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Neues aus dem würfeligen Minecraft-Universum!
Echte Rabauken aufgepasst: Jetzt gibt es Band 2 der Benx-Reihe! "Benx und die seltsamen Brüder" knüpft an das erste Buch und die Videos des beliebten YouTubers DoctorBenx an und entführt Leser*innen ab acht Jahren in die farbenfrohe Minecraft-Welt. Die Konsole ist viel cooler als das Bücherregal? Selbst kleine Gaming-Nerds und lesefaule Jungs könnten ihre Meinung ändern und den Controller liebend gerne gegen das neue Benx-Buch eintauschen!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 155
Geschrieben von Thomas Rackwitz
Über die Autoren:
Benjamin Krüger, aka DoctorBenx unterhält seit seit nunmehr sieben Jahren seine Zuschauer auf YouTube. Sein blockiges Steckenpferd ist die Welt von Minecraft, sein Kanal einer der erfolgreichsten Deutschlands. Mit seiner Erzählerstimme und eigens kreierten Challenge-Ideen unterhält der Frankfurter täglich über 1,7 Million Abonnenten, egal ob alleine oder mit Freunden.
Thomas Rackwitz wurde 1981 in Halle (Saale) geboren und lebt in Blankenburg (Harz). Er schrieb bereits den ersten Band „Benx und die Hexen der Bataquampa“. Sein letztes Buch „in meinem garten steht ein blauer eisberg“ erschien bereits dieses Jahr. Thomas ist außerdem Mitglied im PEN-Zentrum
1. Auflage
© 2022 Community Editions GmbH
Weyerstraße 88-90
50676 Köln
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger aller Art, auszugsweisen Nachdruck oder Einspeicherung und Rückgewinnung in Datenverarbeitungsanlagen aller Art, sind vorbehalten.
Die Inhalte dieses Buches sind von Autoren und Verlag sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung von Autoren und Verlag für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.
Dies ist kein offizielles Minecraft-Produkt.
Es ist nicht von Mojang genehmigt oder mit Mojang verbunden.
»Minecraft« and its graphics are trademark or registered trademark of Mojang Synergies AB.
© 2009-2022 Mojang.
Covergrafik: Eric Röck
Layout: BUCH & DESIGN Vanessa Weuffel
Illustration: Monique Krüger
Künstlerfoto: David Henrichs
Text: Thomas Rackwitz
Redaktion: Mattis May
Lektorat: Catherine Beck
Korrektorat: Cathérine Schönbrenner
Satz: Achim Münster, Overath
Gesamtherstellung: Community Editions GmbH
eISBN 978-3-96096-966-2
www.community-editions.de
VORWORT
- 1 - URLAUBSVORBEREITUNG
- 2 - EINE UNVERGESSLICHE PARTY
- 3 - VERSCHLAFEN
- 4 - ELINAS REZEPTE
- 5 - DIE KALTHERZIGE CANDIDA KARIES
- 6 - EINE KLEINE REDE
- 7 - FLÜCHTIGE BEKANNTSCHAFT
- 8 - GESUCHT: EBRU
- 9 - VANILLE
- 10 - KAFFEE UND KUCHEN
- 11 - DIE FÄHRE DES TOTEN
- 12 - IM NEBEL
- 13 - DIE TÜR IM SANDKASTEN
- 14 - DIE BRÜDER KRIMSKRAMS
- 15 - AUSGERAUBT!
- 16 - SCHATTEN AUS DER TIEFE
- 17 - KÖNIG ÜBELS ENDERKUCHEN
- 18 - DIE JAGD BEGINNT
- 19 - IN DER KNORPULA
- 20 - TNT–SURFING
- 21 - SCHLAMMBAD
- 22 - DIE FALLE
- 23 - DAS ENDE
- 24 - PLAN B
- 25 - RÜCKKEHRER
- 26 - MEUTEREI IM WAISENHAUS
- 27 - DIE WURZEL DES ÜBELS
- 28 - ULTRAKRAWUMM
- 29 - DER NEUE KÖNIG
- 30 - DIE ENTSCHEIDUNG
- 31 - UNSICHERE WAHRHEITEN
Hey, meine Rabauken! Cool, dass ihr zum zweiten Teil dieser Buchreihe am Start seid und mich dabei begleitet, wie ich zusammen mit Elina und Ebru erneut die Welt vor dem Untergang retten muss. Ich hoffe, ihr habt so viel Spaß beim Lesen wie Thomas und ich beim Schreiben!
Bis morgen, euer Benson, ciao!
Endlich war es so weit. Benx’ Eltern steckten in den letzten Vorbereitungen. Sie brauchten dringend Urlaub von ihrem Sohn und dessen Unordnung. Große Töne hatte er gespuckt, sich eine eigene Bleibe suchen zu wollen. Zwar hatte er sich auf die Suche gemacht, allerdings nach etwas anderem. Sein Interesse galt dem Regenbogenschwert.
Gut ein halbes Jahr war sein Triumph über den Enderdrachen nun her – eine Heldentat mit einem Makel. Benx hatte das Regenbogenschwert im Rachen des Ungetüms vergessen. Als er an den Abgrund zurückgekehrt war, um es sich zurückzuholen, hätte er sich ohrfeigen können. Der leblose Körper des Enderdrachen war verschwunden. Auch vom Regenbogenschwert fehlte jede Spur. Wochenlang hatte er darauf Stein um Stein in Rabaukien umgedreht. Vergebens. Doch nicht nur darüber ärgerte er sich.
Leichtfertig hatte er das Angebot abgelehnt, als neuer Chef bei Tiefschürf einzuspringen. Warum, wusste er inzwischen selbst nicht mehr so genau. Dafür verdiente er nun als TNT-Tester bei Ultrakrawumm seine Diamanten. Keine große Sache, aber allemal besser, als nur zu Hause abzuhängen und seinem Vater Happi zur Hand zu gehen.
Ächzend wuchtete dieser gerade den halben Hausstand auf Grunzels Rücken. Irgendwann wurde es dem Riesenschwein zu viel. Wie in Zeitlupe kippte es linksüber und blieb liegen. Das ganze Gepäck rutschte von ihm hinunter auf den Gehweg. Töpfe schepperten, ein Käselaib rollte die Straße entlang, und die Koffer mit der Unterwäsche schnappten auf. Einige Fußgänger lachten. Benx lief rot an. Rückwärts schlich er ins Haus zurück.
Im Schlafzimmer seiner Eltern erwarteten ihn seine Mutter Nox und sein Hund Rufus. Darin stand ein Doppelstockbett, das mit Plüschtieren vollgestopft war. Von der Decke baumelte ein Kronleuchter.
»Und denk dran, immer schön Gassi zu gehen.« Sie streichelte Rufus und band ihm eine Fliege um. Dann deutete sie auf einen Koffer neben einer Kürbislaterne. Er ließ sich kaum bewegen.
»Hast du da Bruchsteine reingepackt? Grunzel ist eben schon umgekippt«, meinte Benx.
Nox winkte ab. »Keine Sorge … Ich hab noch ein paar Riesenschweine organisiert.«
Benx verschränkte die Arme und musterte sie kritisch.
»Also, wenn du es genau wissen willst«, sagte sie und legte Rufus in das Bett, »ein wenig Reiselektüre.«
Verschlafen ließ sich Rufus fallen und nicht einmal von der Klingel stören. Seine Mutter bündelte derweil ein paar Zettel. Sie machte keine Anstalten, zur Tür zu gehen.
»Ich fliege ja schon …«, schnaufte Benx und ließ den Koffer stehen. Er öffnete die Tür und wich zurück.
Jede Menge Leute standen ihm gegenüber. »Ihr seid zu früh!«, flüsterte Benx. Nervös hielt er Ausschau nach seinem Vater, der glücklicherweise gerade einem davonrollenden Käselaib hinterherlief. »Macht was anderes!« Aufgebracht fuchtelte er mit den Armen. »Zählt die Pflastersteine oder so … oder untersucht die komischen Pflanzen da drüben …« Er zeigte auf einen der Sträucher, deren Beeren je nach Blickwinkel violett oder schwarz schimmerten. »Aber bitte wartet, bis meine Eltern weg sind. Meine Mutter dreht sonst durch …«
Ein Raunen ging durch die Menge. Hinter Benx keuchte es. Sein Vater Happi rang nach Atem. Er gab Benx den Käselaib und stemmte die Fäuste in die Seiten. Murmelnd löste sich die Menge auf. Dafür grunzte es nun. Ruckartig schnellte Grunzel hoch und übertönte Happi und die zwei herrenlosen Riesenschweine, die gerade um die Ecke trotteten.
»Da seid ihr ja endlich!« Zettelbeladen begrüßte Nox die zwei anderen tierischen Ankömmlinge.
Benx ging das alles viel zu schnell. Irritiert blickte er von seiner Mutter zu den Schweinen. Beiden fehlte jeweils ein Auge. Dafür klebten allerlei Zettel und Papiere unter ihren Sätteln. »Murmelchen und Drops«, hauchte sie begeistert, »schön, schön«.
»Ihr kennt euch?«, fragte Benx belustigt und naschte heimlich vom Käselaib.
Zu seiner Verblüffung nickte sie. »Die sind von Grummla Rosenkohl … Eine Frau, die ihr Handwerk versteht …«
Benx hielt sich den Kopf. Nur zu gut konnte er sich an das »Handwerk« von Grummla Rosenkohl erinnern, vor allem aber an ihren harten Regenschirm. Den hatte er zuletzt zu spüren bekommen, nachdem er sich an Grummlas Blumenbeet vergangen hatte. Sein Gedanke sauste so schnell davon wie die Riesenschweine, die ein Wettrennen veranstalteten. »Besonders gut hören sie ja nicht«, kicherte Benx und ahmte ihr Grunzen nach.
»Hört auf!«, sagte Happi. Er versuchte, das Gepäck auf die Rücken der Riesenschweine zu wuchten. »Da will man einmal an den Fiebersee, und dann so etwas …« Kopfschüttelnd stolperte er direkt in Grunzels Laufweg. Bald darauf lag er unter dem dicken Bauch des Riesenschweins. Grunzel freilich machte keine Anstalten, aufzustehen. Doch bevor Benx seinem Vater hochhelfen konnte, machten Drops und Murmelchen es sich ebenfalls auf ihm bequem. Anscheinend hatten sie Happi als gemütliche Unterlage auserkoren. »Ruuuunter!«, keuchte der, ohne dass sie sich auch nur einen Millimeter rührten.
»Sei doch so lieb, gib mir bitte mal die Papiere!«, hörte Benx seine Mutter sagen, dann deutete sie auf die Riesenschweine. »Und sag deinem Vater, wir haben jetzt keine Zeit, uns auszuruhen.«
Vorsichtig hob Benx die Sättel an und zog den Papierkram heraus. Während sie die Zettel studierte, kitzelte Benx die Riesenschweine. Es zeigte Wirkung. Murmelchen und Drops sprangen auf, nur Grunzel blieb beharrlich liegen. Zum Glück hatte Benx eine Notfallschokolade dabei. Wenn sonst nichts half, Schokolade wirkte bei Grunzel immer.
So auch dieses Mal. Benommen rappelte sich Happi auf. »Boah, jetzt muss ich noch mal duschen.« Er roch an seinen schmutzigen Ärmeln.
»Wir sind spät dran, notfalls springst du in den Fiebersee«, antwortete Nox abwesend.
»Aber soll der nicht heiß sein?«, fragte Benx.
Sie winkte ab. Dann musterte sie Benx streng. »Hände weg von meinen Schokoladenvorräten … Und überhaupt, denke morgen daran, mich im Waisenhaus würdig zu vertreten!« Sie gab ihm ein paar Zettel.
»Ja, Mutter«, sagte Benx gedehnt. Besagtes Waisenhaus hatte Nox vor Kurzem von einem bösen Fluch befreit, und Benx durfte nun an ihrer statt eine Rede dazu halten. Eine Ehre, die ihm so gar nicht schmeckte.
»Und sei schön pünktlich bei der Arbeit.«
»Ja, Mutter.«
»Und …« Sie stockte. »Was hängen eigentlich diese ganzen Leute hier ab? Du schmeißt doch nicht etwa eine Party?«
Benx folgte ihrem Blick und sah die Gruppe an Gästen, die versprengt herumstanden und mehr schlecht als recht Interesse für alles außer Benx’ Elternhaus heuchelten. Rasch schüttelte er den Kopf. »Nö, nö … die sind bestimmt wegen dieser komischen Sträucher hier«, log er.
Flüchtig ließ Nox den Blick schweifen. Dann nickte sie. Anscheinend kaufte sie ihm seine Worte ab.
Unterdessen trabte sein Vater an ihn heran. Offenbar hatte Grunzel ihn als Reiter akzeptiert. »Vergiss nicht meinen Laubkuchen für den Wettbewerb morgen!«
Nox nahm auf Murmelchen Platz und gab Drops einen sanften Klaps, sodass sich dieser in Bewegung setzte. »Ach ja, dein Vater ist ein Blödmann, es ist ein Kuchenbasar und kein Wettbewerb. Wir sehen uns in zwei Wochen wieder!« Mit diesen Worten ritten seine Eltern die Straße hinab, mit Drops und Murmelchen im Schlepptau.
»Die Luft ist rein!«, rief Benx, als sie außer Sichtweite waren.
»Mist«, ertönte eine der Stimmen in der Menge. Sie gehörte zu seiner Freundin Elina. »Jetzt konnte ich die Pflastersteine gar nicht weiterzählen. Und ich war schon bei 837.«
»Dann musst du eben von vorn beginnen«, sagte Benx grinsend, während sich die Umherstehenden durch die Tür quetschten.
»Rein mit dir«, zwinkerte Benx Elina zu, »das wird die Party des Jahrhunderts! Und bevor ich es vergesse … Danke, dass du den ganzen Leuten Bescheid gesagt hast.«
Die Party des Jahrhunderts begann denkwürdig. Im Haus war es mucksmäuschenstill. Alle Augen waren auf Benx gerichtet. »Hey, meine Rabauken«, versuchte er das Eis zu brechen. Niemand reagierte. Verdutzt blickte er sich um und knirschte mit den Zähnen. »Maue Nummer. Auf jeder Beerdigung ist die Stimmung ja besser.«
Elina setzte sich auf den bemoosten Fußboden und räusperte sich. »Hast du gar nichts vorbereitet?«
Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Natürlich hatte er das nicht. Wie denn auch, wenn seine Eltern noch da waren?
Benx blies die Wangen auf. »Bist du blede? Natürlich habe ich das«, log er. »Mein Haus ist euer Haus … Ich muss nur mal eben … improvisieren …«
Das letzte Wort brabbelte er so undeutlich, dass lediglich Elina ihn verstand. Sie folgte ihm, während er sich einen Weg durch die Menge in Richtung Keller bahnte. Dort zündete er eine der an der Wand hängenden Fackeln an. Dann nahm er Kurs auf den Schokoladenkeller, wie seine Mutter ihn nannte. Der Raum war von oben bis unten mit der süßen Köstlichkeit vollgestopft. Gut ein Dutzend Tafeln versenkte er in der Bauchtasche seines Hoodies. Behaglich war ihm bei der Sache nicht: Seine Mutter hatte ihn gewarnt. Außerdem fühlte er sich beobachtet. Sein Gefühl bestätigte sich, als er sich umdrehte und bemerkte, dass ihnen eine Frau in den Keller gefolgt war. Auf ihrem krummen Rücken trug sie eine Gitarre. Wie ein zerquetschter Pfirsich leuchtete ihr Gesicht im Halbdunkel des Kellergewölbes. Was ihr Mantel nicht verbarg, war voller Pickel und Schmutz.
»Wer ist das?«, flüsterte Benx.
»Wie, du kennst die nicht?«, antwortete Elina. Ebenso laut fuhr sie fort. »Das ist Pesky. Also DIE hätte ich nicht in mein Café gelassen.«
Verlegen bot er Pesky eine Tafel Schokolade an. Sie ignorierte ihn und trat bedrohlich an Elina heran. »Hältst dich für etwas Besseres, ja?«
Benx stand etwas hilflos daneben. Plötzlich schepperte es. Das Geräusch kam aus der Küche und konnte nichts Gutes bedeuten. So schnell er konnte rannte Benx die Treppe hinauf und erschrak. Keine Glaskugel lag mehr an ihrem Platz. Alles war voller Scherben und schlammigen Hufspuren. Benx stand kreidebleich in der Tür, als ihn ein Grunzen aus dem Nebenzimmer zurück in die Gegenwart holte. Seine Mutter musste etwas vergessen haben und zurückgekommen sein. Sicherlich würde sie ihn einen Block kürzer machen.
Aber statt von seiner Mutter wurde er von Grummla Rosenkohl und mehreren Riesenschweinen empfangen. Die Haare standen ihr zu Berge.
»Wie sind Sie hier hereingekommen?«, fragte er verdutzt.
»Die Tür stand offen«, sagte sie beiläufig. »Deine Eltern sind schon weg? Ich hatte gehofft, deine Mutter morgen beim Kuchenbasar sehen zu können. Ach ja … Hier ist die Rechnung.«
Benx’ Mund stand ihm offen. Die Riesenschweine hatten alles angeknabbert – das Sofa, die Wickelunterlagen, selbst die Tapete.
»Na wenigstens Ihre Riesenschweine feiern eine Party …«, sagte Elina, die neben Benx getreten war. Er trat ihr auf den Fuß. »Das ist doch keine Party«, zischte er, »wenn die das meiner Mutter erzählt, bin ich geliefert.« Er blickte sich um. »Wo sind denn alle?«
Elina zuckte mit den Schultern.
»Die wollten in den Keller gehen«, sagte Grummla Rosenkohl.
Benx beschlich ein ungutes Gefühl. Nachdem er Grummla und die Schweine aus dem Haus komplementiert hatte, legte er die Rechnung achtlos auf den Küchentisch und wetzte die Treppe hinab, gefolgt von Elina. Sie fanden die Partymeute im Schokoladenkeller wieder. Auf den ersten Blick schien alles in Ordnung zu sein. Pesky spielte Gitarre und unterhielt die Gäste, bis es Benx dämmerte – all die erlesenen Sorten waren verschwunden. Die seltene Pilzschokolade, seine Lieblingsschokolade mit Muskatgeschmack oder auch Rabaukianer Pralinen – es war alles futsch. Einzig die Tafeln in der Bauchtasche seines Hoodies waren ihm geblieben. Benx hatte die Nase voll von dieser Party des Jahrhunderts. Während sich Elina abermals mit Pesky stritt, trottete er unbemerkt hinauf ins elterliche Schlafzimmer. Er legte sich zu Rufus aufs Bett und aß eine Tafel nach der anderen, bis er neben seinem Hund einschlief.
Benx war speiübel, als er sich am nächsten Morgen aus dem Bett quälte. Und es lag nicht daran, dass er sich überfressen hatte. Vielmehr trieb der Gedanke ihn um, wie er das Chaos in den Griff kriegen könnte. Doch kaum hatte er Mut geschöpft und seine Füße vorangeschickt, stolperte er auch schon über einen Koffer. Seine Eltern mussten ihn vergessen haben. Er öffnete ihn und vergaß für einen Augenblick, was er eigentlich tun wollte. Zum Vorschein kam die Reiselektüre seiner Mutter –etliche Bücher zu Giften und Gegengiften. Wahllos blätterte er darin, so auch in dem Buch Die Kunst der Entgiftung, bis ihm ein ekelhafter Geruch in die Nase stieg. Neben der Tür lag ein tellergroßer Hundehaufen. Die Nase in die Ellenbeuge gedrückt, öffnete er das Fenster. Das musste alles ein böser Traum sein … Er zwickte sich. Es tat weh, änderte jedoch nichts an dem fürchterlichen Gestank, den auch das geöffnete Fenster nicht abzuschwächen vermochte. Von Rufus fehlte jede Spur. Wenigstens waren die Partygäste ebenfalls verschwunden, dachte er.
»Rufus!«, rief er durchs Haus, hörte aber nur ein leises Fiepen. Das Geräusch kam aus dem Wohnzimmer. Rufus kauerte unter dem umgekippten Sofa.
»Rufus, da bist du ja!«, freute sich Benx, »hey, tut mir leid, ich hab vergessen, mit dir Gassi zu gehen … Das ist gestern alles aus dem Ruder gelaufen.«
Rufus schmiegte sich an seine Wange. Das tat gut und ließ Benx neue Hoffnung schöpfen. »Das heißt, du verzeihst mir? Dann packen wir’s an.«
Mit Rufus im Schlepptau ging er in die Küche. Dort schnappte er sich einen Besen und kehrte hastig die Scherben der Glaskugeln zusammen. Lediglich eine war unversehrt geblieben. Tausend Gedanken klirrten in seinem Kopf. Wie sollte er das seinen Eltern erklären? Er blickte ins Leere, ohne zu bemerken, dass die Borsten immer wieder dieselbe Stelle berührten. Wäre er doch nur von hier weggezogen, wie er es versprochen hatte. Aber jetzt einfach abzuhauen, kam für ihn nicht infrage. Etwas Gutes konnte er der Sache abgewinnen. Jetzt, wo alles verloren schien, konnte es wenigstens nicht mehr schlimmer kommen. Entschlossen krempelte er die Ärmel hoch – willens, keinen Gedanken mehr an seine Eltern zu verschwenden.
Unterdessen sprang Rufus auf den Glastisch und bellte. Offenbar war er hungrig. Benx streichelte den Hund, der in den letzten Monaten aufgegangen war wie ein Hefekloß. Er verdächtigte seine Mutter, die Rufus sogar beim Gassigehen mit Leckerlis vollstopfte.
»Es gibt jetzt nichts!«, sagte Benx. Der Hund duckte sich. »Und pass bitte auf, dass du nicht in den Laubkuchen trittst!«
Benx hob Rufus vom Tisch und begann, ein Lied zu pfeifen. Plötzlich traf ihn fast der Schlag. »Der Laubkuchen! So ein Mist!« Bei aller Aufregung um das verwüstete Elternhaus war ihm die feierliche Wiedereröffnung des Waisenhauses entfallen. Kurz erhaschte sein Blick das Ziffernblatt der verzierten alten Wohnzimmeruhr, die über dem Eingang zur Küche hing: elf Uhr. Das konnte nicht wahr sein.
Er war spät dran. Zu Spät. Hastig griff er die Papiere und rannte los. Kaum hatte er die Tür hinter sich zugeschmissen, kehrte er auch schon wieder um. Der Laubkuchen stand noch auf dem Küchentisch.
Bis zum Waisenhaus war es nicht weit, doch der Weg führte stetig bergauf. Zwei, drei Abbiegungen und etliche Häuserzeilen später sah er das Waisenhaus, das direkt gegenüber von Elinas geschlossenen Café lag. Plötzlich rempelte ihn jemand an, sodass ihm der Laubkuchen aus den Händen glitt.
Vor ihm stand ein Mann mit langen grauen Locken und hielt Benx seine Hand hin. »War das etwa meine Schuld?«
»Keinen Plan, bin spät dran«, sagte Benx.
Beide bückten sich und stießen mit den Köpfen aneinander. Benx rieb sich die Stirn. Dem Mann schien der Zusammenstoß nichts ausgemacht zu haben. »’Tschuldigung«, murmelte er und hob den Laubkuchen wieder auf, der auf seiner Oberseite lag. Er wirkte ziemlich ramponiert. Ein Teil der Füllung lag auf dem Weg verstreut. »Ach, der geht noch!«, sagte Benx und versuchte, ihn wieder in Form zu schieben. Dies gelang ihm einigermaßen, wie er fand. Sein Vater sah das bestimmt anders.
Der Lockenkopf, den Benx in seiner Sorge um den Kuchen ganz vergessen hatte, holte einen Stift und einen Block aus seinem Inventar und sah Benx mit interessierter Miene an: »Wieso denn die Eile?«
»Waisenhaus … Dings und so Zeugs …«, antwortete Benx, und der lädiert aussehenden Laubkuchen fand in sein Inventar zurück.
Der Mann nickte freundlich und kritzelte mit. »Und den Kuchen stiftest du zum Kuchenbasar, stimmt’s?«
Benx nickte und ergänzte nach einer Weile: »Na ja, eigentlich hat den mein Vater gebacken.«