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Was wußten Hauptmann Peter Brückner und das Kriminalistenteam von ihrem Mitarbeiter Karl Höllriegel? Nicht mehr, als daß er ein außerordentlich fähiger Kriminalist war, eine Frau und zwei reizende Kinder hatte. Sie wußten nichts von dieser Ehe und seiner Frau. Überraschende Tatsachen erfuhren sie spät, zu spät, denn Unterleutnant Höllriegel ist tot. Auf grausige Art ermordet. Eine Familientragödie? Mordmotiv Eifersucht? Daß der Liebhaber ein nur lückenhaftes Alibi vorweisen kann, ist in der Tat verdächtig. Aber wird heutzutage noch aus Eifersucht gemordet, müssen es vielmehr nicht äußerst ungewöhnliche Umstände gewesen sein, die zu diesem Verbrechen geführt haben? Welche Fälle hatte der Ermordete in letzter Zeit zu klären? Vielleicht ist hier ein Anhaltspunkt gegeben? Im Verlauf der Untersuchung geht es in turbulenten Szenen hart auf hart - Hauptmann Brückner und seine Kriminalisten aber sind auf der richtigen Spur.
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Seitenzahl: 412
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Impressum
eISBN 978-3-360-50129-5
© 2015 (1972) Verlag Das Neue Berlin, Berlin
Cover: Verlag
Die Bücher des Verlags Das Neue Berlin erscheinen in der Eulenspiegel Verlagsgruppe.
www.eulenspiegel-verlagsgruppe.de
Die Handlung und ausnahmslos alle Personen dieses Romans sind frei erfunden
Fritz Erpenbeck
Aus dem Hinterhalt
Das Neue Berlin
Peter Brückner erzählt
1
Unser Chef, Oberstleutnant Trewes, wußte, welch nachhaltigen Schock sein neuer Auftrag bei uns auslösen würde. Er sprach betont sachlich und ruhig. Doch wer ihn kannte wie wir, vernahm das verhaltene Vibrieren seiner Stimme, fühlte die angestrengte Selbstbeherrschung hinterseinen leisen Worten und sparsamen Gesten.
Leutnant Lorenz, unser junger lebensfroher Mitarbeiter, saß blaß, mit geweiteten Augen da; der korrekte, stets auf Haltung bedachte Oberleutnant Becker hockte verkrampft vornübergeneigt neben mir, sein Mund war ein schmaler harter Strich, selbst seine gewohnte Reaktion auf starke Eindrücke, das Kratzen in seiner sandblonden Haarbürste, blieb aus; auch mir war zumute, als hätte ich soeben einen Keulenschlag erhalten. Karl Höllriegel, vor einem Monat zum Unterleutnant befördert, der in unserer Kommission bei der Aufklärung des Falls Rennbahn so tatkräftig und klug mitgearbeitet hatte, war ermordet worden! Es war unfaßbar. Einen der Unseren, einen Genossen, den wir liebgewonnen hatten, einen bescheidenen, fleißigen Menschen, Vater von zwei Kindern, hatte jemand erstochen. Wer?
Schweigend verließen wir den Dienstraum unseres Chefs, des Leiters der Abteilung K. Wir mußten uns erst fassen. Morde an Mitarbeitern des Staatsapparats gehören eigentlich nicht in die Kompetenz der Kriminalpolizei, aber offenbar war man hier, weil wir Karl Höllriegel persönlich gut kannten, von der Regel abgewichen, und sicherlich sprangen die Gedanken meiner beiden Mitarbeiter ebenso fieberhaft hin und her wie meine, als wir ins Erdgeschoß hinabfuhren.
Im Hof wartete schon der Dienstwagen. Dr. Vollmer saß im Fond und stopfte seine Shagpfeife. Er hatte noch keine Ahnung, worum es ging. Erst als der Wagen aus dem Hof auf die Straße rollte und Lorenz ihm den Namen des Ermordeten nannte, starrte er ihn so betroffen über seine Brille hinweg an, als zweifle er, richtig gehört zu haben; mit einem unwillkürlichen Schmerzlaut ließ er das Streichholz fallen, das ihm die Fingerspitzen versengt hatte. Dann schüttelte er wie geistesabwesend den Kopf, sagte ein paarmal ganz sinnlos »So, so« und schwieg. Seine Pfeife anzuzünden, vergaß er.
2
Mordtaten gehören bei uns zu den seltener werdenden Verbrechen. Die rückläufige Statistik beweist das nur ungenügend. Auf vorsätzlichen Mord, sorgsam geplant und raffiniert durchgeführt, stoßen wir Kriminalisten kaum noch. In den meisten Fällen handelt es sich um Körperverletzung mit tödlichem Ausgang oder um Totschlag, begangen in Trunkenheit oder Jähzorn, und selbst bei Mordtaten, die juristisch als solche zu qualifizieren sind, ist der Tatbestand fast immer so unkompliziert wie das Motiv: hemmungslose Eifersucht, Roheit entmenschter Eltern, gewaltsame Auslösung jahrelang aufgespeicherten Hasses, bedenkenlose Geldgier verwahrloster oder mißleiteter Jugendlicher. Die Aufklärung erfolgt, da die Bevölkerung hilft, meist sehr schnell, manchmal noch am gleichen Tage.
Je mehr unsere gesellschaftlichen Verhältnisse gesunden, um so seltener werden auch Mordtaten von Psychopathen. Erpresser werden kaum noch ermordet, sondern angezeigt, weil man uns, der Volkspolizei – ich stelle das mit einigem Stolz fest –, zunehmend vertraut. Wir kennen weder Callgirls noch Luxusprostitution; unsere Sittenpolizei, in manchen kapitalistischen Ländern das zahlenmäßig stärkste Dezernat der Abteilung K, ist bei uns auf ein relativ kleines Häuflein von Kollegen und Kolleginnen zusammengeschrumpft, die wir scherzhaft »Sozialseelsorger« nennen. Die Abteilung Geld- und Banknotenfälschung existiert nicht mehr, sie ist arbeitslos geworden; ein längst pensionierter Kollege, international bekannter Spezialist, könnte gegebenenfalls um Rat gefragt werden. Geringfügige Ansätze von Rauschgifthandel, eine der größten Sorgen unserer westlichen Kollegen, sind mit der Schließung unserer Staatsgrenze von selbst verkümmert. Waffenschiebungen und Mädchenhandel, was im Westen zwangsläufig zu vielen Morden führt, hat es bei uns nie gegeben. Vor allem aber sind bei uns die Wurzeln, aus denen früher und in kapitalistischen Ländern heute noch organisierte und schwierig aufzudeckende Gewaltverbrechen, nicht zuletzt die sogenannten perfekten Morde, sproßten und sprießen, abgehackt und verdorrt, nämlich die Machtkämpfe der monopolkapitalistischen Konzerne und der von ihnen beherrschten politische Gruppierungen, damit eng verbunden die Korruption des gesamten öffentlichen Lebens, von der selbstverständlich Justiz und Polizei nicht ausgenommen sind.
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