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Das Prequel zu der erfolgreichen Lightkeeper-Reihe!
New Orleans: Detective Michaela Dare wird zu einer Villa im Garden District gerufen. Die ehemalige Mardi-Gras-Königin ist tot - ermordet mit ihrem eigenen Zepter. Die Beweise führen schnell zu einem Täter. Doch Michaela wird das Gefühl nicht los, dass sie irgendetwas übersehen hat. Etwas passt nicht ins Bild. Nur was kann sie als Anfängerin schon groß tun, wenn selbst ihr Partner ihr nicht glaubt?
Michaela vertraut ihrem Instinkt und ermittelt auf eigene Faust. Dabei setzt sie nicht nur ihre Karriere beim New Orleans Police Department aufs Spiel, sondern begegnet dem unfassbar Bösen, das sie bis ins Herz erschüttert und alles zu vernichten droht, was ihr lieb und teuer ist.
In dieser spannenden Vorgeschichte zur erfolgreichen Lightkeeper-Reihe der New-York-Times-Bestsellerautorin Erica Spindler ermittelt zum ersten Mal die genauso taffe wie liebenswürdige Detective Micki "Mad Dog" Dare. Zugleich wirft die fesselnde Thriller-Handlung der Lightkeeper-Reihe ihre Schatten voraus.
Dieses eBook enthält eine Leseprobe aus "The Final Seven - Das Spiel beginnt" von Erica Spindler.
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!
Bisher sind in der Lightkeeper-Reihe erschienen:
The Final Seven - Das Spiel beginnt
Triple Six - Tödliche Zeichen
Fallen Five - Dunkle Gewissheit
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Seitenzahl: 167
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New Orleans: Detective Michaela Dare wird zu einer Villa im Garden District gerufen. Die ehemalige Mardi-Gras-Königin ist tot – ermordet mit ihrem eigenen Zepter. Die Beweise führen schnell zu einem Täter. Doch Michaela wird das Gefühl nicht los, dass sie irgendetwas übersehen hat. Etwas passt nicht ins Bild. Nur was kann sie als Anfängerin schon tun, wenn selbst ihr Partner ihr nicht glaubt?
Michaela vertraut ihrem Instinkt und ermittelt auf eigene Faust. Dabei setzt sie nicht nur ihre Karriere beim New Orleans Police Department aufs Spiel, sondern begegnet dem unfassbar Bösen, das sie bis ins Herz erschüttert und alles zu vernichten droht, was ihr lieb und teuer ist.
ERICA SPINDLER
BEFORE
VOR
THE
DEM
COUNT
SPIEL
DOWN
Aus dem Amerikanischen vonKerstin Fricke
Gewidmet der Stadt New OrleansThe Big Easy, Beautiful Crescent, City that Care ForgotImmer eine Inspiration
»Vergiss im Dunkeln nicht, was du im Licht gelernt hast.«
– Autor unbekannt
Mittag
New Orleans
Detective Michaela Dares Magen knurrte, und zwar laut. Derart laut, dass man es an einem Sonntag sogar bis in die hinterste Kirchenbank gehört hätte. Allerdings ging sie nicht mehr zur Kirche.
Micki hatte schon vor langer Zeit damit aufgehört, den Gottesdienst zu besuchen und einen unsichtbaren Vater um Hilfe anzuflehen. Sie vertraute lieber auf etwas Greifbares wie ihre Fähigkeiten, die Waffe an ihrer Hüfte oder die Dienstmarke, die ihr die Macht verlieh, sich zu schützen.
Heutzutage ging sie nicht unter, ohne ihrem Gegner vorher einen verdammt guten Kampf geliefert zu haben.
Das waren Lektionen, die sie auf die harte Tour hatte lernen müssen.
Vor ihr flackerte das Blaulicht eines einsamen Streifenwagens vor einem riesigen Herrenhaus. Sie war vorübergehend in den zweiten Distrikt versetzt worden, zu dem die von der Louisiana und der Orleans Avenue sowie dem Mississippi umgebene Innenstadt gehörte, in der auch die teuersten Immobilien von ganz New Orleans zu finden waren. Das wiederum war kein Wunder, da hier auch die St. Charles Avenue, die Tulane und die Loyola University, der Audubon Park sowie der Zoo lagen.
Hier lebte die Schickeria.
Normalerweise arbeitete sie im neunten Distrikt. Die Menschen, die dort lebten, waren weder ganz vom Glück verlassen noch Mittelklasse. Das passte Micki sehr gut, denn diese Leute hatten jeden Tag mit dem wahren Leben zu tun, sie wussten, wer sie waren und wohin sie gehörten.
Hier zählte jedoch vor allem der äußere Anschein, ähnlich wie in der verrückten Familie, in der sie aufgewachsen war: Mamas Narzissmus, Tante Jos Verzweiflung und Grandma Robertas völliges Leugnen der Realität.
Und die Stimme ihres Onkels Beau, die nach dem dritten Scotch tief und dröhnend klang, wenn er ihr zurief: »Komm, Michaela, lass uns ein kleines Fantasiespiel spielen.«
Micki schob diese Erinnerung in die hinterste Ecke ihres Verstandes – an den Ort, an dem die Monster lebten. Manchmal kamen sie zum Spielen hervor, aber das geschah nur selten bei Tageslicht. Nein, sie zogen die nächtliche Dunkelheit vor.
Sie erreichte den Tatort und parkte hinter dem Streifenwagen. Das Absperrband der Polizei erstreckte sich vor dem Gebäudeeingang und harmonierte auf seltsame Weise mit den lilafarbenen, grünen und goldenen Mardi-Gras-Dekorationen an der Hausfassade. An der Doppeltür hingen Glittergirlanden in denselben Farben, die wie funkelnde Finger im Wind schwankten.
Als hinter ihr jemand hupte, zuckte sie zusammen und sah in den Rückspiegel. Ein Mann stieg gerade aus einem Wagen. Es war ihr Partner, der ebenso wie ihre Versetzung hierher nur temporär war. Sie schnappte sich ihre Ausrüstung, stieg aus und ging ihm entgegen.
Ihr erster Eindruck war der eines alternden Mafiosos, der langsam weich wurde, aber immer noch einschüchternd war. »Carmine Angelo«, stellte er sich vor und reichte ihr eine fleischige Hand.
Sie schüttelte sie. »Micki Dare.«
Sein breites Lächeln bewirkte, dass er auf einmal nicht mehr wie ein Verbrecherboss, sondern wie ein gemütlicher Daddy aussah. »Sie sind neu im Detective Bureau.«
»Das stimmt.« Sie gingen nebeneinander zum Haus. »Ich wurde zu Jahresbeginn befördert.«
»Herzlichen Glückwunsch.«
»Danke.« Sie hatte mehrere andere Kandidaten – alles Männer und sogar einige, die weitaus länger bei der Truppe waren als sie – ausgestochen und sich dadurch nicht gerade Freunde gemacht. »Was wissen Sie über das Opfer?«, erkundigte sie sich.
»Abgesehen davon, dass sie reich war und jetzt tot ist? Rein gar nichts.«
Sie erreichten den Officer, der an der Tür wartete, und Angelo begrüßte ihn mit Namen. »Schön, Sie zu sehen, Chuckles. Das ist mein heutiger Partner Micki Dare.«
Der Officer nickte ihr zu. »Wie geht’s?«
»Gut.« Sie erwiderte das Nicken. »Womit haben wir es hier zu tun?«
»Die Haushälterin hat angerufen. Sie hat ihre Arbeitgeberin, eine Vivianne Stanley, in einer Blutlache in ihrem Königinnenzimmer gefunden.«
Micki musterte den Mann fragend. »In ihrem was?«
»Sie wissen schon, Mardi Gras. Sie war 1969 ›Royal Consort‹ bei Rex.«
Angelo wickelte einen Pfefferminzkaugummi aus und steckte ihn sich in den Mund. »So ist das in New Orleans«, murmelte er mit starkem Südstaatenakzent. »Einmal Königin, immer Königin.«
Micki verdrehte die Augen. Die »Krewe of Rex« war eine der ältesten und exklusivsten Mardi-Gras-Organisationen, die ihrer Meinung nach nichts als scheinheiliger Blödsinn waren.
»Der Name der Haushälterin?«
»Margaret Cook.« Er schüttelte den Kopf. »Es sieht ganz so aus, als wäre Stanley mit ihrem Zepter erschlagen worden.«
Micki blickte von ihrem Notizbuch auf. »Verzeihung, sagten Sie gerade …«
»Ja, ich sagte, dass ihr Zepter die Mordwaffe ist.«
Angelo schnaubte. »Die Dinger bestehen doch nur aus Alufolie und Klebstoff.«
»Dieses hier nicht. Wie alles andere wurden auch die Zepter früher für die Ewigkeit gemacht.«
»Ist die Haushälterin noch hier?«, schaltete sich Micki wieder ein.
»Sie ist zusammen mit den anderen Angestellten in der Küche. Es gibt neben Mrs Cook noch einen Gärtner und Stanleys Personal Trainer, dessen Eintreffen anscheinend dazu geführt hat, dass ihre Leiche gefunden wurde.«
Micki warf Angelo einen Blick zu. Er sah ihr in die Augen und nickte unauffällig. Das konnte reiner Zufall gewesen sein – oder viel mehr zu bedeuten haben.
»Mein Partner ist momentan bei ihm. Ich habe noch einen zweiten Streifenwagen gerufen, aber es war keiner verfügbar. Das ist zu dieser Jahreszeit auch nicht weiter verwunderlich.«
Angelo grinste ihn an. »Jetzt haben Sie ja uns.«
Chuckles kicherte, und Micki wusste jetzt auch, woher er seinen Spitznamen hatte. »Wurde ein Krankenwagen gerufen?«
»Ist unterwegs. Ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis der hier ist.«
Angelo zwinkerte ihr zu. »Mardi Gras – unerträglich, aber man wird es nicht los.«
»Wir könnten es wenigstens versuchen«, murmelte sie, als sie das Haus betraten.
Sie ließ den Blick über die opulente Einrichtung wandern und nahm alle Details in sich auf, während sie darauf wartete, dass ihr irgendetwas ins Auge fiel.
»Woher kommen Sie, Dare?«
»Aus Mobile.«
»Dann ist Ihnen das Spektakel geläufig?«
»Sehr sogar.«
»Das erklärt Ihre Abneigung.«
»Gut erkannt.«
Er lachte. »Sie sind nicht besonders redselig, was?«
»Nein.«
Sie gelangten zur inneren Absperrung, duckten sich unter dem Band hindurch und betraten das Königinnenzimmer, das im Grunde genommen ein Arbeitszimmer war. Schreibtisch. Buffet. Unauffällige Aktenschränke.
Abgesehen von dem sofort ins Auge springenden lebensgroßen Prunkstück: dem Königinnengewand, bestehend aus dem perlenbesetzten Kleid und der Kunstfellstola, den Fotos der jungen und hinreißenden Vivianne, eingerahmten Zeitungsartikeln und Schaukästen voller Andenken.
Stanley hatte ihre Rolle bei diesem Königinnenzirkus offenbar sehr ernst genommen.
Das Ganze zog Mickis Blick derart an, dass sie den eigentlichen Grund für ihr Hiersein beinahe übersah: Vivianne Stanley, die inmitten einer Blutlache auf dem Boden lag. Ihr Kopf war völlig zertrümmert worden. Das blutbedeckte Zepter lag neben der Leiche. Selbst aus dieser Entfernung waren Fingerabdrücke auf dem Griff zu erkennen.
»Chuckles hat die Lage wohl auf den ersten Blick erfasst«, stellte Angelo fest.
Micki murmelte zustimmend und ging weiter in den Raum hinein. »Der Täter scheint nichts gestohlen zu haben. Dann war es ein Verbrechen aus Leidenschaft, vermutlich nicht geplant.«
»Der erste Schlag hat sie offenbar am Hinterkopf getroffen.«
»Stanley geriet ins Stolpern, hat sich umgedreht …« Micki deutete auf die Blutflecken auf dem Teppich. »Und der Täter hat erneut zugeschlagen.«
Wut. Hass. Eifersucht. Das grässliche Dreigespann.
Hierbei ging es um etwas sehr Persönliches.
Angelo und sie zogen sich gleichzeitig Handschuhe über und hockten sich neben den Leichnam.
Das Zepter hatte einen lilienartigen Abdruck auf Stanleys bemerkenswert faltenfreier Stirn hinterlassen. Ein einsamer Strassstein war beim Aufprall abgefallen, klebte dort auf ihrer Haut und glitzerte im Licht.
»Wie alt schätzen Sie sie?«, fragte Angelo.
»Wenn sie neunundsechzig Königin bei Rex war, muss sie über siebzig gewesen sein.«
Er legte den Kopf schief und ließ eine Kaugummiblase platzen. »Dafür sieht sie noch verdammt gut aus. Deutlich besser als meine Großmütter.«
»Nicht als meine. Dafür braucht man bloß Geld, Angelo. Sehr viel Geld.«
Micki spürte seinen fragenden Blick, ignorierte ihn jedoch, stand auf und ging hinüber zum Schreibtisch. Mit leichtem Stirnrunzeln blickte sie darauf. Stanley war offensichtlich eine sehr ordentliche Frau gewesen, aber nun lagen mehrere Ordner aufgeschlagen auf ihrem Schreibtisch und waren von blutigen Fingerabdrücken übersät. Der Täter hatte irgendetwas gesucht.
Micki ging die Unterlagen durch. Adresslisten. Bestätigungen. Mehrere Einladungen zu einer Veranstaltung.
Ein Königinnenempfang im Windsor Court Hotel. Heute um sechzehn Uhr.
»Haben Sie was gefunden?«, fragte Angelo.
Sie drehte sich zu ihm um. Er hatte sich von der Leiche entfernt und stand vor einem Schaukasten an der hinteren Wand. Eine der Glastüren war offen.
»Einladungen und Bestätigungen für eine Veranstaltung, die heute stattfindet«, antwortete sie. »Die Fingerabdrücke des Täters sind überall. Und Sie?«
»In diesem Schaukasten fehlen zwei Dinge.«
»Das Zepter?«
Er nickte. »Und die Krone.«
Micki runzelte die Stirn und schaute sich ein weiteres Mal um. »Und wo ist die?«
»Gute Frage.«
Von der Haustür drangen Geräusche zu ihnen herüber. Die Rettungssanitäter waren eingetroffen, zusammen mit weiteren Officers. Es hätte Micki nicht überrascht, den Chief höchstpersönlich am Tatort zu sehen. Vivianne Stanley war kein x-beliebiges Opfer, sie gehörte zur Königsfamilie von New Orleans.
14:00 Uhr
Micki und Angelo kamen überein, zuerst mit der Haushälterin zu sprechen, und baten die anderen beiden Zeugen, auf der Veranda zu warten. Die beiden Männer schienen froh zu sein, das Haus verlassen und in die Sonne gehen zu können.
Da ihr Hunger immer schlimmer wurde, würde sich Micki bald ein Sandwich besorgen müssen, damit sie nicht noch jemandem den Kopf abbiss.
Es war auch nicht gerade hilfreich, dass sie sich in der riesigen Küche aufhielten, da es Micki sehr schwerfiel, sich auf die Haushälterin zu konzentrieren. Auf den Arbeitsflächen stand das Mittagessen, zu dem auch ein dreilagiger, mit Erdbeeren und Kokosraspeln dekorierter Schokoladenkuchen gehörte, was sie immer nervöser machte.
»Soll ich Ihnen etwas zu essen machen?«
Micki starrte die Haushälterin an. Die Frau hatte gütige Augen und wirkte mütterlich, aber nicht wie ihre Mutter – bei Weitem nicht.
»Nein, danke, Mrs Cook.«
»Ich muss das ganze Essen doch sonst wegwerfen.«
»Das ist wirklich nicht …«
»Ach, Unsinn.« Mrs Cook erhob sich. »Mr Stanley ist nicht in der Stadt, und es wäre nicht richtig, wenn ich es mitnehme.«
»Warum nicht, Mrs Cook?«
»Weil es mir nicht angeboten wurde. Aber Sie sind in diesem Haus zu Gast.«
Micki hatte sich von potenziellen Zeugen schon vieles anhören müssen – und es waren meist wenig schmeichelhafte Worte gewesen –, aber so etwas noch nicht. Das klingt eigentlich ganz nett, dachte sie. Und sie hatte nicht vor, sich noch ein drittes Mal zu weigern.
Die Frau machte ihnen zwei Teller fertig, brachte sie an den Tisch und schenkte ihnen dann noch zwei Gläser Eistee ein.
Zwei Gläser, die auf dem Tisch gestanden hatten, bemerkte Micki. Und zwei Teller. »Sie sagten, Mr Stanley sei nicht in der Stadt?«
»Ganz genau. Er ist auf Geschäfts…« Sie hielt inne und riss die Augen auf. »Ich habe ihm noch gar nicht … Wie soll ich … ihm das nur sagen?«
»Machen Sie sich deswegen keine Sorgen, Mrs Cook«, erwiderte Angelo sanft. »Wir werden Mr Stanley benachrichtigen.«
Sie nickte, während ihr die Tränen in die Augen stiegen.
»Erwartete Vivianne … Mrs Stanley einen Gast zum Mittagsessen?«
Mrs Cooks Miene wurde ausdruckslos. »Ja, Steve. Ihren Personal Trainer.«
»Der jetzt draußen auf der Veranda wartet? Mr Stone?«
»Ja.«
Micki beäugte den Teller vor sich. Neben dem Schokoladenkuchen befanden sich darauf noch eine Bacon Quiche sowie fluffige Minicroissants, und alles glitzerte fettig. Ein Albtraum voller Kohlenhydrate und Fett. Welcher Personal Trainer aß denn so etwas? Ganz bestimmt nicht der Muskelprotz vor der Tür.
Glücklicherweise musste sie in ihrem Job keine eng anliegenden Shorts tragen. Daher nahm sie einen großen Bissen von der Quiche und wäre beinahe ebenso geschmolzen wie die Butter, die bei der Herstellung verwendet worden war.
»Sie haben gezögert, Mrs Cook«, erkannte Angelo. »Sind Sie sicher, dass Mrs Stanley nicht noch jemand anderen erwartet hat?«
»Nun ja, Bitty Vanderlund war vorhin noch hier. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass sie mit Steve … Mr Stone zu Mittag essen wollte.«
»Haben Mrs Stanley und ihr Trainer öfter zusammen gegessen?«
»Gelegentlich.«
»Und wie oft haben sie sich getroffen?«
»Mehrmals die Woche.«
»Diese Bitty Vanderlund«, sagte Micki mit vollem Mund und ließ sich nicht davon beirren, dass Angelo seinen Teller noch nicht einmal angerührt hatte, sondern sich Notizen machte. »Sie waren Freundinnen?«
»Ich schätze schon. Jedenfalls saßen sie zusammen in einigen Komitees.«
Angelo blickte auf. »Vanderlund. Das ist kein typischer Name in New Orleans.«
»Da haben Sie recht. Ich habe sogar mal gehört, dass Mrs Stanley sie als Außenseiterin bezeichnet hat.«
Dann waren sie ganz bestimmt keine Freundinnen gewesen. Micki schob sich noch eine Gabel voll Quiche in den Mund. »Worüber haben sie sich unterhalten?«
»Das weiß ich nun wirklich nicht.« Die Haushälterin überlegte kurz. »Aber jetzt zu Mardi Gras hatte Mrs Stanley immer viel um die Ohren.«
»Wie den Königinnenempfang?«
Mrs Cook starrte sie überrascht an. »Ja.«
»Ich habe die Einladung auf ihrem Schreibtisch gesehen. Was genau ist das?«
»Das ist eine Veranstaltung für alle ehemaligen Königinnen. Mrs Stanley hatte in diesem Jahr den Vorsitz.«
»Ist diese Bitty auch eine ehemalige Königin?«
»Nicht dass ich wüsste, aber …« Mrs Cook zögerte. »Ich kann es mir nicht vorstellen.«
»Wieso nicht?«
»Weil sie nicht von hier stammt. Sie wurde nicht hier geboren. Aber sie ist sehr nett.«
Nicht von hier. In einer in Schichten unterteilten Gesellschaft wie New Orleans machte das etwas aus, ebenso wie in Mobile.
»Um wie viel Uhr ist Mrs Vanderlund wieder gegangen?«, wollte Angelo wissen.
»Um halb elf. Nein, es war schon kurz vor elf. Ich habe gerade mit dem Caterer telefoniert. Morgen findet hier eine große Party statt … Ach du liebe Güte, was mache ich denn jetzt?«
Micki übernahm erneut das Ruder. »Und da ging es Mrs Stanley noch gut?«
»Davon gehe ich doch aus. Wieso hätte es ihr denn nicht gut gehen sollen?«
»Mrs Cook«, sagte Micki leise, »weil sie jetzt tot ist.«
Die Miene der Haushälterin wurde ausdruckslos. Sie stand offensichtlich unter Schock, doch Micki beschloss, es trotzdem zu versuchen. »Sie haben Bitty Vanderlund hinausbegleitet, Mrs Stanley aber nicht gesehen?«
»Oh nein, ich habe sie nicht hinausbegleitet. Sie hat mir einen Abschiedsgruß zugerufen und ist gegangen.«
Angelo merkte auf. »Sie haben sie nicht gesehen?«
»Ich sagte doch, dass ich am Telefon war.« Mrs Cook fasste sich an den Kopf. »Mir geht es nicht so besonders.«
»Wie wäre es, wenn Sie ein bisschen frische Luft schnappen?«, schlug Micki vor. »Und richten Sie Mr Hernandez bitte aus, dass wir jetzt mit ihm sprechen möchten.«
Die Frau stimmte erleichtert zu und ging zur Tür. Micki hielt sie jedoch noch einmal auf, bevor sie die Küche verlassen konnte. »Eine letzte Frage habe ich noch, Mrs Cook. Hatte Mrs Stanley eine Sekretärin oder persönliche Assistentin?«
»Ja, aber …« Die Haushälterin stockte und machte ein betretenes Gesicht. »Sie hat sie letzte Woche gefeuert.«
»Warum hat sie das getan?«, fragte Angelo.
Die Frau blinzelte. Zweimal. »Das weiß ich nicht.«
»Sie haben nicht die geringste Ahnung?« Micki musterte sie skeptisch. »Mrs Cook, Sie machen auf mich den Eindruck einer Frau, die genau weiß, was um sie herum passiert. Und ich vermute, dass Sie auch über alles Bescheid wissen, was in diesem Haus vor sich geht, über jede noch so kleine oder … große Sache.«
Angelo nickte. »Wenn Mrs Stanley ausgerechnet zu dieser geschäftigen Zeit ihre Assistentin entlassen hat, muss sie einen guten Grund dafür gehabt haben.«
»Nein! Es war alles ein großes Missverständnis.« Die Haushälterin rang die Hände. »Aber das müssen Sie Ginny schon selbst fragen.«
»Ginny? Ist das ihr Name?«
»Ja. Ginny Boudloche.«
»Danke, Mrs Cook. Bitte geben Sie uns nachher noch ihre Telefonnummer.«
14:40 Uhr
Danach unterhielten sie sich mit Hernandez, dem Gärtner. Er wusste nur sehr wenig. Bitty Vanderlund war gerade eingetroffen, als er sich auf den Weg in die Gärtnerei gemacht hatte. Offenbar waren die Azaleenbüsche von Schädlingen befallen, worüber sich Mrs Stanley sehr aufgeregt hatte. Er war nur wenige Minuten vor der Ankunft des Trainers wieder zurückgekehrt.
Damit war der Trainer als Letzter an der Reihe, worüber er sich sehr aufregte.
»Das ist unerhört!«, empörte er sich. »Ich musste drei Termine absagen.«
»Das tut mir sehr leid, Mr Stone.« Micki versuchte, mitfühlend zu klingen, doch als ihr seine Miene verriet, dass er ihr das ohnehin nicht abkaufte, kam sie gleich zum Punkt. »Erzählen Sie uns von Ihrer Beziehung zu Mrs Stanley.«
»Es war eine rein professionelle Beziehung. Ich bin ihr Personal Trainer.«
»Und das ist alles?«
»Ist das Ihr Ernst?« Er runzelte die Stirn. »Die Frau war zweiundsiebzig. Was hätten wir denn sonst für eine Beziehung haben sollen?«
Ein derart vehementes Leugnen, insbesondere unter diesen Umständen, bedeutete meist, dass derjenige etwas zu verbergen hatte. »Mrs Cook hat uns erzählt, dass Sie häufig mit Vivianne zu Mittag gegessen haben.«
»Was wollen Sie damit andeuten?«
»Sie war eine wohlhabende Frau.«
»Ja, das war sie. Sonst hätte sie wohl kaum jemanden wie mich anheuern können, damit sie weiterhin in ihre Designerkleidung passt. Aber das war auch alles.«
Angelo blieb ungerührt. »Ihre professionelle Beziehung war also gut? Es gab keinen Streit oder etwas in der Art?«
»Natürlich nicht.«
Micki hatte den Eindruck, dass er kurz zögerte, bevor er antwortete. »Um wie viel Uhr war Ihr Termin mit Mrs Stanley?«
Erneutes Zögern. »Um eins.«
»Sind Sie sicher?«
»Ja.«
»Sie kommen mir aber nicht so vor.«
»Soll ich in meinem Kalender nachsehen?«
»Das wäre hilfreich.«
Er rief seinen Kalender auf dem Handy auf und reichte ihr das Gerät. Mrs Stanleys Name war für dreizehn Uhr eingetragen.
»Kannten Sie ihre persönliche Assistentin?«
»Ginny? Ja. Was ist mit ihr?«
Seine Stimme klang jetzt so schneidend, dass man damit einen Baum hätte fällen können. Das war interessant. »Soweit wir wissen, hat Mrs Stanley sie letzte Woche entlassen.«
Sein Gesicht lief rot an. »Das ist korrekt.«
»Kennen Sie den Grund dafür?«
»Wieso sollte ich?«
»Sie standen doch auf gutem Fuß mit Mrs Stanley. Ich vermute, dass sie recht … angetan von Ihnen war.«
»Alte Damen mögen mich. Ich sorge dafür, dass sie sich gut fühlen.«
»Und Ginny? Mochte sie Sie auch?«
»Was hat Margaret Ihnen erzählt?«
»Mrs Cook? Sie hat uns alles darüber erzählt.«