Auf Kufen durch Schwedens Norden - Kune Mush - E-Book

Auf Kufen durch Schwedens Norden E-Book

Kune Mush

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Beschreibung

In Abisko im hohen Norden belädt Kune Mush seinen schweren Holzschlitten mit reichlich Hundefutter, Nahrungsmittel und der gesamten Winterausrüstung. Sechs kräftige Husky's übernehmen die Zieharbeit, zunächst über den Tjäktjapass, der höchsten Erhebung des nördlichen Kungsleden. Zwischen Kebnekaise und Sälka geht die Fahrt in Richtung Süden, dann am Teusajaure in einem großen Bogen durch völlig menschenleeres Gebiet bis nahe der norwegischen Grenze wieder nordwärts. In oft kräftezehrendem Tiefschnee sind nicht begehbare Seen und Flussläufe zu umgehen und hohe Übergänge stellen sich entgegen. Die prächtige Teamarbeit mit den Hunden führt letztlich zum Erfolg und einer erlebnisreichen Tour.

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Seitenzahl: 60

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Den treuen Gefährten unserer

gemeinsamen Schlittentouren

gewidmet

Inhaltsverzeichnis

Tag 1

Tag 2

Tag 3

Tag 4

Tag 5

Tag 6

Tag 7

Tag 8

Tag 9

Tag 10

Tag 11

Tag 12

Tag 13

Tag 14

Übernachtung bei der Anreise nach Abisko

Tag 1

Auf dem großen, leicht abfallenden Parkplatz befinden sich nur wenige Autos. Er liegt direkt hinter dem Bahnhof von Abisko. Ein endlos langer Güterzug rollt vorbei, bringt in Spezialwaggons seine Erzfracht vom schwedischen Kiruna in den eisfreien norwegischen Hafen von Narvik.

Zum Süden und auch Osten wird der Platz von einem dichten Waldsaum begrenzt. Wo finde ich den besten Durchlass? Unschlüssig sitze ich in meinem über 30 Jahre alten Volvo Caravan, mit mir meine sechs stämmigen Siberian Huskies, Hundefutter und Proviant für knapp drei Wochen, sowie die gesamte Winterausrüstung.

Auf dem Dach der schwere Holzschlitten mit den notwendigen Zugleinen, Ankern et cetera.

Eine schlanke, elegante Skiläuferin, ihre zwei folgsamen Alaskans mit Leinen am Gürtel befestigt, kommt soeben von ihrem Lauf zurück. Ich fahre zu ihr hin, steige aus und frage sie in meinem holperigen schwedisch nach einem möglichen Trail. Nach kurzem Zögern scheint sie zu erkennen, dass es mir wirklich um die Sache geht und gibt mir eine hilfreiche Auskunft. Am oberen Ende des Platzes führt ein Weg, für Scoter verboten, durch den Wald und mündet auch irgendwo am Kungsleden.

Nach einem Dankeschön fahre ich zu der bezeichneten Stelle, um mein umfangreiches Gepäck auf den Schlitten umzuladen. Damit ich niemanden behindere, parke ich nahe am Rand des Wegausganges, komme dort aber mit den rechten Rädern in einen weichen Schneebelag und versenke mein Auto in Schräglage.

Jetzt erst mal entladen, dann sehen wir weiter. Ich bringe ein Stake-Out, das ist eine lange Kette mit Ablegern, an denen die Hunde befestigt werden, im angrenzenden Wald an. Die Huskies freuen sich schon auf die kleine Freiheit in der Natur. Dann wird der Schlitten von einem Teil des Inhaltes befreit und vorsichtig über eine Leiste am Heck des Wagens von dem Dachständer gezogen, seitlich des Weges aufgestellt und gleich mit einem Panikhaken fest an einen Baum gebunden. Die beiden Schneeanker werden später installiert.

Zwischenzeitlich kommt die hilfreiche Dame, umgezogen und ohne Hunde zurück. Sie bietet mir ihre Hilfe an. Ich erzähle von meinem Missgeschick mit dem Auto. Vielleicht könne sie es mit ihrem Wagen rausziehen? Zuerst muss es aber völlig entladen werden und das dürfte mit Umladen noch eine gute Stunde dauern. Sie verspricht mir, dann wieder zur Stelle zu sein.

Bald darauf kommen vier Transporter mit etwa einem Dutzend Menschen, 28 Schlittenhunden und sieben Schlitten angefahren. Es ist Matse mit seinem Guide Markus, sechs Mushern und den Fahrern der Autos. Sie haben die Genehmigung, auch den oberen Teil des Kungsledens mit Touristen zu befahren.

Mein versenktes Auto am Wegrand gefällt ihnen überhaupt nicht. Viele Hände packen an, um es wegzuschieben. Erfolglos. Matse holt einen seiner Transporter mit Vierrad-Antrieb und bald steht mein altes Vehikel wieder auf einer festen Unterlage. Ich ziehe meine Hunde weiter in den Wald zurück und Markus sowie seine Begleiter mit je einem Gespann starten an uns vorbei.

Helen ist auch wieder eingetroffen. Wir haben uns vorgestellt und nennen uns jetzt beim Namen. Außerdem schlägt Helen vor, dass wir uns in deutsch unterhalten, für sie besser verständlich als mein lückenhaftes schwedisch.

Die Autohilfe entfällt, doch unterstützt mich die sympathische Sportlerin beim Beladen des Schlittens, später beim Einspannen der Hunde und gibt mir noch gute Ratschläge für die zu erwartende Strecke.

Anker einholen, Panikhaken lösen, Bremsen freigeben. Die Hunde ziehen den schweren Schlitten an und rennen rasch in einem Höllentempo davon. Lange genug haben sie auf diesen Moment gewartet. Wir rauschen noch an zwei oder drei Skiläufern vorbei, dann sind wir allein.

Westwärts sehe ich Scoterkreuze. Da mir nur der in dieser Art markierte Kungsleden bewusst ist, lenke ich die Hunde in diese Richtung. Meine Leader wollen nicht, wollen geradeaus weiter. Hätte ich sie doch nur gelassen! Sie folgten dem Hundegeruch der vorausfahrenden Gruppe, deren Guide ja den richtigen Weg kannte. So müssen sie sich aber meinem Willen beugen und den alten Holzkreuzen folgen.

Die Spuren werden spärlicher, Begegnungen bleiben aus. Mir dämmert, dass wir nicht auf dem richtigen Weg sind. Ein weiterer Umstand macht mir augenblicklich mehr Sorge. Der Schlitten zieht, vor allem bei Abfahrten stark nach links. Es braucht meine ganze Aufmerksamkeit und auch Kraft, um das schwere Gefährt in der Spur zu halten. Bei genauer Kontrolle sehe ich, dass die Aufhängung der Hauptleine ungleich angebracht ist. Kurz vor Abfahrt von zu Hause wurde noch eine Verstärkung der Zugseilbefestigung am Schlitten vorgenommen und ich habe keine Probefahrt durchgeführt. So rächen sich Versäumnisse.

Die Berge links und vor allem rechts des Trails werden mächtiger, unser Weg zieht sich jedoch meist eben dahin. Wie ich später feststelle, befinden wir uns im Tal des Gorsajävri. Im Westen, auf einer kleinen Anhöhe, sind Hütten zu sehen. Sie gehören zu den Karsavaggestugorna.

Wir überholen zwei schwerbepackte Schneeschuhläufer und sind dann auch gleich an der separat gelegenen Stugwardhütte.

Hans, der Stugward, ist überrascht über den Besuch und zeigt uns auch gleich die Unterkunft, eine schnuckelige, kleine Stuga mit zwei Räumen und insgesamt acht Betten.

Die beiden jungen Burschen auf den Schneeschuhen sind inzwischen auch eingetroffen. Wir beziehen gemeinsam einen Raum, machen Feuer, richten uns gemütlich ein. Zuvor bringe ich das Stake-Out direkt bei der Hütte an und sichere meine Hunde. Etwas später erhalten sie auch ihr wohlverdientes Futter.

Dann beginnt das Kochen. Zu dem gemeinsamen Menü mit Manuel aus Innichen und Clemens aus dem benachbarten Nordtirol, zwei jungen Medizinstudenten, kann ich doch einige Schmankerl aus meinem reichhaltigen Proviantvorrat beisteuern.

Der Schlittensack hat in jedem Fall das bessere Aufnahmevolumen gegenüber einem auf dem Rücken zu schleppenden Rucksack.

Unsere Hütte und die Stugwardbehausung liegen in völliger Einsamkeit, außer unseren Kerzen gibt es keine Lichtquellen.

Doch plötzlich spielt sich am Himmel ein Spektakel ab. Streifen, Bahnen, Flächen in verschiedenen, meist wunderschönen Färbungen geben in laufenden Momenten ein wallendes, immer neues Spektrum auf der überschaubaren Himmelsfläche. Es ist hinreißend, losgelöst aus aller Erdenschwere.

Auf diese komme ich aber sehr schnell zurück, denn meine Hunde haben das eine Ende der Stake-Out-Kette aus ihrer Verankerung gerissen und nutzen stürmisch den gewonnenen Freiraum.

Noch besser befestigen, was ja in einem baumlosen Gelände nicht ganz einfach ist.

Das eindrucksvolle Nordlicht hat Manuel mit seiner sehr guten Kamera eingefangen und mir die Bilder zugesagt.

Diese sind leider nie eingetroffen, ich hätte sie gern hier gezeigt.

von links: Franzl – Flori – Gillian – Carline – Spock – Eagle

Tag 2

Nach einem erholsamen Schlaf plagt mich schon sehr früh die Sorge um meinen Schlitten. In dem jetzigen Zustand ist er mit seiner Beladung kaum steuerbar, in schwierigem Berggelände sogar eine Gefahr für Hunde und Musher. Ich muss die Aufhängung wieder in die frühere Vorrichtung zurückbringen. Das von mir mitgeführte Werkzeug und meine körpereigenen Kräfte reichen hierzu nicht aus.

Den Anwesenden erzähle ich meinen Kummer. Der Stugward findet die notwendige starke Zange und die beiden kräftigen Studenten verrichten das übrige. Wie sich bald zeigen wird, läuft der Schlitten jetzt wieder einwandfrei.