Best of NBA - Dave Zarum - E-Book

Best of NBA E-Book

Dave Zarum

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  • Herausgeber: Riva
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

Wissen Sie, wer den ersten Korb in der NBA erzielte oder wann die 24-Sekunden-Regel eingeführt wurde? Kennen Sie die Geschichte der Rivalität zwischen den Celtics und den Lakers – in der die Celtics bisher in 9 von 12 Finals als Sieger vom Platz gingen? Erinnern Sie sich noch daran, wie Kobe Bryant 81 Punkte in einem Spiel machte? 2021 feiert die NBA ihr 75-jähriges Bestehen. Was am 1. November 1946 in den Maple Leaf Gardens in Toronto vor rund 7000 Zuschauern begann, entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einer der größten und beliebtesten Ligen der Welt. Sportjournalist Dave Zarum schildert den Weg der NBA von den bescheidenen Anfängen bis zu den gefüllten Hallen, spektakulären Spielen und schillernden Stars von heute. Einzigartige Bilder und bewegende Hintergrundgeschichten lassen nicht nur unvergessliche Momente mit Größen wie Michael Jordan, Dirk Nowitzki, LeBron James oder den legendären Chicago Bulls der 1990er aufleben, sondern gehen auch auf kontroverse Themen wie Rassismus, Drogenmissbrauch oder illegale Spielabsprachen ein. Unterhaltsam, eindringlich und gespickt mit spannenden Funfacts erzählt diese Chronik die einmalige Geschichte einer einmaligen Liga!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 613

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DAVE ZARUM

BEST of NBA

DAVE ZARUM

BEST of NBA

DIE HIGHLIGHTS AUS 75 JAHREN

Legendäre Spiele, außergewöhnliche Stars, unvergessliche Momente

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Wichtige Hinweise

Dieses Buch ist für Lernzwecke gedacht. Es stellt keinen Ersatz für eine individuelle medizinische Beratung dar und sollte auch nicht als solcher benutzt werden. Wenn Sie medizinischen Rat einholen wollen, konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Arzt. Der Verlag und der Autor haften für keine nachteiligen Auswirkungen, die in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit den Informationen stehen, die in diesem Buch enthalten sind.

Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.

3. Auflage 2024

© 2021 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2020 bei Firefly Books unter dem Titel NBA 75. © 2020 by Firefly Books Ltd. Text © 2020 by Dave Zarum. All rights reserved.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Übersetzung: Axel Schwind

Redaktion: Ronit Jariv

Umschlaggestaltung: Marc-Torben Fischer

Layout: Noor Majeed

Satz: Daniel Förster, Belgern

Druck: Florjančič Tisk d.o.o., Slowenien

ISBN Print 978-3-7423-1649-3

ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-1346-8

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-1347-5

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

INHALT

Mein Freitag mit Jerry

Tip-Off

Mr Basketball

Globetrotters 61, Lakers 59

Die National Basket ball Association

Die Barriere der Hautfarbe überwinden

24 Sekunden

Schayes und das City Game

Die Ära Russell

Baylor macht die 71

Der Mythos Wilt

Big O

Celtics gegen Lakers: Runde 1

Die ABA: Basketballs Wilder Westen

Der Streik

Jerry West – der gepeinigte Held

»Felton, Norman hier«

Die Schlacht um Lew Alcindor

Wird Willis Reed spielen?

Pistol Pete

Dr. J

33 STR8

Streetball

Der Slam-Dunk-Wettbewerb

Der Zusammenschluss

Bill Waltons Fluch

Skywalker gegen Iceman

Die NBA am Rande des Abgrunds

Die Bullets tragen Ringe

Die Magic und Larry Show

Die Showtime Lakers

Ein Draft für die Geschichtsbücher

Air Jordan hebt ab

Bowie: Top oder Flop?

Der afrikanische Traum

Celtics gegen Lakers: Runde 2

Der Verlust von Len Bias

Bad boys

Magic und HIV

Drei Titel am Stück

Das Dream-Team

Shaq Attack

Jordan spielt Baseball

MJs Herausforderer

Grant Hill

Die NBA kommt nach Kanada

Der Hauptgewinn

Der doppelte Three-Peat

Space Jam

Die Marke NBA

Jetzt sind wir dran

Der Lockout

Die Kobe-Shaq-Lakers

MJ und die Wizards

AI und der Kampf der Kulturen

Yao

»Malice at the Palace«

Der Weg der Spurs

Die Suns – sieben Sekunden oder weniger

Dirk

Kobes 81

King James

Ein Schiedsrichter auf Abwegen

Rettet unsere Sonics

Celtics gegen Lakers: Runde 3

Die Entscheidung

Derrick »One Hit Wonder« Rose

OKC – nur fast eine Dynastie

Kawhi

Curry und die Warriors

LeBron ist zurück

Der rastlose Superstar

Big Data und die Drei-Punkte-Revolution

Giannis und die globale Talentsuche

Zion und der Social-Media-Hype

Rollenspieler

Bildnachweis

EINLEITUNG

MEIN FREITAG MIT JERRY

Es geschah an einem ganz gewöhnlichen Freitagnachmittag. Ich räumte noch schnell meinen Schreibtisch auf und freute mich auf ein Wochenende im Grünen. Da klingelte mein Telefon.

»Dave? Jerry West hier.«

Zwei Monate zuvor hatte ich über die Golden State Warriors Kontakt mit West aufgenommen, der zu dieser Zeit als Sonderberater für sie tätig war. Die Warriors hatten West dazu auserkoren, sie zur Meisterschaft zu führen (was ihm auch gelang). Die Gründe hierfür waren naheliegend: West, der in den 1960ern und frühen 1970ern für die Lakers gespielt hatte, ist ein Hall of Famer und der einzige Spieler, der jemals als Finals-MVP ausgezeichnet wurde, obwohl er für das Verliererteam auflief. Später wechselte er in das Management des Vereins und trug maßgeblich zum Aufbau der Shaq-Kobe-Ära Anfang der 2000er-Jahre bei. Und nur so nebenbei: Das NBA-Logo ist der Silhouette von West nachempfunden.

Im Rahmen meiner Berichterstattung über die NBA vom kanadischen Toronto aus hatte ich das Privileg, viele interessante Leute zu interviewen. Dr. J ist definitiv einer der coolsten Typen auf dem Planeten. Vince Carters Auftritt beim Dunk Contest im Jahr 2000 haute mich aus den Socken. Wayne Embrys Geschichten über Wilt und Russell verschlugen mir die Sprache. Aber ernsthaft, Jerry West! Jahrzehntelang ein Teil der NBA-Geschichte, wer kann das schon von sich behaupten? Ich hielt mir den Hörer vor die Brust, atmete einmal tief durch und versuchte, nicht wie ein total peinlicher Fan rüberzukommen.

Ich sagte ihm, dass ich nicht vorhätte, seine Zeit zu lange in Anspruch zu nehmen. Daraufhin erwiderte er, dass er im ländlichen Kalifornien unterwegs sei, sein Auto sich in der Werkstatt befinde und er alle Zeit der Welt habe. Als ich mir vorstellte, wie Jerry West in einer Autowerkstatt rumsitzt und in Erinnerungen schwelgt, musste ich grinsen.

Ich hatte explizit darum gebeten, West interviewen zu dürfen. In diesem Moment jedoch erwischte er mich, wie so viele seiner ehemaligen Verteidiger, völlig unvorbereitet. Also improvisierte ich, fragte, warum er sich gerade Basketball als lebenslange Beschäftigung ausgesucht habe. Es entstand eine kurze Pause. »Basketball hat mich ausgesucht«, gab er mir zur Antwort. Er erzählte von seiner schwierigen Kindheit in West Virginia, von den unzähligen Stunden, die er als Zuflucht auf einem schlammigen, behelfsmäßigen Outdoor-Court verbracht hatte. Ich fragte ihn nach seinem Teamkollegen Elgin Baylor und er beklagte die »Tragödie« der Lakers, die es nach sechs Anläufen endlich geschafft hatten, den Meistertitel zu holen – just in dem Jahr, in dem Baylor verletzungsbedingt zurücktreten musste. Nur wenige hätten verstanden, wie unbezwingbar Baylor gewesen war, bevor Verletzungen ihn ins Aus katapultierten. Er berichtete davon, wie es war, in den 1960ern zu leben, und von den schwierigen Bedingungen, mit denen sein afroamerikanischer Teamkollege – und viele andere – klarkommen musste, weil er in einer von unverhohlenem Rassismus geprägten Zeit ein Leben im Rampenlicht führte. Er sprach über die Art und Weise, in der sich das Spiel geändert hat, und dass begnadete Shooter, wie er einer war, für die heutige NBA geradezu maßgeschneidert seien.

All das berichtete er einem völlig Unbekannten, der noch ziemlich grün hinter den Ohren und dazu auch noch schlecht vorbereitet war. West erzählte die Geschichte der League bemerkenswert detailliert und offen aus seiner Sicht nach. Für einen Fan wie mich, der schon früh ganze Bücher über die NBA verschlungen und den Wühltisch der Videothek nach alten Zusammenschnitten und Best-of-Tapes durchkämmt hatte, fühlte sich das Ganze wie Ostern und Weihnachten zusammen an.

Basketball unterscheidet sich deutlich von anderen bedeutenden Sportarten. Die Tatsache, dass es weder Gesichtsschutz noch physische Barrieren zwischen Fans und Spielern gibt, dürfte einer der Gründe dafür sein, dass die Stars der NBA als die wohl zugänglichsten aller Profisportler gelten. Wenn uns ob der gezeigten Kunststücke auf dem Court voller Bewunderung die Kinnlade runterfällt, spüren wir eine direkte Verbindung zu ihnen.

Dunkings, Crossovers, Swats, Swishes und Buzzer Beater: Alle haben ihre ganz eigene Geschichte.

Die NBA stand schon immer für weit mehr als nur Basketball. Auf dem Court werden gesellschaftliche Vorurteile und Missstände ins Rampenlicht gerückt. Die Schlacht gegen den Rassismus wurde hier ausgetragen, dem schwierigen Thema Aids mehr Verständnis entgegengebracht und Frauen eine große Bühne gegeben, auf der sie zeigen können, was sie draufhaben. Es ist auch der Ort, wo COVID-19 und die damit verbundene Pandemie für Millionen zur Realität geworden ist.

Seit über 75 Jahren betreten die besten Athleten der Welt die Courts der NBA, um sich miteinander zu messen. Sie hatten Hoffnungen und Träume im Gepäck, aber auch Ängste und Sorgen, genau wie Jerry West. Die Geschichte der NBA ist unwiederbringlich mit Unikaten wie ihm verbunden, die darauf brennen, ihre Story zu erzählen.

Du musst nur zur richtigen Zeit ans Telefon gehen.

West 1971 unterwegs zum Korb und 25. Sieg der Lakers in Folge.

1946

TIP-OFF

Am 6. Juni 1946 traf sich eine Gruppe von gut betuchten Unternehmern im Hotel Commodore in New York City. Sie waren allesamt Mitglieder der Arena Association of America – Inhaber einiger der größten Veranstaltungsorte Nordamerikas – und sie hatten ein noch vages Ziel vor Augen: die Gründung einer professionellen Basketballliga.

Da sich ihre Arenen in den bedeutendsten Städten im östlichen Teil Nordamerikas befanden (darunter Chicago, New York, Boston, Toronto, Philadelphia und Detroit), konnten sie die entsprechende Bühne gleich mit anbieten. Es handelte sich um erfahrene Veranstalter, wenngleich nur Ned Irish ein wenig Ahnung vom Basketball mitbrachte, da er seit 1934 Spiele von College-Mannschaften ausrichtete.

Der Rest der Gruppe konnte auf Erfahrungen im Hockeysport zurückgreifen, unter anderem Boston Celtics Gründer Walter Brown, der 1940 die umherziehende Ice Capades Show ins Leben gerufen hatte. Brown war auf der Suche nach einem Publikumsmagneten, der den Boston Garden auch an Abenden füllen würde, an denen die NHL-Bruins nicht antraten. Die wachsende Beliebtheit des College-Basketball konnte nicht länger ignoriert werden und die Tatsache, dass ein Basketball-Court problemlos in einer Eissporthalle unterzubringen war, ließ selbst die letzten Zweifler verstummen.

Am Ende des Meetings war ein ehrgeiziger Plan geboren: die Gründung einer Liga mit dem Namen Basketball Association of America, bestehend aus elf Mannschaften. Als Geschäftsführer für die neue Unternehmung wurde Maurice Podoloff, Präsident der American Hockey League, engagiert und in gerade einmal fünf Monaten sollte es »Tip-Off« heißen.

Zeitungsreklame im Toronto Star, Ausgabe vom 31. Oktober 1946

Seit dem ersten Basketballspiel am 21. Dezember 1891 auf dem Campus des Springfield College in Springfield, Massachusetts, hatte sich die Sportart stark weiterentwickelt. Der in Kanada geborene Pädagoge James Naismith war der Erfinder der neuen Ballsportart, die über die nächsten 55 Jahre hinweg eine drastische Umwandlung erfahren sollte. Die anfänglichen Pfirsichkörbe und Gewaltausbrüche, die man vom Rugby kennt, wurden schnell zu Relikten der Vergangenheit.

»Ich machte den großen Fehler, einfach nicht genug Regeln aufzustellen«, sagte Naismith rückblickend in einem Radiointerview im Jahr 1939. »Die Jungs fingen an, sich zu tacklen, zu treten und im Clinch setzte es Fausthiebe. Das Ganze endete in einer Massenschlägerei auf dem Hallenboden. Bevor es mir gelang, sie auseinanderzutreiben, war einer bereits bewusstlos, ein paar von ihnen hatten ein blaues Auge abbekommen und eine ausgekugelte Schulter gab es auch.«

Eine neue Regel wurde eingeführt: Mit dem Ball durfte nicht mehr gerannt werden. Dies führte zu einer geschickteren, temporeicheren Spielweise, bei der Koordination und Ballgefühl im Vordergrund standen. Naismiths Schüler hatten Spaß dabei und trugen den Sport weit über den heimischen Campus hinaus. Als Naismith 1894 anfing, für die University of Kansas zu arbeiten, tat er genau das Gleiche. Eine zunehmend größere Zahl an Studenten fand Gefallen an dem Sport und in den 1920ern und 1930ern wurden mehrere kleine, regionale Pro-Leagues gebildet, von denen die meisten jedoch nach ein paar Spielzeiten wieder von der Bildfläche verschwanden.

Die National Basketball League, unterstützt von namhaften Sponsoren wie General Electric, Firestone und Goodyear, bildete hier eine Ausnahme. Zwischen 1937 und 1949 unterhielt die NBL Teams im Mittleren Westen und diente George Mikan, dem fast 2,10 Meter großen Riesen, der mit den Chicago American Gears seine Laufbahn begann, als Sprungbrett zur Profikarriere. Die Stadionbesitzer an der Ostküste sahen die NBL allerdings nicht als ernsthafte Konkurrenz zu ihrer neu formierten BAA an.

Die Vorbereitungen für die Eröffnungssaison liefen auf Hochtouren und man suchte nach neuen Ideen, um sich von den anderen Ligen abzuheben. Ein Geistesblitz, der (zum Glück) keine Anwendung fand, war, dass zuerst die eine Mannschaft zwei Minuten im Ballbesitz sein sollte, dann die andere. Innerhalb dieser Zeit sollten so viele Punkte wie möglich ergattert werden – ähnlich den Innings beim Baseball. Ein weiterer Gedanke drehte sich darum, Fouls aufzuaddieren und mit den Freiwürfen bis zum Ende des Viertels zu warten. Der einzige Vorschlag, der übernommen wurde, war der, dass die Spiele 48 Minuten dauern sollten. Dies bedeutete, dass die Zuschauer im Vergleich zu den College-Spielen acht Minuten mehr für ihr Geld bekamen.

Die erste Begegnung der Saison 1946–47 fand in den Maple Leaf Gardens in Toronto, Kanada, statt. Die Toronto Huskies traten gegen die Gastmannschaft der Knicks an und wenngleich es bis zum Zusammenschluss von NBL und BAA (woraus die NBA wurde) noch bis 1949 dauern sollte, so ist man sich heute innerhalb der League einig, dass diese Partie den Startpunkt der NBA-Geschichtsschreibung markiert.

Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren und die Veranstalter zerbrachen sich die Köpfe darüber, wie sie diese relativ junge Sportart dem kanadischen Publikum verkaufen könnten. In den Lokalzeitungen wurden Anzeigen geschaltet, in denen von der Ankunft des »Big-Time Basketball« und »dem beliebtesten Sport auf dem Globus« die Rede war. Den Fans wurden »Nervenkitzel, Action und Speed« versprochen.

»Kannst du dies noch toppen?«, hieß es in einer weiteren Werbeanzeige, in der George Nostrand zu sehen war, der größte Spieler der Huskies. »Freier Eintritt zum Eröffnungsspiel für jeden, der Nostrands 2,08 Meter überbieten kann.« Konnte man dies nicht, musste man zwischen 75 Cent und 2,50 Dollar zahlen.

Der erste Korb in der Geschichte der NBA wurde von Ossie Schectman geworfen, einem Guard der Knicks mit jüdisch-amerikanischen Wurzeln aus Queens, New York. Schon in der Anfangsphase des Spiels konnten die Knicks eine 15-Punkte-Führung hinlegen. Doch »Big Ed« Sadowski, Spieler und Coach der Huskies, sorgte dafür, dass der Rückstand für Toronto zur Halbzeit auf acht Zähler geschmolzen war.

Im dritten Viertel wurde Sadowski aufgrund eines Fouls vom Platz gestellt und durch Nostrand ersetzt, der den Huskies zu einer 48-44-Führung auf dem Weg ins letzte Viertel verhalf. Mit 68-66 konnten die Knicks die Angelegenheit letztendlich für sich entscheiden, wobei Forward Leo Gottlieb mit 14 Punkten die meisten Treffer erzielte, gefolgt von Schectman, der es auf 11 Punkte brachte. Sadowski führte die Liste mit 18 Punkten an, gefolgt von Nostrand, der 16 Punkte für sich verzeichnen konnte.

Mit der Ehrfurcht gebietenden Action, die man heutzutage auf den Courts zu sehen bekommt, ist das Spiel von damals, in der Anfangszeit der NBA, sicherlich nicht vergleichbar. Bei den ständigen Pässen und Cuts bekam man eher das Gefühl, dass mit heißen Kartoffeln gespielt wurde. Dazu kamen die körperlichen Auseinandersetzungen: Die Entwicklungsjahre der League waren von kneipenähnlichen Schlägereien und Faustkämpfen geprägt, die von den Inhabern der Teams sogar gutgeheißen wurden. Eigentlich nicht verwunderlich, kamen diese doch aus dem Hockeysport.

Basketball wurde im Wesentlichen auf dem Boden gespielt, aber auch hier gab es Ausnahmen. Am 1. November 1946 ereignete sich in Boston Folgendes: In der Aufwärmphase vor einem Spiel versenkte Zweimetermann und Celtics Forward Chuck Connors den Ball dermaßen heftig im Korb, dass das Backboard in tausend Stücke zerbrach. Brown, Inhaber des Teams, war fuchsteufelswild. Woher sollte er auch wissen, dass drei Dekaden später der Slam Dunk Basketball auf der Beliebtheitsskala in ungeahnte Höhen katapultieren würde?

Als die NBA noch in den Kinderschuhen steckte, gingen zweihändige Set Shots den Jump Shots voraus und der Hook Shot galt als der ultimative Move für jeden Center, bis Bill Russell auf der Bildfläche erschien. Es war Joe Fulks, Forward bei den Philadelphia Warriors, der mit seiner Art, den Jump Shot zu spielen, der modernen Variante des Wurfs am nächsten kam. In der Premierensaison 1946–47 war Fulks der Superstar der League, der die Warriors zum ersten Meisterschaftstitel führte.

Nach dieser ersten Saison sollte die League maßgebliche Veränderungen erfahren. Vier Teams, die Detroit Falcons, Pittsburgh Ironmen, Cleveland Rebels und die Huskies, lösten sich auf und die BAA bestand nur noch aus sieben Mannschaften.

Die NBA allerdings war gerade erst dabei loszulegen.

ERSTE PUNKTETABELLE

KNICKS

SPIELER

FG

PTS

Leo Gottlieb

6

14

Ossie Schectman

4

11

Stan Stutz

2

9

Ralph Kaplowitz

3

7

Jake Weber

1

6

Hank Rosenstein

2

5

Dick Murphy

2

5

Nat Militzok

2

5

Tommy Byrnes

1

4

Sonny Hertzberg

1

2

Bob Mullens

0

0

Gesamtpunkte Team

24

68

HUSKIES

SPIELER

FG

PTS

Ed Sadowski

8

18

George Nostrand

7

16

Charlie Hoefer

2

8

Mike McCarron

1

6

Ray Wertis

3

6

Dick Fitzgerald

3

6

Bob Fitzgerald

1

4

Harry Miller

0

1

Frank Fucarino

0

1

Hank Biasatti

0

0

Roy Hurley

0

0

Gesamtpunkte Team

25

66

1948

MR BASKETBALL

Die Geschichte der NBA beruht auf ihren Stars und den um sie herum entstandenen Dynastien. In den Gründungsjahren der League schien kein Stern heller am Basketballhimmel als der von George Mikan – und kein Team verzeichnete mehr Erfolge als seine Minneapolis Lakers.

Der 2,08 Meter große Mikan kann gut und gerne als erster Superstar der NBA bezeichnet werden. In den sechs Jahren zwischen 1949 und 1954 konnten seine Lakers fünf Meisterschaftstitel einheimsen und dadurch zur ersten alles dominierenden Mannschaft der NBA aufsteigen. Vern Mikkelsen, Mikans Teamkollege, formulierte es einmal folgendermaßen: »Stell dir einfach Michael Jordan, Magic Johnson und Larry Bird in einer Person vor und du bekommst eine Idee davon, was George zur damaligen Zeit verkörperte.«

George Mikan als junger Spieler in seinen Anfangstagen bei den Lakers

Mikan war eine Anomalie, ein Riese in einem Spiel, dessen Takt von kleineren und schnelleren Guards vorgegeben wurde. Alles drehte sich darum, Pässe zu spielen, sich schnell zu bewegen, und der Center hatte die Aufgabe, Rebounds zu ergattern und den Korb zu beschützen. Dies sollte sich an dem Tag grundlegend ändern, an dem Mikan auf dem Court auftauchte und den Weg für die wirklich großen Jungs bereitete, die die NBA für den Rest des 20. Jahrhunderts beherrschen sollten.

Mikan war alles andere als leichtfüßig und wirkte schwerfällig. Allerdings lernte er schnell dazu und hatte sich einen sicheren und überraschend flinken Hook Shot angeeignet, den seine kleineren Gegner unmöglich verteidigen konnten. Er entwickelte eine Technik, die es ihm ermöglichte, den Hook Shot mit beiden Händen zu werfen. Eine Technik, die als »Mikan-Drill« bekannt wurde und heute noch zur Verbesserung des Spiels in der tiefen Zone gelehrt wird.

Während seiner Zeit an der DePaul University arbeitete er an seiner Technik, verbesserte seine Beinarbeit und verpasste dem Gesamtkunstwerk Mikan den Feinschliff, der ihn letztlich in die Hall of Fame bringen würde. Zweimal ernannte die NCAA ihn zum Spieler des Jahres und einmal, als er gerade dabei war, DePaul zum Meisterschaftstitel zu führen, erzielte er bei einem 97-53-Sieg über Rhode Island mehr Punkte als die gesamte gegnerische Mannschaft zusammen.

Nach seinem Abschluss 1946 wechselte Mikan zu den Chicago American Gears der National Basketball League und trug in seiner ersten Saison maßgeblich zum Erreichen des Meistertitels bei. Dann verließ Teaminhaber Maurice White die NBL, um eine neue Liga zu gründen, in der er alle 16 Teams sein Eigen nennen konnte. Whites League überlebte nicht einmal die ersten vier Wochen, bevor sie kollabierte, und der 23 Jahre alte Mikan stand plötzlich ohne Mannschaft da.

In der NBL war ein Team von Detroit nach Minneapolis gezogen und auf den Namen »Lakers« getauft worden, eine Anspielung auf die unzähligen Gewässer dieser Region. Die Lakers sicherten sich die Rechte an Mikan, der seinen Pflichten auch nachkam – obwohl er in seiner Zeit als Student in Minnesota bereits genug eisige Winter durchlebt hatte und nur wenig begeistert von der Idee war, die Twin Citys seine neue Heimat zu nennen.

Andere Mannschaft, gleiche Ergebnisse. In seiner ersten Spielzeit in Minneapolis gewann Mikan direkt eine Meisterschaft, als er mit seinem Team die Rochester Royals mit 3-1 in einer Best-of-Five Final Series bezwang. Die darauffolgende Saison sollten die Lakers erneut mit dem Gewinn des Meisterschaftstitels krönen, dieses Mal mussten die Washington Capitols mit ihrem noch jungen Cheftrainer Red Auerbach dran glauben.

Mikan galt mittlerweile als unaufhaltsam und untermauerte diesen Ruf noch weiter. Zwischen 1948–49 und 1950–51 führte er die NBA-Punkteliste in drei aufeinanderfolgenden Spielzeiten an. In einer Zeit, in der es ganze Teams auf ungefähr 80 Punkte pro Spiel brachten, erzielte er im Durchschnitt 28.

Mikan war solch eine Übermacht auf dem Court, dass die NBA sich gezwungen sah, ihr Regelwerk nachzujustieren. 1951 wurde der Bereich unterhalb des Korbs von 6 auf 12 Fuß, also von etwa 1,83 auf 3,66 Meter, erweitert, was als die Mikan-Regel bekannt werden sollte. Mit allen möglichen Verzögerungstaktiken versuchten gegnerische Teams einen Ballbesitz der Lakers (sprich: Mikans) zu verhindern, was letzten Endes zur Einführung der 24-Sekunden-Regel führte. Um Mikan das Leben etwas schwerer zu machen, experimentierte die NBA sogar damit herum, den Korb in einer Höhe von über 3,60 Meter anzubringen.

Änderungen des Regelwerks konnten solche Ausnahmetalente jedoch nicht stoppen, Mikan schon gar nicht. Als die NBA die Auszeichnung »Most Valuable Player« einführte, hatte Mikan seine Karriere bereits beendet. Was für ein Glück für Kareem Abdul-Jabbar, dessen Rekord von sechs MVP-Titeln sonst sicherlich ins Wanken geraten wäre.

Die Lakers waren ein herausragendes Team, mit oder ohne Mikan. Die Forwards Jim Pollard (»The Kangaroo Kid«) und Vern Mikkelsen waren All-Stars, die nur darauf warteten, von Point Guard Slater Martin den Ball geliefert zu bekommen. Vorausgesetzt, dass dieser ihn nicht gerade Mikan zuspielte, der in der Post-Zone lauerte – ein Spielzug, der zu ihrem Markenzeichen wurde.

Für eine Liga, die verzweifelt nach neuen Fans Ausschau hielt, war Mikan ein Geschenk des Himmels. Durch seine enorme Größe und unverwechselbare Erscheinung – mit seiner Brille und den schwarzen Haaren sah er ein wenig wie eine überdimensionierte Version von Clark Kent aus – hob er sich von allen anderen Spielern ab. Er wurde zu einer beliebten Werbeikone, die in Zeitungen und Magazinen zu sehen war und für Produkte wie das Bier »Pabst Blue Ribbon«, »Mennen«-Deodorant (»Meine bevorzugte Raumdeckung!«) und Unterwäsche (»Mr Basketball schwört auf Munsingwear-Unterhosen mit der Doppelnaht«) die Werbetrommel rührte.

GIB DEM SPIELER NICHT DIE SCHULD

Immer wieder waren Superstars der Anlass für Regeländerungen im Basketball. 1967 verabschiedete die NCAA die »Lew-Alcindor-Regel«, die als Antwort auf die Spielweise des UCLA-Stars den Slam Dunk untersagte. Bis zu dem Tag, an dem Bill Walton, ein weiterer alles dominierender UCLA-Center, 1976 vom College abging und in die NBA wechselte, sollte diese Regel Bestand haben. Wilt Chamberlain, einer der schlechtesten Freiwurfschützen aller Zeiten, entschied sich zumindest einmal für die Option, zur Freiwurflinie zu sprinten und (so will es die Legende) den Ball mit einem Dunking zu versenken. Daraus resultierte die Regel, dass die Spieler so lange an der Freiwurflinie stehen bleiben müssen, bis sie geworfen haben.

George Mikan legt persönlich Hand an der Anzeigentafel des Madison Square Garden im Jahr 1949 an.

Mikan tauchte in landesweit ausgestrahlten Talkshows auf und trug seinen Titel als Botschafter der NBA mit Stolz. Zu Auswärtsspielen reiste er regelmäßig im Voraus an, traf sich mit der lokalen Presse und kurbelte dadurch den Ticketverkauf für die Begegnungen an. Seine Anziehungskraft öffnete der League die Türen zu neuen Märkten, ein bedeutsamer Schritt für das erst vor kurzer Zeit gegründete Unternehmen.

Der Zusammenschluss der NBL mit der Basketball Association of America im Vorfeld der Saison 1949–50 war der offizielle Start der NBA. Die neue Liga übernahm Teams in so gefährlich kleinen Absatzmärkten wie Anderson, Indiana (Packers), Moline, Illinois (Tri-Cities Blackhawks), Waterloo, Iowa (Hawks) und Sheboygan, Wisconsin (Red Skins). Mannschaften bildeten sich schneller als ein Fast Break von Bob Cousy und genauso schnell verschwanden sie auch wieder. In der Saison 1951–52 – Mikans vierte bei den Lakers – konnte die NBA immerhin schon zehn Teams in ernst zu nehmenden Absatzmärkten wie New York City, Boston, Philadelphia, Syracuse, Baltimore, Rochester, Minneapolis, Fort Wayne, Indianapolis und Milwaukee vorweisen.

Am 12. April 1954 gewann Minneapolis in einer hart umkämpften Serie über sieben Spiele hinweg gegen Dolph Schayes mit seinen Syracuse Nationals seinen sechsten Titel in sieben Jahren. Der Lauf der Lakers sollte sich erst dem Ende zuneigen, als Mikan vor der Saison 1954–55 zurücktrat, um eine Karriere als Anwalt anzustreben (er baute eine erfolgreiche Kanzlei in Minneapolis auf).

Mikans acht Spielzeiten dauernde Laufbahn, die im Vergleich zu heutigen Maßstäben als kurz zu bezeichnen ist, hinterließ eine Formel, die über Generationen hinweg weitergegeben werden sollte: das Rezept zur produktiven Mannschaftsaufstellung. Seit Jahrzehnten werden die Teams um ein Alphatier herum aufgebaut – man denke nur an Wilt Chamberlain, Kareem Abdul-Jabbar, Bill Russell, Shaquille O’Neal, Tim Duncan oder Dirk Nowitzki. Aus diesem Grund wurde Hakeem Olajuwon noch vor Michael Jordan gedraftet und machen Center-Spieler 60 Prozent der First Overall Picks aus.

Mikan wurde von der Associated Press der Titel des größten Basketballspielers der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verliehen. Niemand sonst wäre dafür infrage gekommen.

1948

GLOBETROTTERS 61, LAKERS 59

Am 19. Februar 1948 ließ eine Menschenmenge von 17 823 Basketballfans das Chicago Stadium fast aus allen Nähten platzen. Ein Schaukampf zwischen den Minneapolis Lakers und Harlem Globetrotters zog diese bis dato unerreichte Zuschauerzahl an.

Die damals noch junge NBA setzte alles daran, eine Fangemeinde aufzubauen, und schien mehr Schaukämpfe als Punktespiele auszutragen. Die League wollte Basketball als einen Zuschauersport verkaufen und ein Aufeinandertreffen von zwei Kultmannschaften erschien dafür gerade richtig. Was anfänglich als reine Showveranstaltung betrachtet worden war, sollte letztendlich dazu dienen, lang anhaltende Rassenvorurteile infrage zu stellen und den wichtigen ersten Schritt der NBA in Richtung Gleichberechtigung zu gehen.

Der Brille tragende Riese George Mikan war der Mittelpunkt der ausschließlich aus weißen Spielern bestehenden Lakers-Aus-wahl, die gerade zwei Meisterschaftstitel in Folge gewonnen hatte. Mit ihrer ernsthaften und überlegten Spielweise, bei der die zentrale Anlaufstelle der 2,08 Meter große Mikan war, galten die Lakers bei Fans und Presse gleichermaßen als das beste Team auf dem Planeten.

Die Globetrotters wiederum waren mit Abstand das beliebteste Team. Die ausschließlich aus afroamerikanischen Spielern bestehende Mannschaft zeichnete sich sowohl durch ein unbeschwertes Spiel mit witzigen Showeinlagen als auch durch athletisches Können aus. Ihren enormen Bekanntheitsgrad verdankten die »Globies« der einzigartigen Präsentation ihrer Künste sowie einem wirklich vollen Tourkalender. Ihrem Namen alle Ehre machend, zogen die Globetrotters über den Erdball, unter anderem als Botschafter für die USA. Ihr Talent und ihre Berühmtheit sollten zeigen, dass Amerika für Schwarze nicht der schlechteste Ort auf der Welt zum Leben war. Die Realität sah anders aus. Seit ihrer Gründung in einem segregierten Amerika im Jahr 1926 spielten Rassenvorurteile eine große Rolle für die Identität der Mannschaft.

Wilt Chamberlain und Abe Saperstein beim Lunch im Jahr 1958

Zur damaligen Zeit wurden die Globetrotters mit Schlagzeilen wie »Die Farbigen Fünf wollen es mit den Shelby Stars aufnehmen« angekündigt. Über Dekaden hinweg spielten sie Doubleheader, also zwei Spiele unmittelbar hintereinander am selben Tag, vor einem nach Hautfarbe getrennten Publikum. Sie waren nicht die erste Auswahl, die auf Tour ging und ausschließlich aus Afroamerikanern bestand. Anfangs galten sie nicht einmal als die Besten (diesen ruhmreichen Titel konnten die Harlem Renaissance für sich beanspruchen – sie waren es auch, von denen die in Chicago gegründeten Globetrotters einen Teil ihres Namens abgekupfert hatten). Binnen Kurzem jedoch wurden die Globetrotters zum mit Abstand gefeiertsten Publikumsmagneten.

Es war der in London geborene und in Chicago aufgewachsene Booking Agent Abe Saperstein, der das Team übernahm und für dessen großen Durchbruch sorgte. Saperstein erkannte das große schöpferische Talent seiner Spieler und bis zum Ende der 1930er-Jahre hatte er sie von einer von Spiel zu Spiel reisenden Mannschaft in einen Wanderzirkus verwandelt – dabei nahm er Gags wie blind gespielte Pässe und weitere Tricks ins Repertoire auf.

Die NBA hatte in Saperstein einen wichtigen Verbündeten gefunden und die Austragung von Doubleheadern an Liga-Schauplätzen wie dem Madison Square Garden, wo die Trotters üblicherweise ein noch größeres Publikum anzogen, bedeutete eine Win-win-Situation für beide Parteien. Mitte der 1940er-Jahre tauchten weiße Zuschauer in Scharen auf, um Marques Haynes Dribbelkünste (die an Hexerei grenzten) oder die komödiantischen Einlagen von Goose Tatum zu bestaunen. Wenn Goose, ein ehemaliger Spieler der Baseball Negro League, mit dem Ball dribbelte, sah es aus, als sei der Ball an einer Schnur befestigt.

Die Freude, die sie verbreiteten, zählte allerdings weniger als die Farbe ihrer Haut. Bei ihren Reisen durch das Land wurden sie öffentlich angespuckt, in Geschäften und Restaurants wurde ihnen der Einlass verwehrt. Obwohl sie eine weiße gegnerische Auswahl nach der anderen besiegten, mussten die Globetrotters weiterhin gegen das Vorurteil kämpfen, dass sie keine leistungsfähigen Athleten waren. Mannie Jackson, ehemaliger Spieler der Globetrotters, der den Verein 1992 kaufte, sagte: »Ich hörte Sachen wie ›Schwarze können nicht Point Guard spielen, weil sie nicht intelligent genug sind und nicht das Zeug zum Führungsspieler haben. Für Rebounds und harte Arbeit sind sie zu gebrauchen, aber auf dem Spielfeld kann man sich nicht auf sie verlassen, da ihnen einfach das Verständnis für die komplexen Spielzüge der NBA fehlt.‹«

Die Globetrotters wurden schnell als Zirkusnummer abgetan. 1948 bot ein Schaukampf gegen die Lakers die ideale Gelegenheit, das Publikum vom Gegenteil zu überzeugen. Das Spiel fand in einem von extremen Rassenunruhen geprägten Umfeld statt. Nur Tage zuvor war ein schwarzer Teenager von sechs weißen Männern mit einem Baseballschläger zu Tode geprügelt worden. Am Abend der Veranstaltung hielt Präsident Harry S. Truman eine richtungsweisende Ansprache gegen Rassentrennung und Voreingenommenheit an die Nation. Mit ihrer gewohnt hemdsärmeligen Spielweise gingen die Lakers im Chicago Stadium frühzeitig in Führung. Sie sahen zu, den Ball an Mikan loszuwerden, der in der Post Zone systematisch seine Hook Shots versenkte oder Pässe an die anderen Spieler verteilte. Zur Halbzeit hatten die NBA-Stars sich eine komfortable Zehn-Punkte-Führung herausgespielt.

In der zweiten Spielhälfte sollte sich das Blatt jedoch wenden. Durch konsequentes Doppeln hielt die Defense der Globetrotters den zukünftigen Hall of Famer im Post-Bereich in Schach, sodass dieser in der zweiten Halbzeit gerade einmal sechs Punkte erzielen konnte. In der Offense wiederum nutzten sie ihre Geschwindigkeit und Fast Breaks, um haufenweise Punkte zu sammeln.

Es stand unentschieden, als die Partie sich dem Ende zuneigte und Marques Haynes den Ball gefühlt stundenlang vor sich her dribbelte, bevor er ihn an Elmer Robinson abgab, der ihn zusammen mit der Schlusssirene im Korb versenkte: 61-59. In dem vielleicht wichtigsten Basketballspiel der Geschichte sorgten die Globetrotters für eine Menge Aufregung. Sie hatten die weiße Elite Amerikas geschlagen – mit absolut fairen Mitteln.

Globetrotters-Biograf Ben Green äußerte sich folgendermaßen: »Das war mit dem Sieg von Joe Louis über Max Schmeling vergleichbar – ein triumphales Ereignis. In den Straßen von Chicagos South Side wurde sie ausgiebig gefeiert, diese Mannschaft, die als Clowntruppe galt und das beste Basketballteam der Welt geschlagen hatte.«

Das Rückspiel im Jahr darauf markierte mit mehr als 20 000 Zuschauern einen neuen Besucherrekord und nach ihrem zweiten Erfolg erhielten die Globetrotters landesweite Aufmerksamkeit. Die Siege der Globies machten den Teambesitzern deutlich, dass eine ausschließlich aus weißen Profis bestehende NBA kaum für sich beanspruchen konnte, die besten Spieler des Landes unter Vertrag zu haben. Innerhalb eines Jahres wurden die ersten schwarzen Spieler der NBA verpflichtet, unter ihnen Nat »Sweetwater« Clifton, einer der Schlüsselfiguren bei den Siegen über die Lakers.

Plötzlich befanden sich NBA und Trotters in einem Wettstreit um die gefragtesten Talente. Die Globetrotters hatten ein Auge auf den College-Absolventen Chuck Cooper geworfen, den ersten afroamerikanischen Spieler, der von einem Verein gedraftet wurde. Aufgrund eines besseren Angebots unterschrieb er schließlich bei den Boston Celtics.

Durch die 1950er-Jahre hindurch sollten sich diese Bieterschlachten fortsetzen. Maurice Stokes, ein talentierter Forward am St. Francis College, wurde nach seinem Abschluss im Jahr 1955 von beiden Seiten umgarnt. Stokes entschied sich, wie zunehmend mehr junge Talente, für die NBA. Diese war auf dem Weg, den Globies bei der Anwerbung von Talenten den Rang abzulaufen, und entwickelte sich zur bevorzugten Wahl afroamerikanischer Spieler.

Das Ausnahmetalent Wilt Chamberlain ging einen anderen Weg. Der in Philadelphia geborene Center hatte bereits Kultstatus erreicht, als er noch für sein College in Kansas antrat. Auf den Schulhöfen Nordamerikas machten Geschichten über diesen außergewöhnlichen Spieler die Runde. Vom College-Basketball völlig unterfordert, wollte Chamberlain im Jahr 1958 frühzeitig die Schule verlassen, um sich ganz dem Basketball zu widmen. Die der NBA zugehörigen Philadelphia Warriors beanspruchten die Rechte an seiner Profikarriere (zwischen 1950 und 1965 gab es die Regel, dass Vereine ihren First Round Pick abgeben konnten, um einen Spieler innerhalb eines 50-Meilen-Radius zu wählen) und hatten Chamberlain gedraftet, als er noch in der Highschool war. Die damaligen Regeln jedoch bedeuteten, dass ein Spieler nach Beendigung seiner Zeit an der Highschool weitere vier Jahre warten musste, bevor er Profi werden konnte. Für einen Wechsel in die NBA nach seinem dritten College-Jahr bot ihm Eddie Gottlieb, Eigentümer der Warriors, 25 000 Dollar an, was ihn zum bestbezahlten Akteur der Liga gemacht hätte. Doch Wilt Chamberlain entschied sich für die Harlem Globetrotters, die das Doppelte plus Boni in Aussicht gestellt hatten.

»Ich unterschrieb bei ihnen, da sie ein Verein mit einer großartigen Geschichte sind«, sagte Chamberlain. »In den 40ern und frühen 50ern waren es die Globies, die die besten schwarzen Spieler hatten. Für sie zu spielen war etwas, von dem ein junger, farbiger Mann nur träumen konnte.« Nachdem er ein Jahr lang mit den Globetrotters unterwegs gewesen war, kam Chamberlain in die Staaten zurück und unterschrieb bei den Warriors.

Zehn Jahre nachdem die Globetrotters die Lakers geschlagen und dadurch alle Vorurteile gegen farbige Basketballspieler widerlegt hatten, nahm die Zahl der für die NBA an den Start gehenden Afroamerikaner rasant zu. Als die 1950er in die 1960er übergingen, konnte die League Jahrhunderttalente wie Chamberlain, Stokes, Elgin Baylor, Oscar Robertson und Bill Russell vorweisen. Jetzt konnte die NBA mit Fug und Recht von sich behaupten, die besten Spieler der Welt unter Vertrag zu haben.

GESAMTZAHL DER REBOUNDS

1. Wilt Chamberlain

23 924

2. Bill Russell

21 620

3. Moses Malone

17 834

4. Kareem Abdul-Jabbar

17 440

5. Artis Gilmore

16 330

George Mikan erkämpft gegen Globetrotters Nat Clifton und Babe Pressley einen Rebound

1949

DIE NATIONAL BASKETBALL ASSOCIATION

Der Sieg der New York Knicks über die Huskies in Toronto im Jahr 1946 mag als erstes Spiel der NBA gelten, jedoch sollte es noch drei weitere Jahre dauern, bis die National Basketball Association offiziell ins Leben gerufen wurde.

Die Knicks und die Huskies hatten der Basketball Association of America angehört, die sich am 3. August 1949 verbindlich mit ihrem Rivalen, der National Basketball League, zusammenschloss. Ohne diesen Zusammenschluss hätte die NBL, für die die neun Jahre zuvor gegründete BAA eine ernsthafte Bedrohung darstellte, nicht überlebt. Die Stadionbesitzer, die für die Gründung der BAA verantwortlich gewesen waren, verfügten über erhebliche finanzielle Mittel und kontrollierten die lukrativsten Absatzmärkte im Nordosten. Dazu kam, dass sie 1947 bereits vier Vereine davon hatten überzeugen können, die NBL zu verlassen, darunter die erfolgreichen Minneapolis Lakers und die Rochester Royals.

Mit den Spielstätten und einwohnerstarken Metropolen der BAA konnte die NBL nicht mithalten. Allerdings verfügte sie über die besseren Allrounder und als 1948 die Tri-Cities Blackhawks (die ihren Sitz in Moline, Illinois hatten) den Star der New York University, Dolph Schayes, für sich verpflichten konnten, schlug dies hohe Wellen, da Schayes von den Knicks aus seiner Heimatstadt ebenfalls schwer umworben worden war.

Im Sommer darauf, nur kurz vor dem Zusammenschluss, gründete die NBL ein neues Team namens Indianapolis Olympians, zu dessen Aufstellung die komplette Startmannschaft der Kentucky Wildcats gehörte, dem zu dieser Zeit amtierenden Champion der NCAA. Vier dieser Spieler hatten den Vereinigten Staaten bei den Olympischen Spielen von London im Jahr 1948 zur Goldmedaille verholfen.

Auch wenn die NBL ums Überleben kämpfte, so waren es genau Schachzüge wie diese, die sie zu einem wertvollen Partner für die BAA machte. Landesweit wurde in Zeitungen über die Fusion und die damit einhergehende Neugründung der NBA berichtet.

Die erste Begegnung unter der Flagge der NBA fand am 29. Oktober 1949 zwischen den Tri-Cities Blackhawks und den Denver Nuggets statt. In einer Liga, die überwiegend an den Great Lakes und der Ostküste der Vereinigten Staaten operierte, gab es kein Team, das tiefer im Westen lag als das der Denver Nuggets.

Die ungerade Anzahl von 17 Mannschaften, aufgeteilt in drei Divisionen, in Verbindung mit den großen Distanzen, die mit Bus oder Bahn überbrückt werden mussten, ließen die Planung zu einem logistischen Albtraum werden. Manche Teams hatten nur 62 Spiele zu absolvieren, andere wiederum brachten es auf 68 und es gab Vereine, die mehr unterwegs als zu Hause waren. Es war nicht ungewöhnlich, dass Spiele an neutralen Orten ausgetragen wurden – die Nuggets hielten mit elf Begegnungen dieser Art den Ligarekord.

In den folgenden Jahren streckte die NBA ihre Fühler in Richtung Norden, Süden und Westen aus. Manche Vereine würden es nicht schaffen, andere wiederum führten ein fast nomadenhaftes Leben. Das Ganze wurde noch mit unzähligen Schaukämpfen in über die Landkarte verteilten Kleinstädten gewürzt, sodass die NBA in ihren Anfangstagen einem eher unsteten Spektakel glich.

DIE LIGA DAMALS

Central Division

Eastern Division

Western Division

Minneapolis Lakers

Syracuse Nationals

Indianapolis Olympians

Rochester Royals

New York Knicks

Anderson Packers

Fort Wayne Pistons

Washington Capitols

Tri-Cities Blackhawks

Chicago Stags

Philadelphia Warriors

Sheboygan Red Skins

St. Louis Bombers

Baltimore Bullets

Waterloo Hawks

 

Boston Celtics

Denver Nuggets

Red Rocha von den St. Louis Bombers in den BAA Playoffs 1948 beim Versuch, einen Pass zu spielen.

1950

DIE BARRIERE DER HAUTFARBE ÜBERWINDEN

Weder aus den Zeitungen noch aus dem Radio erfuhr man von dem historischen Ereignis, das am 31. Oktober 1950 stattfand: Earl Lloyd nahm als erster afroamerikanischer Athlet an einer Begegnung der NBA teil.

Nat Clifton posiert 1951 in seiner Knicks-Montur.

Mit der Ausnahme von Wataru Misaka, einem japanisch-amerikanischen Point Guard, der 1947 drei Spiele für die Knicks absolvierte, spielten in der NBA ausschließlich weiße Spieler. Am 25. April 1950 wurde Chuck Cooper als erster schwarzer Spieler von einem NBA-Team gedraftet. In der achten Runde folgte Lloyd, der von den Washington Capitols ausgewählt wurde. Doch bevor einer der beiden einen Deal mit ihren jeweils neuen Vereinen aushandeln konnte, unterschrieb Nat »Sweetwater« Clifton, ein ehemaliges Mitglied der Harlem Globetrotters, bei den New York Knicks und ging damit als erster schwarzer Spieler in die Geschichte ein, der einem NBA-Team beitrat.

Anfang der 1950er hielten Rassenspannungen die Vereinigten Staaten im eisernen Griff und die NBA war keine Ausnahme. Als Cooper, ein herausragender Forward und College-Spieler an der Duquesne University, zum NBA-Spieler aufstieg, wandten sich einige Vereinsbesitzer an Celtics-Inhaber Walter Brown und äußerten ihre Besorgnis über Coopers Hautfarbe. »Von mir aus kann er auch kariert sein«, teilte Brown ihnen mit. »Alles, was ich weiß, ist, dass der Junge es draufhat.«

Nicht wenigen Teambesitzern bereitete der Beitritt afroamerikanischer Spieler Kopfschmerzen. Zum einen befürchteten sie, dass niemand Geld ausgeben würde, um ihnen zuzusehen – was durch den Erfolg der Globetrotters jedoch bereits widerlegt worden war. Um mehr Eintrittskarten an den Mann zu bringen, teilten sich die damals noch jungen NBA-Teams bei der Ausrichtung von Doubleheadern nur allzu gerne die Bühne mit den Globies. Die Trotters betraten den Court als Erste, sodass eine volle Halle garantiert war – wenn die Spiele der NBA zu späterer Stunde begannen, leerten sich die Ränge.

Zum anderen waren die NBA-Bosse besorgt, sie würden mit dem Aufstellen schwarzer Athleten in direkte Konkurrenz mit den Globetrotters und damit mit ihrem Inhaber Abe Saperstein treten. Saperstein war zu dieser Zeit der mächtigste und einflussreichste Mann im Basketball. Bis zu jenem Zeitpunkt traten so gut wie alle schwarzen Spieler entweder für Sapersteins Trotters oder für andere umhertingelnde Clubs wie die Vagabonds an.

Die Knicks spielten mit dem Feuer, als sie ernsthaft versuchten, Sweetwater Clifton von den Globies abzuwerben, die wiederum alles daransetzten, Cooper für sich zu gewinnen, der schließlich bei den Celtics unterschrieb.

Lloyd, Cooper und Clifton waren große Bewunderer von Jackie Robinson, der drei Jahre zuvor unter weitaus schwierigeren Umständen die Barriere der Hautfarbe im Baseball überwunden hatte. Als Robinson anfing, für die Major League zu spielen, riefen gegnerische Spieler ihm rassistisch gefärbte Beinamen zu. »Solche Probleme kannten wir nicht«, sagte Lloyd. »Basketballspieler waren Leute vom College. Sollten sie rassistische Vorurteile gehegt haben, so waren sie clever genug, diese für sich zu behalten.«

Die Fans waren da ein anderer Fall. Die berüchtigten Anhänger der Hawks beispielsweise waren dafür bekannt, schwarzen Spielern Beleidigungen an den Kopf zu schmeißen und sie anzuspucken. Auch Begegnungen mit den Pistons in Fort Wayne, Indiana, waren immer problembehaftet.

Die afroamerikanischen Sportler konnten nicht im selben Restaurant wie ihre Mannschaftskollegen essen. Als er davon erfuhr, dass Lloyd der Zugang zum Speisesaal verwehrt worden war, nahm Coach Bones McKinney sein Essen mit auf Lloyds Zimmer. Dort aßen die zwei dann gemeinsam zu Abend.

Lloyd, Cooper und Clifton schrieben zwar gemeinsam Geschichte, da sie aber für verschiedene Mannschaften aufs Feld zogen, mussten sie sich dem alltäglichen Rassismus meistens allein stellen. Das Trio legte deshalb großen Wert darauf, Zeit miteinander zu verbringen. »Wir bildeten eine Art Selbsthilfegruppe. Wir wollten, dass jeder sich wohlfühlt, und es ist unmöglich, sich wohlzufühlen, wenn man allein in einem Hotelzimmer sitzt«, sagte Lloyd. »Hausmannskost mit Freunden zu genießen, bedeutete uns eine Menge.«

Seine Kindheit in Virginia durchlebte Lloyd in einer von rassistischen Vorurteilen geprägten Zeit. Weder war es ihm erlaubt, das örtliche, ausschließlich den Weißen vorbehaltene Schwimmbad zu besuchen, noch konnte er dieselben Toiletten wie seine weißen Altersgenossen benutzen. »Diese Erfahrungen hatten mich auf alles vorbereitet, was ich als Spieler für die NBA noch erleben sollte«, sagte er. Als er mit den Globetrotters über den Erdball zog, hatte Sweetwater Clifton ebenfalls die ganze Bandbreite des Rassismus erfahren.

Chuck Cooper hingegen war nicht annähernd auf das vorbereitet, was ihn erwartete. Geboren und aufgewachsen in Pittsburgh, hatte Cooper die Rassentrennung weniger extrem als sein Kollege Lloyd erlebt. Die Art und Weise, wie er 1950 bei einem Schaukampf in Charlotte im Vergleich zu seinem Rookie-Mannschaftskameraden Bob Cousy behandelt wurde, verletzte ihn tief. »Er konnte weder im selben Hotel übernachten noch in denselben Restaurants essen, nicht einmal pinkeln durften wir im selben Raum«, erinnerte sich Cousy. »Chuck war fürchterlich aufgebracht deswegen – und er hatte allen Grund dazu.« Anstatt sich nach dem Spiel eine eigene Unterkunft zu suchen, nahm Cooper den Mitternachtszug nach Hause. »Ich schaute mir diesen ganzen Müll an«, sagt Cousy, »und schämte mich dafür, ein Weißer zu sein.« Cousy begleitete Cooper auf der Zugfahrt zurück nach Boston. Bei einem Schaukampf drei Jahre später in Louisiana wurde es Cooper untersagt, auf den Platz zu gehen.

Die ersten schwarzen Spieler der NBA wurden nicht als Korbjäger angesehen und somit auch nicht als Stars. Sie waren für Picks und Rebounds zuständig und wurden von den Coaches regelmäßig gegeneinander aufgestellt. »Es fühlte sich an wie vier gegen vier, mit uns als fünftem Rad am Wagen«, resümierte Don Barksdale. »War es Absicht?«, fragte er Jahre später. »Sie sagten Nein. Was auch immer sie damit bezwecken wollten, das Ergebnis war erniedrigend.«

In der Saison 1951–52 traten drei weitere farbige Spieler der NBA bei. Einer von ihnen war Don Barksdale. 1948 war er der erste Afroamerikaner, der für das U.S.-Olympiateam den Court betrat, später wurde er zum ersten dunkelhäutigen NBA All-Star ernannt. 1958 wurde Elgin Baylor als erster Afroamerikaner als First Overall Pick gedraftet. Doch in seiner Spielzeit als Rookie wurde ihm und seinen beiden dunkelhäutigen Teamkollegen Boo Ellis und Ed Fleming im Vorfeld eines Schaukampfs in Charleston, West Virginia, der Einlass in das Mannschaftshotel verwehrt. Aus Trotz und um ein Zeichen zu setzen, weigerte sich Baylor an diesem Abend, auf dem Platz zu erscheinen.

Obwohl die NBA in den 1950ern nichtweißen Spielern ihre Türen geöffnet hatte, sollte es noch weitere zehn Jahre dauern, bis diese angemessen in der Liga vertreten waren. Anfang der 1960er betrug der Anteil an schwarzen Spielern in der Liga gerade einmal mickrige 26 Prozent. 1958 waren die St. Louis Hawks das letzte ausschließlich mit weißen Sportlern besetzte Team, das einen Meisterschaftstitel gewinnen konnte. »Hinter vorgehaltener Hand hieß es: ›Mit den Weißen wird das Geld verdient.‹«, so der ehemaliger Laker Rodney Clark »Hot Rod« Hundley. »Die meisten der Teaminhaber befürchteten, dass zu viele schwarze Spieler die Fans vergraulen könnten.«

Earl Lloyd im Jahr 1955 beim Kampf um einen Rebound gegen Mel Hutchins

Die schwarzen Spieler vermuteten, dass es eine Art inoffizielle Quote gab, ein ungeschriebenes Gesetz, dass Vereine maximal zwei bis drei schwarze Spieler aufnehmen durften und diese deutlich besser als ihre weißen Pendants zu sein hatten, um sich ihren Platz in der Mannschaft zu verdienen. »Es war schlicht und einfach Rassismus«, sagte Hundley.

Gerüchte über eine damit verbundene Richtlinie machten die Runde. Danach musste für jeden farbigen Spieler, der ins Team aufgenommen wurde, ein anderer verkauft werden, um das Ganze ausgewogen zu halten – was beispielsweise passierte, als Al Attles 1960 zu den Philadelphia Warriors kam. »Es gab einfach zu viele dieser Beispiele, um die Angelegenheit als Zufall abzutun«, äußerte sich Attles.

Es steht außer Frage, dass die afroamerikanischen Spieler den Basketballsport auf das nächste Level hoben. Baylor, Russell und Oscar Robertson waren Beispiele für legendäre Karrieren. Wann immer jemand Kritik an der zunehmenden Zahl schwarzer NBA-Athleten übte, hatte Baylor folgende Message parat: »Ich werde gefragt, wohin all die weißen Spieler verschwunden seien. Ich habe so viele von ihnen der Liga beitreten sehen, die meisten von ihnen waren Ausnahmetalente. Aber dann verschwanden sie wieder, heirateten in reiche Familien ein oder fanden gut bezahlte Jobs. Sachen, die uns ganz sicher nicht passieren. Gebt uns die Möglichkeit, etwas anderes zu machen, und ihr habt eure weißen Ballspieler auf der Stelle zurück.«

Aber es gab auch Fortschritte zu verzeichnen. 1960 wurde Earl Lloyd zum ersten dunkelhäutigen Assistenztrainer ernannt und 1961 stellten die Chicago Packers die erste, ausschließlich aus farbigen Spielern bestehende Auswahl der NBA auf die Beine.

»Ich glaube, dass einfach jemand mit den Veränderungen anfangen musste – dass Jungs wie Chuck Cooper, Sweetwater Clifton, Don Barksdale und ich den Preis für die Chancengleichheit der heutigen Generation zahlen mussten«, sagt Lloyd. »Sie haben keinen blassen Schimmer davon, was wir bewirkt haben, ich aber schon.«

1954

24 SEKUNDEN

Wir befinden uns in Spiel 3 der Vorschlussrunde der Eastern Division im Jahr 1953. Die Boston Celtics treten gegen die Syracuse Nationals an. Am Ende der zweiten Hälfte zeigt Celtics Point Guard Bob Cousy sein Spezialmanöver – eine umwerfende Zurschaustellung seiner Dribblingkünste, die in einem aus dem Lauf heraus gespielten und fast fünf Meter vom Korb entfernten Hook Shot ihren Abschluss findet. Boston geht in Führung, dann kommt das Spiel zum Erliegen. Das war kaum die spannende und rasante Action, die den Zuschauern versprochen worden war.

Im Jahr darauf sollte die NBA die 24-Sekunden-Regel einführen, durch die der Ballbesitz zeitlich limitiert und das Spiel maßgeblich umgewandelt wurde. 1953 versuchte eine in Führung liegende Mannschaft jedoch noch, den Ball bis zum Erklingen der Schlusssirene zu halten. Celtics Coach Red Auerbachs Vorgabe an Bob Cousy lautete: den Ball so lange nicht abgeben, bis du gefoult wirst. In einem Wort: Zeitspiel.

Cousy hielt sich daran, steckte Fouls ein, marschierte zur Freiwurflinie – und eine Verlängerung folgte der Nächsten. Vier Extrazeiten wurden benötigt, um einen Sieger verkünden zu können. Was sich wie ein absoluter Klassiker liest, war in Wirklichkeit ein Fest für Schnarchnasen.

Gerade einmal sechs Jahre gab es die NBA und die Veränderungen waren unübersehbar. Die League verzeichnete stetig steigende Zuschauerzahlen und sicherte sich Verträge mit TV-Sendern; Profibasketball war auf dem Weg, sich in der nordamerikanischen Sportkultur zu etablieren. Auch auf dem Court entwickelte sich das Spiel. Der beidhändige Set Shot machte Platz für den effektiveren Jump Shot und Ballkünstler wie Cousy zogen das Publikum regelmäßig in ihren Bann.

Bob Cousy zeigt sein legendäres Dribbling.

Die Foul-Orgien zum Ende eines Spiels hin wurden jedoch immer mehr zum Problem. Mit Mannschaften, die – manchmal buchstäblich – auf dem Ball sitzen blieben, verlor das Spiel seinen Drive.

Niemals war dies deutlicher zu spüren als am Abend des 22. November 1950. Die Fort Wayne Pistons trafen auf George Mikan mit seinen Minneapolis Lakers, die auf dem Weg zu ihrem zweiten von insgesamt fünf Titeln in den Jahren zwischen 1949 und 1954 waren. Die Strategie der Pistons bestand darin, den Ball außerhalb des Drei-Sekunden-Raums und in möglichst sicherer Entfernung zum 2,08 Meter großen Mikan zu halten. Als Resultat bekamen die Zuschauer das wohl langweiligste Basketballspiel der Geschichte zu sehen. Der Endstand von 19-18 war sogar für damalige Verhältnisse ein Witz.

»Die Fans hassten es«, erinnert sich Lakers Point Guard Slater Martin. »Eine Zeit lang buhten sie uns aus, dann gaben sie auf und lasen Zeitung.« Am Ende des Spiels warfen sie die Zeitungen auf den Court und forderten ihr Geld zurück. Eine Begegnung, die dem Ansehen des Sports einen besonders großen Schaden zufügte, war die vom 20. März 1954. Landesweit verfolgten Zuschauer an ihren Fernsehapparaten die Partie zwischen Boston und New York – eigentlich die perfekte Werbemöglichkeit für die Liga. Mit zwei sich gegenseitig foulenden Mannschaften zog sich das Spiel über drei Stunden in die Länge. Während des letzten Viertels, das 45 Minuten in Anspruch nehmen sollte, schalteten die Zuschauer reihenweise ihre Fernseher aus. Das Netzwerk tat es ihnen gleich und beendete die Liveschalte schon vor dem Spielende.

Anfangs waren die ständigen Stopps und Fouls noch gutgeheißen worden. Dadurch wurde dem Spiel eine physische Komponente beigefügt, die ein wenig an den Hockeysport erinnerte. Schiedsrichter wurden dazu ermuntert, Fouls zu ignorieren, die zum Ende der Partie hin begangen wurden, zu dem Zeitpunkt, an dem die Spieler sich regelrecht um den Ball schlugen. Das war zwar körperlich, aber gleichzeitig ruinierte es das Spiel und, was noch schlimmer war: Die Fans blieben aus.

Irgendetwas musste passieren.

Während der ersten Hälfte der 1950er-Jahre wurden hinsichtlich des Foulspiels einige Regeländerungen vorgenommen, keine davon konnte jedoch verhindern, dass manche Begegnungen zäh wie Kaugummi waren.

Danny Biasone, Inhaber der Syracuse Nationals, setzte sich am vehementesten für durchgreifende Veränderungen ein. Biasone hatte sein Vermögen mit dem Betrieb einer Bowlingbahn in seiner Heimatstadt Syracuse gemacht und war eigentlich ein American-Football-Fan. Von Basketball hatte er wenig Ahnung, was den großen Vorteil mit sich brachte, dass er nicht betriebsblind war. Im Zuge der Diskussionen über das 19-18-Debakel der Pistons gegen die Lakers sprach er sich für einen zeitlich limitierten Ballbesitz aus. Im Football gibt es vier Downs, sinnierte er, und im Baseball drei Outs. Warum sollte es so etwas nicht auch im Basketball geben?

Auf der Sommersitzung der League im Jahr 1954 stellte er seine Idee der 24-Sekunden-Wurfuhr vor. Warum 24 Sekunden? »Ich habe mir die Ergebnistabellen von Spielen, die mir gefallen haben, angeschaut«, erklärte er. »Spiele, bei denen nicht herumgekaspert und künstlich Zeit vergeudet wurde. Mir fiel auf, dass jede Mannschaft ungefähr 60 Würfe absolvierte, was pro Spiel in Summe 120 macht. Ich nahm also die 48 Minuten (die volle Spielzeit) und teilte sie durch 120 Würfe. Das Ergebnis waren 24 Sekunden pro Wurf.«

Seine Berechnungen waren offensichtlich fundiert. Auch wenn der Basketballsport über die Jahrzehnte hinweg immer wieder umfassenden Reformen unterworfen wurde: Die 24-Sekunden-Uhr ist von der NBA bis heute nicht angerührt worden. Syracuse-Star Dolph Schayes brachte es auf den Punkt: »Danny Biasone war der Wilbur Wright des Basketballs.«

An Biasones Alma Mater in Syracuse fand ein Probespiel statt, an dem eine Mischung aus NBA-Athleten wie Schayes und lokalen Talenten teilnahm. Anfänglich hatte es den Anschein, dass die Spieler den Ball möglichst schnell wieder loswerden wollten, nach gerade einmal sieben oder acht Sekunden. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sie einen Rhythmus fanden, der ein höheres Tempo zuließ und den Mannschaften noch genug Zeit gab, um komplexe Spielzüge durchzuführen.

Die Auswirkungen der Shot Clock waren unmittelbar spürbar – es wurde von nun an anders gespielt. Plötzlich war ein Anreiz da, den Ball aus größerer Entfernung zu werfen. In der Saison von 1953–54, der letzten vor der Einführung der Wurfuhr, wurden durchschnittlich 79 Punkte erzielt. In der folgenden Saison waren es bereits 93 und zum Ende der Dekade lag der Schnitt bei 115 Punkten, wobei Cousys Celtics die Tabelle mit 124 durchschnittlich erzielten Punkten pro Spiel unangefochten anführten.

Die Installation der Shot Clock sollte aus dem Star Cousy den Superstar Cousy machen. Mit seinen an Zauberei grenzenden Fähigkeiten, den Ball zu kontrollieren, fügte der auch als »Houdini of the Hardwood« (»Houdini des Parketts«) bezeichnete Cousy dem Basketball einen enormen Unterhaltungswert hinzu. Der Sohn französischer Einwanderer war bereits zu seinen Highschool-Zeiten im New Yorker Stadtteil Queens eine lokale Berühmtheit und konnte sowohl den Titel des Stadtmeisters als auch ein Stipendium am ungefähr eine Stunde westlich von Boston gelegenen Holy Cross College in Massachusetts ergattern. Er wurde landesweit bekannt, als er mit Holy Cross in seinem vierten College-Jahr 26 Siege in Folge erzielte, und zum Bostoner Lokalhelden, als er als Rookie die Celtics zu ihrer ersten erfolgreichen Spielzeit in der Saison 1950–51 führte.

Der begnadete Schütze und Passspieler schien einen Pakt mit dem Ball geschlossen zu haben, der ihm folgte, als ob er an einer Schnur mit ihm verbunden gewesen wäre. Cousy spielte abwechselnd mit links oder rechts und ließ den Ball zwischen seinen Beinen hin- und herhüpfen. Seine Art, den Ball hinter dem Rücken zu spielen, widersprach jeglicher Logik. Marques Haynes und Goose Tatum von den Harlem Globetrotters waren vielleicht die einzigen Spieler der NBA, die ihm auch nur ansatzweise das Wasser reichen konnten. In Assists führte Cousy die Tabelle der NBA in acht aufeinanderfolgenden Jahren an, beginnend mit der Spielzeit 1952–53.

Nicht nur das Spiel wurde durch den Einfluss der Shot Clock immer interessanter, seine Person wurde es auch. Er war der Vorgänger von Jerry West, Magic Johnson, Steve Nash und den Ikonen, die noch folgen würden. Die schnellere Spielweise, die durch die Uhr eingeläutet worden war, war der Schlüssel zu den Erfolgen der Celtics, die es schafften, die Lakers von ihrem uneinnehmbar erscheinenden Thron zu stoßen. Cousy war der Akteur mit der gewaltigsten Anziehungskraft der Liga und sein Gehalt von 20 000 Dollar machte ihn gleichzeitig zum höchstbezahlten. Mit seinen 1,85 Metern war er im Vergleich zum turmhohen Mikan eher als durchschnittlich groß zu bezeichnen, aber sein einzigartiger Stil bot den Zuschauern Unterhaltung vom Feinsten.

»Cousy, die größte Attraktion im Profibasketball, hat fast im Alleingang dafür gesorgt, dass die League finanziell floriert«, war in einem Porträt der Sports Illustrated im Jahr 1956 über ihn zu lesen.

Dass die Mannschaften, für die er antrat, gewannen, schadete natürlich nicht. Nachdem Boston 1956 den Rookie und Center Bill Russell an Land gezogen hatte, konnten die Celtics eine fulminante Aufstellung präsentieren, darunter Bill Sharman, Tommy Heinsohn, K. C. Jones und Frank Ramsey. Nahm man dazu noch Cousy, der die Liste der Fast Breaks anführte, waren die Celtics eine Klasse für sich.

Mit seinen aus dem Lauf heraus und blind gespielten Pässen, großartigen Würfen und seinem Zuspiel an den im Drei-SekundenRaum lauernden Russell verzauberte Cousy im ausverkauften Boston Garden regelmäßig die Massen. Die sich auftürmenden Meisterschaftstitel taten ihr Übriges. Mit jedem Jahr seiner Karriere als Hall of Famer trug Cousy kontinuierlich zum Aufbau seines Heldenstatus bei – alle 24 Sekunden.

COUSYS REKORDABEND

In einem Duell, in dem es vier Verlängerungen gab, ließ Cousy nichts unversucht, um den Ball von den Nationals fernzuhalten. Während die Nats ihn wie eine wild gewordene Fußball-Jugendmannschaft verfolgten, dribbelte er den Ball hinter seinem Rücken, täuschte Pässe an und rannte über das ganze Spielfeld. Hauptsächlich jedoch hielt Cousy am Ball fest und bereitete sich auf Körperkontakt vor. »Geh in Führung und gib den Ball nicht mehr aus der Hand«, sagte er. Die Spieler der Syracuse foulten ihn – was hätten sie auch sonst tun sollen? – und Cousy warf einen Freiwurf nach dem anderen. Bis zum Ertönen der Schlusssirene holte er 32 Freiwürfe heraus, ein neuer Rekord. Die Bilanz: 30 von ihm versenkte Freiwürfe, insgesamt 50 Punkte – und der Sieg.

Boston Garden, 1954. Bob Cousy holt einen Freiwurf gegen Dick McGuire heraus.

1955

SCHAYES UND DAS CITY GAME

In den NBA-Finals des Jahres 1954 trafen zwei völlig unterschiedliche Spielstile aufeinander. Auf der einen Seite standen die Minneapolis Lakers, die wie die meisten Teams aus dem Mittleren Westen ein kontrolliertes Spiel und sich wiederholende Spielzüge bevorzugten. Auf der anderen Seite standen die Syracuse Nationals. Sie spielten das »City Game«, einen fließenden Freestyle, entstanden auf den Asphaltplätzen New Yorks.

Die Nationals waren von Anfang an in der NBA mit dabei und hatten besonders leidenschaftliche Fans. Angeführt wurden sie von Dolph Schayes, der in zwölf aufeinanderfolgenden Jahren unter den zehn besten Schützen und Reboundern der Liga war und für den es nur das hektische Give-and-Go-Passspiel der Nats gab. Schayes wuchs in der Bronx auf. Anfang der 1920er, noch lange bevor der erste Basketball auf den Plätzen New York Citys auftauchte, wurden in den Gemeinschaftszentren der jüdischen Viertel der Lower East Side bereits Körbe geworfen. Die Kinder jüdischer Einwanderer machten das Ballspiel zu ihrem Sport, unter ihnen Schayes, dessen Eltern aus Rumänien stammten.

»Für Football und Baseball gab es keinen Platz«, so der in Brooklyn aufgewachsene Red Auerbach. »Alles drehte sich um Basketball.«

Schon bald bestanden die Spitzenteams der regionalen College-Mannschaften, wie beispielsweise das der New York University (Schayes Alma Mater), überwiegend aus jüdischen Athleten – auch der NCAA-Meister aus dem Jahr 1950, das New York Community College. Diese Sportler wechselten später in die ersten Profiligen, zu denen auch die Vorläufer der NBA zählten.

Ähnlich wie bei den afroamerikanischen Spielern war ihre Eingliederung ein Katalysator für den Antisemitismus. Im Jahr 1938 stellte der bekannte Sportjournalist Paul Gallico die Behauptung auf, dass Juden sich zum Basketball hingezogen fühlten, da »das Spiel einen besonders hohen Wert auf einen wachen, intriganten Verstand, demonstrative Tricksereien, geschicktes Ausweichen und generelle Neunmalklugheit legt«.

Die jüdischen Wurzeln der NBA sind unverkennbar. Viele prominente Schlüsselfiguren der damals noch jungen Liga waren jüdischer Herkunft. Man denke nur an Maurice Podoloff, ihren ersten Beauftragten, oder Red Auerbach. Die Philadelphia Warriors hießen ursprünglich sogar Philadelphia Sphas, was für »South Philadelphia Hebrew Association« stand. Den Titel »Warriors« legten sie sich erst mit ihrem Umzug nach Kalifornien zu.

Bei der ersten NBA-Begegnung im November 1946 zwischen den Toronto Huskies und New York Knickerbockers bot die Startaufstellung der Knicks fünf jüdische Spieler auf. »Wir spielten in Pittsburgh und als wir einliefen, hörte ich sie singen: ›East Side, West Side, hier kommen die Juden aus New York‹«, erinnert sich Nat Militzok, Ursprungsmitglied der Knicks.

Als Schayes die New York University verließ, hatten ihm die Knicks, die in ihm einen 2,02 Meter großen Low-Post-Spieler sahen, bereits einen Vertrag angeboten. Die in Upstate New York beheimateten Syracuse Nationals erkannten in ihm allerdings weitaus größeres Potenzial und boten ihm einen Deal über 7000 Dollar an. Er unterschrieb und spielte in der Saison 1948–49 für die Nats.

Am Anfang seiner Karriere zählte Schayes zu den langsamsten seiner Mannschaft, dieses Manko glich er jedoch durch unbändige Energie aus. »Sein Einsatz war überwältigend«, erinnert sich All-Star George Yardley. Schnelle Pässe, häufige Cuts durch die Zone und allgemeines Gewusel waren die Markenzeichen des City Games, mit dem Schayes aufgewachsen war.

Damals war der wenig effiziente Set Shot noch gebräuchlich, was erklärt, warum Schayes Wurfrate lediglich 38 Prozent betrug. Nach heutigem Standard eher unspektakulär, gehörte er damit in seiner Zeit der Elite an. Sein Radius erstreckte sich jedoch bis jenseits der Drei-Punkte-Linie. Später sollten Spieler, die mit Schayes auf dem Platz standen, ihn hinsichtlich seiner Offensivtaktiken mit Larry Bird vergleichen. Als er sich im Jahr 1954 während der Playoffs das Handgelenk seiner Wurfhand brach, ließ er sich einen Gips anlegen und spielte mit der linken Hand weiter.

Schayes war sowohl der erste Spieler, der in seiner Karriere die 15 000-Punkte-Marke knackte, als auch der Schütze bei den Nats, der Spielzeit für Spielzeit die Trefferliste anführte. Der Rest der Auswahl war ebenfalls eine Klasse für sich. Im Jahr 1954 draftete Syracuse den Center Johnny »Red« Kerr, mit dem sie nun endlich im Post-Bereich ein Mittel gegen Mikan und seine Lakers gefunden hatten. Im Rückraum verfügten sie mit George King über einen wahren Balljäger und Forward Earl Lloyd, der erste schwarze Spieler der NBA, bedeutete Schwerstarbeit für jedes gegnerische Team. Ihren Coach Al Cervi beschrieben die Nationals als einen »Straßenkämpfer« und übernahmen sein Image des Schlägertypen.

Der größte Vorteil der Nationals war allerdings ihr heimisches Publikum. Die Anhänger der Nats waren skrupellos. Gerieten die Spieler in körperliche Auseinandersetzungen, stürmten die Fans den Court und mischten fleißig mit. Gastspieler verließen regelmäßig völlig durchnässt den Platz, nachdem sie von der Tribüne aus mit Getränken übergossen worden waren. Es gab zumindest einen Fall, bei dem die Bankspieler der Gäste zu ihrer eigenen Sicherheit in der Umkleidekabine bleiben mussten, während der Coach hin- und herrannte, um Spieler auszuwechseln. Die Atmosphäre konnte durchaus als einschüchternd bezeichnet werden.

1954 verlor Syracuse das entscheidende siebte Spiel der Finals gegen Mikan und seine Lakers. Im folgenden Jahr jedoch, nach Mikans Rücktritt, traten die Nationals erneut in den Finals an, wo sie Yardley mit den Fort Wayne Pistons gegenüberstanden.