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Baumeister Solneß: Schauspiel in drei Aufzügen Henrik Ibsen - Baumeister Solneß ist ein Stück von dem Schriftsteller norwegischen Dramatiker Henrik Ibsen geschrieben. Schrieb dieses Stück, nachdem er von seiner langen Reise in Europa nach Norwegen zurückkehren, die das ersten Geschäft ist seit Aute im Juli 1891. dieses Spiel zum ersten Mal im Dezember 1892 in Kopenhagen veröffentlicht wurde, und die erste Show in dem Lessing Theater Zentrum von Berlin am neunzehnten Januar war 1893
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Seitenzahl: 129
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Baumeister Solneß.
Schauspiel in drei Aufzügen vonHenrik Ibsen.
Deutsch vonSigurd Ibsen.
Einzige vom Verfasser autorisierte deutsche Ausgabe.
Leipzig Druck und Verlag von Philipp Reclam jun.
Den Bühnen gegenüber als Manuskript gedruckt.
Alle Rechte vorbehalten.
Für sämtliche Bühnen im ausschließlichen Debit von Felix Bloch Erben in Berlin, von welchen allein das Recht der Aufführung zu erwerben ist.
Für Österreich-Ungarn ist das Aufführungsrecht nur durch Dr. O. F. Eirich in Wien zu erwerben.
Für Großbritannien und die englischen Kolonien: Dr. Sylvain Mayer, Rechtsanwalt, London, Temple E. C. I. Garden Court.
Für Amerika: Goldmark & Conried, New-York, 13 W. 42 Street.
Für Schweden, Norwegen und Finnland: Oskar Wijkander, Königlicher Hofintendant, Stockholm.
Für Dänemark: Henrik Hennings, Königliche Hofmusikalienhandlung, Kopenhagen.
Für Rußland und Polen: P. Reldner, Buch- und Musikalienhandlung, Riga.
Sigurd Ibsen. Felix Bloch Erben.
Personen.
Baumeister Halvard Solneß.
Frau Aline Solneß, seine Gattin.
Dr. Herdal, Hausarzt.
Knut Brovik, ehemals Architekt, jetzt Assistent bei Solneß.
Ragnar Brovik, sein Sohn, Zeichner.
Kaja Fosli, seine Nichte, Buchhalterin.
Fräulein Hilde Wangel.
Einige Damen.
Volksmenge auf der Straße.
Ort der Handlung: das Haus des Baumeisters Solneß.
Rechts und links vom Schauspieler.
Ein einfach ausgestattetes Arbeitszimmer beim Baumeister Solneß.
Eine Flügelthür an der Wand links führt zum Vorzimmer. Rechts ist die Thür zu den inneren Räumen des Hauses. An der Hinterwand eine offene Thür zum Zeichenzimmer. Im Vordergrund links ein Pult mit Büchern, Briefschaften und Schreibmaterialien. Oberhalb der Thür ein Ofen. In der Ecke rechts ein Sofa mit Tisch und ein paar Stühlen; auf dem Tische Wasserkaraffe und Glas. Ein kleinerer Tisch mit Schaukelstuhl und Lehnstuhl im Vordergrund rechts. Angezündete Arbeitslampen auf dem Tische im Zeichenzimmer, auf dem Tische in der Ecke und auf dem Pulte.
Rechts und links vom Schauspieler.
Knut Brovik und sein Sohn Ragnar sitzen im Zeichenzimmer mit Konstruktionen und Berechnungen beschäftigt. Knut Brovik ist ein schmächtiger alter Mann mit weißem Haar und Bart; er trägt einen etwas fadenscheinigen, aber sauber gehaltenen schwarzen Rock, eine Brille und eine weiße, etwas vergilbte Halsbinde. Ragnar Brovik ist in den dreißiger Jahren, gutgekleidet, blond, mit leicht vornüber gebeugter Haltung. Kaja Fosli, steht im Arbeitszimmer am Pulte, im Hauptbuche eintragend; sie ist ein zart gebautes junges Mädchen von einigen zwanzig Jahren, aber von kränklichem Aussehen; ein grüner Schirm schützt ihre Augen. Alle drei arbeiten eine Weile schweigend.
Knut Brovik(erhebt sich plötzlich, wie von Angst getrieben, vom Zeichentische, atmet tief und mit Mühe, indem er zur Thüröffnung vorgeht). Nein, jetzt halt ich es bald nicht länger aus.
Kaja(geht zu ihm hin). Es ist dir gewiß recht schlecht heut Abend, Onkel?
Brovik. Ach, mir scheint, es wird schlimmer von Tag zu Tag.
Ragnar(hat sich erhoben und kommt näher). Du solltest lieber heimgehen, Vater. Versuchen ein wenig zu schlafen —
Brovik(ungeduldig). Zu Bett gehen vielleicht? Willst du denn, daß ich rein ersticke!
Kaja. Aber dann mach doch einen kleinen Spaziergang.
Ragnar. Ja, thu das. Ich begleite dich.
Brovik(heftig). Ich geh nicht, ehe er kommt! Heut Abend red ich grad heraus mit — (in verbissener Wut) mit ihm — dem Prinzipal.
Kaja(angstvoll). Ach nein, Onkel — warte doch ja damit!
Ragnar. Ja, lieber warten, Vater.
Brovik(holt mühsam Atem). Ha — ha —! Ich hab wohl keine Zeit, recht lange zu warten.
Kaja(horchend). Still! Da hör ich ihn unten auf der Treppe!
Alle Drei(gehen wieder an ihre Arbeit).
(Kurze Pause.)
Baumeister Halvard Solneß(tritt durch die Vorzimmerthür ein; er ist ein etwas älterer Mann, gesund und kräftig, mit kurzgehaltenem, krausem Haar, dunklem Schnurrbart und dunkeln dichten Augenbrauen, trägt eine graugrüne zugeknöpfte Jacke mit Stehkragen und breiten Aufschlägen, einen weichen grauen Filzhut und unter dem Arme ein paar Mappen).
Die Vorigen. Solneß.
Baumeister Solneß(an der Thür, weist gegen das Zeichenzimmer hin und fragt flüsternd). Sind sie fort?
Kaja(leise, schüttelt den Kopf). Nein. (Sie legt den Augenschirm ab.)
Solneß(geht durchs Zimmer, wirft seinen Hut auf einen Stuhl, legt die Mappen auf den Sofatisch und nähert sich dann wieder dem Pulte).
Kaja(schreibt ununterbrochen, scheint aber nervös und unruhig).
Solneß(laut). Was tragen Sie denn da ein, Fräulein?
Kaja(zusammenfahrend). O es ist nur etwas, das —
Solneß. Lassen Sie mich sehen, Fräulein. (Er beugt sich über sie, thut, als ob er im Hauptbuche nachsähe und flüstert:) Kaja?
Kaja(schreibend, leise). Ja?
Solneß. Warum nehmen Sie denn immer den Schirm da ab, wenn ich komme?
Kaja(wie oben). Ich sehe ja so häßlich aus damit.
Solneß(lächelnd). Und das wollen Sie nicht, Kaja?
Kaja(blickt halb zu ihm auf). Nicht um alles in der Welt. Nicht in Ihren Augen.
Solneß(fährt ihr leicht über das Haar). Arme, arme kleine Kaja —
Kaja(senkt den Kopf). Still — sie könnten Sie hören!
Solneß(geht nachlässigen Schrittes nach rechts, kehrt um und bleibt an der Thür des Zeichenzimmers stehen). War jemand da, der nach mir gefragt hat?
Ragnar(erhebt sich). Ja, die jungen Leute, die die Villa gebaut haben wollen draußen bei Lövstrand.
Solneß(brummend). Ach die? Ja, die müssen warten. Ich bin mit mir selber noch nicht im Reinen über den Plan.
Ragnar(näher, etwas zögernd). Es wäre ihnen so sehr daran gelegen, die Zeichnungen bald zu bekommen.
Solneß(wie oben). Ja, das versteht sich — das wollen sie ja alle miteinander!
Brovik(aufblickend). Sie sehnten sich nämlich so über alle Maßen danach, ihr eigenes Haus zu beziehen, sagten sie.
Solneß. Jawohl, jawohl! Man kennt das! Und dann nehmen sie's so, wie es sich gerade trifft. Schaffen sich so'ne — 'ne Wohnung. Eine Art von Zufluchtsort bloß. Aber kein Heim. Nein, ich danke! Mögen sie sich dann lieber an einen andern wenden. Sagen Sie ihnen das, wenn sie wiederkommen.
Brovik(schiebt die Brille auf die Stirn hinauf und sieht ihn stutzend an). An einen andern? Würden Sie die Arbeit abgeben?
Solneß(ungeduldig). Ja, ja doch, zum Teufel! Wenn's durchaus sein muß, dann — Lieber das, als so ins Blaue hineinbauen. (Herausplatzend.) Denn ich kenne ja die Leute noch so wenig!
Brovik. Die Leute sind solid genug. Ragnar kennt sie. Er geht mit der Familie um. Sehr solide Leute.
Solneß. Ach, solid — solid! Das ist's ja gar nicht, was ich meine. Du lieber Gott — verstehen auch Sie mich jetzt nicht mehr? (Heftig.) Ich will mit den fremden Menschen nichts zu schaffen haben. Mögen sie sich meinetwegen wenden, an wen sie wollen.
Brovik(erhebt sich). Ist das Ihr Ernst?
Solneß(mürrisch). Jawohl. — Für dies eine Mal. (Er geht durchs Zimmer.)
Brovik(wechselt einen Blick mit Ragnar).
Ragnar(macht eine warnende Gebärde).
Brovik(geht ins Vorderzimmer hinein). Gestatten Sie mir, ein paar Worte mit Ihnen zu reden?
Solneß. Sehr gern.
Brovik(zu Kaja). Geh da hinein derweile, du.
Kaja(unruhig). Ach, aber Onkel —
Brovik. Thu wie ich dir sage, Kind. Und schließ die Thüre hinter Dir zu.
Kaja(geht zögernd ins Zeichenzimmer hinein, wirft verstohlen Solneß einen ängstlich bittenden Blick zu und schließt die Thür).
Brovik(etwas gedämpft). Ich will nicht, daß die armen Kinder erfahren, wie schlecht es mit mir steht.
Solneß. Sie sehen auch wirklich recht elend aus in diesen Tagen.
Brovik. Mit mir ist's bald vorbei. Die Kräfte nehmen ab — von einem Tag zum andern.
Solneß. Setzen Sie sich ein wenig.
Brovik. Wenn Sie erlauben?
Solneß(rückt den Lehnstuhl ein wenig zurecht). Da, bitte. — Nun?
Brovik(hat mit Mühe Platz genommen). Ja, es handelt sich also um das da mit Ragnar. Das ist das allerschwerste. Was soll mit ihm werden?
Solneß. Ihr Sohn, der bleibt natürlich hier bei mir, so lange er nur will.
Brovik. Aber das ist's ja eben, was er nicht will. Nicht so recht mehr kann — wie ihm scheint.
Solneß. Nun, er wird denn doch ganz gut bezahlt, sollt ich meinen. Sollte er aber mehr verlangen, wäre ich nicht abgeneigt, ihm —
Brovik. Nein, nein! Das ist's durchaus nicht. (Ungeduldig.) Aber er muß doch auch einmal Gelegenheit bekommen, auf eigene Hand zu arbeiten.
Solneß(ohne ihn anzusehen). Glauben Sie, daß Ragnar dazu alle die rechten Anlagen hat?
Brovik. Nein, sehen Sie, das ist ja eben das Entsetzliche, daß ich angefangen habe, an dem Jungen zu zweifeln. Denn Sie sagten ja nie soviel wie — wie ein ermunterndes Wort über ihn. Aber dann scheint's mir wieder, es ist unmöglich anders. Er muß die Anlagen haben.
Solneß. Nun ja, er hat aber doch nichts gelernt — recht gründlich. Außer dem Zeichnen, versteht sich.
Brovik(blickt ihn mit geheimem Hasse an und sagt mit heiserer Stimme): Sie hatten auch nicht recht viel vom Fach gelernt, damals, als Sie bei mir im Dienste standen. Aber Sie machten sich dennoch auf den Weg. (Er holt mühselig Atem.) Und kamen vorwärts. Und überholten sowohl mich wie — wie so viele andere.
Solneß. Ja, sehen Sie, das fügte sich nun so für mich.
Brovik. Darin haben Sie recht. Alles fügte sich für Sie. Dann können Sie's aber auch nicht übers Herz bringen, mich ins Grab gehen zu lassen — ehe ich sehe, wozu Ragnar taugt. Und dann möchte ich die zwei ja auch gern verheiratet sehen — ehe ich scheide.
Solneß(unwirsch). Ist sie es, die's so haben will?
Brovik. Kaja nicht so sehr. Aber Ragnar geht herum und redet jeden Tag davon. (Bittend.) Sie müssen — Sie müssen ihm jetzt zu irgend einer selbständigen Arbeit verhelfen. Ich muß etwas zu sehen bekommen, was der Junge gemacht hat. Hören Sie?
Solneß(gereizt). Aber ich kann doch, zum Teufel, keine Bestellungen für ihn vom Mond herunterholen!
Brovik. Er kann eine hübsche Bestellung bekommen, gerade jetzt. Eine große Arbeit.
Solneß(unruhig, stutzend). Er?
Brovik. Wenn Sie Ihre Zustimmung geben wollten.
Solneß. Was ist denn das für eine Arbeit?
Brovik(etwas zögernd). Er könnte die Villa zu bauen bekommen draußen bei Lövstrand.
Solneß. Die! Aber die soll ich ja selber bauen!
Brovik. Ach, Sie haben ja keine besondere Lust dazu.
Solneß(auffahrend). Keine Lust! Ich! Wer darf das sagen?
Brovik. Das sagten Sie ja selbst in diesem Augenblicke.
Solneß. Ach was, achten Sie nie auf das, was ich so — sage. — Kann Ragnar die Villa zu bauen bekommen?
Brovik. Jawohl. Er kennt ja die Familie. Und dann hat er — nur so zum Spaß — Zeichnungen gemacht und Überschläge und alles miteinander —
Solneß. Und die Zeichnungen, mit denen sind sie zufrieden? Die Leute, die da wohnen sollen?
Brovik. Gewiß. Wenn bloß Sie sie durchsehen wollten und sie gutheißen, dann —
Solneß. Dann würden sie Ragnar ihr Heim bauen lassen?
Brovik. Es gefiel ihnen so ausnehmend gut, das, was er draus machen wollte. Es schiene ihnen so etwas durchaus neues, sagten sie.
Solneß. Aha! Neues! Kein so altmodischer Plunder, wie ich ihn zu bauen pflege!
Brovik. Es schien ihnen etwas anderes.
Solneß(in unterdrückter Erbitterung). Ragnar war's also, zu dem sie kamen, hier — während ich fort war!
Brovik. Sie kamen, um Sie zu sprechen. Und dann um zu fragen, ob Sie vielleicht geneigt wären zurückzutreten —
Solneß. Zurücktreten! Ich!
Brovik. Im Falle Sie fänden, daß Ragnars Zeichnungen —
Solneß. Ich! Zurücktreten vor Ihrem Sohn!
Brovik. Von der Verabredung zurücktreten, meinten sie.
Solneß. Ach was, das kommt ja auf eins hinaus. (Er lacht erbittert.) So, so! Halvard Solneß — der soll jetzt anfangen zurückzutreten! Platz machen denen, die da jünger sind. Den Allerjüngsten vielleicht! Nur Platz machen! Platz! Platz!
Brovik. Du lieber Gott, da ist doch wohl Platz genug für mehr als einen Einzigen.
Solneß. O so reichlicher Platz ist denn doch nicht da. Na, dem mag nun sein wie ihm will. Aber ich trete niemals zurück! Weiche niemals vor irgend jemand! Niemals freiwillig! Niemals bei meinen Lebzeiten thu' ich so 'was!
Brovik(erhebt sich mühsam). Soll ich denn aus dem Leben gehen ohne Zuversicht? Ohne Freude? Ohne Glauben und Vertrauen in Ragnar? Ohne ein einziges Werk von ihm zu sehen? Soll ich das?
Solneß(wendet sich halb zur Seite und murmelt). Hm — fragen Sie doch jetzt nicht mehr.
Brovik. Doch. Antworten Sie mir darauf. Soll ich so ganz in Armut aus dem Leben gehen?
Solneß(scheint mit sich selbst zu kämpfen; endlich sagt er mit gedämpfter, aber fester Stimme). Sie müssen aus dem Leben gehen, wie Sie's am besten wissen und können.
Brovik. Mag's denn so sein. (Er geht durchs Zimmer.)
Solneß(ihm nachgehend, halb verzweifelt). Ja, ich kann ja doch nicht anders, verstehen Sie! Ich bin nun einmal so, wie ich bin! Und umschaffen kann ich mich doch auch nicht!
Brovik. Nein, nein — das können Sie wohl nicht. (Er schwankt und bleibt am Sofatisch stehen.) Gestatten Sie, daß ich ein Glas Wasser trinke?
Solneß. Bitte sehr. (Er schenkt ein und reicht ihm das Glas.)
Brovik. Ich danke. (Er trinkt und stellt das Glas wieder hin.)
Solneß(geht zur Thüre des Zeichenzimmers und öffnet sie). Ragnar — Sie müssen Ihren Vater nach Hause begleiten.
Ragnar(erhebt sich rasch).
Ragnar und Kaja(gehen ins Arbeitszimmer).
Ragnar. Was giebt's, Vater?
Brovik. Reich mir den Arm. Und jetzt gehen wir.
Ragnar. Jawohl. Mach du dich auch fertig, Kaja.
Solneß. Fräulein Fosli muß zurückbleiben. Nur einen kleinen Augenblick. Ich habe einen Brief, der geschrieben werden muß.
Brovik(mit einem Blick auf Solneß). Gute Nacht. Schlafen Sie wohl — wenn Sie können.
Solneß. Gute Nacht.
Brovik und Ragnar(ab durch die Vorzimmerthüre).
Solneß. Kaja.
Kaja(geht an das Pult hin).
Solneß(steht mit gesenktem Kopf rechts am Lehnstuhl).
Kaja(unsicher). Ist's ein Brief?
Solneß(kurz). Ach, keine Spur. (Er blickt sie rauh an.) Kaja!
Kaja(angstvoll, leise). Ja?
Solneß(weist befehlend mit dem Finger auf den Fußboden). Herkommen! Gleich!
Kaja(zögernd). Ja.
Solneß(wie oben). Näher!
Kaja(gehorcht). Was wollen Sie von mir?
Solneß(blickt sie eine Weile an). Sind Sie's, der ich die Geschichte zu verdanken habe?
Kaja. Nein, nein, glauben Sie das ja nicht!
Solneß. Aber heiraten — das wollen Sie ja jetzt.
Kaja(leise). Ragnar und ich sind schon vier — fünf Jahre verlobt, und da —
Solneß. Und da meinen Sie, es muß ein Ende nehmen. Ist's nicht so?
Kaja. Ragnar und der Onkel sagen, ich soll. Und da muß ich mich ja fügen.
Solneß(in sanfterem Tone). Kaja, sind Sie nicht auch, im Grunde genommen, Ragnar ein bißchen gut?
Kaja. Ich war Ragnar sehr, sehr gut — einmal. — Ehe ich hierher kam zu Ihnen.
Solneß. Aber jetzt nicht mehr? Gar nicht mehr?
Kaja(leidenschaftlich, faltet die Hände gegen ihn). Ach, Sie wissen es ja, jetzt bin ich bloß einem einzigen gut! Keinem andern in der ganzen Welt! Kann nie einem andern gut werden!
Solneß. Ja, so sagen Sie. Und da gehen Sie trotzdem von mir fort. Lassen mich hier mit allem allein.
Kaja. Aber dürfte ich denn nicht bei Ihnen bleiben, wenn auch Ragnar —?
Solneß(abweisend). Nein, nein, das läßt sich durchaus nicht machen. Geht Ragnar weg und fängt er an, auf eigene Hand zu arbeiten, dann hat er Sie ja selber nötig.
Kaja(ringt die Hände). Ach, mir kommt's vor, ich kann mich von Ihnen nicht trennen! Das ist doch so rein, rein unmöglich, kommt's mir vor!
Solneß. Dann sehen Sie zu, daß Sie Ragnar die dummen Einfälle da aus dem Kopfe bringen. Heiraten Sie ihn, soviel Sie wollen — (Er verändert den Ton.) Ja, das heißt — reden Sie ihm zu, daß er hier bleibt in seiner guten Stellung bei mir. Dann kann ich ja auch Sie behalten, liebe Kaja.
Kaja. Ach ja, wie wunderschön war's, wenn sich's so machen ließe!
Solneß(legt ihr beide Hände um den Kopf und flüstert). Denn ich kann's ohne Sie nicht aushalten, begreifen Sie. Ich muß Sie um mich haben. Tag aus, Tag ein.
Kaja(nervös hingerissen). Ach Gott! Ach Gott!
Solneß