Bei Anruf Arschloch - Wilma Bögel - E-Book

Bei Anruf Arschloch E-Book

Wilma Bögel

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Beschreibung

Manchmal ist es gut, wenn eine Geschichte mit '. es war einmal' endet und nicht beginnt. Davon ist Wilma Bögel nicht zuletzt aus eigener Erfahrung überzeugt. Immer wieder hat sie andere Frauen getroffen, die ihr über miese Verhaltensweisen von Männern berichteten. Elf der unglaublichen Erlebnisse hat die Autorin in ihrem Buch festgehalten. Da ist zum Beispiel Andrea, die zum 'Auswärtskick' eines Fußballers wird, der ihr die große Liebe vorspielt, dabei aber scheinbar vergisst, dass zu Hause die Ehefrau in spe mit der gemeinsamen Tochter wartet. Oder Lara, die die ständigen Eifersuchtsdramen ihres Freundes ertragen muss, bis sie herausfindet, dass er sie immer wieder mit anderen Frauen hintergeht. Doch selbst die schlimmsten Erfahrungen mit Männern haben stets ein Gutes - sie machen eine Frau stärker. Und so erzählen die Protagonistinnen sogar von den krummsten Touren immer auch mit einem lachenden Auge.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 334

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Wilma Bögel

Bei Anruf Arschloch

11 Frauen erzählen von miesen Typen und krummen Touren

Inhalt

Für die ewige Nummer 1 in meinem Leben.

Ich liebe Dich.

Vorwort

„Ich rufe dich an!"

Mit diesen Worten verschwinden Männer so schnell, wie sie gekommen sind – in dein Bett, in deinem Bett oder wo auch immer. Manche melden sich nie wieder und du bist enttäuscht. Andere Männer aber rufen dich an, obwohl es das Letzte ist, was du eigentlich willst. Denn manchmal ist es eben besser, wenn eine Geschichte mit »… es war einmal« endet und nicht beginnt!

Die Idee zu diesem Buch trage ich bereits seit einigen Jahren mit mir herum. Ihren Ursprung hatte sie an einem Abend, an dem ich zusammen mit meinen Freundinnen ordentlich quatschend unter Alkoholeinfluss den Samstagabend zelebrierte. Während wir so zusammenhockten, klingelte plötzlich mein Handy und auf dem Display erschien der Name eines Typen, mit dem ich sicher in meinem ganzen Leben niemals wieder ein Wort sprechen wollte und würde. Vollkommen geschockt drückte ich ihn weg und warf mein Handy auf den Tisch. »So ein Arschloch! Ich weiß ganz genau, was der will! Der sucht noch eine Bleibe für heute Nacht und ein bisschen menschliche Wärme! Fuck you!!!«, entgleiste ich verbal.

Augenblicklich herrschte Stille in unserer Runde und alle blickten mich an. Irgendwann stellte dann doch eine die unvermeidlichen drei Fragen: »Meine Fresse, wer war denn da dran? Und was hat er getan? Und vor allem: Warum in aller Herrgotts Namen hast du seine Nummer noch in deinem Handy?«

Ich weiß nicht, zu welcher Sorte Frauen du gehörst. Auf der einen Seite gibt es die unter uns, die sofort nach dem Ende einer Beziehung, einer Affäre, oder wie man es auch immer nennen mag, alle dazugehörenden Nummern im Handy löschen. Auf der anderen gibt es aber auch viele – und zu denen gehöre ich –, die die Nummern der Exfreunde und »Es war einmal«-Affären im Handy gespeichert lassen, damit man bei einem möglichen Anruf sofort weiß: Mit dem Arsch rede ich sicher nicht.

An diesem Abend zumindest entstand aufgrund dieser kleinen Episode eine sich genau um dieses Thema drehende Diskussion, die mit einem bis in die Morgenstunden anhaltenden Geschichten­erzählen endete. Denn es stellte sich heraus, dass fast alle meine Freundinnen mindestens noch eine Nummer in ihrem Handy gespeichert hatten, zu der es eine unglaubliche Geschichte gab, weil der Typ so ein verdammt großes Arschloch war.

Das Beste an diesem Abend aber war, dass keine von uns wirklich noch verzweifelt darüber war, sich einmal auf diesen Idioten eingelassen zu haben. Ganz im Gegenteil: Aus vollem Herzen konnten wir über unseren eigenen Fehltritt lachen. Denn wir alle waren gestärkt aus diesen Geschichten herausgekommen!

Nach diesem Abend testete ich immer mal wieder verschiedene Frauen, ob es ihnen genauso ging wie meinen Freundinnen und mir. Und was soll ich sagen?! Viele bejahten nicht nur meine Frage, sondern hatten auch eine kleine oder größere Story auf Lager. Von »einfach nur absurd« bis »absolut schockierend« war alles dabei.

In diesem Buch habe ich elf davon festgehalten, aber es gibt Tausende mehr und ich bin sicher, dass auch du schon einmal solch eine krumme Tour erlebt hast. Vielleicht steckst du ja sogar gerade mittendrin in so einer Geschichte!? Dann ist dieses Buch für dich absolute Pflichtlektüre.

Denn mit Bei Anruf Arschloch möchte ich euch alle auffordern: Erzählt eure Geschichten! Trommelt eure Freundinnen zusammen und lacht gemeinsam über die eigene Blödheit und die berühmte rosa Brille, die auch aus der schwärzesten Seele ein leuchtend rotes Herz werden lässt! Wir sind starke und vor allem wunderbare Frauen, aber in Sachen Liebe sind wir alle schon einmal auf die Fresse geflogen, viele von uns mehrfach. Und kein Fehltritt schützt uns vor dem nächsten.

Wichtig ist mir persönlich, dass du niemals vergisst, was für eine tolle Frau du bist! Und kein Mann darf dich durch sein Verhalten daran zweifeln lassen. Es tut gut, mit anderen Frauen über die eigenen Erfahrungen zu sprechen. Und genauso gut tut es, über sich selbst zu lachen oder den Kopf zu schütteln.

Wenn du magst, kannst du deine Geschichte auch niederschreiben, mir mailen ([email protected]) und wirst vielleicht Teil eines Fortsetzungsbandes.

Aber ganz egal, wofür du dich entscheidest: Höre niemals auf, zu lächeln und an dich selbst zu glauben! Das Leben ist einfach zu schön, um wegen irgendeines idiotischen Mannes dauerhaft Trübsal zu blasen! Und glaube mir, ich weiß, wovon ich rede …

Wilma Bögel

1. Kapitel

Platzverweis

Andrea (31), Immobilienmaklerin aus München, über 0173 – 483 xx xx

Wenn ihr da hineingeht, sprecht bitte die Spieler und Trainer nicht an.« Meine Freundin und ich schauten den Türsteher ein wenig verdutzt an. »Das wollen die nicht!« Aha. Der Blick meiner Freundin sagte wie der meine eigentlich alles.

Und wir behielten recht. Wir hatten die Bar noch gar nicht ganz betreten, da galt uns schon die Aufmerksamkeit der Hälfte der männlichen Gäste. Aber wie hätte es auch anders sein sollen, wenn zwei schlanke Blondinen mit langen Beinen auf der Saisonabschluss-Party eines Erstliga-Fußballvereins zu Gast waren. »Sprich ja keinen an«, raunte mir meine Freundin ins Ohr und ich flüsterte zurück: »Aber von Ansprechenlassen hat das Tier da eben nichts gesagt, oder?!« »Nee, aber vielleicht ist ja sogar schon Gucken verboten?« Wir grinsten uns an und bahnten uns einen Weg zum Tresen.

Eine Bekannte von uns war in der Marketingabteilung des Vereins tätig und hatte uns auf die Gästeliste setzen lassen. Ganz nach dem Motto: Zwei schöne Singlefrauen auf einer Männerparty könnten ein Volltreffer sein. Da Alexandra und ich eh gerade in Feierlaune und viel gemeinsam unterwegs waren, hatten wir uns über die Einladung echt gefreut. Und so wie es schien, könnte dies ein sehr lustiger Abend werden.

Nach einer unschönen Liaison hatte ich überhaupt keinen Bedarf an einer neuen Partnerschaft und auch Alexandra war bis auf Weiteres bedient. Das hieß natürlich nicht, dass der eine oder andere Flirt nicht erlaubt oder sogar erwünscht war. Und um unsere Egos aufzupolieren, war dies genau die richtige Veranstaltung. Durchtrainierte, flirtwillige Typen, Alkohol for free und eine nette Location. Alexandra und ich machten es uns auf Barhockern bequem.

»Und, wie findest du sie so aus der Nähe?« Als Fußballfan kannte ich die meisten Anwesenden natürlich mit Namen, für meine sportlich vollkommen uninteressierte Freundin waren es aber einfach nur Fußballer. Oder besser: Männer mit harten Waden, einem Sixpack und dem Wunsch, diesen möglichst oft zu zeigen.

Wir hatten noch nicht einmal ein Getränk ordern können, da wurden wir schon von zwei Typen – ich nenne sie mal Nummer 6 und Nummer 11 – mit Beschlag belegt.

»Na, ihr beiden Hübschen?« – Oh Gott, sie waren noch platter, als ich vermutet hatte. – »Was verschlägt euch denn hier her?« Nummer 6 stützte sich mit der einen Hand auf dem Tresen ab, sodass es aus meiner Position so aussah, als ob er seinen Arm um Alexandra gelegt hätte.

»Die Aussicht auf einen tollen Abend, ein paar gute Getränke und eine wilde Nacht«, antwortete Alexandra mit einem Blick, der sicherlich auch den standhaftesten Mann kurz zum Überlegen gebracht hätte. Manchmal war ich selbst erstaunt, wie abgebrüht meine Freundin sein konnte. Jedoch zeigte mir als Insiderin diese Coolness auch, dass sie nicht die Bohne an einem der beiden interessiert war. Sie hatte mit dem Spielen begonnen.

Und die beiden schnappten wie zwei Fische nach dem Wurm und gingen voll darauf ein. »Das klingt nach einem guten Vorsatz«, antwortete Nummer 11. »Dann beginnen wir doch mal mit den Getränken. Was kann ich euch beiden Schönheiten anbieten?«

Einstimmig entschieden wir uns für ein Glas Wein.

»Und wer hat euch eingeladen?«, setzte Nummer 6 die Konversation fort.

»Ach, das war hier nur mit Einladung und Gästeliste?«, fragte Alexandra. »Wir sind eigentlich nur an der Tür vorbeigekommen und wurden von dem Tier davor angesprochen, ob wir nicht Lust auf knackige Hintern und kostenlose Getränke hätten.« Der Ernst in ihrer Stimme überzeugte beinahe sogar mich. Aber ich sah auch das schelmische Strahlen in ihren Augen.

Die beiden Kicker hatten natürlich keine Ahnung, dass sie gerade hochgenommen wurden. »Aber das ist doch hier eine private Veranstaltung und der Typ hat strenge Regeln.« Nummer 6 war wirklich erstaunt und ein bisschen schockiert.

Alexandra lächelte ihn an: »Alles gut, wir standen artig und offiziell auf der Liste. Eine Bekannte von uns arbeitet in eurer Marketingabteilung.«

Nummer 11 brach in schallendes Gelächter aus und haute seinem Spielerkollegen auf die Schulter. »Dein Gesicht war aber super!«

Damit war der Bann gebrochen. Die beiden wichen den ganzen Abend nicht mehr von unserer Seite. Es war kein tiefgründiges, aber ein sehr lustiges Gespräch. Mehr hatten Alexandra und ich ja auch nicht erwartet.

Gegen zwölf brachen die Ersten auf, doch wir hatten uns festgesessen und entschieden, noch zu bleiben. Mein Blick folgte den die Bar verlassenden Gästen und blieb an dem Tisch neben der Tür hängen. Ein breites, extrem sympathisches Lächeln ließ mich innehalten und unweigerlich zurückgrinsen. Gesehen hatte ich den Typen noch nie, aber ich war mir absolut sicher, dass auch er in der Bundesliga spielte. Wir schauten uns über die Entfernung weg an und hörten mit dem Lächeln gar nicht mehr auf.

Dann stand er plötzlich auf, kam auf uns zu, packte mit der rechten Hand Nummer 11 an der Schulter und meinte: »Jungs, ich finde, ihr habt die beiden schönsten Frauen des Abend eindeutig lange genug in Beschlag genommen. Darf ich euch daher kurz mal eine entführen?«

Die beiden waren viel zu überrascht, als dass sie eine kluge Antwort darauf gehabt hätten, und so wurde mir eine Hand entgegengestreckt. »Darf ich bitten?«

Ich schaute meine Freundin an, die grinste und nickte: »Dann mal viel Spaß, ihr beiden.«

Ich lächelte Nummer 11 und Nummer 6 an und rutschte vom Barhocker. »War nett mit euch. Ich verabschiede mich dann mal kurz für einen Auswärtskick. Passt mir auf meine Freundin auf.«

Danach griff ich die mir dargebotene Hand und der bisher noch namen- und nummernlose Mann führte mich zu seinem Tisch. Dort saßen noch zwei weitere Typen und eine auf den ersten Blick wirklich nett aussehende Frau. »Dann mal hingesetzt im Gästestadion.« Ich grinste, er grinste und die Nicht-Eingeweihten schauten natürlich ein wenig verständnislos.

Lars war wirklich Bundesligist. Spielte in der Abwehr und trug die Nummer 3 auf dem Trikot. Aber da er gerade erst nach drei Saisons in der italienischen Liga nach Deutschland zurückgekommen war, kannte ich zwar seinen Namen, hatte aber bislang noch kein Gesicht dazu in meinem Kopf gehabt. Dies änderte sich aber sehr schnell, wurde mir doch bei jeder nur erdenklichen Möglichkeit ein Lächeln aus diesem geschenkt.

Die Unterhaltung blieb auch hier auf einem oberflächlichen Niveau. Aber zum Glück drehte sie sich nicht nur um Fußball wie bei Nummer 6 und 11. Anscheinend konnten auch Profi-Kicker zum Saisonabschluss ihren Job mal für ein paar Stunden vergessen. Lars spielte den Gentleman und versorgte den ganzen Tisch mit neuen Getränken. Ich hatte mittlerweile auf Cola light umgeschwenkt, da nach drei Gläsern Wein und einer Handvoll Barsnacks das Gleichgewicht doch in Mitleidenschaft gezogen war. Und gentlemanlike wurde meine Bestellung ohne blöden Kommentar akzeptiert.

Gegen halb eins sah ich Alexandra herüberwinken. Sie gab mir ein Zeichen, dass sie nun aufbrechen würde. Die rechte Hand hielt sie in Form eines Telefons ans Ohr und zeigte dann auf mich. Ich hob meine Hand mit nach oben zeigendem Daumen und damit war die Konversation zwischen uns beendet. Wir hatten uns beide darüber verständigt: Alexandra würde nun heimgehen und ich sollte sie gleich nach dem Aufstehen anrufen.

»Lässt dich deine Freundin etwa im Stich?« Lars’ Stimme riss mich aus dem gestikulierenden Dialog.

»Äh«, ich schaute ihn an. »Ja, aber ich scheine hier ja ganz gut aufgehoben zu sein und die Heimmannschaft scheint auch keine Ansprüche an mich zu stellen.« Dabei schaute ich Richtung Nummer 6 und 11, die nun alleine an der Bar standen und ein wenig enttäuscht wirkten. Hatten sich sicher mehr ausgerechnet, die zwei. Stundenlang gequatscht und dann kein Tor gemacht. Ziemlich ärgerlich. Zumal sie den einen Sieg auch noch an die Auswärtsmannschaft abgeben mussten.

»Wie geht der Abend denn für uns alle weiter?«, fragte Lars.

»Also, wir werden jetzt auch aufbrechen«, antwortete Inga, die weibliche Tischgenossin.

»Und ich will auch nach Hause«, sagte der Freund von Lars.

Der grinste und schaute mich an: »Jetzt sag du bloß nicht auch noch, dass du heim willst. Du bist meine letzte Hoffnung.«

Ich grinste zurück: »Für einen Absacker bin ich auf jeden Fall noch zu haben. Und auch für eine Portion Fritten. Ich habe nämlich einen Mordshunger!«

»Die Frau gefällt mir!«, rief Lars. »Fastfood, Alkohol und eine lange Nacht!« Alle lachten.

Eine halbe Stunde später standen wir an einer Pommesbude und stopften uns mit gerösteten Kartoffelstangen und Currywurst voll. »So unter uns, wer bist du nun eigentlich?«, fragte ich Lars.

»Ein Typ, der gerade den Abend oder besser die Nacht genießt. Der in Begleitung einer sehr attraktiven Frau mitten in der bayerischen Hauptstadt an einer Pommeshütte steht und sich fragt, wie es nun weitergeht.«

Ich ging auf den Flirt ein und antwortete: »Wie würde er sich denn einen gelungenen Ausklang des Abends vorstellen?«

»Dass sie mit ins Hotel käme, wir noch gemeinsam einen Drink an der Bar nehmen würden und ich ihr dann ein Taxi rufen dürfte.«

Auch wenn ich nicht hundertprozentig vom letzten Teil seiner Aussage überzeugt war, willigte ich ein. »Na dann, auf geht’s.«

Wie ich bereits geahnt hatte, residierte man im Bayerischen Hof. Das Hotel war für gute Drinks, aber noch mehr für prominente Gäste bekannt. Als wir gegen zwei Uhr – eine Stunde vor Zapfenstreich – eintrafen, waren nur noch ein paar Besucher da, sodass wir keine Probleme hatten, einen Platz im Night Club zu finden.

Lars gefiel mir, das musste ich zugeben. Jedoch wusste ich auch, wer da vor mir saß. Ein junger, erfolgreicher Sportler, der sein Leben genießen wollte. Dem sich Frauen haufenweise an den Hals warfen und der sicher bereits eine zu Hause hatte. Daher flirtete ich mit ihm, ohne jedoch an eine Fortsetzung zu glauben. So war ich mehr als erstaunt, als er mir tief in die Augen sah und meinte: »Da sie hier gleich schließen, heißt es wohl vorerst Abschied nehmen. Bekomme ich deine Nummer? Ich würde dich wirklich gern wiedersehen.«

Skeptisch fragte ich zurück: »Und was sagt deine Freundin dazu?«

»Die sagt schon lange nichts mehr«, antwortete er direkt. »Im Grunde ist die Beziehung aus, wir leben seit Monaten aneinander vorbei. Sie sucht sich gerade eine neue Wohnung. Daher wohne ich auch zurzeit im Hotel.«

In Sekundenschnelle überlegte ich: Konnte ich das glauben? Schließlich klang es wie ein Standardspruch, der sicher nicht zum ersten Mal von einem Typen, der sich zwanglosen Sex versprach, angebracht wurde.

»Okay, dann gebe ich dir meine Nummer und du meldest dich, wenn ihr das geregelt habt.« Ich bat den Kellner um Zettel und Stift, notierte meine Handynummer und schob sie ihm zu. »Aber erst dann. Und keinen Tag früher.«

»Versprochen«, dabei griff er nach meiner Hand. »Du bist wirklich eine tolle Frau und ich freue mich schon jetzt auf unser Wiedersehen.« Dann zog er mich zu sich heran und küsste mich ganz vorsichtig auf die Lippen.

Im Taxi ließ ich dann unsere Verabschiedung noch einmal Revue passieren. Er hatte mich zum Ausgang gebracht, mir die Tür des Wagens aufgehalten und mir dann noch einen Kuss gegeben. »Ich rufe dich an.«

»Aber keinen Tag zu früh«, hatte ich ihn erinnert und dann war ich mit dem Taxi in den nächtlichen Straßenverkehr Münchens eingetaucht. Mal im Ernst: Wollte ich wirklich Spielerfrau werden? Eine von diesen Damen ohne Job, die ihren Tag im Fitnessstudio begannen, danach zum Friseur gingen und sich die Zeit mit Shoppen und Im-Café-Sitzen um die Ohren schlugen. Und dann am Wochenende mit den anderen Hühnern auf der VIP-Tribüne Platz nehmen. Aber was hatte ich zu verlieren? Und vor allem: Was waren das für wahnwitzige Gedanken? Wir hatten einen netten Abend gehabt, würden uns eventuell wiedersehen, aber in meiner Fantasie war ich ja schon mit ihm verheiratet. Also: Schön den Ball flach halten und schauen, was kommt.

Ich schrieb Alexandra noch eine SMS, dass ich heil im Taxi saß und auf dem Heimweg sei – allein, wohlgemerkt.

Es dauerte vier Wochen, bis Lars sich meldete. Ich muss zugeben, dass ich bis dahin doch dann und wann die Sportschau sah, um einen Blick auf ihn zu erhaschen.

Ich war gerade auf dem Heimweg von der Arbeit, als mein Handy klingelte.

»Hallo?«

»Hey, ich bin’s. Der Typ, der erst einmal sein Leben ein bisschen ordnen musste, bevor er dich anrufen durfte.«

Ich lachte, mein Herz schlug schneller: »Hey Lars!«

»Was machst du denn heute Abend?«, kam er direkt zur Sache. »Würde dich gern zum Essen ausführen.«

Ich sah auf meine Armbanduhr. Halb acht. »An welche Uhrzeit hattest du denn so gedacht?«

»Würde dich um halb neun abholen.«

Ich gab ihm meine Adresse und dann hetzte ich in meine kleine Zweizimmerwohnung in Maxvorstadt, hüpfte unter die Dusche, föhnte mich und putzte dabei schon meine Zähne. Danach riss ich meinen Kleiderschrank auf. Shit, meine Lieblingsjeans waren in der Wäsche. Typisch! Dann fiel mein Blick aber auf das kleine schwarze Strickkleid. Ich hielt es mit beiden Armen vor mich hin und drehte mich dann zu dem mannshohen Spiegel um, der in meinem Schlafzimmer an der Wand lehnte. Dann ein prüfender Blick auf meinen Stapel Schuhe neben dem Schrank. Die schwarzen Stiefel schienen geputzt. Jetzt galt es nur noch, eine heile blickdichte Strumpfhose zu finden. Aber ich hatte Glück!

Zehn Minuten später schaute ich erneut in den Spiegel und mir gefiel, was ich sah. Meine Haare, die ich tagsüber praktischerweise einfach hochsteckte, fielen nun locker auf meine Schultern und das leichte Make-up unterstrich meinen natürlichen Typ.

Und dann klingelte es auch schon an der Haustür. Handtasche auf: Geld, Handy, Taschentücher und Kosmetiksammlung rein. Ganz kurz dachte ich über Kondome nach, verwarf den Gedanken aber wieder, da ich sicher heute Nacht nicht mit Lars schlafen würde. Da hatte ich meine Prinzipien. Und wer wusste, ob er wirklich endlich einen Schlussstrich unter seine alte Beziehung gezogen hatte. Das galt es erst einmal herauszufinden.

Er stand vor meiner Haustür. Trug eine dunkle Jeans, ein schwarzes Hemd und dazu schwarze Lederschuhe. Einfach, aber chic. Die Haare im Wuschel-Surfer-Look, der für Kicker so typisch ist.

Wie zum Abschied bekam ich auch zur Begrüßung einen Kuss. »Du bist ja noch schöner geworden.« Er lächelte.

»Danke, wo fahren wir denn hin?«

Er schüttelte den Kopf: »Wird nicht verraten.«

Er hielt mir die Tür auf und stieg auf der anderen Wagenseite ebenfalls ein. Im Taxi hielt er meine Hand. »Und, wie ist es dir ergangen?«

»Viel Arbeit, wenig Freizeit und ansonsten eher ruhige Wochenenden. Und bei dir?« Ich wollte es irgendwie gleich wissen. »Was macht die alte Liebe?«

»Du kommst aber schnell auf den Punkt.« Er schaute auf seine Uhr. »Drei Minuten. Das ist verdammt schnell.«

Ein wenig bereute ich meinen rasanten Vorstoß, aber ich hatte einfach keine Lust, verarscht zu werden.

»Es ist dein gutes Recht, schließlich war es die Bedingung für dieses Date. Und hätte ich mich nicht daran gehalten, könntest du nun immer noch einen Rückzieher machen.« Er lächelte wieder: »Die alte Liebe packt gerade ihre Koffer.«

Ich nickte. Bei Kickern ging das mit dem Zusammenziehen und Heiraten ja meistens sehr schnell. Wie viele dieser jungen Sportler hatten schon mit Anfang zwanzig eine Frau und Kinder! Viele von ihnen verließen sie aber auch ein paar Jahre später wieder für eine Jüngere.

»Gut«, ich atmete tief ein und ließ es ihn auch hören. Dann lächelte ich: »Genießen wir also unseren Abend.«

Er beugte sich zu mir herüber und schaute mir in die Augen. »Darf ich?« Ich nickte und dann bekam ich einen schon etwas längeren Kuss.

Je später der Abend wurde und je mehr der Alkohol wirkte, desto kürzer wurden die Abstände zwischen unseren Küssen. Die Länge nahm jedoch zu.

Das Essen war natürlich köstlich. Und das Restaurant war wohl darauf ausgelegt, bekannten Persönlichkeiten ein wenig Privatsphäre zu gewähren. Kleine Separees sorgten für Intimität und Ruhe. Ich erblickte die eine oder andere bekannte Nase und alle grüßten freundlich. Vielleicht doch Spielerfrau werden? Diese Aufmerksamkeit war neu für mich. Aber ich rief mich schnell wieder zur Contenance. Dies war unser erstes Date und im Grunde war ich echt nicht der Typ, der sich auf das Niveau »Frau von« herablassen wollte.

Wir lachten viel. Und gegen Mitternacht brachen wir dann auf. »Möchtest du nach Hause? Oder kann ich dich noch auf ein letztes Getränk einladen?«

Trotz der schönen gemeinsamen Stunden und dem Zuviel an alkoholischen Getränken hatte ich noch einen klaren Verstand. »Ich glaube, ich möchte gern heim.«

Ein Hoffnungsschimmer in seinen Augen: »Du glaubst?«

Ich sah ihn an: »Ich möchte nach Hause.«

»So schlimm?«

»Nein, überhaupt nicht. Aber man muss sich ja noch steigern können.« Damit hatte ich ihm die perfekte Vorlage liefern wollen, mich auf ein zweites Date einzuladen.

Er verstand den platten Versuch natürlich sofort, griente vielsagend und fragte: »Darf ich dich dann am Freitag um acht abholen?«

»Gern.«

Im Taxi küssten wir uns, hielten Händchen und er stieg noch mit aus, um mich zur Tür zu bringen. »Es war ein schöner Abend.« Er nahm meinen Kopf in seine Hände und küsste mich lange und intensiv. »Schlaf gut und träum süß. Ich rufe dich morgen an.« Dann drehte er sich um und ging Richtung Taxi.

»Lars?« Er blieb stehen und sah mich an. »Es war ein wirklich wunderschöner Abend und ich freue mich auf Freitag. Schlaf du auch gut.« Er lächelte und dann verschwand seine Silhouette in der Autotür.

Im Hausflur fragte ich mich ganz kurz, ob ich ihn nicht doch auf einen Kaffee hätte einladen sollen. Aber dann war ich auch wieder froh, es nicht getan zu haben. Wollte ich doch nicht als eines von vielen Betthäschen enden. Ich wusste, es war gemein, ihm dies zu unterstellen. Aber die ganzen Klatschblätter und Boulevardzeitungen waren ja voll mit Gesichtern von Kicker-Geliebten. Da wollte ich mich und würde ich mich wirklich nicht einreihen.

Je näher der Freitag rückte, desto aufgeregter wurde ich. Natürlich hatte ich Alexandra mittlerweile eingeweiht, sie sagte: »Du bist alt genug. Und anscheinend nicht rettungslos verliebt. Daher: Have fun!«

Und wieder einmal war ich froh, dass sie meine Freundin war. Hätte sie das Gefühl gehabt, ich würde mich da in etwas ver­rennen oder kopflos in mein Unglück laufen, wäre sie eingeschritten und hätte mich schon wieder eingenordet.

Freitag, 19.00 Uhr. Und ich hatte natürlich wieder dasselbe Problem. Was anziehen?! Letztendlich entschied ich mich für meine Lieblingsjeans und ein T-Shirt, das unter der Brust abgesetzt war und ein geniales Dekolleté machte. Da wurde selbst meine 75B zum Hingucker.

Die Haare steckte ich locker hoch und wie immer patschte ich mir kaum Farbe ins Gesicht. Erstens hatte ich es nie richtig gelernt, zweitens sah ich damit einfach immer angemalt aus. Als es klingelte, stand ich schon fertig im Flur. Und diesmal packte ich auch die Kondome in meine Handtasche – und zwar mit voller Absicht.

Er war zu Fuß da. Oder zumindest war kein Taxi zu sehen. »Ich habe mir überlegt, dass wir doch erst einmal eine Runde spazieren gehen können. Und dann habe ich hier ganz in der Nähe einen Tisch reserviert.«

Lars war mal wieder die Selbstsicherheit in Person. Er fasste nach meiner Hand und wir schlenderten Richtung Englischer Garten. Unsere Gespräche drehten sich meistens um Sport oder meinen Job in der Immobilienfirma.

»Was habt ihr denn so im Portfolio?«, fragte Lars plötzlich. »Ich überlege gerade, mir ein neues Zuhause zu suchen. So ein ganz neuer Anfang eben.« Mein Herz schlug ein wenig schneller. Er schien es mit dem Ende seiner Beziehung wirklich ernst zu meinen.

»Im Grunde kann ich dir alles anbieten. Von der Einzimmerwohnung bis hin zur Villa in Grünwald. Wo liegt denn etatmäßig deine Schmerzgrenze?«

»Klingt doof, weiß ich selbst«, antwortete er, »aber da bin ich echt flexibel. Wenn es mir gefällt, zahle ich auch gern einen hohen sechs- oder einen niedrigen siebenstelligen Betrag.«

»Dann habe ich sicher was für dich.« Dabei hatte ich eigentlich schon ganz konkrete Vorstellungen, welches Haus zu ihm passen könnte. Eine wunderschöne Einfamilienvilla in Neuhausen-­Nymphenburg: zwei Etagen, ein riesiger Garten, eine riesige Wohnküche und drei Bäder. Und irgendwie sah ich mich schon durch die dunkle Holztür treten.

»Dann schlage ich doch vor, dass du mir am Montag gleich mal ein paar Angebote zeigst.« Lars war ein Mann der schnellen Entscheidungen, das war eindeutig.

»Gut. Gib mir den Vormittag und dann kann ich sie dir, wenn du magst, am Nachmittag zeigen.«

»So machen wir das und nun ab zum Essen.«

In dieser Nacht schliefen wir zum ersten Mal miteinander. Er brachte mich wieder zur Haustür und diesmal bat ich ihn herein. Auch auf die Gefahr hin, dass er meine kleine Wohnung piefig und mich damit uninteressant finden könnte.

Lars war ein guter und sensibler Liebhaber. Wir taten es zuerst auf dem Sofa, dann in meinem Bett. Danach lagen wir nebeneinander und starrten an die Decke.

»Das war unglaublich«, hörte ich seine Stimme neben meinem Ohr. »Das würde ich nun gern öfter haben.«

Ich hielt die Luft an. Wurde ich gerade doch zu einer Spielerfrau? Er drehte sich auf die Seite, legte seinen Arm auf meinen Bauch und schaute mich fragend an: »Was meinst du, darf ich dich nun öfter besuchen?«

Ich lächelte ihn an, drehte mich ebenfalls auf die Seite und sagte: »Ich bestehe nahezu darauf.«

Dann küssten wir uns innig und fielen gleich noch ein weiteres Mal übereinander her.

Danach hielt mich Lars noch eine Weile im Arm und meinte plötzlich: »Du, ich muss nun leider los. Ich würde gern hier bleiben, aber wir haben morgen früh Training und am Sonntag ein Spiel. Da muss ich fit sein und kann nicht die ganze Nacht einen Höhepunkt nach dem anderen erleben. Nicht böse sein. Am Montag zeigst du mir die Häuser und danach machen wir genau hier weiter.«

Ich schluckte. Aber was hatte ich denn erwartet? Dass wir gemeinsam einschlafen würden? Nach der ersten Nacht? Ich schluckte ein weiteres Mal und dabei auch meine Bedenken hinunter. »Kein Problem. Ich werde mich gleich in meine Kissen kuscheln und einen Schönheitsschlaf halten, damit ich am Montag mit dem Glanz der Häuser mithalten kann.«

»Dafür brauchst du keinen Schönheitsschlaf«, antwortete er. Er stand auf, ging ins Wohnzimmer und sammelte seine Kleidungsstücke ein. Im Flur küssten wir uns noch einmal und dann fiel die Tür ins Schloss.

Ich schlurfte in mein Schlafzimmer zurück und stellte mich vor den Spiegel. Als Lars aufgestanden war, hatte ich mir auch schnell ein T-Shirt und Hotpants angezogen. Nun blickte ich mir direkt in die Augen und sagte laut: »Willst du das wirklich? Spielerfrau?«

Ich schaute ziemlich lange. Und zum ersten Mal kam mir der Gedanke: Was wäre, wenn Lars heute Nacht erreicht hatte, was er wollte, und sich nun nie wieder melden würde? Was, wenn ich nur ein kurzes, schnelles Vergnügen war, das nach der Trennung für nette Unterhaltung gesorgt hatte? Und was, wenn er eben nur einmal mit mir hatte schlafen wollen? Ich zog ein langes Gesicht und versuchte, mich selbst zu beruhigen: »Hey, ein kurzes Vergnügen hätte er auch schneller und billiger bekommen können. Dafür hätte er dich nicht zweimal zum Essen einladen müssen. Da hätte er auch einfach mit ein paar Kickerkollegen ins P1 gehen und sich ein Schnittchen mitnehmen können.«

Ein wenig beruhigt, aber immer noch mit einem kleinen unguten Gefühl im Bauch ging ich wieder ins Bett. Und nach der nächtlichen Turnerei mit Lars schlief ich schnell und total müde ein.

Gegen meine Befürchtungen stand Lars am Montagnachmittag bei uns im Büro. »Na, da bin ich ja mal gespannt, was ich nun gezeigt bekomme.«

Ich hatte fünf, wie ich fand, optimal zu ihm passende Objekte herausgesucht. Drei Einfamilien-Villen, ein luxuriöses Penthouse und eine 5-Zimmer-Altbauwohnung.

Unter den neugierigen Blicken meiner Kollegen und besonders Kolleginnen gingen wir Richtung Konferenzraum. Dort hatte ich schon die Exposés der Immobilien platziert. Als die Tür hinter uns ins Schloss gefallen war, zog mich Lars an sich und küsste mich. Dabei drehte er uns um 180 Grad und schob mich dann rückwärts an die Tür. »Weißt du, wie gern ich dich jetzt hier auf dem Tisch vernaschen würde?«, flüsterte er mir ins Ohr. Dabei strich seine rechte Hand über meine Wange, dann an meinem Hals entlang und über meine Brust Richtung Bauch.

Ich atmete unweigerlich schneller, schaute in seine Augen und sah das Verlangen nach Sex. Ich musste den Kopf schütteln, um wieder einen klaren Verstand zu bekommen. »Lars«, sagte ich. »Nicht hier. Es könnte jemand reinkommen. Vielleicht sogar mein Chef.«

Seine Hand wanderte von meinem Bauch wieder nach oben, seine Finger umschlossen meine rechte Brust und drückten zu. »Lars«, ich wurde ein bisschen lauter und bestimmender, auch wenn ich gerade ebenso große Lust auf ihn hatte wie er auf mich.

»Okay«, er ließ von mir ab, »dann eben nachher.«

Wie ich schon vermutet hatte, gefiel ihm das Haus in Neuhausen-Nymphenburg am besten. So beschlossen wir, dort mit den Besichtigungen zu beginnen. Danach würden wir uns noch ein Haus in Grünwald anschauen und zum Schluss das Penthouse in Schwabing. Danach konnte er mich dann zu Hause absetzen.

Lars wartete auf mich vor der Tür. Ich hatte noch schnell meinen Computer heruntergefahren, mich kurz mit meiner Kollegin abgestimmt und würde erst morgen wieder ins Büro kommen.

Unsere Office-Managerin konnte sich natürlich einen dummen Kommentar nicht verkneifen. »Schade, dass die Villen noch nicht eingerichtet sind und ihr nicht schon mal ein Schäferstündchen halten könnt.«

Ich konterte: »Und genau aus diesem Grund bekommst du keine Schlüssel zu unseren Immobilien. Bei dir wäre die Gefahr einfach zu groß, dass Bett und Sofa nach einer Besichtigung benutzt wären.« Das war knallhart, aber sie hatte es nicht anders verdient. Schlampe!

In Gedanken noch bei ihrem blöden Spruch, trat ich aus dem Haus. »Was ist dir denn gerade über die Leber gelaufen?«, fragte Lars. »Du schaust, als ob sie dir die Kündigung mit auf den Weg gegeben hätten.«

»Ach, unsere blöde Empfangstippse meinte mal wieder, dass sie nach ihrer Meinung gefragt worden wäre.«

»Du meinst diese aufgetakelte Tussi, die sich am Tresen festgehalten hat, als ich hereinkam?«

Lars lachte und ich stimmte ein. »Ja, das kann ich mir vorstellen, dass du sie ein wenig aus dem Konzept gebracht hast!«

Während der Fahrt – wir hatten seinen Audi genommen – legte er seine Hand auf mein Knie. Und ich musste wieder einmal darüber nachdenken, wie es sein würde, die Frau an seiner Seite zu sein. »Hast du noch ein schönes Wochenende gehabt?«, fragte er in die Stille hinein.

»Äh, ja. Habe ein ganz ruhiges Wochenende genossen. Sport, gelesen, ein wenig im Café gesessen.« Dass ich in Wahrheit ein langes Gespräch mit meiner Freundin gehabt hatte, in dem er Hauptthema gewesen war; dass ich wie ein aufgeregtes Huhn keine Nacht hatte richtig schlafen können und dass ich immer mal wieder meine Nase fest ins Kissen gedrückt hatte, um seinen Duft einzuatmen, verschwieg ich natürlich.

»Unser Spiel gestern war ja auch eher mäßig. Aber drei Punkte sind drei Punkte. Egal, wie man sie nach Hause bringt«, resümierte Lars das gestrige Ligaspiel. »Danach gab’s dann noch einen Einlauf vom Trainer, eine Strafrunde im Stadion und abends wurde gemeinsam zu Abend gegessen.«

»Was macht denn deine Exfreundin?« Es war mir schneller rausgerutscht, als ich es geplant hatte. Eigentlich sollte es doch eher nach einer beiläufigen Frage klingen und nicht so, wie es nun im Raum stand; dringend, neugierig. Aber diese Frage beschäftigte mich seit unserer gemeinsamen Nacht noch mehr.

Er drückte mein Knie, schaute mich an und dann wieder auf die Straße. »Meldet sich, aber ich drücke sie weg oder gehe einfach nicht ran. Sie will mich zurück, aber für mich ist das Thema vorbei.« Er schaute mich wieder an: »Und außerdem habe ich da jemanden Neues kennengelernt, der sich gerade sehr erfolgreich einen Platz in meinem Leben sichert.«

Ich wurde rot. Jede reife Tomate wäre vor Neid erblasst. Aber sagen konnte ich nichts. Ich hätte nun gern irgendetwas Sinnvolles von mir gegeben, aber anscheinend hatte ich vorübergehend das Sprechen verlernt. Spielerfrau, Spielerfrau, Spielerfrau. Das Wort hämmerte in meinem Kopf und ich versuchte, mich wieder zu beruhigen, indem ich ihn kräftig schüttelte.

»Hey, alles gut mit dir?!« Lars klang wirklich ein bisschen besorgt. »Habe ich etwas Falsches gesagt?«

»Ähhh …« Ich konnte wieder sprechen oder zumindest Töne von mir geben. »A… alles gut.« Ich schloss ganz fest die Augen und dann ging es wieder. Ich schaute ihn an, immer noch mit roten Flecken im Gesicht. »Dein letzter Satz hat mich ein wenig aus der Bahn geworfen.«

Lars drückte wieder mein Knie. »Kann mir schon vorstellen, dass es für dich ein wenig komisch rüberkommt, wenn ich gleich nach einer Trennung schon an eine neue Beziehung denken kann. Aber ich muss ehrlich sein: Seitdem ich dich das erste Mal in der Bar am Tresen gesehen habe, wusste ich, dass ich dich näher kennenlernen wollte. Und es hat sich gelohnt.«

Spielerfrau, Spielerfrau, Spielerfrau. Die Worte hatten sich wieder in meine Gedanken gemogelt. Einatmen, ausatmen. »Na ja, ein wenig komisch ist es schon. Und dann habt ihr Kicker ja auch nicht gerade den besten Ruf.« So, nun war auch das raus.

Lars lachte sein sympathisches Lachen. »Da hast du wohl recht. Wir sind die Bösen, die alle Frauen verarschen und sich nicht mit einer zufriedengeben. Die in jeder Stadt ein Mädchen haben und ihre Popularität schamlos ausnutzen.«

»So habe ich das nun auch nicht gemeint«, ruderte ich zurück. »Aber dass ihr nicht alle eine weiße Weste habt, lässt sich ja wohl nicht abstreiten.«

»Es gibt überall schwarze Schafe. Das Problem als Ligaspieler ist einfach, dass die Öffentlichkeit ein Interesse daran hat, die Fehltritte stets in die Medien zu bringen.«

Ich musste ihm zustimmen. Wenn ich jede Woche einen Neuen hätte, würde das keinen Menschen interessieren. Vielleicht noch unsere Office-Managerin, die sich den Mund darüber zerreißen würde. Aber sonst? Wohl eher keinen.

Fünf Minuten später hielten wir vor der Villa und Lars war beeindruckt. »Das ist mal ein Häuschen. Gute Wahl, Frau Maklerin.­ Anscheinend kennen Sie den Geschmack Ihres Kunden schon ganz gut.« Ich genoss das Kompliment.

Und auch die Innenausstattung überzeugte ihn total. Er stand in dem leeren riesigen Wohnzimmer und breitete die Arme aus: »Hier lässt es sich mit einer Familie schön leben, was meinst du?«

Spielerfrau, Spielerfrau, Spielerfrau. Die Worte hämmerten, hämmerten, hämmerten in meinem Kopf. »Ähhh, ja klar. Platz ist genug.« Was für eine bescheuerte Antwort! Ich kam mir vor wie der letzte Depp.

Lars ließ die Arme sinken und kam auf mich zu. Dann nahm er mich in den Arm und küsste mich. Knabberte an meinem Ohr und flüsterte: »Ich will dich. Jetzt.« Dabei umfasste er fest und bestimmend meine Pobacken.

Ich spürte seinen Atem an meinem Hals, und obwohl ich wusste, dass ich gerade meinen Job aufs Spiel setzte, ließ ich ihn gewähren. Wie zwei ausgehungerte Wölfe fielen wir direkt auf dem kahlen Fußboden übereinander her. Es war unglaublich und als wir nachher, beide schwer atmend, halb angezogen, total verschwitzt nebeneinander auf dem Boden lagen und an die Decke starrten, konnte ich nicht glauben, was da gerade passiert war.

»Ich nehme das Haus.« Lars’ Stimme riss mich aus meinen Gedanken. »Wann kann ich unterschreiben? Und was soll es eigentlich kosten?«

Ich drehte mich auf die Seite und versuchte dabei, meinen Rock hinunterzuziehen und meine bloße Scham zu bedecken. »2,8 Millionen exklusive Anwaltskosten.«

Lars drehte sich mir ebenfalls zu: »Gut, dann machen Sie den Vertrag mal fertig.«

Wir küssten uns wieder. Und hätte es in diesem Augenblick nicht an der Tür geklopft, wären wir definitiv in die Verlängerung gegangen.

»Scheiße!«, rutschte es mir heraus. Ich stand auf, so gut das mit einer halb angezogenen Strumpfhose ging. Auch Lars stemmte sich hoch und zog an seiner Jeans. Ich zupfte, riss an mir herum, bis ich einigermaßen wiederhergestellt war. Schnell noch die Haare glatt gestrichen und dann rief ich: »Bin gleich da!«

Vor der Haustür stand ein älterer Herr. Er stützte sich auf einen Stock und sah uns forschend an. »Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte ich freundlich.

»Wer sind Sie?« Seine Gegenfrage hatte einen weniger netten Tonfall.

»Ich bin Maklerin und zeige gerade einem Kunden das Haus. Warum fragen Sie?«

»Und warum sind Sie dann nicht mit einem Auto des Maklerbüros da? Ihr kommt doch sonst immer damit.« Seine Stimme schneidend, sein Blick starrend, böse.

Ich merkte, wie es in mir brodelte, und gern hätte ich dem Alten seinen Stock aus der Hand gerissen und auf das schüttere Haar geschlagen.

Aber plötzlich erschien Lars hinter mir: »Gibt es ein Pro­blem?«

Der Alte starrte nun nicht mehr mich, sondern Lars an. »Sie sind doch dieser Fußballer. Der, der in dieser Saison zu unserem Verein gewechselt ist.«

»Ja, der bin ich. Und wer sind Sie?« Lars’ Stimme war bestimmt, aber freundlich.

»Ich wohne nebenan und habe das Auto vor der Tür stehen sehen. Und da ich es nicht kannte und es nicht von der Maklerfirma war«, dabei schaute er mich wieder böse an, »wollte ich einfach mal nach dem Rechten schauen.«

»Machen Sie sich keine Sorgen, wir sind vollkommen legal hier und so, wie es ausschaut, werden wir demnächst Nachbarn sein.« Lars lächelte ihn an, streckte ihm die Hand entgegen.

Der Alte nahm sie, wenn auch ein wenig widerwillig. »Hmm. Aber wehe, Sie trainieren im Garten und zerschießen ständig unsere Blumenbeete.«

»Keine Angst. Trainiert wird ausschließlich auf dem Trainingsgelände. Zu Hause bin ich nicht Kicker, sondern Privatmensch.«

»Dann ist ja gut. Ihnen noch einen schönen Tag.« Damit drehte er sich auf dem Absatz um, so gut das mit seinem Stock ging, und humpelte die Auffahrt entlang.

»Danke«, ich nahm Lars in den Arm. »Ich hätte ihm fast seinen eigenen Stock über den Schädel gezogen.«

Lars küsste mich und lachte dann.

Wir gingen zurück ins Wohnzimmer. »Ab wann kann ich denn hier einziehen?« Lars meinte es anscheinend bitterernst mit dem Hauskauf.

»Wir müssen natürlich noch die Vertrags- und Anwaltsdinge regeln, aber danach kannst du mit Sack und Pack hier einziehen.«

»Und bis dahin schlafe ich einfach weiter auf dem Boden!« Wir lachten und mir wurde bewusst, wie oft mich dieser Mann zu derartigen Heiterkeitsausbrüchen bewegte.

Den Abend verbrachten wir bei mir. Kochten Pasta, tranken Wein und schliefen zuerst auf dem Küchentisch, dann auf dem Sofa und dann im Bett miteinander. Als ich mich danach an ihn kuschelte und ein müdes »Gute Nacht!« hauchte, schob er mich vorsichtig von sich.

»Sorry, Süße, ich werde noch heimfahren. Nicht böse sein, aber ich muss morgen früh um acht auf dem Trainingsgelände sein.«

Schlagartig war ich wieder wach. »Hmm, schade.« Ich versuchte, nicht allzu enttäuscht zu klingen. »Sehen wir uns denn dann morgen nach Feierabend?«

»Klar, ich komme am Nachmittag wieder im Büro vorbei und dann können wir den ganzen Papierkram für das Haus regeln.«

Das stimmte mich ein wenig milder. Ich würde ihn schon morgen wiedersehen und außerdem hatte ich heute eines unserer lukrativsten Angebote an den Mann gebracht.

Eigentlich war es doch ein guter Tag, und dass er nun gehen wollte, war auch okay. Schließlich musste er morgen wieder fit sein. Er küsste mich und stand auf. »Kann ich schnell noch einmal unter deine Dusche?«

»Na klar, Handtücher findest du in der Holztruhe neben dem Waschbecken.«

Da er die Badezimmertür hinter sich nicht schloss, hörte ich, wie er den Duschvorhang zuzog und das Wasser anstellte. Ich lauschte den Geräuschen, die aus dem Badezimmer kamen, und schlief ein.

Klirrend weckte mich am nächsten Morgen mein Wecker. Ruckartig setze ich mich in meinem Bett auf. War ich wirklich eingeschlafen? Ich schaute mich im Zimmer um. Kein Lars da. Mit kleinen Augen stand ich auf und tappte zum Badezimmer. Er hatte sein Handtuch artig über die Stange gehängt. Ansonsten deutete nichts auf männlichen Besuch hin. Hatte ich das vielleicht doch nur geträumt?

Ich schob den Duschvorhang zur Seite, drehte das Wasser auf und schlüpfte dann aus meinem Slip. Ein Oberteil hatte ich gestern nicht mehr angezogen. Das Wasser rann mir über den Kopf, den Rücken und ich drehte es noch ein bisschen wärmer. Wie hatte ich denn einfach einschlafen können? Und warum hatte er mich zum Abschied nicht mehr geweckt?

Als ich eine Stunde später frisch geduscht, mit einem Kaffee to go das Büro betrat, erwarteten mich natürlich schon die neugierigen Blicke unserer Office Managerin.