Ausgewählte Dramen - Henrik Ibsen - E-Book

Ausgewählte Dramen E-Book

Henrik Ibsen

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Beschreibung

Dieser Sammelband bietet eine Auswahl der schönsten Ibsen-Dramen. Inhalt: Die Kronprätendenten Die Stützen der Gesellschaft Die Wildente Ein Volksfeind Frau Inger auf Oestrot Gespenster Hedda Gabler John Gabriel Borkman Der Bund der Jugend Die Helden auf Helgeland u.a.

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Seitenzahl: 1974

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Ausgewählte Dramen

Henrik Ibsen

Inhalt:

Henrik Ibsen – Biografie und Bibliografie

Die Kronprätendenten

Personen

Erster Akt

Zweiter Akt

Dritter Akt

Vierter Akt

Fünfter Akt

Die Stützen der Gesellschaft

Personen

Erster Akt

Zweiter Akt

Dritter Akt

Vierter Akt

Die Wildente

Personen

Erster Akt

Zweiter Akt

Dritter Akt

Vierter Akt

Fünfter Akt

Ein Volksfeind

Personen

Erster Akt

Zweiter Akt

Dritter Akt

Vierter Akt

Fünfter Akt

Frau Inger auf Oestrot

Personen

Erster Akt

Zweiter Akt

Dritter Akt

Vierter Akt

Fünfter Akt

Gespenster

Personen:

Erster Aufzug.

Zweiter Aufzug.

Dritter Aufzug.

Hedda Gabler

Personen

Erster Akt

Zweiter Akt

Dritter Akt

Vierter Akt

John Gabriel Borkman

Personen

Erster Akt

Zweiter Akt

Dritter Akt

Vierter Akt

Der Bund der Jugend

Personen

Erster Akt

Zweiter Akt

Dritter Akt

Vierter Akt

Fünfter Akt

Die Helden auf Helgeland

Personen

Erster Akt

Zweiter Akt

Dritter Akt

Vierter Akt

Klein Eyolf

Personen

Erster Akt

Zweiter Akt

Dritter Akt

Komödie der Liebe

Personen

Erster Akt

Zweiter Akt

Dritter Akt

Nora

Personen.

Erster Akt.

Zweiter Akt.

Dritter Akt.

Rosmersholm

Personen

Erster Akt

Zweiter Akt

Dritter Akt

Vierter Akt

Wenn wir Toten erwachen

Personen

Erster Akt

Zweiter Akt

Dritter Akt

Dramen, H. Ibsen

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849626198

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Henrik Ibsen – Biografie und Bibliografie

Henrik Ibsen, der größte Dramatiker Norwegens und einer der gewaltigsten Geister der neuern Zeit, geb. 20. März 1828 zu Skien in Norwegen, war der älteste Sohn eines erst wohlhabenden Kaufmanns dänischer Abstammung. Nach dem Konkurs seines Vaters verfloß seine früheste Jugend in beschränkten Verhältnissen. In Skien erhielt er eine notdürftige Schulbildung und kam, 15 Jahre alt, als Apothekerlehrling nach Grimstad. Hier entstanden seine ersten dichterischen Versuche, Spottverse, die den Schrecken der Stadtbewohner bildeten, mondscheintrunkene Lyrik, die von den Damen des Ortes fleißig gelesen und gesammelt wurde, und vor allem der »Catilina« (1850, neue Ausg. 1875), ein Drama, in dem sich der Sturm der Zeit und der brausenden Jugendkraft des Dichters entlädt. 1850 siedelte I. nach Christiania über, ging in Heltbergs »Presse« und bestand bereits nach fünf Monaten das medizinische Vorexamen. Dabei fand er Zeit, das kleine, unselbständige Drama »Das Hünengrab« (»Kjœmpehøien«) zu schreiben. Außerdem gab er damals zusammen mit Botten-Hansen und Vinje ein politisch-satirisches Wochenblatt (»Manden«, gewöhnlich »Audhrimer« genannt) heraus, das indessen schon nach neun Monaten wieder einging. Aber man war auf den jungen I. aufmerksam geworden: im November 1851 berief ihn Ole Bull an das norwegische Nationaltheater in Bergen, wo er nun bis 1857 als Regisseur und Theaterdichter wirkte. Alljährlich zum 2. Januar, dem Gründungstag des Hauses, lieferte er ein Stück, und entrichtete in diesen Werken der nationalen Romantik seinen Tribut. Es entstanden: »Die Johannisnacht« (1853; ungedruckt), »Die Herrin von Östrot« (»Fru Inger ti! Östraat«, 1854; gedruckt 1857, neue Ausg. 1874), »Das Fest auf Solhaug« (»Gildet paa Solhaug«, 1855) und »Olaf Liljekrans« (1856; erstmalig gedruckt in Ibsens »Sämtlichen Werken«, Bd. 2, Berl. 1898). Im I. 1857 siedelte I. als artistischer Direktor an das Norwegische Theater in Christiania über, im folgenden Jahr vermählte er sich mit Susanna Daae Thoresen aus Bergen. Sein Aufenthalt in Christiania dauerte bis 1864, und es entstanden in dieser Zeit: »Die Helden auf Helgoland « (»Nordische Heerfahrt«, »Hærmændene paa Helgeland«, 1858), unter dem Eindruck der isländischen Familiengeschichten, besonders der »Völsungasaga«, bei aller Gewalt der darin ausgedrückten Stimmungen ein Meisterwerk klarer dramatischer Technik; »Die Komödie der Liebe« (»Kjælighedens Komedie«, 1862), eine scharfe Satire gegen die landesüblichen Auffassungen von Ehe und Liebe, das einen Sturm der Entrüstung entfesselte-die Spießbürger fühlten sich in ihren heiligsten Gefühlen verletzt- und »Die Kronprätendenten« (»Kongsæmnerne«, eigentlich: »das Holz, aus dem Könige geschnitzt werden«, 1863), Ibsens erste große Dichtertat, durch die er verkündet, »daß stets der. Königsgedanke' einer neuen Zeit siegt, und daß da keine Hoffnung ist für die, die nur das Vergangene, schon Dagewesene wiederholen können« (Woerner, »Henrik I.«). Gekränkt durch den Unverstand des Publikums und der Kritik und aufs höchste erbittert über das Verhalten Norwegens in dem dänisch-preußischen Konflikt, verließ I. im April 1864 Christiania und reiste über Berlin nach Rom. Er wurde heimatfrei. Die Weltgeschichte berührte ihn. Die Keime zu einem Drama über das untergehende römische Kaiserreich fallen in seine Brust. Zunächst aber befreit er sich von den Lebenseindrücken, die er aus Skandinavien mitbrachte, durch zwei gewaltige, im höchsten Sinne kritische Versdramen: »Brand« (1866) und dessen Gegenstück »Peer Gynt« (1867). In beiden Werken werden die Gebresten des norwegischen Volkes gegeißelt, nur wird, wie Brandes sagt, im »Brand« norwegische Schlaffheit wenigstens[729] von einer norwegischen Idealgestalt abgeurteilt, während im »Peer Gynt« der Held als der typische Vertreter norwegischer Willensschwäche und Phantasterei angelegt und gestaltet ist. Auch ein unausgesprochener Protest gegen die Idealisierung norwegischer Bauerngestalten, wie sie um diese Zeit Björnson vornahm, läßt sich in beiden Dichtungen nicht verkennen. 1868 verließ I. Rom und ging nach Dresden, wo er zunächst das Lustspiel »Der Bund der Jugend« (»DeUnges Forbund«, gedruckt 1869), in mancher Beziehung ein Hinweis auf die Gesellschaftskritik seiner spätern Werke, ausführte. Erst unter dem Einfluß der großen Zeit, die das Deutsche Reich entstehen sah, konnte er das welthistorische Schauspiel in zwei Teilen, »Kaiser und Galiläer« (»Keiser og Galilæer«) im Frühling 1873 abschließen; es schildert den Kampf der Antike mit dem Christentum, den Untergang Julians des Apostaten, und ist »das Fundament dessen, was I später geschaffen hat, wodurch er eigentlich erst er selbst geworden ist« (Schlenther), ein historisches Schauspiel, das vieles von dem Ideengehalt seiner Gegenwartswerke einschließt, deutet und ergänzt. Erst jetzt läßt I. die Scholle tief unter sich. Er wird trotz des Heimatsduftes, den seine Werke nie abstreifen, und ohne den sie in ihren letzten Gründen unverständlich bleiben, der Bahnbrecher einer neuen dramatischen Kunst, einer neuen Zeit. Der Dichter schlug sein Hauptquartier seit 1875 abwechselnd in München und in Rom auf, besuchte aber auch Skandinavien, wo man ihn wie einen Triumphator empfing. Seit 1892 wohnt er in Christiania. Es erschienen: »Die Stützen der Gesellschaft« (»Samfundets Stotter«, 1877), »Ein Puppenheim« (»Et Dukkehjem«, 1879), »Gespenster« (»Gjengangere«, 1881), »Ein Volksfeind« (»En Folkefiende«, 1882), »Die Wildente« (»Vildanden«, 1884), »Rosmersholm« (1886), »Die Frau vom Meer« (»Fruen fra Havet«, 1888), »Hedda Gabler« (1890), »Baumeister Solneß« (»Bygmester Solness«, 1892), »Klein Eyolf« (»Lille Eyolf«, 1894), »John Gabriel Borkmann« (1896) und der dramatische Epilog »Wenn wir Toten erwachen« (»Når vi Døde vågner«, 1899). Gemeinsam ist diesen Werken, daß sie soziale und menschliche Verhältnisse der Gegenwart behandeln. Problem- oder gar Tendenzdichtungen sind sie nicht. Der Ausgangspunkt liegt immer in der Anschauung menschlicher Charaktere, bedeutender Geschicke. Aber die Liebe und der Haß, die den Dichter erfüllen, veranlassen Auseinandersetzungen, die Kritik alter Anschauungen, die Prägung neuer Werte. Die Grundstimmung ist ein großartiger Optimismus, ein unerschütterlicher Glaube an »das dritte Reich«, in dem »der Geist der Wahrheit und der Geist der Freiheit« herrschen werden. Als Techniker des Dramas greift I. auf die Tradition der Griechen zurück. Er gibt fünfte Akte, in denen sich mit unvergleichlicher Folgerichtigkeit lange Lebensschicksale entschleiern und lösen. Zu erwähnen sind noch Ibsens »Gedichte« (zuerst 1871, dann in vermehrter Auflage 1875). Ibsens »Sämtliche Werke« erschienen in einer kritischen deutschen Ausgabe mit guten Einleitungen von Brandes und Schlenther (Berl. 1898–1903, 9 Bde.), dazu als Bd. 10 eine Auswahl aus Ibsens Briefen, hrsg. von I. Elias und H. Koht (das. 1904). Vgl. G. Brandes, Björnson und I. (Kopenh. 1881) und Henrik I. (das. 1898); H. Jäger, Henrik I. 1828–1888 (1888; deutsch von Zschalig, 2. Aufl., Dresd. 1898); R. Woerner, Henrik I. (Münch. 1900, Bd. 1); Lothar, Henrik I. (2. Aufl., Leipz. 1902); E. Reich, H. Ibsens Dramen. 20 Vorlesungen, gehalten an der Universität Wien (4. Aufl., Dresd. 1902); B. Litzmann, Ibsens Dramen (Hamb. 1901.

Die Kronprätendenten

Personen

Håkon Håkonssen, von den Birkebeinern zum König gewählt Inga von Vartejg, seine Mutter Jarl Skule Ragnhild, seine Gattin Sigrid, seine Schwester Margrete, seine Tochter Guthorm Ingesson Sigurd Ribbung – Nikolas Arnesson, Bischof von Oslo Dagfinn der Bauer, Håkons Staller Ivar Bodde, sein Hofkaplan Vegard Väradal, einer seiner Höflinge Gregorius Jonsson, Lehnsmann Paul Flida, Lehnsmann Ingebjörg, Gemahlin Andres Skjaldarbands Peter, ihr Sohn, ein junger Priester Sira Viljam, Hauskaplan des Bischofs Nikolas Meister Sigard aus Brabant, ein Arzt Jatgjer der Skalde, ein Isländer Bård Bratte, ein Häuptling aus dem Trondhjemschen

Der Christkirchhof in Bergen. Im Hintergrund die Kirche, deren Hochportal den Zuschauern zugewandt ist. Links im Vordergrunde stehen Håkon Håkonsson, Dagfinn, Vegard Väradal, Ivar Bodde mit mehreren Lehnsmännern und Häuptlingen. Ihnen gegenüber Jarl Skule, Gregorius Jonsson, Paul Flida und andere Anhänger des Jarls. Weiter zurück auf derselben Seite erblickt man Sigurd Ribbung mit seinem Gefolge, und in mäßiger Entfernung von ihm Guthorm Ingesson mit verschiedenen Häuptlingen. Die Zugänge zur Kirche sind mit Wachen besetzt; die Volksmenge erfüllt den ganzen Kirchhof; viele sitzen hoch in den Bäumen und auf der Kirchenmauer; mit höchster Spannung scheinen alle auf etwas zu warten, das sich ereignen soll. Von allen Kirchtürmen fern und nah läuten die Glocken.

Jarl Skule mit gedämpfter Stimme und ungeduldig zu Gregorius Jonsson. Auf was harren sie drinnen so lange?

Gregorius Jonsson. Still! Jetzt beginnt der Gesang.

Aus dem Innern der geschlossenen Kirche erschallt mit Posaunenbegleitung:

Chor der Mönche und Nonnen. Domine coeli usw. usw.

Während des Gesanges wird die Kirchentür von innen geöffnet; in der Vorhalle gewahrt man den Bischof Nikolas, umgeben von Priestern und Klosterbrüdern.

Bischof Nikolas tritt in die Tür und verkündet mit erhobenem Stabe. Nun besteht Inga von Vartejg die Eisenprobe für Håkons Thronrecht.

Die Kirche wird wieder geschlossen; der Gesang drinnen dauert fort.

Gregorius Jonsson leise zum Jarl. Ruf den heiligen König Olaf an für das, was Rechtens ist.

Jarl Skule hastig und abwehrend. Jetzt nicht. Besser, ihn nicht an mich zu mahnen!

Ivar Bodde ergreift Håkons Arm. Bete Zu Gott Deinem Herrn, Håkon Håkonsson.

Håkon. Tut nicht not – ich bin seiner gewiß.

Der Gesang aus der Kirche erschallt stärker; alle entblößen das Haupt, viele fallen auf die Knie und beten.

Gregorius Jonsson zum Jarl. Dies ist eine große Stunde für Dich und viele.

Jarl Skule blickt voll Spannung nach der Kirche. Eine große Stunde für Norwegen.

Paul Flida dicht neben dem Jarl. Jetzt hält sie das Eisen.

Dagfinn drüben bei Håkon. Sie schreiten den Kirchenflur hinab.

Ivar Bodde. Christus schirme Deine reinen Hände, Inga, Du Königsmutter!

Håkon. Diese Stunde will ich ihr gewißlich mein Lebelang lohnen.

Jarl Skule, der mit Spannung gelauscht hat, ruft plötzlich. Schrie sie auf? Ließ sie das Eisen fallen?

Paul Flida geht auf die Kirche zu. Ich weiß nicht, was es war.

Gregorius Jonsson. Die Weiber weinen laut in der Vorhalle.

Der Chor in der Kirche fällt jubelnd ein. Gloria in excelsis deo!

Das Portal springt auf; Inga tritt heraus, begleitet von Nonnen, Priestern und Mönchen.

Inga auf der Kirchentreppe. Gott hat gerichtet! Seht diese Hände – mit ihnen trug ich das Eisen!

Stimmen aus der Menge. Sie sind rein und weiß, wie zuvor!

Andere Stimmen. Ja, schöner noch!

Die ganze Volksmenge. Er ist gewißlich Håkon Sverressons Sohn!

Håkon seine Mutter umarmend. Hab Dank, Dank, Du Gesegnete des Herrn!

Bischof Nikolas im Vorbeigehen zum Jarl: Unklug war's, die Eisenprobe zu befürworten.

Jarl Skule. Nein, Herr Bischof, in dieser Sache mußte Gott sprechen.

Håkon hält tiefbewegt Ingas Hand fest. Nun ist es also vollbracht, das, wogegen alles in meiner Seele geschrieen – das, worunter mein Herz sich gewunden und gekrümmt hat –

Dagfinn zur Volksmenge. Ja, seht dieses Weib an, und besinnt Euch, alle die Ihr hier seid! Wer hat an ihrem Worte gezweifelt, ehe es einzelnen gelegen kam, daß Zweifel entstände?

Paul Flida. Der Zweifel raunte in jeder Hütte von der Stunde an, da Håkon, der Thronerbe, als Kind in Königs Inges Haus getragen ward.

Gregorius Jonsson. Und letzten Winter wuchs der Zweifel zu einem Schrei an und ging laut durchs Land, gen Norden und Süden, – das kann jedermann, denk' ich, bezeugen.

Håkon. Am besten kann ich selbst es bezeugen. Drum hab' ich auch dem Rate so vieler treuer Freunde nachgegeben und mich so tief gebeugt, wie kein andrer zum König erwählter Mann seit langen Zeiten es getan hat. Mit der Eisenprobe hab' ich meine Geburt, hab' ich mein Recht bewiesen, als Håkon Sverressons Sohn Land und Reich in Erbe zu nehmen. Nicht will ich hier genauer forschen, wer den Zweifel genährt und ihm eine so laute Stimme geliehen hat, wie die Freunde des Jarls sagen; aber das weiß ich, daß ich bitterlich darunter gelitten habe. Schon als Kind bin ich zum König gewählt worden, aber geringe Königsehre ward mir erwiesen, selbst da, wo ich es meines Bedünkens am sichersten hätte erwarten dürfen. Ich will nur an den letzten Palmsonntag in Nidaros erinnern, da ich zum Altar schritt, um dem Herrn zu opfern, und der Erzbischof sich umwandte und tat, als ob er mich nicht sähe, um mich nicht grüßen zu müssen, wie's Könige zu grüßen Brauch ist. Solches hätt' ich leicht zu tragen gewußt; doch offener Krieg drohte im Lande auszubrechen, und den mußte ich verhindern.

Dagfinn. Gut mag es für Könige sein, weisen Ratschlägen zu lauschen; aber wäre mein Rat in dieser Sache gehört worden, so wäre nicht mit glühendem Eisen, sondern mit kaltem Stahle Håkon Håkonsson sein Recht wider seine Gegner verschafft worden.

Håkon. Beherrsche Dich, Dagfinn; das ziemt dem Manne, der als der Erste im Reich regieren soll.

Jarl Skule mit einem leichten Lächeln. Des Königs Feind nennt man so gern jeden, der dem Willen des Königs zuwider ist. Ich meine nun, der ist dem König der ärgste, der ihm davon abrät, sein Recht auf den Königsnamen zu erhärten.

Håkon. Wer weiß! Wär' es mein Recht allein, um was es sich hier handelte, dann vielleicht hätt' ich es nicht so teuer erkauft; aber wir müssen den Blick höher richten; hier gilt es Beruf und Pflicht. Ich fühle das tief und warm in mir, und ohn' Erbleichen darf ich sagen: ich allein bin der Mann, der das Land in diesen Zeiten zum Besten vorwärts zu steuern vermag; – königliche Geburt bringt königliche Pflichten mit –

Jarl Skule. Es gibt hier mehr Leute, die sich ein so günstiges Zeugnis ausstellen.

Sigurd Ribbung. Ich tu's, und aus ebenso gutem Grunde. Mein Großvater war König Magnus Erlingsson –

Håkon. Ja, wenn Dein Vater, Erling Stejnvaeg, der Sohn des Königs Magnus war; aber die meisten leugnen das, und noch hat keiner in dieser Sache die Eisenprobe bestanden.

Sigurd Ribbung. Die Ribbunger nahmen mich zum König und taten das aus freien Stücken, indessen Dagfinn und andere Birkebeiner Dir einen Königsnamen ertrotzten.

Håkon. Ja, so arg hattet Ihr mit Norwegen geschaltet, daß Sverres Sproß sein Recht sich ertrotzen mußte.

Guthorm Ingesson. Sverres Sproß bin ich so gut wie Du –

Dagfinn. Aber nicht in gerader Linie von Sohn zu Sohn.

Bischof Nikolas. Es ist ein weibliches Zwischenglied da, Guthorm.

Guthorm Ingesson. Und doch weiß ich, daß Inge Bårdsson, mein Vater, auf gesetzliche Art zum König über Norwegen gemacht wurde.

Håkon. Weil da niemand wußte, daß Sverres Enkel am Leben war. Seit dem Tage, da dies ruchbar wurde, regierte er das Reich als Vormund für mich, – nicht anders.

Jarl Skule. Das läßt sich nicht mit Sicherheit behaupten; Inge war sein Lebtag König mit aller gesetzlichen Macht und ohne Vorbehalt. Daß Guthorm geringes Anrecht besitzt, kann schon wahr sein – denn er ist von unechter Geburt. Allein ich bin König Inges rechtmäßiger Bruder, und das Gesetz ist für mich, wenn ich nach ihm sein volles Erbe fordere und in Besitz nehme.

Dagfinn. Ei, Herr Jarl, sein volles Erbe habt Ihr gewißlich an Euch genommen, und nicht allein das Hausvermögen Eures Vaters, sondern alles, was Håkon Sverresson an Gütern hinterließ.

Bischof Nikolas. Nicht alles, guter Dagfinn. Der Wahrheit die Ehre! – König Håkon behielt einen Brustschmuck und den Goldreif, den er um den Arm trägt.

Håkon. Sei dem, wie ihm wolle; mit Gottes Hilfe werde ich neues Gut gewinnen. Und nun, Ihr Lehnsleute und Richtersleute, Ihr Kirchenbrüder und Häuptlinge und Gefolgschaften, jetzt ist es an der Zeit, die Reichsversammlung festzusetzen, die beschlossen ist. Mit gebundenen Händen hab' ich gesessen bis zum heutigen Tage; ich meine, kein Mann wird mir's verdenken, daß ich mich sehne, sie gelöst zu sehen.

Jarl Skule. Es geht mehr Leuten wie Euch, Håkon Håkonsson.

Håkon wird aufmerksam. Herr Jarl, was meint Ihr?

Jarl Skule. Ich meine, daß wir Thronforderer alle denselben Grund zur Sehnsucht haben. Alle waren wir gleich straff gebunden; denn keiner von uns wußte, wie weit sein Recht sich erstreckt.

Bischof Nikolas. Schlimm stand es um die Angelegenheiten der Kirche wie des Landes; aber nun wird das Gesetz des heiligen Olaf entscheiden.

Dagfinn halblaut. Neue Ränke!

Håkons Anhänger rücken dichter zusammen.

Håkon zwingt sich zur Ruhe und geht dem Jarl ein paar Schritte entgegen. Ich will annehmen, daß ich den Sinn Eurer Worte nicht verstanden habe. Die Eisenprobe hat mein Erbrecht auf das Reich beglaubigt, und daher vermein' ich, daß die Reichsversammlung nur meiner Königswahl, die schon vor sechs Jahren auf dem Oerething stattfand, Gesetzeskraft zu geben hat.

Mehrere der Anhänger Jarls und Sigurds. Nein, nein, – das bestreiten wir!

Jarl Skule. Das war niemals die Absicht, als beschlossen ward, hier eine Reichsversammlung abzuhalten. Durch die Eisenprobe habt Ihr noch nicht des Reiches Besitz erlangt, sondern nur Euer Anrecht bewiesen, Euch heute mit uns andern Thronbewerbern hier einzufinden und den Anspruch geltend zu machen, den Ihr zu haben vermeint –

Håkon beherrscht sich. Das will also klipp und klar heißen, ich habe sechs Jahre lang unrechtmäßig den Königsnamen geführt, und Ihr, Herr Jarl, habt sechs Jahre lang unrechtmäßig das Land als mein Vormund verwaltet.

Jarl Skule. Keineswegs. Einer mußte den Königsnamen führen, da mein Bruder tot war. Die Birkebeiner, und zumeist Dagfinn, waren tätig für Eure Sache und setzten Eure Wahl ins Werk, ehe wir andern mit unsern Forderungen hervortreten konnten.

Bischof Nikolas zu Håkon. Der Jarl meint, jene Wahl verlieh Euch nur das Nießbrauch-, nicht das Eigentumsrecht auf das Königtum.

Jarl Skule. Ihr saßet da im Besitz aller Gerechtsame; aber sowohl Sigurd Ribbung, wie Guthorm Ingesson, wie ich, wir vermeinen ebenso nahe Erben zu sein wie Ihr, und jetzt wird das Gesetz zwischen uns entscheiden und bestimmen, wer das Erbe fest für alle Zeit bekommen soll.

Bischof Nikolas. Die Wahrheit zu sagen, der Jarl hat nicht schlechten Grund für seine Meinung.

Jarl Skule. Sowohl von der Eisenprobe wie von der Reichsversammlung war mehr als einmal in diesen Jahren die Rede, immer aber kam etwas dazwischen. Und, Herr Håkon, wenn Ihr vermeintet, Euer Recht stünde durch die erste Königswahl unerschütterlich fest, warum habt Ihr da Eure Zustimmung gegeben, daß die Eisenprobe jetzt noch vorgenommen werde?

Dagfinn erbittert. Braucht Euer Schwert, Königsmannen, und laßt das entscheiden!

Viele der Mannen vorstürmend. Führet die Waffen gegen des Königs Widersacher!

Jarl Skule zu den Seinen. Tötet keinen! Verwundet keinen! Haltet sie Euch nur vom Leibe!

Håkon hält seine Mannen zurück. Das Schwert stecke jeder ein, der es zog! Steckt das Schwert ein, sag' ich! Ruhig. Ihr macht mir's zehnfach schwer durch solches Gebahren.

Jarl Skule. So streitet Mann wider Mann ringsum im Lande. Da seht Ihr's, Håkon Håkonsson; ich denke, jetzt erweist sich's am besten, was Ihr zu tun habt, wenn des Landes Frieden und das Leben der Menschen Euch am Herzen liegen.

Håkon nach kurzem Besinnen. Ja, – ich seh's. Er ergreift Ingas Hand und wendet sich zu einem der Umstehenden. Torkell, Du warst ein treuer Mann in meines Vaters Dienst; führe diese Frau heim in Deine Herberge und sei gut zu ihr; – sie war Håkon Sverresson besonders teuer. – Gott segne Dich, meine Mutter, –ich muß jetzt zur Reichsversammlung. Inga drückt ihm die Hand und geht mit Torkell ab. Håkon schweigt eine Weile, dann tritt er vor und spricht mit klarer Stimme: Das Gesetz soll richten – es allein. Ihr Birkebeiner, die Ihr mit auf dem Oerething wart und mich zum König machtet, Ihr seid jetzt des Eids entbunden, den Ihr mir dorten geschworen habt. Du, Dagfinn, bist nicht mein Staller mehr; ich will weder mit Stallern noch mit Gefolge, weder mit Königsmannen noch mit eidverpflichteten Kämpen erscheinen; ich bin ein armer Mann; all mein Erbe ist ein Brustschmuck und dieser Goldreif – das ist zu geringes Gut, um so vieler wackern Mannen Dienste zu lohnen. Jetzt, Ihr andern Thronforderer, jetzt steht es gleich zwischen uns; ich will nichts vor Euch voraushaben, ausgenommen das Recht, das ich von oben empfing, – das kann und will ich mit niemand teilen. – Laßt blasen zur Reichsversammlung, und mögen Gott und das Gesetz des heiligen Olaf richten!

Er geht mit seinen Mannen links ab; Hörner- und Lurenklang aus der Ferne.

Gregorius Jonsson zum Jarl, indem die Volksmenge sich zu zerstreuen beginnt. Bei der Eisenprobe dünktest Du mich zaghaft, und jetzt siehst Du so froh und zuversichtlich aus.

Jarl Skule vergnügt. Sahst Du, er hatte Sverres Augen, da er sprach? Die Wahl wird gut, mögen sie ihn oder mich zum König machen.

Gregorius Jonsson unruhig. Aber weiche nicht! Denk an die alle, die mit Deiner Sache fallen.

Jarl Skule. Hier steh' ich auf des Rechtes Grund; jetzt versteck' ich mich nicht vor dem Heiligen. Geht mit seinem Gefolge links ab.

Bischof Nikolas, Dagfinn nacheilend. Es geht schon, guter Dagfinn, es geht schon – aber halte den Jarl recht fern vom Könige, wenn er gewählt ist – halt' ihn ja recht fern!

Alle ab links hinter der Kirche.

Eine Halle im Königsschlosse.

Links im Vordergrunde ein niedriges Fenster; rechts eine Eingangstür; im Hintergrunde eine größere Tür, die zur Königshalle hineinführt. Am Fenster steht ein Tisch; sonst Stühle und Bänke. Frau Ragnhild und Margrete kommen durch die kleinere Tür; Sigrid folgt ihnen auf dem Fuße.

Frau Ragnhild. Hier herein!

Margrete. Ja, hier ist's am dunkelsten.

Frau Ragnhild ans Fenster tretend. Und hier kann man auf den Thingwall herniedersehen.

Margrete vorsichtig hinausblickend. Ja, drunten hinter der Kirche sind sie alle versammelt. Wendet sich schluchzend ab. Da unten soll nun das geschehen, das so folgenschwer sein wird.

Frau Ragnhild. Wer herrscht hier morgen in der Halle?

Margrete. O schweig! Nie hätt' ich gedacht, einen so schweren Tag zu erleben.

Frau Ragnhild. Der mußte kommen: Königsvormund zu sein, das war ein unzulängliches Geschäft für ihn.

Margrete. Ja, – der mußte kommen; der Königsname allein konnte ihm nicht genügen.

Frau Ragnhild. Von wem sprichst Du?

Margrete. Von Håkon.

Frau Ragnhild. Ich sprach vom Jarl.

Margrete. Es gibt keine stattlicheren Männer als die beiden.

Frau Ragnhild. Siehst Du Sigurd Ribbung? Wie arglistig er dasitzt, – recht wie ein Wolf in Ketten.

Margrete. Ja, sieh –! Er faltet die Hände vor sich über dem Schwertknauf und stützt das Kinn darauf.

Frau Ragnhild. Er beißt sich in den Schnurrbart und lacht –

Margrete. Wie häßlich er lacht.

Frau Ragnhild. Er weiß, niemand wird seine Sache vertreten – und das macht ihn so giftig. – Wer ist der Richtersmann, der jetzt redet?

Margrete. Das ist Gunnar Grjonbak.

Frau Ragnhild. Ist er für den Jarl?

Margrete. Nein, er ist wohl für den König –

Frau Ragnhild sieht sie groß an. Für wen, sagst Du?

Margrete. Für Håkon Håkonsson.

Frau Ragnhild blickt hinaus; nach kurzer Pause: Wo sitzt Guthorm Ingesson? – Ich seh' ihn nicht.

Margrete. Hinter seinen Leuten, dort, ganz unten, – im langwallenden Mantel.

Frau Ragnhild. Ja, dort.

Margrete. Er sieht aus, als schäme er sich –

Frau Ragnhild. Wohl der Mutter wegen.

Margrete. Das hat Håkon nicht nötig.

Frau Ragnhild. Wer spricht jetzt?

Margrete hinausblickend. Tord Skolle, Richter zu Ranafylke.

Frau Ragnhild. Ist er für den Jarl?

Margrete. Nein, für – Håkon.

Frau Ragnhild. Wie unbeweglich der Jarl dasitzt und zuhört!

Margrete. Håkon scheint still, – aber doch zuversichtlich. Lebhaft. Stünde ein wildfremder Mann hier, er müßte die beiden unter all den tausend andern erkennen.

Frau Ragnhild. Sieh, Margrete; Dagfinn schiebt Håkon einen vergoldeten Stuhl hin –

Margrete. Paul Flida stellt ebenso einen hinter den Jarl –

Frau Ragnhild. Håkons Leute wollen es verhindern!

Margrete. Der Jarl hält den Stuhl fest –!

Frau Ragnhild. Håkon fährt ihn zornig an – Sie tritt mit einem Schrei vom Fenster zurück. O Jesus Christus! Sahst Du die Augen – und das Lächeln –! Nein, das war nicht der Jarl!

Margrete, die ebenfalls schaudernd zurückgefahren ist. Und auch nicht Håkon? Weder der Jarl noch Håkon!

Sigrid am Fenster. O erbärmlich, erbärmlich!

Margrete. Sigrid!

Frau Ragnhild. Du bist da?

Sigrid. So tief unten herum muß man schleichen, um auf den Königssitz hinauf zu gelangen!

Margrete. O, bete mit uns, daß sich alles zum besten wende.

Frau Ragnhild bleich und erschrocken zu Sigrid. Sahst Du ihn –? Sahst Du meinen Eheherrn –? Die Augen und das Lächeln, – ich hätte ihn nicht erkannt!

Sigrid. Glich er Sigurd Ribbung?

Frau Ragnhild leise. Ja, er glich Sigurd Ribbung!

Sigrid. Lachte er wie Sigurd?

Frau Ragnhild. Ja, ja!

Sigrid. Dann laßt uns alle beten.

Frau Ragnhild mit der Kraft der Verzweiflung. Der Jarl muß zum König erkoren werden! Er leidet Schaden an seiner Seele, wenn er nicht der erste Mann im Lande wird!

Sigrid kräftiger. Dann laßt uns alle beten!

Frau Ragnhild. Still! was ist das? Am Fenster. Was für Rufe! Alle Männer haben sich erhoben – alle Banner und Zeichen flattern im Winde.

Sigrid ihren Arm packend. Bete, Weib! Bete für Deinen Eheherrn!

Frau Ragnhild. Ja, heiliger Olaf, gib ihm alle Macht in diesem Lande!

Sigrid leidenschaftlich. Keine, – keine! Sonst wird er nimmer gerettet!

Frau Ragnhild. Er muß die Macht haben. Alles Gute in ihm wird wachsen und blühen, wenn er sie bekommt –. Sieh hinaus, Margrete! Hör' hin! Sie weicht einen Schritt zurück. Alle Hände erheben sich zum Schwur!

Margrete lauscht am Fenster.

Frau Ragnhild. Bei Gott und dem heiligen Olaf, wem gilt das?

Sigrid. Bete!

Margrete lauscht und gebietet mit erhobener Hand Schweigen.

Frau Ragnhild nach einer Weile. Sprich! Hörner- und Lurenschall vom Thingwalle.

Frau Ragnhild. Bei Gott und dem heiligen Olaf, wem galt das?

Kurze Pause.

Margrete wendet den Kopf und spricht: Nun haben sie Håkon Håkonsson zum König erkoren. Die Musik des Königszuges fällt ein, zuerst gedämpft, dann näher und näher. Frau Ragnhild klammert sich schluchzend an Sigrid, die sie still hinausführt nach rechts; Margrete bleibt unbeweglich am Fenster stehen, gelehnt an den Rahmen. Die Leute des Königs öffnen die Flügeltür; man blickt in die Halle, die allmählich der Zug vom Thingwalle füllt.

Håkon wendet sich in der Tür zu Ivar Bodde um. Bring mir Schreibfeder und Wachs und Seide, – Pergament hab' ich schon. Er geht in lebhafter Bewegung zum Tische und legt einige Pergamentrollen darauf. Margrete, jetzt bin ich König!

Margrete. Ich grüße meinen Herrn und König.

Håkon. Dank! – Er schaut sie an und ergreift ihre Hand. Verzeiht – ich dachte nicht daran, daß es Euch kränken mußte.

Margrete zieht die Hand zurück. Es hat mich nicht gekränkt – Ihr seid gewißlich zum König geboren.

Håkon lebhaft. Ja, muß nicht ein jeglicher das sagen, wenn er bedenkt, wie wunderbar Gott und die Heiligen mich wider alles Böse beschirmt haben? Als ich ein Jahr alt war, trugen die Birkebeiner mich in Frost und Unwetter übers Gebirge und mitten durch die hindurch, die mir nach dem Leben trachteten. In Nidaros entkam ich unverletzt den Baglern, als sie die Stadt verbrannten und so viele von den Unsern erschlugen, während König Inge sich selbst mit Not an Bord eines Schiffes rettete, indem er am Ankertau emporklomm.

Margrete. Ihr hattet eine harte Jugend.

Håkon blickt sie fest an. Mich will jetzt bedünken, Ihr hättet sie mir freundlicher machen können.

Margrete Ich?

Håkon. Ihr hättet mir eine so gute Pflegeschwester sein können in all den Jahren, da wir miteinander aufwuchsen!

Margrete. Aber es fügte sich nicht so.

Håkon. Nein, – es fügte sich nicht so; – wir schauten einander an, jedes aus seiner Ecke, aber selten sprachen wir zusammen – Ungeduldig. Wo bleibt er nur! Ivar Bodde erscheint mit Schreibgerät. Bist Du da? Gib her!

Håkon setzt sich an den Tisch und schreibt. Bald darauf tritt Jarl Skule ein, darauf Dagfinn, Bischof Nikolas und Vegard Väradal.

Håkon blickt auf und läßt die Feder sinken. Herr Jarl, wißt Ihr, was ich hier schreibe? Der Jarl kommt näher. Ich schreibe an meine Mutter; ich danke ihr für alles Gute und küsse sie tausendmal – auf dem Papier, versteht sich. Ich schicke sie ostwärts nach Borgasyssel, und dort soll sie mit allen königlichen Ehren leben.

Jarl Skule. Ihr wollt sie nicht bei Hof behalten?

Håkon. Sie ist mir allzu teuer, Jarl. – Ein König darf keinen um sich haben, der ihm allzu teuer ist; ein König muß mit freien Händen handeln können, muß allein stehen, sich nicht locken und nicht leiten lassen. Hier in Norwegen gibt es so viel zu sühnen. Schreibt weiter.

Vegard Väradal leise zu Bischof Nikolas. Das war mein Rat, – die Sache mit der Königsmutter.

Bischof Nikolas. Ich erkannte Euch sogleich an dem Rat.

Vegard Väradal. Nun aber Gleiches für Gleiches!

Bischof Nikolas. Wartet! Ich halte, was ich versprach.

Håkon gibt Ivar Bodde das Pergament. Falt' es zusammen und überbring es ihr selbst mit vielen zärtlichen Grüßen –

Ivar Bodde, der einen Blick in das Pergament geworfen hat. Herr – noch heute, schreibt Ihr –!

Håkon. Der Wind ist jetzt gut, – er streicht südwärts durch die Inseln.

Dagfinn langsam. Bedenket, Herr König, daß sie die Nacht hindurch in Fasten und Gebet auf den Altarstufen gelegen hat.

Ivar Bodde. Und es könnte sein, daß sie müde ist nach der Eisenprobe.

Håkon. Wohl wahr, wohl wahr – meine gute, zärtliche Mutter –! Sich fassend. Ja, wenn sie allzu müde ist, soll sie bis morgen warten.

Ivar Bodde. Euer Wille geschehe. Er legt ihm ein anderes Pergament vor. Und nun das andere, Herr!

Håkon. Das andere? – Ivar Bodde, ich kann nicht.

Dagfinn deutet auf den Brief an Inga. Ihr konntet doch das da.

Ivar Bodde. Mit allem, was sündhaft ist, müsset Ihr brechen.

Bischof Nikolas, der sich mittlerweile genähert hat. Bindet dem Jarl jetzt die Hände, König Håkon.

Håkon mit gedämpfter Stimme. Meint Ihr, das sei nötig?

Bischof Nikolas. Ihr werdet den Frieden des Landes um billigeren Preis niemals erkaufen.

Håkon. So kann ich's. Her mit der Feder! Er schreibt.

Jarl Skule zum Bischof, der nach rechts hinübergeht. Ihr habt das Ohr des Königs, wie es scheint.

Bischof Nikolas. Zu Eurem Frommen.

Jarl Skule. Ist das wahr?

Bischof Nikolas. Vor Abend noch werdet Ihr mir danken. Er entfernt sich.

Håkon reicht das Pergament hin. Lest das, Jarl.

Jarl Skule liest, sieht den König erstaunt an und sagt mit halber Stimme: Ihr gebt jeden Umgang auf mit Kanga, der jungen?

Håkon. Mit Kanga, die ich über alles in der Welt geliebt habe. Von heut an darf sie sich nie auf dem Wege betreffen lassen, den der König wandelt.

Jarl Skule. Groß ist, was Ihr da tut, Håkon – ich weiß aus eigener Erfahrung, was es Euch kosten muß –

Håkon. Fort muß jeder, der dem König allzu teuer ist. – Binde den Brief zu. Er gibt ihn Ivar Bodde.

Bischof Nikolas beugt sich über den Stuhl. Herr König, da habt Ihr einen großen Schritt vorwärts getan in der Freundschaft des Jarls.

Håkon reicht ihm die Hand. Dank, Bischof Nikolas; Ihr habt mir zum besten geraten. Bittet Euch eine Gnade aus, sie soll Euch gewährt sein.

Bischof Nikolas. Gewiß?

Håkon Ich gelob' es Euch mit meinem Königsworte.

Bischof Nikolas. So ernennt Vegard Väradal zum Vogt auf Hålogaland.

Håkon. Vegard? Er ist der treueste Freund fast, den ich habe; ungern lass' ich ihn so weit fort von mir.

Bischof Nikolas. Des Königs Freund verdient königlichen Lohn. Bindet den Jarl auf die Art, wie ich Euch geraten habe, dann seid Ihr für alle Zeiten sicher.

Håkon ergreift ein Pergamentblatt. Vegard soll die Vogtei auf Hålogaland erhalten. Er schreibt. Hier geb' ich's ihm königlich verbrieft.

Der Bischof tritt zurück.

Jarl Skule nähert sich dem Tische. Was schreibt Ihr da?

Håkon reicht ihm das Blatt. Lest!

Jarl Skule liest und blickt den König fest an. Vegard Väradal? Auf Hålogaland?

Håkon. Im nördlichen Amte, das erledigt ist.

Jarl Skule. Bedenkt Ihr denn nicht, daß Andres Skjaldarband auch ein Amt dort im Norden hat? Die beiden sind erbitterte Feinde – Andres Skjaldarband hält zu mir –

Håkon lächelt und steht auf. Und Vegard Väradal zu mir. Darum müssen sie sehen, sich je eher je lieber zu vertragen. Zwischen den Mannen des Königs und des Jarls darf hinfort kein Zwist mehr sein.

Bischof Nikolas. Hm, das könnte doch am Ende schlimm ablaufen! Nähert sich unruhig.

Jarl Skule. Ihr denkt klug und tief, Håkon.

Håkon mit Wärme. Jarl Skule, ich nahm Euch heute das Reich, – aber laßt Eure Tochter es mit mir teilen!

Jarl Skule. Meine Tochter!

Margrete. Gott!

Håkon. Margrete, – wollt Ihr Königin sein?

Margrete schweigt.

Håkon ergreift ihre Hand. Antwortet mir.

Margrete leise. Ich will gern Eure Ehefrau sein.

Jarl Skule mit einem Handschlag. Frieden und Vergleich von Herzen!

Håkon. Dank!

Ivar Bodde zu Dagfinn. Gelobt sei der Himmel – jetzt tagt es.

Dagfinn. Fast glaub' ich's. So gut hat der Jarl mir noch nie gefallen.

Bischof Nikolas hinter ihm. Seid immer auf der Hut, guter Dagfinn, – immer auf der Hut!

Ivar Bodde zu Vegard. Nun seid Ihr Vogt auf Hålogaland – da habt Ihr des Königs Handschrift. Gibt ihm den Brief.

Vegard Väradal. Für seine Gnade werd' ich dem König später danken. Will gehen.

Bischof Nikolas tritt ihm in den Weg: Andres Skjaldarband hat einen harten Nacken – laßt Euch nicht einschüchtern.

Vegard Väradal. Das ist bisher noch keinem gelungen. Ab.

Bischof Nikolas folgt ihm. Seid wie Fels und Kiesel gegen Andres Skjaldarband, – und im übrigen nehmt meinen Segen mit Euch.

Ivar Bodde, der mit den Pergamenten in der Hand hinter dem König gewartet hat. Hier sind die Briefe, Herr –

Håkon. Gut. Gib sie dem Jarl.

Ivar Bodde. Dem Jarl? Wollt Ihr sie nicht siegeln?

Håkon. Das pflegt ja der Jarl zu tun – er hat das Siegel.

Ivar Bodde mit gedämpfter Stimme. Ja, bisher, – solang er die Vormundschaft für Euch führte – aber jetzt!

Håkon. Jetzt wie sonst – der Jarl hat das Siegel. Entfernt sich.

Jarl Skule. Gebt mir die Briefe, Ivar Bodde.

Er geht damit zum Tische, zieht das Reichssiegel hervor, das er im Gurte verwahrt trägt, und siegelt während der folgenden Szene.

Bischof Nikolas halblaut. Håkon Håkonsson ist König – und der Jarl hat des Königs Siegel – es wird schon gehen, wird schon gehen!

Håkon. Was sagt Ihr, Herr Bischof?

Bischof Nikolas. Ich sage, Gott und Sankt Olaf wachen über ihre heilige Kirche. Ab in die Königshalle.

Håkon nähert sich Margreten. Eine kluge Königin kann Großes im Lande wirken; Euch durft' ich ruhig wählen, denn ich weiß, Ihr seid klug.

Margrete. Nur das?

Håkon. Was meint Ihr?

Margrete. Nichts, nichts, Herr.

Håkon. Und Ihr hegt keinen Groll wider mich, daß Ihr vielleicht holde Wünsche um meinetwillen habt aufgeben müssen?

Margrete. Ich habe keine holden Wünsche um Euretwillen aufgeben müssen.

Håkon. Und Ihr wollt mir nahe stehen und mir guten Rat geben?

Margrete. Ich möchte so gern Euch nahe stehen.

Håkon. Und mir guten Rat geben. Ich dank' Euch dafür. Der Rat der Frauen frommt jedem Manne, und ich habe fortan keine andere als Euch; – meine Mutter mußt' ich fortschicken –

Margrete. Ja, sie war Euch allzu teuer.

Håkon. Und ich bin König. Lebt denn wohl, Margrete! Ihr seid so jung noch – aber nächsten Sommer soll unsere Hochzeit sein, und ich gelobe, von der Stunde an Euch in aller geziemenden Treue und Ehre bei mir zu halten.

Margrete mit wehmütigem Lächeln. Ja, ich weiß, es wird lange dauern, bis Ihr mich fortschickt.

Håkon lebhaft. Euch fortschicken? Das werd' ich niemals tun!

Margrete mit tränenerfüllten Augen. Nein, das tut Håkon nur mit denen, die ihm allzu teuer sind.

Sie geht auf den Ausgang zu. Håkon blickt ihr gedankenvoll nach.

Frau Ragnhild von rechts. Der König und der Jarl so lange hier drinnen! Die Angst tötet mich – Margrete, was hat der König gesagt und getan?

Margrete. O, so viel! Zuletzt hat er sich einen Vogt und eine Königin erkoren.

Frau Ragnhild. Du, Margrete?

Margrete am Halse ihrer Mutter. Ja!

Frau Ragnhild. Du wirst Königin!

Margrete. Nur Königin – aber ich glaube, ich bin auch darüber froh.

Sie und ihre Mutter rechts ab.

Jarl Skule zu Ivar Bodde. Da sind Eure Briefe – bringt sie der Königsmutter und Kanga.

Ivar Bodde verneigt sich und geht.

Dagfinn in der Tür zur Halle. Der Erzbischof von Nidaros begehrt, dem Könige Håkon Håkonsson seine Huldigung darbringen zu dürfen.

Håkon aus voller Brust aufatmend. Endlich bin ich denn König in Norwegen! Ab in die Halle.

Jarl Skule steckt das Siegel des Königs in den Gurt. Ich aber regiere Land und Reich.

Der Vorhang fällt.

Zweiter Akt

Festhalle im Königsschloß zu Bergen.

Ein großes Bogenfenster in der Mitte des Hintergrunds. Längs der Wand eine Erhöhung mit Sitzen für die Frauen. An der linken Seitenwand steht der um einige Stufen erhöhte Königsstuhl; in der Mitte der rechten Seitenwand eine große Eingangstür. Paniere, Feldzeichen und Waffen nebst bunten Decken hängen von den Wandpfeilern und der geschnitzten Holzdecke herab. Ringsumher im Saale stehen Zechtische mit Kannen, Trinkhörnern und Bechern.

König Håkon sitzt auf der Erhöhung neben Margrete, Sigrid, Frau Ragnhild und vielen vornehmen Frauen. Ivar Bodde steht hinter dem Stuhle des Königs. An den Tischen sitzen auf Bänken die Mannen des Königs und des Jarls samt anderen Gästen. Am vordersten Tische rechts sitzen unter anderen Dagfinn der Bauer, Gregorius Jonsson und Paul Flida. Jarl Skule und Bischof Nikolas spielen Schach an einem Tische zur Linken. Diener des Jarls kommen und gehen und bringen Getränke. Aus einem anstoßenden Gemache erklingt Musik während der folgenden Szene.

Dagfinn. Nun geht das schon in den fünften Tag, und noch immer bringt das Dienervolk gleich flink die gefüllten Krüge herbei.

Paul Flida. Es war nie des Jarls Art, seine Gäste dürsten zu lassen.

Dagfinn. Nein, so scheint's. Solch prächtige Königshochzeit hat man bisher noch nicht in Norwegen erlebt.

Paul Flida. Jarl Skule hat auch bisher noch keine Tochter verheiratet.

Dagfinn. Wohl wahr; der Jarl ist ein mächtiger Mann.

Einer aus dem Gefolge. Regiert euch den dritten Teil des Reiches. Das ist mehr, als irgend ein Jarl zuvor gehabt hat.

Paul Flida. Des Königs Teil ist doch größer.

Dagfinn. Davon wollen wir hier nicht reden; wir sind jetzt Freunde und ehrlich versöhnt. Er trinkt Paul zu. Lassen wir also den König König und den Jarl Jarl sein.

Paul Flida lacht. Man hört Dir's gleich an, daß Du ein Königsmanne bist.

Dagfinn. Das müssen auch die Jarlsmannen sein.

Paul Flida. Nimmermehr. Wir haben dem Jarl den Eid der Treue geleistet, aber nicht dem König.

Dagfinn. Das kann noch geschehen.

Bischof Nikolas beim Spiele dem Jarl zuflüsternd. Hört Ihr, was Dagfinn der Bauer sagt?

Jarl Skule ohne aufzublicken. Ich hör' es wohl.

Gregorius Jonsson blickt Dagfinn scharf an. Sinnt der König auf dergleichen?

Dagfinn. Na, na, – laß gut sein; – heut keinen Zank!

Bischof Nikolas. Der König will Eure Mannen in Eid nehmen, Jarl.

Gregorius Jonsson nachdrücklicher. Sinnt der König auf dergleichen? frag' ich.

Dagfinn. Ich antworte nicht. Trinken wir auf Frieden und Freundschaft zwischen dem König und dem Jarl! Das Bier ist gut.

Paul Flida. Es hat auch lange genug liegen können.

Gregorius Jonsson. Dreimal hatte der Jarl die Hochzeit gerüstet, dreimal versprach der König zu kommen – dreimal hielt er nicht Wort.

Dagfinn. Dafür scheltet den Jarl; er machte uns genug zu schaffen in Vike.

Paul Flida. Sigurd Ribbung machte Euch wohl noch mehr zu schaffen in Varmeland, nach allem, was man hört.

Dagfinn auffahrend. Ja, wer war es, der Sigurd Ribbung entwischen ließ?

Gregorius Jonsson. Sigurd Ribbung entsprang uns in Nidaros, das ist männiglich bekannt.

Dagfinn. Aber es ist nicht männiglich bekannt, daß Ihr ihn daran hindertet.

Bischof Nikolas zum Jarl, der sich auf einen Zug besinnt. Hört Ihr, Jarl? – Ihr wart es, der Sigurd Ribbung entwischen ließ.

Jarl Skule rückt einen Stein. Das Lied ist alt.

Gregorius Jonsson zu Dagfinn. Ich dächte doch, Du hättest von dem Isländer gehört, von Andres Torstejnsson, Sigurd Ribbungs Freund –

Dagfinn. Jawohl – als Sigurd entwischt war, hängtet Ihr den Isländer, das weiß ich.

Bischof Nikolas setzt einen Stein und sagt lachend zum Jarl. Nun schlag' ich den Bauer, Herr Jarl.

Jarl Skule laut. Schlagt ihn – ein »Bauer« ist nicht viel wert. Rückt einen Stein.

Dagfinn. Nein – der Isländer mußte dran glauben, als Sigurd Ribbung nach Varmeland entwischte.

Unterdrücktes Lachen unter den Königsmannen; das Gespräch wird leise fortgesetzt; gleich darauf tritt ein Mann ein und flüstert Gregorius Jonsson etwas zu.

Bischof Nikolas. Und nun mach' ich den Zug hier, – und Ihr habt verloren.

Jarl Skule. Es scheint so.

Bischof Nikolas sich im Stuhle zurücklehnend. Ihr habt zuletzt den König nicht gut geschützt.

Jarl Skule wirft die Schachfiguren durcheinander und steht auf. Ich bin es schon lange müde, Königsbeschützer zu sein.

Gregorius Jonsson nähert sich und spricht leise. Herr Jarl, Jostejn Tamb läßt melden, das Schiff liege klar und könne unter Segel gehen.

Jarl Skule leise. Gut. Er zieht ein versiegeltes Pergament hervor. Hier ist der Brief.

Gregorius Jonsson. den Kopf schüttelnd. Jarl, Jarl – ist das ratsam?

Jarl Skule. Was?

Gregorius Jonsson. Das Siegel des Königs ist darauf.

Jarl Skule. Ich handle zu des Königs Nutz und Frommen.

Gregorius Jonsson. Dann laßt den König selber das Anerbieten ablehnen.

Jarl Skule. Das tut er nicht, wenn er befragt wird. All sein Sinnen ist darauf gerichtet, die Ribbunger zu bändigen, deshalb will er sich nach andern Seiten sichern.

Gregorius Jonsson. Klug mag es sein, was Ihr da tut, – aber es ist gefährlich.

Jarl Skule. Das überlaß mir. Überbringe den Brief und sage Jostejn, er soll sofort in See gehen.

Gregorius Jonsson. Es soll geschehen nach Eurem Gebot.

Geht rechts ab und kommt nach einer Weile wieder zurück.

Bischof Nikolas zum Jarl. Ihr habt viel zu tun, scheint es.

Jarl Skule. Aber wenig Dank davon.

Bischof Nikolas. Der König ist aufgestanden. Håkon kommt herunter; alle Mannen erheben sich von den Tischen.

Håkon zum Bischof. Es muß uns höchlich erfreuen, wie frisch und wacker Ihr in all diesen lustigen Tagen ausgehalten habt.

Bischof Nikolas. Es flackert noch dann und wann einmal auf, Herr König. Aber lange dauert's wohl nicht mehr. Ich hab' den ganzen Winter krank gelegen.

Håkon. Ja, ja, – Ihr habt ein kraftvoll Leben gelebt, reich an mancher rühmlichen Tat.

Bischof Nikolas schüttelnd den Kopf. Ach, damit ist's so weit nicht her – viel bleibt noch ungetan. Wer nur wüßte, ob man für das alles noch Zeit hat!

Håkon. Die Lebenden müssen die Erbschaft derer übernehmen, die abtreten, ehrwürdiger Herr; wir alle wollen ja das Beste für Land und Volk. Er wendet sich zum Jarl. Eins wundert mich höchlich: keiner von unseren Vögten auf Hålogaland hat sich zur Hochzeit eingestellt.

Jarl Skule. Wohl wahr – Andres Skjaldarband hatt' ich ganz sicher erwartet.

Håkon lächelnd. Und Vegard Väradal auch.

Jarl Skule. Auch Vegard, ja.

Håkon scherzend. Und ich hoffe, Ihr hättet meinen alten Freund jetzt besser aufgenommen als vor sieben Jahren auf der Brücke von Oslo, wo Ihr ihn so in die Wange stacht, daß das Schwert sich selbst herausschnitt.

Jarl Skule mit erzwungenem Lachen. Ja, damals, als Gunnulf, Euer Ohm, meinem besten Freund und Ratgeber Sira Ejlif die rechte Hand herunterhieb.

Bischof Nikolas munter. Und als Dagfinn der Bauer und die Hofmannen eine starke Nachtwache auf das Königsschiff sandten und sagten, der König wäre nicht sicher im Schutz des Jarls!

Håkon ernst. Die Tage sind vorbei und vergessen.

Dagfinn nähert sich. Zum Waffenspiel drunten auf der Wiese kann jetzt geblasen werden, wenn's Euch beliebt, Herr.

Håkon. Wohlan! Heut wollen wir noch jedwede Freude mitnehmen – morgen werden wir wieder anfangen, an die Ribbunger und an den Jarl von Orknö zu denken.

Bischof Nikolas. Ja so, der weigert sich ja, die Steuer zu zahlen?

Håkon. Hätt' ich nur die Ribbunger vom Halse, so zög' ich selbst hinüber westwärts. Håkon geht hinauf zur Erhöhung, reicht Margrete die Hand und führt sie rechts hinaus; nach und nach folgen die andern.

Bischof Nikolas zu Ivar Bodde. Auf ein Wort. Wer ist der Mann, der Jostejn Tamb heißt?

Ivar Bodde. Es ist ein Schiffersmann von Orknö hier, der so heißt.

Bischof Nikolas. Von Orknö? Hm! Und jetzt segelt er heim?

Ivar Bodde. Ja, das mag er wohl.

Bischof Nikolas leiser. Mit kostbarer Ladung, Ivar Bodde!

Ivar Bodde. Mit Korn und Webereien, glaub' ich.

Bischof Nikolas. Und mit einem Briefe vom Jarl Skule.

Ivar Bodde stutzig. An wen?

Bischof Nikolas. Weiß nicht – das Königssiegel war dran –

Ivar Bodde packt ihn am Arme. Herr Bischof, – ist das wahr, was Ihr sagt?

Bischof Nikolas. Pst! Bringt mich nicht in diese Geschichte hinein.

Er entfernt sich von ihm.

Ivar Bodde. Da muß ich doch gleich –! Dagfinn! Dagfinn, Dagfinn –! Drängt sich durch die Menge an der Ausgangstür.

Bischof Nikolas teilnahmsvoll zu Gregorius Jonsson. Kein Tag, da nicht dieser oder jener Schaden litte an Hab' und Gut und Freiheit.

Gregorius Jonsson. Wer ist denn nun daran?

Bischof Nikolas. Ein armer Schiffer, – Jostejn Tamb, dünkt mich, nannten sie ihn.

Gregorius Jonsson. Jostejn –?

Bischof Nikolas. Dagfinn der Bauer will ihn an der Abfahrt hindern.

Gregorius Jonsson. Dagfinn will ihn hindern, sagt Ihr?

Bischof Nikolas. Gerade eben ging er fort.

Gregorius Jonsson. Verzeiht, Herr, ich muß mich beeilen –

Bischof Nikolas. Ja, tut das, wackerer Lehnsmann – Dagfinn ist so arglistig.

Gregorius Jonsson eilt mit den übrigen Anwesenden rechts hinaus; nur Jarl Skule und Bischof Nikolas bleiben zurück in der Halle.

Jarl Skule geht nachdenklich auf und ab; plötzlich ist's, wie wenn er erwache; er blickt sich um und sagt: Wie still ward es hier mit einem Mal!

Bischof Nikolas. Der König ging.

Jarl Skule. Und alle folgten ihm.

Bischof Nikolas. Alle, bis auf uns.

Jarl Skule. Es ist doch etwas Großes, König zu sein.

Bischof Nikolas ausholend. Möchtet Ihr's erproben, Jarl?

Jarl Skule ernsthaft lächelnd. Ich hab's erprobt – jede schlummermüde Nacht bin ich König in Norwegen.

Bischof Nikolas. Träume sind Wahrzeichen.

Jarl Skule. Nicht auch Versuchungen?

Bischof Nikolas. Die Euren kaum. In früherer Zeit, ja, das kann ich mir denken; – aber jetzt, da Ihr den dritten Teil des Reiches besitzt, als der erste Mann im Lande regiert und Vater der Königin seid –

Jarl Skule. Jetzt mehr denn je, – jetzt mehr denn je.

Bischof Nikolas. Verhehlt mir nichts! Beichtet – denn Ihr leidet gewißlich große Qual.

Jarl Skule. Jetzt mehr denn je, wie gesagt. Das ist der große Fluch, der auf meinem ganzen Leben liegt: – dem Höchsten so nahe zu stehen – nur eine Kluft dazwischen – ein Sprung – drüben ist der Königsname, der Purpurmantel, der Königssitz, die Macht und alles! Täglich hab' ich's vor Augen – aber nie komm' ich hinüber.

Bischof Nikolas. Sehr wahr, Jarl.

Jarl Skule. Als sie Guthorm Sigurdsson zum König machten, stand ich in meiner Jugend vollster Kraft; da war's, als schrie es laut in mir: Weg mit dem Kinde, – ich bin der erwachsene, der starke Mann! – Aber Guthorm war Königssohn; es lag eine Kluft zwischen mir und dem Königssitz.

Bischof Nikolas. Und Ihr wagtet nicht –

Jarl Skule. Dann ward dem Erling Stejnväg von den Slittungern gehuldigt. Da schrie es wieder in mir: Skule ist ein größerer Häuptling als Erling Stejnväg! Aber ich hätte mit den Birkebeinern brechen müssen, – das war damals die Kluft.

Bischof Nikolas. Und Erling ward König der Slittunger und nachmals der Ribbunger, und Ihr wartetet!

Jarl Skule. Ich wartete auf Guthorms Tod.

Bischof Nikolas. Und Guthorm starb, und Inge Bårdsson, Euer Bruder, ward König.

Jarl Skule. Nun wartete ich auf meines Bruders Tod. Er war krank vom ersten Tag an; jeden Morgen, wenn wir uns bei der heiligen Messe trafen, saß ich da und schielte hinüber, ob die Krankheit nicht zunähme. Jeder Schmerzenszug, der über sein Gesicht flog, war wie ein Windstoß in mein Segel und trug mich dem Königssitze näher. Jeder Seufzer, durch den er Weh und Qual sich erleichterte, klang mir wie Posaunenton fern unten auf der Halde, wie eines Sendboten Hörn, der weither gezogen kam, mir zu melden, daß ich nun bald das Steuer des Reichs ergreifen würde. So riß ich jeden zärtlichen Brudergedanken heraus mit Wurzel und Fasern; und Inge starb und Håkon kam, – und die Birkebeiner machten ihn zum König.

Bischof Nikolas. Und Ihr wartetet.

Jarl Skule. Mir war's, als müßte Hilfe von dort oben kommen. Ich fühlte die Königskraft in mir, und ich alterte; jeder Tag, der verstrich, war ein Tag, der meinem Lebenswerk genommen ward. Jeden Abend dachte ich: morgen geschieht ein Wunder, das ihn erschlägt und mich auf den leeren Sitz erhebt.

Bischof Nikolas. Gering war damals Håkons Macht; er war ein Kind noch; es galt bloß einen Schritt von Eurer Seite, aber Ihr tatet ihn nicht.

Jarl Skule. Den Schritt zu tun war schwer; er hätte mich von all meinen Verwandten und Freunden geschieden.

Bischof Nikolas. Ja, das ist die Sache, Jarl Skule, – das ist der Fluch, der auf Eurem Leben lag. Ihr wollt jeden Weg offen wissen für den Notfall, – Ihr wagt nicht, alle Brücken abzubrechen und nur eine zu behalten, die allein zu verteidigen, und da zu siegen oder zu fallen. Ihr legt Schlingen Eurem Feind, Ihr stellt Fallen seinem Fuß und hängt ein scharfes Schwert über sein Haupt, Ihr streut Gift in alle Schüsseln und spannt hundert Netze aus: aber will er in eins davon hinein, so wagt Ihr nicht den Faden anzuziehen; greift er nach dem Gifte, so dünkt es Euch sicherer, daß er durch das Schwert falle; steht er im Begriff, sich am Morgen fangen zu lassen, so findet Ihr's besser, daß es zur Abendzeit geschehe.

Jarl Skule. blickt ihn ernst an. Und was würdet Ihr tun, Herr Bischof?

Bischof Nikolas. Sprecht nicht von mir; mein Geschäft ist, die Königssitze in diesem Lande zu zimmern, nicht darauf zu sitzen und Volk und Reich zu regieren.

Jarl Skule. nach einer kurzen Pause. Antwortet mir auf Eins, ehrwürdiger Herr, – aber antwortet mir mit voller Wahrheit. Weshalb geht Håkon so unerschütterlich vorwärts auf dem geraden Wege? Er ist nicht klüger als Ihr, nicht kühner als ich.

Bischof Nikolas. Wer vollbringt die größte Tat in der Welt?

Jarl Skule. Die vollbringt der größte Mann.

Bischof Nikolas. Aber wer ist der größte Mann?

Jarl Skule. Der mutigste.

Bischof Nikolas. So spricht der Kriegshauptmann. Ein Priester würde sagen: der gläubigste; – ein Weiser: der erfahrenste. Aber von ihnen ist es keiner, Jarl. Der glücklichste Mann ist der größte Mann. Der glücklichste vollbringt die größten Taten, – er, über den die Forderungen der Zeit wie ein Brand kommen: sie erzeugen ihm Gedanken, die er selbst nicht faßt, weisen ihm den Weg, dessen Ziel er selbst nicht kennt, den er aber wandelt und wandeln muß , bis er den Jubelschrei des Volkes hört – und mit weit aufgerissenen Augen sieht er sich um und erkennt voll Verwunderung, daß er ein großes Werk vollbracht hat.

Jarl Skule. Ja, Håkon hat etwas so unerschütterlich Sicheres.

Bischof Nikolas. Er hat das, was die Römer ingenium nannten –. Ich bin sonst nicht der beste Lateiner: aber das hieß ingenium.

Jarl Skule. zuerst gedankenvoll, dann in wachsender Erregung. Håkon sollte aus andrem Stoffe geschaffen sein als ich? Der Glücklichen einer? – Ja, gelingt ihm nicht alles? Schlägt nicht alles zum besten aus, wenn es ihn betrifft? Selbst der Bauer spürt das; er sagt, die Bäume trügen zweimal Früchte, und die Vögel brüteten zweimal in jedem Sommer, seit Håkon König ist. Varmeland, das er niederbrannte und verheerte, steht wieder da blitzblank mit seinen neugezimmerten Häusern, und alle Äcker wallen schwer von Ähren im Winde. Es ist, als ob Blut und Asche das Land düngten, das Håkon mit Krieg überzieht; es ist, als ob der Herr mit Wachstum segnete, was Håkon niedertritt; es ist, ob als die heiligen Mächte sich beeilten, jede Schuld hinter ihm her auszutilgen. Und wie leicht gelang es ihm nicht, König zu werden! Er hatte Inges frühzeitigen Tod nötig, und Inge starb; Schutz und Schirm hatte er nötig, und seine Mannen schützten und schirmten ihn; er hatte die Eisenprobe nötig, und seine Mutter kam und bestand sie für ihn.

Bischof Nikolas bricht unwillkürlich in die Worte aus: Aber wir – wir beiden –!

Jarl Skule. Wir?

Bischof Nikolas. Ja, Ihr – Ihr!

Jarl Skule. Håkon hat das Recht, Bischof.

Bischof Nikolas. Er hat das Recht, weil er der Glückliche ist – das größte Glück ist, das Recht zu haben. Aber mit welchem Recht hat Håkon das Recht, und nicht Ihr?

Jarl Skule nach einer kurzen Pause. Es gibt Dinge, an die zu denken Gott mich gnädig bewahren wolle.

Bischof Nikolas. Saht Ihr nie ein altes Bild in der Christkirche zu Nidaros? Es stellt die Sintflut dar, die steigt und über alle Berge hinaufschwillt, so daß nur noch eine einzige Zinne emporragt. Diese klimmt ein ganzes Geschlecht hinan, Vater und Mutter und Sohn und des Sohnes Weib und Kinder; – und der Sohn zerrt den Vater in die Wasserflut hinab, um besseren Halt zu gewinnen, und er wird die Mutter hinabreißen und sein Weib und all seine Kinder, um selbst den Gipfel zu gewinnen – denn droben ist ein Fußbreit Land, da kann er sich eine Zeitlang halten – das, Jarl, das ist der Weisheit Saga und jedes Weisen Saga.

Jarl Skule. Aber das Recht!

Bischof Nikolas. Der Sohn hatte das Recht. Er hatte Kraft und Lust, zu leben, – folge deiner Lust und nütze deine Gaben: das Recht hat ein jeglicher.

Jarl Skule. Zu dem, was gut ist, ja.

Bischof Nikolas. Spielt und tändelt mit Worten! Es gibt weder Gutes noch Böses, weder Oben noch Unten, weder Hoch noch Niedrig. Solche Worte müßt Ihr vergessen, sonst tut Ihr nie den letzten Schritt, setzt Ihr nie über die Kluft! Leise und eindringlich: Ihr sollt die Menge oder die Sache nicht hassen, weil die Menge oder die Sache dies und nicht jenes verlangt; aber Ihr sollt in der Menge jeden Menschen hassen, weil er Euch widerstrebt, und Ihr sollt einen jeden hassen, der eine Sache vertritt, weil die Sache Euren Willen nicht fördert. Alles, was Euch nützen kann, ist gut; – alles, was Euch Dornen in den Weg legt, ist böse.

Jarl Skule blickt grübelnd vor sich hin. Was hat mich nicht der Königssitz gekostet, zu dem ich doch nicht hinaufreichte – und was hat er Håkon gekostet, ihn, der jetzt so sicher darauf sitzt! Ich war jung und opferte meine holde heimliche Liebe, um in ein mächtiges Geschlecht hineinzuheiraten. Ich betete zu den Heiligen, mir möchte ein Sohn geschenkt werden, – ich bekam nur Töchter.

Bischof Nikolas. Håkon bekommt Söhne, Jarl, – verlaßt Euch drauf!

Jarl Skule tritt an das Fenster rechts. Ja, – für Håkon wendet sich alles zum besten.

Bischof Nikolas ihm nachgehend. Und Ihr, Ihr wollt Euch Euer ganzes Leben lang friedlos vom Glücke jagen lassen! Seid Ihr denn blind? Seht Ihr nicht, daß eine stärkere Macht als die Schar Birkebeiner hinter Håkon steht und all sein Tun fördert? Er bekommt Hilfe von dort oben, von denen – denen, die wider Euch stehen, von denen, die Eure Feinde waren von Eurer Geburt an! Und vor diesen Feinden beugt Ihr Euch! Richtet Euch auf, Mann – werft den Nacken empor! Wozu ward Euch sonst Eure unbändige Seele? Denkt daran, daß die erste große Tat der Welt von Einem vollführt wurde, der sich wider ein gewaltiges Reich erhob!

Jarl Skule. Wen meint Ihr?

Bischof Nikolas. Den Engel, der sich wider das Licht erhob!

Jarl Skule. Und der in den tiefsten Abgrund geschleudert wurde –

Bischof Nikolas leidenschaftlich. Und da ein Reich erschuf und König wurde, ein mächtiger König, – mächtiger als einer der zehntausend – Jarle dort oben! Er sinkt auf eine Bank am Zechtische.

Jarl Skule blickt ihn lange an und spricht: Bischof Nikolas, seid Ihr mehr oder seid Ihr weniger als ein Mensch?

Bischof Nikolas lächelt. Ich bin im Unschuldsstand: ich kenne nicht den Unterschied zwischen gut und böse.

Jarl Skule halb für sich. Weshalb setzten sie mich in die Welt, wenn sie für mich kein besseres Los bereit hatten? Håkon hat einen so festen und unerschütterlichen Glauben an sich selbst, – all seine Mannen haben einen so festen und unerschütterlichen Glauben an ihn –

Bischof Nikolas. Verbergt, daß Ihr keinen solchen Glauben an Euch selber habt. Redet, als hättet Ihr ihn; schwört hoch und teuer, daß Ihr ihn habt, – und alle werden an Euch glauben.

Jarl Skule. Hätt' ich einen Sohn! Hätt' ich einen Sohn, der bei meinem Tode das große Erbe antreten könnte!

Bischof Nikolas lebhaft. Jarl, – und wenn Ihr einen Sohn hättet?

Jarl Skule. Ich habe keinen.

Bischof Nikolas. Håkon bekommt Söhne.

Jarl Skule ballt die Hände. Und ist von königlicher Geburt!

Bischof Nikolas steht auf. Jarl, – wenn er's nicht wäre?

Jarl Skule. Er hat's ja erhärtet –; die Eisenprobe –

Bischof Nikolas. Und wenn er's nicht wäre, – trotz der Eisenprobe?

Jarl Skule. Wollt Ihr sagen, Gott habe gelogen, als er die Eisenprobe gelingen ließ?

Bischof Nikolas. Wofür getraute sich Inga von Vartejg das Gottesurteil anzurufen?

Jarl Skule. Daß das Kind, das sie in Borgasyssel geboren, Håkon Sverressons Sohn wäre.

Bischof Nikolas nickt, sieht sich um und sagt leise: Und wenn nun König Håkon nicht dieses Kind wäre?

Jarl Skule fährt einen Schritt zurück. Allmächtiger –! Faßt sich. Das ist undenkbar.

Bischof Nikolas. Hört mich an, Jarl. Ich bin sechsundsiebenzig Jahr alt; immer rascher geht's nun mit mir bergab, und diese Sache wage ich nicht mit dahinüber zu nehmen –

Jarl Skule. Sprecht, sprecht! Ist er nicht Håkon Sverressons Sohn?

Bischof Nikolas. Hört mich an. Es wurde damals niemand kund gemacht, daß Inga eines Kindes genesen sollte. Håkon Sverresson war eben gestorben, und wahrscheinlich fürchtete sie sich vor Inge Bårdsson, der jetzt König war, und vor Euch, – nun ja, auch wohl vor den Baglern. In aller Stille kam sie nieder im Haus des Pfarrers Trond, ostwärts in der Heggenharde, und neun Tage darauf reiste sie heim; aber das Königskind blieb ein ganzes Jahr bei dem Pfarrer, ohne daß sie es sehen durfte, und ohne daß einer darum wußte, ausgenommen Trond und seine beiden Söhne.

Jarl Skule. Ja, ja, – und weiter?