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Dale Carnegies Leitfaden zur besseren Kommunikation in Alltag und Beruf. Dieses Buch vermittelt das notwendige Selbstvertrauen, um - sicher und gewinnend aufzutreten - frei und unbefangen im kleinen oder größeren Kreis zu sprechen - mögliches Lampenfieber zu überwinden - die eigenen Anliegen packend zu formulieren - Ideen und Vorschläge wirkungsvoll zu präsentieren - auf andere und ihre Bedürfnisse einzugehen - die Aufmerksamkeit anderer zu fesseln - zu motivieren, zu begeistern und zu kritisieren, ohne zu verletzen - Visionen zu vermitteln und Anerkennung und Sympathie zu gewinnen
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Seitenzahl: 283
Veröffentlichungsjahr: 2019
Dale Carnegie
Das richtige Wort zur richtigen Zeit – die Kunst, sich überzeugend mitzuteilen
Dieses Buch vermittelt das notwendige Selbstvertrauen, um
- sicher und gewinnend aufzutreten
- frei und unbefangen im kleinen oder größeren Kreis zu sprechen
- mögliches Lampenfieber zu überwinden
- die eigenen Anliegen packend zu formulieren
- Ideen und Vorschläge wirkungsvoll zu präsentieren
- auf andere und ihre Bedürfnisse einzugehen
- die Aufmerksamkeit anderer zu fesseln
- zu motivieren, zu begeistern und zu kritisieren, ohne zu verletzen
- Visionen zu vermitteln und Anerkennung und Sympathie zu gewinnen
Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de
Vorwort
Erster Teil Grundsätzliches über wirkungsvolles Sprechen
1 Das Erwerben der Grundkenntnisse
2 Selbstvertrauen entwickeln
3 Wirkungsvoll sprechen – schnell und leicht gelernt
Zusammenfassung des ersten Teils
Zweiter Teil Die Rede, der Redner und die Zuhörer
4 Das Recht zu sprechen
5 Die Rede lebendig machen
6 Die Botschaft den Zuhörern übermitteln
Zusammenfassung des zweiten Teils
Dritter Teil Das Ziel der vorbereiteten und der unvorbereiteten Rede
7 Die kurze Rede, die zum Handeln auffordert
8 Die informierende Rede
9 Die überzeugende Rede
10 Stegreifreden
Zusammenfassung des dritten Teils
Vierter Teil Die Kunst der Kommunikation
11 Die Rede vortragen
Zusammenfassung des vierten Teils
Fünfter Teil Wirkungsvolles Sprechen eine Herausforderung
12 Die Einführung von Rednern – Verleihung und Annahme von Preisen
13 Aufbau der längeren Rede
14 Die Anwendung des Erlernten
Zusammenfassung des fünften Teils
Dale Carnegie und sein Weg zum Erfolg
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Dale Carnegie begann seine ersten Redekurse im CVJM (Christlicher Verein Junger Männer) in New York in der 125. Straße. Sein Ziel war es, freies Reden und wirkungsvolles Auftreten zu lehren und damit dem Durchschnittsmenschen zu ermöglichen, sich leichter, sicherer und selbstverständlicher auszudrücken. Die Kurse hatten sofort Erfolg. Dale Carnegie betrachtete die Fähigkeit zu reden und sich mitzuteilen nicht als eine Kunst, die ganz besondere Talente und Fähigkeiten erfordert, sondern als eine Fertigkeit, die jeder mit normaler Intelligenz begabte Mensch erwerben und nach seinem Willen entwickeln kann.
Heute gibt es Dale Carnegie Kurse in aller Welt. Millionen von Kursteilnehmern kennen inzwischen die Wirksamkeit der Methode Dale Carnegies.
Carnegie hat die Lehrbücher für seine Kurse im Laufe der Zeit immer wieder überarbeitet, um sie seinem gewachsenen Wissen, seinen neu gewonnenen Erfahrungen anzupassen.
Die vorliegende Überarbeitung des Buches beruht auf den letzten Notizen und Gedanken meines Mannes, ehe der Tod seine Arbeit beendete. Seine Grundphilosophie war, daß wirkungsvolles Sprechen mehr ist, als «ein paar Worte zu sagen»; es ist der Ausdruck des innersten Wesens eines Menschen. Alles Tätigsein und Handeln ist in gewisser Weise Kommunikation – doch durch die Sprache hebt der Mensch sich deutlich von anderen Lebewesen ab. Er allein hat die Gabe verbaler Gedankenübermittlung, und durch die Art seiner Sprache hat er die unvergleichliche Möglichkeit, sein Ich, sein Inneres auszudrücken. Wenn er nicht fähig ist, klar zu sagen, was er meint – sei es aus Nervosität, Schüchternheit oder Unklarheit der Gedanken –, so bleibt seine Persönlichkeit eingeengt und unverstanden.
Beruf, gesellschaftliche Anerkennung und persönliche Beziehungen hängen in hohem Maße von der Fähigkeit eines Menschen zu klarer Kommunikation mit seinen Mitmenschen ab, davon, sich ebenso sehr mitteilen wie auf sein Gegenüber eingehen zu können. Das vorliegende Buch soll dazu verhelfen, sich leichter, selbstsicherer und wirksamer auszudrücken und so die eigenen Potentiale besser zu entfalten.
Dorothy Carnegie
Für jede Kunst gelten einige wenige Grundsätze und mancherlei Techniken.
Im ersten Teil dieses Buches erläutern wir die Grundvoraussetzungen für wirkungsvolles Sprechen und erklären, wie man diese Voraussetzungen erfüllt.
Wir sind Erwachsene und wollen daher möglichst rasch und ohne viel Mühe lernen, wie man erfolgreich mit anderen Erwachsenen kommuniziert. Dafür gibt es nur einen einzigen Weg, der uns rasch zu Ergebnissen führt: die richtige Einstellung zu unserem Ziel und effiziente Regeln, mit denen wir arbeiten können.
Fester Bestandteil aller Dale Carnegie Kurse ist ein erster Demonstrationsabend, an dem die Teilnehmer berichten, weshalb sie an diesem Kurs teilnehmen und was sie dadurch erreichen wollen. Selbstverständlich drücken sie das unterschiedlich aus. Der zentrale Wunsch jedoch, das dringlichste Anliegen, ist in den weitaus meisten Berichten der Kursteilnehmer dasselbe: «Wenn man von mir verlangt, frei zu sprechen, werde ich so befangen, so unsicher, daß ich nicht mehr klar denken, mich nicht mehr konzentrieren kann. Ja, ich kann mich nicht einmal mehr erinnern, was ich eigentlich sagen wollte. Deshalb möchte ich Selbstvertrauen und Sicherheit gewinnen und die Fähigkeit, klar zu sagen, was ich denke. Ich möchte meine Gedanken logisch ordnen können und imstande sein, präzise und überzeugend im Berufsleben oder im privaten Kreis zu sprechen.»
Kennen Sie dieses Gefühl? Würden Sie nicht auch gern ein kleines Vermögen für die Fähigkeit hingeben, eindringlich und überzeugend sprechen zu können? Allein die Tatsache, daß Sie dieses Buch aufgeschlagen haben, beweist, wie wichtig es Ihnen ist, wirkungsvoller auftreten zu können.
Es bedarf keiner Zauberei, um dieses Ziel zu erreichen.
Warum sollten Sie, wenn Sie vor einem Zuhörerkreis stehen, nicht genauso fähig sein zu denken wie an jedem beliebigen anderen Ort? Gibt es irgendeinen Grund, weshalb Ihre Knie schlottern sollten, wenn Sie aufstehen, um vor einer Gruppe zu sprechen? Sie müssen sich nur selbst klarmachen, daß dieses Übel heilbar ist, daß Schulung und Übung Ihr Lampenfieber beseitigen und Ihnen Sicherheit und Selbstvertrauen schenken können.
Das vorliegende Buch wird Ihnen helfen, dieses Ziel zu erreichen. Es ist kein gewöhnliches Lesebuch. Es ist keine Ansammlung von Regeln der Sprechtechnik. Es handelt nicht von den physiologischen Voraussetzungen der Aussprache und Artikulation. Es ist das Konzentrat eines ganzen Lebens, das der Schulung Erwachsener auf dem Gebiet des erfolgreichen Sprechens gewidmet war. Es nimmt Sie, wie Sie sind – und von diesem Punkt aus führt es Sie auf ganz natürliche Weise zu dem, was Sie sein möchten. Sie haben dabei nichts weiter zu tun, als mitzuarbeiten, den Anweisungen dieses Buches zu folgen, sie bei jeder Gelegenheit und immer wieder anzuwenden.
Wollen Sie den größten Nutzen aus diesem Buch ziehen, wollen Sie dabei schnell und stetig vorankommen, so werden Ihnen vor allem die in diesem Kapitel erläuterten vier Leitsätze helfen.
Nirgends auf der Welt gibt es so ein Fabelwesen wie den geborenen Redner. In früheren Zeiten, als Sprechen in der Öffentlichkeit als hohe Kunst galt, die die sorgfältige Befolgung rhetorischer Regeln und peinlich genaue Akzentuierung erforderte, wäre es sogar noch schwieriger gewesen, zum Redner geboren zu sein. Heute empfinden wir das Sprechen vor einem größeren Kreis als eine Art ausgeweiteter Unterhaltung. Für immer dahin ist der alte Redeschwulst und die Stentorstimme. Was wir heute hören wollen, sind einfache Sätze, aus klarer Empfindung entsprungen und vorgetragen als Gespräch mit uns – nicht als Rede an uns.
Sprechen in der Öffentlichkeit ist keine Geheimwissenschaft, die man erst nach Jahren der Schulung und Kämpfen mit den Mysterien der Rhetorik meistern kann. In meiner Laufbahn habe ich den Menschen in allererster Linie bewiesen, daß es leicht ist, frei zu sprechen, wenn sie nur ein paar einfache, aber wichtige Regeln beherzigen. Als ich vor vielen Jahren im New Yorker CVJM zu unterrichten begann, wußte ich das ebensowenig wie meine ersten Schüler. Jene ersten Kurse gab ich etwa in der gleichen Art, wie man es mich auf dem College gelehrt hatte. Doch bald entdeckte ich, daß ich auf dem Holzweg war: Ich versuchte, erwachsene Geschäftsleute zu unterrichten, als seien sie Schüler einer Oberklasse. Ich erkannte, wie nutzlos es war, die damals berühmten, großen Redner als Beispiele zu nehmen und nachzuahmen. Was die Schüler meiner Kurse sich wünschten, war, genug Mut zu entwickeln, um aufrecht dazustehen und bei der nächsten geschäftlichen Besprechung einen klaren, zusammenhängenden Bericht vorzutragen. Es dauerte nicht lange, und ich warf die Lehrbücher aus dem Fenster, stellte mich ans Rednerpult und arbeitete mit ihnen ein paar einfache Ideen so lange durch, bis sie ihre Berichte oder Meinungen überzeugend vortragen konnten. Das gelang, weil sie unermüdlich mitmachten.
Alle diese Menschen hatten das Verlangen, ihre Hemmungen zu überwinden und zu lernen, sich gut und klar auszudrücken. Weil sie so dankbar waren, daß sie diese Ziele erreichten, machten sie sich die Mühe, mir zahllose Briefe zu schreiben.
Wenn ich an die Tausende denke, die ich unterrichtet habe, dann erinnere ich mich besonders an ein Erlebnis, das seinerzeit einen ungeheuren Eindruck auf mich machte. Kurz nach seinem Eintritt in meinen Kurs lud mich D. W. Ghent, ein erfolgreicher Geschäftsmann, zum Essen ein. Er lehnte sich über den Tisch und sagte: «Ich bin bisher jeder Gelegenheit aus dem Weg gegangen, bei Versammlungen zu sprechen, und es gab eine Fülle derartiger Gelegenheiten. Doch nun bin ich Vorsitzender eines Schulaufsichtsrates und muß bei den Sitzungen präsidieren. Glauben Sie, daß ich noch lernen kann zu sprechen – so alt, wie ich jetzt bin?»
Aufgrund der Erfahrungen mit Männern in ähnlichen Positionen, die Schüler meiner Kurse gewesen waren, versicherte ich ihm, daß ich keinerlei Zweifel hegte, daß er das erreichen würde.
Etwa drei Jahre später aßen wir wieder zusammen; wir saßen im gleichen Speisesaal, ja am gleichen Tisch wie seinerzeit. Ich erinnerte ihn an unsere damalige Unterhaltung und fragte ihn, ob ich mit meiner Vorhersage recht gehabt habe. Er lächelte, zog ein kleines rotes Notizbuch aus der Tasche und zeigte mir eine Terminliste von Vorträgen, die er im Laufe der kommenden Monate zu halten hatte. «Die Fähigkeit, diese Reden zu halten», bekannte er, «die Befriedigung, die es mir verschafft, dazu noch der Dienst, den ich dadurch leisten kann – das gehört zu den größten Freuden meines Lebens.»
Als Mr. Ghent davon sprach, welches Vergnügen ihm die neuerworbene Fähigkeit des Sprechens in der Öffentlichkeit bereitete, berührte er damit einen Punkt, der, wie ich glaube, mehr als irgendein anderer zu seinem Erfolg beitrug. Zwar ist es richtig, daß er die Anweisungen befolgte und gewissenhaft seine Aufgaben erledigte. Doch ich bin sicher, daß er diese Dinge tat, weil er sie tun wollte; und er wollte sie tun, weil er sich als erfolgreicher Redner sah. Er projizierte sein Bild in die Zukunft – und dann arbeitete er daran, dieses Zukunftsbild zu verwirklichen. Genau das ist es, was auch Sie tun müssen. Stellen Sie sich einmal deutlich vor, was Selbstvertrauen und die Fähigkeit, wirkungsvoller sprechen zu können, für Sie bedeuten werden. Überlegen Sie, was Ihnen das in Ihrem beruflichen und privaten Umfeld bringen wird.
Niemand kann vorhersagen, wie weit die Fähigkeit, frei sprechen zu können, Sie eines Tages führen wird. Einer unserer Kursteilnehmer, Henry Blackstone, Präsident der Servo Corporation of America, sagte: «Männer oder Frauen, die bei uns Führungspositionen erreichen wollen, müssen sich klar ausdrücken, effizient verhandeln können und fähig sein, andere zur Mitarbeit zu motivieren.» Überlegen Sie einmal, welche Befriedigung und welches Vergnügen es für Sie bedeuten wird, wenn Sie mit Selbstvertrauen und Zuversicht Ihre Gedanken und Gefühle an Ihre Zuhörer weitergeben können. Ich kenne wenige Dinge, die größeres Vergnügen bereiten als die gebannte Aufmerksamkeit einer Gruppe von Zuhörern. Menschen durch das gesprochene Wort zu fesseln gibt ein Gefühl der Stärke, der Macht. «Zwei Minuten ehe ich beginne», sagte einer meiner Kursteilnehmer, «würde ich mich lieber auspeitschen lassen als anzufangen. Aber zwei Minuten vor Ende meiner Rede möchte ich mich lieber erschießen lassen als aufzuhören.»
Führen Sie sich jetzt einmal vor Augen, wie es wäre, wenn Sie aufgerufen würden, eine Rede zu halten. Sehen Sie sich selbst, wie Sie mit Zuversicht vortreten. Hören Sie, wie die Geräusche verstummen, wenn Sie beginnen. Fühlen Sie das aufmerksame Mitgehen Ihrer Zuhörer, während Sie Ihre Rede weiter und weiter entwickeln. Empfinden Sie die Herzlichkeit des Beifalls, wenn Sie geendet haben. Vernehmen Sie die Worte der Anerkennung und des Dankes einzelner Zuhörer bei Beendigung der Veranstaltung. Glauben Sie mir, hierin liegt ein eigener Zauber, eine Befriedigung, die Sie nie vergessen werden.
Der bedeutende Psychologe William James schrieb sechs Sätze, die das Sesam-öffne-dich zur Schatzkammer des Erfolgs sind: «Bei fast allem, was du tust, kommt es darauf an, wie du es tust. Ist dir das Ergebnis wichtig genug, so wirst du es gewiß erreichen. Wünschst du, ein guter Mensch zu sein – so wirst du auch einer werden. Wünschst du, reich zu werden – so wirst du reich werden. Wünschst du, klug zu werden – so wirst du klug werden. Nur mußt du diese Dinge wirklich wollen – mit Ausschließlichkeit wünschen – und nicht hundert andere damit unvereinbare Dinge genauso stark herbeisehnen.»
Wenn Sie lernen, erfolgreich vor Menschen zu sprechen, bringt Ihnen das noch andere Vorteile als nur das Vermögen, eine wirksame Rede zu halten. Es ist nämlich so: Wenn Sie noch nie in Ihrem Leben eine gute Rede gehalten haben, so werden Sie nun durch dieses Training auch anderweitig reich beschenkt werden. Denn die Übung im freien Reden ist der sicherste Weg zu größerem Selbstvertrauen. Haben Sie erst einmal erfahren, daß Sie es fertigbringen, aufzustehen und vernünftig zu einer Gruppe zu sprechen, so ist es logisch, daß Sie mit noch größerer Sicherheit, noch stärkerem Selbstvertrauen auch zu einzelnen Menschen sprechen können.
Viele Menschen haben meine Kurse für wirkungsvolles Sprechen in erster Linie besucht, weil sie im größeren Kreis schüchtern und unsicher waren. Als sie feststellten, daß sie imstande waren, vor ihren «Mitschülern» frei zu sprechen, ohne daß der Himmel einstürzte, wurde ihnen klar, wie einengend Befangenheit ist. Jetzt beeindruckten sie durch ihre neugewonnene Haltung auch andere: Familienmitglieder, Freunde, Kollegen, Kunden und Klienten. Viele Absolventen unserer Kurse wurden durch den bemerkenswerten Persönlichkeitswandel von Menschen in ihrer Umgebung dazu veranlaßt, an einem Kurs teilzunehmen.
Diese Schulung hat auch in einer Weise Einfluß auf Ihre Persönlichkeit, die nicht ganz so offensichtlich ist. Ich fragte den Chirurgen Dr. David Allmann, ehemaligen Präsidenten der American Medical Association, wie sich seiner Meinung nach das Training im freien Sprechen auf die geistige und körperliche Gesundheit auswirke. Er lächelte und erwiderte, diese Frage könne er am besten beantworten mit einem «Rezept, das keine Apotheke herstellen kann. Das Mittel kann nur der einzelne finden – und wenn er meint, er könne es nicht, so irrt er sich.»
Ich habe die Verordnung vor mir liegen. Jedesmal, wenn ich sie lese, bin ich von neuem beeindruckt. Hier ist sie genau so, wie Dr. Allmann sie niederschrieb:
Tun Sie alles in Ihrer Macht Stehende, daß andere Ihnen in Herz und Gedanken sehen können. Lernen Sie, Ihre Gedanken und Ideen anderen klarzumachen. Je besser Sie das lernen, desto stärker werden Sie, wird Ihr eigentliches Selbst andere beeindrucken und beeinflussen, in einer Weise, wie Sie es nie zuvor vermochten.
Eine doppelte Ernte wird die Befolgung dieser Verordnung Ihnen einbringen. Ihr Selbstvertrauen festigt sich, während Sie lernen, zu anderen zu sprechen, und Ihre ganze Persönlichkeit wird reicher und reifer. Das bedeutet eine bessere Beherrschung Ihres Gefühlslebens, was wiederum ein größeres körperliches Wohlbefinden und damit eine Stärkung Ihrer Gesundheit zur Folge hat.
Sprechen Sie, so oft Sie können, zu wenigen oder zu vielen Menschen. Sie werden diese Kunst immer besser lernen, so wie ich es selbst erlernt habe. Sie werden dadurch eine Schwungkraft des Geistes erlangen, das Empfinden, eine ganze, abgerundete Persönlichkeit zu sein, wie Sie es nie zuvor gekannt haben. Das ist eine herrliche Erfahrung, die Ihnen keine Pille der Welt verschaffen kann.
Der dritte Leitsatz heißt also: Stellen Sie sich ganz lebhaft vor, wie Sie einmal erfolgreich das tun werden, wovor Sie jetzt noch Angst haben, und denken Sie an den Gewinn und die Möglichkeiten, die Ihnen die Kunst der freien Rede einbringen wird. Denken Sie an die Worte des großen Psychologen William James: «Ist dir ein Ziel groß und wichtig genug, so wirst du es bestimmt erreichen.»
In einer Radiosendung wurde ich einmal aufgefordert, in drei Sätzen zu sagen, welches die für mich bedeutungsvollste Lehre gewesen sei. Meine Antwort war folgende: «Das Wertvollste, was ich je lernte, ist, wie ungeheuer wichtig das ist, was wir denken. Wenn ich wüßte, was Sie denken, wüßte ich, was Sie sind, denn Ihre Gedanken machen Sie zu dem, was Sie sind. Durch die Veränderung unserer Gedanken vermögen wir unser Leben zu verändern.»
Sie haben Ihre Bemühungen auf das Ziel größerer Selbstsicherheit und besserer Kommunikation gerichtet. Nun, denken Sie von heute an nicht mehr negativ, sondern nur in positiver Weise über den Erfolg Ihrer Anstrengungen in dieser Richtung nach. Ich möchte, daß Sie einen zuversichtlichen Optimismus hinsichtlich der Vervollkommnung Ihrer Redekunst entwickeln. Hinter jedem Wort, hinter jeder Tat, die Sie der Entwicklung dieser Fähigkeit widmen, muß Ihre ganze Entschlußkraft stehen. Lassen Sie mich Ihnen eine Geschichte erzählen, die beweist, wie wichtig eine solche Zielsetzung für jeden ist, der lernen will, seine Anliegen deutlich und wirkungsvoll vorzubringen. Der Mann, von dem ich berichten will, stieg auf der Erfolgsleiter so weit nach oben, daß er in der Geschäftswelt zur legendären Gestalt wurde. Als er im College zum erstenmal eine Rede halten sollte, versagte ihm die Stimme. Er kam nicht über die Mitte seines ihm aufgegebenen Fünf-Minuten-Vortrags hinaus. Er wurde weiß im Gesicht, brach in Tränen aus und verließ schnellstens das Rednerpult. Der Mann, der als junger Student diese bittere Erfahrung machte, ließ sich von diesem Mißgeschick nicht entmutigen. Er beschloß, ein guter Redner zu werden, und hat sich in diesem Entschluß nicht beirren lassen, bis er ein international anerkannter Wirtschaftsberater der Regierung geworden war. Sein Name ist Clarence B. Randall. In einem seiner vielbeachteten Bücher schrieb er über das Reden in der Öffentlichkeit: «Ich habe in meinem Leben bei zahllosen Anlässen das Wort ergreifen müssen, bei Zusammenkünften und Festessen, bei Versammlungen von Industriebossen, Handelskammern, Rotary-Clubs, Wohltätigkeitsorganisationen und bei allen möglichen anderen Gelegenheiten. Ja, ich habe sogar nach einem Galadiner eine Rede in sehr schlechtem Französisch gehalten. Ich glaube, ich weiß einiges darüber, was ein Publikum sich gerne anhört und wie das Gesagte dargeboten werden sollte. Und auf diesem Gebiet gibt es einfach nichts, was ein Mann von Verstand und Verantwortungsbewußtsein nicht lernen könnte, wenn er es wirklich will.»
Ich gebe Clarence B. Randall recht. Der Wille, ans Ziel zu gelangen, muß Ihren Fortschritt wesentlich mitbestimmen. Könnte ich in Ihren Geist hineinblicken und mich von der Intensität Ihres Wollens, der Kraft Ihrer Gedanken überzeugen, so könnte ich Ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit sagen, wie rasch Sie das Ziel erreichen werden, Ihre Gedanken wirksam an den Mann oder die Frau zu bringen.
Sollen Ihre Bemühungen in dieser Richtung von Erfolg gekrönt sein, so brauchen Sie Eigenschaften, die zu den Voraussetzungen jedes lohnenden Unternehmens gehören: den Wunsch, der zum Willen wird, Beharrlichkeit, die Berge überwindet, und Unerschütterlichkeit des Glaubens an den Erfolg.
Was tat Julius Cäsar, um den Erfolg seiner Armee zu sichern, als er, aus Gallien kommend, den Ärmelkanal überquerte und mit seinen Legionen an der Küste des heutigen England landete? Etwas sehr Kluges: Er versammelte seine Soldaten auf den Kalkfelsen von Dover, und da sahen sie, wie auf den Wellen 60 Meter unter ihnen Feuer jedes einzelne ihrer Schiffe verzehrte. Nun waren sie in Feindesland, vernichtet war das letzte Verbindungsglied zum Kontinent, die letzte Rückzugsmöglichkeit war verbrannt. Es blieb ihnen nur eine Möglichkeit: zu siegen, zu erobern. Und genau das taten sie.
Das war die Geisteshaltung Cäsars: Warum machen nicht auch Sie sich diese Haltung zu eigen und besiegen Ihre Ängste vor Zuhörern oder Zuschauern? Werfen Sie jedes Stückchen negativen Denkens ins brennende Feuer, und schneiden Sie sich entschlossen den Rückweg in die Unentschlossenheit der Vergangenheit ab!
Im Laufe der Zeit hat sich der Lehrgang, den ich erstmals im New Yorker CVJM abhielt, fast bis zur Unkenntlichkeit verändert. Jedes Jahr kamen neue Ideen hinzu und alte wurden ersetzt. Aber ein Merkmal bleibt unverändert. Jeder Kursteilnehmer muß einmal, in den weitaus meisten Fällen sogar zweimal an jedem Kursabend eine Rede vor den anderen Teilnehmern halten. Warum? Weil kein Mensch lernen kann, öffentlich zu sprechen, wenn er nicht öffentlich spricht – so wenig wie irgendjemand schwimmen lernen kann, wenn er sich nicht ins Wasser wagt. Wenn Sie jedes einzelne Buch, das je über freies Reden geschrieben worden ist, lesen würden – dieses hier inbegriffen –, so würden Sie dadurch allein noch nicht sprechen können. Dieses Buch ist ein echter Wegweiser. Aber Sie müssen seine Anweisungen praktisch anwenden.
Als George Bernard Shaw gefragt wurde, wie er gelernt habe, so unnachahmbar in der Öffentlichkeit zu sprechen, antwortete er: «Ich habe es auf die gleiche Weise gelernt, wie ich das Schlittschuhlaufen erlernt habe – indem ich mich mit Ausdauer zum Narren machte, bis ich es konnte.» Als Jugendlicher war Shaw einer der schüchternsten Menschen in ganz London. Oft ging er zwanzig Minuten oder länger am Themseufer auf und ab, ehe er es wagte, sich dort zu melden, wo er verabredet war. «Nur wenige Menschen», bekannte er, «haben durch bloße Feigheit mehr gelitten oder haben sich deswegen schrecklicher geschämt als ich.» Endlich aber stieß er auf die beste, schnellste und sicherste Methode, die je ersonnen wurde, um Schüchternheit, Feigheit und Angst zu besiegen. Er beschloß, seine größte Schwäche zu seinem stärksten Kapital zu machen. Er trat einem Debattierclub bei. Er suchte jede Versammlung in London auf, bei der eine Diskussion zu erwarten war, und jedesmal stand er auf und bat ums Wort. Von ganzem Herzen nahm er sich der sozialen Frage an, und indem er sich überwand und für diese Sache sprach, verwandelte Shaw sich in einen der überzeugendsten und brillantesten Redner des Jahrhunderts.
Überall finden sich Gelegenheiten zum Sprechen. Suchen Sie nach Beschäftigungen, die Ihren rednerischen Einsatz fordern. Stehen Sie auf, und setzen Sie sich durch bei öffentlichen Versammlungen und Zusammenkünften – und sei es bloß, um einen Antrag zu unterstützen. Setzen Sie sich nicht auf die hinterste Bank. Sprechen Sie freiweg. Treten Sie irgendeiner Vereinigung bei, durch die Sie Gelegenheit bekommen, aktiv an Versammlungen teilzunehmen. Sie brauchen nur die Augen aufzumachen, so werden Sie Gelegenheiten zum freien Sprechen finden. Nie werden Sie erfahren, was für Fortschritte Sie machen können, wenn Sie nicht sprechen, sprechen und immer wieder sprechen.
«Das alles weiß ich wohl», sagte ein junger Geschäftsmann einst zu mir, «aber ich scheue mich vor der Plackerei des Lernens.»
«Plackerei!» entgegnete ich, «löschen Sie diese Vorstellung aus Ihren Gedanken. Sie haben das Lernen nie im richtigen Geist angesehen!»
«Welcher Geist soll das sein?» fragte er.
«Der Geist des Abenteuers», erwiderte ich, und ich erzählte ihm einiges über den Weg zum Erfolg durch öffentliches Sprechen und die Entwicklung, die Bereicherung der eigenen Persönlichkeit.
Wenn Sie dieses Buch weiterlesen, wenn Sie seine Vorschläge in die Praxis umsetzen, werden auch Sie sich in dieses Abenteuer stürzen. Sie werden erkennen, daß es ein Abenteuer ist, in dem Ihre Selbstdisziplin und Ihre Vorstellungskraft Sie tragen werden. Sie werden erkennen, daß es ein Abenteuer ist, das Sie verwandeln wird, innerlich und äußerlich.
«Es ist fünf Jahre her, Mr. Carnegie, da kam ich zu einem Ihrer Demonstrationsabende. Ich ging bis zur Eingangstür des Saals – und dann blieb ich stehen. Ich wußte ja, wenn ich diesen Raum betreten und mich für den Kurs einschreiben würde, so müßte ich früher oder später eine Rede halten. Meine Hand am Türgriff erstarrte. Ich kehrte um und verließ das Gebäude. – Hätte ich doch damals schon gewußt, wie leicht Sie es einem machen, diese Angst zu überwinden, diese lähmende Angst vor einem Publikum, dann hätte ich nicht diese letzten fünf Jahre vergeudet.»
Der Mann, der diese Worte sprach, äußerte sie nicht am Wohnzimmertisch. Er richtete seine Worte an einen Hörerkreis von gut zweihundert Menschen. Es handelte sich um den Abschlußabend eines meiner Kurse in New York. Bei seiner Rede beeindruckten mich insbesondere seine Haltung und Sicherheit. Hier ist ein Mann, so ging es mir durch den Kopf, dessen berufliche Fähigkeiten ganz außerordentlich durch seine neuerworbene Ausdrucksfähigkeit und sein Selbstvertrauen verstärkt werden. Als sein Lehrer war ich begeistert zu sehen, daß er seiner Angst den Todesstoß versetzt hatte. Und ich mußte denken: Wieviel erfolgreicher und – was ja viel mehr bedeutet – wieviel glücklicher hätte dieser Mann sein können, wenn er seinen Sieg über die Angst schon fünf oder zehn Jahre früher errungen hätte.
Der Philosoph und Dichter Ralph Waldo Emerson sagte: «Angst besiegt mehr Menschen als irgend etwas anderes auf der Welt.» Wie habe ich die bittere Wahrheit dieses Wortes erfahren! Und wie dankbar bin ich, daß es mir in meinem Leben vergönnt war, Menschen von Angst zu befreien. Als ich meine Kurse begann, hatte ich kaum eine Ahnung davon, daß sich dieses Training als eine der besten Methoden erweisen würde, um Menschen von Angst und Minderwertigkeitsgefühlen zu befreien. Ich habe erkannt, daß freies Sprechen das naturgegebene Verfahren zur Überwindung von Unsicherheit und zur Entwicklung von Zuversicht und Mut ist. Warum? Weil freies Sprechen uns fähig macht, die Angst zu besiegen. Viele Jahre habe ich Männer und Frauen gelehrt, vor Zuhörern zu sprechen. Dabei habe ich ein paar Einfälle gehabt, die auch Ihnen helfen können, Lampenfieber schnell zu überwinden und in nur wenigen Wochen des Trainings Selbstvertrauen zu entwickeln.
Erste Tatsache:
Sie sind nicht der einzige, der Angst vor öffentlichem Reden hat. Statistische Erhebungen haben ergeben, daß 80 bis 90 Prozent aller Menschen, die an Redekursen teilnehmen, bei Beginn des Kurses an Lampenfieber leiden.
Zweite Tatsache:
Ein gewisses Ausmaß von Lampenfieber ist nützlich. Auf diese Weise bereitet uns die Natur darauf vor, ungewöhnlichen Anforderungen unserer Umwelt zu begegnen. Stellen Sie also fest, daß Ihr Puls heftiger und Ihre Atmung schneller wird, so lassen Sie sich nicht beunruhigen. Ihr Körper, der auf äußere Einflüsse stets lebhaft reagiert, macht sich dadurch einsatzbereit. Bleibt diese körperliche Ankurbelung in Grenzen, so verhilft sie Ihnen dazu, schneller als normal zu denken, flüssiger zu sprechen und Ihre Gedanken eindringlicher auszudrücken.
Dritte Tatsache:
Viele erfahrene Redner haben mir versichert, daß sie das Lampenfieber niemals völlig verlieren. Es überfällt sie fast jedesmal, wenn sie sich anschicken zu sprechen, und mag während der ersten Sätze ihrer Reden auch noch anhalten. Das ist der Preis dafür, daß diese Männer und Frauen Rennpferden gleichen und nicht Ackergäulen. Redner, die von sich sagen, daß sie stets kalt wie ein Eisklotz seien, lassen gewöhnlich auch andere kalt. Wer sich nicht selbst mitreißen läßt, kann auch andere nicht mitreißen.
Vierte Tatsache:
Die Hauptursache Ihrer Angst vor freiem Reden ist lediglich das Ungewohnte der Situation. «Angst ist der widernatürliche Abkömmling von Unwissenheit und Unsicherheit», sagt James H. Robinson in seinem berühmten Buch Die Schule des Denkens. Für die Mehrzahl der Menschen ist Sprechen vor anderen eine unbekannte Erfahrung und folglich mit Angst und Nervosität verbunden. Die Kunst zu reden erscheint dem Anfänger als höchst unbegreiflich und schwierig, komplizierter als etwa das Lernen von Tennisspielen oder Autofahren. Um aus dieser beängstigenden Situation herauszukommen, gibt es nur eines: Übung, Übung und nochmals Übung. Wie Tausende und Abertausende vor Ihnen werden auch Sie erfahren, daß Sprechen vor anderen ein Vergnügen statt eines Alptraumes sein kann. Dazu müssen Sie einfach immer wieder erfolgreiche Erfahrungen sammeln.
Die Geschichte, wie Albert Edward Wiggam, ein berühmter Lehrer und bekannter Psychologe, seine Angst besiegte, ist mir stets wie eine Offenbarung vorgekommen. Er berichtet, wie schreckerfüllt er bei dem Gedanken war, in der Schule vortreten und fünf Minuten Gedichte aufsagen zu müssen. «Wenn der Tag herankam», schreibt er, «wurde ich buchstäblich krank. Immer wieder, wenn der entsetzliche Gedanke mich durchdrang, schoß mir das Blut zum Herzen, und meine Wangen brannten so schmerzhaft, daß ich hinter das Schulgebäude eilte und sie gegen das kalte Gemäuer preßte in der Hoffnung, Linderung zu finden. Auch während meiner College-Zeit konnte ich diesen Zustand nicht überwinden.
Bei einer Gelegenheit hatte ich mir wieder einmal eine Deklamation sorgfältig eingeprägt. Sie begann mit den Worten: ‹Adam und Jefferson sind nicht mehr.› Als ich vor meinen Zuhörern stand, schien alles um mich zu wogen, und ich wußte kaum, wo ich war. Irgendwie brachte ich den Mund auf und begann: ‹Adam und Jefferson sind verstorben.› Ich konnte kein weiteres Wort herausbringen, verneigte mich … und ging unter Beifallsklatschen zu meinem Sitzplatz. Der Professor erhob sich und sagte: ‹Wir sind höchst bestürzt, diese traurige Mitteilung zu erfahren, Edward, aber wir wollen unser möglichstes tun, um mit dieser Situation fertig zu werden.› Bei dem brüllenden Gelächter, das diesen Worten folgte, wäre ich am liebsten in den Boden versunken. Das letzte, was ich mir je hätte vorstellen können, war, einmal als öffentlicher Redner aufzutreten.»
Ein Jahr nach Verlassen des Colleges war Wiggam in Denver. Die politischen Kämpfe des Jahres 1896 gingen um die Freigabe des Silbers zu Prägezwecken. Eines Tages las er eine Flugschrift, in der die Befürworter des «Freien Silbers» ihre Vorschläge erläuterten. Er geriet derartig in Wut über das, was er als Irrtümer und windige Versprechungen ansah, daß er seine Uhr ins Leihhaus trug, um sich Geld zur Heimreise nach Indiana zu beschaffen. Dort angekommen, erbot er sich, einen Vortrag über gesunde Währungspolitik zu halten. Unter den Zuhörern waren viele seiner ehemaligen Schulfreunde. «Als ich begann», schreibt er, «tauchte das Bild der Adam-und-Jefferson-Rede vor meinem geistigen Auge auf. Ich würgte und stammelte, und alles schien verloren. Aber meine Zuhörer und ich schafften es irgendwie, die Einleitung zu überstehen. Durch diesen winzigen Erfolg ermutigt, fuhr ich fort zu sprechen, wie ich meinte, etwa fünfzehn Minuten lang. Zu meiner Überraschung stellte ich dann fest, daß ich anderthalb Stunden gesprochen hatte. Daraus ergab sich, daß ich zu meinem eigenen größten Erstaunen in den folgenden Jahren meinen Lebensunterhalt als öffentlicher Redner verdiente.
So weiß ich aus eigener Erfahrung, was William James meint, wenn er von der Gewohnheit des Erfolges spricht.»
Tatsächlich, Albert Edward Wiggam erfuhr, daß eine der zuverlässigsten Möglichkeiten zur Überwindung verheerender Angst für jeden Redner darin besteht, immer wieder nützliche Erfahrungen zu sammeln.
Ein gewisses Maß an Angst sollten Sie als natürliche Beigabe zu Ihrem Wunsch, vor anderen zu sprechen, von vornherein erwarten, und Sie sollten lernen, eine begrenzte Portion Lampenfieber als Hilfe zum besseren Reden einzusetzen.
Wenn Sie aber das Lampenfieber überwältigt – mit Leere im Gehirn, unkontrollierbarem Zittern und Verkrampfung der Muskeln –, dann sollten Sie nicht verzweifeln. Diese Symptome sind bei Anfängern ganz normal. Fangen Sie nur an, und Sie werden schon bald das Lampenfieber auf das Ausmaß reduziert haben, das Ihnen beim Sprechen hilft, weil es Sie anregt und antreibt.
Bei einem Essen eines New Yorker Rotary-Clubs war der Hauptredner ein bekannter Vertreter der Regierung. Wir erwarteten, daß er die Tätigkeit seines Arbeitsbereiches beschreiben würde.
Er hatte kaum begonnen, da wurde schon deutlich, daß er seine Rede nicht vorbereitet hatte. Zunächst bemühte er sich, frei zu sprechen. Als das mißlang, fischte er eine Handvoll offensichtlich ungeordneter Notizzettel aus der Tasche. Diese Zettel faltete er auf und zu, knitterte und rollte sie zusammen und wurde dabei immer unfähiger, die rechten Worte zu finden. Von Minute zu Minute wurde er hilfloser und verwirrter. Doch fuhr er fort, sich abzuzappeln und sich zu entschuldigen. Dabei versuchte er, mit zitternder Hand ein Glas Wasser an die trockenen Lippen zu führen und währenddessen vernünftige Gedanken von seinem Zettel abzulesen. Er bot das jämmerliche Bild eines völlig von Angst überwältigten Mannes – und das lag an seiner äußerst mangelhaften Vorbereitung. Endlich setzte er sich hin – einer der gedemütigtsten Redner, die ich je gesehen habe. Er hielt seine Rede so, wie Rousseau es vom Schreiber eines Liebesbriefes verlangt: Er begann, ohne zu wissen, was er sagen wollte – und endete, ohne zu wissen, was er gesagt hatte.
Seit dem Beginn meiner Kurse war es meine Aufgabe, jährlich weit mehr als tausend Reden zu beurteilen. Aufgrund dieser Erfahrung wurde ein Lehrsatz meine Maxime: Nur der wohlvorbereitete Redner verdient seine Zuversicht.
Wie kann jemand erwarten, die Festung der Angst zu erstürmen, der mit mangelhaften Waffen oder gar ohne Munition in den Kampf zieht? «Ich glaube», sagte Abraham Lincoln, «daß ich nie alt genug sein werde, um ohne Beschämung zu sprechen, wenn ich nichts zu sagen habe.»
Wenn Sie Selbstvertrauen entwickeln wollen, warum tun Sie nicht das einzige, das Ihnen Sicherheit als Redner geben kann? «Wahre Liebe», schreibt der Apostel Johannes, «überwindet die Furcht.» Das gilt auch von guter Vorbereitung. Der für seine Reden berühmte Politiker Daniel Webster äußerte, daß es für ihn ebenso undenkbar sei, halb vorbereitet vor dem Publikum zu erscheinen wie halb bekleidet.
Ist unter «guter Vorbereitung» wohl zu verstehen, daß Sie Ihre Rede auswendig lernen? Nein! Und nochmals nein! In ihrem Bestreben, sich vor dem plötzlichen Vergessen, einem Black-out zu schützen, geraten viele Redner in die Falle des Auswendiglernens. Hat er sich daran erst einmal gewöhnt, dann ist der Redner hoffnungslos an eine zeitraubende Vorbereitungsmethode gefesselt, die jegliche persönliche Wirkung auf den Zuhörer zunichte macht. Als H. V. Kaltenborn, der bekannte amerikanische Nachrichten-Kommentator, noch Student der Harvard-Universität war, nahm er an einem Vortragswettbewerb teil. Er wählte eine Kurzgeschichte aus mit dem Titel: Meine Herren, der König! Wort für Wort lernte er sie auswendig und wiederholte sie wohl hundertmal. Am Tag der Veranstaltung kündigte er den Titel «Meine Herren, der König!» an. Dann verflüchtigten sich alle seine Gedanken. Sie verflüchtigten sich – und es blieb die absolute Leere. Ihm wurde schwarz vor den Augen. In seiner Verzweiflung begann er die Geschichte in seinen eigenen Worten vorzutragen. Er war selber am meisten erstaunt, als das Komitee ihm den ersten Preis zusprach. Von diesem Tage an hat H. V. Kaltenborn nie wieder eine Rede abgelesen oder auswendig gelernt. Das ist das Geheimnis seines Erfolgs als Kommentator. Er machte sich ein paar Notizen und sprach dann ohne Manuskript frei und natürlich zu seinen Hörern.
Wer seine Reden ausschreibt und Wort für Wort auswendig lernt, verschwendet Zeit und Kraft und fordert das Unheil heraus. Unser ganzes Leben lang sprechen wir ständig spontan. Dabei brauchen wir ja auch nicht erst nach Worten zu suchen. Wir müssen uns Gedanken machen. Sind unsere Gedanken klar, dann kommen uns die Worte so natürlich und ungezwungen wie die Luft, die wir atmen.