich auch.« Der Hathor zeigte ein säuerliches Lächeln, als alle Umstehenden ihn erstaunt ansahen. Erklärend fügte er hinzu: »Ich fürchte, dass Perry Rhodan meine Fähigkeiten und Möglichkeiten überschätzt. Er geht von der Voraussetzung aus, dass die Porleyter ein Relikt der Vergangenheit sind, seit über zwei Millionen Jahren ihrer Verantwortung enthoben und ihrer ehemaligen Position beraubt. Die Ritter der Tiefe haben ihre Nachfolge angetreten, das ist richtig. Und ich gelte für Rhodan und euch als unmittelbarer Vertreter des Ritterordens.«
»Das bist du im Sinn der Kosmokraten«, warf Roi Danton ein. »Die Porleyter dagegen sind mittlerweile Diener der Kosmokraten von eigenen Gnaden. Das müsstest du ihnen klarmachen können.«
»Sie scheinen solchen Argumenten nicht zugänglich zu sein«, bemerkte Lethos. »Warum sonst hätten sie sich über Rhodan und Salik, die beide den Ritterstatus besitzen, hinweggesetzt? Die Porleyter sind selbstherrlich – irregeleitet, seit es ihr gutes Gewissen Voire nicht mehr gibt.«
»Gut und schön«, kommentierte Waylon Javier. »Wenn Argumente nichts nützen, dann musst du als wirklicher Bevollmächtigter der Kosmokraten eben auf andere Art und Weise mit den Porleytern fertigwerden. Was sind denn schon zweitausendundzehn Irrläufer?«
»Immerhin sind sie nicht irgendwer, sondern die Vorläufer der Ritter der Tiefe«, erinnerte Lethos. »Wir haben gehört, dass sie die Fünf-Planeten-Anlage in M 3 kontrollieren und dass ihre Kardec-Schilde eine fast ultimate Waffe sind. Das gibt ihnen die Macht zu herrschen.«
»Du resignierst?«
»Nein, das nicht. Ich suche eine gütliche Lösung des Porleyter-Problems. Wenn es die nicht gibt, kann nur der Ring der Kosmokraten helfen.«
Gespanntes Schweigen folgte. Jeder schaute Tengri Lethos an, aber der Hathor war nicht gewillt, sich näher über den erwähnten »Ring« zu äußern.
Der Hanse-Spezialist Ruop Pacor konnte die Porleyter nicht auseinanderhalten. Sobald er ihre Rückenmarkierungen nicht sah, wusste er nicht, welcher seiner beiden Passagiere Wikora-Nono-Ors und welcher Livwaper-Irtu-Lings war. Für ihn sah einer wie der andere aus. Wenn er sie ansprach, nannte er sie einfach respektlos Nono oder Irtu.
Den ganzen Flug über hatten sie die Zentrale der DEBUS nicht verlassen.
»Müssen die nicht wenigstens mal austreten?«, meinte Franz Kieber, der Navigator in Pacors Mannschaft.
»Ihr Misstrauen ist so stark, dass sie kleine Bedürfnisse ihrer Aktionskörper spielend unterdrücken«, behauptete die Cheffunkerin Sylva Canetti.
Solche und ähnliche Scherze ließen die Porleyter unbewegt über sich ergehen. Außer dem Kardec-Schild trug jeder einen Translator, sodass sie die Gespräche mithören konnten. Sie ließen jedoch in keiner Weise erkennen, dass sie die Terraner auch verstanden.
Pacor tat nichts, um die respektlosen Äußerungen zu unterbinden. Er hatte seiner Crew aber klargemacht, dass die harmlosen Sticheleien keinesfalls in Provokationen ausarten durften. Der Hanse-Spezialist hatte schon einige Erfahrung mit den Porleytern und wusste, wann eine Situation zu kippen drohte.
Vor einigen Tagen war er von Perry Rhodan in einem vertraulichen Gespräch über psychologische Taktik im Umgang mit Porleytern instruiert worden. Dabei hatte der Erste Sprecher der Kosmischen Hanse gemeint, dass es nichts schade, wenn man den Porleytern zeigte, wie unerwünscht und fehl am Platz sie seien, dass man dabei nur nie ihren selbst angenommenen Status verletzen dürfe. Ziel der kleinen psychologischen Nadelstiche war es, bei den Porleytern Zweifel an sich selbst zu schüren.
»Wir haben die Überlichtphase beendet und fliegen ins Wegasystem ein, Irtu«, erklärte Pacor sofort nach dem Rücksturz aus dem Hyperraum. Er sprach den höherrangigen Porleyter namentlich an, ohne sich direkt an einen von beiden zu wenden. Er bekam auch keine Antwort.
»Hast du besondere Instruktionen für mich, Irtu?«, fragte er. »Oder habe ich beim Anflug auf die BASIS freie Hand?«
»Steure den Bug mit der Hauptzentrale an«, antwortete der links stehende Porleyter. »Aber lande nicht, sondern geh in Warteposition.«
Im Panoramaholo erschien Wega XIV als kleiner Punkt, der rasch zur blauweißen Scheibe anwuchs. Die Ortung der DEBUS hatte die BASIS sofort erfasst, als sie aus dem Planetenschatten auftauchte. Kurze Zeit später war das Fernraumschiff schon mit bloßem Auge zu erkennen. Es machte einen gewaltigen Unterschied, ob man in nüchternen Fakten erfuhr, dass die BASIS zwölf Kilometer durchmaß und mit dem Bugvorbau der Hauptzentrale und dem Triebwerkswulst vierzehn Kilometer lang war, oder dieses Riesenobjekt in seiner ganzen Ausdehnung vor sich sah. Die BASIS sprengte alle Dimensionen, die DEBUS wirkte neben ihr wie ein Sandkorn.
Die beiden Porleyter zeigten sich trotzdem unbeeindruckt.
Als sich die DEBUS bis auf wenige Kilometer angenähert hatte, ließ Pacor Funkverbindung aufnehmen.
»Kommandant Javier soll jetzt die Beiboote mit der Mannschaft nach Rustoner schicken«, befahl einer der Porleyter.
Pacor gab die Anweisung weiter. Waylon Javier meldete lakonisch, dass die Mannschaft bereits auf Rustoner gelandet sei und sich nur noch das Personal der Hauptzentrale samt der Schiffsführung an Bord befand.
»Das ist gegen die Abmachung!«, wetterte einer von Lafsaters Kontrolleuren. Der andere fügte hinzu: »Wir wollten als Beobachter dabei sein, wenn die Mannschaft die BASIS verlässt.«
»Soll ich meine Leute zurückrufen und die Prozedur wiederholen?«, fragte Javier.
Die Porleyter berieten kurz miteinander, dann erklärte einer: »Das wäre zu umständlich. Räumt die BASIS vollständig. Niemand darf zurückbleiben.«
Bald darauf zeigten die Holos, dass ein kleines Kugelraumschiff ausgeschleust wurde und sich in Richtung des Planeten entfernte. »Frag bei der BASIS an, ob wirklich alle von Bord gegangen sind!«, verlangte einer der Porleyter von Pacor.
»Wer soll mir antworten, wenn keiner da ist?«
»Die Hamiller-Tube.«
Pacor seufzte. Er hätte sich denken können, dass die Porleyter auch darüber Bescheid wussten. Also kam er ihrer Aufforderung nach. »Kein Mannschaftsmitglied ist mehr an Bord«, erhielt er über Funk die Auskunft. »Ausgenommen ich, Hamiller.«
Die Porleyter verlangten die Öffnung einer Hangarschleuse und dass die DEBUS mit einem Traktorstrahl eingeholt wurde.
Nachdem das Schiff im Hangar stand, stiegen die beiden Porleyter aus. Im Schutz der rosaroten, wie eine zweite Haut am Körper anliegenden Kardec-Auren verließen sie den Hangar.
Wenig später öffnete sich das Außenschott erneut. Pacor erhielt von der Hamiller-Tube den Befehl, die BASIS wieder zu verlassen.
»Ich hoffe nur, dass sich von eurer Besatzung keiner irgendeinen üblen Trick für die Porleyter ausgedacht hat«, meinte Pacor besorgt. »Mit Irtu und Nono ist nicht zu spaßen.«
Nachdem sie den Hangar verlassen hatten, entmaterialisierten beide Porleyter und erschienen in kurzen Abständen in den verschiedensten Sektionen der BASIS: in den Medostationen, in Labors, in Wohnsektoren und sogar in einzelnen Unterkünften, ebenso in Hangars und an Bord von Beibooten. Diese raschen Ortswechsel waren nur durch Teleportation mithilfe der Kardec-Schilde möglich, von denen permanent eine Welle hypnosuggestiver Impulse ausging. Schließlich materialisierten sie im Mittelpunkt der BASIS, und zuletzt teleportierten die Porleyter gemeinsam in jenen Raum der Hauptzentrale, in dem die Hamiller-Tube untergebracht war.
Der Sinn ihrer Handlungsweise war deutlich. Sie machten Stichproben in verschiedenen Sektionen der BASIS, um sich davon zu überzeugen, dass niemand an Bord zurückgeblieben war. Danach schickten sie suggestive Befehle aus, um jene zu erreichen, die sich vielleicht versteckt hielten. Jeder hüllte sich weiterhin in die schützende Aura seines Kardec-Schilds.
»Diese Vorsicht ist übertrieben und überflüssig«, erklärte die Hamiller-Tube. »Es entspricht der Wahrheit, dass die Mannschaft vollzählig die BASIS verlassen hat.«
»Davon mussten wir uns selbst überzeugen«, sagte einer der beiden Porleyter. »Wir kennen die Menschen inzwischen zur Genüge und wissen, wie verschlagen und hinterhältig sie sein können.«
»Ich würde sie eher als listen- und ideenreich bezeichnen«, behauptete Hamiller. »Aber Menschen wissen auch, wann sie sich beugen müssen.«
»Du sprichst selbst wie einer«, bemerkte der andere Porleyter. »In den Unterlagen über dich ist die These vermerkt, dass du Träger des Gehirns von Payne Hamiller sein könntest, nach dem du benannt bist. Stimmt das?«
»Wenn NATHAN euch das nicht sagen konnte, so kann ich es noch weniger. Die lunare Hyperinpotronik müsste es eigentlich besser wissen. Aber ihr seid sicher nicht an Bord der BASIS gekommen, um diese Frage zu klären.«
»Nein, sie ist belanglos. Wikora-Nono-Ors und ich, Livwaper-Irtu-Lings, sollen die technischen Anlagen untersuchen. Wurden Neuerungen oder Umbauten vorgenommen, die NATHAN nicht gespeichert hat?«
»Als einzige gravierende Neuerung gibt es nur den Metagrav-Antrieb. Darüber ist alles in den Plänen vermerkt, die NATHAN kennt. Sonst hat sich auf der BASIS nicht viel verändert. Auch ich gehöre seit über vier Jahrhunderten zum Inventar.«
»Wir wollen Einblick ins Logbuch«, verlangte Livwaper. »Zuerst interessiert uns, was während des letzten Flugabschnitts, in den vergangenen zehn Tagen der Reise, geschah. Danach möchten wir alles über die Mission in Norgan-Tur erfahren.«
»Ich stehe euch mit meinem Wissen zur Verfügung«, erklärte die Hamiller-Tube.
Die beiden Porleyter vertieften sich in die Logbucheintragungen und ließen sich zusätzliche Erklärungen geben. Ihnen ging es vor allem um die Aktivitäten der BASIS und der Besatzung ab dem Zeitpunkt, als der Metagrav-Antrieb durch das Wirkungsfeld des Hyperraumdestruktors ausgefallen war.
Sie schienen mit dem Ergebnis der Prüfung zufrieden, auch wenn das Logbuch nicht völlig mit Javiers Aussage übereinstimmte. Aber den Porleytern lag offenbar nur daran, aufzudecken, ob sich die BASIS-Mannschaft irgendwelcher Umtriebe gegen sie schuldig gemacht hatte. Und das war eindeutig nicht der Fall.
Anschließend fasste die Hamiller-Tube knapp zusammen, was es über die Mission der BASIS in Norgan-Tur zu sagen gab: »Hauptgrund der Reise war, dass Perry Rhodan mittels des Distanzlosen Schritts über die BASIS nach Khrat gelangen konnte, um im Dom Kesdschan den Ritterschlag zu erhalten. Danach ging es darum, nach Spuren der Ritter der Tiefe und deren Vorläuferorganisation, der Porleyter, zu suchen.«
»Um sie zu vernichten?«, fragte Wikora.
»In diesem Fall hättet ihr nie Gelegenheit erhalten, euch als Beauftragte der Kosmokraten aufzuspielen.«
»Hamiller, du sprichst wie ein Mensch«, sagte Livwaper-Irtu-Lings anklagend.
»Ich würde gern dasselbe von Ihnen auf Porleyter bezogen sagen können, Livwaper«, antwortete die Hamiller-Tube. »Ich habe die Porleyter für ethisch hochstehende Wesen wie die Ritter der Tiefe gehalten, die nur die Interessen der Kosmokraten vertreten. Im Dom Kesdschan leben diese Werte fort, leider nicht in euch.«
»Es wäre besser, die Tube vom übrigen Positroniknetz abzukoppeln«, sagte Livwaper-Irtu-Lings zu seinem Begleiter.
»Das hätte den Zusammenbruch des gesamten Systems zur Folge«, warnte Hamiller. »Sie können aber weiterhin mit meiner Zusammenarbeit rechnen, wenn Sie unqualifizierte Bemerkungen über moralische Auffassungen unterlassen. Andernfalls fordern Sie meinen Widerspruchsgeist heraus.«
Eine Weile herrschte Schweigen, dann verlangte Livwaper: »Berichte über den Verlauf der Expedition, Hamiller!«
Beide Porleyter lauschten schweigend. Erst als die Sprache auf Srakenduurn kam, wurden sie hellhörig.
»Srakenduurn?«, fragte Wikora-Nono-Ors. »Um was für einen Sammelplatz hat es sich gehandelt?«
Die Hamiller-Tube gab eine Schilderung der leuchtenden Riesenwolke aus kosmischem Staub, die der BASIS beinah zum Verhängnis geworden wäre.
Danach verloren sie wieder das Interesse daran. Sie zeigten sich erst erneut erregt, als die Hamiller-Tube als zweites großes Ereignis die Anwesenheit Cosinos, des porleytischen Kriegers, an Bord der BASIS erwähnte. Als sie jedoch erfuhren, dass es den porleytischen Krieger nicht mehr gab, wirkten sie niedergeschlagen.
»Voire und Cosino, diese beiden stärksten Kräfte, die uns leiten sollten, sind nicht mehr«, sagte Wikora-Nono-Ors. »Wer soll uns führen, uns stärken und vor dem Niedergang bewahren?«
»Wir dienen den Kosmokraten«, erinnerte Livwaper-Irtu-Lings.
»An dieser Bestimmung können wir uns aufrichten.«
Es war eine eigenartige Situation. Für einen Augenblick erschienen beide Porleyter trotz ihrer Kardec-Schilde wie leicht verletzliche, Mitleid erregende Wesen. Aber diese Blöße gaben sie sich nur, weil sie unter sich waren. Die Hamiller-Tube zählte nicht für sie.
Tengri Lethos trat mit der ganzen Wucht seiner Persönlichkeit auf den Plan.
Als die Porleyter ihn entdeckten, erhöhten sie spontan die Intensität ihrer Kardec-Auren. Der Hathor erkannte das am verstärkten Leuchten und der wachsenden Ausdehnung.
»Haltet ein!«, gebot ihnen Lethos mit ausgestreckter Hand, als er ihre Absicht zu durchschauen glaubte, den Kubus der Hamiller-Tube mit den Auren zu umschließen. »Handelt nicht unbedacht, damit eure Schuld gegenüber den Kosmokraten nicht noch größer wird.«
»Hamiller hat gelogen, als er beteuerte, dass kein menschliches Wesen an Bord der BASIS zurückgeblieben sei«, erklärte Livwaper. »Deine Anwesenheit ist der Beweis für den Verstoß gegen die Abmachung. Die Bestrafung dafür darf nicht ausbleiben.«
»Hamiller hat nicht gelogen, als er sagte, dass die gesamte Mannschaft von Bord gegangen sei«, widersprach Lethos. »Ich gehöre nicht dazu. Ich bin nicht einmal ein menschliches Wesen.«
»Wer bist du dann, dass du dich so aufspielst?«, fragte Wikora. »Welche Spitzfindigkeiten du dir auch ausgedacht hast, wir lassen sie nicht gelten.«
»Ich bin ein Hathor«, sagte Lethos würdevoll. »Und ich trete vor euch hin, um euch in die Schranken zu weisen. Ich bin ein wirklicher Diener der Kosmokraten, kein selbst ernannter wie ihr Porleyter. Eure große Zeit ist längst vorbei, ihr habt kein Recht, im Namen der Kosmokraten die Macht an euch zu reißen.«
Lethos machte eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen. Dann fuhr er fort: »Mich gab es schon, als die Porleyter ihrer kosmischen Aufgabe müde wurden und sich aus dem Geschehen zurückzogen. Ich wurde von den Kosmokraten auserwählt, den Orden der Ritter der Tiefe zu begründen, der euch Porleyter ablösen sollte. Ich personifiziere Terak Terakdschan vom Dom Kesdschan. Und ich vertrete den Willen der Kosmokraten.«
Lethos' selbstsicheres Auftreten irritierte die beiden Porleyter. Der Hathor wusste, dass er den besten Zeitpunkt gewählt hatte, um sie einzuschüchtern und ihnen ihre Hybris vor Augen zu halten.
»Wie willst du die Zeiten in deinem sterblichen Körper überdauert haben?«, fragte Wikora-Nono-Ors. Es war ein schwacher Einwand.
»Du musst schon mehr in die Waagschale werfen als große Worte, wenn du uns beeindrucken willst«, fügte Livwaper hinzu.
»Terak Terakdschan ist längst in den Dom Kesdschan aufgegangen, um sein Wissen an alle Ritter der Tiefe weiterzugeben, die ihm folgten«, erläuterte Lethos. »Was ihr von mir seht, ist eine Art Aktionskörper, wie auch ihr ihn benützt. Doch nicht die äußere Erscheinung zählt, es kommt auf die Persönlichkeit dahinter an, die psychische Kraft, den Willen. Ihr Porleyter habt den Maßstab für moralische Werte verloren, als Voire verging. Und ihr seid zu Schwächlingen geworden, als auch Cosino den Weg Voires nahm. Aber ihr wart schon längst keine Beauftragten der Kosmokraten mehr – seit dem Tag, als ihr euch in eure Verstecke verkrochen habt. Ihr alle zusammen könnt nicht einen Ritter der Tiefe wie Perry Rhodan oder Jen Salik aufwiegen. Und ich bin der Dritte in ihrem Bund!«
Lethos spürte, dass er schon so gut wie gewonnen hatte. Er kannte sich in der komplizierten Physiognomie der Porleyter-Aktionskörper nicht aus, doch er sah ihre Resignation am Flackern der Kardec-Auren.
»Ihr seid den Anforderungen nicht länger gewachsen, die die Kosmokraten an ihre Diener stellen«, fuhr Lethos fort. »Ich weiß, ihr wollt nichts Böses, aber ihr seid nicht stark genug für gute Taten. Ihr verbergt eure Schwäche hinter Machtmitteln wie den Kardec-Schilden und steht deshalb im Begriff, eine ganze Galaxis in den Untergang zu treiben. Damit erweist ihr den Kosmokraten einen schlechten Dienst. Beendet den Versuch! Legt die Kardec-Schilde ab!«
»Ja, es muss so sein.« Livwaper-Irtu-Lings griff an den breiten silbernen Gürtel. »Wir ordnen uns dir unter.«
Tengri Lethos war selbst überrascht. Er hätte nicht geglaubt, dass die Porleyter, nach allem, was er über sie gehört hatte, so rasch zur Einsicht gebracht werden konnten. Er hatte dies nicht allein durch das Gesagte erreicht, weit bedeutungsvoller war sein Auftreten. Die Porleyter spürten, dass er nicht irgendwer war. Entweder verrieten ihnen das die Kardec-Schilde, oder die Erinnerung an Terak Terakdschan vermittelte ihnen diese tieferen Erkenntnisse. Letztlich spielte es auch eine Rolle, dass sie ihre Verfehlung spüren mussten, wenn sie sich anmaßten, der verlängerte Arm der Kosmokraten zu sein.
Als sie schließlich ihre Kardec-Gürtel öffneten, schien es für sie wie eine Befreiung zu sein. Tengri Lethos hatte den Eindruck, als entledigten sie sich einer schweren Last. Sie hielten ihm die silbrig schimmernden Bänder hin.
Lethos-Terakdschan streckte beide Arme aus, um die Kardec-Schilde an sich zu nehmen.
Da geschah es.
»Achtung!«, warnte die Hamiller-Tube akustisch. »Ein unerwarteter Vorfall ...«
Kampfroboter stürmten in den Raum und eröffneten ohne Vorwarnung das Feuer.
Tengri Lethos brachte sich mit einem Sprung aus der Schusslinie. Noch während er Deckung suchte, wurde ihm klar, dass er selbst gar nicht gefährdet war. Die Roboter hatten es auf die Porleyter abgesehen. Die nach terranischer Sicht krabbenähnlichen Aktionskörper waren ihr Feindbild.
»Die Terraner haben uns getäuscht!«, rief Livwaper.
Er und Wikora-Nono-Ors standen im Fokus der Energiestrahlen. Während Wikora sofort seinen Kardec-Schild wieder anlegte, hielt Livwaper den Gürtel wie zum Schutz hoch.
Die meisten Energieschüsse trafen Wikoras Kardec-Aura und prallten daran ab. Doch dann schrie Livwaper-Irtu-Lings voll Schmerz und Entsetzen auf. Er taumelte zurück, der Kardec-Schild entglitt seinen Scherenfingern.
Wikora-Nono-Ors war sofort neben seinem verwundeten Artgenossen und nahm ihn zu sich unter die Kardec-Aura. Damit konnten die Roboter ihnen beiden nichts mehr anhaben.
»Hamiller!«, rief Tengri Lethos. »Mach diesem Wahnsinn ein Ende!«
»Ich hatte keine Ahnung davon«, beteuerte die Hamiller-Tube. »Die Roboter wurden ohne mein Wissen programmiert. Ich habe keinen Einfluss auf sie ...«
Explosionen übertönten die Stimme. Unmittelbar nacheinander wurden einige der Roboter von Wikoras Kardec-Aura getroffen und verglühten. Tengri Lethos musste weiter zurückweichen, um nicht ebenfalls in den Wirkungsbereich zu geraten. Aus größerer Distanz verfolgte er, wie Wikora-Nono-Ors dem verwundeten Artgenossen behilflich war, den Kardec-Schild anzulegen.
Gemeinsam vernichteten beide Porleyter die restlichen Roboter, die bis zuletzt feuerten.
»Ihr wolltet uns in eine Falle locken«, stellte Livwaper verbittert fest und wandte sich Tengri Lethos zu. »Du hast uns in falschem Glauben gewiegt.«
»Das ist ein Irrtum«, versicherte Lethos. »Weder Hamiller noch ich hatten eine Ahnung von den fehlprogrammierten Robotern.«
»Lüge!«, rief Livwaper. »Ihr habt diesen Überfall geplant und vorbereitet.«
Tengri Lethos wich vor Wikoras Kardec-Aura zurück, die sich weiter ausdehnte und ihn bedrohte. Doch er kam nicht weit. Von der anderen Seite näherte sich ihm Livwapers Aura. Er war zwischen beiden Schilden eingeschlossen.
»Ihr unterliegt einem großen Irrtum!«, versuchte Lethos es erneut. »Gebt mir Zeit, dann werde ich alles aufklären und den Schuldigen für diesen Zwischenfall finden.«
»Das nehmen wir selbst in die Hand«, entschied Wikora-Nono-Ors.
Livwaper taumelte, und für einen Moment hoffte Lethos, dass er seine Aura zurückziehen würde. Stattdessen erweiterte sie sich spontan.
Lethos wurde getroffen und zur Seite geschleudert. Er stieß gegen Wikoras Kardec-Aura und war dann zwischen beiden psionischen Kraftfeldern gefangen.
»Du wirst für deinen schändlichen Verrat büßen!«, hörte er einen der Porleyter sagen.
Tengri Lethos spürte keinen physischen Schmerz, denn sein Körper war nur eine Projektion und schmerzunempfindlich. Dafür wurde der psychische Druck der Kardec-Schilde umso schlimmer. Eine Schockwelle nach der anderen durchraste seinen Geist, sie ließen keinen klaren Gedanken mehr zu.
Irgendwie merkte er, dass zugleich eine langsame Entstofflichung seiner Projektion einsetzte.
Lethos-Terakdschan bäumte sich vergeblich gegen die ihn bedrohende Gewalt auf. Sein Geist verlor sich zwischen Traum und Wirklichkeit ...
»Der Verräter hat seine Strafe bekommen.« Wikora-Nono-Ors' Stimme klang unnatürlich, sie vibrierte vor seltsamer Erregung.
»Lethos-Terakdschan hat in allem die Wahrheit gesagt«, meldete sich die Hamiller-Tube. »Er hatte so wenig Ahnung von der Fehlprogrammierung der Kampfroboter wie ich. Ihr müsst Lethos-Terakdschan helfen und euch ihm unterordnen.«
»Ich vernichte dich ebenfalls!«, drohte Wikora. »Ich werde dieses ganze Schiff vernichten. Das wäre die angemessene Strafe für das, was Livwaper angetan wurde.«
»Dein Zorn ist verständlich, doch lass dich davon nicht blenden«, beharrte die Hamiller-Tube. »Lass uns den Vorfall gemeinsam untersuchen und ein gerechtes Urteil finden.«
»Still!«, meldete sich der verletzte Livwaper. Er klang sehr geschwächt. »Wir werden Lafsater-Koro-Soth über diesen Vorfall unterrichten. Danach begeben wir uns auf den Planeten, um die Mannschaft der BASIS zur Verantwortung zu ziehen.«
Tengri Lethos hörte die Worte, ohne ihren Sinn richtig zu verstehen. Er kämpfte schon zu sehr dagegen an, dass er sich in dem Nichts verlor, auf das er zutrieb. Seine ganze Kraft und seinen Willen musste er einsetzen, damit die materielle Projektion nicht noch weiter entstofflichte. Auch dafür, dass sein Geist, sein Lethos-Terakdschan-Bewusstsein, nicht in unbekannte Bereiche verweht wurde.
Lethos konnte sich nicht einschalten, als die Porleyter die Nachricht von dem vermeintlichen Verrat nach Terra funkten. Er war nicht in der Lage zu verhindern, dass Wikora-Nono-Ors und der verletzte Livwaper-Irtu-Lings mithilfe ihrer Kardec-Schilde auf den Planeten teleportierten, um Rache zu üben.
Lethos-Terakdschan fühlte sich rasch schwächer werden ...
Die Nachricht von dem Zwischenfall auf der BASIS erreichte Perry Rhodan während einer Konferenz mit seinen engsten Vertrauten. Er hatte die Mutanten und alle anderen erreichbaren Aktivatorträger in einem abhörsicheren Besprechungszimmer des HQ Hanse versammelt. Es war wie eine Ironie des Schicksals, dass Rhodan gerade seiner Hoffnung Ausdruck gab, durch den Einsatz der BASIS und mithilfe von Tengri Lethos das Porleyter-Problem zu lösen, als die Meldung eintraf. Sie stammte von den beiden zur BASIS entsandten Porleytern und war für Lafsater-Koro-Soth bestimmt. Doch wurde sie von einer Reihe von Relaisstationen empfangen und sofort an Rhodan weitergeleitet.
»Das hat uns gerade gefehlt«, sagte er bestürzt. »Ich verstehe nicht, dass sich Waylon Javier oder einer seiner Leute zu so einer Wahnsinnstat hat hinreißen lassen. Kampfroboter greifen Porleyter an! Dadurch verschärft sich die Lage extrem.«
»Du wirst dich hoffentlich nicht von der Mannschaft der BASIS distanzieren?«, fragte Atlan. »Ich schlage vor, den Zwischenfall als Aufruf an die Menschheit zum Widerstand zu nützen.«
»Das wäre reiner Wahnsinn – Selbstmord geradezu«, widersprach Julian Tifflor, der Erste Terraner.
»Wir wissen nicht einmal, was auf der BASIS wirklich vorgefallen ist«, ergriff Rhodan wieder das Wort. »Womöglich war alles ganz harmlos, ein Missverständnis, über das die Porleyter in Panik geraten sind. Wir müssen erst die Sachlage klären.«
»Das geht nur vor Ort«, sagte Reginald Bull. »Wenn du ein Kommando zur BASIS schicken willst, würde ich sofort die Leitung übernehmen.«
»Das habe ich vor, aber ich werde selbst das Kommando führen. Jen und Atlan sollen mich begleiten. Darüber hinaus möchte ich auf die Unterstützung der Mutanten nicht verzichten. Irmina, Gucky, Fellmer und Ras, haltet euch bereit!«
»Was wird mit mir?«, begehrte Bull auf. »Soll ich auf Terra verrosten? Es war schließlich meine Idee.«
»Dich und die anderen brauche ich, damit ihr falsche Fährten legt und alle möglichen Parolen in Umlauf bringt, um Lafsater abzulenken«, sagte Rhodan. »Er würde diesem Unternehmen kaum zustimmen. Ich erwarte ihn jeden Augenblick hier, weil er uns für die Vorfälle auf der BASIS zur Rechenschaft ziehen will. Darum müssen wir alle Vorbereitungen sofort treffen. – Julian!« Er wandte sich dem Ersten Terraner zu. »Sorge dafür, dass der Schnelle Kreuzer JEFE CLAUDRIN startklar gemacht wird. Ich hätte zwar lieber einen TSUNAMI, doch das wäre zu auffällig. Wir starten in zwei Stunden. Für diesen Zeitpunkt erwarte ich eine Reihe von Ablenkungsmanövern, die Lafsater und seine Porleyter so sehr beschäftigen, dass ihnen der Start der JEFE CLAUDRIN nicht auffallen wird. Alles klar, Bully?«
»Hab schon verstanden«, antwortete Reginald Bull missmutig.
»Gucky und Ras, ihr teleportiert mit Atlan, Fellmer und Irmina so bald wie möglich an Bord des Schnellen Kreuzers und sorgt dafür, dass alles klappt«, trug Rhodan den Mutanten auf. »Jen und ich kommen knapp vor dem Start über Transmitter an Bord. Bereitet alles vor. Wahrscheinlich werden wir keine Gelegenheit haben, uns noch einmal zu besprechen ...«
Rhodan unterbrach sich, weil im Konferenzraum ein Porleyter materialisierte. Es war Lafsater-Koro-Soth, und er wandte sich sofort an Rhodan: »Schmiedet ihr soeben ein neues Komplott? Eure Aktion auf der BASIS ist wohl nicht wunschgemäß verlaufen. Hast du schon gehört, Perry Rhodan, dass der Anschlag auf das Leben zweier Porleyter misslang?«
»Du kannst nicht an eine Intrige glauben, Lafsater«, antwortete Rhodan. »Es sei denn, du redest dir das als Entschuldigung für dein eigenes Fehlverhalten ein. Ich biete dir an, den Vorfall zu untersuchen und die Schuldigen, falls es welche gibt, zu finden.«
»Daraus wird nichts. Der Hauptschuldige wurde von Wikora-Nono-Ors und Livwaper-Irtu-Lings bereits zur Rechenschaft gezogen. Dein Hathor, diese Materieprojektion, die du als Gesandten der Kosmokraten ausgeben wolltest, ist in Auflösung begriffen. Nun werden wir auch gegen die BASIS-Mannschaft vorgehen.«
»Warum nimmst du nicht Vernunft an?« Rhodan war in Sorge um Lethos-Terakdschan und wollte sich nicht aufhalten lassen. »Unter diesen Umständen erübrigt sich jede weitere Diskussion.« Er wandte sich an die anderen: »Die Sitzung ist geschlossen.«
Ohne Lafsater-Koro-Soth noch eines Blicks zu würdigen, verließ Rhodan den Raum. Er erwartete, dass der Porleyter ihn zurückrufen würde, und war erleichtert, dass dies nicht geschah. Jedenfalls musste er den ursprünglichen Plan ändern und sofort handeln. Es stand nur zu hoffen, dass die anderen schnell schalteten und rasch an Bord der JEFE CLAUDRIN gingen. Sie zu verständigen, war keine Zeit mehr. Er wollte nicht einmal riskieren, mit Jen Salik zusammen gesehen zu werden.
Aus dem Funkspruch war nicht hervorgegangen, dass es so schlimm um Lethos stand. Offenbar hatten die beiden Porleyter auf der BASIS eine zweite Nachricht gesendet.
Rhodan verließ die unterirdischen Anlagen des HQ Hanse. Jäh züngelten vor seinem geistigen Auge schwarze Flammen auf. Mit allem hatte er gerechnet, damit nicht. Nicht, Gesil!, dachte er angespannt. Jetzt nicht!
Die schwarzen Flammen erloschen. Rhodan atmete auf. Entweder war Gesil nur zufällig in der Nähe, oder sie akzeptierte, dass er nicht belästigt werden wollte.
Er brachte die letzte Robotkontrolle hinter sich, trat ins Freie – und erstarrte. Über den gesamten Raumhafen spannte sich eine rosarote Aura und legte den Flugverkehr lahm.
Rhodan blickte sich gehetzt um. Er entdeckte weitere Kardec-Auren, die Gebäude und Zugänge blockierten. Eine Aura hüllte zudem das nächststehende 200-Meter-Schiff ein, den Schnellen Kreuzer JEFE CLAUDRIN.
Durch das schwach leuchtende Kraftfeld sah er einen Menschen und einen Porleyter. Rhodan ging unbeirrt auf sie zu und erkannte Jen Salik und Lafsater-Koro-Soth. Als er auf Sprechdistanz heran war, schaltete Lafsater die Kardec-Aura ab. »Wenn du schon zur BASIS fliegst, dann komme ich mit«, stellte der Porleyter fest.
Rhodan seufzte ergeben, es hätte auch schlimmer kommen können. »Ich kann dich nicht daran hindern«, sagte er. »Aber wagst du dich wirklich allein an Bord eines terranischen Schiffes?«
»Ich verzichte auf einen Begleiter«, bemerkte Lafsater. »Und du wirst außer Jen Salik auch keinen deiner Gefährten auf diesen Flug mitnehmen. Meine Porleyter haben dafür gesorgt, dass sie isoliert sind.«
Jen Salik zuckte bedauernd die Schultern.
Rhodan winkte ab. »Gehen wir endlich an Bord«, sagte er.
»Willkommen im Tierparadies!«, meldete sich eine Robotstimme über Funk, kaum dass die Korvette der BASIS gelandet war. »Bitte lasst euer Raumschiff auf dem zugewiesenen Landequadrat stehen und benutzt weder Gleiter noch Schweber als Fortbewegungsmittel. Es stehen genügend Pferde für Ausritte zur Verfügung. Besser wäre es freilich, ihr würdet das Landegebiet nicht verlassen. Der Anblick von Menschen in so großer Zahl könnte das scheue Wild erschrecken. Für euer Verständnis dankt die Robotverwaltung des Naturschutzparks.«
»Wohin sind wir da geraten?«, wunderte sich Sandra Bougeaklis, die Stellvertretende Kommandantin der BASIS. »Hier scheinen Tiere mehr zu gelten als Intelligenzen. Sollen wir uns an diese Gebote halten? Ich möchte keinen Ausritt auf einem Pferd.«
»Dann bleibst du eben auf der Korvette.« Roi Danton schmunzelte. »Diese Insel ist ein Reich der Tiere und wir sind Eindringlinge. Es war ein großes Entgegenkommen, uns landen zu lassen. Vor allem muss die Robotverwaltung einigen Aufwand betrieben haben, um eine Lärmschutzzone zu errichten, die das Getöse von einundfünfzig Raumschiffen von den Tieren fernhält. Bedenkt das, bitte.«
Die Männer und Frauen in der Zentrale der Korvette sahen einander betroffen an. »Aber ja, Roi, wir werden alle Tierschutzregeln beachten«, sagte Waylon Javier schließlich. »Es ist sowieso besser, wenn die Mannschaften im näheren Umkreis ihrer Beiboote bleiben oder überhaupt an Bord auf die Porleyter warten. Ich gebe einen entsprechenden Befehl über Rundruf.«
»Tu das, Waylon«, riet Danton, ohne auf den leicht spöttischen Tonfall einzugehen. »Ich vertrete mir inzwischen die Beine. Begleitest du mich, Demeter?«
»Kann ich auch mitkommen?«, fragte Oliver Javier, Waylons siebenjähriger Sohn.
»Klar, Olli«, sagte Danton.
»Warte auf mich, Roi!«, rief Leo Dürk, als sie sich dem Antigravschacht zuwandten. »Wenn Waylon mich nicht mehr braucht, möchte ich mich euch anschließen.«
»Wir warten draußen.« Danton hatte es eilig, die Korvette zu verlassen.
»Woran denkst du?«, fragte Oliver, als sie auf dem Boden unter der Korvette standen. »Du wirkst irgendwie traurig.«
»Ich hänge alten Erinnerungen nach«, sagte Danton. »Aber ich empfinde keine Trauer, höchstens Wehmut. Ich denke an den Mann, der dieses Paradies vor eineinhalb Jahrtausenden begründet hat. Ich habe ihn sehr gut gekannt.«
»Wer war er?«
Danton deutete in die Ferne, wo sich hinter den gelandeten Raumern am Rand der Savanne ein schwach leuchtendes holografisches Standbild erhob. Es war gut dreißig Meter hoch. »Ihm wurde dieses Denkmal gesetzt«, erklärte er. »Selbst hätte er das bestimmt nicht zugelassen, denn er war zu bescheiden. Gehen wir hin?«
Sie liefen los. Minuten später stießen Leo Dürk und Waylon Javier zu ihnen.
»Ich muss mit dir reden, Roi«, raunte der Waffenmeister Danton zu. Bevor er sich ausführlicher äußern konnte, fiel ihm der Kommandant ins Wort: »Ich habe der Mannschaft aufgetragen, das Landegebiet nicht zu verlassen, damit das Wild beim Äsen nicht gestört wird. Recht so?«
»Es ist gut, wenn die Mannschaft beisammenbleibt«, sagte Leo Dürk an Dantons statt. »Allerdings mache ich mir Sorgen ...«
»Seht!« Oliver zeigte auf die untergehende Sonne. »Die Staubwolke kommt auf uns zu.«
Ein donnerndes Geräusch wurde lauter. Tiere brachen aus der Staubwolke hervor. Auf einigen von ihnen saßen metallisch schimmernde Reiter.
»Das sind nur Pferde«, kommentierte Danton, als er die Unruhe seiner Begleiter registrierte. »Keine Bange, die Gauchoroboter verstehen ihr Geschäft.«
Die Herde kam vor den ersten Raumschiffen zum Stehen. Die Reiter sprangen ab und trieben die Tiere zusammen. Nachdem sich die Staubwolke gelegt hatte, war zu erkennen, dass das Landefeld für die Raumschiffe durch einen einfachen Holzzaun abgegrenzt war.
»Warum nennst du die ulkigen Blechkerle Gauchoroboter, Roi?«, wollte Oliver wissen.
»Weil sie nur dafür konstruiert wurden, Pferde schonend zuzureiten.« Danton schüttelte den letzten Rest der Melancholie von sich ab. Der Anblick der filigran wirkenden Roboter mit den gelenkigen Tentakelarmen und -beinen lockerte ihn innerlich. Als zwischen den Pferden grün gefleckte Riesenfrösche auftauchten, sich entlang des Zaunes formierten und wie im Chor quakten, lachte er schallend. »Fast wie in alten Zeiten«, stellte er fest.
»Möchtest du uns nicht an deiner Freude teilhaben lassen?«, sagte Demeter mit leisem Vorwurf. »Was sind das für Erinnerungen, die dich mit diesen Tieren und den Robotern verbinden?«
»Ich werde es dir ein andermal erzählen, Demeter.« Er formte die Hände zu einem Trichter vor dem Mund und rief so laut, dass er das Froschkonzert übertönte, zu den Robotern hinüber: »Heißt einer von euch Billy the Kid?«
»Wir sind alle Billys«, antworteten die Gauchoroboter im Chor. Ein einzelner fuhr fort: »Wir sind tausend und ich bin die Nummer Eins, der Oberste Wildhüter. Ich stehe zu eurer Verfügung. Hier sind die versprochenen Pferde. Sie sind zahm und zugeritten, aber ungesattelt. Kann ich außerdem etwas für euch tun?«
»Vielleicht später«, antwortete Danton. »Wenn es die Zeit erlaubt, möchte ich einiges über die Geschichte des Naturschutzparks erfahren.«
»Okay, okay«, kommentierte der Gauchoroboter lässig. »Ihr könnt mich oder einen der anderen 999 Billys jederzeit über Funk erreichen. Macht euch einen schönen Tag, aber beachtet die Verbotszeichen. Füttern ist verboten! Und falls Ertruser unter euch sind, lasst sie kein Pferd besteigen. Vor allem haltet sie von den Riesenfröschen fern, die sind nicht für die Pfanne gedacht.«
»Ich sehe Billy the Kid förmlich vor mir«, sagte Danton wie zu sich selbst.
An der Spitze der Gruppe, die sich mittlerweile gebildet hatte, schwang er sich über den Zaun. Zur Mannschaft der Korvette stießen Männer und Frauen aus den Leichten Kreuzern, sodass sie bereits an die dreihundert waren, als sie das hoch aufragende Holomonument erreichten.
»Die Darstellung ist nicht sehr schmeichelhaft«, stellte jemand fest.
»Wie kann man einer solchen Witzfigur ein Denkmal setzen?«, fragte ein anderer.
Neben dem Sockel der Statue stand eine Infobox, die alles über den Begründer des Tierparadieses und dessen Geschichte optisch und akustisch präsentierte.
Danton wusste ohnehin alles über diesen Mann. Er hatte ihn persönlich gekannt. »Walty Klackton«, sagte er schmunzelnd. »Klack-Klack, Schrecken der USO und der Freihändler, hättest du je gedacht, dass man dir ein solches Denkmal setzen würde? Du hast es dir durch dein Wirken selbst gesetzt, warst zu Lebzeiten schon eine Legende.«
»War er dein Freund?«, fragte Oliver. »Er sieht recht komisch aus. Seine Nase ist zu groß, er muss oft auf die Nase gefallen sein.«
»War er wirklich so?«, erkundigte sich Demeter, während sie mit Danton und Oliver um das hoch aufragende Holo herumging und es kritisch betrachtete. »Ich meine, er wirkt linkisch und unbeholfen. Sein Gesicht ist ja nicht einmal unattraktiv – aber diese Nase!«
»Er war der liebenswerteste Mensch, den man sich vorstellen konnte«, behauptete Danton. »Ein Tollpatsch, ein Naturereignis, eine Katastrophe, schrecklich und mit dem sicheren Instinkt ausgestattet, wie man andere in den Wahnsinn treiben kann. Doch letztlich konnte ihm niemand böse sein, jeder musste ihn einfach gern haben ...«
»Roi!« Leo Dürk kam mit Waylon Javier. »Entschuldige, dass ich deine Schwärmerei unterbreche, es ist wichtig.«
»Dann sag, was du willst! Worum geht es?«
»Um die Porleyter auf der BASIS«, eröffnete der Waffenmeister unbehaglich. »Eigentlich um Lethos-Terakdschan. Als ich hörte, dass er allein an Bord zurückbleiben wolle, um sich den Porleytern zu stellen, war ich überzeugt, dass er mit der Situation nicht fertigwerden würde – nach allem, was ich über die Porleyter gehört habe.«
»Und?«, fragte Danton.
»Ich wollte ihm helfen.«
»Wie wolltest du ihm helfen?«, erkundigte sich Waylon Javier.
»Ich habe, ohne dass es Hamiller bemerkte, einige Kampfroboter programmiert«, gestand Leo Dürk. »Und zwar so, dass sie sich nach einer gewissen Zeit aktivieren und gegen die Porleyter vorgehen würden.«
»Bist du von Sinnen!«, fuhr der Kommandant auf. »Weißt du, was das für Folgen haben kann?«
»Ich fürchte, ich war tatsächlich nicht ganz bei Trost.« Der Waffenmeister hob ratlos die Schultern. »Ich ging davon aus, dass Lethos-Terakdschan Hilfe brauchen könnte, wenn er nach einer gewissen Zeit keinen Erfolg mit den Porleytern hätte. Meine Überlegung erschien mir als logisch – aber jetzt ...«
»Das kann ins Auge gehen«, erkannte Danton. »Für die Porleyter wird es sich wie eine Falle darstellen, wenn auf einmal Kampfroboter marschieren. Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen und uns auf einen Rachefeldzug gefasst machen. Für einen Start aller Beiboote dürfte es schon zu spät sein. Wir können uns nur in Sicherheit bringen, indem wir das Landegebiet verlassen und uns in alle Richtungen zerstreuen.«
Roi Danton wandte sich an den Obersten Wildhüter: »Billy Eins, können sich deine Wildhüter als Führer durch das Tierparadies zur Verfügung stellen?«
»Natürlich«, antwortete der Gauchoroboter zuvorkommend. »Wie viele brauchst du?«
»Alle tausend. Ich möchte, dass sich meine Leute in kleineren Gruppen umsehen, weil sie dann mehr von der Führung haben.«
»Unsere Programmierung wurde dahingehend geändert, dass wir uns für euch zur Verfügung halten sollen«, sagte Billy Eins. »Aber wohin sind die Leute verschwunden?«
»Sie haben sich in Gruppen zu ungefähr zehn verteilt. Deine Gauchos werden sie schon finden.«
»Ihr seid eine seltsame Gesellschaft«, bemerkte der Roboter und fügte sofort hinzu: »Ich habe Anweisung an alle Billys gegeben, dass sie auf eure Wünsche eingehen. Brauchst du mich noch?«
»Ich möchte, dass du uns zur nächsten Funkstation bringst. Unsere Funkgeräte sind nicht sendestark genug, dass wir damit das Mutterschiff erreichen.«
»Warum benutzt ihr nicht das Funkgerät eines eurer Beiboote? Die sind viel näher.«
»Das geht nicht.« Roi Danton hatte keine Lust, dem Gauchoroboter zu erklären, dass er mit dem Eintreffen von Porleytern rechnete und ihnen aus dem Weg gehen wollte. »Hilfst du uns nun?«
»Wenn es sein muss. Aber bis zur Wildhüterstation, in der das Funkgerät steht, ist es ein weiter Weg. Wir müssten reiten.«
»Dann besorge bitte Pferde!«
Danton war kurz davor, die Geduld zu verlieren. Er starrte über die Ebene hinweg, auf der die Beiboote standen. Billy Eins stieß mehrere schrille Pfiffe aus, gleich darauf trabten drei Pferde heran. Sie waren ungesattelt. Danton warf Demeter einen fragenden Blick zu, aber sie winkte ab.
»Glaubst du, dass es mit den Porleytern Schwierigkeiten geben könnte?«, fragte sie, während sie sich von dem Roboter auf den Rücken eines der Tiere helfen ließ.
»Das kommt darauf an, ob es zum Zwischenfall mit den Kampfrobotern gekommen ist«, antwortete Danton, während er sich auf sein Pferd schwang. »Darum will ich mich mit der BASIS in Verbindung setzen.«
Sie ritten los.
Über sein Kombiarmband meldete sich Danton bei Waylon Javier.
»Es sieht beinah so aus, als hätten wir falschen Alarm gegeben«, erklärte der Kommandant. »Ich stehe mit anderen unserer Gruppen in Verbindung, aber bisher ist nichts von Porleytern zu sehen.«
Danton schaltete ab. Bald darauf erreichten sie eine Lichtung mit mehreren Gebäuden. Ein schwach leuchtender Energiezaun hielt die Tiere fern. Der Roboter setzte mit seinem Pferd über das Hindernis hinweg, und ehe Demeter und Danton es sich versahen, folgten ihre Tiere.
»Ich kenne gemütlichere Arten der Fortbewegung«, bemerkte Demeter, als sie absaß.
Der Roboter führte sie zu dem größten der Gebäude, auf dessen Dach eine Richtfunkantenne montiert war. Er erklärte, dass es sich um die Zentralverwaltung handelte, die sonst von einer menschlichen Mannschaft besetzt war, der Terraner wegen jedoch das Feld geräumt hatte.
Die Funkstation war in einem Anbau untergebracht. Sogar ein starker Hyperkom stand zur Verfügung. Roi Danton justierte lediglich das Normalfunkgerät.
»Danton ruft Hamiller! Danton ruft Hamiller!«
Keine Antwort kam.
»Entweder haben die Porleyter die BASIS hermetisch abgeschottet oder ...« Er begann wieder mit seinem eintönigen Ruf.
Minuten später wollte er schon resignieren, da erklang endlich die Stimme der Tube aus dem Akustikfeld. »Hier spricht Hamiller. Ich rufe Roi Danton. Roi, hören Sie mich?«
»Endlich – es wurde auch Zeit, Hamiller. Warum hast du dich nicht eher gemeldet?«
»Die Porleyter haben es verhindert.« Die sonst so ruhige Stimme der Tube klang erregt, als sie von dem Zwischenfall mit den Kampfrobotern berichtete. Danton sah seine schlimmsten Befürchtungen sogar übertroffen, als er hörte, dass einer der beiden Porleyter verwundet war und Lethos-Terakdschan durch die Kraftfelder der Kardec-Schilde beinah seinen Körper verloren hätte.
»Er ringt noch um seine Existenz, aber ich kann ihm nicht beistehen«, berichtete Hamiller weiter. »Die Porleyter haben vor, die Mannschaft zur Rechenschaft zu ziehen. Ihr müsst euch in Sicherheit bringen. Ich breche den Kontakt jetzt ab, damit sie sich nicht am Funk orientieren können. Falls Lethos-Terakdschan sich wieder stabilisiert, wird er nach einer Schlichtung suchen.«
Die Verbindung erlosch.
»Das sieht nicht gut für uns aus?«, fragte Demeter. »Was sollen wir tun?«
»Ich muss die anderen warnen«, sagte Danton. »Vielleicht können wir die Porleyter hinhalten, bis Hilfe von Terra eintrifft.«
Er schaltete den Sender auf die allgemeine Frequenz. »An alle! Hier spricht Roi Danton. Die Porleyter machen für den Zwischenfall mit den Kampfrobotern die gesamte Mannschaft verantwortlich. Verbergt euch so gut wie möglich. Ich warne vor falschem Heldentum. Von den Waffen ist nur in äußerster Notwehr Gebrauch zu machen. Wir müssen keinen Sieg erringen, sondern Zeit gewinnen.«
»Die Porleyter sind bei den Kreuzern eingetroffen«, meldete Waylon Javier Sekunden später. »Sie inspizieren die Schiffe. In Kürze werden sie wissen, dass alle verschwunden sind, dann beginnt die Jagd auf uns.«
»Wir halten Funkstille!«, entschied Danton. »Ende.« Er wandte sich dem Billy-Roboter zu. »Kennst du ein sicheres Versteck?«
»Es gibt unter der Wildhüterstation einen Bunker aus USO-Zeiten. Dort findet man euch nie.«
»Wir wollen nicht mit unseren Leuten Versteck spielen, sondern uns vor gefährlichen Verfolgern in Sicherheit bringen«, sagte Roi Danton wütend. »Du musst uns an einen sicheren Ort bringen!«
»Dazu brauchen wir wieder die Pferde. Kommt mit!«
Der Roboter ging voran. Danton und Demeter folgten ihm. Im Freien hielten sie abrupt inne. Keine zwanzig Meter entfernt waren zwei Porleyter materialisiert.
»Du bist Roi Danton, der Sohn Perry Rhodans«, bemerkte einer der beiden. »Wir haben die Information aus einem Funkgespräch. Vermutlich bist du zugleich der Anführer der Untergrundkämpfer.«
Bevor Danton etwas erwidern konnte, schritt der Gauchoroboter auf die beiden Porleyter zu. »Es ist Besuchern verboten, das Gelände der Wildhüterstation zu betreten!«, sagte er. »Darüber hinaus besteht ab heute für unbestimmte Zeit generelles Besucherverbot für das Tierparadies. Es tut mir leid, ich muss euch mit allem Nachdruck ...«
Weiter kam er nicht. Jäh dehnte sich eine der beiden Kardec-Auren aus und erfasste ihn. Der Roboter wurde wie von unsichtbaren Kräften geschüttelt. Als die Aura ihn wieder entließ, sank er haltlos in sich zusammen.
»Wikora-Nono-Ors, du bist nun auf dich allein gestellt«, hörte Roi Danton jenen Porleyter sagen, der den Gauchoroboter mit seiner Aura ausgeschaltet hatte. Ihm war anzumerken, dass er Mühe hatte, sich einigermaßen aufrecht zu halten. »Ich verliere allmählich die Kontrolle ...«
»Ich werde dich mit meinem Kardec-Schild schützen, Livwaper«, sagte der Angesprochene. »Und ich werde Sühne für dieses Verbrechen verlangen, das die Terraner an dir – und an uns allen – begangen haben.«
Den Porleytern schien gar nicht aufzufallen, dass sie die Translatoren eingeschaltet hatten, sodass Danton ihre Gespräche verstehen konnte. Er rührte sich nicht, um nicht ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Livwaper zitterte. Dann versagten ihm die etwas längeren Stützbeine den Dienst, er fiel der Länge nach hin.
»Livwaper!« Wikora näherte sich im Schutz seiner nun stärker leuchtenden Aura dem am Boden liegenden Artgenossen. »Was geschieht mit dir?«
Livwaper-Irtu-Lings antwortete nicht. Er lag mit dem Rückenpanzer nach oben da, die sechs Extremitäten von sich gestreckt. Der kurze, aus dem Panzer ragende Oberkörper mit dem Kopfteil wippte ruckartig auf und ab. Das sackartige Organ unterhalb des Kopfes blähte sich in unregelmäßigen Abständen auf und fiel immer wieder zuckend zusammen. Die Aura um ihn flackerte.
»Du musst die Kontrolle über den Kardec-Schild bewahren, Livwaper«, drängte Wikora. »Gib dir jetzt keine Blöße.«
Livwapers Gliedmaßen zuckten heftig. Erst nach einer Weile schaffte er es, die vier Beine und auch den Oberkörper mit dem Armpaar unter den Rückenpanzer zu ziehen. »Tu deine Pflicht, Wikora«, erklang es stockend aus seinem schwach zuckenden Sprechorgan. »Handle, bevor die Schuldigen fliehen können.«
»Das werde ich.« Wikora-Nono-Ors wandte sich Roi Danton zu. »Du rufst jetzt deine Kameraden an!«, befahl er. »Ich verlange, dass sich die gesamte Mannschaft der BASIS hier einfindet. Es wird für alle überlebenswichtig sein.«
Danton wollte die angespannte Situation nicht weiter verschärfen. Er ging zur Funkstation. Wikora wich nicht von seiner Seite, bis er die Besatzung aufforderte, sich bei der Wildhüterstation einzufinden. Danach kehrten sie gemeinsam ins Freie zurück. Demeter hatte sich nicht vom Fleck gerührt.
Der Zustand des zweiten Porleyters schien sich weiter verschlechtert zu haben, er hatte sich völlig unter den Rückenpanzer zurückgezogen. Hinter der Körperöffnung war undeutlich der Kreis seiner acht Augen zu sehen. Sie blickten starr, wirkten beinah gläsern. Das Leuchten der Kardec-Aura war schwächer geworden.
Wikora-Nono-Ors bemühte sich in rührender Weise, wenngleich ziemlich unbeholfen, um seinen Artgenossen. Er ging hektisch um ihn herum und redete auf ihn ein. Einmal fuhr Livwaper seinen Kopf so weit aus, bis das sackähnliche Sprechorgan zum Vorschein kam. »Es muss eine Bewusstseinsfehlschaltung meines Kardec-Schilds vorliegen ...«
»Ich stehe dir bei, Livwaper.« Wikora griff nach seinem eigenen breiten Silbergürtel, den er um den gepanzerten Leib geschlungen hatte, strich mit den Scherenfingern über die Kontrollen und löste damit ein wirres Farbenspiel aus.