Auszeiten für die Seele im Rhein-Main-Gebiet - Annette Bernjus - E-Book

Auszeiten für die Seele im Rhein-Main-Gebiet E-Book

Annette Bernjus

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Beschreibung

Innehalten, lauschen, aufblühen. Ob ein morgendlicher Spaziergang zu den Alteichen im Frankfurter Stadtwald, ein Ausflug zum Schiersteiner Hafen oder eine Wanderung auf den Großen Zacken - "Auszeiten für die Seele" stellt Naturplätze und Orte zum Entspannen vor der Haustür vor, die auf schönen Wegen erreichbar sind und zum Kraftfinden und Herunterkommen einladen. Jede Auszeit macht vertrauter mit den kleinen und großen Wundern der heimischen Tier- und Pflanzenwelt, bereitet Vergnügen, schärft den Blick und spendet neue Energie. Mit Entspannungsübungen und liebevoll illustrierten Tier- und Pflanzenporträts zum Vor- und Nachlesen. Mit einem Vorwort und wissenschaftlicher Expertise von Dr. Gisela Immich, Forscherin am Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung der LMU München und Expertin im Themenfeld Wald & Gesundheit, Naturtherapie und Chronobiologie.

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Seitenzahl: 164

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Impressum

© eBook: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Film, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeglicher Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Text: Gudrun Titze

Redaktion und Projektmanagement: Susanne Kronester-Ritter, Anne-Katrin Scheiter

Lektorat: Elke Sagenschneider Texte und Projekte, München

Schlusskorrektur: Ulla Thomsen

Dr. Nafsika Mylona

Covergestaltung: Britta Rungwerth, Düsseldorf

Karten: Diana Köhne

Koordination Kartographie: Julia Hirner

eBook-Herstellung: Vicki Braun

ISBN 978-3-8464-0974-9

1. Auflage 2023

GuU 8-0974 04_2023_01

Bildnachweis

Coverabbildung: stock.adobe.com/Tiko

Fotos: Annette Bernjus; AWL Images Ltd/Hans Georg Eiben; Manfred Bernjus, embe-foto; imago images/Jan Eifert; imago/Michael Schick; Martina Klein; picture alliance/arkivi; Shutterstock; stock.adobe.com

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LESERSERVICE

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Grillparzerstraße 12, 81675 München

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Die Polyglott-Homepage finden Sie im Internet unterwww.polyglott.de

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WICHTIGER HINWEIS

Die Daten und Fakten für dieses Werk wurden mit äußerster Sorgfalt recherchiert und geprüft. Wir weisen jedoch darauf hin, dass diese Angaben häufig Veränderungen unterworfen sind und inhaltliche Fehler oder Auslassungen nicht völlig auszuschließen sind. Für eventuelle Fehler oder Auslassungen, Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch vorgestellten Informationen resultieren, können Gräfe und Unzer und die Autorin keinerlei Verpflichtung und Haftung übernehmen. Die Darstellung der GPX-Tracks kann in verschiedenen Tracking-Apps externer Anbieter variieren. Der Verlag kann daher nicht garantieren, dass alle Tourendetails exakt deckungsgleich mit den im Buch abgebildeten Karten sind.

MIT KLEINEN ÜBUNGEN ZUM

INNEHALTEN

Übungen zum Innehalten, den Blick nach innen zu richten und die Achtsamkeit zu schulen

LAUSCHEN

Übungen zum Lauschen, Spüren, Riechen, Schmecken, Hören – hier werden alle Sinne angesprochen

AUFBLÜHEN

Übungen, die kreativ werden lassen und ermuntern, etwas Neues auszuprobieren

Dieses Buch möchte Sie einladen, die Natur mit Ihren Sinnen zu erkunden. Übungen unterstützen Sie bei der Entschleunigung, damit Körper und Geist zur Ruhe kommen. Tauchen Sie ein in die Natur, genießen Sie Ruhe oder Weite, erleben Sie faszinierende Augenblicke und nehmen Sie eine effektive Auszeit vom hektischen Alltagstrubel.

Mittlerweile untermauert ein großer Studienfundus die positiven Wirkungen von Aufenthalten in der Natur auf das psychische und körperliche Befinden. Bereits ein 20-minütiger Waldspaziergang fördert die positive psychisch-emotionale Regulierung und stimuliert den Entspannungsnerv (Parasympathikus), wodurch der Stresspegel sinkt. Regelmäßige Unternehmungen im Grünen von mindestens drei Stunden wöchentlich zeigen dabei die stärksten Effekte.

Naturaufenthalte verbessern besonders in Verbindung mit Achtsamkeitsübungen die psychische Stimmung und weisen eine hohe Erholungsfunktion auf. Ergänzend unterstützt das lokale »grüne« Bioklima die Gesundheit: Im schattigen Grün ist die Lufttemperatur im Sommer deutlich kühler, wodurch das Thermoregulationssystem entlastet wird. Dies ist vor allem ideal für Kinder und ältere Menschen, um der innerstädtischen Hitzebelastung zu entkommen. Auch die bessere Luftqualität und beruhigende Naturklänge statt urbaner Smog- und Lärmbelästigung tragen zur Entspannung bei.

Entdecken Sie die heimische Natur z. B. bei den Alteichen im Frankfurter Stadtwald oder auf dem Alten Friedhof in Offenbach, machen Sie einen Ausflug zum Schiersteiner Hafen, wandern Sie auf den Kellerskopf, um diesen aus einer anderen Perspektive – mit Ihren Sinnen – wahrzunehmen und zu erleben.

Kommen Sie bewusst und aktiv durch Übungen, die alle Sinne ansprechen, zur Ruhe, und genießen Sie Ihre persönliche Auszeit für Körper, Geist und Seele.

Dr. rer. biol. hum. Gisela Immich

GÖNNEN SIE SICH EINE AUSZEIT

Liebe Leserin, lieber Leser,

innehalten, mit allen Sinnen wahrnehmen, kreativ werden und wieder einmal tief Luft holen in den grünen Oasen des Rhein-Main-Gebietes, dafür möchte ich Sie mit diesem Buch begeistern.

33 Auszeiten – schnell wurde mir klar, was für mich die eigentliche Herausforderung beim Schreiben war: Wie sollte ich mich bei der bunten Vielfalt meiner Heimat auf nur 33 Plätze festlegen? Ich musste mich entscheiden … Das Ergebnis haben Sie nun in der Hand: »33 Auszeiten für die Seele« im Rhein-Main-Gebiet.

Sie finden sie bei Ihren Ausflügen in verwunschenen Gärten mitten in der Stadt, an tiefblauen Seen, unter uralten Eichen, auf einem Sinnespfad oder an den Ufern von Rhein und Main. Es geht von Frankfurt und Offenbach hinaus zu einer sonnigen Dünenlandschaft und in den waldreichen Taunus, von dem Alexander von Humboldt sagte, dass er »das schönste Mittelgebirge der Welt« sei.

Zu jedem Ort stelle ich Ihnen eine Entspannungsübung vor oder Besonderheiten der Tier- und Pflanzenwelt. Vielleicht möchten Sie Ihre Erlebnisse und Gedanken wie viele Naturforscher in einem Tagebuch festhalten? Ein Naturtagebuch zu führen hilft uns, die Umwelt intensiver wahrzunehmen und die Natur immer besser kennenzulernen. Bei seiner Gestaltung können Sie Ihrer Kreativität freien Lauf lassen.

Mit den 33 Orten kann ich Ihnen nicht jeden Winkel des Rhein-Main-Gebietes zeigen. Ich hoffe jedoch, dass ich Ihnen Lust darauf machen kann, die Region zu erkunden. Finden Sie Ihre persönlichen Rückzugsorte, ob am Ufer eines Flusses, im Wald, auf einem Gipfel mit Fernblick oder im Stadtpark um die Ecke. Die nächste Auszeit liegt so nah.

Über Ihre Anregungen und Erlebnisse sowie Lob und Kritik freue ich mich, schreiben Sie mir unter www.annette-bernjus.de oder www.waldbaden.com.

Viel Freude beim Lesen sowie beim Entdecken und Genießen Ihrer Auszeiten wünscht Ihnen

Ihre Annette Bernjus

GOETHES GINKGO

TOUR 1

REIF FÜR DIE INSEL

IM BRENTANO- UND SOLMSPARK IN FRANKFURT

Sie sind reif für die Insel? Nun, dann müssen Sie gar nicht weit reisen. Es gibt eine Insel mitten in Frankfurt! Entspannen Sie sich zwischen Nidda und Mühlgraben im Brentano- und Solmspark und werfen Sie einen Blick auf den Baum, der Goethe zu seinem Gedicht »Gingo biloba« inspiriert hat.

START UND ZIEL

Bushaltestelle Alt-Rödelheim

DISTANZ ca. 3 km
DAUER ab 2 Std.
ANFAHRT

Bushaltestelle Alt-Rödelheim;

S- und Regionalbahnhof Rödelheim

MITNEHMEN

Goethes Gedicht »Gingo biloba« (s. >)

Von der Haltestelle gehen Sie über die REICHSBURGSTRASSE und die Straße AUF DER INSEL zum Brentanopark. Gleich hinter dem Mühlgraben können Sie vom Ufer der Nidda einen  BLICK auf die andere Flussseite werfen. Dort sehen Sie das  PETRIHÄUSCHEN mit einem GINKGOBAUM.

DAS PETRIHÄUSCHEN

1808 kaufte Georg Brentano, ein Frankfurter Kaufmann, das Anwesen »Auf der Insel« und begann mit viel Leidenschaft, einen weitläufigen Landschaftspark zu entwickeln. Zehn Jahre musste er verhandeln, bis er auch das Fachwerkhaus des Bäckermeisters Johannes Petri erwerben konnte, das Petrihäuschen. Brentano ließ es in ein Schweizerhaus umbauen und nutzte es als persönlichen Rückzugsort. Zwischen all den Stadthäusern ringsum mutet das Haus im Alpenstil ein bisschen sonderbar an. Heute ist hier das Brentano-Museum beheimatet. Auf das Gelände von Petrihäuschen und Ginkgo kommt man nur zu den Öffnungszeiten des Museums oder bei Veranstaltungen.

NATURWISSEN
DER GINKGOBAUM

Er sieht aus wie ein Laubbaum, aber der erste Blick trügt: Mit den Nadelbäumen ist der Ginkgo enger verwandt. Und als wäre das nicht schon außergewöhnlich genug, zählt man ihn auch noch zu den sogenannten lebenden Fossilien – so nennt man Arten, bei denen bestimmte Strukturen über extrem lange geologische Zeiträume erhalten geblieben sind. Denn Ginkgobäume gab es bereits vor über 200 Millionen Jahren.

Der Ginkgo war schon in den alten Kulturen ein Symbol für Hoffnung, langes Leben, Fruchtbarkeit und Lebenskraft.

In China und Japan gilt der Ginkgo als heiliger Baum, weshalb er oft in Tempelgärten gepflanzt wird. In Europa ist er nicht so häufig anzutreffen wie in Asien, denn die Vermehrung des Baumes ist nicht ganz so einfach. Den meisten Europäern ist er vermutlich in der Apotheke begegnet: Extrakte aus Ginkgoblättern werden in der Medizin eingesetzt.

PETRIHÄUSCHEN

GOETHES GINKGO

Neben dem Petrihäuschen steht seit 1750 ein Ginkgobaum. Er ist über 270 Jahre alt und damit einer der ältesten Ginkgos in Deutschland – vielleicht sogar der älteste! Berühmt wurde er durch Johann Wolfgang von Goethe, der mit der Familie Brentano befreundet war und sie hier oft besuchte. 1814 soll Goethe durch den Anblick des Ginkgos zu seinem Gedicht »Gingo biloba« inspiriert worden sein. Für die Schreibweise »Gingo« hat sich Goethe in der ersten Fassung wohl bewusst entschieden, um das harte »k« im Titel zu vermeiden.

Die Reinschrift des im September 1815 verfassten Gedichts, das Goethe seiner späten Liebe Marianne von Willemer widmete, hatte er – ganz romantisch – mit zwei Ginkgoblättern verziert.

Im Ginkgoblatt sah Goethe ein Symbol für Liebe und Freundschaft, wie er sie sich wünschte: Ihm war es wichtig, dass in einer Liebesbeziehung jeder Partner eigenständig blieb. Nähe und Distanz, Bindung und Freiheit, Alleinsein und Zusammensein – eine gute Beziehung sollte beide Pole umfassen. Im Ginkgoblatt fand Goethe diese Polarität wieder: Das Blatt ist zwar eines, aber durch Einschnitte zweigeteilt.

GINGO BILOBA

Dieses Baums Blatt, der von Osten

Meinem Garten anvertraut,

Giebt geheimen Sinn zu kosten,

Wie’s den Wissenden erbaut,

Ist es ein lebendig Wesen,

Das sich in sich selbst getrennt?

Sind es zwei, die sich erlesen,

Daß man sie als eines kennt?

Solche Frage zu erwidern,

Fand ich wohl den rechten Sinn,

Fühlst du nicht an meinen Liedern,

Daß ich eins und doppelt bin?

Für Goethe war »Gingo biloba« jedoch nicht nur ein Liebesgedicht, er brachte hier auch sein Verständnis vom Leben ganz allgemein ein. Polarität betrachtete er als ein Gesetz des Lebens, und in vielen seiner Werke findet man diesen Ansatz.

Sind Sie neugierig auf den Ginkgo und möchten so einen Baum mal aus der Nähe betrachten? Das ist im Brentanopark möglich, auch wenn es nicht Goethes Ginkgo ist. Auf dem Weg dorthin kommen Sie an einer  DICKEN EICHEvorbei. Mit einem Stammumfang von 6,90 m ist sie eine der dicksten der Stadt. Sie wurde 1770 gepflanzt.

UNTERRICHTSPAVILLON

Neben vielen weiteren Pflanzen gibt es im Brentanopark auch einige interessante Gebäude zu sehen. Da ist der  UNTERRICHTSPAVILLON aus den 1930er-Jahren mit dem ehemaligen Schulgarten, der heute ein Rosengarten ist. Hier sehen Sie einen  GINKGO, der 1910 gepflanzt wurde.

Wenn Sie weiterschlendern, werden Sie auch ein kleines Tempelchen entdecken, das einstige  GARTENHAUS der Brentanos, das später als Badehäuschen diente. »Von Goethe gern besucht – war ein Mittelpunkt romantischer Gesellschaft« steht auf der Plakette über der Tür. Man ließ es sich damals gut gehen, wenn man zur wohlhabenden Bürgerschicht zählte! Auch das ehemalige  KÜCHENHAUS des Landhauses der Brentanos ist noch erhalten.

DAS GINKGOBLATT

Haben Sie sich ein Ginkgoblatt schon einmal ganz aus der Nähe und bewusst angeschaut?

Nehmen Sie ein Blatt vom Boden in Ihre Hand, setzen Sie sich in die Nähe des Baumes und schauen Sie sich das Blatt genau an.

Welche Gedanken kommen Ihnen? Können Sie nachempfinden, was Goethe empfand? Oder vielleicht fällt Ihnen zu dem Blatt noch etwas ganz anderes ein? Nehmen Sie sich Zeit zum Entdecken, Staunen und Genießen.

DIE FRANKFURTER WASSERHÄUSCHEN

Sie verlassen nun den Park durch das schmiedeeiserne Tor, wechseln die Straßenseite und betreten gegenüber, neben dem  WASSERHÄUSCHEN »Auf der Insel«, den SOLMSPARK. »Wasserhäuschen« heißen hier die Kioske, die aus dem Frankfurter Stadtbild nicht mehr wegzudenken sind. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. konnte zum ersten Mal Mineralwasser unter Beibehaltung des Gasdrucks in Flaschen abgefüllt werden. Diese wurden in den von der Stadt genehmigten Wasserhäuschen verkauft, in der Hoffnung, dass die Arbeiter nun weniger Bier und mehr Wasser trinken würden. Ob die Rechnung aufging, ist nicht bekannt. Und heute verkaufen die Kioske neben Wasser natürlich auch andere Getränke. Neben dem Kiosk »Auf der Insel« gibt es noch etwa 300 weitere Wasserhäuschen in Frankfurt; Orte, um Hunger und Durst zu stillen, aber auch für zwanglose Begegnungen.

GINKGOBLÄTTER

DER »BAUMSTARKE« SOLMSPARK

Auf Ihrem Rundgang durch den Solmspark entdecken Sie nun einen beeindruckenden alten Baumbestand. Eine botanische Rarität sind in der Mitte des Parks einige ineinander verwachsene  KAUKASISCHE FLÜGELNÜSSE mit einem Gesamtumfang von 60 m. Vielleicht mögen Sie auch in der  HÄNGEBUCHE verschwinden und für einen Moment die Welt außen vor lassen? Die bis zum Boden herabhängenden Äste bilden einen dichten Vorhang.

Der Solmspark wird von Nidda und Mühlgraben umschlossen und ist damit tatsächlich eine Insel in der Großstadt. Bummeln Sie noch ein wenig zwischen all den beeindruckenden Bäumen umher, bevor Sie sich wieder auf den Weg zurück zur Bushaltestelle machen.

WEITERE INFOS:

Lassen Sie sich die Texte der Romantik auf der Website des Petrihauses nicht entgehen:

→www.petrihaus-frankfurt.de/

SCHWANHEIMER ALTEICHE

TOUR 2

NATUR- UND KUNSTSCHÄTZE IM WALD

AUF DEM ALTEICHENWEG IN SCHWANHEIM

Der Frankfurter Stadtwald birgt wahre Naturschätze. Einer davon sind die Schwanheimer Alteichen, die mit rund 400 bis 500 Jahren die ältesten Eichen im Wald sind. Bei dieser Auszeit können Sie Ihre künstlerische Ader hervorlocken. Sie meinen, Sie haben keine? Das käme auf einen Versuch an.

START

Beginn des Alteichenwegs

ZIEL

Ende des Alteichenwegs

DISTANZ 900 m
DAUER ab 1 Std.
ANFAHRT

Straßenbahn-Haltestelle Harthweg;

Parken: Stöppelschneise

MITNEHMEN

Zeichenblock und (Mal-)Stifte

GUT ZU WISSEN

flach, barrierefrei

Sie erreichen den Alteichenweg mit der Straßenbahn – direkt gegenüber der Haltestelle beginnt schon der Weg. Wer mit dem Auto kommt, macht einen kurzen Spaziergang über die STÖPPELSCHNEISE und biegt dann in den Alteichenweg ein.

HUTEEICHEN

Der Name des Wegs verrät es schon: Hier recken sich dicke alte Eichen mächtig in den Himmel … oder liegen am Boden, und sogar dort ist ihre unglaubliche Kraft noch immer zu spüren. Als Altholz sind sie Lebensraum für viele Tiere. Es handelt sich um sogenannte Huteeichen, die besonders malerisch gewachsen sind. Ihre Form verdanken sie einerseits den sandigen Böden, andererseits der jahrhundertelang hier betriebenen Hute- oder Hütewirtschaft. In den Hutewald trieben früher Hirten das Vieh zur Mast. Der Platz rings um die Eichen war besonders begehrt, weil es hier nährstoffreiche Eicheln gab. Schweine gruben den Boden auf der Suche nach Eicheln und Egerlingen regelrecht um, sodass sich der Wald nicht verjüngen konnte. Kamen doch einmal junge Bäumchen hervor, wurden sie von Schafen und Ziegen aufgefressen. Zusätzlich verdichteten Kühe und Pferde den Boden. Unter diesen Bedingungen konnte einfach kein dichter Wald entstehen. Stattdessen wuchs ein lichter Wald mit einzelnen Bäumen heran.

GEMÄLDE VON WUCHERER

KUNST MITTEN IM WALD

Nach nur etwa 450 m können Sie rechts vom Weg eine große Kunstreproduktion des Gemäldes  »BEI DEN SCHWANHEIMER EICHEN« von Fritz Ferdinand Wucherer aus dem Jahr 1899 sehen. Sie steht mitten im Wald zwischen den knorrigen Eichen.

Seit 1897 hielt sich der gebürtige Basler Wucherer öfter in Frankfurt auf. Immer mehr faszinierte ihn die Natur, und so schloss er sich ab 1901 der berühmten Kronberger Malerkolonie an. Viele Künstler dieser Malerkolonie kamen ursprünglich aus Frankfurt. Auf die zunehmende Industrialisierung und Technisierung reagierten sie, indem sie aus der Stadt in den Taunus zogen. Beim Malen in der freien Natur fanden sie Ruhe und fühlten sich geerdet.

BEI DEN SCHWANHEIMER EICHEN

Wucherer wählte für sein Gemälde einen Ort zwischen den Eichen im Frankfurter Stadtwald. Auf seinem Bild ist eine Eiche mit zweigeteiltem Stamm zu sehen. Sie steht noch heute dort, und man kann Gemälde und Original vergleichen. Stand der Maler genau hier, wo Sie gerade stehen, als er zum Pinsel griff? Was ging ihm wohl durch den Kopf – hatte er seinen Umzug nach Kronberg schon geplant? Oder kam ihm der Gedanke erst beim Anblick des rastenden Schweinehirten unter der Eiche, einer heimatlichen Idylle, wie sie die Künstler der Kronberger Malerkolonie suchten?

Mögen Sie sich von der kreativen Atmosphäre inspirieren lassen (s. >)? Dann nehmen Sie am Ende Ihrer Auszeit ein individuelles Erinnerungsstück aus dem Wald mit nach Hause. Falls Sie einfach keine Lust auf schöpferisches Tun haben, ist es auch vollkommen in Ordnung. Allein die prächtigen Bäume auf sich wirken zu lassen tut der Seele gut.

ENTDECKEN SIE IHRE KREATIVE ADER

Nehmen Sie bei den Schwanheimer Eichen Platz, entweder auf einer Bank oder auf einem der herumliegenden bequemen Baumstämme abseits des Weges. Holen Sie Ihren Zeichenblock und die Malutensilien heraus. Schauen Sie sich um. Was gefällt Ihnen? Was möchten Sie auf Ihrem Block festhalten?

Und dann beginnen Sie. Es kommt nicht darauf an, ein »schönes« Bild zu zeichnen. Es kommt alleine darauf an, Freude beim Entdecken der eigenen Kreativität zu erleben und mit leichtem Pinsel- oder Bleistiftstrich die Ansichten »Ihres« Baumes oder eines anderen Objektes aufs Blatt zu zaubern. Dieses Bild ist nur für Sie selbst – und Sie werden erstaunt sein, wie Sie beim Zeichnen Zeit und Raum um sich herum vergessen. Vielleicht spüren Sie ein wenig von dem Geist der alten Maler, die beim Zeichnen in der Natur zurück zur Natur und zu sich selbst fanden.

Lassen Sie sich von der Atmosphäre unter den alten Eichen inspirieren.

MAINPROMENADE MIT DER JUSTINUSKIRCHE

TOUR 3

FLANIEREN AM MAINUFER

EIN SPAZIERGANG DURCH HÖCHST

Flanieren – müßiges Spazierengehen, Zeit genießen, sich treiben lassen … Wo könnte man das besser als in einer Altstadt am Fluss mit verwinkelten Gässchen, Kultur, Natur und einem versteckten Gärtchen? Das alles bietet Höchst. Am Ende des Spaziergangs können Sie am Schlossplatz einkehren.

START UND ZIEL

Batterie am Mainufer

DISTANZ 3–4 km
DAUER ab 2 Std.
ANFAHRT

Regional- und S-Bahnhof Höchst;

Parken: Batterie/Mainufer

GUT ZU WISSEN

Öffnungszeiten des Justinusgärtchens April–Ende Oktober; Öffnungszeiten Justinuskirche s. Website (s. >)

Im Begriff »Flanieren« schwingt immer ein wenig mit, sich in schöner Kleidung zu zeigen. Ob Sie das mögen, bleibt Ihnen überlassen. Ihr Schuhwerk sollte auf jeden Fall nicht unbedingt schön, aber bequem sein, denn Sie werden auf vielen Pflasterwegen unterwegs sein.

DIE GUT ERHALTENE ALTSTADT

Es ist heute kaum vorstellbar: In den 1920er-Jahren gab es Pläne, die Höchster Altstadt zwischen Storchgasse und Wed abzureißen, um Platz für einen Marktplatz mit Markthalle zu schaffen. Finanzielle Gründe verhinderten das jedoch. Was für ein Glück! Die Altstadt gilt heute als die schönste Frankfurts – überzeugen Sie sich selbst.

BLICK AUF DIE ALTSTADT

Schon seit der Jungsteinzeit ist dieser Platz besiedelt, und 790 wurde zum ersten Mal das fränkische Fischer- und Bauerndorf Hostat (»hohe Stätte«) im Lorscher Codex urkundlich erwähnt.

Bei der heutigen Auszeit können Sie einige besonders sehenswerte Orte entdecken. Ihr Spaziergang beginnt bei der BATTERIE am Mainufer.

MAINPROMENADE

Der Bummel über die MAINPROMENADE mit Blick auf die  FÄHRE verschafft Ihnen gleich einen Überblick. Die Fähre verbindet die beiden Mainufer schon seit dem frühen 17. Jh. Wenn Sie Lust und Zeit haben, können Sie gleich oder später über den Main setzen und Höchst von der anderen Seite des Flusses aus betrachten.

ÜBER DAS GAASEBRICKELSCHE ZUR WÖRTHSPITZE

Um die Nidda, die in Höchst in den Main mündet, zu überqueren, brauchen Sie allerdings keine Fähre: Seit 1911 verbindet eine Fußgängerbrücke Höchst mit der Wörthspitze. Die Brücke ist auch unter dem Namen  GAASEBRICKELSCHE bekannt, was auf Hochdeutsch »Ziegenbrücklein« bedeutet, denn hier konnten auch die Ziegen die Nidda überqueren, um zur Viehweide auf der Wörthspitze zu kommen.

Ganz vorne an der  WÖRTHSPITZE fließt gemächlich die Nidda in den Main – ein schönes Fleckchen Erde, von dem Sie einen hervorragenden Blick auf das Höchster Mainufer, auf die beiden Hausboote und das Restaurantschiff in der Nidda haben.

PFLANZEN ENTDECKEN

Kennen Sie all die Pflanzen, die die Antoniter verwendeten? Machen Sie sich auf Entdeckungsreise hier im Garten – finden Sie einige der genannten Kräuter? Die Ausstellung im Turm hilft Ihnen.

IM BOLONGAROGARTEN

Zurück von der Wörthspitze steht ein Besuch des  BOLONGAROGARTENS an. Der Garten wurde ab 1775 durch die Familie Bolongaro angelegt. Er ist die einzige in Frankfurt noch erhaltene Gartenanlage aus dem Barock. Einmalig sind die Figuren türkischer Musikanten aus Sandstein auf der Balustradenmauer. Welche Musikinstrumente entdecken Sie?

Über den MAINBERG, die BOLONGAROSTRASSE und die BADSTUBENGASSE