Battlemage - Stephen Aryan - E-Book

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Stephen Aryan

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Beschreibung

Die Welt, die Stephen Aryan kreiert, ist hart und erbarmungslos. Ein irrer König überzieht das Land mit Krieg. Sein Lieblingsspielzeug im Vernichtungsfeldzug ist ein größenwahnsinniger Hexenmeister, der längst all seine Menschlichkeit verloren hat. Einzig die letzten verbleibenden Kriegsmagier stehen zwischen ihm und dem Herz des Reiches. Doch ihre Zahl ist gering und ihre Reihen wanken, während die einfachen Soldaten in der Schlacht sterben wie die Fliegen. Die Götter interessieren diese sterblichen Schicksale wenig, sich einzumischen ist nicht ihre Art. Doch tatenlos zuzusehen, wie der Glaube an sie immer schwächer wird, können sie sich bald nicht mehr erlauben. Die letzten Tage des Krieges brechen an ...

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Für Liz, noch immer

Übersetzung aus dem Englischen von Andreas Decker

ISBN 978-3-492-96922-2

September 2015

© 2015 Stephen Aryan

Titel der englischen Originalausgabe: »Battlemage« Orbit

UK, Little Brown Book Group, London 2015

Deutschsprachige Ausgabe:

© Piper Verlag GmbH, München / Berlin 2015

Covergestaltung: www.buerosued.de

Covermotiv: Stephanie Gauger

Datenkonvertierung: Kösel Media GmbH, Krugzell

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten.

Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

Kapitel 1

Aus dem trostlosen grauen Himmel fiel wieder Schnee. Der Winter hätte vorbei sein sollen, aber auf dem Boden lag Eis. Der Schlamm war so hart wie Stein. Die weiße Pracht ließ alles hübscher aussehen, als es in Wirklichkeit war. Die Wolken versprachen noch mehr schlechtes Wetter. Dichter Nebel schwebte über dem Boden und schränkte die Sicht ein. Unter solchen Bedingungen reisten nur die Verzweifelten – oder die Gierigen.

Zwei Übernachtungen unter freiem Himmel hatten Vargus sämtliche Wärme aus den Knochen gezogen. Die Fingerspitzen waren taub. Die Zehen fühlte er nicht länger. Er hoffte, dass sie, wenn er die Stiefel auszog, noch mit den Füßen verbunden waren. Er hatte erlebt, wie das anderen Männern in der Kälte passiert war. Zehen hatten sich schwarz verfärbt und waren einfach unbemerkt abgefallen, rollten dann wie Murmeln in den Stiefeln herum.

Voraus flackerte etwas Rotes im grauen Dunst. Die Aussicht auf ein Feuer verlieh Vargus neuen Antrieb, und er stampfte kräftiger auf, als nötig gewesen wäre. Obwohl der Nebel die Laute dämpfte, würde sie der Wachtposten zu seiner Linken hören. Der Mann musste schon seit Stunden auf derselben Position sitzen, denn die graue Decke, die er sich über den Kopf gezogen hatte, war fast vollständig weiß. Ein Schal verhüllte die untere Gesichtshälfte, und aus der Ferne konnte Vargus nur wenig von seinen Zügen ausmachen.

Als er näher kam, schnaubte sein Pferd, denn es witterte die Ausdünstungen anderer Tiere, sowie die von Menschen und kochendem Fleisch. Vargus tat so, als hätte er den Mann nicht gesehen, und gab sich große Mühe, seinen Langbogen nicht anzustarren. Mit flinken Bewegungen spannte der Wachtposten die Sehne und legte einen Pfeil ein. Aber um schießen zu können, würde er aufstehen müssen.

»Das ist weit genug.«

Das sagte ein anderer Wächter auf Vargus’ rechter Seite. Ein stämmiger Kerl, der in verdreckte Felle und nicht zueinanderpassende Ledersachen gekleidet war. Mit einem Langschwert in der Hand trat er zwischen zwei Bäumen hervor, die von Blitzen zerschmettert worden waren. Die Schneide war abgenutzt und voller Einkerbungen, aber sie sah dennoch scharf aus. Der Mann hielt sie voller Selbstvertrauen.

»Bist du ein Mann des Königs?«

Vargus schnaubte. »Ich doch nicht, auf keinen Fall.«

»Was willst du?«

Er zuckte mit den Schultern. »Nur einen Platz an eurem Feuer.«

Trotz des Nebels mussten ihre Stimmen zu hören gewesen sein, denn zwei weitere Männer kamen aus dem Lager auf sie zu. Die Neuankömmlinge unterschieden sich nicht von den Wächtern, es waren verzweifelte Männer mit narbigen Gesichtern und bösartigen Blicken.

»Hast du Geld?«, fragte ein Mann mit Glatze und Bart in einer altmodischen Lederrüstung.

Vargus schüttelte den Kopf. »Nicht viel. Aber dafür habe ich das hier.« Mit betont langsamen Bewegungen zog er zwei Weinschläuche aus der Satteltasche. »Reiswein aus Shael.«

Der erste Wächter trat näher. Vargus fühlte noch immer, dass der andere mit einem Pfeil auf seinen Rücken zielte. Der Wächter durchsuchte seine Satteltaschen mit fast schon militärischer Präzision. Gelegentlich warf er Vargus einen nervösen Blick zu. Also ein Deserteur, der befürchtete, dass man ihm jemanden hinterhergeschickt hatte.

»Was haben wir da, Lin?«, rief der Glatzkopf.

»Ein wenig Proviant. Etwas Silber. Sonst eigentlich nichts.«

»Lasst ihn durch.«

Lin rührte sich nicht. »Bist du sicher, Anführer?«

Die anderen waren noch immer nervös. Dazu hatten sie auch allen Grund, wenn sie das waren, was Vargus vermutete. Der Anführer trat vor und musterte ihn intensiv von Kopf bis Fuß. Vargus wusste genau, was der andere dort sah. Einen Mann, der älter als fünfzig Sommer war und in vielen Kämpfen Narben davongetragen hatte; mit einer Menge Leberflecken auf den großen Händen. Einen Mann, dessen schwarzes Haar viele graue Strähnen aufwies, was auch für den Stoppelbart galt.

»Willst du uns damit Ärger machen?«, fragte der Glatzkopf und zeigte auf das Bastardschwert mit dem langen Griff, das über Vargus’ rechter Schulter aufragte.

»Ich möchte keinen Ärger. Nur einen Platz am Feuer, dafür teile ich auch meinen Wein mit euch.«

»Das reicht mir. Ich bin Korr. Das sind meine Jungs.«

»Vargus.«

Der Glatzkopf bedeutete Vargus, ihm zu folgen, und die anderen nahmen die Hände von den Waffen. »Kalt genug für dich?«

»Erinnert mich an einen Winter oben im Norden. Muss ungefähr zwanzig Jahre her sein. Weiß nicht mehr, wo genau das war.«

»Viel gereist?«

Vargus grunzte. »Zu viel.«

»Und wo ist dein Zuhause?« Die Fragen kamen ganz unverfänglich, aber Vargus hatte nicht den geringsten Zweifel, dass es sich um ein Verhör handelte.

»Im Augenblick genau hier.«

Sie kamen an einer Baumreihe vorbei, an der sieben Pferde festgezurrt waren. Vargus band sein Pferd ebenfalls dort an und betrat dann das Lager. Es handelte sich um eine gute, vor den Elementen geschützte Stelle, an drei Seiten von Bäumen und auf der vierten von einem Hügel umgeben, in dem ein Höhleneingang klaffte. In der Mitte des Lagers prasselte ein großes Feuer, an dem zwei Männer mit Kochen beschäftigt waren. Der eine schnitt gerade einen Hasen in kleine Stücke, die er dann in einen Topf mit kochendem Wasser warf, während der andere am Fuß der Flammen ein paar geschwärzte Kartoffeln umdrehte. Alle Männer waren bewaffnet, und die Waffen machten einen durchaus benutzten Eindruck.

Als sich Vargus dem Feuer näherte, stand eine gewaltige Gestalt auf und kam auf ihn zu. Sie war über sechseinhalb Fuß groß, in ein Bärenfell gekleidet und mindestens so breit wie zwei gewöhnliche Männer. Ihr Gesicht war deutlich deformiert; die Stirn ragte vor, die kleinen Augen waren von einem Braun, das fast schon schwarz wirkte. Der vorstehende Unterkiefer wies schartige Zähne auf.

»Ganz ruhig, Rak«, sagte Korr. Der Hüne entspannte den Griff um seine Klinge, und Vargus seufzte erleichtert auf. »Er hat uns was zu trinken mitgebracht.«

Rak öffnete den Mund und entblößte eine Reihe schiefer gelber Zähne. Erst nach ein paar Sekunden wurde Vargus klar, dass der große Mann lächelte. Rak stapfte zur anderen Seite des Feuers zurück und setzte sich wieder. Erst jetzt nahm Vargus die Hand von dem Dolch an seinem Gürtel.

Er wählte einen Platz gleich neben Korr am Feuer, und eine Weile sprach niemand. Das gefiel ihm. Er schloss die Augen und nahm die Wärme in sich auf, bewegte in seinen Stiefeln die Zehen. Die Hitze verdrängte die Kälte in den Händen. Seine Finger kribbelten.

»Nicht ungefährlich, so ganz allein unterwegs zu sein«, meinte Korr schließlich und gab sich alle Mühe, freundlich zu klingen.

»Vermutlich. Aber ich kann auf mich aufpassen.«

»Wo willst du hin?«

Vargus ließ sich einen Augenblick Zeit, bevor er antwortete. »Irgendwohin, wo ich bezahlt werde und was zu essen bekomme. Die Zeiten sind schwer, und ich habe nur das, was ich am Leib trage.«

Da er von seinen Besitztümern gesprochen hatte, öffnete er den ersten Weinschlauch und nahm einen kleinen Schluck. Der Reiswein brannte im Mund und hinterließ einen angenehmen Nachgeschmack. Nach wenigen Sekunden breitete sich die Wärme in seinem Magen aus.

Korr nahm den angebotenen Weinschlauch entgegen, reichte ihn aber an den nächsten Mann weiter, der ihn ihm aus der Hand riss.

»Rak. Du bist mit der Wache dran«, sagte Lin. Der Hüne ignorierte ihn und verfolgte, wie der Wein um das Feuer kreiste. Als ihn der Schlauch erreichte, nahm er einen großen Schluck und dann noch einen, bevor er in Richtung der Bäume ging. Der Bogenschütze kam zurück, dafür nahm ein anderer Mann seinen Wachtposten ein. Es war ungewöhnlich, dass eine aus nur sieben Männern bestehende Gruppe unter derart extremen Wetterbedingungen zwei Wachtposten aufstellte. Sie waren nicht nur vorsichtig, sie hatten offenbar Angst.

»Bist du jemals in der Armee des Königs gewesen?«, fragte Lin.

Vargus erwiderte seinen Blick und schaute dann zur Seite. »Vielleicht.«

»Ich nehme an, darum wirst du schon überall gewesen sein und wurdest von einem Ort zum nächsten geschleift. Ein blutiges Schlachtfeld nach dem anderen. Dein Zuhause war nicht mehr als ein Zelt und ein Lagerfeuer. Anderer Himmel, anderer Feind.«

»Klingt, als kennst du dieses Leben. Bist du ein Königsmann?«

»Nicht mehr«, antwortete Lin mit einem Hauch Verbitterung.

Der erste Weinschlauch war schnell geleert, also öffnete Vargus den zweiten und reichte ihn um das Feuer herum. Jeder Mann trank. Nur Korr nicht.

»Kaputter Magen«, sagte er, als Vargus eine Braue hob. »Ein Tropfen reicht, und ich scheiß mich tot.«

»Bleibt eben mehr für uns«, meinte ein anderer Mann und grinste, was seine Zahnlücken entblößte.

Als der Eintopf fertig war, brach einer der Männer die Kartoffeln auf und warf sie in den Topf. Die ersten beiden Portionen wurden zu den Wachtposten gebracht, Vargus erhielt die letzte. Seine Schale war deutlich kleiner als die der anderen, aber er beschwerte sich nicht. Er entdeckte ein paar Kartoffelstücke und sogar ein Stück Fleisch darin. Abgesehen von einigen Wildzwiebeln sowie etwas Knoblauch schmeckte der Eintopf zwar ziemlich fade, aber dafür war er heiß und füllte den Magen. Zusammen mit dem Wein und dem Feuer half das Essen, Vargus zu erwärmen. Gefühl kehrte kribbelnd in seine Zehen zurück. Anscheinend waren noch alle dort, wo sie zu sein hatten, was erfreulich war.

Als sie die Reste des Eintopfs mit etwas Fladenbrot aufgewischt hatten und der zweite Weinschlauch geleert war, senkte sich eine zufriedene Stille über das Lager. Irgendwie schien es eine Schande zu sein, sie zu stören.

»Warum seid ihr eigentlich hier draußen?«, fragte Vargus.

»Wir sind auf der Reise. Suchen genau wie du nach Arbeit«, sagte Korr.

»Habt ihr etwas aus den Dörfern in der Umgebung gehört?«

Einer der Männer verlagerte das Gewicht, als suche er eine bequemere Position, aber Vargus entging nicht, dass sich seine Hand dem Griff der Axt näherte. Ihre Furcht war beinahe zu schmecken.

Korr schüttelte den Kopf. »Wir sind in überhaupt keinem Dorf gewesen. Wir bleiben unter uns.« Selbst ein blinder und tauber Mann hätte darin eine Lüge erkannt.

»Ich habe gehört, dass eine Bande in einigen Dörfern der Umgebung Ärger gemacht hat. Zuerst waren es nur kleine Diebstähle und ein paar Raufereien. Aber dann, als sie etwas Gold fanden, wurde es schlimmer.« Vargus schüttelte traurig den Kopf. »Einer von ihnen hat die Kontrolle verloren. Tötete vier Männer, den Schankwirt eingeschlossen.«

»Dazu kann ich nichts sagen«, meinte Korr. Jetzt schwitzte er. Das hatte nichts mit dem prasselnden Feuer zu tun. Auf der anderen Seite weckte man gerade einen schnarchenden Mann mit einem unsanften Rippenstoß, und er setzte sich schnaubend auf. Die anderen hielten ihre Waffen mit schweißfeuchten Händen umklammert und warteten auf das Signal.

»Einer von ihnen hat die Wirtsfrau beinahe totgeschlagen, weil sie nicht mit dem Geld rausrücken wollte.«

»Was geht das dich an?«, fragte ein Mann.

Vargus zuckte mit den Schultern. »Nichts. Aber die Frau hat zwei Kinder, und die haben zugesehen. Haben dem Dorfältesten alles erzählt.«

»Wir sind hier weit entfernt von den Städten. Wegen so was kommen die Königsmänner nicht. Die verschlägt es nur zweimal im Jahr in diese Gegend, um die Steuern einzutreiben«, meinte Lin überzeugt.

»Warum seht ihr dann alle so aus, als würdet ihr euch gleich in die Hosen scheißen?«

Unbehagliches Schweigen breitete sich aus, das nur von dem Geräusch des Schabens unterbrochen wurde, das entstand, als sich Vargus die mit Bartstoppeln übersäte Wange kratzte.

»Jagt uns der König Männer auf den Hals?« Korr hörte auf so zu tun, als ginge sie das alles nichts an.

»Wegen des Königs solltet ihr euch keine Sorgen machen. Wie ich hörte, haben sich die Dorfältesten zusammengetan und entschieden, selbst etwas zu unternehmen. Sie haben den Gath angeheuert.«

»Scheiße!«

»Den gibt es doch gar nicht! Der ist ein Mythos!«

»Der Herr des Lichts beschütze mich!«, betete einer der Männer. »Die Herrin des Lichts beschütze mich!«

»Das sind doch bloß Geschichten«, stieß Lin höhnisch hervor. »Mein Vater hat mir von ihm erzählt, da war ich ein kleiner Junge, aber das ist inzwischen mehr als dreißig Jahre her.«

»Dann musst du dir ja keine Sorgen machen«, sagte Vargus mit einem Grinsen.

Doch es war offensichtlich, dass sie trotzdem Angst hatten. Jetzt sogar mehr als eben noch, bevor er das Thema zur Sprache gebracht hatte. Ihr Glaube an den Gath war so stark, dass er ihn förmlich zu schmecken meinte. Er schwieg eine Weile, und jeder der Männer verlor sich in seinen eigenen Gedanken. Todesangst hatte sie alle ergriffen und schnürte ihnen wie mit Eisenfesseln die Luft ab.

Schweigen senkte sich wie eine frische Schneeschicht auf das Lager, und Vargus ließ es eine Weile dort ruhen, genoss die Atmosphäre und die Ruhe vor dem Sturm.

Einer der Männer griff nach dem Weinschlauch und erinnerte sich, dass er leer war.

»Was machen wir, Korr?«, fragte jemand, während andere die Bäume musterten, als rechneten sie jede Sekunde mit einem Überfall.

»Halt den Mund, ich denke nach.«

Bevor Korr einen Plan schmieden konnte, rammte ihm Vargus den Dolch zwischen die Rippen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis alle begriffen, was da gerade geschehen war. Sie regten sich erst wieder, als er die Klinge aus dem Körper zog – begleitet von spritzendem Blut.

Vargus sprang auf und zog das Bastardschwert von der Schulter. Die anderen wollten seinem Beispiel folgen, aber keiner von ihnen brachte es fertig. Ein Mann kippte nach hinten, ein anderer stolperte über die eigenen Füße und landete auf dem Gesicht. Lin schaffte es zwar auf die Beine, taumelte dann aber wie ein Betrunkener umher.

Vargus beförderte ihn mit einem Tritt aus dem Weg, ergriff das Schwert mit beiden Händen und trieb es dem ersten Mann am Boden in den Nacken. Ihm blieb nicht einmal Zeit zum Schreien. Der Bogenschütze wollte sein Kurzschwert ziehen, doch es gelang ihm nicht. Er schaute auf, als er Vargus auf sich zukommen sah, ein dunkler Fleck breitete sich an der Vorderseite seiner Hosen aus. Vargus’ Schwert schlitzte ihm den Hals auf, dann fuhr die Waffe blitzschnell herum und versenkte zwei Fuß Stahl in Lins Bauch. Lin kreischte wie ein Schwein, das gerade geschlachtet wurde, und kippte um. Seine Schreie würden die Wächter alarmieren, das war Vargus klar.

Der zweite Koch war schon auf den Beinen, aber Vargus hackte ihm den Arm ab, bevor er die Axt schleudern konnte. Warmes Blut spritzte Vargus ins Gesicht. Grinsend wischte er es ab, während der Mann vor Schmerzen brüllend zu Boden ging. Vargus ließ ihn noch eine Weile zucken, bevor er ihm die Klinge ins Gesicht rammte und seinen Kopf am Boden festnagelte. Der Schnee um die Leiche verfärbte sich rot, dampfte und schmolz.

Der Wächter mit den fettigen Haaren kam mit tief gehaltenem Dolch ins Lager gestolpert. Er taumelte ein paar Schritte in die eine Richtung, dann in die andere. Das Tamkraut, das Vargus in den Wein getan hatte, zeigte seine Wirkung. Der Mann verlor das Gleichgewicht und stürzte an Vargus vorbei mit dem Gesicht voran ins Feuer. Den Muskeln seiner Arme und Beine fehlte die nötige Kraft, um ihn dort wieder herauszuholen. Seine Schreie verwandelten sich in ein Röcheln, das dann verstummte, während sich der Rauch schwarz verfärbte. Vargus hörte Fett in den Flammen brutzeln. Der Gestank erinnerte ihn an einen Schweinebraten.

Wie erwartet war Rak nicht so benommen wie die anderen. Zwar hatte ihn seine Größe gegen das Tamkraut im Wein nicht immun gemacht, aber die Wirkung kam verzögert. Es erleichterte Vargus, dass er wenigstens eine ordentliche Menge getrunken hatte, bevor er seinen Posten bezog. Der Hüne schaffte es, einen Fuß gerade vor den anderen zu setzen, aber sein Blick war glasig. Am Gürtel trug er eine sechs Fuß lange Klinge.

Statt auf seinen Angriff zu warten, stürmte Vargus auf ihn zu. Das Schwert über den Kopf schwingend brüllte er eine Herausforderung, ließ sich im letzten Moment aber auf die Knie fallen und zog die Klinge im Bogen nach unten. Der Stahl aus Seveldrom schnitt tief in Raks linken Oberschenkel, doch der große Mann stolperte zurück, bevor Vargus den nächsten Schlag folgen lassen konnte. Vor Wut brüllend trat Rak blindlings zu, sein riesiger Stiefel traf Vargus’ Hüfte, beförderte ihn in den Schnee und prellte ihm das Schwert aus der Hand.

Vargus kroch auf allen vieren herum, bis seine Finger auf den Schwertgriff stießen. Er konnte Raks Klinge durch die Luft pfeifen hören und sich gerade noch rechtzeitig zur Seite wälzen, bevor sie an der Stelle einschlug, wo sich eben noch sein Kopf befunden hatte. Wieder auf den Beinen benötigte er beide Hände am Griff, um den nächsten tödlichen Hieb parieren zu können. Bevor er in die Lage kam, seine Riposte anzubringen, krachte etwas in sein Gesicht. Blut spuckend stolperte er zurück und teilte blindlings wilde Hiebe aus, um sich Rak vom Leib zu halten.

Der Hüne gab nicht auf. Da seine Sinne benebelt und die meisten seiner Kameraden bereits tot waren, musste ein Teil von ihm gewusst haben, dass seine Zeit allmählich ablief. Vargus duckte sich und wich aus, nutzte den freien Raum. Blitzschnell stieß er zu, als Rak die Deckung vernachlässigte, fügte dem Hünen einen tiefen Schnitt quer über die Rippen zu. Aber das verlangsamte ihn keineswegs. Erst nach einem weiteren Dutzend Wunden wurde Rak schließlich klar, dass die rote Flüssigkeit, die um ihn herum den Schnee tränkte, sein eigenes Blut war.

Mit einem schmerzerfüllten Grunzen stolperte er zurück und landete auf einem Knie. Seine angestrengten Atemzüge hallten durch die Stille. Es schien meilenweit der einzige Laut zu sein.

»Korr hatte recht«, sagte er mit überraschend leiser Stimme. »Er sagte, du würdest uns holen.«

Vargus nickte. Dann stürmte er los, denn er wollte nicht das geringste Risiko eingehen. Rak hatte zwar noch die Absicht, das Schwert zu heben, aber selbst seine gewaltigen Kräfte waren nun am Ende. Sein Arm zuckte, mehr brachte er nicht zustande. Es wurde nicht um Gnade gebeten, und sie wurde auch nicht gewährt. Den Griff mit beiden Händen haltend rammte Vargus die Schwertspitze tief in Raks Kehle. Dann zog er sie wieder zurück und trat zur Seite, als Blut aus der klaffenden Wunde spritzte. Der Hüne fiel aufs Gesicht und war wenige Sekunden später tot.

Lin hockte neben dem Feuer, war noch am Leben und spuckte Blut. Die Wunde in seinem Leib war schlimm und würde ihn vermutlich noch Tage leiden lassen, bevor sie ihn schließlich umbrachte. Genau so, wie Vargus beabsichtigt hatte.

Er ignorierte Lins Flehen und holte das Gold und die anderen Diebesgüter aus der Höhle. Wenn auch alles andere als ein Vermögen, war das für die Dorfbewohner viel Geld.

Er band die Zügel der Pferde zusammen, sammelte sogar die Waffen ein und wickelte sie in eine alte Decke. Die Leichen überließ er den Tieren.

Den Eintopf zu vergeuden schien ihm Verschwendung. Trotzdem rammte er sich zwei Finger in den Hals und kotzte in den Schnee, bis sein Magen leer war. Er säuberte den zum Vorschein gekommenen Bezoar mit frischem Schnee und verstaute ihn dann in seiner Satteltasche. Der Bezoar wies eine leichte braune Verfärbung auf, schließlich hatte er das Gift in dem getrunkenen Wein absorbiert. Trotzdem wollte Vargus nicht das Risiko eingehen, dass ihm später noch schlecht wurde, also brachte er sich erneut zum Erbrechen. Dann füllte er seinen Wasserschlauch mit schmelzendem Schnee und trank, um seinen rauen Hals zu beschwichtigen.

Seine Unterlippe hatte endlich aufgehört zu bluten, aber als er ausspuckte, landete ein Stück Zahn zusammen mit einem Blutklumpen im Schnee. Er nahm sich einen Moment Zeit, seine Zähne zu überprüfen, und entdeckte, dass oben einer abgebrochen war.

»Scheiße.«

Mit beiden Händen schaufelte er Schnee auf das Feuer, bis es erloschen war. Die verkohlte Leiche des Mannes ließ er auf den nassen Scheiten und der Asche liegen. Eine weitere halb gebratene Mahlzeit für die Aasfresser.

»Töte mich. Töte mich doch!«, schrie Lin. »Warum lebe ich noch?« Er keuchte und hustete Blut in den Schnee.

Nachdem im Lager nichts mehr zu tun war, wandte sich Vargus endlich ihm zu. »Weil du nicht einfach nur ein Mörder bist, Torlin Ke Tarro. Du warst einmal ein Königsmann. Du kehrtest heim, weil du den Krieg satt hattest. Daran ist nichts verkehrt, viele Männer biegen um eine Ecke und schlagen einen anderen Weg ein. Aber du nicht. Du wurdest zu einem der Scheusale, die du einst gejagt hast.«

Vargus ging neben dem Sterbenden in die Hocke und nagelte ihn mit seinem Blick fest.

Einen Augenblick lang vergaß Lin seine Schmerzen. »Woher kennst du mich? Nicht einmal Korr wusste, dass ich Tarro heiße.«

Vargus ignorierte die Frage. »Das Land hier ist dir vertraut, die Dörfer und Städte, und du kennst das Gesetz. Du wusstest genau, wie viel Ärger du machen konntest, ohne dass es die Königsmänner auf den Plan rufen würde. Du hast deine eigenen Leute ermordet und bestohlen.«

»Das sind nicht meine Leute.«

Vargus klatschte in die Hände und richtete sich auf. »Schluss mit den Debatten, Junge. Bitte deine Vorfahren um Erbarmen für die Lange Straße nach Nor.«

»Meine Vorfahren? Was für eine Straße denn?«

Verächtlich spuckte Vargus in den Schnee. »Dann bete eben zu deinem Laternengott und seiner verfluchten Hure oder an wen auch immer du dich wenden willst. Der Nächste, mit dem du sprichst, befindet sich nicht auf dieser Seite des Schleiers.«

Er ignorierte Lins Flehen und führte die Pferde aus dem Lager, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Schon bald kroch die Kälte zurück in seine Finger, aber das bereitete ihm keine großen Sorgen. Die Schmerzen in den Gliedern, die von den Übernachtungen im Freien herrührten, schwanden bereits wieder. Der Kampf hatte ihm einen kleinen Schub frischer Kraft verschafft, aber das würde nicht lange vorhalten. Die Legende vom Gath war tot, also war es Zeit für eine Veränderung. Er hatte das Unausweichliche viel zu lange aufgeschoben.

Carla, die Dorfälteste, stand hinter der Theke, als Vargus das Ente und Krone betrat. Sie war eine stämmige Frau, die mindestens fünfzig Sommer erlebt hatte und sich von niemandem etwas sagen ließ, ob nun König oder Ziegenhirte. Mit einem Gesicht ausgestattet, das wohl nur ihre Mutter hatte lieben können, war es bemerkenswert, dass sie vier gesunde Kinder zur Welt gebracht hatte, die schon wieder eigene Kinder hatten.

Ohne gefragt zu werden stellte sie einen Becher mit Ale vor ihn hin, während er sich setzte. Die Schenke war leer, was nach den Geschehnissen kaum verwunderlich war. An Tagen wie diesen neigten Menschen dazu, mehr Zeit mit ihrer Familie zu verbringen.

»Alles erledigt?«

Vargus leerte den Becher mit mehreren großen Schlucken und nickte. Er legte den Beutel mit dem Gold auf die Theke und sah zu, wie Carla alles zählte. Das störte ihn nicht. Möglicherweise hatten die Räuber etwas davon ausgegeben, und er hatte nicht die geringste Ahnung, wie viel gestohlen worden war. Als Carla fertig war, verstaute sie den Beutel und füllte den Becher erneut. Nach kurzem Nachdenken nahm sie sich selbst einen. In kameradschaftlichem Schweigen tranken sie, bis beide Becher leer waren.

»Wie geht es allen?«, fragte Vargus.

»Ziemlich erschüttert. Morde sind uns nicht unbekannt, aus Wut oder aus Gier, aber das hier war etwas anderes. Der Junge kommt vermutlich darüber hinweg, jung genug ist er ja, aber nicht das Mädchen. Die ist für ihr Leben gezeichnet.«

»Und ihre Mutter?«

Carla grunzte. »Am Leben. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das ein Segen oder ein Fluch ist. Sollte sie wieder auf die Beine kommen, wird sie den Laden mit ihrem Bruder führen. Sie wird schon zurechtkommen.«

»Ich habe auch einen Haufen Waffen und ihre Pferde mitgebracht. Achtest du darauf, dass sie dafür Geld bekommt?«

»Mach ich. Und ich passe auch auf, dass Tibs ihr für die Tiere einen vernünftigen Preis zahlt.«

Das folgende Schweigen war irgendwie seltsam; Vargus’ Nackenhaare stellten sich auf.

»Hast du die Neuigkeiten schon gehört?«, fragte Carla schließlich. In ihrer Stimme lag ein eigenartiger Ton, den Vargus nicht unterbringen konnte. Aber er machte ihn nervös.

»Zum Teil«, erwiderte er vorsichtig und hielt nach der Falltür Ausschau. Irgendwo in der Dunkelheit wartete sie, das wusste er genau, und vermutlich hielt er direkt darauf zu.

»Was denn?«

»Ich habe gehört, dass der König jeden gerufen hat, der kämpfen kann. Ein Bauer auf der Straße hat es mir erzählt. Sagte, der Krieg käme nach Seveldrom, aber er kannte den Grund nicht.«

»König Rezas Sohn Taikon hat den Westen vereint.«

Vargus hob eine Braue. »Wie hat er das denn geschafft?«

»Hauptsächlich wohl Religion. Du weißt doch, wie es in Zecorria und Morrinow zugeht, da wird ununterbrochen gebetet. Unter anderem heißt es, unser König hätte auf eine Statue des Herrn des Lichts gepisst und sich mit einem Gemälde der Gesegneten Mutter den Hintern abgewischt.«

»Das ist eine Lüge.«

Carla grunzte. »Wie die anderen Geschichten, dass er Priester hinrichtet und Tempel niederbrennt. Für mich hört sich das an, als wolle da unbedingt jemand einen Krieg vom Zaun brechen. Eine Gelegenheit, uns Heiden alle auszumerzen.« Sie zeigte auf eine Figur des Schöpfers auf einem Regalbrett hinter ihr. In Seveldrom beteten die meisten zum Schöpfer, aber die, die es nicht taten, konnten unbeschadet dabei bleiben. Weder wurden sie getötet noch ausgegrenzt, weil sie anders waren. Religion und Gesetz blieben voneinander getrennt, aber für die Morrin und die Zecorrianer war das anders.

»Was ist mit dem Rest des Westens? Die haben es nicht so mit der Religion, und keiner kann die Vorga dazu bringen, etwas zu tun, das sie nicht tun wollen.«

Carla zuckte mit den Schultern. »Man erzählt sich, dass in Shael etwas Schlimmes passiert sein muss. Ein Massaker, Leichen auf Baumhöhe gestapelt, Städte sind geschleift worden, weil sie nicht kämpfen wollen. Angeblich machen die anderen danach brav mit.«

»Was ist mit König Reza? Ist er tot?«

»Sieht so aus. Angeblich hat Taikon seinen Vater getötet und sich auf den Thron von Zecorria gesetzt, und jetzt hat er einen Magier, den man den Hexer nennt. Über den sind ein ganzes Dutzend Geschichten im Umlauf.« Carla wischte mit dem Lappen über die Theke, die eigentlich längst blitzblank war. »Er kann Dinge von jenseits des Schleiers beschwören.«

»Ich hatte immer gedacht, dass du nichts auf Gerüchte gibst«, spottete Vargus.

Carla warf ihm einen Blick zu, bei dem sich andere Männer in die Hose gepisst hätten, aber an ihm glitt er einfach ab. Sie schüttelte den Kopf und lächelte kurz.

»Mach ich auch nicht, aber ich weiß, wie ich zuhören muss und den Mist vom Gold trenne. Was auch immer nun über diesen Hexer und die Allianz im Westen stimmt, ich weiß jedenfalls, dass das Ärger bedeutet. Und zwar nicht zu knapp.«

»Also Krieg.«

Carla nickte. »Vielleicht halten sie unseren König wirklich für einen Häretiker, vielleicht töten sie auch nur gern, so wie die Vorga. Die meisten schätzen, dass sie im Frühling da sein werden. In den vergangenen paar Tagen wurden die Handelswege nach Westen gesperrt. Kaufleute, die durchschlüpfen wollten, wurden erwischt und aufgeknüpft. Ganze Baumreihen mit den gierigen Mistkerlen säumen den Nordpass und den Südpass. Krähen und Elstern sind so fett wie Sommerfest-Fasane geworden.«

»Was wirst du tun?«

Carla blies die Wangen auf. »Mich um das Dorf kümmern, so wie immer. Kämpfen, falls der Krieg so weit nach Osten kommt. Obwohl, sollte er es bis hierhin schaffen, dann haben wir schon verloren. Was ist mit dir? Ich nehme an, du ziehst in den Kampf?«

Wieder war da dieser seltsame Unterton zu hören. Er nickte bloß, denn seiner Stimme vertraute er lieber nicht. Ein falsches Wort, und er stürzte kopfüber in die Dunkelheit.

»Deine Anwesenheit hier hat den Leuten gefallen. Und nicht nur, weil du dich um die Banditen gekümmert hast«, sagte Carla und schrubbte weiter unablässig die gleiche Stelle auf der Theke. »Du weißt, dass ich meinen Jintor vor fünf Wintern durch die Feuchtlunge verloren habe. Im Haus ist es ohne ihn sehr still, vor allem jetzt, wo die Kinder alle erwachsen sind. Jeden Tag muss das vierte Enkelkind kommen. Es ist immer eine Menge zu erledigen. Sich um das Dorf zu kümmern, sich mit den anderen Ältesten auseinanderzusetzen, das ist mehr als genug Arbeit für zwei.«

In den vielen Jahren ihrer Bekanntschaft hatte er sie noch nie so offen über ihre Bedürfnisse sprechen hören. Die Mühe, die sie das kostete, zeichnete sich in ihrer Miene bereits ab.

Er legte beide Hände um ihre hektisch scheuernde Hand und hielt sie fest. Die Jahre der harten Arbeit hatten ihre Haut rau werden lassen, und doch war sie auch warm und fühlte sich voller Leben an. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft sah sie ihm in die Augen. Unsicherheit lag in ihrem Blick.

»Ich kann nicht«, sagte Vargus sanft. »Das bin ich nicht.«

Carla zog die Hand zurück. Vargus brach als Erster den Blickkontakt, unsicher, ob er sie schonen wollte oder sich selbst.

»Was ist mit der Legende vom Gath?«

Er winkte ab. »Die hat sich bereits in Wohlgefallen aufgelöst, und ich mich mit ihr. Da glauben nicht mehr viele dran, und noch weniger fürchten ihn. Vermutlich ist das sogar meine eigene Schuld. Ich habe die Geschichte zu lange zu klein gehalten. Sie würde mich bestenfalls noch ein paar Jahre erhalten. Dieser Krieg ist die beste Möglichkeit für mich.«

Im Dorf war Carla die Einzige, die einen Teil der Wahrheit über ihn kannte. Sie gab nicht vor, es zu verstehen, aber sie hatte zugehört und es hingenommen, weil er der war, der er war. Und wegen dem, zu dem er fähig war. Irgendwie erschien es kleinlich, jetzt noch etwas vor ihr zu verbergen. Er wartete, aber zu seiner Überraschung hakte sie nicht nach, was das anging.

»Also kämpfst du?«

»Das werde ich tun«, verkündete Vargus. »Ich reise nach Charas, um zu kämpfen und zu bluten und zu töten. Für den König, für das Land und für die, die sich nicht selbst verteidigen können. Ich werde bei dem Eisen in meinem Blut einen Eid schwören, in diesem Krieg zu kämpfen, bis er zu Ende ist. Auf die eine oder andere Weise.«

Carla schwieg eine Weile. Schließlich schüttelte sie den Kopf, und da glaubte er, eine Träne in ihrem Auge zu entdecken. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein.

»Hätte das ein anderer gesagt, ich hätte ihm schon Bescheid gegeben, dass er ein verdammter Narr ist. Aber für dich sind das nicht nur Worte, oder?«

»Nein. Das ist mein Schwur. Sobald er ausgesprochen ist, kann er nicht mehr gebrochen werden. Bleibe ich hier, werde ich in ein paar Jahren tot sein. Auf diese Weise habe ich zumindest eine Chance.«

Carla griff unter die Theke und holte eine verstaubte rote Flasche hervor, die schon zur Hälfte geleert war. Sie besorgte zwei kleine Gläser und schenkte ihnen von dem dicken blauen Weinbrand großzügig ein.

»Dann wünsche ich dir Glück, und ich hoffe, dass es dem Dorf noch immer gut gehen wird, sollte es dich jemals wieder in diese Richtung verschlagen.«

»Darauf trinke ich. Und ich hoffe, dass – sollte ich je zurückkehren – ich noch immer willkommen bin.«

»Natürlich.«

Sie stießen an und kippten den Inhalt herunter. Er brannte sich seinen Weg durch Vargus’ Kehle in die Tiefe, bevor er in seinem Bauch ein angenehmes Feuer entzündete. Sie unterhielten sich zwar noch eine Weile, aber die wichtigen Worte waren bereits ausgesprochen worden, und sein Weg stand fest.

Am Morgen würde Vargus das Dorf verlassen, das die letzten vierzig Jahre sein Zuhause gewesen war, und in den Krieg ziehen.

Kapitel 2

Wieder zu Hause zu sein war schön. Die Luft war feucht und roch sauber und vertraut. Jenseits der dicken Stadtmauern erblickte Balfruss endlose grüne, gelbe und braune Felder, die auf allen Seiten von Steinwällen begrenzt waren. Hier war alles so bunt. Jahre in der Fremde waren nötig gewesen, ihm das klarzumachen.

Im Fernen Osten hatte der Wechsel der Jahreszeiten nur geringen Einfluss auf das Wetter. Der Wind blies etwas kälter, die Sonne wärmte weniger, aber das Land veränderte die Farbe nicht so wie hier in Seveldrom. Nach der langen Abwesenheit zählte Balfruss das Verstreichen der Zeit nicht länger in Tagen oder Wochen. Wozu auch, wenn er nicht nach Hause in die Arme seiner liebenden Frau und Familie eilte. Bevor seine Gedanken noch melancholischer wurden, konzentrierte er sich lieber auf die Stadt.

Von seinem Aussichtspunkt oben auf dem Palast breitete sich Charas vor ihm aus. Die Hauptstadt war eine Festung mit zinnenbewehrten Mauern von über hundert Fuß Höhe. Das Herz von Charas bestand aus uralten Gebäuden, die jahrhundertealt und geradezu in Geschichte getränkt waren. Sie alle überragte die Kathedrale des Großen Schöpfers. Ihr gewaltiger Turm mochte zwar etwas schief sein, und ihr eisernes Dach verfärbte sich an manchen Stellen grün, aber sie stellte noch immer einen bemerkenswerten Anblick dar. Buntglasfenster zeigten Könige und Krieger der Vergangenheit und funkelten im Sonnenlicht in unzähligen hellen Farben.

Trotz der Präsenz der Kathedrale fiel es schwer, den kuppelförmigen Tempel der Gesegneten Mutter und den riesigen Turm der Kirche des Heiligen Lichts zu ignorieren. Beide konkurrierten in der Neustadt um Aufmerksamkeit. Die Neustadt war erst kürzlich – vor fünfhundert Jahren – hinzugefügt worden und breitete sich um die Altstadt aus, was die Bevölkerung beinahe verdreifachte. Die äußere Stadtmauer war so hoch wie die innere und beschützte die Menschen vor den schlimmsten Unbilden des Wetters wie auch vor möglichen Bedrohungen von außen, obwohl es schon seit Jahrhunderten keine Belagerung mehr gegeben hatte.

Aus dieser großen Höhe bot sich Balfruss ein Farbgewimmel in den Straßen. Da waren Ladenschilder und die gestreiften Markisen der Marktstände, die Blumen im Gedächtnispark der Königin. In den meisten Häusern der Altstadt bestanden die Fenster in den obersten Etagen aus Buntglas, eine Mode aus den Tagen, als alle noch ihre Hymnen an den Schöpfer gesungen hatten. In der Neustadt hatte sich das nie durchgesetzt, obwohl die neueren Tempel die Glasmalereien mit unterschiedlichem Erfolg kopierten.

Verglichen mit anderen ihm bekannten Städten war Charas’ Architektur zwar schlicht, doch die Gleichförmigkeit der zwei- und dreistöckigen Häuser der Altstadt wies eine gewisse Schönheit auf. Die geraden Linien, die blauen Schieferdächer und das Fehlen selbst karger Verzierungen kündeten seiner Meinung nach von Stärke und Verlässlichkeit, Eigenschaften, die man den Sevel für gewöhnlich zusprach. Es ärgerte Balfruss, wenn er Witze hörte, in denen die Sevel als eine Rasse beschränkter Viehzüchter verspottet wurden.

Kaum zu glauben, dass er fünf Jahre lang fort gewesen war. Ein Blick in den Spiegel hätte einen Mann gezeigt, der bedeutend älter als siebenunddreißig Jahre aussah. In seinem Haar und dem Bart zeigten sich bereits weiße Flecken, und die dunklen Schatten unter seinen Augen waren zu einem ständigen Merkmal geworden, das genauso gut hätte angeboren sein können. Außerdem war da die unerfreuliche Tatsache, dass er den Wind am Hinterkopf wesentlich deutlicher spürte. Wenigstens hielt sein Bart den Hals warm, wenn es kalt war.

»Froh, wieder daheim zu sein, Lan?«, fragte Vannok Lore, der die Treppe heraufkam.

Es war schön zu sehen, dass sich einige Dinge während seiner Abwesenheit nicht verändert hatten. Vannok war noch immer derselbe, ein hünenhafter Mann in einer Lederrüstung mit einem Schwert am Gürtel.

Sie waren zusammen aufgewachsen, also gab es keinerlei Geheimnisse zwischen ihnen. Niemand sonst nannte ihn Lan, den Namen, den man ihm bei seiner Geburt für die Zeit vor seinem elften Namenstag gegeben hatte. Das war ein alter Brauch aus einer Zeit, als sechs von zehn Kindern vor ihrem zehnten Geburtstag an den Roten Pocken starben. Seit über vierhundert Jahren war kein Fall mehr aufgetreten, aber die Tradition hatte dennoch Bestand.

Obwohl sie viele Jahre getrennt gewesen waren, weil Balfruss im Roten Turm studiert hatte, konnten sie den Gemütszustand des jeweils anderen noch immer mühelos erkennen.

»Ich hätte das nie geglaubt, einmal zu sagen, Vann, aber ich freue mich, wieder zu Hause zu sein.« Balfruss nahm einen tiefen Atemzug – und dann noch einen. »Riechst du das? Das Grün?«

Vannok schnupperte. »Was ist daran im Vergleich zum Osten so anders?«

»Die Wüste ist trocken, würzig und heiß. Man kann die Luft beim Atmen in sich spüren. Natürlich gibt es Gewächse und Bäume, aber nichts Vergleichbares.« Er zeigte auf das Land. »Ich habe die Farben vermisst, und auch die Kälte, möge der Schöpfer mir verzeihen. Den Regen und ebenso den Wind.«

Vannok lachte. »Warst du nicht versucht, dortzubleiben?«

»Nein. Es war nicht die Heimat.«

»Und wirst du dem Zuhause dann diesmal die Treue halten?«

Balfruss lächelte seinen hochgewachsenen Freund an. »Frag mich noch einmal, wenn alles vorbei ist.«

»Wir sollten gehen. Der König wird bald eintreffen, um dich und die anderen zu begrüßen.«

Balfruss folgte seinem Freund mehrere Treppen mit abgelaufenen Stufen nach unten und durch breite Korridore, die sie zum Thronsaal führten.

»Sind die anderen schon lange hier?«

»Drei kommen aus der Gegend«, sagte Vannok über die Schulter, »aber ein paar sind erst gestern eingetroffen. Einige sind weit gereist, um uns zu helfen.«

»Wie viele sind es?«

»Dich eingeschlossen acht.«

Balfruss war so schockiert, dass er stolperte. Vannok griff noch rechtzeitig nach seinem Ellbogen, um einen Sturz zu verhindern. »Acht? Acht Kriegsmagier?«

Jetzt musste Vannok lächeln. »Warte ab.«

Heutzutage waren Kriegsmagier selten, aber früher einmal hatte es ziemlich viele gegeben. Die Sucher hatten jede Stadt und jedes Dorf nach Kindern abgegrast, die mit der Fähigkeit geboren worden waren. Aber das war gewesen, bevor der Graue Rat vor fünfzehn Jahren seine Stellung aufgegeben hatte. Der Rote Turm nahm immer noch jene auf, die an seine Tür klopften, aber eine stetig schrumpfende Gruppe alternder Freiwilliger unterrichtete jedes Jahr nur eine kleine Gruppe Schüler. Der größte Teil der Belegschaft war irgendwann gegangen, als klar geworden war, dass die Meister nicht zurückkehren würden. Diejenigen, die man nach dem Verschwinden des Rates ausgebildet hatte, bekamen gerade genug beigebracht, um sich nicht aus Versehen selbst – oder andere – umzubringen, bevor man sie wieder nach Hause schickte.

Als sie den Thronsaal betraten, warteten die anderen Kriegsmagier bereits auf den König. Zwei von ihnen erkannte Balfruss auf der Stelle. Sobald sie ihn erblickten, kamen sie mit einem herzlichen Lächeln und ausgebreiteten Armen auf ihn zu. Beide trugen lose fallende gelbe Gewänder, aber damit hörte die Ähnlichkeit zwischen ihnen auch schon auf. Darius war dunkelhäutig und mit langen Gliedern versehen, hatte schwarzes Haar und dunkle Augen, während seine Frau Eloise blass und blond war. Die einzige Gemeinsamkeit war das Zeichen Ayilahs, das rote Symbol, das man ihnen ins Gesicht tätowiert hatte. Es führte in einer senkrechten Linie vom Haaransatz quer über das rechte Auge zum Unterkiefer – und bezeugte ihren Status als Magier in den Wüstenkönigreichen.

»Was macht ihr denn hier? Ich habe euch doch erst vor wenigen Wochen verlassen«, sagte Balfruss.

»Mit meiner Frau darf man sich nicht anlegen«, erwiderte Darius und schüttelte ihm beide Hände mit eisernem Griff. Balfruss hätte seinen Freund am liebsten umarmt, aber er wusste, dass Darius’ Sitten nichts von der öffentlichen Zurschaustellung von Zuneigung hielten. »Sie hat mir berichtet, was passiert ist. Nach allem, was du für mein Land getan hast, wie hätte ich da nicht kommen können?«

Balfruss streckte Eloise die Hand entgegen, aber sie küsste ihn auf beide Wangen und umarmte ihn. »Hör auf, die Stirn zu runzeln, Darius«, sagte sie, ohne einen Blick nach hinten zu werfen. »Wir befinden uns jetzt in meinem Land. Unter Freunden ist das nicht ungehörig.«

Vannok räusperte sich, und Balfruss verstand sogleich den Hinweis.

»Entschuldige, Vann. Lasst mich euch vorstellen.«

»Das wird warten müssen.« Denn in genau diesem Augenblick betrat der König den Thronsaal; seine Berater folgten ihm dichtauf.

Balfruss war dem König noch nie zuvor begegnet, aber es schien offensichtlich, warum ihn einige den Grauen Bären nannten. Jedes Haar auf seinen nackten Armen und dem Kopf hatte die Farbe alter Asche. Obwohl fast fünfundsechzig Jahre alt, war er noch immer ein stämmiger Mann in guter körperlicher Verfassung. Auf der einen Seite standen seine drei erwachsenen Kinder hinter ihm, zwei breite und bärtige Söhne mit ihrer schlanken, eleganten Schwester. Auf der anderen Seite standen zwei ergraute Krieger, bei denen es sich vermutlich um Generäle handelte. Der eine musste Gregor sein, der verrückte einäugige Bastard, den man auch den Garstigen nannte – selbstverständlich immer nur hinter seinem Rücken. Zu Balfruss’ Überraschung gesellte sich Vannok zu den anderen Generälen, und dann begrüßten sie ihn als Gleichgestellten. Anscheinend hatten sich in der Zeit seiner Abwesenheit manche Dinge doch verändert.

Der König setzte sich, aber es war offensichtlich, dass er nicht gern von oben auf Leute herunterstarrte. Der Thron selbst war ausgesprochen schlicht gestaltet und bestand aus Holz, auf die Kopfstütze war eine goldene Krone gemalt. Genau wie die anderen schlichten Möbel im Raum reflektierte auch der Thron das, was Balfruss über König Matthias’ Einstellung zu seiner Stellung wusste. Er begriff die Notwendigkeit, zog es aber vor, dass das Geld für seine Untertanen ausgegeben wurde statt für Pomp und Zeremoniell. Das deutlich sichtbare Fehlen von Farben kündete von der langen Abwesenheit der Königin. Sie war seit mehr als zwanzig Jahren tot.

Balfruss trat zur Bank hin, und die anderen Kriegsmagier machten ihm Platz, damit er sich setzen konnte.

»Ich danke euch allen für euer Kommen«, sagte der König. »Ich hatte nicht damit gerechnet, dass meine Freunde im Osten so großzügig sein würden«, fuhr er fort und zeigte auf Darius und Eloise, die aufstanden und sich vor dem Thron verneigten. Während sich der König weiterhin weitschweifig bei König Usermeses IV. bedankte, musterte Balfruss die Leute neben sich.

Der Mann mit der goldenen Haut musste aus dem im Südwesten gelegenen Königreich von Shael kommen, das der Wahnsinnige König erst kürzlich erobert hatte. Es hatte ganz den Anschein, als hätte die Reise den Kriegsmagier beinahe umgebracht. Sein Gesicht war äußerst schmal, seine Kleidung staubig und abgerissen, und selbst im Sitzen stützte er sich schwer auf einen großen Stab. Um seinen Hals hing ein helles Kopftuch, das die untere Gesichtshälfte verbarg, und sein rasierter Schädel war voller Narben, Krusten und frischer Schrammen. Als spürte er, dass er beobachtet werde, wandten sich seine violetten Augen Balfruss zu. Dieser lächelte, und der Mann neigte den Kopf.

Die anderen stellten eine merkwürdige Gruppe dar. Zwei waren so hellbunt gekleidet wie Spaßmacher, und ein Mann mit breiten Schultern sah eher wie ein Schmied aus. Ihm schien unbehaglich zumute zu sein, denn er rutschte ständig unruhig umher und ballte die Fäuste.

Der letzte Kriegsmagier war ein kleiner Mann mit schwarzer Haut und einem breiten Gesicht, in dem Balfruss einen Angehörigen der Ersten Menschen erkannte, jenes Stammes, der nördlich von Seveldrom an der Küste lebte.

König Matthias kam mit seiner Begrüßung zum Ende, und das breite Lächeln auf Darius’ Gesicht verriet Balfruss, dass sie die richtige Länge gehabt hatte, um die östlichen Gebräuche zufriedenzustellen. Nachdem sich seine Freunde vorgestellt hatten, setzten sie sich, und die Miene des Königs wurde grimmig.

»Der König von Zecorria ist tot«, sagte er. Seine Stimme hallte durch den Raum. »Nun sitzt sein Sohn Taikon auf dem Thron, und er hat Seveldrom unter Vorspiegelungen falscher Tatsachen den Krieg erklärt. Er beschuldigte mich furchtbarer religiöser Verbrechen, und damit konnte er einen Pakt mit Morrinow schließen. Die anderen Nationen im Westen wurden zu einer Allianz überredet oder gezwungen. Ein Heer von noch nie da gewesenem Ausmaß marschiert auf meine Grenze zu. Unseren Spionen zufolge wird es von einem Mann begleitet, den man den Hexer nennt, einem mächtigen Kriegsmagier mit mehreren Schülern. Seinetwegen bat ich euch heute her. Darüber sprechen wir gleich noch, aber stellt euch doch jetzt bitte zunächst vor.«

Die beiden bunt gekleideten Männer ergriffen die Initiative und traten vor, um den König zu begrüßen. Trotz der angenehmen Kühle des Raumes schwitzten sie. Außerdem war es ungewöhnlich, sich ohne Aufforderung dem Thron zu nähern. Ein paar Wächter zogen die Schwerter und traten vor, aber der König winkte sie zurück.

»Ich grüße Eure Majestät«, sagte einer der Männer mit einer anmutigen Verbeugung. »Ich bin der Große Samkin. Vielen Dank, dass Ihr uns empfangt. Wir hoffen, Euch gut dienen zu können.«

Der König schürzte die Lippen, eine Augenbraue zuckte etwas. Balfruss fing an zu lachen, aber Vannok warf ihm einen giftigen Blick zu, und er verwandelte den Laut in ein Husten. Darius runzelte die Stirn und schien etwas unternehmen zu wollen, aber seine starren Traditionen würden nicht erlauben, sich dort einzumischen.

Eine lange Pause trat ein, bevor der König das Wort ergriff. »Und wie viele Jahre habt ihr im Roten Turm gelernt?«

»Sieben«, quiekte der andere Mann und wischte sich nervös den Schweiß aus den Augen.

»Und was habt ihr gelernt?«

»Ich kann Stürme kontrollieren, Steine auflösen, Feuer herbeibeschwören und in die Zukunft sehen«, sagte der Große Samkin, dessen Gewand mit aufgenähten Symbolen von Sonne und Mond geschmückt war.

»Ich spreche mit Tieren«, stieß der andere hervor.

Diesmal konnte Balfruss es nicht mehr unterdrücken: Er lachte. Abgesehen von Darius und dem Schmied lächelten auch ein paar der anderen.

»Wie wäre es mit einer Demonstration?«, schlug der König vor.

»Ich bin sehr müde von der Reise«, sagte Samkin und ignorierte das Gelächter. »Aber meine Kraft wird bald zurückgekehrt sein.«

Als Samkin zurücktrat, richteten sich alle Blicke auf Balfruss, der noch immer lachte. Der Kriegsmagier rang um Beherrschung.

»Ich entschuldige mich, Euer Majestät«, sagte er, stand auf und verneigte sich tief vor dem Thron. »Aber diese beiden Männer sind Scharlatane. Ich nehme an, sie wollten Euch, falls nötig, etwas mit einem Zauberkunststück vormachen. Ihnen fehlt jedoch die Fähigkeit, die Quelle zu berühren.«

»Das könnt Ihr sagen, indem Ihr sie einfach so anseht?«

»Ja, Euer Majestät. Ich fühle eine Verwandtschaft mit meinen Brüdern und Schwestern.« Er deutete auf die Kriegsmagier neben sich. »Es gibt da einen Puls. Ein Echo zwischen uns.«

»Er lügt«, sagte einer der Spaßmacher. Das Zittern in seiner Stimme verdarb allerdings seinen Mut.

»Dann bitte doch eine Demonstration«, sagte Balfruss. Er wartete auf die Erlaubnis des Königs, bevor er sich in Bewegung setzte. Die beiden Männer sahen plötzlich sehr blass aus, als er ihnen gegenüber Aufstellung nahm. »Wie ihr beide zweifellos wisst, ist eine der ersten Lektionen die physische Manifestation eures Willens. Kombiniert eure Kräfte und stoßt mich durch den Raum.«

»Wir wollen Euch nicht verletzen.«

Balfruss bleckte die Zähne. »Versucht es.«

Beide Männer fingen an, mit den Armen herumzufuchteln. Der eine gab seltsam bellende Geräusche von sich, der andere brabbelte zusammenhanglose Worte. Aber nichts geschah.

»War es das?«

Die beiden Männer sahen einander an und nickten dann.

Balfruss klatschte in die Hände, und die Scharlatane wurden in die Höhe gestemmt und nach hinten geschleudert. Sie krachten gegen die Wand und blieben dort hängen, während er langsam auf sie zuging. Ihre Kleidung wurde fest an sie gedrückt, und sie konnten kaum atmen, während er sich zu ihnen vorbeugte.

»Ich kann Stürmen befehlen, Feuer beschwören und Stein auflösen. Tiere haben nichts Interessantes zu sagen, und niemand kann in die Zukunft sehen, weil sie noch nicht geschrieben wurde«, knurrte der Kriegsmagier. »Es ist gefährlich, sich in Dinge einzumischen, die man nicht versteht.«

»Genug«, sagte der König, stand auf und trat an ihre Seite. »Lasst sie wieder runter.«

Balfruss ließ die beiden Männer los, und sie sackten auf dem Boden zusammen. Der eine schien gleich in Tränen ausbrechen zu wollen, der andere aber konnte weder dem Kriegsmagier noch dem König in die Augen sehen.

»Wie heißt ihr?«, fragte der König.

»Sam.«

»Pedr.«

»Wo kommt ihr her?«

»Es ist ein kleines Dorf, Herr, direkt an der Grenze zum Westen. Es hat keinen Namen.« Die Ausdrucksweise der beiden Männer war plötzlich wesentlich weniger formell.

»Wir kamen her, weil alle gegangen sind. Haben alles eingepackt und sind nach Osten gelaufen.«

»Wir wussten, dass der Krieg kommt«, sagte Pedr, »und brauchten Arbeit. Wir wollten niemanden gegen uns aufbringen. Sich als Kriegsmagier auszugeben schien die beste Möglichkeit, etwas zu essen zu bekommen. Wir haben zwei Wochen nichts gegessen, mal abgesehen von dem, was wir in der Natur fanden.«

»Wir wollten nicht verhungern«, sagte Sam und warf dem König einen kurzen Blick zu. »Es tut uns leid, dass wir gelogen haben, Herr.«

»Und was habt ihr getan, bevor ihr hergezogen seid?«, wollte der König wissen.

»Haben für einen Bauer gearbeitet. Aber Pedr ist gut mit Zahlen. Hat für jeden die Bücher geführt, wenn die Steuern fällig waren. In unserem Dorf können nicht viele schreiben oder rechnen.«

Der König gab seiner Tochter ein Zeichen, und sie trat vor.

»Ich glaube, sie können Jonkravish helfen«, sagte Talandra. Balfruss hatte die Prinzessin noch nie zuvor gesehen, und es war offensichtlich, dass sie ihrer Mutter äußerst ähnlich war. Hochgewachsen und gertenschlank, während ihre Brüder genau wie ihr Vater große Männer mit breiten Schultern waren. Ihr Haar war lang und blond und zu einem einfachen Zopf geflochten, während die Männer das dunkle Haar kurz geschnitten trugen. Ungewöhnlicherweise trug sie Hosen und ein langes Hemd, das den größten Teil ihrer Kurven verbarg, aber niemand hätte sie mit einem Mann verwechselt.

»Wer ist Jonkravish?«, fragte Sam.

»Unser Quartiermeister«, sagte Talandra. Sie gab ein Zeichen, auf das hin ein Mann aus den Schatten trat.

»Das ist Jonkravish.« Die Prinzessin wies mit dem Kopf auf den Morrin. Wie für diese Rasse üblich, hatte auch der Quartiermeister ein in etwa keilförmiges Gesicht, spitze Ohren, Hörner und gelbe Augen. Er schüchterte die beiden Scharlatane sichtlich ein, sie konnten seinen strengen Blick nicht erwidern.

»Er wird euch ein Bett, Mahlzeiten und eine Arbeit zuweisen.«

»Wir bekommen nicht die Peitsche? Oder werden hingerichtet?«, fragte Sam.

Talandras Lächeln war nun warm und großzügig. »Nein, aber eure Arbeit wird dennoch nicht einfach sein, der Quartiermeister ist nicht leicht zufriedenzustellen.«

»Das werden wir schaffen«, sagte Pedr eine Sekunde vor Sam.

Balfruss trat näher an sie heran, bevor sie gehen konnten.

»Es tut mir leid, Herr«, sagte Sam. »Wir wollten niemanden aufbringen.«

»Mir tut es leid«, sagte Balfruss. Er streckte die Hand aus. »Ich habe die Beherrschung verloren, und das hätte ich nicht tun sollen.«

Die beiden Männer starrten die Hand an, als sei es eine giftige Schlange, schüttelten sie aber schließlich, bevor sie dem Quartiermeister aus dem Thronsaal folgten.

»Vielleicht könntet Ihr die anderen vorstellen«, schlug der König vor, während er auf den Thron zurückkehrte. »Und Euch selbst.«

»Ich bin Balfruss, Euer Majestät. Ich weiß, dass Ihr Darius und seine Gemahlin Eloise bereits kennengelernt habt, aber er ist auch mein Blutsbruder.« Der König und die Generäle sahen verblüfft aus, aber Talandra nickte, da ihr der Titel und die damit verbundene Ehre offensichtlich etwas sagten. Als Belohnung für seine Verdienste um das Wüstenkönigreich hatte der König Darius erlaubt, Balfruss zu einem Familienmitglied zu machen, obwohl sie nicht miteinander verwandt waren. Damit gehörte der Kriegsmagier zu einer der mächtigsten Familien in der Wüste und stand in der Erbfolge.

»Die anderen kenne ich nicht namentlich«, entschuldigte sich Balfruss, »aber ich erkenne doch einen Kálfe der Ersten Menschen.«

Der kleine Stammesangehörige nickte Balfruss zu und trat vor. Sein flaches Gesicht war mit Ritualnarben übersät, seine Unterarme mit verblichenen roten und blauen Tätowierungen bedeckt, die vor Alter beinahe schwarz aussahen. Knochenschmuck durchbohrte seine Ohren, und eine Kette aus gelben funkelnden Steinen war sein einziger Schmuck. Die Füße waren nackt, aber nach einem Leben ohne Schuhe machte die Haut den Eindruck, als sei sie so hart wie altes Leder. Aus Höflichkeit trug er eine Weste und eine locker sitzende Hose, die bis zu den Knien reichte; für gewöhnlich ging sein Volk bis auf ein Stück Stoff um die Genitalien nackt.

»Ich bin Ecko Schnappende Schildkröte«, sagte er. Dann berührte er mit zwei Fingern Herz und Stirn. »Ich bin gekommen, um zu helfen, denn Ihr seid immer gut zu meinem Volk gewesen. Wir sprechen auch jetzt noch von Eurem großen König Kiele und schließen ihn in unsere Gebete ein. Er hat über uns gewacht, als wir an Eure Küsten kamen. Ich komme von meinem Volk, um ihn zu ehren. Ich hoffe, Euer Großer Schöpfer wird über mich wachen, solange ich mich auf seinem Boden befinde.«

»Vielen Dank, Ecko«, sagte der König.

Während sich Ecko wieder setzte, trat der große Mann vor. Seine Größe überraschte Balfruss, denn er überragte auch noch Vann, eigentlich den größten Mann im Raum. »Ich bin Finn Schmied«, grollte er und schien es dabei bewenden lassen zu wollen. Sein Gesicht war jungenhaft, aber in seinen blauen Augen erkannte Balfruss eine schreckliche Traurigkeit. »Ich wurde ausgebildet, nachdem der Graue Rat ging. Soll ich es Euch zeigen?«

Der König warf Balfruss einen Blick zu, der kaum merklich den Kopf schüttelte. Der Schmied strömte mehr als nur ein Echo der Macht aus, und Balfruss wusste, dass auch die anderen das fühlten. Finns Fähigkeit war wild und ungezähmt. Eine gewaltige Kraft, die von fadenscheiniger Kontrolle kaum in Schach gehalten wurde. Seine Ausbildung war garantiert flüchtig gewesen, und möglicherweise würde er genauso gefährlich sein wie der Feind.

»Dazu besteht keine Notwendigkeit. Willkommen, Meister Schmied«, sagte der König.

Der letzte Kriegsmagier, der erschöpfte Mann aus Shael, trat vor und verneigte sich tief vor dem Thron.

»Ich bin überrascht und erfreut, Euch zu sehen«, sagte der König. »Die Nachrichten aus Eurem Land mögen zwar spärlich sein, klingen aber sehr beunruhigend. Könnt Ihr uns sagen, was geschieht?«

Der goldenhäutige Mann schüttelte den Kopf und blickte dann Balfruss an. Seine purpurnen Augen schienen sich in Balfruss’ Kopf zu bohren, und einen Augenblick lang verspürte der Kriegsmagier Schwindel. Ein Rauschen erfüllte seine Ohren, und irgendwo in der Ferne vernahm er Stimmengemurmel. Er taumelte, fing sich aber wieder, bevor er stürzte.

»Alles in Ordnung?«, fragte jemand, doch Balfruss lauschte der anderen Stimme in seinem Kopf, die nicht ihm gehörte. Vor seinem geistigen Auge sah er Menschen mit goldener Haut, ein fernes Land voller hoher Bäume und Städte mit eleganten Türmen.

»Sein Name ist Sandan Thule«, sagte Balfruss, als er aus seinem Tagtraum erwachte. »Und die Neuigkeiten aus seiner Heimat sind tatsächlich ernst.«

Der König hob eine Braue, bemerkte aber nichts. Bevor Balfruss das näher erläutern konnte, war die Stimme wieder da, und diesmal brachte sie schreckliche Visionen. Ein Blutstrom überspülte Straßen, und die Schmerzensschreie waren so schrill, dass sie kaum mehr menschlich erschienen. Balfruss schrie auf und fiel auf die Knie, als er Bildern ausgesetzt wurde, die schlimmer waren als jeder Albtraum. Irgendwo in der Ferne fragte ihn jemand, ob er in Ordnung sei, aber die Stimme schien unendlich weit entfernt zu sein. Der Erinnerungsstrom versiegte nur langsam, die damit verknüpften Gefühle ließen jedoch nach. Nachdem sich Balfruss das Gesicht abgewischt hatte, kam er mit Thules Hilfe wieder auf die Beine, aber seine Knie waren noch immer schwach.

Es tut mir leid, das war die einzige Möglichkeit, ertönte Thules Stimme in seinem Kopf.

»Alles in Ordnung mit Euch?«, wollte der König wissen.

»Gleich«, erwiderte Balfruss und schluckte den Kloß in seinem Hals herunter. »Ich habe gesehen, was mit seinem Volk geschah. Der Wahnsinnige König, Taikon, hatte die anderen Nationen des Westens bereits vereint, als sein Heer nach Shael kam«, berichtete Balfruss anstelle von Thule. »Als Diplomatie und Bestechung versagten, fiel das Heer in Shael ein. Das Land wehrte sich, aber es konnte nur das Unausweichliche hinauszögern. Es waren einfach zu viele Gegner. Man versuchte, die Königin und ein paar andere aus dem Land zu schmuggeln, aber sie alle wurden gefangen, gefoltert und eingesperrt. Als das Volk davon erfuhr, gab es einen Aufstand. Ein paar konnten danach entkommen, aber nicht viele.«

»Wie ist er dem entgangen?«

Als Balfruss sich dem Thron zuwandte, zog Thule das Tuch herunter, das die untere Gesichtshälfte verborgen hatte. »Er ist dem nicht entgangen.«

Eine frische purpurfarbene Narbe zog sich um Thules Hals, dort wo man ihn aufgeschlitzt hatte. Die Wunde war gezackt, und allein das mochte ihm das Leben gerettet haben. Sie hatte aufgehört zu bluten, war aber noch immer angeschwollen.

»Er wurde geschlagen, gefoltert, und dann hat man ihm die Kehle aufgeschlitzt«, erklärte Balfruss. »Aber das hat man wohl schlampig gemacht, und so verlor er zwar seine Stimme, aber nicht das Leben. Er erwachte in einem Massengrab auf den Leichen seiner Landsleute. Das ist erst wenige Tage her.«

Der König trat begleitet von Talandra auf der einen und Gregor, dem ergrauten General mit nur einem Auge, auf der anderen Seite auf den Shael zu. Falls sich Thule davon eingeschüchtert fühlte, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.

»Mir fehlen die Worte«, sagte der König und ergriff Thules Unterarme.

»Er bittet Euch darum, sie nicht aufzugeben«, sagte Balfruss. »Man baut einen Widerstand auf, aber der wird Shael nicht befreien können, solange die Allianz des Westens Bestand hat. Er ist gekommen, um Euch zu helfen, diesen Krieg zu gewinnen, denn das ist der beste Weg, um sein Volk zu befreien.«

»Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um Eurem Volk zu dienen. Ich schwöre es beim Thron von Seveldrom und dem Eisen in meinem Blut.«

Derartige Versprechen gab man nicht leichtfertig, und tat man es in der Öffentlichkeit, so war der König durch Ritual und Brauchtum daran gebunden, sie zu erfüllen. Selbst wenn er vorher starb, war sein Nachfolger verpflichtet, das Versprechen aufrechtzuerhalten. Thule verbeugte sich und kehrte dankbar auf seinen Platz zurück.

»Ich bin sicher, dass ihr alle von der Reise erschöpft seid. Ich biete euch meine Gastfreundschaft an und schlage vor, dass ihr euch ausruht, solange ihr noch könnt. Der Krieg hat uns fast erreicht, und wenn er da ist, könnte es lange dauern, bevor einer von uns wieder in Ruhe schlafen kann.«

Alle erhoben sich, als der König dicht gefolgt von seinen Kindern und Generälen den Saal verließ. Der einäugige Gregor blieb kurz stehen und musterte Balfruss. Einen Augenblick lang hatte es ganz den Anschein, als wolle der Mann zu ihm kommen. Aber dann ließ ihn etwas seine Ansicht ändern, und er eilte hinter den anderen her.

Die Freude, wieder mit seinen Freunden vereint zu sein, verblasste schnell, als Balfruss klar wurde, womit sie es hier zu tun hatten. Es war ein Krieg – und zwar gegen ein Heer von einer Größe, wie es das nie zuvor gegeben hatte. Es wurde von einem Wahnsinnigen König, einem abtrünnigen Kriegsmagier und dessen Schülern angeführt. Balfruss war in seine Heimat Seveldrom zurückgekehrt, weil sein König um Hilfe gebeten hatte, aber jetzt gab es viele Gründe zu kämpfen, und sie alle standen hier in diesem Raum mit ihm versammelt. Sie waren seine einzige Familie, und er würde alles tun, um sie zu beschützen.

Und dennoch, umgeben von mehr Kriegsmagiern, als er seit vielen Jahren gesehen hatte, verspürte Balfruss bei dem Gedanken, was sie alles zusammen bewirken konnten, sowohl Aufregung als auch Furcht. Sie konnten die Welt verändern.

Kapitel 3

Als Vargus das Gelände der Kaserne von Charas durchquerte, nickten ihm ein paar Männer zu oder winkten. Nach drei Wochen bei der Armee von Seveldrom kannten ihn viele. Die jüngeren Krieger baten ihn als Veteranen oft um Rat und hörten aufmerksam zu, wenn er ihn widerstrebend gab. Die, die den ersten Tag des Krieges überleben wollten, passten auf. Männer aus anderen Handwerken, die erst vor kurzem das Schwert ergriffen hatten, zogen Trost aus seiner Anwesenheit. Sie gab ihnen Hoffnung, dass es selbst einem ganz gewöhnlichen Mann möglich war zu überleben, auch dann, wenn er an der Front kämpfte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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