Benx und der Weg zum Hideball-Champion - Thomas Rackwitz - E-Book

Benx und der Weg zum Hideball-Champion E-Book

Thomas Rackwitz

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Beschreibung

Im neuen Rabaukien-Roman des Dein-SPIEGEL-Bestsellerautors erwartet Benx mehr als nur eine sportliche Herausforderung: Als er erfährt, wie viel man als professioneller Hideball-Spieler verdienen kann, zögert er nicht lange. Doch beim Hideball lauern die Gefahren nicht nur auf dem Spielfeld. Die Einsätze sind hoch und in der Stunde von Benx’ größten Niederlage taucht plötzlich ein altbekanntes Gesicht auf. Ist am Ende alles ein abgekartetes Spiel? Ein episches Leseerlebnis für kleine Rabauken.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Benx und derWeg zum Hideball-Champion

Geschrieben von Thomas Rackwitz

Über die Autoren:

Benjamin Krüger aka Benx begeistert seit vielen Jahren seine Zuschauer*innen auf YouTube. Sein blockiges Steckenpferd ist die Welt von Minecraft, sein Kanal einer der erfolgreichsten Deutschlands. Mit seiner Erzählerstimme und eigens kreierten Challenge-Ideen unterhält der YouTuber täglich über zwei Millionen Abonnent*innen, egal ob alleine oder mit Freund*innen.

Thomas Rackwitz wurde 1981 in Halle (Saale) geboren und lebt in Blankenburg (Harz). Er schrieb ­bereits die ersten vier Bände der Benx-Reihe. Zuletzt erschien sein Pinguin-Krimi »Kommissar Wuschel rettet Weihnachten« im Minecraft-Stil.

1. Auflage

© 2024 Community Editions GmbH

Weyerstraße 88–90

50676 Köln

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger aller Art, auszugsweisen Nachdruck oder Einspeicherung und Rückgewinnung in Datenverarbeitungs­anlagen aller Art, sind vorbehalten. Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten. Die Inhalte dieses Buches sind von Autoren und Verlag sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung von Autoren und Verlag für ­Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

Dies ist kein offizielles Minecraft-Produkt.

Es ist nicht von Mojang genehmigt oder mit Mojang verbunden.

»Minecraft« and its graphics are trademark or registered trademark of Mojang Synergies AB.

© 2009–2024 Mojang.

Covergrafik: Eric Röck

Layout: BUCH & DESIGN Vanessa Weuffel

Illustrationen: Monique Krüger (vanlau)

Künstlerfoto: David Henrichs

Text: Thomas Rackwitz

Projektleitung & Redaktion: Jana Bärenwaldt

Lektorat: Kerstin Fricke

Satz: Achim Münster, Overath

Gesetzt aus der Meta Correspondence und Dax

Gesamtherstellung: Community Editions GmbH

ISBN 978-3-96096-448-3

Druck: Druk Intro, ul. Świętokrzyska 32, 88-100 Inowrocław, Polen

Printed in Poland

www.community-editions.de

Vorwort

Freut mich sehr, dass ihr zum fünften Teil dieser Buchreihe am Start seid! Dieses Mal wird es sportlich. Eigentlich wollte ich mir nur einen neuen Job suchen, aber dann hat sich mir durch Zufall eine Möglichkeit als professioneller Hideball-Spieler eröffnet. Bei den Spielen lief allerdings nicht alles glatt – und was dann passiert und ob ich am Ende wirklich der Hideball-Champion werde, lest ihr am besten selbst.

Ich hoffe, ihr habt so viel Spaß beim Lesen wie Thomas und ich beim Schreiben!

Bis morgen, euer Benson, ciao!

- 1 -

Geburtstags-Vibes

Eine solche Hitzewelle war Rabaukien lange nicht mehr widerfahren. Es ging kein Lüftchen. Scheinbar spielte das Thermometer verrückt. Seit Tagen verharrte es um die vierzig Grad, und es war wenig Besserung in Sicht. Auch in den Nächten kühlte es kaum ab. Sobald die Sonne aufging, waren die Straßen wie leergefegt. Mancherorts begann sogar der Asphalt zu schmelzen, und das im April. Wer noch bei Trost war, hielt sich im Schatten auf oder verließ das Haus erst gar nicht.

Benx bildete da keine Ausnahme. Von früh bis spät gammelte der Rotschopf in seinem alten Kinderzimmer herum. Meist igelte er sich unter seiner Bettdecke ein. Nur dort hatte er seine Ruhe vor Zyx. Das Geschrei seines kleinen Bruders mochte nerven. Viel schlimmer allerdings waren die schrillen Laute seiner Mutter Nox, die ihm Kopfschmerzen bereiteten. Vielleicht irrte er sich, aber seit der Geburt schien sie noch hysterischer zu reagieren.

Wegen jeder Kleinigkeit rügte sie ihn. »Wann bringst du endlich den Müll raus?«, fragte sie beinah ebenso häufig wie: »Wann suchst du dir endlich einen Job?«

Das war einfacher gesagt als getan. Natürlich wollte Benx seine eigenen Diamanten verdienen, aber nicht um jeden Preis. Bei Tiefschürf und Ultrakrawumm hatte man ihn vor die Tür gesetzt. Auch sonst gab der Rabaukianer Arbeitsmarkt nicht viel her. Von seinem Vater Happi wusste er, dass das Unordnungsamt freie Stellen besetzte. Gesucht wurden sogenannte Platzhalter für die Warteschlange. Diese sollten die Kunden davon abhalten, das Gebäude zu betreten, und somit die Unordnungsbeamten entlasten. Nachdenken, geschweige denn anstrengen musste man sich dafür nicht. Das hatte etwas für sich, überlegte er. Trotzdem war es ihm zuwider, bei Wind und Wetter gelangweilt in der Gegend herumzustehen. Kurzum, der Job würde ihm keinen Spaß machen. Da konnte er genauso gut im Bett bleiben.

Seine antriebslose Jobsuche war nicht sein größtes Problem. Wirkliche Sorgenfalten bereitete ihm seine Vermieterin Querelia Quallenquark. Eigentlich wohnte er neben ihrem Fischladen in einer kleinen Wohnung. Diese hatte er sich mit seinem Kumpel Creepy geteilt, bis der Creeper bei der Rabaukiade ums Leben gekommen war. So, wie er Querelia einschätzte, war sie alles andere als gut auf ihn zu sprechen. Dazu bestand auch guter Grund. Inzwischen wusste er nicht einmal mehr, wie viele Monatsmieten er im Rückstand war. Wahrscheinlich waren seine Schulden bei ihr so hoch, dass selbst seine Mutter Querelia nicht mehr besänftigen konnte.

Verschlafen schälte er sich unter der Bettdecke hervor und versuchte, einen Blick auf den Kalender zu werfen. Inzwischen war ihm jedes Zeitgefühl abhandengekommen. Zum Beispiel konnte er sich nicht einmal erinnern, wie lange sein Abenteuer in Mortis Aurum zurücklag. Dort war es seinen Freunden und ihm gelungen, Nebulas Gorgigel und seine Frau Lemuria in die Flucht zu schlagen. Allmählich stellten seine Augen sich scharf. Dafür versperrte Rufus ihm die Sicht. Sein hechelnder Hund roch nach Trockenfutter und bohrte die Krallen in den Brustkorb des Rotschopfs.

»Wärst du so lieb …«, ächzte Benx, »von mir runterzugehen?« Wie üblich ignorierte der Vierbeiner die Einwände seines Herrchens und machte große Hundeaugen. Statt herunterzuspringen, spazierte er kurzerhand auf seinen Hals und blieb darauf stehen. Schielend schleckte er ihm über die Wange.

»Hil…f…«, röchelte Benx. Es dauerte eine Weile, bis sein erstickter Ruf erwidert wurde.

Seine Mutter betrat das Zimmer. Im linken Arm trug sie das rothaarige Baby. Während Zyx gluckste, zischte sie lässig: »Rufus!«

Schwerfällig reckte und streckte der Vierbeiner seine Glieder. Dann lief er über das Gesicht seines Herrchens und plumpste wie ein nasser Sack auf das Kopfkissen. Benx tastete seinen Hals nach Kratzspuren ab. »Danke«, hauchte er.

»Könntest mal wieder Staub wischen«, sagte seine Mutter unbeeindruckt. Dann legte sie das »Sommersprossen-Ungeheuer«, wie er seinen Bruder Zyx nannte, auf dem rosa Teppich ab. Scheinbar mühelos drehte das Baby sich auf den Bauch und untersuchte die Sockensammlung neben dem Bett.

»Könntest mal wieder deine Wäsche sortieren!«

»Mache ich später …« Benx gähnte.

»Mache ich später … Mache ich später …«, äffte sie ihn nach. »Junge, was ist bloß aus dir geworden?«

»Blabla«, murmelte er, ohne dass sie es mitbekam, und schob die schweren Vorhänge beiseite. Naserümpfend betrachtete er die darin eingestickten Wellenmuster. Diese verdankte er seinen Eltern. Felsenfest waren sie der Ansicht gewesen, ein Mädchen zu bekommen. Als sich mit Zyx’ Geburt diese scheinbare Gewissheit zerstreute, war seinem Vater Happi eine Idee gekommen. Statt die neue Einrichtung zu verkaufen, zu verschenken oder gar wegzuwerfen, wurde sie in Benx’ Zimmer verfrachtet. Dieses musste ohnehin umgekrempelt werden. Der Rotschopf kniff die Augen zusammen. Es war längst Nachmittag. Unter dem prüfenden Blick seiner Mutter kippte er das Fenster an. Sofort verschaffte die sengende Hitze sich Einlass, als hätte er einen heißen Backofen geöffnet. Klatschnass klebte der Schlafanzug an seinem Rücken.

»Die Scheiben könntest du auch mal wieder putzen.« Seine Mutter seufzte, um sich dann sanft lächelnd zu ihrem jüngeren Sprössling herunterzubeugen. Das Baby presste die Finger auf den Boden und stemmte sich hoch, als wollte es Liegestütze machen. Benx schlurfte an ihm vorbei. Nachdenklich blieb er vor dem Kalender stehen. Heute war der 22. April. Das konnte nicht stimmen. Am 22. April war sein Geburtstag. Flüchtig musterte er seine Mutter. Sie schien nur Augen für Zyx zu haben. Er überlegte. Bestimmt hatten seine Eltern eine Überraschungsparty geplant. »Wo ist …«, wollte er sie aus der Reserve locken.

»Du meinst deinen Vater? Blumen holen natürlich«, antwortete sie und schloss das Fenster. Einen Augenblick lang beschlich ihn der Verdacht, sie könnten seinen Geburtstag vergessen haben. Aber das war ihnen noch nie passiert. In diesem Moment betrat sein Vater den Raum. Dabei zupfte er an einem kunterbunten Blumenstrauß, der in eine Zeitung eingewickelt war.

»Alles klar bei dir?«, erkundigte er sich bei Benx. »Du hast ja noch deinen Schlafanzug an …«

»Ja, dein Sohn …«, schnappte seine Frau nach dem Gesprächsfaden, »ist eben erst aufgestanden.« Vorwurfsvoll wandte sie sich von Zyx ab und ergänzte: »Hast du ihm je beigebracht, die Uhr zu lesen?«

Der Mann mit der Unkrautfrisur machte einen Schritt zurück. Ihre tiefen Augenringe wirkten offenbar einschüchternd auf ihn.

»Ich weiß, wie spät es ist«, murrte Benx und überlegte. So unwissend, wie die beiden taten, würde die Party der Knaller werden! Er rieb sich die Hände.

»Ist dir kalt?«, fragte seine Mutter ungläubig. »Dann mach dich mal nützlich. Nebenan liegt jede Menge Bügelwäsche!«

»Bügeln … An meinem Geburtstag?«, erwiderte er, ohne dass sie ihm zuhörte.

»Benburtsdag«, brabbelte Zyx und strahlte seinen großen Bruder fröhlich an.

»Geburtstag?«, wiederholte sein Vater geistesabwesend.

»Die Blum…en?« Benx stockte und deutete auf den Strauß.

Verlegen winkte Happi ab und streckte die Brust raus. Dann fuhr er so breit strahlend fort, dass seine Fältchen zum Vorschein kamen: »Ja, dieser Glücksgriff gibt mir voll die Geburtstags-Vibes, das sagen die jungen Leute doch so, nicht?«

Seine Frau zog eine frische Windel aus ihrem Inventar. »Mach dich nicht lächerlich!«

»Ich meine ja nur, dass es sich so anfühlt, als hätte ich Geburtstag«, sagte Happi vergnügt. »Wegen dieser Affenhitze verschenken die heute jede Menge davon. Ich werde beschenkt und darf mich Blumenretter nennen. Ist das nicht toll?«

»Voll toll …« Benx wurde schwer ums Herz. Sie hatten seinen Geburtstag vergessen! Wie konnten sie nur? Es sollte noch schlimmer kommen. Seine Mutter drückte ihm die Windel in die Hand. »Was soll ich damit?«, fragte er verdutzt.

Dann legte sie das feuchte Zeitungspapier auf den Boden und strich es glatt. »Taugt gut als Unterlage für Zyx«, meinte sie. »Du kannst ihn auch mal wickeln, du bist schließlich alt genug!«

Benx bemerkte, wie die Druckerschwärze verwischte. Missmutig hockte er sich hin. Doch als er im Begriff war, sein Brüderchen darauf zu betten, traf ihn beinah der Schlag. Die Schrift war kaum zu lesen. Aber ein Wort blendete ihn überdeutlich in seiner Schwärze: Mandyas. Dabei wollte er diesen Namen um alles in der Oberwelt vergessen.

- 2 -

Ratgeber

Das musste der betrüblichste Geburtstag aller Zeiten sein. Benx’ Stimmung war im Keller. Er tastete nach der Windel, ohne zu merken, dass er sie verkehrt herum hielt. Ihm wurde flau im Magen. »Ich muss mal wohin«, sagte er leise. Kalter Schweiß perlte von seiner Stirn. Mit zittrigen Beinen wankte er in den Flur und hörte seine Mutter schimpfen. Nur was sie von sich gab, konnte er nicht deuten. Es war ihm auch egal. Der Name »Mandyas« schwirrte in seinem Kopf herum und hielt sich so hartnäckig wie ein Plagegeist. Eben wollte er das Bad betreten, so als hoffte er, ihn dadurch loswerden zu können, da klopfte es. Nicht minder kraftlos, wie er zur Haustür trottete, betätigte er die Klinke. Ausgerechnet an seinem Geburtstag holten sie ihn ein: die Dämonen der Vergangenheit.

Vor ihm stand Querelia Quallenquark. Seine Vermieterin war verdächtig gut gelaunt und schien tatsächlich einen Kamm zu besitzen. Mit ihrem offenen Haar wirkte sie gleich weniger bedrohlich als üblich. Obendrein trug sie einen modischen Blazer. »Alles Gute zum Geburtstag!«, jubelte sie. Dabei blies sie herzhaft in eine Tröte. Wie ein reifer Apfel leuchtete das Gesicht der Fischladenbesitzerin.

»Danke«, sagte Benx. Doch sein Versuch, sich klammheimlich ins Haus zurückzuschleichen, scheiterte an Grunzel. Aufgeregt stupste das Riesenschwein den Rotschopf von allen Seiten an, bis er einen Schokoriegel rausrückte. Zufrieden fläzte es sich schließlich mit seiner Beute unter einen Baum unweit des Hauses. »Ich …«, stammelte Benx. Dabei zog er vorsorglich den Kopf ein, als würde seine Vermieterin ihm jeden Moment eins überbraten.

»Hach«, schwärmte sie. »Ist das nicht ein schöner Tag?«

Benx musterte sie skeptisch und machte sich noch kleiner. Hatte ihr jemand eine Gehirnwäsche verpasst? Was war aus der schroffen Fischfrau geworden? Diese Version von Querelia war ihm unheimlich. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er schließlich, als hätten seine Worte sich verselbstständigt.

»Nein, nein«, antwortete sie mit gütiger Miene. »Bei mir ist alles in bester Ordnung. Seitdem ich die Ratgeber von Kriebl Kesch lese, geht es mir viel besser. Ich wollte Ihnen nur alles Gute wünschen!« Sie holte besagtes Buch aus ihrem Inventar. Dann blätterte sie geduldig darin herum, bis ihr Zeigefinger und ihre Lippen eine synchrone Bewegung vollzogen.

Inbrünstig zitierte sie einen belanglosen Satz, der Benx unvorsichtig werden ließ. »Ich dachte schon, Sie grillen mich wegen der Miete …« Erschrocken hielt er sich die Hand vor den Mund.

»Ach, mach dir deswegen keine Sorgen«, tat sie seine Worte gönnerhaft ab. »Das hat keine Eile, mein Lieber. Kriebl Kesch sagt …« Sie blätterte zurück und landete auf einer Seite mit jeder Menge Unterstreichungen. »Diamanten sind nicht alles im Leben.« Wie um sich zu versichern, suchte sie seinen Blick und ergänzte dann: »Und Kriebl Kesch muss es wissen. Immerhin schreibt er ja die Ratgeber.«

»Okaaay«, sagte Benx misstrauisch. Die Frau musste scherzen, überlegte er. Aber war sie dazu überhaupt imstande?

»Kriebl Kesch habe ich mein erstes Date zu verdanken.« Wie ein rohes Ei legte sie den Ratgeber in ihr Inventar. »Und wenn ich das schaffe, wer weiß …« Sie musterte ihn eingehend, ohne ihr sanftes Lächeln abzulegen. »Dann können sogar Sie etwas aus Ihrem Leben machen! Vielleicht taugen Sie ja zum Müllmann, Lehrer oder Erfinder …«

Grübelnd lehnte er an der Tür, auch als Querelia längst verschwunden war. Hinter ihm miaute die neue Katzenuhr dreimal. Er lugte aufs Ziffernblatt. Schon fünfzehn Uhr, dachte er. Wahrscheinlich sah Querelia ihn deshalb als Taugenichts, weil er noch immer seinen Schlafanzug trug. Immerhin hatte sie ihn wegen der Miete vom Haken gelassen. Aber er traute dem Braten nicht. Geradezu steif waren ihre Gesichtszüge gewesen, so als bewahre ihre lächelnde Maske das breiige Gesicht vor dem Zerfließen. Und überhaupt, was bildete sie sich eigentlich ein? Ihre ungefragten Ratschläge konnte sie sich sonst wohin stecken. Warum sollte er als Müllmann arbeiten? Auf eine derlei schweißtreibende Plackerei hatte er keine Lust. Hinzu kamen die schrecklichen Dienstzeiten, die Lautstärke und der Mief. Auch der zweite Vorschlag erschien ihm abwegig. Was um alles in der Oberwelt hatte sie sich nur dabei gedacht? Als Lehrer taugte er ebenso wenig. Was sollte er unterrichten? TNT-Kunde? Richtig ausschlafen? Oder sollte er den Kindern das vermitteln, was er in letzter Zeit perfektionierte: das richtige Aussitzen von Problemen? Querelias dritter Vorschlag jedoch hallte länger in ihm nach. Schließlich überlagerte dieser seine negativen Gedanken. Was auch immer ihn betrübt haben mochte, er hatte es vergessen. Ja, wieso eigentlich nicht? An die Idee könnte er sich gewöhnen. Immerhin war er dem mächtigen Regenbogenschwert gewachsen. Was waren da schon ein paar läppische Erfindungen?

- 3 -

Honig

Der Rotschopf krempelte die Ärmel hoch und begab sich in sein Zimmer. Bis auf Rufus war er allein. Der Vierbeiner schnarchte auf dem Bett. Dann und wann zitterten seine Hinterläufe auf dem Kopfkissen, als schüttele der Traum ihn gehörig durch. Nebenan plärrte Zyx, nur unterbrochen vom »Dudu« seiner Mutter. Wie sollte Benx sich bei all dem Lärm bloß konzentrieren? Mürrisch setzte er sich auf das Bett und ließ den Blick durch den Raum schweifen. So gut wie nichts hier taugte zu irgendetwas, und er hatte Großes vor. Mit einer brauchbaren Arbeitsfläche würden die Ideen nur so sprudeln, überlegte er. Der neue Schreibtisch war noch verpackt. Ihn aufzubauen hieße, die darauf liegenden Klamotten endlich in den Kleiderschrank zu räumen. Theoretisch stand dieser seit mehreren Monaten dem Bett gegenüber. In der Praxis lagen auch dessen Einzelteile weiterhin in wuchtigen Kartons. »Hilft ja nichts«, sagte er an Rufus gewandt und stützte sich schwerfällig hoch, ohne dass der Hund sich regte. Sein Elan löste sich allmählich wieder in Luft auf. Gerade legte er die Hosen und Shirts auf den Boden, als jemand gegen die Fensterscheibe klopfte. Es war Elina. Die junge Frau mit dem blonden Haar hielt eine schmelzende Schokotorte in den Händen. Ungeachtet der Gluthitze trug sie einen Rollkragenpullover, was ihn nicht weiter wunderte. Elina war eben Elina.

Sperrangelweit öffnete er das Fenster, bis es knackte, und sah sie erwartungsfroh an. »Wenigstens du hast mich nicht vergessen …«

»Ich bin auf der Flucht«, wisperte sie verschwörerisch.

»Auf der Flucht?« Sein Gesicht wurde ernst. »Vor wem denn?«

»Eurem Riesenschwein!«

Benx lachte. »Der gute alte Grunzel …«

Sie überreichte ihm die Schokoladentorte und kletterte dann ungelenk durch die Öffnung. Schließlich fiel sie ihm in die Arme und trällerte ein lautstarkes Ständchen.

Seine Mutter lugte durch den Türspalt. »Geht’s noch lauter?«, zischte sie. »Der Kleine ist endlich eingeschlafen!«

In der Tat war es schlagartig ruhig geworden, stellte Benx fest. Kaum hatte seine Mutter die Tür zugeschlagen, fiel ihm die Schokotorte runter. Scheppernd landete die Form mit dem Belag voran auf dem Teppich.

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Erneut sprang die Tür auf. »Ich hab dir doch schon tausendmal gesagt, in deinem Zimmer wird nicht gegessen!« Verärgert deutete sie auf den beschmutzten rosa Teppich. »Sieh dir bloß mal an, was du angestellt hast!«

»Aber Zyx darauf zu wickeln, geht in Ordnung …«, entgegnete Benx trotzig.

Sie hielt kurz inne. »Das ist etwas komplett anderes …«