Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Fürstenkrone Classic In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. Antonia von Vallone stand mit dem Rücken zum Gatter und schaute zu den bewaldeten Höhen des Schwarzwalds hinauf. Es war ein strahlend schöner Frühlingstag. Tief atmete sie die würzige Waldluft ein, die der leichte, aus Richtung des Bodensees kommende Wind zu ihr trug. »So allein?« Die junge Frau unterdrückte ein Aufseufzen. »Wie Sie sehen, Herr Reinhardt«, antwortete sie und strich sich mit einer anmutigen Bewegung eine dunkelblonde Locke aus dem Gesicht. »Ich bin gern allein«, fügte sie mit Nachdruck hinzu. Seit sie vor acht Monaten eine Stelle als Pferdewirtin auf dem Gestüt der Bernstetts angetreten hatte, stellte ihr Max Reinhardt nach. Seine Familie arbeitete seit mehreren Generationen auf Bernstett, worauf er sich eine ganze Menge einbildete. »Wir könnten heute Abend nach Freiburg ins Kino fahren«, schlug er vor und lehnte sich lässig neben die junge Frau ans Gatter. Die Pose, die er einnahm, hätte jedem Cowboy zur Ehre gereicht, bei ihm wirkte sie jedoch lächerlich. Seine grüne Gärtnerschürze störte gewaltig. »Danke für die Einladung, Herr Reinhardt. Leider habe ich schon etwas vor«, antwortete sie und drehte sich den Pferden zu, die friedlich in ihrem Gehege grasten. Eines der Fohlen kam ans Gatter und streckte ihr vertrauensvoll den Kopf entgegen. Behutsam streichelte sie es.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 116
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Antonia von Vallone stand mit dem Rücken zum Gatter und schaute zu den bewaldeten Höhen des Schwarzwalds hinauf. Es war ein strahlend schöner Frühlingstag. Tief atmete sie die würzige Waldluft ein, die der leichte, aus Richtung des Bodensees kommende Wind zu ihr trug.
»So allein?«
Die junge Frau unterdrückte ein Aufseufzen. »Wie Sie sehen, Herr Reinhardt«, antwortete sie und strich sich mit einer anmutigen Bewegung eine dunkelblonde Locke aus dem Gesicht. »Ich bin gern allein«, fügte sie mit Nachdruck hinzu. Seit sie vor acht Monaten eine Stelle als Pferdewirtin auf dem Gestüt der Bernstetts angetreten hatte, stellte ihr Max Reinhardt nach. Seine Familie arbeitete seit mehreren Generationen auf Bernstett, worauf er sich eine ganze Menge einbildete.
»Wir könnten heute Abend nach Freiburg ins Kino fahren«, schlug er vor und lehnte sich lässig neben die junge Frau ans Gatter. Die Pose, die er einnahm, hätte jedem Cowboy zur Ehre gereicht, bei ihm wirkte sie jedoch lächerlich. Seine grüne Gärtnerschürze störte gewaltig.
»Danke für die Einladung, Herr Reinhardt. Leider habe ich schon etwas vor«, antwortete sie und drehte sich den Pferden zu, die friedlich in ihrem Gehege grasten. Eines der Fohlen kam ans Gatter und streckte ihr vertrauensvoll den Kopf entgegen. Behutsam streichelte sie es.
»Wie kann man nur so vernarrt in die Gäule sein?«, fragte Max Reinhardt ärgerlich, weil sie den Pferden bedeutend mehr Aufmerksamkeit als ihm schenkte. Als Antonia nicht reagierte, sagte er: »Sie halten sich wohl für etwas Besseres als unsereiner, weil Sie mit Prinzessin Louise befreundet sind. Glauben Sie mir, Frau von Vallone, einen Märchenprinzen werden Sie trotzdem nicht einfangen. An Ihrer Stelle würde ich nicht so wählerisch sein.«
»Warum lassen Sie mich nicht endlich in Ruhe, Herr Reinhardt?« Antonia wandte sich den Stallungen des Gestüts zu. Sie drehte sich nicht um, hörte jedoch, dass ihr Max folgte. Bereits im nächsten Moment umfasste er ihren rechten Oberarm. Mit einer heftigen Bewegung befreite sie sich. »Treiben Sie es nicht zu weit«, drohte sie mit funkelnden Augen.
»Antonia, wenn ich Sie nicht so lieben würde …«
Die junge Frau öffnete das Hoftor und schloss es energisch hinter sich, bevor Max Reinhardt ihr in den Hof mit den Stallungen folgen konnte. So gern sie sich über sein Verhalten bei Fürst Bernstett beschwert hätte, sie schreckte davor zurück, weil sie dem Gärtner keine Schwierigkeiten machen wollte. Zudem war sie bisher mit allen Problemen allein fertiggeworden.
Bernd Fischer, ein Mann Mitte dreißig, kam aus einem der Stallgebäude. Mit einem freundlichen Gruß verschwand er in der Scheune, in der das Heu gelagert wurde.
Antonia blieb nicht viel Zeit zum Nachdenken. Es gab einiges, was sie noch zu tun hatte. Sie beeilte sich, weil sie sich mit ihrer Freundin verabredet hatte. Louise Prinzessin von Bernstett und sie hatten dasselbe Internat am Luganer See besucht. Sie, Antonia, war nach dem frühen Tod ihrer Eltern bei einem inzwischen verstorbenen Großonkel aufgewachsen, der entfernt mit den Bernstetts verwandt gewesen war. Sie hatten ihm dieses Internat für sein Mündel empfohlen.
Antonia war ein Jahr jünger als die Prinzessin, die vor wenigen Wochen ihren vierundzwanzigsten Geburtstag gefeiert hatte. Seit ihrer Kindheit hatte sie den Wunsch gehabt, Pferdewirtin zu werden. Als ihr die Bernstetts nach ihrer Ausbildung angeboten hatten, auf ihrem Gestüt zu arbeiten, hatte sie sofort zugesagt.
Kurz nach vier Uhr sattelte sie die Stute der Prinzessin und ihr eigenes Pferd, einen schön gezeichneten Wallach namens Henry, den sie von ihrem verstorbenen Vormund zum achtzehnten Geburtstag bekommen hatte. Sie hatte die Pferde gerade in den Hof geführt, als Prinzessin Louise auch schon kam.
»Dann können wir ja gleich los, Antonia«, sagte sie mit einem strahlenden Lächeln und fütterte die beiden Pferde mit Leckerlis, die sie aus ihrer Hosentasche zauberte.
Bernd Fischer eilte über den Hof. »Lassen Sie mich Ihnen helfen, Hoheit«, bat er, als Louise aufsitzen wollte.
»Danke, Herr Fischer, das ist nicht nötig.« Louise schwang sich in den Sattel.
Der Stallarbeiter ließ sich von ihrer Abweisung nicht beirren. Er öffnete das Hoftor. Devot neigte er den Kopf, als die beiden jungen Frauen an ihm vorbeiritten.
Louise warf einen flüchtigen Blick zurück. »Ich mag diesen Mann nicht«, sagte sie. »Er hat etwas an sich …« Sie hob die Schultern. »Dabei ist er stets freundlich und zuvorkommend.«
»Ja, das ist er wirklich«, antwortete Antonia. »Wir kommen gut miteinander aus. Er gehört zu den Leuten, auf die absoluter Verlass ist.«
Louise zwinkerte ihr zu. »Mit deiner Menschenkenntnis ist es nicht besonders weit her«, scherzte sie. »Darüber sind wir uns seit Jahren einig. Mein Gefühl sagt mir, dass Bernd Fischer zu den ersten gehören wird, die mit Leon Schwierigkeiten bekommen.«
Fürst Albert, Louisas Vater, hatte vor einigen Wochen einen Herzanfall erlitten. Aus diesem Grund hatte er beschlossen, sich aus dem Geschäftsleben zurückzuziehen. Seinem ältesten Sohn, Prinz Frederik, hatte er die Geschäftsführung der familieneigenen Porzellanfabrik anvertraut. Prinz Leon sollte die Leitung des Gestüts übernehmen.
Leon hielt sich seit fast einem Jahr in einem Schweizer Sanatorium auf, in das er sich nach einem Autounfall zurückgezogen hatte. An diesem Abend wurde er zurückerwartet.
Er hatte seine Familie darum gebeten, von seiner Rückkehr nach Bernstett kein Aufhebens zu machen.
»Ich freue mich darauf, dass Leon die Leitung des Gestüts übernimmt«, erwiderte Antonia. »In den letzten Wochen sind einige wichtige Entscheidungen aufgeschoben worden, weil dein Vater sich nicht mehr um das Gestüt kümmern konnte und Frederik sich nicht zuständig fühlt.«
»Freu dich nicht zu früh, Antonia«, bemerkte Prinzessin Louise düster, während ihre Pferde nebeneinander hertrabten. »Leon hat sich in den letzten Monaten sehr verändert. Ihr habt euch zuletzt gesehen, als ich achtzehn wurde. Damals sprühte er vor Leben. Er stand erst am Anfang einer großartigen Reiterkarriere. Noch vor seinem Unfall sprach man von ihm als einen der Sterne am deutschen Reiterhimmel. Davon ist nichts mehr geblieben. Leon ist zu einem verbitterten, depressiven Mann geworden.«
»Wenn dein Bruder erst auf Bernstett ist, wird er nach und nach wieder am Leben teilnehmen«, sagte Antonia. »Ihr solltet nicht die Hoffnung aufgeben. Und er wird auch wieder reiten, da bin ich mir ganz sicher.«
»Ich wünschte, ich könnte daran glauben, Antonia«, antwortete die Prinzessin. »Nun gut, warten wir es ab.« Sie atmete tief durch. »Unsere Ausritte werde ich vermissen, wenn ich in England bin. So sehr ich mich auf meine Hochzeit mit Stephanos freue, mir wäre es bedeutend lieber, ich könnte ihn überreden, mit mir auf Bernstett zu leben.«
»Wie ich dich kenne, wirst du sehr oft in Deutschland sein, Louise«, meinte Antonia.
»Außerdem kannst du mich in London und in Cornwall besuchen. Du bist herzlich eingeladen.«
»Danke.« Antonia ließ sich nicht anmerken, wie sehr es sie bedrückte, sich in drei Wochen von Louise trennen zu müssen. Obwohl sie Prinz Stephanos, einem Verwandten des griechischen Ex-Königs, nur flüchtig kannte, war sie überzeugt, dass Louise mit ihm sehr glücklich werden würde. Ihre Freundin hatte von ihm geschwärmt, seit sie ihn als junges Mädchen anlässlich der Heirat Prinz Hakons mit Mette-Marit in Norwegen kennen gelernt hatte.
Gegen sechs kehrten die beiden jungen Frauen auf das Gestüt zurück. Louise wollte ihre Freundin zum Dinner ins Schloss einladen, doch Antonia lehnte ab. So gut sie auch mit Louisas Familie auskam, an diesem Abend hätte sie sich wie ein Eindringling gefühlt.
»Es ist der erste Abend, den dein Bruder seit einem Jahr zu Hause verbringt, Louise. Ich würde nur stören.«
»Wenn du meinst«, sagte die Prinzessin und verabschiedete sich von ihr.
Antonia hatte noch einiges zu erledigen, bevor sie das Gestüt verlassen konnte, um zu dem alten, von Haselnuss-Sträuchern umgebenen Pförtnerhäuschen zu fahren, in dem sie lebte. Es erhob sich rechts des Parktors und hatte bis in die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts den Schlosswachen als Wohnstatt gedient. Kurz bevor Antonia es bezogen hatte, war es umfassend renoviert worden. Mit seinen efeubewucherten Mauern, den grünen Fensterläden und dem roten Dach wirkte es wie ein verwunschenes Hexenhäuschen.
Die junge Frau bereitete sich zum Abendessen ein Omelett und Salat, legte sich einen Film in den DVD-Player ein und machte es sich vor dem Fernseher gemütlich. Leider hielt der Film nicht, was sein Titel versprochen hatte. Mitten drin schaltete sie ihn aus, zog eine Jacke über und verließ das Haus, um sich noch etwas die Füße zu vertreten. Sie hoffte, bei ihrem Spaziergang nicht Max Reinhardt zu begegnen, der oft am Abend in der Nähe des Pförtnerhäuschens herumlungerte.
Zu Schloss Bernstett gehörte ein sehr weitläufiger Park, der hinter dem Schloss in dichten Wald überging. In den Ferien hatte sie oft Louise besucht und sich einmal in diesem Wald verlaufen. Es war Prinz Leon gewesen, der sie damals gefunden und ins Schloss zurückgebracht hatte.
Sie schlug den Weg ein, der zu einer schmalen Treppe führte, die sich einen Hügel hinauf zu einem Pavillon wand. Antonia saß dort besonders gern und hing ihren Gedanken nach. Dieser Pavillon war ein Geburtstagsgeschenk für Louises Urgroßmutter gewesen, die sich oft hierher zurückgezogen hatte, um zu malen.
Die junge Frau hatte die letzte Stufe erklommen. Sie wollte gerade den Pavillon betreten, als sie im Dämmerlicht die dunkle Gestalt bemerkte, die dort zwischen den Säulen stand und über den Park schaute. Der Schmerz, der sie wie ein unsichtbarer Mantel umgab, schnitt ihr ins Herz. Lautlos wollte sie sich zurückziehen.
»Sie müssen Antonia sein.«
Antonia zuckte beim Klang der Stimmt zusammen. »Ja, Hoheit«, sagte sie und trat in den Pavillon. »Ich wollte Sie nicht stören, Prinz Leon. Bitte entschuldigen Sie.«
»Schon gut«, antwortete er und drehte sich ihr zu. Auf den Fotos, die sie von Louises Bruder kannte, war Prinz Leon ein äußerst gut aussehender Mann mit dichtem dunklem Haar und braunen Augen, die vor Leben nur so sprühten. Der junge Prinz sah noch immer gut aus, auch wenn er im letzten Jahr hagerer geworden war und sich rechts und links seines Mundes zwei tiefe Falten eingegraben hatten. »Sie arbeiten also inzwischen auf unserem Gestüt.« Er machte keine Anstalten, ihr die Hand zu reichen.
»Die Arbeit macht mir große Freude, Prinz Leon.«
»Das setzte ich voraus.« Er bedachte sie mit einem langen, abschätzenden Blick. »Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.« Abrupt drehte er sich um und starrte erneut in die Nacht.
Es gab einiges, was ihm Antonia gern gesagt hätte. Es fiel ihr schwer, darauf zu verzichten. Jetzt konnte sie ihre Freundin verstehen, die meistens ziemlich wütend von ihren Besuchen bei ihrem Bruder zurückgekehrt war. »Ihnen auch einen schönen Abend, Hoheit«, erwiderte die junge Frau und stieg die Treppe wieder hinunter.
Erst, als sie nach Hause zurückkehrte, fragte sie sich, weshalb sie sich so über das Benehmen des jungen Prinzen ärgerte. Hatte Louise sie nicht vor Leon gewarnt? Auf jeden Fall würden die nächsten Wochen alles andere als einfach werden, da war sie sich sicher. So wie sie Leon von Bernstett einschätzte, würde er mit eiserner Hand die Geschicke des Gestütes leiten.
*
Antonia von Vallone irrte sich nicht! Prinz Leon von Bernstatt war fest entschlossen, die Energie, die er bis zu seinem Autounfall in seine Reiterkarriere gesteckt hatte, nun auf die Leitung des Gestütes zu konzentrieren.
Keine zwei Tage nach seiner Rückkehr begann er damit, die Arbeit auf dem Gestüt völlig umzuorganisieren, womit er sich unter den Angestellten keine Freunde machte. Dazu kamen sein despotischer Führungsstil und sein fester Wille, jegliche Auflehnung gegen seine Anordnungen im Keim zu ersticken. Fürst Albert hatte seine Angestellten stets aufgefordert, eigene Ideen in die Arbeit mit einzubringen. So hatte er es nicht nur in der Porzellanmanufaktur gehalten, sondern auch auf dem Gestüt. Prinz Leon machte vom ersten Tag an klar, dass er keinen Wert auf die Ratschläge seiner Angestellten legte.
An diesem Vormittag hatte Antonia den Tierarzt bei seinem wöchentlichen Routinebesuch unterstützt. Als sie den Arzt zu seinem Wagen begleitete, der vor dem Hoftor geparkt stand, hörte sie, wie Prinz Leon ziemlich lautstark Bernd Fischer beschuldigte, eine der ihm anvertrauten Stuten zu vernachlässigen.
»Sieht aus, als wären auf dem Gestüt stürmische Zeiten eingezogen«, bemerkte der Tierarzt und stieg in seinen Landrover. »Haben Sie auf sich Acht, Frau von Vallone.«
»So leicht wirft mich kein Sturm um, Doktor Winkler«, antwortete Antonia. Mit halbem Ohr lauschte sie auf die Stimmen, die aus dem Futterlager kamen. Wenn es zwischen Fürst Albert und seinen Angestellten Meinungsverschiedenheiten gegeben hatte, hatte er stets dafür gesorgt, dass sie unter vier Augen stattfanden.
Nachdem der Tierarzt abgefahren war, setzte sie sich in das kleine Büro, das ihr zur Verfügung stand, und füllte einige Formulare aus. Sie war fast damit fertig, als Leon Prinz von Bernstett ohne anzuklopfen die Tür aufriss. »Weshalb haben Sie mich nicht vorher über den Besuch des Tierarztes informiert, Frau von Vallone?«, herrschte er sie an.
»Weil es sich um den wöchentlichen Routinebesuch handelte, Hoheit«, erwiderte Antonia und erhob sich. »Ihr Vater …«
»Wie mein Vater derartige Angelegenheiten regelt, interessiert mich nicht, Frau von Vallone«, erklärte der junge Prinz. »Habe ich nicht ausdrücklich klar gemacht, dass in Zukunft auf dem Gestüt nichts mehr ohne meine Genehmigung zu geschehen hat?«
»Mir war nicht bewusst, dass der Routinebesuch des Tierarztes auch dazu gehört.« Sie schaute ihm unerschrocken ins Gesicht. »Doktor Winkler ist seit dem frühen Morgen auf dem Gestüt gewesen. Sein Wagen stand neben dem Tor. Ganz gewiss haben Sie ihn auch gesehen.«
Leons Gesicht verfärbte sich. »Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, Frau von Vallone, hüten Sie Ihre Zunge.« Er drehte sich um und verließ das Büro. Krachend flog die Tür hinter ihm zu.
Antonia sah empört auf die geschlossene Tür. Seit sie ihre Arbeit auf dem Gestüt angetreten hatte, hatte es niemand gewagt, so mit ihr zu sprechen. Und sie musste sich das auch nicht gefallen lassen, zumal sie sich keines Unrechts bewusst war. Was bildete sich dieser Mann ein? Weder sie noch einer der anderen Angestellten trugen die geringste Schuld an seinem Unfall und dessen Folgen.
Wütend steckte sie die Formulare, die sie ausgefüllt hatte, in Klarsichthüllen, verstaute sie im obersten Schubfach ihres Schreibtischs und trat in den Hof hinaus.