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Die Glamourwelt von Los Angeles entdeckt ihre makellose Schönheit, und Top-Model Valentine wird über Nacht zum Superstar. Alle Männerherzen fliegen ihr zu. Nur denjenigen, den Valentine wirklich liebt, kann sie nicht bekommen ... Valentine Superstar! Agenturen, Zeitschriften und Designer reißen sich um das neue Top-Model. Und alle beneiden den Fotografen Carlo Triani, den Entdecker, Protegé und schließlich auch Ehemann Valentines. Doch immer öfter fragt die junge Frau sich, ob sie für den Ruhm nicht ihr eigenes Glück verkauft hat ... Ein mitreißender, enthüllender Roman über die Machenschaften in der Welt des Glamours und der Mode, in der vergängliche Schönheit alles bedeutet und es gefährlich ist, Gefühle zu bekennen ...
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Seitenzahl: 739
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der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
Gefangene des Ruhms
Becky Lynn Lee ist sechzehn, als sie aus der Kleinstadt nach Los Angeles flieht, weg aus einer Welt, in der sie nur Trostlosigkeit und Gewalt kennen gelernt hat. Doch sie hat Glück: Der Modefotograf Jack Gallagher erkennt sofort ihr Talent, macht sie zu seiner Assistentin – und seiner Geliebten. Doch es ist Jacks Halbbruder Carlo, dem auffällt, wie fotogen Becky Lynn ist, und mit seiner Hilfe beginnt ihr unaufhaltsamer Aufstieg zum begehrten Top-Model Valentine. Bald erscheint Valentines Gesicht auf jedem Cover, liegt ihr die Modewelt zu Füßen. Aber niemand weiß, wem das Herz der blendenden Schönheit wirklich gehört – Carlo oder Jack ...
Die Handlung und Figuren dieses Romans sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen
sind nicht beabsichtigt und wären rein zufällig.
Erica Spindler
Gefangene des Ruhms
Roman
Aus dem Amerikanischen von
Emma Luxx
MIRA® TASCHENBÜCHER
erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,
Valentinskamp 24, 20354 Hamburg
Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:
Red
Copyright © 1995 Erica Spindler
erschienen bei: MIRA Books, Toronto
Published by arrangement with
Harlequin Enterprises II B.V., Amsterdam
Konzeption/Reihengestaltung: fredeboldpartner.network, Köln
Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln
Redaktion: Claudia Wuttke
Titelabbildung: Getty Images, München
Autorenfoto: © by Harlequin Enterprise S.A., Schweiz
Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling
ISBN (eBook, PDF) 978-3-86278-375-5 ISBN (eBook, EPUB) 978-3-86278-374-8
www.mira-taschenbuch.de
eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net
1. TEIL
Bend, Mississippi
1984
Nirgendwo auf der Welt roch es so wie im Mississippi-Delta im Juli. Überreif, wie eine Frucht, die man zu lange in der Sonne liegen gelassen hat. Durchdringend wie der Atem eines Betrunkenen nach einem ausgedehnten Saufgelage. Nach Schweiß.
Und Schmutz. Es gab Tage, da war die Luft so trocken, dass sie in Mund und Kehle kratzte, doch meistens legte sie sich wie ein feuchter Film über alles, ganz besonders über die Haut. Becky Lynn hob ihr schulterlanges Haar, das sich klebrig anfühlte, hoch, um etwas Luft an ihren Nacken zu lassen. Die meisten Leute in Bend machten sich im Gegensatz zu ihr über Gerüche im Allgemeinen nicht viele Gedanken. Sie jedoch fantasierte sich an einen Ort, an dem es nach exotischen Blüten und auserlesenen Parfüms duftete, in eine Welt, die bevölkert war von schönen Menschen in eleganten Kleidern, auf den Lippen ein einladendes Lächeln.
Sie wusste, dass eine solche Welt existierte, sie kannte sie aus den Modemagazinen, die sie, nach schönen Bildern lechzend, begierig durchblätterte, wann immer sich ihr die Gelegenheit dazu bot. Es waren die Hochglanzmagazine, die Miss Opal ihr lieh oder gelegentlich auch schenkte und die ihr ihr Vater fuchsteufelswild aus den Händen riss, wenn er sie damit erwischte.
Aber das war ihr egal. Sie hatte sich geschworen, eines Tages in diese Welt zu gelangen. Um dort zu leben. Wie sie das anstellen sollte, wusste sie freilich noch nicht, doch das stimmte sie nicht weniger zuversichtlich. Sie würde es schaffen.
Becky Lynn schlenderte über den Bahndamm, dessen Gleise nicht nur dazu dienten, Reis, Baumwolle und Sojabohnen aus Bend hinauszutransportieren, sondern die gleichzeitig den guten Teil der Stadt vom schlechten abtrennten, die respektablen Bürger vom Abschaum.
Sie gehörte zum weißen Abschaum. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie ihr diese Bezeichnung zum ersten Mal bewusst zu Ohren gekommen war. Es hatte wehgetan. Es tat noch immer weh, wenn sie daran dachte. Und sie dachte oft daran.
Becky Lynn hob ihr Gesicht dem strahlend blauen Himmel entgegen, von dem eine erbarmungslose Sonne herunterbrannte. Sie wünschte sich sehnlichst ein paar Wolken. Weißer Abschaum. Becky Lynn war drei gewesen, als sich bei ihr zum erstenmal die Erkenntnis festgesetzt hatte, dass sie und ihre Familie weniger wert waren als andere; noch heute erinnerte sie sich lebhaft an diesen Moment. Sie stand zusammen mit ihrer Mutter und Randy, ihrem Bruder, in einer Schlange auf dem Markt nach Gemüse an. Becky Lynn sah wieder das kleine Mädchen vor sich, das die Hand des älteren Bruders umklammerte, wobei es auf seine bloßen Füße starrte, die schmutzig waren von dem langen Weg über staubige, nicht asphaltierte Straßen. Als sie damals aufgeschaut hatte, war sie den Blicken der Umstehenden begegnet, die sie, ihren Bruder und ihre Mutter mit einer Mischung aus Mitleid und Abscheu musterten. In diesem Moment war ihr klar geworden, dass es noch andere Menschen gab außer ihr selbst und ihrer Familie und dass diese Menschen über ihre Mitmenschen urteilten. Das erste Mal in ihrem jungen Leben fühlte sie sich verwundbar. Sie hätte sich am liebsten hinter dem Rock ihrer Mutter verkrochen und sie angefleht, den Leuten zu verbieten, sie auf diese Art und Weise anzustarren.
Damals hatte ihre kleine Welt einen Sprung bekommen. Und obwohl sie in ihrer Mutter auch längere Zeit nach diesem Vorfall noch immer so eine Art Schutzengel sah, fand Becky Lynn doch nach und nach heraus, dass der Mutter recht enge Grenzen gesetzt waren und dass sie weder die Fähigkeit noch die Kraft besaß, sich zur Wehr zu setzen. Ebenso wie sie auf dem Markt angesichts der verächtlichen Blicke der Umstehenden geschwiegen hatte, schwieg sie auch zu Hause, wenn sich ihr Vater wieder einmal einen seiner gemeinen Übergriffe leistete. Was in letzter Zeit immer öfter vorkam.
Heute war es so, dass sich die angesehenen Bürger von Bend und ganz besonders die Kundinnen, denen Becky Lynn in Miss Opals Frisiersalon Cut ’n Curl den Kopf wusch, sich angewöhnt hatten, einfach durch sie hindurchzusehen. Oh, natürlich unterhielten sie sich mit ihr, während sie ihnen die Haare einschäumte, doch meistens nur deshalb, weil sie sich selbst gern reden hörten und weil sie wussten, dass Becky Lynn auch dafür bezahlt wurde, zu ihrem Geschwätz zu nicken. Und das war etwas, das sie bei ihren Ehemännern vermissten. Doch wenn sie ihr auf der Straße begegneten taten sie so, als wäre sie Luft. Becky Lynn war sich nie sicher, ob sie sie absichtlich übersahen oder ob sie sie nur nicht erkannten, weil sie ihr noch niemals richtig ins Gesicht geschaut hatten.
Was auch immer dahinter stecken mochte, Becky Lynn war jedenfalls schließlich zu der Erkenntnis gelangt, dass es nicht das Schlechteste war, unsichtbar zu sein. Im Gegenteil, im Grunde genommen war es sogar besser als alles andere, weil ihr dadurch ihre Andersartigkeit weniger zu Bewusstsein kam. Sie fühlte sich einfach … sicherer.
Als sie den Bahndamm überquert hatte, atmete Becky Lynn tief ein. Die Luft war jenseits der Gleise immer ein bisschen reiner, und es erschien ihr auch um ein paar Grade kühler. Sie beschleunigte ihren Schritt, wobei sie hoffte, früh genug im Frisiersalon zu sein, um noch vor Arbeitsbeginn einen Blick in die neueste Ausgabe von Harper’s Bazaar werfen zu können, die gestern gekommen war.
Als Becky Lynn aufschaute, sah sie einen feuerroten Jeep mit geöffnetem Verdeck und in eine Staubfahne gehüllt auf sich zurasen. Tommy Fischer und seine Gang, dachte sie erschrocken, und ihr Herzschlag beschleunigte sich. Vielleicht wollten sie ja ihren Bruder abholen. Becky Lynns Blick fiel auf die Baumwollfelder, die die Straße zu beiden Seiten säumten. Die Stauden, an denen dicke weiße Bällchen wie Wattebäusche hingen, waren dicht an dicht gepflanzt, leider jedoch nicht hoch genug, als dass sie sich dahinter hätte verstecken können. Sie stieß einen resignierten Seufzer aus, dann straffte sie die Schultern und setzte ihren Weg fort.
Sobald die Jungen auf sie aufmerksam geworden waren, begannen sie lauthals zu grölen. „Hi, Becky Lynn“, schrie einer der Jugendlichen übermütig, „wie wär’s mit uns beiden?“ Die Frage wurde von den anderen mit johlendem Beifall und gellenden Pfiffen quittiert. „Wirklich, super siehst du heute wieder aus, Becky Lynn. Der Labrador von meinem Daddy ist schon so lange einsam, er sehnt sich nach Gesellschaft.“
Die Jungen schütteten sich aus vor Lachen. Becky Lynn ballte die Hände zu Fäusten und ging, den Blick eisern auf die Straße geheftet, weiter. Um nichts in der Welt hätte sie sich anmerken lassen, wie sehr sie die Spötteleien verletzten.
Als der Jeep mit ihr auf gleicher Höhe war, wendete Tommy und fuhr dann im Schritttempo neben ihr her. „Hi, Baby … schon mal so was gesehen?“ Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte sie voller Entsetzen, dass die beiden Jungen auf dem Rücksitz ihre Jeans aufgemacht hatten und sich nun, von einem gemeinen Lachen begleitet, entblößten. Ricky, der mieseste von allen, sprang mit heruntergelassener Hose auf die Sitzbank, nahm seinen Penis in die Hand und schrie ihr zu: „Zu schade, dass du so kreuzhässlich bist, sonst hättest du ihn mal anfassen dürfen. Wette, das hätte dir irren Spaß gebracht, meinst du nicht auch, Baby?“
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