Bildband Abenteuer Pacific Crest Trail. Begegnungen und Grenzerfahrungen auf dem spektakulärsten Fernwanderweg der Welt. - Alexander Hormann - E-Book

Bildband Abenteuer Pacific Crest Trail. Begegnungen und Grenzerfahrungen auf dem spektakulärsten Fernwanderweg der Welt. E-Book

Alexander Hormann

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Beschreibung

Der Pacific Crest Trail im Westen der USA gilt als einer der spektakulärsten Fernwanderwege der Welt. Allein mit einem Rucksack begibt sich Alexander Hormann auf den 4270 Kilometer langen Pfad von Mexiko nach Kanada und erlebt sein bislang größtes Abenteuer. In atemberaubenden Bildern und Geschichten erzählt er von seiner viereinhalbmonatigen Wanderung, von Strapazen und Glücksmomenten, von Todesangst und Lebenslust und ganz besonderen Menschen.

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Für meine Familie

Von allen Wegen, die du im Leben gehst,stelle sicher,dass einige davon unbefestigt sind.

John Muir

INHALT

Zu Fuß von Mexiko bis nach Kanada

Vorbereitung

WAS MAN FÜR DEN PCT BRAUCHT

Eine Reise ins Ungewisse

Packen für den PCT

SPECIAL: Money, money, money – Luxusreise PCT

Meine ersten Tage auf dem PCT

EIN KOMPLETT ANDERES LEBEN

Allein

Warum wandert man den PCT?

SPECIAL: Trail Family – Eine ganz besondere Gemeinschaft

Südkalifornien

DER HITZETEST

Sommer, Sonne, Sonnenpein

SPECIAL: No Pain, No Gain – Der (Alb-)Traum vom Thruhike

Sierra Nevada

DAS PARADIES

Tor zu einer neuen Welt

SPECIAL: Versorgung auf dem PCT – Eine logistische Meisterleistung

Nordkalifornien

DIE FEUERPROBE

Im Rauchnebel

SPECIAL: Trail Angels – Engel des Weges

Oregon

DER MUNTERMACHER

Neuer Staat – neue Energie!

SPECIAL: Ausrüstung auf dem PCT – Ultraleicht versus Komfortplus

Washington

DER ENDGEGNER

Der Winter naht

SPECIAL: Wilde Tiere auf dem PCT – Ein hautnahes Naturerlebnis

Meine letzten Tage auf dem PCT

AUS TRAUM WIRD WIRKLICHKEIT

Gedanken an das Ende

SPECIAL: Trail Friends – Freunde fürs Leben

Zurück in die Wirklichkeit

DER WEG ZURÜCK

Das Leben nach dem PCT

Mach dich auf den Weg!

WEITERE INFORMATIONEN

Informiere dich und lass dich inspirieren!

Der Autor, Impressum

ZU FUSS VON MEXIKO BIS NACH KANADA

Ein einfaches Symbol am Wegesrand markiert den Pfad, der sich über Hunderte von Meilen erhaben durch die schönsten und entlegensten Orte der USA schlängelt. Die Glacier Peak Wilderness im Norden Washingtons (unten) ist nur eines von vielen Beispielen.

Auf ausgewiesenen Pfaden mitten durch die Wildnis verspricht der Pacific Crest Trail im Westen der USA eine Unternehmung der Superlative. Im Alter von 24 Jahren mache ich mich auf den Weg, um von Mexiko bis nach Kanada zu wandern – eine Reise, die ich nie vergessen werde!

Wer ein Abenteuer sucht, bei dem der Weg das Ziel ist, der wird auf der Welt wohl kaum ein schöneres Ziel finden als den Pacific Crest Trail (PCT). Der rund 4270 Kilometer lange Fernwanderweg im wilden Westen der USA ist eine unvergleichliche Herausforderung, eine emotionale Berg- und Talfahrt, aber vor allem: ein magisches Erlebnis!

Am 15. Mai 2018 folge ich dem Ruf der Wildnis, tausche überflüssigen Komfort gegen einen vollgepackten Rucksack und stürze mich in das bis dato größte Abenteuer meines Lebens. Wie für die meisten anderen ambitionierten »Thruhiker«, diejenigen Wagemutigen, die den PCT in voller Länge »durchwandern« wollen, beginnt auch für mich die Reise im kleinen Örtchen Campo im Süden Kaliforniens direkt am Grenzzaun zu Mexiko. Von dort aus habe ich nur noch ein Ziel: Kanada!

Auf meinem Weg dorthin durchquere ich die sengend heißen Wüstengebiete Südkaliforniens, begebe mich in das Sierra-Nevada-Hochgebirge mit seinen schneebedeckten Bergen, schlendere durch die Vulkan- und Seenlandschaften Nordkaliforniens sowie Oregons und folge der Kaskadenkette bis ans nördliche Ende des verregneten Washingtons.

Wundersame Begegnungen

Unterwegs erfahre ich am eigenen Leib, wie sich Hitze, Kälte, Hunger und Durst anfühlen. Ich mache Bekanntschaft mit unzähligen wilden Tieren, darunter auch Klapperschlangen und Bären, ebenso mit einigen ganz besonderen Menschen, deren Güte und Hilfsbereitschaft ich auf dieser Welt nicht für möglich gehalten hätte. Ich werde Zeuge von Naturschauspielen, die so wunderschön sind, dass sie mir gleichzeitig den Atem verschlagen und eine Gänsehaut bescheren. In der Wildnis verliere und finde ich mich im selben Augenblick, fühle mich zugleich klein und riesengroß im Angesicht der schier endlosen Weiten, die ich durchstreife. Angetrieben von all den wundersamen Begegnungen und Naturphänomenen gehe ich jeden Tag an meine Grenzen und darüber hinaus. Dabei wächst in mir mit jedem meiner Schritte die Gewissheit, am Ende meiner langen Wanderung etwas ganz Besonderes vollbracht zu haben, etwas, das nur wenige Menschen vor mir geschafft haben.

Das Ziel erreicht

Am 2. Oktober 2018, dem 50. Jahrestag des Pacific Crest Trails, ist es schließlich so weit. Nach 141 Tagen voller Strapazen und Glücksmomente habe ich mein Ziel erreicht und blicke zurück auf einige ganz besondere Momente: auf Nächte unterm Sternenhimmel, auf Sprünge ins kalte Wasser, auf Barbecues mit Fremden, Gipfelstürme mit Freunden und die vollkommene Freiheit des Alleinseins. Ich blicke darauf zurück, was ich vor meiner Reise gefühlt habe, die Angst, die Ungewissheit, aber auch die Neugierde, die mich zum Aufbruch gedrängt hat. Ich blicke zurück auf den Jungen, der voller Zweifel in den Flieger steigt, und sehe den Mann, der viereinhalb Monate später am anderen Ende der Welt seine Zuversicht wiedergefunden hat, seine Stärke, um noch weiter zu gehen und andere mitzureißen. Heute fühle ich unendliche Dankbarkeit, für jeden Augenblick, den ich während meiner Zeit auf dem PCT erleben durfte.

In diesem Buch habe ich versucht, einige ganz besondere Augenblicke meiner Reise festzuhalten. Damit möchte ich nicht nur einen Einblick in das Leben rund um einen der spektakulärsten Naturpfade der Welt geben, sondern auch jeden dazu ermutigen, einmal selbst seinen Rucksack zu packen und sich auf den Weg zu machen.

Alexander Hormann, Sommer 2020

Vorbereitung

WAS MAN FÜR DEN PCT BRAUCHT

Beim Wandern gibt es keine Altersbeschränkung. Den PCT beschreiten kann grundsätzlich jeder, der sich körperlich und mental dazu im Stande fühlt. Wer sich allerdings leichtfertig auf den Weg in die Wildnis begibt, riskiert sein Leben. Eine gute Vorbereitung ist daher das A und O! Doch wie bereitet man sich vor auf solch eine lange Reise ins Ungewisse?

EINE REISE INS UNGEWISSE

Wie schafft man es, wenig einzupacken und trotzdem auf alles vorbereitet zu sein? Schon lange vor meiner Abreise überlege ich mir gut, was mich auf meinem Weg durch die Wildnis erwarten wird.

Auf die landschaftliche Schönheit der Wüste Kaliforniens bin ich dennoch nicht vorbereitet (unten).

»Ich packe meinen Koffer und nehme mit …« ist ein Gedankengang, mit dem sich wohl jeder von uns im Vorfeld einer Reise schon einmal auseinandergesetzt hat. Während bei einigen das Kofferpacken mit der Vorfreude auf den baldigen Aufbruch einhergeht, empfinden es die meisten als eher lästige Tätigkeit, die oft mehr Zeit und Mühe in Anspruch nimmt, als einem lieb ist. Doch warum ist das so?

Wenn wir verreisen, verlassen wir unser gewohntes Umfeld. Wir geben unser Zuhause, in dem wir uns zurechtfinden und wo alles seinen Platz hat, zeitweilig auf, wagen einen Schritt heraus aus der Komfortzone, und sei es nur gedanklich oder bis zur Ankunft im Hotelzimmer. Während wir daheim immer all unser Hab und Gut zur Verfügung haben, müssen wir vor einer Reise plötzlich entscheiden, was wir für einen bestimmten Zeitraum entbehren können. Umgekehrt müssen wir überlegen, was wir brauchen, um auf alle möglichen Gelegenheiten, Anlässe und Wetterlagen am Urlaubsort vorbereitet zu sein. Dass wir pro Tag auf jeden Fall eine frische Unterhose brauchen, lernen wir schon bei der ersten Klassenfahrt oder beim ersten Familienurlaub.

Sicherheit und Wohlbefinden

Darüber hinaus nehmen wir auf eine Reise die Dinge mit, die uns ein Gefühl von Wohlbefinden und Sicherheit geben, damit wir uns auch in der neuen Umgebung möglichst schnell zurechtfinden können. Am liebsten würden wir alles einpacken. Nichts soll zu Hause bleiben müssen außer Sorgen, Probleme und Stress. Oft packen wir so viel ein, dass sich unser Koffer kaum noch verschließen lässt.

Was aber immer bleibt, ist die Angst, etwas Wichtiges vergessen zu haben. Uns nur auf das Nötigste zu reduzieren, fällt uns naturgemäß schwer, denn wer will schon auf etwas verzichten müssen?

PACKEN FÜR DEN PCT

Ein treuer Begleiter, der mich vor wilden Tieren beschützt, kann auf meiner Wanderung nicht schaden, solange er nicht zu schwer ist. Was ich hingegen wirklich einpacken muss, um auf dem PCT zu überleben, recherchiere ich über Monate im Internet, in Büchern und im direkten Austausch mit erfahrenen Wanderern (unten).

Als ich mich im November 2017 dazu entscheide, den Pacific Crest Trail zu wandern, stehe ich in der Erwartung, bald tagelang auf so manches verzichten zu müssen: ein festes Dach über dem Kopf, einen üppig gefüllten Kühlschrank, ein sauberes Bad mit fließendem Wasser, einen Supermarkt um die nächste Straßenecke. Gleichzeitig muss ich mich auf vieles vorbereiten: auf Blasen an den Füßen, heiße Tage und eisige Nächte, plötzliche Wetterumschwünge, auf die Begegnung mit wilden Tieren.

In den folgenden Monaten denke ich intensiv darüber nach, was ich für eine solch lange und extreme Reise wirklich in meinen Koffer packen muss, oder besser gesagt: in meinen Rucksack. Denn einen Koffer auf unbefestigten Wegen Tausende von Kilometern und Höhenmetern bergauf und bergab zu schleifen, erscheint mir wenig zielführend. Ich wäge ab, ob ich wirklich so viele frische Unterhosen einpacken kann, wie ich Tage auf dem Trail verbringen werde. Um diese und weitere elementare Fragen zu beantworten, beginne ich, zwischen Dingen zu unterscheiden, die ich haben muss, um zu überleben, und Dingen, die ich gern hätte, weil es komfortabler wäre.

Nicht zu viel Gepäck

Bei den meisten Reisen nehmen wir hauptsächlich Dinge aus der zweiten Kategorie mit. Oft sind das Sachen, die wir eigentlich gar nicht brauchen, aber dennoch einpacken, nur zur Sicherheit. Fehlkalkulationen werden nur selten wirklich bestraft, zumindest bei Pauschalreisen. Was wir zu viel einpacken, können wir einfach bis zur Abreise im Hotelzimmer deponieren, und was wir daheim vergessen, kaufen wir meist an der nächsten Straßenecke problemlos nach.

Wer sich hingegen auf dem PCT zu viel Gepäck zumutet, kommt nicht selten in die Verlegenheit, schon nach wenigen Meilen unter dem Gewicht seines Rucksacks zusammenzubrechen. Und wer zu wenig mitnimmt, läuft Gefahr, zu verhungern, zu verdursten oder zu erfrieren.

Was nun zu viel und was zu wenig ist, muss am Ende jeder für sich selbst entscheiden, und dafür sollte man sich im Vorfeld ausreichend Zeit nehmen. Umgekehrt darf man sich beim Packen allerdings auch nicht zu sehr verrückt machen. Denn gerade dann, wenn man so eine Unternehmung wie den PCT zum ersten Mal in Angriff nimmt, kann man nur schwerlich auf alles perfekt vorbereitet sein, und darin liegt schlussendlich auch ein besonderer Reiz.

Nachdem ich über fünf Monate mit Gedanken experimentiert und mit Zahlen gespielt habe, ist meine Ausrüstung für den PCT schließlich komplett. Das denke ich zumindest, bis mir Fabian, ein guter Freund, unmittelbar vor meinem Abflug von Hannover nach San Diego noch einen kleinen Stoffhund in die Hand drückt. Er soll mich auf meinem gefährlichen Weg vor wilden Tieren beschützen.

Die meisten Fernwanderer versuchen, ihr Basisgewicht, also das Gewicht ihres Rucksacks ohne Verpflegung, so gering wie möglich zu halten. Mit weniger als fünf Kilogramm gilt man als Ultraleicht-Wanderer.

Am Ende starte ich meinen Thruhike-Versuch mit einem Basisgewicht von 12 Kilogramm auf dem Rücken, darunter mein neuer treuer Begleiter Fabius und nur eine Unterhose.

Money, money, money – Luxusreise PCT

Obwohl man auf dem PCT vielen Dingen entsagt und sich nur auf das Wesentliche reduziert, ist das asketische Leben entlang des Fernwanderweges leider nicht so günstig, wie man im ersten Moment vermuten könnte.

Ich habe für meine viereinhalb Monate auf dem PCT »nur« rund 3000 € bezahlt, vorab allerdings auch schon 2000 € in Ausrüstung, Flug und Visum investieren müssen, um mich überhaupt auf den Weg machen zu können.

Insbesondere die aufwendige Logistik, die Anpassung und der Ersatz untauglicher Ausrüstungsgegenstände sowie Kost und Logis in den Ortschaften entlang des Weges können den Geldbeutel mächtig belasten. Als Faustregel gilt, dass ein Thruhiker vorab mit 1000 $ (etwa 900 €) pro Monat auf dem PCT rechnen sollte.

Wer es schafft, während seiner Wanderung an den genannten drei Punkten zu sparen, hat jedoch gute Chancen, günstiger aus der Nummer herauszukommen.

Während meiner Stadtaufenthalte habe ich mir zwar stets gutes Essen gegönnt, mich dafür aber von teuren Motels oder Hotels ferngehalten und mir nur ab und zu einen städtischen Campingplatz, ein Hostelzimmer oder sogar nur einen Hostel-Parkplatz mit anderen Hikern geteilt. Zudem hatte ich viel Glück mit meiner Ausrüstung, die zwar insgesamt zu schwer war, dafür aber langanhaltend und gut für mich funktioniert hat, sodass ich nur wenige Dinge unterwegs austauschen musste (rechte Seite).

Betrachtet man den PCT als mehrmonatige Urlaubsreise, so wird man in kaum einem Hotel der Welt ein günstigeres Angebot finden. Dennoch bleibt der Weg preislich eine Luxusreise, nur eben ohne Luxus.

Meine ersten Tage auf dem PCT

EIN KOMPLETT ANDERES LEBEN

Wer seine Wohnung gegen einen Rucksack tauscht, statt vier Kochplatten nur noch eine braucht, sich des Nachts draußen unterm Monde bettet und nicht länger an seinen Porzellanthron kettet, der ist dabei, sich zu begeben, in ein komplett anderes Leben.

ALLEIN

Die US-amerikanische Grenze zu Mexiko ist wahrlich kein Ort, der zum Verweilen einlädt. Nur für einen kurzen Moment halten Fabius und ich am südlichen Startpunkt des PCT inne, bevor es uns hinauszieht in die Wüste Kaliforniens (unten).

If you want to go fast, go alone. Am 15. Mai 2018 reise ich allein von San Diego aus in das kleine Örtchen Campo, um dort am südlichen Endpunkt des PCTs direkt am Grenzzaun zu Mexiko mein Abenteuer zu starten. Fünf einfache Holzpfeiler markieren hier den Beginn einer langen Reise. Etwa 4270 Kilometer weiter nördlich wartet bereits ein ähnliches Monument darauf, von mir erklommen zu werden.