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Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Fürstenkrone Classic In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. Anabel von Mohn warf einen flüchtigen Blick in den Spiegel, bevor sie das Bad verließ und die Tür hinter sich schloss. »Es wird allerhöchste Zeit, dass ich zum Friseur komme.« Sie fuhr mit der rechten Hand in ihre schulterlangen rotblonden Locken. »Unser Landausflug gestern hat sich nicht besonders günstig auf meine Haare ausgewirkt.« »Meinen Haaren hat der Kamelritt durch die Wüste nichts ausgemacht, Tante Anabel«, erklärte ihre zehnjährige Nichte und schaute von dem Buch auf, in dem sie las. Sie seufzte tief auf. »Wenn ich einmal groß bin, werde ich bestimmt Archäologin.« Nachdenklich sah sie ihre Tante an. »Ob es schwierig ist, Hieroglyphen zu lernen?« »Das kommt darauf an, wie groß dein Interesse daran ist, Lea Marie«, meinte Anabel. Sie erinnerte ihre Nichte daran, dass sie noch vor einigen Tagen Meeresbiologin werden wollte. »Noch hast du Zeit, dir deinen zukünftigen Beruf zu überlegen. Was wollte ich in deinem Alter nicht alles werden.« »Ist Innenarchitektin nicht dein Traumberuf gewesen, Tante Anabel?« Lea Marie schlug ihr Buch zu und stand von der Couch auf, die einen großen Teil des kleinen Wohnraums der Suite einnahm, die sie auf der ›Santa Maria‹ gebucht hatten. »Wenn du zum Friseur gehst, hole ich mir ein neues Buch aus der Bibliothek. Bestimmt haben sie auch Bücher über Ägypten.« »Kleine Leseratte.«
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Seitenzahl: 120
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Anabel von Mohn warf einen flüchtigen Blick in den Spiegel, bevor sie das Bad verließ und die Tür hinter sich schloss. »Es wird allerhöchste Zeit, dass ich zum Friseur komme.« Sie fuhr mit der rechten Hand in ihre schulterlangen rotblonden Locken. »Unser Landausflug gestern hat sich nicht besonders günstig auf meine Haare ausgewirkt.«
»Meinen Haaren hat der Kamelritt durch die Wüste nichts ausgemacht, Tante Anabel«, erklärte ihre zehnjährige Nichte und schaute von dem Buch auf, in dem sie las. Sie seufzte tief auf. »Wenn ich einmal groß bin, werde ich bestimmt Archäologin.« Nachdenklich sah sie ihre Tante an. »Ob es schwierig ist, Hieroglyphen zu lernen?«
»Das kommt darauf an, wie groß dein Interesse daran ist, Lea Marie«, meinte Anabel. Sie erinnerte ihre Nichte daran, dass sie noch vor einigen Tagen Meeresbiologin werden wollte. »Noch hast du Zeit, dir deinen zukünftigen Beruf zu überlegen. Was wollte ich in deinem Alter nicht alles werden.«
»Ist Innenarchitektin nicht dein Traumberuf gewesen, Tante Anabel?« Lea Marie schlug ihr Buch zu und stand von der Couch auf, die einen großen Teil des kleinen Wohnraums der Suite einnahm, die sie auf der ›Santa Maria‹ gebucht hatten. »Wenn du zum Friseur gehst, hole ich mir ein neues Buch aus der Bibliothek. Bestimmt haben sie auch Bücher über Ägypten.«
»Kleine Leseratte.« Anabel legte zärtlich den Arm um die Schultern ihrer Nichte. Seit dem Tod ihrer Schwester vor fünf Jahren sorgte sie für Lea Marie. Während des Studiums war es nicht leicht gewesen, dem Kind Vater und Mutter zu ersetzen, doch seit sie sich als Innenarchitektin selbstständig gemacht hatte, konnte sie sich ihre Zeit freier einteilen als früher. Dazu kam, dass es sich bei Lea Marie um ein sehr ruhiges Kind handelte, dessen liebster Zeitvertreib das Lesen war.
Beide verließen die Suite und stiegen die breite, mit einem roten Teppich belegte Treppe hinunter, die zum Hauptdeck führte. »Bis nachher, Lea Marie.« Anabel küsste das Mädchen auf den Haaransatz. »Wir treffen uns in eineinhalb Stunden im Café auf dem Sonnendeck, dann spendiere ich uns einen großen Eisbecher.«
Lea Marie kannte sich inzwischen an Bord der ›Santa Maria‹ bestens aus. Sie waren vor einer Woche in Tunesien an Bord gegangen. Da ihre Tante ihr vertraute, durfte sie sich frei auf dem Schiff bewegen. Das war auch gut so, denn die ersten drei Tage der Reise hatte ihre Tante mit einem Anfall von Seekrankheit zu kämpfen gehabt. Es wäre schrecklich gewesen, hätte sie in dieser Zeit nichts unternehmen dürfen.
Lea Marie stieg ein Stockwerk weiter hinunter. Die Schiffsbibliothek in der Nähe des Büros, die Geschäftsleuten für ihre Arbeit zur Verfügung standen, nahm zwei große Räume ein. Hier kannte man sie schon. Eine freundliche Bibliothekarin half ihr bei der Suche nach einem auch für ein Kind verständlichen Buch über Ägypten. Lea Marie wollte bereits die Bibliothek verlassen, als sie ein weiteres Buch entdeckte, das sie interessierte.
»Kann ich es auch mitnehmen?«, fragte sie.
»Gern«, antwortete die Bibliothekarin und tippte ihren Namen und die Nummer ihrer Suite in den Computer ein.
Vom Atlantikdeck ging es zum Pazifikdeck hinunter und von dort zu den A-, B- und C-Decks. Bis zum C-Deck hatte es Lea Marie noch nie geschafft. Da sie Zeit hatte, beschloss sie, auf Erkundungstour zu gehen.
Je tiefer Lea Maria in den Schiffsbauch eindrang, umso unübersichtlicher wurden die Gänge, durch die sie kam. Schon nach wenigen Minuten hatte sie sich hoffnungslos verlaufen. Statt zu den Gymnastikräumen zu gelangen, stand sie mit einem Mal in einem Gang, der zu den Mannschaftsquartieren führte. Ratlos blickte sie sich um. Angst hatte sie nicht, denn über kurz oder lang würde jemand kommen, der ihr den richtigen Weg wies.
Alexander Nelson Prinz von Lichtenberg verließ das Hospital, in dem er eine Vitamin-B-Infusion erhalten hatte. Wie Anabel und ihre Nichte war er in Tunesien an Bord der ›Santa Maria‹ gegangen. Da er nichts Besseres zu tun hatte, beschloss er, sich diesen Teil des Schiffes näher anzusehen. So kam es, dass er Lea Marie entdeckte, die ratlos in einem der Gänge stand. Sein Blick fiel auf die beiden Bücher, die das Mädchen in den Händen hielt. Um seine Lippen huschte ein Lächeln.
»Hast du dich verlaufen?«, erkundigte er sich auf Deutsch.
Lea Marie nickte. »Ich wollte mich nur ein bisschen umsehen.« Sie blickte zu ihm auf. »Zeigen Sie mir bitte, wie ich zu der Treppe zurückfinde, die nach oben führt?«
»Gern.« Er wies auf das oberste der Bücher. »Ich kenne es«, sagte er. »Ich habe es erst im letzten Jahr gelesen. Allerdings die englische Originalausgabe.«
»Sie sind erwachsen«, erklärte Lea Marie ungläubig.
»Und da meinst du, ein Erwachsener würde sich nicht mehr für die Abenteuer des Kapitäns Schwarzauge interessieren?«
Das Mädchen nickte. »Die Abenteuer des Kapitäns Schwarzauge gehören zu meinen Lieblingsbüchern. Zu Hause steht es in meinem Bücherregal, weil ich es unbedingt wieder lesen möchte.«
»Komm.« Alexander Nelson berührte flüchtig ihre Schulter. »Dort geht es zur Treppe.« Er wies nach rechts. »Wie heißt du?«
»Lea Marie von Mohn.«
»Ich bin Alexander Nelson, Lea Marie«, stellte er sich vor. »Ich habe das Buch wirklich gelesen. Manche Kinderbücher interessieren eben auch so uralte Menschen wie mich.«
Lea Marie kicherte. »So alt sind Sie bestimmt nicht.«, erklärte sie und sah zu ihm auf. »Vielleicht so alt wie meine Tante«, fügte sie hinzu.
»Und wie alt ist deine Tante?«, fragte er amüsiert, während sie in einen weiteren Gang einbogen.
»Sechsundzwanzig.«
»Nun, ich bin vier Jahre älter.« Er blieb vor einem Aufzug stehen. »Fahren wir nach oben, oder laufen wir? Wohin möchtest du überhaupt?«
»Meine Tante ist beim Friseur. Sie hat gesagt, dass wir uns im Café auf dem Sonnendeck treffen.« Lea Marie drückte auf den Rufknopf des Aufzugs. »Ist es nicht toll, wie die Höhlen in dem Buch beschrieben werden? Wenn sie wirklich existieren würden, könnte ich mich mit geschlossenen Augen in ihnen zurechtfinden.«
»Woher weißt du, dass sie nicht existieren?«
»Es ist nur ein Buch.«
»Ach, dann existieren wohl diese Bauwerke und die Pyramiden auch nicht?«, fragte er und wies auf das zweite Buch, das Lea Marie bei sich trug. »Schon seltsam, noch gestern waren wir im Tal der Könige.«
»Meine Tante sagt, man muss zwischen Realität und Phantasie unterscheiden.« Lea Marie war sich nicht sicher, ob sich der junge Mann nicht über sie lustig machte. Eigentlich sah er nicht so aus. Sie fand ihn ausgesprochen nett. »Ich habe Sie bisher noch gar nicht gesehen. Auch gestern auf dem Landausflug nicht.«
»Vermutlich warst du mit deiner Tante bei der zweiten Gruppe. Ich war bei der ersten, die am Vortag nach Kairo gefahren ist und dort übernachtet hat.«
»Vorgestern haben wir Alexandrien besichtigt.« Lea Marie trat in den Aufzug. »Möchten Sie meine Tante kennen lernen? Sie ist sehr nett, und sie mag England.«
Alexander runzelte die Stirn. »Woher weißt du, dass ich aus England komme? Ist mein Akzent so fürchterlich?« Er verdrehte die Augen.
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Nelson ist ein englischer Name. In meiner Klasse ist ein Junge, der Charles Nelson heißt. Er kommt aus London.«
»Auf was für eine Schule gehst du denn?«
»Auf die internationale Schule in Berlin. Meine Tante und ich wohnen in Berlin. Sie meint, es sei wichtig, dass ich richtig englisch und französisch sprechen lerne.«
»Womit sie völlig recht hat«, bestätigte Alexander.
Der Aufzug hielt auf dem Sonnendeck. Sie stiegen aus. Lea Marie ergriff die Hand des jungen Mannes, so, als würde sie befürchten, er könnte sich in Luft auflösen. »Meine Tante wird schon auf mich warten.«
Warum sollte er unbedingt ihre Tante kennen lernen? Alexander hatte an und für sich vorgehabt, in der Clipper Bar einen Drink zu nehmen und sich danach in einen Liegestuhl am Swimmingpool zu setzen, stattdessen ging er mit dem Mädchen mit.
Anabel von Mohn wartete seit einer Viertelstunde auf ihre Nichte. Langsam begann sie sich Sorgen zu machen, denn Lea Marie war ein überaus pünktliches Kind. Sie atmete erleichtert auf, als sie das Mädchen das Café betreten sah. Aber wer war der dunkelblonde große, gutaussehende Mann an ihrer Seite? Wollte sie Lea Marie wieder einmal verkuppeln? Im vergangenen Jahr war das schon zweimal passiert.
Sie stand auf und ging den beiden entgegen.
»Ich hatte mich verlaufen.« Lea Marie löste ihre Hand aus Alexanders. »Mister Nelson hat mir geholfen.« Sie schenkte dem jungen Mann ein entwaffnendes Lächeln. »Das ist meine Tante Anabel von Mohn, Mister Nelson.«
»Angenehm«, sagte Alexander. Er fand Anabel äußerst attraktiv. Von jeher hatte er ein Faible für rotblonde Frauen mit grünen Augen. Lea Marie ähnelte ihr auffallend. Gewiss würde auch sie eines Tages so hübsch werden wie ihre Tante.
»Mich freut es auch.« Anabel wies zu ihrem Tisch. »Möchten Sie sich zu uns setzen?«
»Wenn ich Sie und Ihre Nichte zu einem Eis einladen darf«, erwiderte Alexander. »Auf dem Weg zum Sonnendeck haben wir festgestellt, dass wir dieselben Bücher lesen.«
»Mister Nelson hat letztes Jahr die Abenteuer des Kapitäns Schwarzauge gelesen, Tante Anabel. Ist das nicht komisch?«
»Komisch finde ich, dass du dir dieses Buch aus der Bibliothek geholt hast, Lea Marie.« Sie wandte sich an Alexander: »Sie hat dieses Buch mindestens zehnmal gelesen.« Lachend fügte sie hinzu: »Höhlen faszinieren sie.«
»Genau wie mich.« Er zwinkerte dem Mädchen zu.
Kurz darauf brachte ihnen ein Steward drei große Eisbecher. Sie sprachen von Rhodos, wo die Santa Maria am nächsten Tag anlegen würde. Alexander meinte, dass sie die Insel ja zu dritt erkunden könnten. Er sei ein ganz tauglicher Fremdenführer.
»Waren Sie schon einmal auf Rhodos?«, erkundigte sich Anabel.
»Vor drei Jahren«, antwortete er.
»Ich habe bisher noch nicht viel von der Welt gesehen«, gab Anabel zu. Sie sprach davon, dass sie sich erst vor einigen Monaten als Innenarchitektin selbstständig gemacht hatte. »Ich sollte mich um mein Fortkommen kümmern, statt drei Wochen auf einer Kreuzfahrt zu verbringen. Ich habe diese Reise gewonnen.« Sie lachte leise auf. »Seit meiner Kindheit habe ich regelmäßig bei Preisausschreiben mitgemacht. Es langte nie auch nur zu einem Trostpreis und dieses Mal hat …«
»Tante Anabel dachte erst, man würde sich einen Scherz mit ihr erlauben«, warf Lea Marie ein.
»Genauso ist es gewesen«, bestätigte Anabel. »Und ich habe nicht nur die Kreuzfahrt gewonnen, sondern auch noch das dazu nötige Taschengeld.«
»Um was für ein Preisausschreiben handelte es sich denn?«, fragte Alexander. Es gefiel ihm, dass sie daraus keinen Hehl machte. Überhaupt fand er die junge Frau sehr sympathisch.
»Es ging um Weltreisen, Traumstrände und dergleichen. Ich hatte das Glück, alle Fragen richtig beantworten zu können. In der Theorie bin ich schon oft durch die Welt gereist. Leider nur mit dem Finger auf der Landkarte.« Anabel schaute von ihrem Eis auf. »Und was machen Sie so, Mister Nelson?«
»Ich habe Agrar- und Forstwirtschaft studiert. Meine Urgroßmutter hat mir einen kleinen Besitz in Schottland hinterlassen, den ich bewirtschafte. Auf der ›Santa Maria‹ bin ich, um mich hier von einer schweren Gürtelrose zu erholen. Die Krankheit liegt zwar schon zwei Monate zurück, aber ich leide immer noch unter ihren Nachwirkungen.«
»Leider können diese Nachwirkungen jahrelang andauern«, sagte Anabel. »Mein Vater hatte nach einer Gürtelrose über zehn Jahre Nervenschmerzen. Er …« Sie verzog das Gesicht. »Tut mir leid, so etwas sollte ich lieber nicht erwähnen.«
»Nun ist es zu spät«, erklärte er heiter, um gleich darauf zu fragen: »Hätten Sie Lust, sich mit mir heute Abend die Varieté-Vorstellung im Mdina-Salon anzuschauen?«
Bevor ihre Tante antworten konnte, sagte Lea Marie: »Du kannst mich ruhig allein lassen. Ich habe keine Angst. Und ich werde auch nichts anstellen.«
»Das setze ich voraus.« Anabel vermied es, ihre Nichte anzuschauen, denn dann hätte sie ein Lachen nicht unterdrücken können. Lea Marie versuchte also tatsächlich, sie zu verkuppeln. Da sie Alexander Nelson mochte, sagte sie: »Ich begleite Sie gern, Mister Nelson. Danke für die Einladung.«
»Also ist es abgemacht. Treffen wir uns um acht Uhr dreißig im Foyer des Oberdecks.« Er schob seinen Eisbecher zur Seite. »Leider muss ich mich verabschieden. Ich erwarte in wenigen Minuten einen wichtigen Anruf meiner Mutter.«
Lea Marie wartete, bis Alexander nicht mehr in Hörweite war, bevor sie zufrieden sagte: »Mister Nelson ist wirklich nett, Tante Anabel. Findest du nicht auch?«
»Ja, er ist wirklich nett«, bestätigte ihre Tante und überlegte, was sie am Abend anziehen sollte. Zum Glück hatte sie vor ihrer Abreise für die passende Garderobe gesorgt. Die Kleider, die es in der Schiffsboutique gab, waren für ihren Geldbeutel viel zu teuer.
*
Innerhalb weniger Tage entwickelte sich zwischen Anabel von Mohn und Prinz Alexander eine tiefe Freundschaft. Nach wie vor ahnte die junge Frau nichts von Alexanders wahrer Herkunft. Er hatte ihr von dem englischen Internat erzählt, in dem er einige Jahre verbracht hatte, und wie sehr er es genossen hatte, wenn er sich auf dem Besitz seiner Urgroßmutter aufhalten durfte. Sie war sich nicht sicher, ob Alexander Schotte oder Engländer war, wollte ihn jedoch auch nicht danach fragen. Seine Mutter erwähnte er öfters, von seinem Vater sprach er nicht. Es freute sie, dass er Wert auf ihre Gesellschaft legte. Ihm war es sogar gelungen, beim abendlichen Dinner einen gemeinsamen Tisch mit ihr und Lea Marie zu bekommen.
Es war ein Erlebnis, in seiner Gesellschaft die Blumeninsel Rhodos zu besuchen. Auf Zypern, wo sie am nächsten Tag anlegten, hatte er einen Geländewagen gemietet. Leider hatten sie nur einen Tag dort verbringen können, da die ›Santa Maria‹ in der Nacht wieder abgelegt hatte. Anabel gefiel auch, wie Alexander auf Lea Marie einging und ihr niemals das Gefühl gab, womöglich zu stören. Sie fragte sich, weshalb ein Mann wie er noch nicht verheiratet war. Es hatte nicht den Anschein, als würde er ein Eigenbrödler sein, der sich selbst genügte. Vielleicht war er einfach zu wählerisch.
An diesem Abend fand im Mdina-Salon ein Kostümball statt. Lea Marie saß auf ihrem Bett in dem kleinen Schlafraum der Suite und schaute ihrer Tante beim Ankleiden zu.
Sie bedauerte von Herzen, dass sie noch zu jung war, um an diesem Ball teilzunehmen. Von jeher hatte sie sich gern verkleidet. Aus diesem Grund freute sie sich auch jedes Jahr auf den Karneval.
Das Mädchen hatte sich einen Band mit Geschichten über Kreta aus der Bibliothek geholt. Am nächsten Vormittag sollte die ›Santa Maria‹ im Hafen von Heraklion auf Kreta anlegen, und sie wollten an der Ausflugsfahrt nach Knossos teilnehmen. Bis dahin hoffte Lea Marie alles zu lesen, was sie dafür wissen musste.