Auf dem Weg zu sich selbst - Laura Martens - E-Book

Auf dem Weg zu sich selbst E-Book

Laura Martens

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Beschreibung

Dr. Baumann ist ein echter Menschenfreund, rund um die Uhr im Einsatz, immer mit einem offenen Ohr für die Nöte und Sorgen seiner Patienten, ein Arzt und Lebensretter aus Berufung, wie ihn sich jeder an Leib und Seele Erkrankte wünscht. Seine Praxis befindet sich in Deutschlands beliebtestem Reiseland, in Bayern, wo die Herzen der Menschen für die Heimat schlagen. Der ideale Schauplatz für eine besondere, heimatliches Lokalkolorit vermittelnde Arztromanserie, die ebenso plastisch wie einfühlsam von der beliebten Schriftstellerin Laura Martens erzählt wird. Dr. Baumann trat leise auf, denn er wollte seine Haushälterin, Katharina Wittenberg, nicht stören. Er hatte eine Jogginghose und Turnschuhe an. Noch auf der Treppe hörte er jedoch bereits Katharinas unmelodiöses Brummen aus der Küche. Eric Baumann lächelte. Er konnte noch so früh aufstehen, Katharina war immer schon auf den Beinen. Die letzten Stufen eilte er schneller hinunter und stieß die Küchentür weiter auf. »Guten Morgen!« rief er. Die sechzigjährige Frau, die bereits eifrig hantierte, wandte den Kopf. »Guten Morgen!« Sie strahlte den Arzt an. »Das Frühstück ist gleich fertig. Du willst doch sicher auch ein weiches Ei?« »Katharina, du kannst dir Zeit lassen. Ich gehe noch mit Franzl raus.« »Aber ich wollte gerade die Kaffeemaschine einschalten. Ich habe gehört, wie du aufgestanden bist.« »Dabei habe ich versucht, leise zu sein.« Der Arzt lächelte.

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Der Arzt vom Tegernsee – 8–

Auf dem Weg zu sich selbst

Laura Martens

Dr. Baumann trat leise auf, denn er wollte seine Haushälterin, Katharina Wittenberg, nicht stören. Er hatte eine Jogginghose und Turnschuhe an. Noch auf der Treppe hörte er jedoch bereits Katharinas unmelodiöses Brummen aus der Küche. Eric Baumann lächelte. Er konnte noch so früh aufstehen, Katharina war immer schon auf den Beinen. Die letzten Stufen eilte er schneller hinunter und stieß die Küchentür weiter auf.

»Guten Morgen!« rief er.

Die sechzigjährige Frau, die bereits eifrig hantierte, wandte den Kopf. »Guten Morgen!« Sie strahlte den Arzt an. »Das Frühstück ist gleich fertig. Du willst doch sicher auch ein weiches Ei?«

»Katharina, du kannst dir Zeit lassen. Ich gehe noch mit Franzl raus.«

»Aber ich wollte gerade die Kaffeemaschine einschalten. Ich habe gehört, wie du aufgestanden bist.«

»Dabei habe ich versucht, leise zu sein.« Der Arzt lächelte. »Ich werde trotzdem noch einen Morgenlauf machen, sagen wir, eine halbe Stunde.« Er wartete Katharinas Antwort aber nicht ab, sondern pfiff nach dem Hund, der auch sofort unternehmungslustig angetrottet kam.

Eric beugte sich zu ihm hinab und kraulte ihn hinter dem Ohr. Franzl, der sechsjährige Mischlingshund, bellte kurz zur Begrüßung und wedelte freudig mit dem Schwanz.

»Ist schon gut, mein Alter! Was hältst du von einem Morgenlauf?«

Der Hund drehte ihm sofort das Hinterteil zu und lief zur Tür.

»Siehst du, Katharina, Franzl will auch hinaus«, meinte der vierzigjährige Arzt lachend. »Die Bewegung an der frischen Morgenluft wird uns beiden guttun.«

»Franzl hat aber sein Frühstück schon gehabt«, meinte Katharina. Mit gerunzelter Stirn musterte sie ihren Schützling. »Aber du hast recht, etwas Bewegung schadet dir sicher nicht.«

»Du meinst, ich habe zugenommen? Damit hast du wohl recht. Du bist eine zu gute Köchin! Deiner Küche kann ich einfach nicht widerstehen.«

»Du sitzt zu viel an deinem Schreibtisch. Du solltest mehr Sport treiben. Wann warst du zum Beispiel das letzte Mal segeln oder Tennis spielen? Ich erinnere mich, daß du einmal ganz gut in diesen beiden Sportarten warst.«

Ach, sie hatte ja so recht! Er schnitt eine Grimasse und sagte: »Für heute begnüge ich mich mit einem Morgenlauf.«

An der Haustür gab Franzl Laut, und Eric drehte sich um. Kurz darauf hörte die etwas beleibte, mütterliche Frau das Zuschlagen der Haustür. Sie lächelte und seufzte gleichzeitig. Eric Baumann war ihr ein und alles. Da seine Mutter bereits gestorben war, als er noch ein kleiner Junge gewesen war, hatte sie Mutterstelle an ihm vertreten. Doch obwohl er inzwischen die Praxis seines Vaters übernommen hatte, war er für sie der kleine Junge geblieben.

Während Katharina Wittenberg am Küchentisch lehnte und vor sich hin träumte, ließ Dr. Baumann den Hund von der Leine. Freudig bellend sprang Franzl nun voraus. Er kannte den Weg, den sein Herrchen meistens einzuschlagen pflegte. Zuerst ging es am Seeufer entlang, dann bog er ab und folgte dem Bachlauf durch Wiesen und Felder. An der Brücke hielt Franzl kurz an, sah zurück, merkte, daß sein Herrchen ihm folgte, und sprang weiter.

Dr. Baumann blieb stehen. Keuchend atmete er einige Male tief durch. »Nicht so schnell, Franzl!« rief er dann seinem Hund nach.

Franzl bellte und wartete, bis sein Herrchen herangekommen war.

»Du scheinst ja schon richtig munter und ausgeschlafen zu sein, mein Guter!« Eric beugte sich über ihn und nahm den Kopf seines Hundes zwischen seine Hände. »So schnell bin ich nicht. Also, etwas langsamer, wenn ich bitten darf!«

Franzl bellte einmal kurz, der Arzt mußte lächeln. Gemeinsam trabten sie nun weiter. Jetzt ging es an einem Wiesenrain entlang. Plötzlich bemerkte der Arzt jedoch, daß sein Hund vom Weg abging und durch das Gras lief.

»Franzl!« rief er, aber diesmal hörte der Hund nicht. Er sprang auf eine Hütte zu, die mitten in der Wiese stand.

»Franzl! Wohin willst du denn? Wir haben nicht mehr viel Zeit.« Erneut blieb Eric Baumann stehen. Es vergingen einige Sekunden, von dem Hund war nichts mehr zu sehen. Er pfiff, aber auch damit hatte er keinen Erfolg. »Franzl!« Energischer rief er nochmals nach dem Hund.

Noch immer war dieser nicht zu sehen, aber dafür hörte er ihn nun bellen. Irgend etwas stimmte da doch nicht! Da Eric trotz erneuten Pfeifens und Rufens seinen Hund nicht mehr zu Gesicht bekam, lief er nun ebenfalls durch das Gras auf die Hütte zu. Franzl stand vor dem Holzschuppen, und als Eric näherkam, begann er aufgeregt zu bellen.

»Was hast du denn?« schimpfte Eric. »Es ist doch sonst nicht deine Art, hinter einer Katze herzujagen.«

Franzl achtete nicht auf ihn, sondern bellte nur noch intensiver die angelehnte Tür an.

»Nun möchte ich aber doch wissen, was dein Interesse geweckt hat.« Eric trat näher und stieß die Tür auf. In der Hütte herrschte Dämmerlicht, und zuerst konnte er nichts erkennen. Doch dann bemerkte er, daß sich in der hintersten Ecke etwas bewegte, gleichzeitig drang ein leises Stöhnen an sein Ohr. Franzl wollte an ihm vorbei, doch sein scharfer Ruf stoppte ihn.

»Wer ist da?« fragte Eric. Den Hund am Halsband nehmend, ging er nun tiefer in die Hütte hinein.

»Ich… Bitte, helfen Sie mir«, kam eine Stimme aus der Dämmerung.

Langsam gewöhnten sich Dr. Baumanns Augen an das Licht. Er sah verschiedene landwirtschaftliche Geräte, die offensichtlich hier untergestellt waren. Stroh war in der Ecke aufgehäuft, und dort bewegte sich etwas. Beim genaueren Hinsehen bemerkte er, daß es eine Frau war, die dort gelegen hatte und sich jetzt aufrichtete.

»Fehlt Ihnen etwas?« fragte er und trat noch näher.

»Ich weiß nicht… mein Kopf… Ich glaube, ich habe hier übernachtet. Durch das Bellen des Hundes wurde ich munter.«

»Platz!« befahl Eric dem Hund, dann streckte er der Frau die Hand hin. »Kommen Sie, ich helfe Ihnen.«

Sie ließ sich aufhelfen. Unsicher sah sie sich jetzt um, dann fuhr sie sich mit der Hand an die Stirn und stöhnte.

»Sind Sie verletzt?« fragte Eric.

»Ich weiß nicht! Mein Kopf, er schmerzt.«

»Kommen Sie!« Eric führte die Frau ins Freie hinaus. Sie lehnte sich schwer in seinen Arm und schloß dann geblendet die Augen, als das Sonnenlicht auf sie fiel. »Wo bin ich?« murmelte sie.

»Wissen Sie das nicht?« fragte Eric besorgt. Er musterte sie und entdeckte eine Wunde an ihrem Haaransatz. »Sie sind verletzt«, stellte er fest.

»Ich weiß nicht«, sagte sie erneut. Ihre Hand fuhr in die Höhe, doch Eric hielt sie rechtzeitig fest. »Sie haben sich irgendwo angeschlagen oder gestoßen. Auf jeden Fall haben Sie auf der Stirn eine Platzwunde. Sie blutet nicht mehr. Warten Sie, ich suche Ihnen eine Sitzgelegenheit.« Er lehnte die Frau gegen die Bretterwand der Hütte und sah sich suchend um. Im Innern der Scheune entdeckte er dann eine Kiste, die er mit nach draußen nahm.

»Setzen Sie sich, ich werde mir Ihre Wunde ansehen.« Er fing ihren erstaunten Blick auf und stellte sich vor. Während er die Wunde noch untersuchte, fragte er: »Wie kam es denn zu dieser Verletzung?«

»Ich weiß nicht!« Er sah die Angst in ihren großen braunen Augen. »Bitte, sagen Sie mir, wo ich bin.«

»Etwa zwei Kilometer außerhalb von Tegernsee.« Erics Stirn runzelte sich. »Haben Sie die ganze Nacht in dieser Hütte verbracht?«

»Ich glaube… ich weiß es nicht genau.« Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. »Ich versuche, mich zu erinnern.«

Eric wartete, dabei sah er auf den gesenkten Kopf der Frau. War es möglich, daß sie sich nicht erinnern konnte? Da ließ sie auch schon die Hände sinken und hob den Kopf.

»Ich… wir waren mit dem Fahrrad unterwegs. Ich glaube jedenfalls, daß ich nicht alleine war.« Ihre Lippen zitterten, ihre Augen füllten sich mit Tränen. ­Eric war nun sicher, daß ihre Verzweiflung echt war.

»Nicht doch!« Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Sie können sich nicht erinnern, so etwas kann vorkommen, wenn es auch selten ist.«

»Aber was soll ich tun?«

»Es war ein Glück, daß mein Hund Sie gefunden hat.« Eric lächelte ihr nun aufmunternd zu. Dann sah er auf den Hund, der unweit im Gras hockte und keinen Blick von der Frau ließ. »Das hast du gut gemacht, Franzl!« lobte er.

Franzl stieß ein freudiges Bellen aus. Er ging zu der jungen Frau und stieß sie freundschaftlich mit der Schnauze an.

»Du scheinst ein sehr kluges Tier zu sein«, meinte diese und streckte zaghaft die Hand aus, um ihn zu streicheln.

Franzl ließ sich streicheln, dann ließ er sich neben der Kiste nieder.

»In ihm haben Sie einen Beschützer gefunden, Frau…«

Sie öffnete den Mund, schloß ihn aber wieder. Groß und weit aufgerissen waren jetzt ihre Augen. »Das ist doch nicht möglich«, stammelte sie. »Ich weiß nicht… ich weiß nicht, wer ich bin…«

»Es wird Ihnen sicher bald wieder einfallen«, tröstete Dr. Baumann. »Ich nehme Sie jetzt mit in meine Praxis, dort werde ich Sie gründlich untersuchen. Haben Sie sonst noch irgendwelche Beschwerden?«

Unwillkürlich hob die Frau den Arm, und Eric merkte, daß ihr Unterarm Schürfwunden aufwies.

Die Frau starrte darauf. »Ich bin gestürzt. Wo ist mein Fahrrad?«

Eric sagte nichts und wartete. Sie versuchte sich zu erinnern. Vor Anstrengung verzog sich ihr Gesicht. »Es muß irgendwo in der Nähe sein. Es war schon dunkel… da war ein Straßengraben… Ich glaube, ich habe das Fahrrad liegen gelassen.«

»Dann werde ich es holen. Franzl, du bleibst hier und paßt auf!«

Der Hund stieß einen kurzen Laut aus, sah treuherzig die Frau an und ließ sich dann wieder vor ihr nieder.

»Ich bin gleich wieder zurück. Ich gehe nur bis zur Straße vor. Wenn wir das Fahrrad finden, dann wissen wir schon mehr. Sie haben sicher Gepäck dabei gehabt.«

»Ich nehme es an!« Sie nagte an ihrer Unterlippe. »Ich glaube, ich fahre nicht oft Fahrrad.«

»Wir werden sehen! Bleiben Sie ruhig sitzen, es dauert sicher nicht lange.« Eric joggte los und hatte nach wenigen Minuten die Straße erreicht. Er lief den Straßenrand entlang und stieß tatsächlich auf ein Fahrrad, das noch im Graben lag. Er hob es auf und pfiff durch die Zähne, denn er erkannte sofort, daß irgend jemand die Satteltaschen durchwühlt hatte. Durch den Sturz hatte sich der Rahmen verzogen, und so schulterte Eric nun das Rad und trug es über die Wiese zur Hütte hin.

Die junge Frau erhob sich, als sie ihn kommen sah. Sofort sprang auch Franzl auf und bellte.

»Schon gut!« Eric stellte das Rad ab. »Das dürfte das Ihre sein.«

Die Frau zögerte kurz, dann nickte sie. Sie ging zu dem Rad. »Wo ist mein Ausweis? Ich habe doch sicher eine Brieftasche dabei gehabt.«

»Das nehme ich auch an. Aber sehen Sie selbst, irgend jemand hat sich während der Nacht an Ihrem Rad zu schaffen gemacht. Sicher fehlt einiges.«

»Das kann doch nicht sein! Was soll ich denn jetzt machen?« Die Verzweiflung drohte die Frau zu übermannen.

»Halb so schlimm«, sagte Eric bewußt munter. »Sie kommen jetzt mit ins Doktorhaus. Dort wartet bereits meine Haushälterin mit dem Frühstück. Wie ich Katharina kenne, hat sie so viel vorbereitet, daß auch für Sie etwas übrig ist.«

»Sie meinen…« In ihrem Gesicht zuckte es.

»Es ist im Moment das beste! Sie müssen ja auch noch verarztet werden. Auch möchte ich Sie gründlich untersuchen. Wir müssen schließlich sichergehen, daß Sie nicht noch weitere Verletzungen haben.«

»Aber ich weiß nicht, wer ich bin! Mit wem war ich unterwegs?«

»Es bringt nichts, wenn Sie jetzt zu grübeln beginnen. Vom Doktorhaus aus werde ich die Polizei benachrichtigen. Vielleicht werden Sie ja bereits vermißt.«

»Vielleicht«, murmelte die Frau. Sie hatte das Gefühl, sich in einem luftleeren Raum zu bewegen. Doch nun spürte sie die Hand des Arztes, der sie stützte, und sie begann, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Was hätte sie sonst auch tun sollen? Sie mußte dem Mann und vor allem dem Hund, der sie gefunden hatte, dankbar sein.

*

Katharina hörte den Hund bellen und hastete sofort hinaus auf den Flur. Sie hatte sich schon gefragt, wo Eric so lange blieb. Bald würden die ersten Patienten eintreffen. Franziska Löbl war auch schon da und saß nun in der Küche bei einer Tasse Kaffee.

»Wo bleibst du denn so lange?« Weitere Worte blieben Katharina jedoch im Halse stecken, denn sie sah, daß Eric in Begleitung war.

»Du kannst jetzt die Kaffeemaschine einschalten«, meinte Dr. Baumann. »Ich habe einen Gast mitgebracht. Nun, Gast stimmt eigentlich nicht ganz, sie ist auch Patientin. Ich werde sie gleich gründlich untersuchen. Das möchte ich noch machen, bevor die Sprechstunde beginnt. Ich hoffe, daß Tina pünktlich ist oder vielleicht sogar schon etwas früher kommt.«

»Franziska ist bereits da. Sie würde dir sicher auch helfen.« Resolut, wie Katharina war, hatte sie ihr Erstaunen bereits weggesteckt. Sie wandte sich an Erics Begleiterin. »Kommen Sie doch bitte herein! Ich habe zwar nur in der Küche gedeckt, aber der Kaffee ist bereits durchgelaufen.«

Die Frau zögerte. Unsicher sah sie sich um. Eric griff sofort wieder nach ihrem Arm. »Ist Ihnen nicht gut?«

»Entschuldigen Sie!« Die Frau senkte den Blick. »Kann ich mich irgendwo frischmachen?«

»Das ist eine gute Idee! Katharina, bitte bring sie doch ins Badezimmer und zeige ihr alles. Sie war mit dem Fahrrad unterwegs, und von ihren Sachen ist kaum etwas übriggeblieben. Während der Nacht wurden ihre Satteltaschen fast ausgeräumt.«

Falls Katharina weitere Fragen hatte, so schluckte sie diese hinunter. »Kommen Sie, Kindchen! Was auch immer geschehen ist, jetzt sind Sie im Doktorhaus und somit in guten Händen.«

Die Frau versuchte ein Lächeln und folgte Katharina.

Dr. Baumann ging in die Küche, um Franziska Löbl einen guten Morgen zu wünschen. Sie arbeitete als Krankengymnastin in seiner Praxis. Nach anfänglichen Bedenken war er nun doch sehr froh, daß er ihr Räume zur Verfügung gestellt hatte. Franziska war erst fünfundzwanzig Jahre alt. Doch daran hatte er sich nicht gestört, seine Bedenken hatten ihrer Stummheit gegolten. Vor Jahren hatte sie einen Unfall gehabt und seither kein Wort mehr gesprochen. Mit Hilfe eines Schreibblocks verständigte sie sich. Sie war aber immer sehr freundlich und kein bißchen verbittert, und so kam sie auch mit den Patienten gut zurecht.

Franziska, die Stimmen gehört hatte, sah ihn nun fragend an.

»Eigentlich wollte ich nur etwas joggen gehen, Franzl war mit von der Partie«, sagte der Arzt und ließ sich auf einen Küchenstuhl fallen. Franzl, der ihm gefolgt war, bellte kurz und bestätigend.