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Beziehung & Kommunikation verbessern: Effiziente Übungen und überraschende Strategien zur Lösung von Beziehungsproblemen Von Katharina Zitzer Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Beziehung besser sein könnte? Stoßen Sie auf immer wiederkehrende Beziehungsprobleme, die Sie einfach nicht lösen können? "Beziehung & Kommunikation verbessern" von Katharina Zitzer bietet Ihnen zahlreiche Übungen und Strategien, um Ihre Partnerschaft zu stärken und Beziehungsprobleme effektiv zu lösen. Dieses Buch ist mehr als nur ein Ratgeber – es ist ein Werkzeugkasten für Paare, die ihre Kommunikation verbessern und ihre Beziehung auf ein neues Level heben möchten. Mit tiefgründigen Einblicken und praxisnahen Übungen führt Katharina Zitzer Sie durch die wesentlichen Aspekte einer erfolgreichen Partnerschaft. Sie lernen, wie Sie: Ihre Kommunikationsfähigkeiten verbessern und Missverständnisse vermeiden Praktische Übungen zur Stärkung der Partnerschaft anwenden Unerwartete und innovative Lösungen für Ihre Beziehungsprobleme finden Vertrauen und Nähe in Ihrer Beziehung aufbauen und festigen Konflikte überwinden und eine glückliche, erfüllte Partnerschaft führen Dieses Buch richtet sich an alle, die ihre Beziehung retten oder einfach nur verbessern möchten – unabhängig davon, ob Sie bereits in einer langjährigen Partnerschaft sind oder gerade erst am Anfang stehen. Mit den leicht verständlichen und umsetzbaren Übungen in diesem Buch können Sie sofort damit beginnen, positive Veränderungen in Ihrer Beziehung zu bewirken. Über die Autorin: Katharina Zitzer ist eine erfahrene Paarberaterin und Autorin, die sich auf die Themen Kommunikation und Selbstwertgefühl spezialisiert hat. Ihre praxisnahen Ratschläge und Übungen haben bereits vielen Paaren geholfen, ihre Beziehung zu verbessern und glücklicher zu leben. Greifen Sie jetzt zu und entdecken Sie die Geheimnisse einer starken und liebevollen Partnerschaft!
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Seitenzahl: 304
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Beziehung & Kommunikation
verbessern
Effiziente Übungen und überraschende Strategien zur Lösung von Beziehungsproblemen
Katharina Zitzer
1. Auflage
Copyright © 2024
Katharina Zitzer
Alle Rechte vorbehalten.
Inhalt
1. Einleitung
2. Was ist Selbstwertgefühl?
2.1 Die Grundlagen der Wahrnehmung
2.2 Sich selbst wahrnehmen: Wie geht das?
2.3 Eine Falle namens Fremdwahrnehmung
2.4 Der Blick durch das Johari-Fenster
2.5 Selbstreflexion
2.6 Wo stehen Sie? Ihr kurzer Selbstwerttest
3. Mangelndes Selbstwertgefühl & Partnerschaft
4. Die Bindungstheorie und ihre vier Typen
4.1 Kindheit als Schlüssel
4.2 Die vier Bindungstypen
4.3 Bindungsverhalten: Vom Kind zum Erwachsenen
4.4 Selbstwertgefühl & Pubertät
4.5 Selbstwertgefühl & Familie
5. Die sechs Säulen des Selbstwertgefühls
5.1 Erste Säule: Leben Sie bewusst!
5.2 Zweite Säule: Akzeptieren Sie sich selbst!
5.3 Dritte Säule: Übernehmen Sie Verantwortung!
5.4 Vierte Säule: Seien Sie selbstbewusst!
5.5 Fünfte Säule: Geben Sie Ihrem Leben ein Ziel!
5.6 Sechste Säule: Erlernen Sie Selbstintegrität!
6. Wenn der Selbstwert fehlt …
6.1 Testen Sie, ob Sie sich selbst lieben
6.2 Praktische Tipps und Selbstliebe-Übungen
6.3 Erkennen, worauf Sie Einfluss haben
7. Selbstwertgefühl & negative Glaubenssätze
7.1 Welche Arten von Glaubenssätzen gibt es?
7.2 Wie Sie negative Glaubensmuster auflösen können
7.3 Toxische Beziehungen erkennen lernen
8. Selbsttherapie für Paare
8.1 Beziehung reflektieren
8.2 Beziehungen der Herkunftsfamilien
8.3 Fokus auf das Positive legen
8.4 Wünsche suchen
8.5 Kommunizieren, kommunizieren, kommunizieren
8.6 Auf Stärken konzentrieren
9. Selbstwertgefühl & negative Verhaltensmuster
9.1 Personalisierungssyndrom
9.2 Es kommt immer so schlimm, wie man denkt
9.3 Die Macht der Willkür
9.4 Denk-Dichotomie
9.5 Der „Circus Maximus“ der Gedanken
9.6 Understatement
9.7 Mehr, als nur generalisieren
9.8 Beweise müssen emotional sein
9.9 Sehen, was man will
10. Praktische Übungen zur Stärkung des Selbstwertgefühls
11. Fazit
12. Quellenangaben
13. Anhang: Auswertungen
Selbstwahrnehmung
Selbstwerttest
Selbstliebe-Test
Glaubenssätze
Rechtliches
Vielleicht kennen Sie es aus eigener Erfahrung ...
Haben Sie auch schon mal das Gefühl gehabt, die falschen Menschen in Ihrem Leben zu treffen? Obwohl Sie eine ganz bestimmte Vorstellung von Partner oder Partnerin haben und so sehr Sie sich auch bemühen, werden Sie scheinbar vom Pech verfolgt. Die Beziehungen, die sie eingehen, verlaufen nicht so, wie Sie es sich erwünscht haben, und sind oft nicht von Dauer. Oder aber es gelingt Ihnen einfach nicht, den richtigen Job zu finden, den Sie mit Herz und Seele ausfüllen können …
Ja, es scheint so, als würde immer irgendetwas im Weg sein. Aber sie können es nicht benennen ...
Wenn Sie solche Erfahrungen immer wieder ins Grübeln gebracht, Sie vielleicht fast schon zur Verzweiflung getrieben haben und Sie dennoch keine Lösung für Ihr Problem gefunden haben, spricht sehr viel dafür, dass der wahre Grund für Ihre negativen Erlebnisse und Misserfolge in einem mangelnden Selbstwertgefühl begründet ist.
Viele Menschen denken, dass ihre Vorstellungen von einer idealen Partnerschaft ausreichen, um diese auch Wirklichkeit werden zu lassen. Gewiss, die individuelle Vorstellungskraft, Ihre Fantasie, spielt bei der praktischen Umsetzung von Vorhaben, Plänen und bei der Verwirklichung von Wünschen und Lebensträumen eine wichtige Rolle, ist aber nicht alles. Sie ist wie ein Motor, doch es gibt etwas, das diesen Motor gewissermaßen antreibt:
Das ist Ihr persönliches Selbstwertgefühl!
Es ist das Gefühl, das Sie von sich selbst, Ihrer Identität und Individualität haben, und zwar im Positiven wie im Negativen, und das Sie Ihrer Umwelt dann kommunizieren. Nur, tun Sie es auf die richtige Weise? Und überhaupt, wie ist es um Ihr eigenes Selbstwertgefühl bestellt? Akzeptieren Sie sich so, wie Sie sind, mit allen Ecken und Kanten, oder gehören Sie eher zu jenen Menschen, die mit sich im Unreinen sind?
Wenn Sie unsicher sind, wie Sie diese Frage beantworten sollen, wird Ihnen ein kurzer Selbstwerttest am Ende des zweiten Kapitels weiterhelfen.
Verfügen Sie über ein gesundes, stabiles Selbstwertgefühl, lassen Sie sich durch äußere Umstände nicht so einfach aus der Bahn werfen, sondern bleiben standfest in allem, was Sie tun. Mit anderen Worten stellt Ihr positives Selbstwertgefühl die Straße dar, auf der Sie zu Ihrem Ziel gelangen bzw. etwas im Leben erreichen können. Ist es anders, kommen Sie ständig von der Fahrbahn ab oder verfahren sich und haben größte Schwierigkeiten, Ihre Ziele zu verfolgen. Vielleicht sogar resignieren Sie am Ende vollständig und halten Erfolge in Ihrem Leben für ganz und gar unmöglich.
Egal ob im positiven oder negativen Sinne, Ihr Selbstwertgefühl ist ein für andere Menschen unsichtbarer Akteur, der über verbale und nonverbale Verhaltensweisen sichtbar und erfahrbar wird. Andere Menschen nehmen Ihre Sprache und Signale wahr und nehmen daraufhin eine Beurteilung Ihrer Person vor. Das geschieht zwar meistens unbewusst, doch es hat einen enormen Einfluss auf das Verhältnis, das eine andere Person bereit ist, zu Ihnen aufzubauen. Im umgekehrten Falle ist es Ihr eigenes Selbstwertgefühl, welches Sie selbst in die Lage versetzt, eine offene, unverstellte, d. h. verständnisvolle, aber stets selbstbestimmte Beziehung mit einer anderen Person, wie z. B. Partner oder Partnerin, einzugehen. Der Leitsatz, der einem stabilen, positiven Selbstwertgefühl zugrunde liegt, lautet ganz einfach: „Wer sich selbst nicht versteht, kann auch andere Menschen nicht verstehen.“
Doch gerade wenn es um Ihr Selbstwertgefühl nicht zum Besten bestellt ist und Sie schon morgens am Frühstückstisch an sich herumnörgeln und damit unmerklich Ihr Verhältnis zu anderen Menschen festlegen, mag dieser Leitsatz als ein unerreichbares Ziel in unendlicher Ferne erscheinen. Dass dem nicht so ist und dass jeder Mensch sein Selbstwertgefühl verbessern, stärken, aufbauen und heilen kann, werden Sie im Verlaufe dieses Buches anhand vieler wissenswerter Erläuterungen zu Theorie und Praxis des Selbstwertgefühls erfahren können.
Sich selbst viel wert sein, den Wert des eigenen Lebens erkennen ...
Das tun leider viel zu wenige Menschen in der heutigen Zeit. Wenn es um das Thema „Selbstwertgefühl“ geht, wird dieses zumeist über Äußerlichkeiten, wie Reichtum, Ruhm oder Macht definiert. Doch das ist „nicht“ das Selbstwertgefühl, über das Sie in diesem Buch sehr viel Wissenswertes und Praktisches erfahren werden ...
Es scheint, als habe alles in dieser Welt einen genau festgelegten Wert, der sich auf irgendeine Weise berechnen oder bemessen ließe. Ja, die Welt scheint ein unüberschaubares, unentwirrbares Netzwerk aus Werten, Wertungen, Wertigkeiten und Bewertungen zu sein. Überall stoßen Sie darauf: Kaufen Sie bei Amazon ein, werden Sie gebeten, eine Bewertung abzugeben. Gehen Sie in den Supermarkt, akzeptieren Sie den Verkaufswert eines Lebensmittels, ohne dass Sie in der Lage wären, diesen irgendwie nachvollziehen zu können. Sie gehen in den meisten Fällen davon aus, dass Wert und Preis stimmen.
Der äußere Wert einer Sache scheint hoch und ehern über allem zu thronen. Heikel wird es allerdings immer dann, wenn es nicht um materielle Dinge, sondern um Menschen geht. Auch wenn viele Menschen dem Irrtum unterliegen, sie hätten einen Wert, der sich über äußere Faktoren bestimmen lassen würde, der wirkliche Wert eines Menschen erschließt sich ihm selbst und seinen Mitmenschen immer nur durch das, was in ihm ist, durch sein Inneres.
Sie können sich täglich in den Medien darüber informieren. Sportler X hat diesen oder jenen Marktwert, wird gehandelt, gekauft und verkauft wie eine Ware. Einzig die Leistung, die er erbringt, zählt. Doch was ist mit dem Menschen, dem Individuum dahinter … hinter diesen scheinbar aussagekräftigen Wertungen?
Die moderne Leistungsgesellschaft kann ohne Wertzuweisungen jeglicher Art nicht existieren. Sie definiert sich darüber. Doch das hat ernst zu nehmende Folgen für die Psyche und die Verhaltensweisen vieler Menschen. Der wirkliche innere Wert, der Selbstwert, den sich ein Mensch zuweist und den er in sich fühlt, wird in sehr vielen Fällen unter den äußeren Wertmaßstäben, auf die sich die Gesellschaft geeinigt hat, buchstäblich begraben. Dadurch entstehen psychische Verzerrungen oder Dissonanzen und das authentische Selbstbild, das eigentlich jeder Mensch von sich hat, wird unter diesen negativen Einflüssen nicht selten bis zur Unkenntlichkeit entstellt. So führen viele Menschen, ohne es richtig zu bemerken, ein Leben, das gar nicht das ihre ist, sondern von verschiedenen äußeren Faktoren mal subtil, mal weniger subtil bestimmt wird.
Und das kann bereits in der Kindheit beginnen, weshalb gerade die frühen Lebensjahre für die Herausbildung eines gesunden Selbstbildes und eines stabilen Selbstwertgefühls so überaus wichtig sind (Vgl. 1). In dieser Zeit werden die ersten psychischen Weichen Ihres Lebens gestellt, die nicht nur bis in Ihr Erwachsenenalter hineinreichen, sondern dieses auch maßgeblich mitbestimmen. Im Negativen wie im Positiven. Aber auch die persönlichen Wertvorstellungen von Eltern, Verwandten und Freunden werden auf Sie als junger Menschen projiziert, sodass es möglich ist, dass Sie schon früh das Vertrauen in Ihre eigene Stärke, in Ihre eigenen Fähigkeiten und Talente, aber auch in Ihre Wünsche und Träume, leicht verlieren können. So kann das Unglück, ohne dass Sie es bemerken, bereits früh seinen Lauf nehmen.
Sind Sie dann erwachsen, gehen Sie Beziehungen und Partnerschaften ein, aber diese Programmierungen aus Ihrer Kindheit wirken nach. Ja, sie manifestieren sich immer wieder, und Sie scheinen gefangen in destruktiven Verhaltensmustern, die Ihr ganzes Leben auf subtile Weise mitprägen. Solche übernommenen Muster haben bei vielen Menschen auch leider einen maßgeblichen Einfluss auf die Partnerwahl. Wie soll die Traumfrau oder der Traummann aussehen? Wer macht sich darüber keine Gedanken? Doch wie real sind diese Vorstellungen? Und passen sie überhaupt zur eigenen Persönlichkeit. Es gibt Menschen, die ihr Leben lang alten, aus der Kindheit stammenden Vorstellungsmustern, wie der jeweilige Traumpartner zu sein hat, hinterherlaufen. Diese Programmierungen haben einen solchen Einfluss auf das Denken und Handeln, dass selbst im negativen Falle, d. h., wenn sich diese Muster als vollkommen inkompatibel mit der eigenen erwachsenen Persönlichkeit erweisen, sie dennoch weiterverfolgt werden. Es ist nicht unbedingt falsch, dabei sogar von einer Art „Autohypnose“ zu sprechen, durch die die Partner-Orientierung gelenkt wird.
Mangelndes Selbstwertgefühl ist darum eine unsichtbare Hürde, an der viele Partnerschaften buchstäblich zerschellen können. Dabei sind die Symptome unterschiedlich: So kann es das Misstrauen gegenüber dem jeweiligen Partner sein, aber auch Eifersucht bis hin zur Untreue können Folgen eines instabilen Selbstwertgefühls sein. Was in den allermeisten Fällen zuerst zu Schaden kommt, ist eine offene und ehrliche Kommunikationsweise zwischen den Beteiligten. Vielleicht kennen Sie dieses dissonante Gefühl aus eigener Erfahrung: Sie bekommen plötzlich das lähmende Gefühl, nicht mehr miteinander sprechen, sich nicht mehr auf vertrauensvolle Weise austauschen zu können. Oder aber Sie bemerken, wie Sie aneinander vorbeireden. In der Folge werden Ihr Handeln und das Handeln Ihres Partners „unberechenbar“, woraus natürlich in fast jedem Fall sehr schnell ernsthafte Beziehungsprobleme entstehen.
Wenn Sie sich z. B. die Frage stellen, warum es mit der partnerschaftlichen Intimität oder dem Sex nicht so klappen will, oder warum ständige langwierige, im Kern ergebnislose Diskussionen um offenbar unwichtige Themen das harmonische Miteinander belasten oder stören, ist es an der Zeit, dass Sie sich Ihrem Selbstwertgefühl auf kritische Weise stellen. Ohne Wenn und Aber, und mit der inneren Bereitschaft, sich wirklich von Grund auf kennenzulernen und im Verlauf dieser psychischen Selbsttherapie negative Glaubensmuster und Leitsätze zu erkennen und abzulegen und sich innerlich buchstäblich neu zu programmieren.
Gerade in der Nähe zu anderen Menschen, in der Partnerschaft also, zeigen sich die Folgen eines mangelnden Selbstbewusstseins auf sehr massive Weise. Ermangelt es Ihnen an jenem positiven Gefühl zur eigenen Identität und Individualität, leidet nicht nur das Intimleben der Partner darunter, es ist auch Ihre Fähigkeit zur Akzeptanz im Allgemeinen negativ betroffen. Charakteristisch ist in solchen Fällen die Flucht des Betroffenen vor sich selbst, vor seiner eigenen authentischen Identität. Leiden Sie unter einem Mangel an Selbstwertgefühl, erkennen Sie in der Regel nicht, was gut für Sie ist, weil Sie sich selbst nicht richtig kennen und aufgrund der angesprochenen Verhaltensprogrammierungen in sich eine Person sehen, die Sie gar nicht sind. Vorstellungen folgend, die nicht die Ihren sind, sind Sie bereits von jener erwähnten Straße abgekommen, auf der Sie sich eigentlich erfolgreich und in Harmonie mit sich selbst und Ihrer Umwelt fortbewegen könnten.
So sollen Sie in diesem Buch nicht nur über alle wichtigen Aspekte Ihres Selbstwertgefühls, seiner Entstehung, seiner Natur, seiner versteckten Mechanismen etc. informiert werden. Es geht auch darum, Ihre persönliche Achtsamkeit in Hinblick auf Ihr gesamtes Selbstbild, Ihr Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zu schärfen, was Sie unter anderem durch gezielte meditative Arbeit mit sich selbst erreichen können. Das Ziel ist, dass Sie sich selbst so vollständig, so ganzheitlich wie möglich selbst betrachten und verstehen lernen, und das selbstverständlich ohne einen Spiegel an der Wand.
Ein gesundes Selbstwertgefühl bedeutet auch, negative Erfahrungen aus Ihrem Leben in Ihre Persönlichkeitsstruktur zu integrieren (Vgl. 2). Nur so können Sie mit sich selbst auf positive, konstruktive Weise umgehen. Es geht dabei also nicht darum, Negatives wegzudrücken oder zu ignorieren. Es ist entscheidend, dem Negativen die Spannung zu nehmen, es aufzulösen. Hierzu werden Ihnen zahlreiche effektive Übungen vorgestellt, die sich problemlos in Ihren Alltag integrieren lassen. Erkennen Sie Ihren von allen Dingen und auch allen Menschen vollkommen unabhängigen, eigenständigen Selbstwert, erkennen Sie auch sich selbst und Ihre Rolle im Leben, ja können diese erst wirklich zufriedenstellend ausfüllen. Ein intaktes Selbstwertgefühl ist somit tatsächlich der Generalschlüssel zu einem glücklichen Leben.
Da Partnerschaften ein Manifestationsfeld verschiedenster Verhaltensweisen und Reaktionsschemen sind, kommt es natürlich zwischen Partnern immer wieder zu gegenseitigen Kommunikations- und Verständnisproblemen. Oft lassen sie sich lösen und haben keinen weiteren Einfluss auf die fortlaufende Harmonie einer Beziehung. Doch ist Ihr Selbstwertgefühl instabil, nur mangelhaft ausgebildet oder ist es z. B. durch bestimmte unverarbeitete Erfahrungen geschädigt, sind Lösungen oft gar nicht möglich, weil nur die Symptome eines Konflikts, nicht aber die Ursachen behandelt werden können.
Die praktische Arbeit an Ihrem Selbstwertgefühl ist darum eine Grundlagenforschung an Ihnen selbst, und es führt Sie zur wirklichen Ursache vieler Konflikte, die in Ihrem Leben vielleicht ungelöst bleiben mussten. Geht es um diese Ursachenfindung, sollten Sie sich unter anderem folgende Fragen stellen (Vgl. 3):
„Welche eigenen Verhaltensmuster sind für dieses oder jenes, was geschehen ist, verantwortlich?“
„Wo stammt dieses Verhaltensmuster her?“
Und besonders wichtig die Frage: „Bin ich das wirklich selbst bzw. sind meine innerste Überzeugung und Verhaltensmuster X auch wirklich deckungsgleich?“
Entwickeln Sie ein gesundes Selbstwertgefühl, haben Sie Selbstvertrauen, und sind Sie sich Ihrer persönlichen Stärken bewusst, stehen Sie auch zu dem, was Sie sagen und tun. Viele partnerschaftliche Probleme treten immer dann auf, wenn Menschen nicht nach ihrer inneren Überzeugung, ihrem Selbstbild zufolge, agieren, wenn sie mit anderen Worten etwas Anderes darstellen wollen, als sie in Wirklichkeit sind. Dann lügen die Partner sich an, heucheln Verständnis, Zuneigung oder sogar Liebe und verursachen dadurch Zerrüttung auf verschiedenen Ebenen.
Auch wenn Ihr Selbstwertgefühl als solches unsichtbar ist, Sie können es sichtbar werden lassen: Durch Ihr Verhalten und auch durch Ihre Körperhaltung, die positiv oder negativ sein kann. Beides ist abhängig von der Art und Weise, wie Sie sich selbst wahrnehmen. Die Selbstwahrnehmung, die wie auch das Selbstwertgefühl schon früh im Leben entwickelt wird, trägt wesentlich dazu bei, wie selbstbewusst Sie auftreten und handeln können. So sind die Erkenntnisse zum Prozess der Selbstwahrnehmung Teil jener psychologischen Grundlage, die für ein intaktes Selbstwertgefühl so unentbehrlich ist.
Loslassen! Was sich so einfach sagen lässt, gehört zu den schwierigsten Übungen auf dem Weg zu einem intakten Selbstwertgefühl überhaupt. Auch wenn sich nicht wenige betroffene Menschen dazu genötigt fühlen, negative Erfahrungen, die sich aus diesem Umstand ergeben, ihrer Umwelt zuzuschreiben, sie begehen damit einen schwerwiegenden Fehler, der eine Lösung ihres Problems nur noch in weitere Ferne rücken lässt. Die Selbstreflexion, das schonungslose Analysieren des eigenen Verhaltens, wird aus diesem Grunde bei Ihrer praktischen Arbeit und Selbsttherapie einen hohen Stellenwert einnehmen.
Fragen Sie sich z. B. (Vgl. 4):
„Warum habe ich mich so oder so verhalten?“
„Hätte ich mich auch anders verhalten können?“
„Welche Motivation steckt hinter dieser oder jener Reaktion?“
Beantworten Sie sich diese Fragen ohne Rücksicht auf das Ergebnis, können Sie schon bald das näher definieren, was wirklich zu Ihrem Wesenskern gehört und woraus sich Ihr Selbstwertgefühl speist.
Selbstwertgefühl, Selbstwahrnehmung, Selbstreflexion, Selbstbild …
Diese Begriffe spielen in den folgenden Kapiteln die Hauptrolle, so wie sie auch die Hauptrolle bei Ihrer praktischen Arbeit mit sich selbst spielen sollten. Eine möglichst genaue Kenntnis dessen, was sie eigentlich ausdrücken und vor allem auf Ihre eigene Person bezogen bedeuten, ist darum für Sie unerlässlich.
Wie genau aber interagieren diese Aspekte Ihrer Persönlichkeit miteinander, wie genau lassen sie sich miteinander wirksam synchronisieren?
Und wo sollten Sie mit Ihrer Arbeit beginnen?
Die erste Übung kann für Sie als Einstieg in die Thematik sehr hilfreich sein. Sie dient als Einstieg in die Reflexion über den eigenen Selbstwert und den Wert des Partners. Sie betont positive Aspekte und fördert eine unterstützende Kommunikation in der Beziehung. Der Fokus liegt darauf, die Wertschätzung für sich selbst und den Partner zu stärken. Die Übung kann man allein oder auch mit dem Partner durchführen.
Selbstwert-Reflexion
Allein:
Setzen Sie sich an einen ruhigen Ort, an dem Sie ungestört sind.
Nehmen Sie einen Stift und ein Blatt Papier zur Hand.
Schreiben Sie oben auf das Blatt: "Was macht mich einzigartig und wertvoll?"
Nehmen Sie sich einige Minuten Zeit, um darüber nachzudenken und Ihre Gedanken aufzuschreiben. Betonen Sie dabei Ihre Stärken, Talente, Erfolge und positiven Eigenschaften.
Mit dem Partner:
Setzen Sie sich gemeinsam an einen ruhigen Ort.
Jeder Partner nimmt ein Blatt Papier und einen Stift.
Schreiben Sie oben auf Ihre Blätter: "Was macht meinen Partner einzigartig und wertvoll?"
Nehmen Sie sich (jeder für sich) einige Minuten Zeit, um über die Stärken, Talente und positiven Eigenschaften Ihres Partners nachzudenken. Schreiben Sie Ihre Gedanken auf.
Gemeinsame Reflexion:
Teilen Sie Ihre Gedanken miteinander, indem Sie abwechselnd Ihre Einträge vorlesen.
Achten Sie darauf, positive und unterstützende Worte zu verwenden, wenn Sie über sich selbst oder Ihren Partner sprechen.
Besprechen Sie, wie es sich anfühlt, solche positiven Aspekte zu erkennen und anzuerkennen.
Wie es der Volksmund so prägnant ausdrückt, beginnt die Arbeit „vor der eigenen Haustür“. Mit anderen Worten: Bei Ihnen selbst ...
Sie können Dinge nur dann verändern, wenn Sie sich zuerst selbst ändern, denn Sie stehen zu Ihrer Umwelt in einem faktischen Resonanzverhältnis. Die Welt ist voller Beispiele dafür: Wenn Sie an einem sportlichen Wettbewerb teilnehmen wollen, müssen Sie zuvor erst einmal eine entsprechende körperliche und mentale Fitness erlangen. Dafür müssen Sie lange und intensiv trainieren. Sie nehmen mit anderen Worten also eine Veränderung an Ihren Lebensabläufen und an Ihrem Körper vor. Aber Sie beeinflussen gleichzeitig auch Ihren Geist, denn Sie brauchen ja einen starken Durchhaltewillen, um Chancen auf Erfolg zu haben.
Dasselbe Prinzip gilt auch, wenn Sie beginnen, an Ihrem persönlichen Selbstwert zu arbeiten.
Der Begriff „Selbstwertgefühl“ wirkt auf den ersten Blick kompakt, gerade so, als würde es keiner weiteren Erklärung bedürfen, um zu wissen, was er bedeutet. In Wirklichkeit jedoch gleicht dieses Wort dem Blick auf einen ruhigen, aber tiefen Bergsee. An der Oberfläche ist er spiegelglatt glänzend und reflektiert das Sonnenlicht, schauen Sie aber tiefer hinein, eröffnen sich Ihrem Auge plötzlich unterschiedlichste Strukturen, die, unabhängig von Gestalt, Größe und Bedeutung, das Gesamtbiotop dieses wundervollen Sees ausmachen.
Der Selbstwert eines Menschen ergibt sich einfach gesprochen aus der Bewertung, die dieser an sich selbst vornimmt. Bei dieser Selbstbewertung spielt natürlich das Ich-Empfinden eine gewichtige Rolle (Vgl. 5). Gerade aber dieses Ich-Empfinden ist wieder sehr stark von äußeren Einflussfaktoren abhängig. Sind Sie wirklich „Sie“ oder sind Sie nur das, was z. B. die Gesellschaft von Ihnen will und erwartet? Im Berufsleben sind Sie dann vielleicht eine ganz andere Person als privat.
Dieser psychologische Spagat trifft für viele Menschen zu, ist aber auf Dauer ein hoher Belastungsfaktor, der nicht zu unterschätzen ist. Oft unterscheidet sich das private Selbstwertgefühl vom Ich-Empfinden, welches Sie für Ihre tägliche Arbeit brauchen.
Ein gutes Beispiel sind Schauspieler, die in sehr vielen Fällen in großer psychischer Dissonanz leben. Auf der Bühne oder im Film stellen sie beispielsweise Helden und Draufgänger dar, im Privatleben sind sie dagegen unauffällig und meiden die Aufmerksamkeit anderer Menschen. Ein konkretes Beispiel ist die weltberühmte deutsch-französische Schauspielerin Romy Schneider gewesen, die extreme Depressionsphasen durchlebte, wann immer sie nicht vor der Kamera stehen und ein spezifisches Ich-Empfinden im Kreis ihrer Schauspielkollegen erleben konnte (Vgl. 6).
Da das Ich-Empfinden oder die menschliche Ego-Dimension eine nach außen gerichtete Wahrnehmungsinstanz darstellt und somit leicht beeinfluss- und manipulierbar ist, geht es bei der Entdeckung und Definition Ihres eigenen authentischen Selbstwertgefühls auch weniger um egoistische Erfahrungsaspekte. Ganz im Gegenteil: Sie können Ihr authentisches Selbstwertgefühl nur dann erfolgreich definieren, wenn Sie die oberflächliche Ich-Dimension Ihrer Persönlichkeit möglichst unberücksichtigt lassen. Das wird besonders dann entscheidend, wenn es darum geht, eigene Verhaltensweisen zu überprüfen, fehlerhafte, unzeitgemäße oder grundsätzlich negative Glaubensmuster abzulegen und gleichzeitig dafür innerlich bereit zu sein, neue Lebensperspektiven und Leitsätze in Ihr Verhalten zu integrieren. Denn es ist das Ego, das sich in der Regel sehr schnell an Verhaltensweisen bindet, diese auch verteidigt und sich nur schwer von ihnen trennen will. Loslassen bedeutet darum auch, festgefahrene Strukturen Ihres Ich-Empfindens loszulassen. Ein Prozess, der nicht leicht ist, da er mit starken Verlustängsten verbunden sein kann. Diese können aber gut kompensiert werden, wenn Sie gleichzeitig an der Stärkung Ihres authentischen Selbstwertgefühls arbeiten.
Wie oft haben Sie sich schon darüber geärgert, wenn Ihr Verhalten oder Ihre Reaktionen negative Folgen für Sie hatten? Vielleicht beharrten Sie beispielsweise in Ihrer Partnerschaft auf etwas, wollten unbedingt etwas durchsetzen, das überhaupt nicht den Vorstellungen Ihres Partners entsprach? Die Folge war ein Konflikt, den Sie unter Umständen hätten vermeiden können. In solchen Fällen sollten Sie sich nämlich fragen, auf welchen Glaubensmustern Ihre Vorstellungen überhaupt beruhen. Es ist an der Tagesordnung, dass Erwachsene die Verhaltensweisen aus Ihrer Kindheit, nämlich jene, die sie von ihren Eltern oder Verwandten übernahmen, unbewusst fortführen.
Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass das Ich-Empfinden sehr stark bei Vergleichsprozessen mit anderen Menschen in den Vordergrund tritt. Ihr Ego meldet sich dann sofort zu Wort, wenn Sie etwas sehen, was Sie nicht besitzen oder sind, es aber haben oder sein wollen. Sie sagen sich dann z. B. (Vgl. 7): „Warum hat Person X das und nicht ich?“, oder: „Mir geht es aber schlechter als Person X“, oder „Ich habe nie Glück, Person X aber hat immer Glück“.
Hierbei handelt es sich deutlich um negative Leitsätze, die letztendlich das eigene Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und natürlich Ihr Selbstwertgefühl angreifen und untergraben. Mehr noch: Ihr Selbstwertgefühl kann geschädigt werden, was, sofern derartige Affirmationen sogar zur täglichen Denkroutine werden, zu depressiven Stimmungslagen führen kann.
Natürlich bedeutet das nicht, dass Vergleiche grundsätzlich schlecht sind, es kommt nur darauf an, auf welche Weise diese Vergleiche vorgenommen werden. Vergleichen Sie z. B. Ihre „normalen“ sportlichen Leistungen mit den Leistungen eines professionellen Sportlers, können diese Vergleiche sehr motivierend für Sie sein. Doch auch hier ist Vorsicht angesagt, denn Menschen mit einem starken Ego neigen häufig zur Überschätzung Ihrer eigenen Fähigkeiten. Wollen Sie zu schnell zu hoch hinaus und es den Profis gleichtun, erkennen aber nicht Ihre persönlichen Grenzen, kann es schnell negative Auswirkungen für Sie haben. Sie übernehmen sich, verletzen sich etc.
Dieses eine Beispiel zeigt Ihnen bereits sehr klar, dass Selbstwertgefühl und Ich-Empfinden bzw. die Ego-Dimension Ihrer Persönlichkeit ein sehr schwieriges, oft doppelbödiges Verhältnis zueinander haben. Ihre Interaktion verläuft nicht selten am Rande eines psychologischen Abgrunds. Ist Ihr Selbstwertgefühl stark und ist Ihr Selbstbild intakt, werden Sie ganz automatisch und ohne darüber viel nachdenken zu müssen, ein geeignetes Mittelmaß für derartige Situationen und Fragen finden. Das Thema „Vergleiche“ wird zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Buch noch einmal näher beleuchtet werden.
Es wird Ihnen sicherlich bereits aufgefallen sein: Selbstwertgefühl ist mehrschichtig. Tatsächlich gibt es zahlreiche Theorien über die verschiedenen Aspekte dieses unsichtbaren inneren Akteurs in Ihrem Leben. Anhand der Art und Weise, wie Sie sich selbst bewerten, ergibt sich auch Ihr Verhältnis zur Umwelt und zu anderen Menschen. Haben Sie Selbstvertrauen, können Sie schnell und offen auf Menschen zugehen und sind auch flexibel im Umgang mit anderen Meinungen. Sie verfügen auch über eine hohe Lernbereitschaft. Je weniger Selbstvertrauen Sie haben, je weniger Selbstwertgefühl vorhanden ist, desto mehr ziehen Sie sich zurück, vermeiden den offenen Austausch mit anderen Menschen und sind auch anderen Meinungen gegenüber eher verschlossen. Im extremen Fall kann es dazu kommen, dass Sie die Meinungen anderer Menschen abtun, verwerfen oder sogar aktiv bekämpfen (Vgl. 8).
Eine Theorie, die erwähnenswert ist, behandelt das Selbstwertgefühl in Hinblick auf die Fragen nach der persönlichen Identität (Vgl. 9). Dabei wird unterschieden zwischen der Identität eines Menschen bzw. den individuellen Eigenschaften, mit denen sich ein Mensch von anderen Menschen abgrenzt, und einer sozialen Identität, die sich z. B. aus seiner sozialen Zugehörigkeit ergibt.
Tatsächlich ist der Aspekt der sozialen Herkunft für viele Menschen ein entscheidender Faktor für ein mangelndes Selbstwertgefühl. Auch hier muss wieder die Rolle der Kindheit oder Jugend betont werden. Besonders in einer Gesellschaft, in der der Wert eines Menschen leider zu oft von äußeren Attributen des Wohlstands, wie z. B. von Statussymbolen, abgeleitet wird, haben es nicht wenige junge Menschen schwer, ein unabhängiges und starkes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen aufzubauen. Materielle Werte gelten häufig als Maßstab für die soziale Identität.
Da nach der „Theorie der sozialen Identität“ die Notwendigkeit zur Orientierung im Leben auch das Bedürfnis schafft, Dinge zu kategorisieren (Vgl. 10), kann es durch die Überbetonung äußerer Attribute oder materieller Werte schnell zur Störung des von materiellen Dingen unabhängigen Selbstwertgefühls kommen. Anders ausgedrückt: Es wird den Betroffenen gar keine Möglichkeit gegeben, sich nach innen, zu sich selbst hin, zu orientieren. Die Orientierung wird vorgegeben und führt in eine festgelegte Richtung, was allerdings nicht zur Stärkung des Selbstwertgefühls beiträgt. So werden viele Menschen in eine soziale Identität gedrängt, durch die sie zwar von anderen Menschen positiv bewertet werden mögen, dennoch aber bleibt oft eine innere Leere zurück, die eigentlich vom eigenen Selbstwertgefühl ausgefüllt werden sollte.
Die negativen Auswirkungen dieser Prozesse lassen sich ebenfalls häufig in Partnerschaften wiederfinden, und zwar immer dann, wenn zwei grundverschiedene Lebensweisen aufeinandertreffen. Zwar lieben sich zwei Menschen, doch es bestehen Differenzen bei der Bewertung materieller Äußerlichkeiten. Da dieses Thema wegen seines Spannungspotenzials sehr beliebt ist, werden Sie es vielleicht schon oft in Filmen gesehen haben: Reicher Mann verliebt sich in arme Frau oder umgekehrt. Doch was in Filmen oft mit einem Happy End ausgeht, hat leider sehr wenig mit der Realität zu tun, denn zu verschieden sind die Selbstwertkomplexe, die in solchen Beziehungen aufeinanderprallen. Gehen beispielsweise zwei Menschen eine Beziehung ein, bei der der eine Partner minimalistisch aufgewachsen ist und auch als Erwachsener so lebt und der andere Partner ein luxuriöses Lebensumfeld gewohnt ist und bevorzugt, wird es sehr schnell Beziehungsprobleme geben. Dies geschieht vor allem dann, wenn die Partner nicht lernbereit sind, d. h., keine wirkliche Bereitschaft besteht, die angenommene soziale Identität zu hinterfragen und aktiv das eigene Selbstwertgefühl zu überprüfen. Es kommt nur selten vor, dass ein Mensch, der z. B. in großem Wohlstand lebt, diesen wirklich hinterfragt, sich der negativen Folgen bestimmter damit verbundener Lebens- und Verhaltensweisen bewusstwird und zugunsten seines authentischen Selbstwertgefühls neue Lebenswege beschreitet.
Wie bereits eingangs angeführt, wird das Selbstwertgefühl eines Menschen bereits in der Kindheit ausgebildet. Schon in der Schule zeigt sich häufig ganz unmissverständlich, wer selbstsicher ist und wer nicht. Junge Menschen, denen es an Selbstwertgefühl ermangelt, nehmen dann oft unfreiwillig eine Opferrolle im sozialen Miteinander an. Viele Erwachsene leiden noch im Erwachsenenalter an diesen frühen Erfahrungen und können sich nicht von dem einschnürenden Korsett der Selbstunsicherheit befreien. Die Auswirkungen reichen dann bis in die Partnerschaft hinein, sodass es zur Dominanz eines Partners über den anderen kommen kann, die das psychische Leid des Betroffenen nur noch verstärkt.
Grundsätzlich wird Selbstwertgefühl in der Kindheit aus vier folgenden Kardinalfaktoren gebildet (Vgl. 11):
Können Sie durch Ihr Verhalten positive Wirkungen erzielen, bewirken die positiven Erlebnisse auch angenehme Gefühle, die Teil des Selbstwertes werden.
Wird Ihr Verhalten von anderen Menschen, die Ihnen nahestehen, wertgeschätzt und erhalten Sie Anerkennung für gute Leistungen, werden diese Erfahrungen zum Teil Ihres Selbstwertgefühls.
Können Sie sich mit Bezugspersonen identifizieren, die Ihnen wichtig sind, und die selbstsicher auftreten, übernehmen Sie diese Muster und integrieren sie in Ihr Selbstbild und Selbstwertgefühl.
Gelingt es Ihnen in späteren Jahren und im Erwachsenenleben, einen gesunden Ausgleich zu schaffen zwischen den in der Kindheit erfahrenen Freiheiten und der Nähe zu Ihren wichtigsten Bezugspersonen, wird auch Ihr Selbstwertgefühl ausgeglichen und stabil sein.
Der erstgenannte Punkt betrifft das sogenannte „positive Feedback“. Wann immer Sie etwas sagen oder tun, das bei anderen Menschen positive Effekte erzielt, verknüpfen Sie dies auch mit positiven Gefühlen. Je öfter das geschieht, desto mehr verfestigt sich diese Erfahrung in Ihrer Psyche. Dabei kann es sich um alles Mögliche handeln, wie beispielsweise einen einfachen Witz, den Sie einem Freund erzählen. Ihr Gegenüber lacht, und Sie fühlen sich bestätigt.
Besonders prägend sind Situationen, die ein gemeinsames Erleben miteinschließen. Wenn Sie als Kind merken, dass Ihr Verhalten in einer Gruppe akzeptiert wird und dass Sie eine bestimmte Rolle gut ausfüllen, kommt es zu einer positiven psychischen Besetzung des Zusammengehörigkeitsgefühls, d. h., Sie werden auch als Erwachsener das Arbeiten in einem Team zu schätzen wissen. Haben Sie in Ihrem Leben dagegen wenige gemeinsame Erfahrungen mit anderen Menschen, werden Sie sich eher zu einem Einzelgänger entwickeln und sich isolieren (Vgl. 12).
Beim zweiten Punkt geht es um das sogenannte „Belohnungssystem“. Belohnung schafft Anreiz und motiviert. Tatsächlich gibt es im menschlichen Gehirn eine Anzahl von arealen und neuronalen Verbindungen, die dafür sorgen, dass Ihr Gehirn mit dem „Glücksbotenstoff“ Dopamin buchstäblich durchflutet werden kann (Vgl. 13).
Dabei steht besonders der Hippocampus im Vordergrund, in dem die verschiedenen Sinnes-Informationen zusammenfließen. Das hat seinen Grund, denn der Hippocampus ist das entscheidende Hirnareal für das Abrufen von Erinnerungen (Vgl. 14). Das Belohnungssystem im Gehirn funktioniert über das Gedächtnis, das Sie in die Lage versetzt, bereits vorhandene Erfahrungswerte mit neuen Erfahrungen, die Sie machen, abzugleichen und zu bewerten. Daraus speist sich natürlich Ihr Selbstwertgefühl. Werden Sie z. B. von Ihren Eltern in der Kindheit für schulische oder sportliche Leistungen gelobt und belohnt, werden diese Erfahrungen zu positiven Bestandteilen Ihres Selbstbildes, die jederzeit abrufbar sind und für ein starkes und stabiles Selbstvertrauen sorgen (Vgl. 15). Ihre Fähigkeiten, Ihre Talente werden Ihnen auf diese Weise ganz praktisch ins Bewusstsein gerufen.
Aber auch elterlicher Zuspruch bei Misserfolgen ist überaus wichtig für die Bildung eines gesunden Selbstbildes und Selbstwertgefühls. Die Kehrseite der Medaille allerdings ist, dass sich nicht wenige Menschen mit der Zeit vom Zuspruch anderer abhängig machen können und diesen brauchen, um sich überhaupt motiviert zu fühlen. Auch hier gilt es immer, achtsam zu sein und die Balance zu halten, was natürlich den Eltern oder anderen näheren Bezugspersonen obliegt.
Gerade Kinder haben ihre Kindheitshelden. Ob es erfolgreiche Spitzensportler, Film- oder Fernsehhelden oder sonstige Supermänner und Superfrauen aus den Medien sind, als Kind bewundern Sie diese Menschen sehr leicht. Die positive Seite dieser frühkindlichen Bewunderung besteht darin, dass Sie die positiven Attribute dieser Personen, Ihr Auftreten, Ihr Verhalten oder Ihre Leistungen zu kopieren versuchen. Das betrifft auch sehr oft die Kleidung und mag schon viele Eltern zur Weißglut getrieben haben, wenn die Kinder so aussehen wollen wie die Helden, die sie verehren. Ein junger Mensch, der unsicher ist, kann durch die Identifizierung mit einer solchen Person, bei der es sich natürlich auch um Personen handeln kann, die ihm nahestehen, sein Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen stärken (Vgl. 16).
Wenn es um Leistungen, wie z. B. im Sport, geht, hat wohl schon so manche große Karriere mit der Bewunderung eines Sportlers begonnen. Es gibt Kinder, die schon früh damit beginnen, ein Musikinstrument zu erlernen, weil sie es ihrem großen Vorbild nachmachen wollen. Nicht selten gelingt ihnen der Erfolg.
Doch es gibt auch hier eine Kehrseite der Medaille, denn nicht wenige Menschen neigen zu einer obsessiven Verehrung, was sich schon im Kindesalter zeigen kann. In solchen Fällen verliert ein Mensch gewissermaßen seine eigene Identität im Prozess der Identifizierung, überantwortet sich vollständig der jeweiligen Person. Das große Problem dabei ist, dass sein Selbstwertgefühl dann komplett von der Verehrung dieser Bezugsperson abhängt, was zu allen möglichen psychischen Dissonanzen führen kann. Eine Unterscheidung zwischen der eigenen Persönlichkeit und der Person, die verehrt wird, geht dabei vollkommen verloren. Das gilt es natürlich zu verhindern.
In der Regel wird der Transitionsprozess vom Kind oder vom Jugendlichen zum Erwachsenen nicht als solcher wahrgenommen. Haben Sie sich einmal hingesetzt und zu sich gesagt, „Heute ist meine Kindheit beendet“? Mit Sicherheit nicht. Mit anderen Worten handelt es sich um einen fließenden Prozess, dem Sie sich in späteren Jahren, vielleicht auch erst im hohen Alter, in der Rückschau bewusst werden.
Wollen Sie ein gesundes Selbstwertgefühl aufbauen, Ihr Selbstbewusstsein stärken, ist es allerdings wichtig, sich in den verschiedenen Phasen des Lebens über diese Mechanismen klar zu werden. Dabei geht es darum, ob Sie in der Lage sind, eben aufgrund eines intakten Selbstbewusstseins, Vergangenes zu reflektieren und es zu Ihrer jeweils aktuellen Lebenssituation in Bezug zu setzen (Vgl. 17). Dabei kommt es natürlich auf die Fähigkeit an, sich selbst in gewisser Weise „hinterfragen“ zu können. Was an dieser Stelle ins Spiel kommt, ist Ihre Selbstwahrnehmung, die eigentlich nichts anderes bedeutet, als sich selbst zu all den Erfahrungen, die man gemacht hat und macht, in Beziehung zu setzen und daraus zu lernen ...
Und ohne dabei sich selbst, d. h. sein Selbstbild und seinen Selbstwert natürlich, außer Acht zu lassen. Dafür ist ein Selbsttest geeignet, wie Sie ihn am Ende der folgenden Kapitel über die Formen der Wahrnehmung sowie Selbstreflexion finden. Sie stellen sich eine Reihe von Fragen, deren Beantwortung Ihnen Aufschluss darüber gibt, wie Sie innerlich zu bestimmten Erfahrungen stehen.
Auch werden Sie erfahren, ob die Gefühle, die Sie dabei haben, aktuelle Gültigkeit besitzen oder ob es sich um Dinge handelt, die in Ihrem Leben keine Rolle mehr spielen und zu denen Sie eine gefühlsmäßige Distanz aufgebaut haben. Zu diesem Zweck gibt es ein „Gefühlstagebuch“ (Vgl. 18), in dem Sie alle Gefühle so genau wie möglich beschreiben sollten, um so die Eckpunkte Ihres mangelnden Selbstwertgefühls definieren zu können.
Abschließend an dieser Stelle ist festzuhalten, dass es natürlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist, auf welchen oder welche dieser obigen Faktoren ein mangelndes Selbstwertgefühl zurückzuführen ist. Häufig aber ist es eine Kombination aus mehreren Punkten.
Wollen Sie Ihr Selbstwertgefühl stärken, sollten Sie sich bewusst machen, dass es die Wahrnehmung ist, die Sie von sich selbst haben, die am Anfang jeder therapeutischen Arbeit steht. Doch zunächst ist es sinnvoll, sich eingehender mit der Wahrnehmung im Allgemeinen zu beschäftigen und festzustellen, was darunter überhaupt verstanden wird:
Grundsätzlich bezeichnet man das Resultat aus den Prozessen der Informationsgewinnung- und Informationsverarbeitung von äußeren und inneren Reizen als Wahrnehmung (Vgl. 19). Wahrnehmung ist darum immer subjektiv, d. h., jeder Mensch nimmt Dinge auf seine spezifische Weise wahr. Für die Bewusstmachung Ihres Selbstwertgefühls spielt natürlich die Einordnung und Bewertung äußerer Reize im Abgleich mit inneren Reaktionsschemen, wie z. B. Gefühlsmustern, die Hauptrolle.
Wahrnehmung ist aber nicht nur subjektiv, sie hängt auch von dem Bewusstseinszustand eines Menschen ab. Stehen Sie z. B. unter dem Einfluss von Alkohol, haben Sie nach einer Weile eine veränderte Wahrnehmung, was natürlich auch Auswirkungen auf die Bewertungsprozesse äußerer und innerer Reize hat. Alkohol z. B. ist bekannt dafür, die Kälteempfindlichkeit eines Menschen zu reduzieren. Sind Sie beschwipst, ist aber auch der subjektive Eindruck ein anderer, als wenn Sie vollkommen nüchtern und hoch konzentriert sind.
Doch nicht nur der Einfluss von Stoffen wie Alkohol oder auch Nikotin hat deutliche Effekte auf Ihre Wahrnehmung, es mögen auch bestimmte Glaubenssätze sein, die Sie stark verinnerlicht haben, die ebenfalls eine bewusstseinsveränderte Wirkung haben können. Denken Sie in diesem Kontext nur an religiöse „Mantras“. Ein Mantra, das aus einer heiligen Silbe oder einem heiligen Wort bestehen kann, dient als rezitierter oder gesungener Klangkörper zur Manifestierung einer spirituellen Kraft (Vgl. 20). Die bewusstseinsverändernde Wirkung beruht auf der ständigen Wiederholung des Mantras. Negative Glaubenssätze sind ebenfalls mantrahaft, weil sie Produkte psychischer Energie sind. Sie dienen jedoch nicht der Manifestation oder Bewusstmachung einer positiv-spirituellen Kraft, sondern ganz im Gegenteil der Schwächung Ihres Selbstwertgefühls.
Vielleicht kennen Sie es aus Ihren eigenen Leben: Besonders schwerwiegende negative Erfahrungen können so einprägsam sein, dass Sie sie durch Ihr Verhalten oder durch Ihre Reaktionen immer wiederholen. Dazu sind z. B. bestimmte äußere Reize oder Situationen nötig, um das damit verbundene, für Sie negative Verhaltensmuster auszulösen.
Wahrnehmung ist, ganz allgemein gesprochen, auch ein Filterprozess, dessen psychisches Sieb gewissermaßen aus Ihren eigenen Erfahrungswerten besteht. Das ist natürlich erst einmal überaus wichtig, denn nur so können Sie auch aus dem Erlebten und bereits Erfahrenen lernen und darauf aufbauen. Ist Ihr Selbstwertgefühl intakt, verläuft dieser Filterprozess, bei dem die Menge der Informationsteile, die Sie aus der jeweiligen Erfahrung gewinnen, zu einem für Sie sinnvollen Gesamtbild zusammengefügt wird, ganz problemlos. Das Ganze gleicht dem Zusammensetzen eines Mosaiks, nur dass seine Bestandteile aus Reizen, Erfahrungen und unterschiedlichen Daten bestehen.
Ist Ihr Selbstwertgefühl allerdings nur mangelhaft vorhanden oder geschädigt, ist natürlich auch primär dieser Filterprozess betroffen, d. h., Sie erhalten am Ende ein Gesamtbild, das eben auch auf Ihrem gestörten Selbstbild beruht.