Auszeiten für die Seele im Ruhrgebiet - Gudrun Titze - E-Book

Auszeiten für die Seele im Ruhrgebiet E-Book

Gudrun Titze

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Beschreibung

Innehalten, lauschen, aufblühen. Ob ein morgendlicher Spaziergang durch die Westruper Heide, Tierbeobachtung im Weitmarer Holz oder eine Wanderung ins wunderschöne Mülheimer Rumbachtal – nachweislich genügen bereits 30 Minuten im Grünen, um das Stresslevel effektiv zu senken. "Auszeiten für die Seele" stellt Naturplätze und Orte zum Entspannen vor der Haustür vor, die auf schönen Wegen erreichbar sind und zum Kraftfinden und Herunterkommen einladen. Jede Auszeit macht vertrauter mit den kleinen und großen Wundern der heimischen Tier- und Pflanzenwelt, bereitet Vergnügen, schärft den Blick und spendet neue Energie.Dazu: Entspannungsübungen und Tier- und Pflanzenporträts zum Vor- und Nachlesen. Mit einem Vorwort und wissenschaftlicher Expertise von Dr. Gisela Immich, Forscherin am Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung der LMU München und Expertin im Themenfeld Wald & Gesundheit, Naturtherapie und Chronobiologie.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 173

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Impressum

© eBook: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Film, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeglicher Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Text: Gudrun Titze

Redaktion und Projektmanagement: Susanne Kronester-Ritter, Anne-Katrin Scheiter

Lektorat: Claudia Renner

Bildredaktion: Petra Ender

Covergestaltung: Britta Rungwerth, Düsseldorf

Karten: Diana Köhne

Koordination Kartographie: Julia Hirner

eBook-Herstellung: Vicki Braun

ISBN 978-3-8464-0973-2

1. Auflage 2023

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Bildnachweis

Coverabbildung: stock.adobe.com/chamillew

Fotos: Gudrun Titze; Alamy/Urbanmyth; Getty Images/500 pix; imageBROKER/Alamy Stock Photo; imago/Jochen Tack; imago/Andreas Vitting; imago/Zoonar; imago; Laif/ Martin Kirchner; Martina Klein; Mauritius Images/Werner Otto; Picture Alliance/ Jochen Tack; Shutterstock; stock.adobe.com

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LESERSERVICE

GRÄFE UND UNZER Verlag

Grillparzerstraße 12, 81675 München

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Die Polyglott-Homepage finden Sie im Internet unterwww.polyglott.de

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WICHTIGER HINWEIS

Die Daten und Fakten für dieses Werk wurden mit äußerster Sorgfalt recherchiert und geprüft. Wir weisen jedoch darauf hin, dass diese Angaben häufig Veränderungen unterworfen sind und inhaltliche Fehler oder Auslassungen nicht völlig auszuschließen sind. Für eventuelle Fehler oder Auslassungen, Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch vorgestellten Informationen resultieren, können Gräfe und Unzer und die Autorin keinerlei Verpflichtung und Haftung übernehmen. Die Darstellung der GPX-Tracks kann in ver- schiedenen Tracking-Apps externer Anbieter variieren. Der Verlag kann daher nicht garantieren, dass alle Tourendetails exakt deckungsgleich mit den im Buch abgebildeten Karten sind.

MIT KLEINEN ÜBUNGEN ZUM

INNEHALTEN

Übungen zum Innehalten, den Blick nach innen zu richten und die Achtsamkeit zu schulen

LAUSCHEN

Übungen zum Lauschen, Spüren, Riechen, Schmecken, Hören – hier werden alle Sinne angesprochen

AUFBLÜHEN

Übungen, die kreativ werden lassen und ermuntern, etwas Neues auszuprobieren

Dieses Buch möchte Sie einladen, die Natur mit Ihren Sinnen zu erkunden. Übungen unterstützen Sie bei der Entschleunigung, damit Körper und Geist zur Ruhe kommen. Tauchen Sie ein in die Natur, genießen Sie Ruhe oder Weite, erleben Sie faszinierende Augenblicke, und nehmen Sie eine effektive Auszeit vom hektischen Alltagstrubel.

Mittlerweile untermauert ein großer Studienfundus die positiven Wirkungen von Aufenthalten in der Natur auf das psychische und körperliche Befinden. Bereits ein 20-minütiger Waldspaziergang fördert die positive psychisch-emotionale Regulierung und stimuliert den Entspannungsnerv (Parasympathikus), wodurch der Stresspegel sinkt. Regelmäßige Unternehmungen im Grünen von mindestens drei Stunden wöchentlich zeigen dabei die stärksten Effekte.

Naturaufenthalte verbessern besonders in Verbindung mit Achtsamkeitsübungen die psychische Stimmung und weisen eine hohe Erholungsfunktion auf. Ergänzend unterstützt das lokale »grüne« Bioklima die Gesundheit: Im schattigen Grün ist die Lufttemperatur im Sommer deutlich kühler, wodurch das Thermoregulationssystem entlastet wird. Dies ist vor allem ideal für Kinder und ältere Menschen, um der innerstädtischen Hitzebelastung zu entkommen. Auch die bessere Luftqualität und beruhigende Naturklänge statt urbaner Smog- und Lärmbelästigung tragen zur Entspannung bei.

Die hier vorgestellten Orte im Ruhrgebiet sind sorgfältig ausgewählte Ruheoasen, fernab des hektischen Stadtalltags und gut erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Erleben Sie die heimische Natur beim Waldbaden oder Wandern in der Elfringhauser Schweiz, besuchen Sie den historischen Dortmunder Ostfriedhof oder besteigen Sie die beeindruckende Halde Rheinpreußen mit ihrem »Geleucht« und erleben – mit all Ihren Sinnen – neue ungewohnte Perspektiven.

Kommen Sie bewusst und aktiv zur Ruhe durch die unterschiedlichen sensorischen Übungen, und genießen Sie Ihre persönliche Auszeit für Körper, Geist und Seele.

Dr. rer. biol. hum. Gisela Immich

GÖNNEN SIE SICH EINE AUSZEIT

Liebe Leserinnen und Leser,

Es ist mir eine große Freude, Sie mit diesem Buch auf Entdeckungstour mitzunehmen und Ihnen neue ungewohnte Wege zu zeigen. Sie dürfen den Blickwinkel verändern, innehalten, Ihren eigenen Gedanken und Ideen freien Lauf lassen – sich inspirieren lassen. Sie dürfen improvisieren, Mikroabenteuer erleben, Entspannung, Achtsamkeit, Entschleunigung und v.a. die Liebe zur Natur erfahren. Sie dürfen sich einlassen, das Kleine entdecken, Begegnungen mit Tieren erleben, Anstiege ohne Anstrengung erfahren, zu sich kommen und eine Auszeit vom Alltag nehmen.

Eine bunte Vielfalt an Destinationen in unterschiedlichsten Gefilden erwartet Sie.

Egal ob in Kirchen, auf Halden, in Museen, vor allem aber in Natur und Wald, gilt es abzuschalten und Neues zu erleben Die Wege sind sorgfältig ausgewählt, oft einsam und Sie werden in den Genuss von Stille kommen. Mit geringerem Tempo als gewohnt dürfen Sie unterwegs sein und für sich verinnerlichen: Wer langsam ist, hat endlich Zeit. Vor allem aber dürfen Sie begeistert und fasziniert sein.

Räumen Sie sich Zeit für sich selbst ein. Lassen Sie das Wetter Wetter sein und tanken Sie Tageslicht. Besonders im Winter an trüben Tagen ist dies umso wichtiger und in der Wirkung aufs Wohlbefinden unübertrefflich. Nehmen Sie sich einige Stunden nur für sich und ziehen regelmäßig los, Verpflegung und auch ein Tagebuch dürfen Sie stets begleiten, und wenn Sie Lust haben, schreiben Sie Ihre Gedanken nieder. Was fühlen Sie im stillen Wald oder im inspirierenden Kloster, was sagt Ihre innere Stimme, woran möchten Sie sich später noch erinnern können? Verewigen Sie Impressionen durch Malen, Zeichnen, Schreiben – Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Suchen Sie sich eigene neue Wege, gehen auf Entdeckungstour, verlangsamen Sie Ihr Tempo auch im Alltag und machen vor allem regelmäßig Pausen.

Schreiben Sie mir gerne Ihre Erfahrungen, auch für Anregungen bin ich sehr dankbar und freue mich auf Ihre E-Mail.

Ihre Gudrun Titze

IM WEITMARER HOLZ

TOUR 1

GRÜNE LUNGE IM REVIER

BOCHUM – WEITMARER HOLZ

Wunderschöne alte Buchenbestände empfangen Sie; Blumenwiesen, Totholz und weitläufige Wildgehege laden zur Tierbeobachtung ein.

START

Haltestelle Bochum Am Buchenhain

ZIEL

Bushaltestelle Bochum Sternwarte (Linie 354) oder Startpunkt

DISTANZ 4 km (variabel)
DAUER 1,5 Stunden oder länger
ANFAHRT

ÖPNV: Haltestelle Bochum Am Buchenhain, U 308, 318

PKW: Am Buchenhain 1, 44795 Bochum (der Einstieg in die Wanderung kann hier stattfinden)

Nachdem Sie die Straßenbahn an der Haltestelle »Am Buchenhain« verlassen haben, fallen Sie geradezu in den nahe gelegenen Wald und bereits nach einigen Momenten erleben Sie den Zauber dieses Buchenhains. Das Weitmarer Holz umfasst etwa 80 Hektar und ist ein Opfer des Bergbaus, war es früher noch deutlich größer. Um den Ort rankt sich die Sage, dass hier von dem Schweinehirten Jörgensen die Kohle entdeckt wurde. Eines Abends hatte er in einer von einem Schwein gegrabenen Kuhle ein wärmendes Feuer auf schwarzen Steinen entzündet. Als er am nächsten Morgen erwachte, glühten und funkelten die schwarzen Steine noch immer in den allerschönsten Farben. Anfangs hielt er die Steine für verhext und entfernte sich von diesem unheimlichen Ort. Als er es aber erneut so erlebte, nahm er die Steine mit ins Dorf und der Beginn der Steinkohlenutzung war geboren.

WER BEOBACHTET HIER WEN?

TIERISCHE EINDRÜCKE

Anfangs machen Sie einen kleinen Nordwestschlenker und nach wenigen Minuten erreichen Sie die erste  AUSSICHTSBANK mit Blick über Felder. Bald darauf überqueren Sie die Hattinger Straße Richtung Südosten, an der Sie auch gestartet sind, und befinden sich jetzt in der  STRASSE AM BUCHENHAIN. Nachdem Sie eine Wiese über- und ein kleines Wohngebiet durchquert haben, befinden Sie sich schon wieder im Wald. Links liegt der Städtische Friedhof. Bald ist das große  DAMWILDGEHEGE erreicht, in dem sich viele Tiere tummeln und sobald geeignetes Futter am Zaun erscheint, galoppiert die Herde heran. Kurz darauf folgt das Wildschweingehege, wo u.U. Revierkämpfe und kleine Jagden zu beobachten sind. Wer hier der Chef ist, dürfte keine Frage sein! Das ganze Schauspiel regt doch sehr zum Schmunzeln an.

DURCH FELDER UND HÜGEL

Zu Ihrer Rechten tut sich bald eine Aussicht auf, die Sie glauben lässt, nicht im Ruhrgebiet, sondern eher im Vorgebirge eines Hochgebirges zu sein. Lieblich liegen Felder und bewaldete Hügel vor Ihnen, ein traumhaft schöner Anblick, der auch in Asturien in Nordspanien zu sehen sein könnte. Der Blick geht Richtung Südwesten nach Essen und Hattingen.

Bald verläuft der Weg parallel zur Blankensteiner Straße, es geht am »Forsthaus« vorbei, wo eine Einkehr möglich ist. Nun dauert es nicht mehr lange, bis ein äußerst ungewöhnliches Gebilde links von Ihnen durchs Grün schimmert, das sogenannte Radom der Bochumer Sternwarte befindet sich ganz in der Nähe, eine unverkennbare weiße Kuppel. An dieser Stelle verlassen Sie den Wald und im Sommer erblicken Sie Blumenwiesen, ein Anblick wie gemalt. Ein Feld von Kornblumen mit vereinzelten roten Mohnklecksen neben einem gelben Meer oder auch alles gemischt: Halten Sie einige Momente inne und erfreuen sich an dieser Augenweide. Entsprechende Insekten tummeln sich zuhauf, Bienen und Hummeln laben sich. Das Radom tritt bei diesem Anblick durchaus in den Hintergrund. Vorbei geht’s an Streuobstwiesen und Eichen, voll beladen mit Eicheln.

An der nächsten Kreuzung ist nun das  RADOM mit 2 Minuten Fußweg ausgeschildert, was jedoch übertrieben ist. Bereits nach wenigen Schritten können Sie das ungewöhnliche Gebilde genauer anschauen. Es handelt sich um eine Satellitenbodenstation der Sternwarte Bochum. In der 40 Meter hohen Tragluftkuppel werden Weltraum- und Umweltforschung erlebbar.

Für eine weitere kleine Runde geht es einige Schritte zurück und erneut in den Wald, Sie halten sich immer links und gelangen bald zur Bushaltestelle »Bochum Sternwarte«, wo Ihre Tour enden kann. Alternativ können Sie die Tour verlängern und durchs östliche Weitmarer Holz zurück zum Startpunkt laufen. Dabei können Sie die Gedenkstätte des Schriftstellers Georg Breuker besuchen, der den beschriebenen Hirten Jörgensen lebendig werden ließ.

WEITERE INFOS:

→www.sternwarte-bochum.de

NATURWISSEN
MASTJAHRE

Alle paar Jahre verabreden sich Bäume einer Baumart zu sogenannten Mastjahren, was zu einer Vergrößerung des Futterangebots für Tiere führt, aber natürlich auch zu stärkeren Vermehrungsmöglichkeiten der Bäume. Sie investieren in diesen Jahren besonders viel Energie in ihre Früchte, in anderen Jahren mehr ins Holzwachstum. Somit haben die Bäume Gewissheit, dass nicht alle ihre Früchte aufgefressen werden und sich genügend Nachwuchs ansiedeln kann. In anderen futterarmen Jahren geht dann wiederum das Wild auf natürliche Weise zurück.

STIEPELER DORFKIRCHE

TOUR 2

KLEINOD ERSTER GÜTE

BOCHUM – STIEPELER DORFKIRCHE

Umgeben von alten verwitterten Grabsteinen liegt die Kirche mit ihren reichen Malereien, die zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert entstanden sind, fast versteckt im Dorf Stiepel nahe der Ruhr. Nach dem Besuch des Gotteshauses und des alten Friedhofs bietet sich ein Spaziergang an den nahe gelegenen Fluss an.

START UND ZIEL

Bushaltestelle Bochum Stiepeler Dorfkirche

DISTANZ 4 km (variabel)
DAUER

2–3 Stunden oder länger

ANFAHRT

ÖPNV: Bushaltestelle Bochum Stiepeler Dorfkirche, Linie 370. PKW: Brockhauser Straße 74a, 44797 Bochum

GUT ZU WISSEN

Die Kirche ist barrierefrei

Beim Durchqueren des hübschen Torbogens, von der Westseite kommend, fallen verschiedene Grabplatten aus dem 16. und 17. Jahrhundert an den Wänden des Durchgangs auf. Um auch innerlich an diesem wunderbaren Ort anzukommen, bietet es sich an, erst einmal auf dem Kirchhof zu verweilen. Die Grabsteine stehen teilweise schief und weisen beeindruckende Abbildungen auf.

Um Heiligen und Märtyrern, die häufig in Kirchen beigesetzt waren, so nahe wie möglich zu sein, war es früher üblich, direkt neben Kirchen die Grabstätten anzulegen. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein wurden auf diesem Kirchhof Tote bestattet. Erst als das Aufkommen zu groß und der Platz zu eng wurde, legte man externe Friedhöfe an. Der neue Friedhof, der erst 1868 eingeweiht wurde, liegt hinter einer alten Natursteinmauer direkt nebenan. Heute befinden sich noch 72 aus Ruhrsandstein gefertigte Grabsteine auf dem alten Kirchhof. Sie stammen alle aus der Zeit zwischen 1600 und 1709. Bitte nicht erschrecken, denn auf den Grabsteinen sind teilweise Totenköpfe abgebildet, was im 16. Jahrhundert durchaus üblich war. Häufig befinden sich weitere Gravuren in einer bestimmten Reihenfolge auf vielen Gräbern: Der Totenkopf unten steht für Tod und Vergänglichkeit, das Stundenglas darüber verdeutlicht diese ebenfalls, gefolgt von einem Herzen als Symbol für die Wiederauferstehung, oben krönt das Ganze ein Engel, der die Wiederauferstehung im Himmel symbolisiert.

Eine angenehme Ruhe geht von diesem Ort der Stille aus.

Die Grabsteine auf diesem kleinen Friedhof kamen irgendwann zu Fall und auch Kriege brachten die Ordnung durcheinander. Sie wurden wieder aufgerichtet und stehen meistens nicht auf den dazugehörigen Gräbern, was dem Anblick jedoch keinen Abbruch tut. Lassen Sie diesen Ort der Stille, der eine angenehme Ruhe ausstrahlt, mit Blick auf die Kirche einfach auf sich wirken.

IDYLLISCHE RUHE IN DEN RUHRAUEN

BLICK AUF DIE GESCHICHTE

Das Gründungsjahr Stiepels ist zwar nicht bekannt, jedoch ist der Name »Villa Stipula« um 900 im damaligen Abgabeverzeichnis des Benediktinerklosters Werden aufgeführt. Die Höfe der »Villa Stipula« waren dem Kloster gegenüber abgabepflichtig. Kaiser Otto III. schenkte im Jahre 1001 dem Grafen Liutger den Haupthof in Stiepel, der zum karolingisch-ottonischen Reichsgut gehörte. Überlieferungen zufolge wurde die Kirche um 1000 herum auf Veranlassung der Gräfin Imma als Eigenkirche errichtet. Ihr Ehemann Liutger soll mit dem Erzbischof Heribert von Köln befreundet gewesen sein, zu dessen Diözese Stiepel gehörte. Der Erzbischof gab die Erlaubnis zum Bau in Eigenregie. Das Recht zur Erbauung der Kirche beinhaltete auch das Ausüben der Seelsorge. Die Stiepeler Dorfkirche soll zu Ehren der Jungfrau Maria, des Papstes Cornelius und des hl. Cyprianus gestiftet worden sein. Unter ihr befand sich eine Quelle, was unterschiedliche Bedeutungen hatte. Zum einen wurde Quellen häufig eine heilende Wirkung zugesprochen, zum anderen wurde Wasser zum Taufen benötigt. Da es sich um eine Wehrkirche handelte, war es für die Verteidiger wichtig, Trinkwasser zur Verfügung zu haben. Heute bestehen trotz diverser Gegenmaßnahmen Feuchtigkeitsprobleme im Mauerwerk der Kirche.

Nach dem Tode Liutgers im Jahre 1011 verließ Gräfin Imma Stiepel und ging nach Bremen, wo sie 1038 starb. Fast ihr gesamtes Vermögen und Stiepel vermachte sie dem Dom zu Bremen. Es folgten verschiedene Besitzerwechsel und mit Ende des Feudalsystems ging die Kirche in den Eigenbesitz der Familie Syberg über. Das Gebäude befand sich in einem stetigen Wandel. Die ursprüngliche Saalkirche hatte lediglich eine Größe von etwa 3 x 5,60 m, entsprach also der Breite des heutigen Mittelschiffs. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde die Kirche zur Gänze neu errichtet und es entstand eine romanische Basilika. Vermutlich Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Basilika zu einer Hallenkirche ausgebaut.

DIE FLUCHT NACH ÄGYPTEN

GRABSTEINE AUS RUHRSANDSTEIN

STAUNEN UND ANDACHT

Nach dem Betreten der  KIRCHE und Durchschreiten der kleinen Vorhalle geht es nun in die Hauptkirche, die zwar nicht groß, aber umso beeindruckender ist. Sofort fallen die vielfältigen Wandmalereien ins Auge. Sie stammen aus dem 12. bis 16. Jahrhundert und wurden – wie im 17. Jahrhundert üblich – weiß übertüncht. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts wurden sie wieder freigelegt, teils übermalt und auch beschädigt. Von 1963 bis 1965 fand eine umfangreiche Restaurierung statt. Heute ist es üblich, Originalmalereien nicht mehr zu ergänzen oder nachzumalen, sondern im Ursprung zu belassen, auch auf die Gefahr des Verblassens hin.

Wenn Sie nun Ihren Blick nach oben zur Decke richten, sind direkt über Ihnen in der Mitte Jesus sowie die Brüder Kain und Abel abgebildet.

Links im Chorabschlussgewölbe sind Szenen aus dem Paradies zu sehen. Je nach Lichteinfall kann man bei genauerem Hinsehen noch deutlich die Abbildungen erkennen: die Erschaffung Evas, der Sündenfall, die Verstoßung und die Vertreibung aus dem Paradies. Adam und Eva und die Schlange sind abgebildet, etwas weiter rechts Adam und Eva, wie sie ihre Scham bedecken, daneben ein Engel. Erhaltungszustand, Alter und Vielfalt dieser aus dem 16. Jahrhundert stammenden Malereien lassen den Besucher staunen, Aussage- und Symbolkraft lassen ihn beinahe andächtig werden, sind solche historischen Werke doch eine Seltenheit und von unschätzbarem kulturellem Wert.

Besonders eindrucksvoll sind die gut zu erkennenden Malereien rechts neben der Paradiesdarstellung in der nördlichen Apsis, wo der Bethlehemitische Kindermord sowie die Flucht nach Ägypten dargestellt werden. Letztere gehört zu den ältesten Ausmalungen und wird auf die Zeit zwischen 1170 und 1180 datiert. Gottesdienste finden in dieser Kirche, die 2008 zum Kulturdenkmal an der Ruhr ernannt wurde, noch regelmäßig statt.

INNEHALTEN

Der Aufenthalt in dem Gotteshaus wird Sie gleichzeitig zum Staunen und vielleicht auch zu einer ehrfürchtigen oder andächtigen Haltung bringen. Setzen Sie sich und nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und halten Sie inne. Ob Sie das mit einem Gebet machen, Dankbarkeit verspüren oder einfach nur Ihren Kopf frei von Gedanken werden lassen, spielt dabei keine Rolle. Was einzig zählt, ist der Augenblick im Hier und Jetzt, in der Stille dieses besonderen Ortes.

Es befindet sich dort auch umfangreiches Informationsmaterial und mit etwas Glück ist eine Aufsichtsperson vor Ort, eine Kirchenführerin, die gerne persönlich Auskunft gibt.

Dem Engagement ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen ist es zu verdanken, dass die Kirche täglich (außer montags) besucht werden kann.

Nach dem Erleben von so viel Einkehr, Schönheit und Historie können Sie nach dem Kirchenbesuch noch einen schönen Spaziergang zur  RUHR machen, die sich hier besonders romantisch präsentiert. Über schöne idyllische Fußwege, teils an Wiesen vorbei, geht es zur Ruhr hinunter. Auf der gegenüberliegenden Seite thront weit oben auf einem Felssporn die Ruine der mittelalterlichen Burg Blankenstein. Nach Belieben können Sie Ihren Spaziergang ausdehnen, bevor Sie nach Stiepel zurückkehren.

WEITERE INFOS:

Öffnungszeiten der Dorfkirche:

Nov.–Feb. tgl. außer Mo 14–16, März–Okt. tgl. außer Mo 14–18 Uhr

»FÄHRE HARDENSTEIN« VERBINDET DIE BEIDEN RUHRUFER.

TOUR 3

AUF DEN SPUREN DES BERGBAUS

WITTEN – RUINE HARDENSTEIN UND MUTTENTAL

Die ehemalige Wasserburg Hardenstein, idyllisch an der Ruhr gelegen, ist Ihr erstes Ziel, bevor es in das geschichtsträchtige Muttental mit wunderschönem Wald auf teils kleinen, abenteuerlichen Pfaden geht.

START

Bushaltestelle Witten Herbeder Straße

ZIEL

Bushaltestelle Witten-Bommern Bahnhof, (Linie 379)

DISTANZ ca. 6,5 km (variabel)
DAUER 3 Stunden oder länger
ANFAHRT

ÖPNV: Bushaltestelle Witten Herbeder Straße, Schnellbus SB 38

MITNEHMEN

Malutensilien

FÄHRZEITEN

März–Mai und Sept.–Okt. 9–19 Uhr, Juni–Aug. 9–21 Uhr; freiwilliges Fährentgeld

GUT ZU WISSEN

Alternativer Start ohne Fähre: Bushaltestelle Witten Hardensteiner Weg, 15 Minuten Fußweg bis zur Burgruine Hardenstein

Der heutige Tag dürfte reich an Eindrücken werden. Machen Sie unterwegs immer wieder Pausen, um diese zu verarbeiten. Im Alltag sind wir oft »schnell schnell« unterwegs. Um ein solches Ausmaß an Impressionen sacken zu lassen, darf gerne etwas mehr Zeit zur Verfügung stehen.

SAGENUMWOBENE BURGRUINE HARDENSTEIN

Von der Haltestelle »Herbeder Straße« gehen Sie Richtung Süden zur Ruhr hinunter und haben schon bald die  FÄHRE erreicht. Nach Ankunft auf der anderen Flussseite geht es nach rechts zur  BURGRUINE HARDENSTEIN. Bei der aus dem Mittelalter stammenden Burg Hardenstein handelte es sich um eine Wasserburg, früher lag sie unmittelbar an der Ruhr. Zu erreichen ist sie nur per Fähre oder zu Fuß bzw. mit dem Fahrrad. Sie gehört zum Stadtteil Witten-Herbede und ist vom gleichnamigen Naturschutzgebiet Hardenstein umgeben. Erbaut wurde sie zwischen 1345 und 1354 von der Familie Hardenstein und diente ihr als Wohnsitz. Die Familie hatte große finanzielle Probleme und 1378 kam es durch die Hardensteins zum erfolglosen Angriff auf die Stadt Dortmund. Es folgten Besitzerwechsel und bis ins 16. Jahrhundert hinein war die Burg bewohnt, nach ihrer Aufgabe im 18. Jahrhundert begann der Verfall. Seit 1975 ist die Burg von der Stadt Witten gepachtet und nach Renovierung bzw. Sanierung heute wieder frei zugänglich.

WILDE KARDE

VON ZWERGEN, RITTERN UND FLÜCHEN

Es rankt sich eine der bekanntesten Sagen des Ruhrgebietes um die Ruine, die auch die Brüder Grimm beschäftigt hat. Vor mehr als 600 Jahren soll ein Zwergenkönig namens Goldemar hier gelebt haben und viele gemütliche Abende mit dem Ritter Neveling von Hardenstein verbracht haben. Man hörte den Zwergenkönig schlürfen und schmatzen, sehen konnte ihn jedoch niemand, war er doch unsichtbar.

Die Hardensteins hatten eine gute Zeit auf ihrer Burg. Speis und Trank wurden niemals knapp. Wenn sich Feinde der Burg näherten, warnte der Zwergenkönig die Familie rechtzeitig und Angriffe konnten erfolgreich abgewehrt werden. Gleichzeitig lebte ein Küchenjunge auf der Burg. Getrieben von seiner Neugierde wollte er dem Zwergenkönig auf die Spur kommen und ihn enttarnen. Dazu verteilte er Erbsen und Mehl auf der Küchentreppe, wusste er doch, dass der Zwergenkönig nachts gerne ein Mahl hier nahm. Der Plan ging zunächst auf, der Zwergenkönig stolperte über die Erbsen und verlor seine Tarnkappe. Der Küchenjunge hatte ihm aufgelauert und erblickte das Antlitz des Zwergenkönigs, was ihm zum Verhängnis wurde. Goldemar schnappte den Jungen, zerriss ihn, kochte und briet ihn und verspeiste ihn in seinem Turmzimmer, welches von nun an Goldemars Kammer hieß. Am nächsten Morgen wollte der Ritter Neveling nach dem Rechten schauen, stieg zum Turmzimmer hinauf und musste über der Tür die Ankündigung lesen, die Burg Hardenstein solle in Zukunft so unglücklich werden, wie sie in der Vergangenheit glücklich gewesen war, solange nicht drei Generationen der Hardensteins gleichzeitig hier lebten, was in der Zukunft aber niemals eintrat. 40 Jahre nach diesem Fluch starb die Familie aus und die Burg verfiel.

Die Gegensätze von Natur und Industriekultur beeindrucken.