Auf ins Kita-Abenteuer - Stefanie von Brück - E-Book

Auf ins Kita-Abenteuer E-Book

Stefanie von Brück

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Beschreibung

So wird der Kita-Start zum Kinderspiel

»Dieses Buch beantwortet alle wichtigen Fragen und steht mit liebevollem Blick und hilfreichen Ratschlägen zur Seite, wenn es zu Tränen oder Problemen kommt.«

Danielle Graf, Bloggerin, Podcasterin & Bestsellerautorin

Die Eingewöhnung in Krippe, Kindergarten oder Kindertagespflege ist eine abenteuerliche Reise: Was ist die richtige Einrichtung? Wann ist ein Kind bereit für die erste Trennung? Wie viel Weinen ist wirklich okay? Stefanie von Brück, erfahrene Elternbegleiterin und Expertin für beziehungsstarke Eingewöhnung, nimmt dich an die Hand, um deinem Kind einen sicheren und glücklichen Start in die Kita zu ermöglichen. So gelingen die Eingewöhnung und ein Loslassen ohne schlechtes Gewissen bindungssicher und bedürfnisorientiert.

Der Weg von der familiären Betreuung zur Krippe, Tagespflege oder zum Kindergarten kann schön und einfach sein, aber auch holprig und steinig verlaufen. Eltern wünschen sich, dass ihr Kind gerne in die Kita geht, dort wichtige Entwicklungsschritte macht und eine vertraute Bezugsperson findet, die sich liebevoll kümmert. Doch oft trifft diese Hoffnung auf eine harte Realität: Fehlende Kita-Plätze, Eingewöhnung unter Zeitdruck, Personalmangel und häufige Betreuerwechsel erschweren den Start und ein Loslassen ohne Zweifel. Viele Eltern und Fachkräfte unterschätzen den Prozess der Eingewöhnung, der echte Beziehungsarbeit fordert und von vielen Mythen und Halbwissen geprägt ist. Stefanie von Brück kennt beide Seiten. Seit Jahren begleitet sie Eltern durch die Eingewöhnung und schult pädagogische Fachkräfte zum Thema. Dabei vermittelt sie zwischen berechtigten Sorgen und wunderbaren Chancen. In ihrem umfassenden und einfühlsamen Ratgeber liefert sie das nötige Rüstzeug für einen gut vorbereiteten und sicheren Start in die außerfamiliäre Kinderbetreuung und legt so die Grundlage für beziehungsstarke und stressfreie Kita-Jahre.

Dieses Buch liefert Antworten auf Fragen und Unterstützung bei Problemen wie:

- Du hattest keine Wahl beim Betreuungsplatz

- Die Eingewöhnung soll ohne Eltern stattfinden

- Du hast/bekommst wenig Zeit für die Eingewöhnung

- Du sollst dein Kind vor der Eingewöhnung abstillen

- Du hast schon eine gescheiterte Eingewöhnung hinter dir

- Dein Kind weint beim Verabschieden/Wiederkommen

- Die Eingewöhnung findet mit mehreren Kindern gleichzeitig statt

- Umgang mit Krankheiten und Zeitdruck

Mit zahlreichen Übungen, Checklisten und Erste-Hilfe-Maßnahmen

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 320

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Stefanie von Brück

AUF INS

ABENTEUER

Wie du dein Kind sicher und entspannt durch die Eingewöhnung begleitest, damit es gerne in Krippe, Kindergarten oder Kindertagespflege geht

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Copyright © 2024 Kösel-Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: FAVORITBUERO, München

Umschlagmotiv: © Rob and Julia Campbell / Stocksy United

Innenteilabbildungen: Illustrationen unter Verwendung von Adobe Stock/Rudzhan, außer: Adobe Stock/3dwithlove (Baumscheibe)

Redaktion: Katharina Spangler

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-31379-1V001

www.koesel.de

INHALT

Eingewöhnung ist wie eine Bergwanderung

Was beeinflusst uns in der großen Betreuungsfrage?

Wieso gibt es dieses Buch?

So hilft dir dieses Buch am besten

Die Vielfalt der Berglandschaft – jedes Kind, jede Familie, jede Kita ist anders!

Welche Betreuungsmöglichkeiten gibt es?

Welche Bedeutung hat das pädagogische Konzept?

Was solltest du über Eingewöhnung unbedingt wissen?

So triffst du eine gute Entscheidung für dein Kind und euch als Familie

So minimierst du das Risiko für Gewalt in der Kita

So wählst du eine passende Betreuungseinrichtung aus

So läuft eine Eingewöhnung ab

Schlecht-Wetter-Lage und Erste-Hilfe-Maßnahmen

Die Bergwanderung planen – auf die Eingewöhnung vorbereiten

Wie lange dauert Eingewöhnung?

Wer macht die Eingewöhnung, und dürfen wir uns abwechseln?

Welche Ereignisse können die Eingewöhnung behindern?

So bereitest du dein Kind auf die Eingewöhnung vor

So bereitest du dich auf die Eingewöhnung vor

Schlecht-Wetter-Lage und Erste-Hilfe-Maßnahmen

Aufbruch und erste Schritte – die Eingewöhnung beginnt

Wo und wann findet die Eingewöhnung statt?

So verhalten sich Kinder »normalerweise«

So verhalten sich die pädagogischen Fachkräfte »idealerweise«

So verhältst du dich in den ersten Tagen der Eingewöhnung

Schlecht-Wetter-Lage und Erste-Hilfe-Maßnahmen

Den Berg erklimmen – positive Trennungserfahrungen machen

Wie laufen die ersten Trennungen meistens ab?

Wie viel Weinen ist normal?

So gestaltest du die Trennungssituation nach der »Happy Kita«-Explorationsmethode

Schlecht-Wetter-Lage und Erste-Hilfe-Maßnahmen

Die letzte Etappe – die Betreuungszeit verlängern

Wie schnell können wir die Trennungszeit steigern?

Wann ist die Eingewöhnung abgeschlossen?

So klappt es auch mit dem Mittagsschlaf

Schlecht-Wetter-Lage und Erste-Hilfe-Maßnahmen

Am Ziel die Aussicht genießen – der neue Alltag beginnt

Was erwartet dein Kind, wenn es regelmäßig in die Betreuung geht?

Was erwartet dich, wenn dein Kind regelmäßig in die Betreuung geht?

So kommt ihr morgens pünktlich und gut gelaunt zu Hause los und in der Kita an

So kommt ihr stressfrei von der Kita bis nach Hause

Schlecht-Wetter-Lage und Erste-Hilfe-Maßnahmen

Danksagung

Literatur

Anmerkungen

EINGEWÖHNUNG IST WIE EINE BERGWANDERUNG

Vielleicht ist er noch in weiter Ferne, vielleicht geht’s auch schon bald los: der große Schritt deines Kindes (und dir) in die außerfamiliäre Betreuung. Welch ein Abenteuer wartet auf euch! Denn Eingewöhnung ist wie eine Bergwanderung. Der Weg vom Start (der Betreuung in der Familie) zum Ziel (der Betreuung in Krippe, Kindergarten, Kindertagespflege oder Kita) kann leicht und einfach sein, aber auch holprig und steinig. Vielleicht scheint die Sonne am blauen Himmel und du bist zuversichtlich, dass die Eingewöhnung funktionieren wird. Vielleicht wanderst du auch mit dunklen Wolken über dir, fühlst dich unsicher oder zweifelst, ob dein Kind (und du) bereit und in der Kita gut aufgehoben ist.

So eine Eingewöhnung ist ziemlich abenteuerlich, jede Eingewöhnung und jeder Eingewöhnungstag kann anders verlaufen als geplant: An einem hüpft dein Kind vor lauter Freude in die Kita, am anderen Tag ist die Kraft plötzlich alle und dein Kind will einfach nur nach Hause. Bei so einer Bergwanderung kann das Wetter eben schnell umschlagen. Oft regnet es auch – die Tränen fließen beim Verabschieden oder Abholen deines Kindes – und wenn du keine Regenjacke dabeihast, überrascht dich das Weinen deines Kindes. Deine Gedanken kreisen und deine Zuversicht rollt den Berg hinunter: Wie viel Weinen ist denn eigentlich normal? Was ist, wenn ein Unwetter droht und sich mein Kind gar nicht beruhigen lässt? Was, wenn ich den Rettungshubschrauber rufen muss, weil die Eingewöhnung ganz schiefläuft?

Dabei wünschst du dir nichts weniger, als dass dein Kind gerne und freiwillig in die Krippe oder den Kindergarten geht und dass es dort gut aufgehoben ist. Es soll in der Kita oder Tagespflege Spaß haben und eine vertraute Bezugsperson, die sich liebevoll kümmert. Du hast die letzten Monate oder Jahre alles getan, damit dein Kind voller Urvertrauen, sicher und geborgen aufwächst. Und wenn bald die Kita-Tür hinter dir zufällt, willst du sorgenfrei und ohne schlechtes Gewissen gehen. Wenn du oben auf dem Berg stehst, muss dir nicht schwindlig werden, weil du Höhenangst hast. Dir und deinem Kind, einem der wertvollsten, liebsten Menschen auf der Welt, soll es gut gehen mit und in der Betreuung.

Damit das gelingt, ist dieses Buch für dich da. Als Bergführerin begleitet es dich auf deinem Weg, so dass du am Ende die Aussicht genießen und stolz und glücklich auf die Eingewöhnungsreise zurückblicken kannst. Auf ins Kita-Abenteuer!

Was beeinflusst uns in der großen Betreuungsfrage?

Als ich vor vielen Jahren mit meinem Baby auf dem Sofa saß, randvoll mit Hormonen, sollte ich ein Formular ausfüllen, wann meine Elternzeit endet und ich wieder zurück in meinen Beruf als Lehrerin gehe. Mein Neugeborenes lag friedlich schlummernd in meinen Armen, es war gerade beim Stillen eingeschlafen und so miniklein, dass ich mir kaum vorstellen konnte, es wieder aus den Händen zu geben. Ich hatte mein Kind doch gerade erst geboren.

Mitten in den turbulenten Wehen hatte mein Mann noch die Baby-Wiege ins Schlafzimmer geschoben, und ich erinnere mich, dass ich während der Schwangerschaft schon traurig war, dass unser Kind dort nur in den ersten Monaten liegen würde und dann schon wieder zu groß wäre. Heute kann ich nur drüber schmunzeln, denn als wir am frühen Morgen aus dem Geburtshaus mit unserem Kind nach Hause kamen, war diese Wiege plötzlich völlig nebensächlich. Sie wurde im Wochenbett zur Ablage für Windeln, Mulltücher, Bodys, Strampler, Stilleinlagen, Wasserflaschen und leere Teetassen. Unser Baby schlief keine Minute darin, sondern war von Anfang an bei uns im Familienbett, weil es das war, was sich für uns gut anfühlte.

Wenn ich innerhalb weniger Stunden meine Vorstellung davon, wo unser Kind schläft, geändert hatte, wie sollte ich wissen, wann unser Kind bereit sein würde, in die Kita zu gehen? Wie sollte ich wissen, wann ich bereit sein würde, es loszulassen und wieder zu arbeiten? Die Eingewöhnung und der Arbeitsbeginn erschienen mir so unglaublich weit weg. Und doch traf ich diese Entscheidung, ohne wirklich zu wissen, was mich erwartet.

Natürlich hatte ich mir im Vorfeld darüber Gedanken gemacht. Der Plan war, dass unser Kind mit achtzehn Monaten in die Krippe kommt und ich zum Schuljahresbeginn wieder einsteige – meine Kollegin hatte das auch so gemacht. Ich mochte meinen Job sehr, ich bildete Sozialassistent*innen, Erzieher*innen und Heilerziehungspfleger*innen aus und war mehrmals Klassenlehrerin. Ich liebte die Themen Entwicklungspsychologie, Pädagogik, Kommunikation, Angebote und Spielgestaltung für Kinder. Trotz Hunderter Schüler*innen jährlich, nächtlichen Unterrichtsvorbereitungen und wochenlangen Korrekturphasen war für mich glasklar, dass ich nach meiner Elternzeit wieder unterrichten werde.

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt

Der Zeitpunkt des Kita-Starts rückte näher. Ich kannte das Berliner Eingewöhnungsmodell, auf das ich später noch eingehe (siehe hier), aus meinem eigenen Unterricht. Aber: Pädagogin hin oder her. Auf die Wucht von Muttergefühlen, die wie eine Welle durch meinen Körper rauschten, war ich nicht vorbereitet. Mein Kind war noch nicht bereit. Ich war noch nicht bereit.

Also habe ich gekniffen, die Eingewöhnung in Absprache mit der Kita um drei Monate nach hinten verschoben und meiner Schulleiterin mitgeteilt, dass ich erst sechs Monate später als geplant zurückkommen werde. Lange hatte ich nachts auf der Entscheidung, für mein Kind und gegen die Arbeit, rumgekaut und gegrübelt. Es war richtig so, und ich bereue es keinen einzigen Tag. Und es hat mir gezeigt, dass in unserer Gesellschaft außerfamiliäre Kinderbetreuung zwar nahezu selbstverständlich dazugehört und erwartet wird, aber keinesfalls so selbstverständlich und leicht ist.

Biografische Erfahrungen, die uns prägen

»Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.« Das wusste schon Aristoteles. Wir Menschen sind komplexe Wesen, wir werden von vielen verschiedenen Erfahrungen geprägt, die Einfluss auf unser Denken, Fühlen und Handeln haben.

Das gilt auch für dich, nicht nur bei der Eingewöhnung, sondern auch für deine allgemeinen Vorstellungen über Kinderbetreuung. Damit du besser verstehst, was Einfluss auf deine Einstellungen haben kann, erzähle ich dir an dieser Stelle kurz, was mich bewegt und geprägt hat, und du kannst die Reflexionsfragen für dich beantworten und bist schon mittendrin im Thema.

Als ich sechs Wochen alt war, kam ich in eine DDR-Kinderkrippe. Vorher gab es eine kurze Eingewöhnung mit meiner Mama. Sie sagte, es sei ihr sehr schwer gefallen mich abzugeben, obwohl sie mich in guten Händen wusste und ich gerne in die Krippe gegangen bin. Meine Mutter musste als Alleinverdienerin wieder arbeiten, hat mich jedoch (nach)mittags so schnell wie möglich abgeholt und war erst abends wieder am Schreibtisch, wenn ich schlief. Für mich war trotzdem klar, dass meine Kinder (obwohl Kinderbetreuung hier im Osten stark etabliert ist) nicht so früh wie ich betreut werden.

Wie sind deine persönlichen Erfahrungen als Kind mit oder ohne Krippe/Kindergarten?Welchen Einfluss hat das auf die Betreuung deines eigenen Kindes?

Unser Wissen beeinflusst uns ebenfalls: Berufsbedingt habe ich nicht nur Studien gelesen, sondern auch in verschiedenen Kindertageseinrichtungen gearbeitet, hospitiert, praktische Prüfungen meiner Auszubildenden abgenommen oder Fortbildungen gegeben. Ich gehe an keiner Kita vorbei, ohne automatisch die Atmosphäre zu scannen und zu beobachten, wie Fachkräfte mit Kindern umgehen. Ja, es gibt gute Kitas! Aber die Betreuungsqualität muss vielerorts definitiv besser werden.

Wie informiert, fühlst du dich beim Kita-Thema?War das, was du bisher gesehen, gelesen oder gehört hast, hilfreich oder verunsichernd?

Wir bekamen die tollste Erzieherin, die ich mir für unser Kind vorstellen konnte: einfühlsam, liebevoll, geduldig und nah am Kind. Ich erinnere mich noch sehr genau, dass sie neben mir im Sandkasten saß und wir beide mein Kind beim Erkunden und Entdecken beobachteten. Sie legte mir achtsam ihre Hand auf die Schulter und sagte, dass wir das als Eltern gut gemacht haben. Dass wir ein großartiges Kind haben, das mit seinen knapp zwei Jahren ein gutes Gespür für sich selbst hat, weil wir ein gutes Gespür für unser Kind haben und es bedürfnisorientiert begleiten. Es könnte sein, dass ich in diesem Moment kurz geweint habe. Diese erste Eingewöhnung verlief insgesamt gut, auch wenn es zwischendurch und später beim Arbeitsbeginn, als wir von einem Tag auf den anderen immer sehr pünktlich aus dem Haus mussten, schon mal Tränen gab. Keine Eingewöhnung unserer Kinder verlief mit Tränen-Drama; sie waren auch mal holprig, aber am Ende immer gut. Keine Eingewöhnung war gewaltvoll.

Welche Erfahrungen mit Eingewöhnung hast du bereits selbst gemacht oder von befreundeten Familien gehört?

Auch Erlebnisse, die nicht direkt im Zusammenhang mit Eingewöhnung stehen, können diese beeinflussen. Das ist gar nicht so leicht. In meinen Beratungen habe ich schon Tränchen getrocknet bei Erfahrungsberichten über Kinderwunschbehandlungen, Sternenkinder, komplizierte Schwangerschaften oder traumatische Geburten, frühe Trennungen durch Krankenhausaufenthalte oder andere Verluste, die beim Loslassen eines Kindes in der Eingewöhnung wieder hochkommen können. Da braucht es viel Feingefühl in der Eingewöhnung.

Wenn du magst, blicke zurück:

Was hast du bereits erlebt, das dir die Eingewöhnung erschweren könnte?

Suche dir bei Bedarf zusätzlich therapeutische Unterstützung.

Keine Überraschung: Auch der ganz normale Familienalltag mit Kleinkind kann zu einer Herausforderung werden. Durch einen Umzug, den daraufhin fehlenden Kita-Platz und die Geburt unseres zweiten Kindes gab es für uns als Familie eine Zeit, in der wir zwei Jahre kita-frei gelebt haben. Mein Mann arbeitete dreißig Stunden, und ich habe beide Kinder, die zu Beginn dieser Phase drei Jahre und unter einem Jahr alt waren, tagsüber selbst betreut. Das war die schwierigste Zeit in meinem Leben für mich als Mutter und Mensch. Auch mit vielen innigen Momenten und unvergesslichen Erlebnissen, die ich nicht missen will. Gleichzeitig ging es mir vor allem in der Babyzeit nicht immer gut. Ich war oft an beziehungsweise über der Erschöpfungsgrenze, habe mich aber aus dieser Phase wieder rausgekämpft.

Falls du aktuell in der Elternzeit bist:

Wie fühlst du dich?Wie viel Kraft hast du, um die Bedürfnisse deines Kindes und deine eigenen zu befriedigen?Wie gut schaffst du es jeden Tag, Gefühle zu begleiten?Kannst du die ganze Fürsorge-Arbeit noch leisten?

Später hat mir die außerfamiliäre Kinderbetreuung zuerst Entlastung und dann die Möglichkeit, wieder regelmäßig zu arbeiten, zurückgebracht. Unser zweites Kind habe ich dann sogar früher als ursprünglich geplant (mit zwei statt mit drei Jahren) bei einer ganz lieben Tagesmutter eingewöhnt. Das war für uns als Familie perfekt so.

All diese Erfahrungen haben mich geprägt und in mir eine positiv-kritische Haltung gegenüber Kita & Co geformt. Meine Überzeugung von einem beziehungsstarken Zusammensein mit Kindern in Familie UND Kita hat sich gefestigt.

Ich habe nichts gegen außerfamiliäre Kinderbetreuung. Ich habe nur etwas gegen schlechte Kinderbetreuung.

Falls du beim Lesen und während deiner Reflexion gemerkt hast, dass du tendenziell positiv über Kitas denkst, wirst du dich vermutlich bestätigt fühlen und erleichtert sein. Vielleicht denkst du auch, dass wir riesiges Glück mit der Kita und den Betreuer*innen unserer Kinder hatten und wünschst dir das auch für dein Kind.

Falls du Kitas eher skeptisch gegenüberstehst und eventuell Studien über die Nachteile von früher Kinderbetreuung gelesen hast, wirst du vermutlich bei der Einrichtung, in der dein Kind betreut werden soll, besonders kritisch sein.

Möglicherweise hast du auch Gruselgeschichten von Freund*innen gehört, wie Kinder heulend und klammernd vom Arm gepflückt werden, und dass Weinen scheinbar normal ist und zur Eingewöhnung dazugehört. Oder du hast in den (sozialen) Medien Berichte über Gewalt in Kitas gelesen. Das alles kann dir Angst und Sorgen bereiten und soll keinesfalls verharmlost werden. Auch deswegen habe ich dieses Buch geschrieben.

Wieso gibt es dieses Buch?

Eingewöhnung ist kein Selbstläufer. Du solltest nicht der Wunschvorstellung hinterherjagen, dass alles prima und einfach ist, weil die Fachkräfte schon wissen, was sie tun. Eine grundsätzlich positive Einstellung gegenüber Kinderbetreuungseinrichtungen ist natürlich hilfreich für die Eingewöhnung deines Kindes. Aber zahlreiche negative Erfahrungsberichte und Hilferufe von Eltern zeigten mir, dass die Vorstellung und die Realität von Eingewöhnungsprozessen weit auseinanderklaffen können. Es hat mich traurig und wütend zugleich gemacht, weil so viele Mütter (zum Beispiel in Facebookgruppen) verzweifelt um Rat fragten und neben guten Tipps auch weniger hilfreiche Antworten oder Rat»schläge« bekommen haben, welche ihre Not nur vergrößerten. Meine »mobilisierende Wut«[1] war entfacht, und ich wollte, dass sich für Kinder, Eltern und in der Kita-Welt etwas ändert. Denn Eingewöhnung muss nicht wehtun!

Also habe ich mich im Jahr 2018 auf das Thema Eingewöhnung spezialisiert, und seitdem vergeht kein Tag, an dem ich mich nicht mit dem Thema beschäftige.

Tausende Eltern habe ich individuell im Happy Kita Start Begleitprogramm und im Happy Kita Fokusgespräch bei der Eingewöhnung ihrer Kinder beraten und unterstützt.

»Stefanie ist unglaublich feinfühlig, respektvoll, euphorisch für das Thema und noch dazu bringt sie ein unglaubliches Repertoire an Wissen mit. Sie schafft es, den Eingewöhnungsprozess von Seiten des Kindes, der pädagogischen Fachkräfte und der Eltern zu betrachten. Als würde sie von oben auf das Spielfeld blicken und Wege aufzeigen. Am wichtigsten fand ich, dass sie mir Rückhalt gegeben hat, dass mein Idealbild von einer bindungsorientierten Eingewöhnung kein sentimentales Hirngespinst einer ›klammernden‹ Mutter ist.«

Hunderte pädagogische Fachkräfte habe ich fortgebildet, damit noch mehr Familien und Teams eine beziehungsstarke Eingewöhnung erleben.

»Wir gewöhnen in der Krippe nun mittlerweile das dritte und vierte Kind nach deiner Weiterbildung ein, und es läuft super. Die ersten Trennungen, bei denen die Eltern sich verabschiedet haben und vor die Tür gegangen sind, liefen OHNE Angst und Trennungsschmerz ab. Es ist toll zu sehen, mit wie viel Vertrauen die Kinder bei uns bleiben. Es lohnt sich, die Zeit für die Eingewöhnung gemeinsam mit den Eltern zu investieren. Und es ist erstaunlich, wie schnell es dann einmal geht, wenn die Kinder Vertrauen haben. Wir müssen Trennung gar nicht »üben«. Sie ist dann einfach möglich, wenn alles passt.«

Auf meinem Blog (https://stefanievonbrueck.de/blog/), bei Instagram (@stefanievonbrueck.de), in zahlreichen Interviews und Podcasts sensibilisiere ich für das Thema Eingewöhnung und kläre auf.

Und jetzt hast DU dieses Buch in der Hand. Mein Herz hüpft vor Freude. Mit diesem Buch unterstützt und beschützt du nicht nur dein eigenes Kind bei der Eingewöhnung in Krippe, Kindergarten, Kita oder Kindertagespflege. Du trägst auch die Vision von bindungssicherer, bedürfnisorientierter und beziehungsstarker Eingewöhnung in die Kita-Welt hinaus! Dafür danke ich dir sehr, weil du zeigst, dass Eingewöhnung wichtig ist und auch ohne Tränen-Drama geht. Erzähle anderen Eltern von diesem Buch, zeige es auf Social Media (und verlinke mich gern), verschenke es zur Geburt oder zum ersten Kindergeburtstag, gib Flyer an die Kita deines Kindes, so dass mehr Familien davon erfahren. Sei Teil der Bewegung für mehr Kita-Lust statt Kita-Frust beim Abenteuer Eingewöhnung.

Viel Spaß beim Lesen!

Stefanie

So hilft dir dieses Buch am besten

Nach Tausenden Stunden Elternberatung und Kita-Fortbildungen habe ich das Wichtigste über Eingewöhnung zusammengefasst, damit es dir genau in diesem Moment hilft.

Dieses Buch ist für dich, wenn …

du (bald) Mama, Papa oder eine andere familiennahe Bezugsperson bist, die sich für Eingewöhnung interessiert.dein erstes, zweites, drittes … Kind in die Betreuung kommen soll.es die erste, zweite, dritte … Eingewöhnung ist, die du mit deinem Kind meistern willst.

Dieses Buch ist auch für dich, wenn …

du schon eine Eingewöhnung miterlebt hast, die positiv war und sich das wiederholen soll,die nächste Eingewöhnung besser werden soll, weil es zwar irgendwie okay, aber nicht so richtig gut lief,eine frühere Eingewöhnung gescheitert ist und du jetzt einen neuen Versuch wagst.

Dieses Buch ist für dich, wenn du wegen der Eingewöhnung …

zuversichtlich-offen bist und dich freust,gemischte Gefühle hast und ein bisschen aufgeregt bist,unsicher oder eher ängstlich bist.

Dieses Buch ist für dein Kind, unabhängig davon …

wo und von wem es betreut werden soll,wie alt es ist und wann es eingewöhnt wird.

Dieses Buch ist auch für pädagogische Fachkräfte, die …

Eingewöhnungen gewaltfrei, partizipativ und empathisch gestalten möchten undeine tragfähige Erziehungs- und Bildungspartnerschaft zu Familien und sichere Bindungen zu Kindern aufbauen wollen.

Eingewöhnung ist ein aufeinander aufbauender Prozess, deswegen ist das Buch chronologisch aufgebaut. Vielleicht hast du Glück und das Buch schon in deinen Händen, bevor die Eingewöhnung startet, oder du liest es, wenn du mit Baby(bauch) auf dem Sofa liegst. Vielleicht geht eure Eingewöhnung aber auch schon morgen los oder hat bereits angefangen. Such dir einfach das Kapitel aus, das zu der Phase passt, in der du dich gerade befindest. Das Kapitel → »Die Vielfalt der Berglandschaft – Jedes Kind, jede Familie, jede Kita ist anders« enthält überwiegend theoretische Grundlagen über Eingewöhnung. Und am Ende jedes Kapitels findest du jeweils die Schlecht-Wetter-Lage mit Impulsen und Tipps für die Situationen, in denen bereits Probleme aufgetreten sind.

Am besten kannst du das Buch für dich nutzen, wenn du aktiv liest.

Du darfst gerne farbig markieren und unterstreichen und an den Rand kritzeln. Du kannst dir vor dem Lesen auch Stift und Papier oder ein schönes Notizbuch bereitlegen, deine Glühbirnen-Aha-Momente, wiederkehrende Gedankenfäden aus dem Kopf oder umherwirbelnde Gefühle aus dem Bauch herausschreiben. Denn wenn du schreibst, sortiert sich etwas in dir und du fühlst dich besser. Falls du lieber digital statt analog unterwegs bist, kannst du deine Notizen auch in eine App tippen. Ganz wie du willst. Alle Reflexionsfragen und -übungen sind mit Notizbuch und Stift gekennzeichnet.

Dir begegnet in diesem Ratgeber am Anfang jedes Kapitels die Metapher »Eingewöhnung ist wie eine Bergwanderung«. Sie ist der rote Faden, der dich durch das Buch und den Eingewöhnungsprozess begleiten soll. Und da das Wetter bei einer Bergwanderung eine entscheidende Rolle spielt, habe ich wichtige Impulse und Kriterien rund um Eingewöhnung für dich in Wetter-Symbole transferiert, die dir als Kompass dienen:

Sonne – Bedingungen, die eine Eingewöhnung fördern und diese bindungssicher, beziehungsstark und bedürfnisorientiert machen.

Wolke – Bedingungen, die eine Eingewöhnung trüben. Das heißt, sie können die Eingewöhnung ungünstig beeinflussen, machen sie aber nicht unmöglich.

Blitz – Bedingungen, die eine bindungssichere, beziehungsstarke und bedürfnisorientierte Eingewöhnung verhindern. Das sind Alarmsignale, die auf eine negative im schlechtesten Fall traumatische Erfahrung hinweisen.

Du findest im Buch immer wieder Kästen, die dir sagen, was du ganz konkret in problematischen Situationen oder auch präventiv tun kannst. Du erkennst sie an der Glühbirne .

Außerdem folgende Checklisten und Wettervorhersagen, die dir bei Schlüsselmomenten im Eingewöhnungsprozess den Weg weisen:

Checkliste: So wählst du eine passende Betreuungseinrichtung aus, siehe hier.»Dein Kind ist bereit fürs Loslassen«-Wettervorhersage, siehe hier.»Dein Kind weint«-Wettervorhersage, siehe hier.Checkliste: Anzeichen für eine abgeschlossene Eingewöhnung, siehe hier.

Bitte beachte: Dieses Buch blickt ganzheitlich auf den Eingewöhnungsprozess und die beteiligten Personen. Du findest deswegen auch verschiedene Zitate von Kindern , Eltern und pädagogischen Fachkräften in diesem Buch. Sie sind mit den entsprechenden Symbolen versehen. Diese Erfahrungsberichte stammen alle direkt aus meiner Arbeit der letzten Jahre.

Die enthaltenen Impulse richten sich hauptsächlich an Eltern vor oder während der Eingewöhnung ihres Kindes. Das Buch ist für diese besondere Situation und Perspektive von Eltern geschrieben. An der ein oder anderen Stelle wirst du vielleicht merken, dass sich eher Mütter angesprochen fühlen. Das liegt daran, dass sich in den letzten Jahren zu ungefähr 80 Prozent Frauen und fast 20 Prozent beide Eltern für meine Unterstützung bei der Eingewöhnung entschieden haben. Möglicherweise ist diese Mama-Sichtweise im Text spürbarer. Die gute Nachricht: Die Tendenz, dass beide Eltern gleichermaßen in den Eingewöhnungsprozess involviert sind, steigt, und auch Papas, die die Eingewöhnung allein begleiten, haben schon meine Hilfe in Anspruch genommen. Ich hoffe, dass dieses Buch auch dazu beitragen kann, dass sich Väter aktiv an der Care-Arbeit und für die Aufteilung der mentalen Last engagieren. Auch wenn es nicht an jeder Stelle explizit erwähnt ist und falls es sich so anfühlt, als wäre nur das Kernfamilie-Modell gemeint (Mutter-Vater-Kind), so ist es mir genauso wichtig, dass sich alle Eltern oder nahestehenden Bezugspersonen in vielfältigen Familienkonstellationen angesprochen fühlen. Familie ist bunt.

Du kannst das Buch auch als pädagogische Fachkraft lesen, wenn du zum Beispiel bald selbst als Elternteil in der Eingewöhnung mit deinem eigenen Kind bist und merkst, dass es sich ganz anders anfühlt, plötzlich auf der »anderen« Seite zu sein. Oder du liest das Buch, wenn du als pädagogische Fachkraft die Perspektive der Eltern besser verstehen willst. Bitte denk daran, dass du nicht (!) persönlich gemeint bist, auch wenn ich an einigen Stellen sehr kritisch gegenüber Kinderbetreuungseinrichtungen und -personen schreibe. Ich bin sicher, dass du im Rahmen der Herausforderungen, mit denen Fachkräfte aktuell in Kita & Co zu kämpfen haben, dein Bestes gibst. Wie du die Eingewöhnung als Fachkraft bestmöglich gestaltest oder wie du mit deinem Kita-Team das Eingewöhnungskonzept reflektieren und verändern kannst, das erarbeiten wir gern gemeinsam und individuell auf die Einrichtung bezogen in meiner Fortbildung.

Falls du als Eltern-Kind-Kursleiter*in oder Coach mit Familien arbeitest, kannst du das Buch selbstverständlich auch lesen. Ich bilde Berater*innen und Multiplikator*innen aus, so dass du Eltern pädagogisch-fundiert und empathisch-professionell bei der Eingewöhnung unterstützen kannst. Der Bedarf ist groß, komm in mein Team.

Dieses Buch unterstützt also vor allem dich als Mama oder Papa dabei, die Eingewöhnung so zu gestalten, dass du und dein Kind sicher am Ziel ankommen.

Was das Buch nicht kann: Probleme lösen, die auf der Meta-Ebene liegen. Es ist ein Praxis-Ratgeber mit dem Ziel, unter den gegebenen (nicht immer optimalen) Voraussetzungen, die bestmöglichen Wege aufzuzeigen, wie Eingewöhnung trotzdem gut gelingen kann und muss. Die schlechten Rahmenbedingungen dürfen keine Ausrede sein, mir geht es um eine klare Haltung! Eltern und pädagogische Fachkräfte können nicht warten, bis sich im Außen etwas ändert, wir nehmen das, was wir beeinflussen können selbst in die Hand. Und gemeinsam verändern und verbessern wir die Kita-Welt. Schritt für Schritt – genauso wie in der Eingewöhnung auch.

Ich wünsche dir einen

DIE VIELFALT DER BERGLANDSCHAFT – JEDES KIND, JEDE FAMILIE, JEDE KITA IST ANDERS!

Vom Auerberg und Brocken bis zur Zugspitze, es gibt so viele verschiedene Berge – jeder hat seine eigene besondere Form und Farbe, Höhe und Gestein, Pflanzen- und Tierwelt. Kein Berg gleicht dem anderen, und nur weil man einen Berg kennt und sicher im Wandern ist, heißt das nicht, dass es für den anderen Berg genauso funktioniert. Mit Kindern, Familien und Betreuungseinrichtungen ist das ganz genauso. Jedes Kind, jede Familie und jede Kita ist anders.

Wenn du überlegst, dein Kind außer von dir selbst beziehungsweise euch als Eltern betreuen zu lassen, dann gibt es viele Möglichkeiten, und du suchst aus: Welcher Berg passt zu meinem Kind und uns als Familie – was können und wollen wir uns als Ziel vornehmen? Muss ich überhaupt wandern oder kann ich einfach mit der Seilbahn hochfahren (= keine Eingewöhnung machen)? So eine Eingewöhnung ist kein Spaziergang, sondern eine richtige Bergwanderung mit einem Ziel, an dem du früher oder später ankommen willst, sonst brauchst du nicht losgehen. Vielleicht hast du schon etwas über Eingewöhnungen gehört, gelesen oder bereits selbst eine solche Bergwanderung mitgemacht.

In diesem Kapitel erfährst du, wie du einen geeigneten Gipfel findest, wie eine sichere (!) Bergwanderung abläuft und was du machen kannst, wenn die Wettervorhersage nicht so rosig aussieht.

Welche Betreuungsmöglichkeiten gibt es?

Betreuung ist bunt. So bunt wie das Familienleben auch. Deswegen soll Betreuung auch zum Familienleben passen. So einfach ist das. Und doch so schwer. Deine beste*n Freund*innen machen es so, deine Arbeitskolleg*innen machen es anders und deine (Schwieger)Mutter erzählt, wie es damals war, zieht die Augenbrauen hoch und wirft dir ein »Na, musst du ja selber wissen!« hin. Wildfremde Menschen auf der Straße fragen dein Kind: »Na, gehst du nicht auch bald in den Kindergarten?«, und das Internet kritisiert Mütter wahlweise mit: »Jetzt muss das Kind aber mal in die Kita, es braucht doch soziale Kontakte und muss auf die Schule vorbereitet werden«, oder »Wenn Mütter so schnell wieder arbeiten wollen, wieso haben sie überhaupt Kinder bekommen?« »Fremdbetreuung« unter drei Jahren ist sowieso schlecht, haben die denn nicht die Studien zu den Cortisolwerten von Krippenkindern gelesen? Gleichzeitig wandert dein Blick, je länger die Elternzeit dauert, entweder zum Kontostand und/oder zu deinen Energiereserven, die langsam aufgebraucht sind.

Care-Arbeit ist eine blöde Kuh! Nicht wegen der Kinder, sondern weil Fürsorge Arbeit ist. Richtige Arbeit. Und wenn man(n), oder eher frau, die hauptsächlich allein erledigen muss, ist sie ein breiter, warmer Kuhfladen mitten auf der »Kinder haben ist doch so schön«-Blümchenwiese. Wenn ein Mensch die Bedürfnisse von mindestens zwei Personen erfüllen soll (seine eigenen und die des Kindes, vielleicht noch eines Babys) plus die ganze mentale Last zwischen Haushalt, Partnerschaft, und allen anderen Baustellen trägt, verwechselt er vielleicht nicht nur die Namen der Kinder, sondern vergisst auch, wer er – also sie – selbst ist. Pausen? Selbstfürsorge? Me-time? Ist zwischen Wäschebergen, angebranntem Essen und Bauklötzen verloren gegangen.

»Man braucht ein ganzes Dorf, um Kinder großzuziehen« ist zwar eine schon etwas ausgeleierte Weisheit, aber die Botschaft stimmt. Zumindest für die meisten Eltern, die nicht alles so easy gewuppt kriegen, wie es auf Instagram manchmal scheint. Wir sind soziale Wesen, wir sind für das Leben in Gruppen gemacht, und das bedeutet, dass wir uns gegenseitig unterstützen. Alle, die Kinder haben, merken früher oder später, wie wichtig ein funktionierendes Netzwerk ist – entweder weil es da ist oder weil es fehlt.

Unsere heutigen Familienleben sind individuell und komplex zugleich, für ein unterstützendes Netzwerk gibt es viele Varianten. Manche Familien haben eine regelmäßige Haushaltshilfe und entlasten sich an dieser Stelle, um ihre Kinder längere Zeit zu Hause zu betreuen, ohne selbst auszubrennen. Andere können sich das gar nicht leisten. Einige Eltern arbeiten in bezahlter Arbeit (Beruf) und unbezahlter Arbeit (Familie) abwechselnd in Schichten und geben sich die Klinke in die Hand. Wieder andere leben (un)gewollt das klassische Rollenmodell: Er arbeitet im Beruf und schafft das Geld ran, sie ist bei den Kindern und kümmert sich um den Haushalt.

Wer, wann und wie lange die eigenen Kinder betreut oder aber außerfamiliäre Betreuung in Anspruch nimmt, ist also sehr individuell. Die Abbildung auf der nächsten Seite legt den Fokus auf verschiedene Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und zeigt im Uhrzeigersinn die Varianten von der familieninternen über die privat organisierten (nicht behördlich erlaubnispflichtigen) bis hin zu den professionellen, institutionellen Formen von Unterstützung. So hast du auch gleichzeitig einen guten Überblick für die Entscheidung, welche Betreuung zu deinem Kind, zu dir als Elternteil und zu euch als Familie passt.

Denke immer daran: Jedes Kind, jede Familie und jede Kita (bzw. Betreuungsform für Kinder) ist anders. Du kannst dir dein unterstützendes System so zusammenbauen, wie es für euch passt, und es darf sich auch über die Jahre ändern.

Die Kita als Dorf

Wenn du bald durch eine Betreuungseinrichtung läufst, stell dir doch einmal vor, du würdest durch ein Dorf schlendern, hier und da mal stehen bleiben und dem bunten Treiben zuschauen: Junge Menschen schieben (Puppen)Kinderwagen, trinken am Wasserbrunnen, buddeln und baggern in einer Baustelle, bauen Türme. Sie fahren mit bunten Autos oder Rollern, sitzen im Schatten unter Bäumen und genießen die Sonne oder einen Snack. Sie spielen Theater oder blättern in Büchern, während sie auf Sitzkissen lümmelnd lesen, sie lachen, tanzen oder singen. Sie begrüßen Menschen, begegnen und beziehen sich aufeinander, finden Freund*innen mit denen man Pferde stehlen kann.

Was für eine herzerwärmende Vorstellung, oder? Es gibt ein pädagogisches Konzept, Die Kita als weltoffenes Dorf, das darauf beruht, sich in die Kinder hineinzuversetzen, kontinuierliche Beziehungen zu ihnen aufzubauen und Kinder demokratisch am Zusammensein teilhaben zu lassen[2]. Die Kita wird ähnlich wie ein Dorf betrachtet, mit einem Marktplatz (z. B. Ort für Morgenkreis), kleinen Gassen (Kita-Flure), Theater (Rollenspielzimmer), Bauhof (Werkstatt, Bauzimmer), Atelier usw. Es gibt auch Quartiere für jedes Kind, also feste Bezugsgruppen und Bezugserzieher*innen, die den Kindern einen sicheren Ort und verlässliche Betreuungspersonen bieten. Viele Einrichtungen, die offen arbeiten, sind mit ihren verschiedenen Funktionsräumen auch so aufgebaut, wie im Entwicklungskonzept Kita als weltoffenes Dorf dargestellt, auch wenn sie einen anderen Namen dafür haben. Aber auch in Einrichtungen mit geschlossenen Kindergruppen kann so eine Dorfgemeinschaft entstehen.

Wenn die Kita ein Dorf für dein Kind sein kann, kann die Kita auch ein Dorf für dich und für euch als Eltern sein? Viele Eltern haben wenig bis keine familiäre Unterstützung, das so wichtige Bindungsnetz ist nicht unmöglich, aber nicht immer leicht zu knüpfen, wenn Oma und Opa Hunderte Kilometer weit weg oder befreundete Familien am anderen Ende der Stadt wohnen. Und die Nachbar*innen sind zwar nah, aber vielleicht nicht die Menschen, bei denen sich Eltern trauen nach Unterstützung zu fragen (was eh schon vielen schwerfällt).

Die Kita (oder eine andere Betreuungsmöglichkeit) kann ein Teil des Dorfes sein, das hilft, dein Kind mit dir gemeinsam großzuziehen.

Doch so schön das auch klingt: Skepsis, Sorgen und zum Teil auch Angst schwirren durch viele Elternköpfe. Zu Recht? Die Kita-Welt ist nicht wie im idyllisch dargestellten Bullerbü; ich war dort (also im schwedischen Bullerbyn), und ich habe berufsbedingt in den letzten zwanzig Jahren echt viele (gute und nicht so gute) Einrichtungen gesehen – und die Entwicklung der Kinderbetreuung insgesamt verfolgt.

»Kitas am Limit« ist der ins Herz treffende Slogan einer bundesweiten Protestbewegung von pädagogischen Fachkräften, Trägern und Landesfachverbänden, die weit über das Problem des Personalmangels hinaus die Betreuungsbedingungen verändern und verbessern wollen. Und das Problem des »mangelhaften Personals« (statt nur des Personalmangels), wie es Anke E. Ballmann messerscharf zusammenfasst, darf weder von Fachkräften noch von Eltern unterschätzt werden.

»Fremdbetreuung«

Dieser Begriff sollte zum Unwort des Jahres ernannt und aus dem Wortschatz gestrichen werden. Wusstest du, dass die Bezeichnung »Fremdbetreuung« der bis heute allgemein gebrauchte, aber gar nicht der korrekte Fachbegriff ist? Sagst du selbst (un)bewusst Fremdbetreuung oder sagst du Krippe, Kita, Kindergarten, Kindertagespflege?

Der Begriff »FREMDbetreuung« ist in den Fünfziger- bis Achtzigerjahren in der BRD als bewusst abwertende Bezeichnung für Kinderbetreuungseinrichtungen der ehemaligen DDR entstanden.[3] In Ostdeutschland, wo ich geboren und aufgewachsen bin, hieß es einfach »Krippe« und »Kindergarten«. Aber inzwischen höre ich von Eltern und selbst von pädagogischen Fachkräften deutschlandweit dieses unsägliche Wort, das im Subtext Rabenmutter-Vorwürfe, ein schlechtes Gewissen und arme, leidende Kinder im Gepäck hat. Nora Imlau schreibt dazu: »Die sprachliche Zusammenfassung aller familienexternen Menschen als ›Fremde‹ [wertet] die Kernfamilie als Gegenentwurf [zur außerfamiliären Betreuung] moralisch auf. Auf diese Weise schaffe es der Kampfbegriff, gleichzeitig die familienpolitische Maßnahme [des DDR] Systems als kalt und grausam dastehen zu lassen und die [BRD] eigene Förderung der Hausfrauenehe und des bürgerlichen Kleinfamilienidylls als die einzig kindgerechte, warmherzige Alternative zu präsentieren.«[4]

Wenn du an Fremdbetreuung denkst, wie fühlt sich das an?

(Diese Frage nach den Assoziationen zum Begriff stelle ich allen Eltern im Happy Kita Start Begleitprogramm, und die Aha-Momente sind aufschlussreich. Also schreib das wirklich mal für dich auf, bevor du weiterliest.)

Kindertagesstätten sind keine Fremdbetreuung! Sie sindfamilien-ergänzende Institutionen, die Eltern bei ihrer elterlichen Verantwortung unterstützen und zeitweilig ergänzen. Kinder werden nicht am ersten Tag an wildfremde Menschen überreicht und nach ein paar Stunden problemlos wieder abgeholt. Eine Eingewöhnung ist dafür da, aus den noch unbekannten Menschen vertraute Bindungspersonen zu machen, so dass Kinder in liebevolle Hände gegeben werden und Eltern, ohne sich mies zu fühlen, gehen können.

Kita & Co sind auch nicht zu verwechseln mitfamilien-ersetzenden Institutionen (wie z. B. Kinder- und Jugendheimen), die stellvertretend für die Eltern deren Verantwortung für die Kinder übernehmen.

Die drei Hauptaufgaben von Kindertageseinrichtungen

Kitas ersetzen nicht, sie entlasten Eltern und bieten Kindern zahlreiche Lern- und Lebenswelterfahrungen. Dabei übernehmen sie folgende Aufgaben:

Bildung (die Persönlichkeit des Kindes wird ganzheitlich gefördert und soziale Benachteiligung ausgeglichen)Erziehung (in der Kindergruppe wird soziales Lernen möglich, und Fachkräfte begleiten Kinder, die sich zu eigenständigen, urteilsfähigen Persönlichkeiten entwickeln)Betreuung (Kinder werden durch die Fachkräfte versorgt, gepflegt und beaufsichtigt).

»Kinderbewahranstalten«, »Spielschulen« und »Warteschulen« waren im frühen 19. Jahrhundert der geschichtliche Ursprung von Betreuungseinrichtungen. 1840 wurde von Friedrich Fröbel der erste Kindergarten gegründet – seitdem ging es nicht nur um Betreuung im Sinne von Aufsicht. Kinder sind auch heute (!) keine Pakete, die man morgens abliefert und nachmittags wieder abholt. Kinder brauchen Bindung und Beziehung, sie haben Bedürfnisse und Gefühle, sie sind vollwertige Menschen und wertvolle Mitglieder dieser Gesellschaft. Die Aspekte Erziehung und Bildung wurden im Laufe der Geschichte der Pädagogik als zentrale Aufgaben von Kindertagesstätten immer wichtiger. Kita ist ein Bildungsort!

Welche Bedeutung hat das pädagogische Konzept?

Es gibt viele verschiedene pädagogische Ansätze, die in den jeweiligen Konzeptionen festgeschrieben sind. Sie bilden das Leitbild für die Zusammenarbeit mit Kindern, Eltern und im Team. Auch Tagesmütter und -väter, die allein arbeiten, sollten ein pädagogisches Konzept haben. Einen ersten Eindruck bekommen Eltern auf den Webseiten von Kindertageseinrichtungen, sie sind oft der erste Kontakt bei der Suche nach einem geeigneten Betreuungsplatz. Wer mehr wissen will, muss und darf genauer nachlesen. »Wie viel Montessori ist in der Kita drin? Wie werden die pädagogischen Prinzipien in der Praxis umgesetzt?« Findest du nicht genügend frei zugängliche Infos, kannst du gezielt zum Beispiel bei der Kita-Leitung oder den Tageseltern nachfragen. Meist gibt es eine Kurzfassung des Konzepts für Eltern.

Die folgende Redewendung, die auf den römischen Schriftsteller und Politiker Cicero zurückgeht, trifft den Nagel auf den Kopf: Vieles, was geschrieben steht, wird nicht umgesetzt. Papier nimmt jedes Wort an, bewertet und kontrolliert aber nicht. Es kommt also bei all den überzeugend klingenden Worten auf die Umsetzung an. Entscheidend ist das Handeln jeder einzelnen pädagogischen Fachkraft. Selbst in »guten« Kitas kann die eine Gruppe bedürfnisorientiert wie im Bilderbuch laufen, während in der anderen Gruppe eine Fachkraft die Kinder anschreit, weil sie beim Morgenkreis nicht sitzen bleiben wollen.

Eine pädagogische Konzeption gibt den Fachkräften eine Leitplanke für ihre Arbeit, auf ihr basieren viele Entscheidungen, beispielsweise wie der Kita-Alltag mit den Kindern und innerhalb des Teams, aber auch wie die Zusammenarbeit mit Eltern ablaufen soll. Wie die Räume eingerichtet und wie viele Kinder in welcher Gruppe aufgenommen werden, ob eine feste Bezugsperson die Gruppe bis zum Schuleintritt begleitet oder ob alle Fachkräfte für alle Kinder verantwortlich sind.

Das kannst du tun, um dich mit dem Konzept eurer Einrichtung vertraut zu machen:

Informiere dich im Internet über die verschiedenen pädagogischen Handlungskonzepte, für die du dich interessierst. Damit bekommst du einen allgemeinen Überblick, du musst kein Pädagogik-Studium nachholen. Nutze gern auch Suchbegriffe wie z. B. »Waldorfpädagogik Kritik« oder »Montessori Kita Vor- und Nachteile«, um dir ein differenzierteres Bild zu verschaffen.Lies das Konzept der jeweiligen Einrichtung, die in der engeren Wahl ist oder bei der du einen Betreuungsplatz bekommen hast. Dadurch erfährst du, wie die Fachkräfte ihre Arbeit gestalten wollen und wozu sie sich selbst verpflichtet haben.Das Wichtigste aber ist: Lerne die Menschen kennen, die dein Kind betreuen werden. Sie sind der Schlüssel.

Was solltest du über Eingewöhnung unbedingt wissen?

Auf den folgenden Seiten möchte ich dir die Grundlagen vermitteln, die rund um Eingewöhnung wichtig sind, ganz unabhängig davon, welche Betreuungsentscheidung du für dein Kind und euch als Familie getroffen hast.

Eingewöhnung als Basis für die (Kita-)Zukunft deines Kindes

3,9 Millionen Kinder zwischen null und sechs Jahren wurden 2023 in deutschen Kindertagesstätten betreut. Betreuung außerhalb der Familie spielt demnach für sehr viele Kinder eine tragende Rolle in ihrer Biografie und bedarf deswegen gesamtgesellschaftlich gesteigerter Aufmerksamkeit. Hierbei geht es mir nicht nur um die Qualität und Quantität der Betreuung an sich, sondern vor allem um den Start in ebendiese. Eine bindungssichere, bedürfnisorientierte und beziehungsstarke Eingewöhnung ist eine Investition in die Zukunft. Sie wirkt sich nachhaltig auf alle Beteiligten aus (Kind, Eltern, Kindergruppe und pädagogische Fachkräfte) sowie auf das Klima in der Familie und in der Kita. Fachkräfte berichten in meinen Fortbildungen, dass sie die Unterschiede zwischen gut und nicht gut eingewöhnten Kindern spüren. Letztere zeigen stärkeres Bindungsverhalten, Stress-Signale oder weinen morgens auch noch lange nach der Eingewöhnung. Diese Grafik verdeutlicht diese Eindrücke:

Und was sagt die Wissenschaft? In der StimtS Studie der Universität Leipzig und ASH Berlin[5] wurde (neben Messungen der kindlichen Cortisolwerte, die kein alleiniges Kriterium sein können) das kindliche Wohlbefinden in Kinderbetreuungseinrichtungen mit Videoanalysen untersucht. Es gibt sieben Dimensionen, an denen erkennbar ist, wie gut es einem Kind in der Kita geht: 1. emotionaler Ausdruck, 2. emotionale Sicherheit, 3. soziale Teilhabe und Beteiligung, 4. Aktivierung von Bildungspotenzialen, 5. körperliche Zufriedenheit, 6. Handlungskontrolle/Selbstwirksamkeit sowie 7. Selbstkonzept/Selbstwertgefühl.

Dimensionen 1 bis 4 wurden wissenschaftlich untersucht und ergaben unter anderem folgende Ergebnisse: