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In seinem Blog "Hannes schreibt." lässt er seine treue Fangemeinde nicht nur in seinen Kopf, sondern auch in sein Herz schauen. Und aus dem macht er genauso wenig eine Mördergrube, wie ein Geheimnis aus seiner sozialen Gesinnung. Bei allem, was er schreibt oder tut, steht für ihn der Mensch im Mittelpunkt - mit all seinen Kompliziertheiten, Bedürfnissen und unterschiedlichen Voraussetzungen.
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Seitenzahl: 562
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Für meine aufmerksamen Freunde
mit Geist und Gewissen.
Vorwort
31. März 2019: Neu. Ab heute
01. April 2019: Kooperieren kann man nur mit offenen Händen. Nicht mit dem Ellenbogen
02. April 2019: 17 Uhr
04. April 2019: 5 Quartale
04. April 2019: Forever old
05. April 2019: Alles Chimäre ..
06. April 2019: Kurz und bündig
07. April 2019: Abgrenzung
08. April 2019: Die Unzeit
09. April 2019: Fellner, Sellner: What the fuck!
09. April 2019: Psychopathen
11. April 2019: Rock ‘n‘ Roll
14. April 2019: Selbsterkenntnis
17. April 2019: Sprache
17. April 2019: Belegte Brötchen
19. April 2019: Mitterlehner
21. April 2019: Bodenhaftung
22. April 2019: Mein Freund Harvey
24. April 2019: SPÖ und FPÖ
26. April 2019: Gestern
28. April 2019: Scham und Schande
01. Mai 2019: Der große Austausch
03. Mai 2019 : Staatsstreich
05. Mai 2019: In Zeiten wie diesen
06. Mai 2019: Es wird gefährlich
08. Mai 2019: Dolleranz
12. Mai 2019: Rosen für die geschiedenen Mütter
13. Mai 2019: Nachdenken
14. Mai 2019: Vati
17. Mai 2019: Jetzt. Oder doch nicht
19. Mai 2019: Zorn
22. Mai 2019: Meine SPÖ
23. Mai 2019: Normal
26. Mai 2019: Strategy. Out of control
27. Mai 2019: Schwarz. Weiß
28. Mai 2019: Wünsche
29. Mai 2019: Nein
31. Mai 2019: So halt
07. Juni 2019: Wuascht
08. Juni 2019: Testosteron
10. Juni 2019: Menschenbild
11. Juni 2019: Perspektiven-Wechsel
14. Juni 2019: Realistisch
16. Juni 2019: Also
18. Juni 2019: Bildungsbürger
22. Juni 2019: Zeitsprung
23. Juni 2019: Das Gegenteil
26. Juni: Nicht auszuhalten
30. Juni 2019: Wählen
07. Juli 2019: Seltsam
08. Juli 2019: Splitter
21. Juli 2019: (Wechsel)Wirkungen
26. Juli 2019: Transaktions-Analyse. Kurz
29. Juli 2019: Kurze Beine
03. August 2019: Nein
05. August 2019: Unglaubliche Zeitreise
05. August 2019: Null. Und eins
05. August 2019: Checkliste
05. August 2019: Gemeinwohl
05. August 2019: Dankbarkeit. Hat kein Ablaufdatum
05. August 2019: Missbrauch. Schwerer Missbrauch
05. August 2019: F wie Faschismus
11. August 2019: Sinnlos
12. August 2019: Koalitionen
16. August 2019: Kleine Nachdenkpause
17. August 2019: Smart Austria
18. August 2019: Ich war schon Patriot
19. August 2019: Polgar und Tarantino
20. August 2019: Mischkulanz
23. August 2019: Ich mag nimmer
28. August 2019: Mit dem Herzen
03. September 2019: Abstand
05. September 2019: Wenn schon nicht dafür ..
05. September 2019: Mein digitales Wohnzimmer
06. September 2019: Alles
07. September 2019: Tragisch
09. September 2019: Etikettenschwindel
10. September 2019: Alkohol
12. September 2019: I bin a Steirer Bua ... ... und hob a Kern-Natur!
13. September 2019: Frontal
17. September 2019: Mit aller Deutlichkeit
17. September 2019: Dass ich sowas einmal schreiben würde ..
20. September 2019: Glaubwürdigkeit
21. September 2019: Nächste Woche
25. September 2019: Entmündigung
25. September 2019: Facts & Figures
30. September 2019: Modern
02. Oktober 2019: Furchtsam
06. Oktober 2019: Visionen?
07. Oktober 2019: Absolut
18. Oktober 2019: Ändern leben
25. Oktober 2019: Eine Woche
26. Oktober 2019: Usancen
28. Oktober 2019: Brucknerhaus
01. November 2019: Meine Tante Herma
02. November 2019: Fehlt
07. November 2019: Der Hofrat
12. November 2019: Der Boomer
22. November 2019: Reden
24. November 2019: Die braunen Wurzeln der FPÖ
02. Dezember 2019: Links
05. Dezember 2019: Dies ... und das
06. Dezember 2019: X (Mas) Rituale
07. Dezember 2019: 1 Jahr
09. Dezember 2019: Fad
13. Dezember 2019: Eh
15. Dezember 2019: Flutlicht
19. Dezember 2019: Anstand
21. Dezember 2019: Damals
02. Januar 2020: Nun denn
09. Januar 2020: Kurz-Schluss
19. Januar 2020: Gerechtigkeit
26. Januar 2020: Ist so
11. Februar 2020: Alt. Jüngste Erlebnisse
12. Februar 2020: Frostaufbruch in der Lagerstraße
15. Februar 2020: Freiwurf
16. Februar 2020: Buchstaben-Salat
01. März 2020: Triple i
21. März 2020: Farbenblind
23. März 2020: Isolation aufs Wesentliche
27. März 2020: Is eh wuascht
29. April 2020: Führen in der Krise
07. Mai 2020: Kurz kann man schlagen
14. Mai 2020: Gefährlich
22. Mai 2020: Human-Kapital
25. Mai 2020: Misstrauen als Grundrauschen
31. Mai 2020: Grüß Sie, Herr Schnurz!
01. Juni 2020: Spaltung
08. Juni 2020: Würde
10. Juni 2020: Vater
11. Juni 2020: Los!
13. Juni 2020: Eigenartig
16. Juni 2020: Vom Misstrauen zur Verachtung
21. Juni 2020: Türkise Gespräche
26. Juni 2020: Sprachlos
11. Juli 2020: Klassen-Kampf
15. Juli 2020: Anders kommunizieren
16. Juli 2020: So. Oder so
21. Juli 2020: Eine unerhörte Anmaßung
22. Juli 2020: Gewesen
24. Juli 2020: Matura und Abitur
25. Juli 2020: L‘enfer – c‘est les autres
26. Juli 2020: Unterdrückung
29. Juli 2020: U4
31. Juli 2020: Zwischen Unvermögen und böser Absicht
17. August 2020: Defizite
04. September 2020: Wie kann es sein ..
04. September 2020: Sehnsucht
05. September 2020: Werte
01. Oktober 2020: Eine Frage der Ehre
30. Oktober 2020: Morgen
31. Oktober 2020: Menschenkenntnis
05. November 2020: Vorhofflimmern. Fortsetzung
08. November 2020: Stilfragen
09. November 2020: Es wird vorbei sein
14. November 2020: Pleite
22. November 2020: Flatliners
23. November 2020: Kaffeesud
02. Dezember 2020: Himmisakranoamoi
04. Dezember 2020: Skandal
08. Dezember 2020: Schwierig
10. Dezember 2020: Liebe
16. Dezember 2020: Falsche Zeit
20. Dezember 2020: Aufschrei
28. Dezember 2020: Boykott
07. Januar 2021: Die Verharmloser
10. Januar 2021: Solidarität
13. Januar 2021: InfiSziert
28. Januar 2021: Skandal
29. Januar 2021: Paartherapie
04. Februar 2021: PC
14. März 2021: Inside out
02. April 2021: Schluss
10. April 2021: Los jetzt
11. April 2021: 2500
12. April 2021: Kleine Wunder
13. April 2021: Burnout
01. Mai 2021: Anders
13. Mai 2021: Ventil
15. Mai 2021: Widerspruch
17. Mai 2021: Liebe Frau Kurz!
27. Mai 2021: Was wir ersehnen ..
29. Mai 2021: Wagen wir es
30. Mai 2021: Longread
30. Juli 2021: Chronisch
08. August 2021: Ratlos
10. September 2021: Tagebuch
11. September 2021: Jause
19. September 2021: Verzeihen
23. September 2021: Wieder einmal
29. September 2021: Ceterum censeo
03. Oktober 2021: Müde
03. Oktober 2021: Farbfernsehen
07. Oktober 2021: Zwischenbilanz
08. Oktober 2021: Rote Linie
09. Oktober 2021: Was für eine Farce
10. Oktober 2021: Is so
12. Oktober 2021: Strange
18. Oktober 2021: Double Bind
19. Oktober 2021: Anklage
20. Oktober 2021: Eleganz
23. Oktober 2021: Erkenntnisse
26. Oktober 2021: Hättiwari
28. Oktober 2021: Hoabuachan
31. Oktober 2021: Memories
01. November 2021: Dystopisch
04. November 2021: Kaum zu glauben
06. November 2021: Das Ende der Toleranz
07. November 2021: Klartext
10. November 2021: Überraschung
14. November 2021: Der A ...Faktor
16. November 2021: Die Professoren-Falle
18. November 2021: „Her mit den kleinen Engländerinnen"
19. November 2021: So
20. November 2021: Liebe Pam!
22. November 2021: Die Selben
24. November 2021: 1994
25. November 2021: Schwierig
26. November 2021: Anstrengend
30. November 2021: Schreiben
03. Dezember 2021: Zammkehren
10. Dezember 2021: 1 Woche
11. Dezember 2021: Einführung in den Faschismus
14. Dezember 2021: Sinn frisst Angst
18. Dezember 2021: Geneigtheiten
27. Dezember 2021: Einsicht
02. Januar 2022: Hofburg
14. Januar 2022: Es ist nicht vorbei
16. Januar 2022: Nur zu
22. Januar 2022: Kreisky. III
24. Januar 2022: Dünne Haut
29. Januar 2022: Faschismus. Der Anfang
30. Januar 2022: Kompromiss
30. Januar 2022: Überzeugung
01. Februar 2022: Jammertal
05. Februar 2022: Rickmer Rickmers
07. Februar 2022: Kurz
05. März 2022: Konfusionen
26. März 2022: Zeitumstellung
04. April 2022: 17 Jahre Coaching
15. April 2022: Aufklauben
24. April 2022: Trotzdem
01. Mai 2022: Studieren in den 80ern
24. Mai 2022: Rückfall
29. Mai 2022: Whataboutism
03. Juni 2022: Österreich ist frei
05. Juni 2022: Kreuzworträtselkönig
16. Juni 2022: Regional-Liga
23. Juni 2022: Menschenbild
27. Juni 2022: Handmaid‘s Tale
02. Juli 2022: Am Oasch voabei
07. Juli 2022: Boomer‘s Serenade
10. Juli 2022: Der Diskurs ist tot
Der Kabarettist Klaus Eckel hat in einem seiner Programme einmal gesagt: „In meinem Kopf wollen Sie nicht wohnen.“ Das trifft auf Hannes Sonnberger bestimmt nicht zu – als seine Frau wage ich das zu behaupten.
In seinem Blog „Hannes schreibt.“ lässt er seine treue Fangemeinde nicht nur in seinen Kopf, sondern auch in sein Herz schauen. Und aus dem macht er genauso wenig eine Mördergrube, wie ein Geheimnis aus seiner sozialen Gesinnung. Bei allem, was er schreibt oder tut, steht für ihn der Mensch im Mittelpunkt – mit all seinen Kompliziertheiten, Bedürfnissen und unterschiedlichen Voraussetzungen.
Noch sehr gut erinnere ich mich an einen Spaziergang durch die neue Nachbarschaft, nachdem wir in unsere Wohnung im 9. Bezirk eingezogen waren. Dabei sind wir auch an den Gemeindebauten in Heiligenstadt vorbeigekommen, dem berühmten Karl-Marx-Hof. Seine Augen haben geleuchtet, als er mir von der Idee erzählt hat, die hinter der Errichtung dieser beiden Wohnkomplexe gestanden war. Nur 23 Prozent des riesigen Areals waren damals für die Bauwerke verwendet worden, der Rest wurde den neuen Bewohnern als Spiel- und Gartenfläche zur Verfügung gestellt. Die großzügigen Grünflächen breiten sich in den Höfen zwischen den Wohntrakten aus und sorgen für Frischluft und Bewegungsfreiheit – eine wahre Besonderheit im Wohungsbau für die Zeit Ende der Zwanziger-, Anfang der Dreißigerjahre des vorherigen Jahrhunderts – und eine bewusste Entscheidung des „Roten Wien“ für das Wohlergehen der Bürger dieser Stadt. In seiner ehrlichen Freude an dieser dem Menschen zugewandten Grundeinstellung war für mich so wunderbar klar zu erkennen, welche Motivation hinter seiner politischen Überzeugung steckt. Und dafür muss ich ihn gleich noch einmal ganz besonders lieben.
In seinem Blog eröffnen neben sehr persönlichen Erinnerungen an seine Familie, die Zeit in Linz und die Freundschaften, die seinen Weg bis heute begleiten und prägen, besonders die politischen Texte spannende – und dabei nicht nur subjektive – Einblicke in die Entwicklung der österreichischen Gesellschaft der vergangenen Jahre. Im Nachhinein klingen manche seiner Befürchtungen und Prognosen vielleicht allzu düster, doch oft genug liegt sein Finger auf einer (politischen) Wunde, die auch heute noch schwelt und noch lange nicht beseitigt ist. Seine Ausführungen sind hochemotional und eindringlich – bis zur Gefährdung seiner eigenen Gesundheit. Und darüber hinaus.
Das Buch gönnt dem Leser einen Blick durch ein Kaleidoskop aus persönlicher Einschätzung, enormem Wissen und Erfahrung aus vielen Jahrzehnten Arbeit mit Menschen aller Couleur (in vielen Beziehungen!). Die Texte zu sichten, zu sammeln und in diese Seiten zu packen, war wie ein ganz spezielles Rendezvous – nicht nur mit dem Mann, den ich ganz privat kenne und liebe, sondern mit dem Menschen Hannes Sonnberger, dessen Blick auf die Welt klar, scharf, und dabei voll Zuneigung und Hoffnung auf das Gute im Menschen ist. Wenn ich ihn dabei beobachte, wie ihm in einem Tempo die Zeilen aus den Fingern fließen, in dem andere noch nicht einmal den ersten Gedanken gefasst haben, dann frisst mich manchmal der Neid. Immer aber freue ich mich auf die Lesung, die gleich darauf erfolgt, sobald er den Kopf hebt, mich mit diesem speziellen Blick anschaut und zufrieden lächelnd sagt: „Ich hab wieder was geschrieben, magst hören?“
Ich mag natürlich immer – und jetzt kann nicht nur ich das, was er wieder mal geschrieben hat, auch immer wieder lesen. Manchmal sind die Texte mit heißem Zorn geschrieben, dann wieder mit einem Augenzwinkern und einer feinen Prise Selbstironie – aber jede einzelne Zeile stammt mit vollem Einsatz aus der Tiefe einer durch und durch politischen Seele ...
Gabriele Sonnberger
Wien, 28. Mai 2022
Jetzt bin ich ein bisschen aufgeregt.
Gestern nächtens hab ich mich endlich dazu aufgerafft, mich einer schon recht schwierigen Abhängigkeit zu stellen. Ich sah mich wie bei einer Versammlung der Anonymen Alkoholiker und mich vorstellen:
„Hallo, ich bin Hannes und ich bin Facebook-süchtig.“ „Hallo, Hannes!“
Nun. So schlimm ist es auch wieder nicht. Aber nach mittlerweile über 10 Jahren scheint das Medium eine zu große Macht über mich gewonnen zu haben. Das habe ich vor einem dreiviertel Jahr schon gespürt und deshalb meinen Blog eingerichtet. Genau, weil ich eben unter Freunden sein wollte. Nicht unter billigen Claqueuren, sondern unter kritischen Geistern, die mir auch freundschaftlichen Gegenwind entgegenblasen. Aber ohne den Kollateralschaden der Unerträglichkeiten, denen man auf Facebook kaum mehr ausweichen kann.
Apropos Unerträglichkeiten: Seit fünf Quartalen leben wir in einem politischen Albtraum, den – so fürchte ich – nach wie vor die Mehrheit im Lande als Befreiung empfindet. Wie Ihr alle wisst, ist dieser Drall in die Bewusstlosigkeit und die Gewissenlosigkeit etwas, das uns mit ziemlicher Sicherheit verbindet. Dabei geht es überhaupt nicht um parteipolitisches Kleingeld. Es geht um die große Währung der Aufklärung und der Humanität. Diese Währung wird – während wir fassungslos den Ereignissen zuschauen – Zug um Zug entwertet. Bis die Menschlichkeit zahlungsunfähig geworden ist.
Dagegen möchte ich mich wehren. So gut ich es halt kann. Meine Hoffnung, dies innerhalb der Sozialdemokratie tun zu können, hat sich in den letzten Wochen atomisiert. Hat weh getan. War aber umgekehrt ein Befreiungsschlag. Was auch immer Ihr in der Wahlkabine tut, niemand von Euch muss ab sofort befürchten, von mir „in Rot“ anagitiert zu werden. Was auch immer die Farbe der Menschlichkeit ist: Sie ist meine.
Und aus dieser Ecke möchte ich schreiben. Jetzt wirklich in einem Raum, der nur uns gehört. (Wenn Ihr irgendwann den Wunsch habt, einen Blog teilen zu wollen: Feel free.)
Kleines Aviso: Vor dem Sommer werde ich ein kleines Büchlein veröffentlichen. Es wird den Titel „Rot. Politische Miniaturen“ haben und eine Sammlung meiner bisherigen „politischen“ Verstoffwechslungen sein. Wenn es publiziert ist, werde ich es ohne großen TamTam auf Facebook zeigen. Ihr werdet es auf jeden Fall schon vorher wissen.
Es ist ein unglaublich gutes Gefühl, sich in diesem – Euren – Biotop bewegen zu dürfen. Wir sind noch ein kleiner Kreis. Seit gestern haben mir 19 Menschen, denen ich besonders verbunden bin, ihre Koordinaten geschickt. Das ist gar nicht einmal so wenig. Ich danke Euch! Für Eure Nähe, das Gefühl der Verbundenheit und der Sicherheit, mich hier mit Euch austauschen zu dürfen.
Fühlt Euch umarmt!
Offene Hände signalisieren einen offenen Geist, tragen keine Waffen und sind bereit, zu geben und zu nehmen.
Der große Autor Yuval Noah Harari beschreibt in seinen Büchern (zum Beispiel „Homo Deus“ oder auch „Eine kurze Geschichte der Menschheit“) das wesentlichste Kriterium, das intelligente Lebensformen, die von ebensolchen Lebewesen betrieben werden, von weniger ausgereiften unterscheidet: Kooperation.
Kooperation unterscheidet uns vom schlichten Einzelkämpfer, Zusammenarbeit ist eben mehr als die Kumulation partikularer Interessen und Begabungen. Es ist der kreative Umgang mit unterschiedlichen Ressourcen, die intelligente Suche nach Schnittstellen und Schnittmengen, die Offenheit für Verschiedenheit und die Bereitschaft, den Verdacht zuzulassen, der andere Mensch könnte mit seinem Zugang mein eigenes Ziel bereichern und unterstützen.
Über tausende von Jahren haben diese Tugenden zur Weiterentwicklung des Menschen beigetragen. Leider – und das lässt sich nicht negieren – auch die Fähigkeit (und die Bereitschaft!) des Menschen, Mittel und Maßnahmen zu erfinden, die zur Auslöschung jenes Teils der Menschheit beitragen sollen, der nicht kooperieren will und den man als Kooperationspartner ablehnt.
Ohne in die Sorge um den Untergang des Abendlands kippen zu wollen, darf man sich trotzdem Gedanken machen, wie sorgsam wir aktuell mit dem Schatz der Kooperation umgehen.
Eine Fahrt mit der U-Bahn, ein Blick in Social Media, die Analyse von Auswahlverfahren für Ausbildungen und Jobs oder – ganz simpel – der Le Mans-Start um die Liegestühle am Urlaubspool zeigen uns, wie leicht es uns gelingt, die DNA unserer Evolution zu verdrängen. Und nun können wir erkennen, wie polar sich die Entwicklungen abspulen:
Während agile Arbeitsmethoden in bester Absicht und mit intensiv betriebenen Methoden versuchen, neue und lustvolle Formen der Zusammenarbeit in die Praxis zu bringen, degenerieren gesamtgesellschaftlich die entscheidenden Sinnstifter wie Aufklärung und Solidarität. Die Entkoppelung des einzelnen Menschen vom gemeinsamen Interesse schreitet mit einer solchen Brutalität voran, dass alle Versuche, dem Gegenteil Gehör und Relevanz zu verschaffen, große Gefahr laufen, von der Welle der Banalität verschlungen zu werden.
Übrig bleibt die finstere Schattenseite der Solidarität: Der Hass auf den (vermeintlich!) gemeinsamen Gegner und der Versuch, aus der Schlechterstellung des Anderen einen Vorteil für die eigene Situation zu simulieren. Kooperation als Wesensmerkmal intelligenten Lebens gerät zur Überlebensfrage einer unachtsam gewordenen Menschheit.
Da ist es wieder.
Der Druck in der Magengegend. Das Pochen im Hals. Die sich anschleichende Übelkeit. Die Angst. Noch eineinhalb Stunden. Dann wird es an der Tür läuten. Und am Läuten wird er erkennen, wie der Rest des Abends verlaufen wird. Dann kommt der Vater nach Hause. Und die alles entscheidende Frage wird sein:
Wie viel hat er vorher getrunken? An der Art, wie der Vater die Treppen in den ersten Stock bewältigt, wird sich die letzte Gewissheit einstellen. Und allerspätestens beim Mantel Aufhängen ist das Urteil gesprochen. „Na, Petzi, wie war der Tag?“ wird die hilflose Mutter fragen, die genau wie er perfekt ist im Ablesen der seismografischen Anzeichen. Sie fragt es trotzdem, obwohl sie die Antwort schon kennt: „Viel Arbeit, viel Zirkus.“
Dann der ritualisierte Gang des Vaters zur Kommode, Brille ablegen, Uhr ablegen, schnell die Post anschauen. Die Kontoauszüge, die die Mutter nicht zu öffnen wagt.
Ins Bad, Hände waschen, die rote Stirn mit Franzbranntwein einreiben.
Dann – so geht der schlechte Tag in den schlechten Abend über – den Sohn ins nahegelegene Wirtshaus schicken. Alibihalber eine Familienpackung Eis holen. In Wirklichkeit eine Flasche Doornkaat holen. Der Wirt packt sie immer in weißes Packpapier ein, damit der 12-Jährige mit der Schnapsflasche auf der Straße kein Aufsehen erregt.
Der 12-Jährige. Er hat schon seine Abwehrmechanismen entwickelt. Die helfen manchmal, oft aber helfen sie auch nicht. Speziell, wenn der Vater anfängt, die endlosen Diskussionen anzuzetteln. Warum in der Schule was nicht läuft. Die ewigen Tiraden über die schwere Jugend des Vaters, obwohl der Sohn weiß, dass die Geschichten nicht stimmen.
Die Rechthaberei. Neulich, da hat der Sohn ganz stolz aus dem Werkunterricht einen Gewehrständer für das Luftdruckgewehr nach Hause gebracht. Der Vater will ihm den Gewehrständer montieren. Er wackelt ein bisschen beim Stehen. Um die Bohrlöcher zu markieren, zieht er mit dem Kugelschreiber und dem Lineal eine dicke Linie quer über die ganze sorgfältig lackierte Breite des Holzes. Dann wird der Ständer montiert. Jahrelang wird der Sohn die fette Kugelschreiberlinie sehen und sich an diesen „verwackelten“ Abend.
Kein Einschreiten. Kein Ordnungsruf. Und – an besonders schlechten Abenden – wo sie es dem Vater besonders recht machen möchte, stimmt sie auch noch in seine Wiederholungsschleifen ein und markiert ihre eigene verwunschene Kindheit mit den immer gleichen Geschichten. Es ist niemals körperliche Gewalt im Spiel. Niemals. „Nur“ psychische Folter.
Irgendwann bittet der Sohn, doch ins Internat zu dürfen. Er würde das nicht mehr aushalten. Selbst da passiert nichts. Keine Gewalt.
Dafür das Schweigen. Wochenlanges Schweigen.
Das „Guten Morgen“ des Sohnes beim Frühstück wird nicht erwidert. Das „Gute Nacht“ auch nicht. Bis sich der Sohn an den Firmpaten wendet. Er ist der beste Freund des Vaters. Und beim samstäglichen Kaffeehausbesuch scheißt er den Vater zusammen. Was der denn glaubt, wochenlang nichts mit dem Sohn zu reden …
Dann kommt der nächste Abend der Büroheimkehr. Das zögerliche, abgesetzte Läuten. Das Keuchen beim Stiegensteigen. Die Diskussionen. Um nichts und wieder nichts.
Der Sohn zieht sich in sein Zimmer zurück. Geht kurz Zähne putzen, Pyjama, Bett. Lesen.
Die große Flucht in die Welt der Abenteuer. Wo die Helden groß und mächtig sind. Gute Taten vollbringen. Die Gerechtigkeit nach langen Kämpfen siegen darf. Wo die Liebe wohnt, die Romantik, der Kitsch.
Es ist kurz vor Mitternacht. Der Sohn hört die Eltern aus dem Wohnzimmer kommen. Die Tür zu seinem Zimmer geht auf. Der Vater steht da. Wankend. Roter Kopf.
Er tritt ans Bett heran. „Licht abdrehen! Und – wie liegst Du da?“ Der Sohn hatte das Buch auf die aufgestellten Knie gelegt. Der Vater drückt ihm die Knie runter. „So liegt man.“
Das Schweigen war besser. Im Nachhinein betrachtet.
Und morgen wird der Sohn das Foto des Vaters, das in seinem Zimmer hängt, in den Schrank geben.
Jetzt sind also 5 Quartale vergangen, seit diese mehr als seltsame Regierung die Geschäfte übernommen hat. Mit was für einem Windei von Getöse ist sie angetreten.
Neuer Stil. Reformstau beheben. Schluss mit der Packelei. Frieden, Wonne, Eierkuchen im Ministerrat.
War eh schon schwer, das im Vorhinein zu glauben – nach all der Verkürzung der Argumente auf die Schließung der Balkan-Route und dem antimuslimischen Rassismus.
Vielleicht ist es ganz nützlich, auch einmal das abgedroschenste Argument des türkisen Wunderknaben zu drehen und zu wenden. Wer hat denn nun wirklich die Balkanroute dicht gemacht? War es nicht die vielgeschmähte und vom pubertierenden Stimmbruch-Wunder angepöbelte deutsche Merkel-Mutti, die dem Herrn Erdogan die Milliarden hinten reingeschoben hat, damit der türkische Trickspieler dem türkisen Wunderheiler (versehentlich) die Gelegenheit gibt, sich mit einem Effekt zu brüsten, den in Wahrheit der Sultan am Bosporus erzielte, indem er die Flüchtenden einfach nicht weiterziehen ließ?
Und was wurde denn aus den großen Reformen? Wir haben jetzt bald Fotos auf den e-Cards, die das tausendfache kosten, was an messbarem Schaden ohne die Fotos eingetreten ist. Garniert durch die übliche braune Hetze.
Wir haben den 12-Stunden-Tag. Gegen alle wirtschaftspolitische Vernunft und auch arbeitsmedizinische Erkenntnisse. Wir haben den Karfreitag, der den Protestanten in einem zynischen Parforceritt wegrationalisiert wurde. Verarsche pur.
Wir haben einen Geheimdienst, um den die Kollegen aus dem Ausland einen Bogen machen, weil er von Rechtsextremisten unterwandert ist. Aber Hauptsache, wir haben wieder die Schulnoten für 9-Jährige. Da freuen sich die Schul- und Studienabbrecher. Sooo leicht sollen es die Jungs und Mädels heute auch wieder nicht haben – eine gesicherte Quote an Sitzenbleibern brauchen wir schon, damit wir uns selbst ein bissi besser fühlen dürfen.
Das ist überhaupt das große Narrativ dieser Hasardeure. Hauptsache, wir schaffen einen gesicherten Bodensatz von Underdogs – dann haben wir immer was, worauf wir hintreten können.
Hauptsache, uns gehen die Feindbilder nicht aus, denn wo kämen wir da hin, wenn wir so etwas wie einen positiven Sinn stiften müssten? Wie sollte das denn gehen? Davon haben wir ja nicht den Schatten einer Ahnung. Feindbilder, Underdogs, Neid, Missgunst, Vorurteile und Verschwörung. Das ist der toxische Cocktail, der uns von brav geschmierten Boulevard-Gunstgewerblern im Dauertropf intravenös verpasst wird.
Und dann haben wir eine ehemals staatstragende Partei, die den Namen Opposition nicht verdient, weil sie weder weiß, was das ist, noch wie das geht.
Wenn die FPÖ nicht so strunzdumm wäre, ihre braune Kloake einfach nicht in den Griff zu kriegen und wenn es nicht 50 Tote ganz weit weg gegeben hätte, die ein Gleichgesinnter dieser verrohten Gang auf dem Gewissen hat: Der ungebildete und empfindungslose Kanzler hätte wahrscheinlich noch drei Jahre in der Pendeluhr geschlafen, während die Demokratie da draußen rettungslos verkickelt worden wäre.
Das ist das wirklich Gefährliche an diesem Regime: Es braucht eine bis zur Unerträglichkeit gesteigerte Abfolge von substanziellen Schweinereien, bis – man möchte fast meinen irrtümlich – irgend ein Alarm anspringt.
Und der absolute Tiefpunkt dieser Tragödie: Man muss kein Meinungsforscher sein, um mit Gewissheit feststellen zu können, dass all das nach wie vor der Mehrheit im Land an der ominösen Körperöffnung vorbeigeht.
Nun bleibt nur noch ein Reaktionsmuster für die Aufrechten: Jede nur denkbare Gelegenheit nützen, um allen, die wegschauen, weghören, zuschlagen und abdrehen auf der persönlichen Ebene den demokratischen Marsch zu blasen. Es muss sein. Es macht sonst niemand. Denn sonst glaubt der Bodensatz, er wäre die Schaumkrone. Das müssen wir verhindern. Jeden Tag.
Vor über 40 Jahren hatte ich einen Studienkollegen. Er war so alt wie ich. Und blitzgescheit. Schnelle Auffassung. Gute Sprache. Exzellente Manieren. Der Gute hatte allerdings eine Eigenschaft, die ich seitdem immer wieder auch an anderen Personen beobachten konnte: Er war einfach und wahrscheinlich seit Geburt alt.
Ein leicht nach vorn gebückter Gang. Die ständige Nachdenklichkeit, manchmal gemildert durch eine heitere, in sich gekehrte Gelassenheit. Die Frisur wie bei einer Hofratsfigur aus Franz Werfels „Blassblauer Frauenschrift“. 30 Jahre später hab ich ihn wiedergetroffen. Zufällig. Und ihn sofort erkannt. Bis auf ein paar graue Haare mehr und ein paar Geheimratsecken war er kaum gealtert und lächelte mich an, als hätten wir uns erst gestern im Café Maximilian verabschiedet.
Ein kleines Neidgefühl beschlich mich.
Mein Haupthaar war irgendwo im Windkanal geblieben, zwei Ehen hatte ich nicht zu einem guten Ende bringen können.
Aber ...
Ich habe Latzhosen angehabt. Geile Feste gefeiert. Irre Reisen unternommen. Nie, einfach nie einen Lodenmantel getragen. Auch keinen Lodenhut. Dafür mittlerweile 13 andere. Auf meinem Handy sind seltsame Klingeltöne, die heute jemand mit den Stones verwechselt hat (dabei ist es „Fortunate Son“ von CCR). Ja eh, CCR. Das finden jetzt sicher viele gestrig.
Und: Ich bin einfach glücklich. In meiner dritten Ehe. Mit drei Kindern aus zwei Ehen. Und zwei Enkel-Wanzen ohne meine DNA. Mit der allerliebstesten Ehefrau auf der ganzen großen weiten Welt. Und heute vor 14 Jahren wurde ich zertifiziert. Als Coach. Im Beruf meines Lebens. Und alles swingt in mir.
Nicht mit heiterer Gelassenheit. Sondern lästig, lustig und widerständig.
Forever young ....
Gestern beim Kabarettisten.
Gute, solide Pointenschleuder. Relaxed. Tut auch gut, sich von intelligentem Wortwitz verwöhnen zu lassen.
Ausnahmslos ohne eine einzige Anspielung auf die derzeitigen politischen Verhältnisse.
Zurücklehnen. Schauen. Das Publikum anschauen.
Da macht sich eine gewisse Unruhe in mir breit. Und dann weiß ich plötzlich, woher sie kommt. Es ist die Erinnerung an die TV-Berichte aus den FPÖ-Bierzelten. Die sauertöpfischen Gesichter, die bei den für sie manchmal angekündigten Pointen plötzlich ins Lachen losbellen. Die wagemutig gefärbten Haare. Signifikantes Merkmal: Blauschwarzer Grundton mit einer markanten lila Strähne drin.
Die Jack Wolfskin Gilets. Das unübersehbare Sachbearbeiter-Leben.
Viele von ihnen sind massiv bedroht. Die Digitalisierung wird ihre Jobs angreifen. Wahrscheinlich wissen es manche auch schon. Weil der pragmatisierte Kollege nach seiner
Pensionierung nicht nachbesetzt wurde. Weil man sich selbst schon ausrechnet, wieviel Krankenstand vor der eigenen Pension grade noch vertretbar sein wird.
Und von dieser subkutanen Vibration kommt dieser unübersehbare Missmut.
Aber heute müssma lachen, weil das Fernsehen ist da und da wollma net unangenehm auffallen. Überhaupt: Nur net auffallen.
Diesen Menschen fällt nichts auf. Diesen Menschen ist es scheißegal, ob die Identitären in der Villa Hagen ein Büro haben und wieviele Freiheitliche Funktionäre sie unterstützen. Die schauen nicht die ZiB2 und Armin Wolf ist doch der, der die Leute nicht ausreden lässt.
Wir – also die, die diese Zeilen lesen – dürfen nicht glauben, dass dieses Regime im Wanken ist. Dass die internationalen Geheimdienste uns aus dem Weg gehen, ist für die Sachbearbeiter des keimenden Faschismus eine gute Nachricht: Geht die eh nichts an, was wir hier so treiben!
Wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, dass es im Parlament nur zwei kleine Oppositionsparteien gibt. Trotz der Erfolge bei den AK-Wahlen für die Sozialdemokraten.
Denn was diese Erfolge uns zeigen, ist der Unmut über den Sozialabbau und die beginnende Ausbeutung.
Vielleicht – dort oder da – auch über die unerträgliche Dummheit der Faschisten.
Aber niemand wird sich gegen die Identitären wehren.
Austausch? Stimmt doch! Weltjudentum? Eh wie immer!
Nazi-Keule? Geh bitte!
Mit dem Antifaschismus gewinnt man in Österreich keinen (Korn)Blumentopf.
Alles andere ist Chimäre ...
Im Grunde genommen ist es völlig unerheblich, ob diese Regierung wegen der nicht trennbaren Nähe der FPÖ zu den Identitären scheitert, oder nicht.
Denn was von dem, was jetzt so sensationell bekannt wird, ist nicht seit Jahrzehnten fixer Bestandteil der DNA dieser zu einem guten Teil von Ex-Nazis gegründeten Partei?
Der Rassismus, die Deutschtümelei, die tiefe Verachtung der Arbeiter bei gleichzeitiger Verführung dieser Bevölkerungsgruppe. Die manische Distanz zu allen Fakten, das chronische Lügen, die Korruption, die Finanzierung durch die Industrie, die Geiselhaft durch die Burschenschafter, die fast schon pathologische Unfähigkeit, sich von der Nazi-Zeit zu distanzieren, das ewige Basteln und Schrauben an Feindbildern und das Schüren des Minderwertigkeitskomplexes und der Opfer-/Täter-Umkehr. Und das Allerschlimmste: Die tiefverwurzelte Feindschaft der Faschisten gegen Verfassung, Rechtsstaat, Freiheit der Medien und Menschenrechte.
Alles bekannt. Seit immer schon. Sogar für einen 1986 geborenen politischen Parvenue müsste all das mühelos erforschbar sein – Google ist für einen Candy-Crush-Spieler sicher kein unknackbares Mysterium.
Dieser Hütchenspieler namens Kurz hat uns ohne Not und in voller Absicht diesen braunen Abschaum in die Regierung gesetzt. Und wenn er nun sein „Erweckungs-Erlebnis“ zelebriert, dann kann man ihm nur ganz laut entgegenrufen: „Shut up!“ Es ist sowas von genug mit dieser planmäßigen Verarsche.
Lasst uns niemals vergessen, was für eine zutiefst verlogene und frei von Bildung und Moral betrügende Kamarilla uns nun Läuterung vorgaukelt.
Neuwahlen oder nicht, kurz und bündig:
Niemals wieder diese türkise Heuchler-Bande!
Die Türkisen grenzen sich von der ÖVP ab, weil die ist irgendwie peinlich. Und von den Braunen, solange die sich nicht von den Identitären abgrenzen. Die Identitären grenzen sich von den Nazis ab, weil deren Vokabular zwar das selbe meint, wie das, was sie eigentlich sagen wollen, aber halt doch die Grenze zum Erlaubten überschreitet.
Die Roten grenzen sich von den Türkisen und den Braunen ab. Wissen aber nicht so recht, wie sie sich untereinander abgrenzen sollen, weil die einen grenzen sich nicht von den Braunen ab und die anderen nicht von den Türkisen.
Die Pinken grenzen sich von den Türkisen ab und wie es sich grad ergibt, von den Roten, den Pilzen und von den Grünen. Am deutlichsten grenzen sie sich von den Braunen ab, weil die können sie wirklich nicht leiden.
So geht’s auch den Pilzen. Die hassen die Braunen, da steht mehr als eine Grenze, das ist schon ein Graben. Dann grenzen sich die Pilze auch von den Grünen ab, von den Türkisen, weil die sich nicht von den Braunen abgrenzen und eh klar auch von den Pinken – das wäre ja noch schöner. Und bei den Roten wollen sie auch nicht anstreifen, da gibt es zu viele Fotos im gemeinsamen Familienalbum. So sind alle ganz toll abgegrenzt. Und so reiten sie alle Richtung Grenze des Erträglichen.
Was muss eigentlich noch alles passieren?
Die Entsolidarisierung ist in vollem Gang. Der Nationalismus hebt sein hässliches Haupt. Der Humanismus degeneriert zur Weichei-Ideologie. Die Lüge feiert Kirtag. Jeden Tag. Der beschissenste Boulevard, den die übelsten Kloaken dieses Landes seit dem „Stürmer“ je freigegeben hatten, geifert und spuckt. Die Unverschämtheit derer, die den Parvenue herbeigeschrieben haben, wird nur noch von der Feigheit der Schwanzwedler übertroffen, die das Rückgrat nicht haben, zuzugeben, was sie angerichtet haben.
Und in einer unfassbar weichgespülten „Gegenwelt“ werden Unverträglichkeiten zelebriert und Globuli eingeworfen ohne mitzukriegen, dass die Faschisten Schritt für Schritt der Demokratie den Lebensfaden verkürzen.
Wir müssen uns stellen!
Wir müssen in den argumentativen Nahkampf! Wir dürfen nicht mehr unter uns bleiben! All jene, die im hundsordinären Alltag beschwichtigen, verharmlosen, verniedlichen, müssen von uns persönlich gestellt und tatsächlich angegriffen werden.
Niemand, der dieser grauenhaften Bande die Mauer macht, soll sich in unserer Gegenwart in seiner elenden Bedürfnisanstalt argumentativ sicher fühlen.
Lasst sie nicht davonkommen. Keinen.
Es wird gefährlich in unserem Land.
Auf die Schnelle – zwischen zwei Terminen: Was mich unglaublich wütend macht, ist der mehr als seltsame Hype, der einem gewissen Herrn Fellner derzeit zuteil wird, nur weil er vor laufender Kamera einem angepissten Nazi namens Sellner mitteilt, dass dieser ein Nazi ist.
What the fuck?
Was für ein billiges Kleingeld leistet sich da einer, der seit Jahr und Tag mit seinem Schmierenblatt ein Meinungsklima herbeisudelt, das genau den Boden aufbereitet für erbärmliche Wixer wie Sellner und ihre ungustiösen Nachhechler. Und dann vor der Kamera den Misthaufen, den man selbst aufgetürmt hat, auch noch angeifern. Man muss nicht religiös sein, um diesem unfassbar widerlichen Meinungspfuscher einen besonderen Platz in der Hölle zu wünschen.
Seit Jahren gibt es wiederkehrende Untersuchungen, die belegen, dass der Anteil von Psychopathen unter den Top-Führungskräften weltweit erschreckend hoch ist. Das häufigste Erkennungsmerkmal dieser Leute ist die weitgehende Freiheit von Angst. „Viel Risiko – Viel Gewinn“ ist der Leitgedanke der Psychopathen und ihrer Adoranten und so genießen diese Hochseil-Artisten für ihr gewagtes Tun oft auch ein hohes Maß an Bewunderung.
Legt man diese Erkenntnisse an jene an, die – gestützt auf 56% des Wahlvolkes – nun unser Land regieren, dann muss man die Angst-Freiheit wohl auch durch Freiheit von Scham ergänzen. „Ausgschamt“ nennt der Dialekt dieses Syndrom, das sich mit wachsender Bösartigkeit und Geschwindigkeit wie eine Garotte um das Land legt und einem den Atem raubt.
Wir haben handfeste Faschisten in der Regierung, die von einem unerträglich machtbesessenen Parvenue gegen alle Vernunft und Moral in den Ämtern gehalten werden. Und immer, wenn man glaubt, die Unterkante der Kellerplatte des Vorstellbaren erreicht zu haben, bohrt sich der Schlagbohrer der Infamie noch eine Etage tiefer: Im Zuge der de facto Abschaffung der Mindestsicherung stellt sich nun heraus, dass Geld-Spenden an diese Ärmsten der Gesellschaft deren Sozialhilfe-Summe um eben den gespendeten Betrag senken werden. Nicht nur, dass der Beschenkte dann keinen Vorteil aus der milden Gabe ziehen kann, nein: auch dem Schenken/Spenden selbst wird jeder Sinn geraubt!
Das ist eine solch bösartige Niedertracht, dass man gar nicht mehr anders kann, als den „Erfindern“ dieser Sauerei nur noch pathologischen Sadismus zu unterstellen.
Niemals, niemals, niemals mehr soll sich ein ehedem „Christlich-Sozialer“ mehr in meine Nähe bewegen dürfen, ohne diese bestialische Schlechtigkeit ins Gesicht geschrien zu bekommen. Ihr mieses bigottes Pack seid wirklich und wahrhaftig eine Gotteslästerung der Extraklasse!
Und jetzt habe ich all das geschrieben. Und vor zwei Wochen hätte ich es jetzt wutentbrannt auf Facebook gepostet. Und morgen hätte ich dann wahrscheinlich einen respektablen Haufen Klicks in meiner SEO-Statistik gesehen. Ohne das Gefühl entwickeln zu dürfen, etwas bewegt zu haben.
So lesen das nun mittlerweile 45 Personen, die ich zwangsbeglücken darf. Und ich rufe Euch zu – wie schon die letzten Male auch: Stellen wir sie, diese Sadisten, diese Psychopathen, diese verkommenen Subjekte, die Freude daran empfinden, die Schwächsten im Land ihrer Würde zu berauben. Zeigen wir Ihnen, dass wir sie im direkten Kontakt nicht davonkommen lassen. Und zerren wir sie durch den moralischen Morast, in dem das Land und ein großer Teil seiner Menschen zu versinken droht.
Wha ba ba loo bam, ba lam bam boo.
Das ist der Kampfruf, mit dem „Tutti Frutti“ eingekreischt wird, bevor es so richtig los geht. Der Vorbrüller vor der Hall of Fame ist Little Richard, der kleine irre Schreihals mit dem pencil-thin-moustache und den Diamant-Klunkern an den pianotrainierten Fingern.
Legendär der Ausspruch meiner Steyrer-Omi, nachdem sie sich eine akustische Kostprobe von „Tutti Frutti“ reingezogen hatte: „Der ist aber heiser!“
Little Richard war eine der ersten Landmarks meiner lebenslangen Liebe zum Rock´n´Roll, aber nicht die wichtigste. Mein Heiliger in der Hall of Fame – von der „Presse“ bei seinem Ableben ehrfürchtig als „Homer des Rock´n´Roll“ bezeichnet – ist und bleibt Chuck Berry.
Bevor ich ihm und ein paar anderen hier huldige, möchte ich beschreiben, was Rock´n´Roll für mich ist. Seit ich Musik bewusst wahrnehme, sind Swing-Musik und eben Rock´n´Roll zu einem Elixier der Freude an Rhythmus und Melodie geworden.
Es ist dieses drängende, stampfende, zwingende Grollen, das unter der Musik liegt und sich direkt in meine Eingeweide einschleicht. Von dort pflanzt es sich fort in meine Hüften und die Beine, die Knöchel und die Füße und simultan fangen die Finger zu schnippen an und die Hände wollen den Takt trommeln.
Wer schon einmal die Freude hatte, Rock´n´Roll live gespielt zu sehen, kennt wahrscheinlich das Drummer-Ritual, beim dritten Schlag einen Arm mit dem Stick hochzuhalten – quasi als optischen Beweis, dass der Rhythmus einfach einen unglaublich genussvollen Zwang ausübt.
Gegen den damaligen Zeitgeist, fuhr der Dibbuk der rocking Fifties Anfang der 70er in mich hinein und wird seitdem fürsorglich von mir gehätschelt. Es war nicht Elvis – der war damals auf der Schnulzen-Schleimspur ausgerutscht. Und sein „In the Ghetto“ war und ist zwar ein unglaublich berührendes Werk der sozialen Anklage, war aber für den 12-Jährigen damals ungerechterweise nicht so prickelnd. Mein erstes musikalisches Leittier war Jerry Lee Lewis. Mit „Chantilly Lace“, das sich irgendwie in den Ö3-Wecker getrickst hatte, wachte ich auf und hatte tagelange Ohrwürmer in mir verankert.
„Hello, you good looking thing you – well, yeah, this is the Killer speaking …“ und schon hämmerten sich gnadenlose Klavier-Attacken in meine willenlos gemachten Ohren.
Witzigerweise ging ich mit dem Rock´n´Roll genauso um, wie einige Jahre später mit der Wissenschaft. Ich kaufte mir ein paar Sampler, auf denen sich die wichtigsten Vertreter der von mir mit Sucht-Faktor verehrten Musik tummelten und ruck zuck hatte ich einen recht guten Überblick über meine Lieblings-Interpreten und ihre ganz typische Art, sich auszutoben. Genauso habe ich mir im Studium spezielle Themengebiete erschlossen: Sammelbände zu bestimmten Themen, von klugen Herausgebern editiert, dienten mir immer als erste Einstiegsluken in große Felder. Nun. Die Sampler. Da waren Fats Domino, den ich live in der Linzer Sporthalle genoss. Mit seinem gewaltigen Bauch hatte er den Konzertflügel im Gehen und Spielen quer über die ganze Bühne geschoben. Oder Eddie Cochran, der mit 21 Jahren bei einem Autounfall tödlich verunglückte und in Optik und Wesen eine verblüffende Ähnlichkeit mit James Dean hatte. Im „Summertime Blues“ beschwerte er sich, wie beschissen die braven 50er-Jahre-Eltern mit ihren Sprößlingen umgingen und auch die Politiker keine offenen Ohren haben wollten: „Sorry son, you´re too young to vote.“ Eddie war ganz besonders eng mit Gene Vincent befreundet, der einmal ihre Verbindung so beschrieb: „Wir liebten uns so, wie heterosexuelle Männer sich maximal lieben können.“
Dann war da Roy Orbison, der mit „Pretty Woman“ wohl einen all-time-hammer gelandet hat. Und Jerry Lee Lewis. Der Wahnsinnige aus Louisiana. In hyper-religiösen Predigerkreisen aufgewachsen, hatte er eine besonders „unanständige“ Textierung und absolut durchgeknallte Piano-Attacken drauf. Eine echte akustische Brand, wo man bei den ersten Takten schon weiß, wie der Hase läuft. „Great Balls of Fire“ hat eine solch unbändig-zwingende Mechanik, dass sich selbst stolze Besitzer von mit Wachs verklebten Schweinsohren nicht mehr zu helfen wissen. Unfassbar gut, wie Dennis Quaid den jungen Jerry Lee im Film „Great Balls of Fire“ spielte und wie authentisch die Szene gelang, in der Jerry Lee sein Klavier auf der Bühne anzündete, nur um dem nach ihm auftretenden Chuck Berry die Show zu stehlen.
Chuck Berry! Für mich der absolute und unerreichte, einzige und alleinige King of Rock´n´Roll! Er hat als besonders authentischer Botschafter dieser „neuen“ Musikrichtung die Brücke zur Wurzel des Rhythm and Blues gebaut und in die allgemeine Aufmüpfigkeit der Musik auch die Rassenthematik integriert.
Wer „Johnny B. Goode“ oder „Roll over Beethoven“ oder „Memphis“ oder „Little Queenie“ und so weiter und so fort, es könnte eine Ewigkeit weitergehen, gehört hat, kommt nie wieder aus diesem Suchtfaktor raus. „Roll over Beethoven“ hat er als Gegengift zu den notorischen klassischen Klavierübungen seiner Schwester geschrieben: „Roll over Beethoven, tell Tschaikovsky the News!“. In seiner Biographie beschreibt er den Rassismus in den Süd-Staaten, die in den 50er-Jahren Gesetze hatten, in denen es verboten war, dass weiße Frauen mit schwarzen Männern gemeinsam im Auto fuhren. Wer es trotzdem tat, musste damit rechnen, zur Polizei gebracht zu werden, wo der Frau eine prophylaktische Penizillin-Spritze zwangsverabreicht wurde – wegen der „Gefahr“ der Ansteckung mit einer Geschlechtskrankheit. Chuck Berry war ein manischer Lerner. Während einem seiner Gefängnis-Aufenthalte (ihm wurde nach den Südstaaten-Gesetzen der Missbrauch einer Minderjährigen zur Last gelegt), hat er eine Handwerker-Lehre abgeschlossen. Er war das Idol speziell der Teenager – auch und gerade der weißen. Viele seiner Songs spielen im High-School-Milieu. Ganz berühmt wurde er durch seine artistischen Einlagen bei Live-Konzerten und hier besonders mit dem „Duck-Walk“, bei dem er in die Knie ging und ein gestrecktes Bein wippend vor sich her bewegte. Ich habe ihn in den 80er Jahren in Wien in der Stadthalle gesehen. Er war schon sichtlich gealtert und schleppte sich ein bisschen mit langen Wiederholungen über die Distanz, aber den Duck-Walk hatte er noch drauf!
Vor einem Jahr habe ich mit meinem wunderbaren Bruder drei Lieder einstudiert, die mir eine gnädige Zuhörerschaft als Show-Einlage bei meinem 60er Geburtstagsfest durchgehen ließ. Mein unendlich talentierter Bruder an der Stromgitarre und ein leidenschaftlicher Vokal-Dilettant am Mikrophon. Ich habe es so sehr geliebt. Natürlich habe ich zwei Songs von Chuck Berry gesungen. Eine auf mich umgetextete Fassung von „Johnny B. Goode“ und für meine drei Königinnen – Frau und Töchter – „Little Queenie“ (There she is again, standing over by the record-machine. Looking like a model on the cover of a Magazine.) Natürlich gibt es beim Rock´n´Roll auch eine ganze Kategorie von Songs, die man nur noch als textlich dadaistisch bezeichnen kann: One and one is two, two and two is four, love me just a little bit more. Oder: I got a girl named bony Maroni. She´s as skinny as a stick of maccharoni. Solche herrlichen Dummheiten gibt es zahllos. Aber was soll man machen, wenn der Rhythmus so ist, dass man einfach mitmuss.
Es ist gar nicht möglich, auf die vielen anderen vermeintlichen Kings and Queens of Rock´n´Roll hier einzugehen. Selbstverständlich hat Elvis in der Zeit, bevor er zum Militär musste, unendlich Wertvolles geleistet. Mit „Jailhouse Rock“, „Hounddog“, „Heartbreak-Hotel“ und vielen anderen Smash-Hits hat er (zurecht!) rassenübergreifende Begeisterung ausgelöst . Oder Bill Haley – ein Gigant der Szene, dessen revolutionärer Touch ein bisschen darunter zu leiden begann, als rauskam, dass er brav verheiratet war und fünf Kinder hatte.
Eigenartigerweise waren mir die weichgespülten Vertreter des Rock´n´Roll, die sozusagen auch auf gutbürgerlichen Plattentellern rotieren durften, nie sympathisch.
Pat Boone war eine Schmalzlawine, selbst als er versuchte, ein bisschen Gas zu geben und von Bobby Darin ist nur „Splish Splash“ auszuhalten.
All time heroes wie Chuck Berry hatten ihren Einfluss auf die nächste und die übernächste Generation geltend machen können. Die Stones bekennen sich ganz direkt zu seinen Impulsen. Und sogar in Woodstock hat Ten Years After mit seinem Rock´n´Roll- Medley „Going Home“ den Schlamm zum Kochen gebracht.
Für mich ist diese Art Musik ein so unverzichtbarer Begleiter geworden, dass ich mir mein musikalisches Empfinden „ohne“ gar nicht vorstellen kann. Nicht zufällig war der erste Tanz, den meine geliebte Gabi und ich tanzten, „Roll over Beethoven“. Und wenn wir es nicht schon vorher gewusst hätten: Spätestens dann war uns klar, dass wir im gleichen Rhythmus schwingen.
Eine dicht gestaffelte und trotzdem unkoordinierte Serie von Impulsen aus meiner nächsten Nähe hat zu ein paar Erkentnissen geführt, die mir viel bedeuten. Liebevolle Kommentare vor allem von meiner geliebten Frau und Zurufe aus dem Freundeskreis ziehen grade ihre Spuren.
Der Tenor: Ich soll meine Empörung besser dimensionieren und auch fokussieren.
Kleine Auslöser, die allesamt zeigen, wie egoistisch und entsolidarisiert wir schon geworden sind, verursachen immer öfter große und entrüstete Abwehrmechanismen bei mir. Das führt dann zu unkontrollierter Schnappatmung meinerseits. Ich möge mich doch bitte einkriegen und runterkommen sind die freundschaftlichen und liebevollen Zurufe. Die ich sehr ernst nehmen will.
Und dann war da auch eine traurige Nachricht aus unserem Kreis hier, dass die herrschenden Umstände zu depressiven Verstimmungen führen würden – was ich sehr empathisch nachvollziehen kann.
Alles in allem ist ein Gedanken-Karussel angesprungen, dessen Ergebnisse ich für mich anwenden möchte.
Ironischerweise erlebe ich an mir selbst die Auswirkungen eines falsch kalibrierten Musters, vor dem ich als Profi meine KundInnen bewahren kann – nur mich selbst nicht (Motto: Beim Dachdecker regnet‘s rein).
Das Stichwort heißt Stress. Dieser Begriff stammt ursprünglich aus der Physik und beschreibt den Ausdauertest eines Materials, bis es dem Dauerfeuer der Belastungen unterliegt. Bei IKEA kann man das gut beobachten, wenn ein Metall-Arm regelmäßig ein Sofa drückt, um zu demonstrieren, wie belastbar Stoff und Fülle sind. Der Stress, dem wir Menschen unterliegen, ist ganz ähnlich. Sogenannte Stressoren verursachen zunächst einmal die positive Mobilisierung von Ressourcen, um rasch und effektiv eine Bedrohungs-Situation zu überwinden. Wenn es zwischen diesen Attacken regelmäßige Pausen gibt, in denen man sich erholen kann, nennt man das Modell „Eu-Stress“ (den guten Stress). Gibt es keine Erholungsphasen, dann steigt der Stresspegel ungebremst weiter, bis er die Oberkante des Schutzsystems überschreitet. Dann bricht der Damm. So einen Stress nennt man Dis-Stress. Im worst case mündet der Dis-Stress in den Burn Out.
Auf unsere Verhältnisse bezogen, befinden wir uns nun in einer Entwicklung, in der das Regime eine ungebremste Serie von Dis-Stress-Reizen auf uns einprasseln lässt: Die tägliche Flüchtlings-Sauerei, die Anschläge auf den Arbeitnehmerschutz, der Mindestsicherungs-Sadismus, die vielen kleinen bösartig-reaktionären Nadelstiche. Jemand wie ich reagiert auf jeden einzelnen dieser boshaften Trigger. Bis die Batterie leer ist und der Motor stottert.
Und wenn dann die Bomben in das Herz des Systems fliegen – Pressefreiheit, Menschenrechte, Demokratie, Verfassung – ist dann bei Leuten wie mir der Betonmantel des Bunkers voller Brüche und Risse. Ein Volltreffer genügt und die materialermüdete Konstruktion bricht (über mir) zusammen. Ich gewinne den Eindruck, dass es der Masterplan des Regimes genau darauf anlegt: Den Burn-Out des Systems und des Widerstands seiner Beschützer.
Mein persönlicher Schluss aus all dem: Strikteste Wachsamkeit gegenüber allen Über- und Untergriffen, die es darauf anlegen, die Grundlagen unserer pluralistisch-liberalen Demokratie sturmreif zu schießen: Bildung, Medien, Menschenrechte, Schutz der Institutionen, EU ... Kontrollierte Empörung gegenüber den vielen schrecklichen kleinen Nadelstichen, die wesentlich darauf angelegt sind, uns so zu ermüden, bis wir gegen die unübersehbar geplante Schluss-Offensive gegen das System an sich keine Abwehr mehr auf die Reihe kriegen. Zu meiner inneren Bestätigung bin ich mit dieser Vermutung nicht alleine. Einige in der DNA gut abgesicherte „schwarze“ (nicht türkise!) Granden artikulieren ähnliche Sorgen betreffend das Entstehen einer Dritten Republik jetzt auch schon öffentlich. Vielleicht ist dieser Zugang auch ein bisschen wirksamer gegenüber dem Mainstream, dem es am Arsch vorbeigeht, ob Flüchtlinge de facto Sklavenarbeit um 1 Euro 50 die Stunde verrichten oder ob die angeblichen Sozialschmarotzer aus der angeblichen Hängematte vertrieben werden. Vielleicht ist die Einschränkung der Meinungsfreiheit und die großflächige Ignoranz sozialer Mindeststandards ein stärkerer Weckruf. Vielleicht. Ich werde jedenfalls achtsamer mit meinem Herzrasen umgehen, damit die Liebe nicht kaputt geht.
Neulich hat eine von mir sehr geschätzte Journalistin auf Facebook eine sehr strenge Botschaft abgesetzt: Wer sich über Rechtschreibung oder Grammatik anderer Leute aufregt, den möchte sie nicht in ihrer Freundesliste haben. Es würde zu viele gute Gründe geben, Menschen mit mangelhafter Rechtschreibung gegenüber tolerant zu sein. Bei mir hat dieses Posting gemischte Gefühle ausgelöst. Einerseits volles Verständnis. Andererseits aber auch Ablehnung.
Mir ist ein sorgsamer Umgang mit der Sprache sehr wichtig. Irgendwie lustig fand ich dann, als sich in den Kommentaren eine andere Berufsschreiberin befand, die sehr starke Zustimmung signalisierte. Die selbe Schreiberin hatte vor kurzem formuliert: „Mir dünkt ...“.
Mich strengt es sehr an, solche Nachlässigkeiten zu ertragen. Auch die epidemische Ignoranz des „ss“ bei dass. Oder erst kürzlich: „Wäret den Anfängen ...“
Schmerz. Großer Schmerz.
Wer durchaus althergebrachte Formulierungen verwenden möchte, sollte auch so altmodisch sein, sich um eine korrekte Wiedergabe zu bemühen.
Oder „seid“ und „seit“. Anstrengend.
Ja. Grammatik-Nazi.
Ja. Lieber Grammatik-Nazi, als Neo-Nazi.
Denn die haben keine Ahnung vom Kulturgut „Sprache“, das sie doch so sehr gegen die „Asylanten“ verteidigen wollen. Wer sich die Mühe macht und zuhört, wie sehr sich Menschen mit Migrationshintergrund bemühen, unsere Sprache zu lernen, muss sich ab und zu schrecklich schämen, wie schauderhaft schlampig viele mit der Gnade der hiesigen Geburt mit diesem Schatz umgehen.
Auch deswegen glaube ich, dass ein sorgsamer Umgang mit dem Regelwerk unserer Sprache ein Akt der Wertschätzung ist. Der Sprache gegenüber. Uns selbst gegenüber. Und gegenüber allen, die sich redlich bemühen, bei uns heimisch werden zu wollen.
Eines der ultimativen Symbole gut- und spießbürgerlicher Saturiertheit der 50er und 60er-Jahre ist das „Belegte Brötchen“. Es war der Inbegriff kleinkulinarischer Raffinesse. Die Hausfrau von Welt ließ es sich ein persönliches Anliegen sein, die p.t. Gäste mit den ziseliertesten Exzessen gastronomischer Kleinkunst zu verwöhnen.
Das klassische belegte Brötchen hatte eine Grundlage aus schräg geschnittenem weißen Wecken. Die einzelnen Scheiben wurden mit Margarine bestrichen – damals sehr modern! Und dann kam oft als Bodendecker eine Scheibe Schinken. In einer Ecke zierte eine kunstvoll gefächerte Essiggurke das schräge Rund. Dann thronte oben das Prunkstück: eine sorgfältig zum Trichter gedrehte Scheibe Salami (in guten Häusern natürlich nur die echte ungarische!). Im Inneren des Salami-Trichters wurde mit viel Feingefühl ein Tupfer Mayonnaise platziert. Oder ein Perlzwieberl. Oder ein Teelöffelchen Fake-Kaviar.
Dann war sicher noch Platz für eine Scheibe gekochtes Ei. In der Mitte des Dotters residierte eine Kaper. Und oben drauf war sicher noch Platz für ein Zweiglein Petersilie.
Weitere Varianten: Lachs. Aus der Dose. Leider nicht ganz echt. Irgendein rosa/orange gefärbter Fake-Fisch – besonders intensiv gepökelt. Oder auch: Räucher-Forelle, hier war die Petersilie Pflicht – oder, sehr speziell, das kleine Dill-Extra.
In anglophilen Haushalten wurde auch die unentbehrliche Sauce Cumberland gereicht, meist zur Leberpastete. Vom Fleischhauer, bitte, nicht aus der Dose.
Und zum Schluss die Krönung gehobener kalter Küche: Das russische Ei. Eine Cholesterin-Attacke, die man heute nur mit angeschlossener Intensiv-Station genießen dürfte. Irgendwie haben wir das alles überlebt.
Und hatten keine Ahnung, was Gluten sind und ob man sie auf der ersten oder der zweiten Silbe betont. Daran hat sich bei vielen bis heute nichts geändert.
Es wird grade sehr viel über das Buch Reinhold Mitterlehners geschrieben. Ich hab es gelesen. Und die kommenden Zeilen sind keine Rezension, sondern nur eine Reflexion.
Mitterlehner ist nur zwei Jahre älter als ich und in einer Gegend aufgewachsen, in der ich mich als Kind sehr oft aufgehalten habe. Sogar das Gymnasium, in das er ging, verbindet uns, weil es eine sogenannte „Expositur“ des 2. Bundesgymnasiums Linz war, in dem ich maturierte.
Das Buch ist in einer recht authentischen Sprache geschrieben, die unterstützenden Profi-Schreiber haben den Sprachduktus des Autors gut eingefangen. Es hätte auch sehr viel kürzer ausfallen können, aber dann wäre es kein Buch, sondern eine Broschüre geworden. Ziemlich genau bei der Hälfte der Seiten beginnt es Fahrt aufzunehmen. Die ersten 50 Prozent erzählen die Geschichte eines typischen österreichischen Politikers der Baby-Boomer-Generation: Durchschnittlich, aufsteigend, sehr den eigenen Wurzeln verbunden, oft auch noch in alten sprachlichen und denkerischen Mustern verhaftet. Mitterlehner schafft es beispielsweise das ganze Buch hindurch nur mit ganz wenigen Ausnahmen nicht, die Sozialdemokraten als Sozialdemokraten zu bezeichnen. Sie sind für ihn Sozialisten – auch ab dem Zeitpunkt, als sich die SPÖ selbst von dieser Namensgebung gelöst hatte. Auch interessant: Mitterlehner fühlt sich dem Unternehmertum verbunden, weil sein Onkel eine Tischlerei hatte. Er selbst hat keinen Tag in seinem politischen Leben als Unternehmer gearbeitet, sondern war angestellt in der Interessensvertretung der Unternehmer.
Alles halb so wild, da muss ein Sozi keine Schnappatmung kriegen, sowas gibt es zu Tausenden auf allen Seiten des politischen Spektrums.
Das Weltbild und das Menschenbild Mitterlehners ist geprägt von der Zeit, in der er aufgewachsen ist und da spüre ich viel Vertrautes. Die scharfe ideologische Abgrenzung von der anderen Seite und zugleich das ständige Bemühen um Ausgleich und Kompromiss. Der innere Konflikt zwischen der geradlinigen und zeitweise sturen mühlviertlerischen Mentalität und der zutiefst fremden Mechanik des Ränkespiels und der gezinkten Karten. Und die Unfähigkeit, das ständige Lernen (das er glaubwürdig betont) mit der Geschwindigkeit der Veränderung in Einklang zu bringen.
Erschütternd die unverblümte Ehrlichkeit, mit der er die völlige Rat- und Konzeptlosigkeit der Regierungen nach dem Jahrtausendwechsel gegenüber den treibenden Themen Digitalisierung, Automatisierung und vor allem (!) der Migration beschreibt. Und das verzweifelte Bemühen, die gelernten und tradierten Methoden der Behandlung der Themen gegenüber einem Vertreter einer Generation zu praktizieren, dem das alles von Herzen egal ist und dem vorne und hinten das Wissen und das Gewissen fehlen, um abseits der Machtmechanik etwas Menschliches zu empfinden.
Das Scheitern Mitterlehners ist das technische KO eines Gebildeten, der zu dumm war, zu erkennen, dass sich das Spiel und seine Regeln fundamental geändert haben. Insofern sind meiner Meinung nach alle Kommentare zutiefst im Unrecht, die Mitterlehner „gekränkte Eitelkeit“ unterstellen.
Wer sich ein bisschen in den mühlviertlerischen Hang zur latenten Schwermut (siehe auch Adalbert Stifter) hineindenken kann, weiß, dass es sich nicht um Eitelkeit handeln kann, sondern um die Verzweiflung, das Richtige gewollt zu haben und gegen das Falsche zu verlieren.
Bei allen Unterschieden und in großem Respekt vor seiner Lebensleistung: Da kann ich ihn absolut nachvollziehen.
Wer sich am 15. des Monats noch nie gefragt hat, wie er/sie die Ust. überweisen soll, weiß nicht, was Unternehmer sein bedeutet.
Wer nie 150 Bewerbungen rausgeschickt hat und auf 100 nicht einmal eine Absage erhalten hat, weiß nicht, wie beschissen es ist, auf Jobsuche zu sein.
Wer nie jemanden gekündigt hat, weiß nicht, dass so etwas nur ganz ganz selten dem Rausschmeisser Genugtuung verschafft.
Wer nicht weiß, wie ein Kopierer funktioniert, sollte keine Assistenten haben.
Wer noch nie von einem Kunden erniedrigt worden ist, hat keine Ahnung von Dienstleistung.
Wer noch nie vom objektiv Schlechteren ausgebootet worden ist, wird nie verstehen, was freier Wettbewerb bedeutet.
Wer noch nie Liebeskummer hatte, wird die Geborgenheit der Loyalität nie endgültig zu schätzen wissen.
Wer noch nie Angst um sein Kind gehabt hat, wird Eltern-Sein nicht begreifen.
Wer niemals in der „freien Wildbahn“ gearbeitet hat, sollte nicht Berufspolitiker werden.
Wer noch nie auf einen „negativen“ Befund gehofft hat, kann Gesundheit nicht ausreichend ermessen.
Wer sich noch nie in seinen Widersacher hineingedacht hat, weiß nicht einmal, wie man Toleranz richtig schreibt.
Wer nie einsam war, geht mit der Zweisamkeit fahrlässig um.
Wer noch nie einen Kompromiss geschlossen hat, wird das Gemeinsame nie über das Trennende stellen können.
Wer keine Werte hat, dem ist nichts etwas wert.
Wer das Leben nicht umfassend liebt, der wird die Existenz des Todes nicht akzeptieren können.
Wer sich am Boden nicht bewegen kann, wird niemals fliegen wollen.
Wer die Minderheit nicht schützt, verdient die Mehrheit nicht.
1950 kam ein ganz besonderer Film in die Kinos: „Mein Freund Harvey.“ Der wunderbare James Stewart spielt darin einen schrulligen Mann in der Mitte seines Lebens, der von einem 2 Meter 10 großen Hasen begleitet wird. Der Hase heißt Harvey und wird nur von seinem Menschenfreund gesehen, der ihn aber überall hin mitnimmt und auch gerne seinen Freunden und Bekannten vorstellt. Der Film nimmt einige ganz besonders liebevoll-seltsame Kapriolen – bis dahin, dass sich auch der beigezogene Psychiater mit Harvey anfreundet. Ganz großes Kino.
Nun, am Ende der Ostertage, frage ich mich: Welcher Hase begleitet unseren Kanzler nun doch schon eine gewisse Zeit, wie heißt er und was besprechen die zwei, wenn sie ungestört sind? Wie kann es sein, dass dem Kanzler-Hasen noch immer nicht ausreichend auffällt, mit welch unerträglichem Faschisten-Gesocks sich sein Herr und Meister gemein gemacht hat? Der aktuelle Tiefpunkt – mittlerweile schon weit unterhalb der Erdkruste: In Oberösterreich vergleicht ein FPÖ-Funktionär die Migranten mit Ratten – so ganz im Stil seines Landsmanns, der die Welt vor genau 80 Jahren in Brand gesteckt hat und Millionen Menschen, die er für Ungeziefer hielt, bestialisch ermorden ließ.
Vielleicht hat der Kanzler-Harvey ihm jetzt geflüstert: „Shit, Basti, jetzt ham die schon wieder was Widerliches gsagt und jetzt müssma uns schon wieder öffentlich genieren!“ Aber kaum haben der Basti und sein Harvey geredet, da kommt auf, dass der Vize-Harvey eine Neo-Nazi-Seite geteilt hat. Weil der Vize-Harvey offensichtlich nicht sinnerfassend lesen kann. Dabei gäbs doch so tolle Deutschkurse für alle, die bei uns heimisch werden wollen.
Und dann gibt‘s auch noch zwei weitere Harveys: Die heißen allerdings Rainer. Der eine mit Vornamen, der andere mit Familiennamen. Das sind vielleicht gescheite Haserln! Die haben vor der Wahl in ihren „Qualitäts-Medien“ ganz viele kluge Worte gefunden, um den Basti herbeizuschreiben. Was der (und sein Harvey) alles drauf hat und wieviele tolle Reformen der umsetzen will. Und dass der mit den FPÖ-Schmuddels eine Koalition bilden wird, DAS konnte auch der klügste Rainer niemals ahnen! Und jetzt auf einmal passieren lauter grausliche Sachen – da muss man insgeheim sogar zugeben:
Das ist wahrscheinlich (!) sogar noch schlimmer, als das, was der böse böse Silberstein angestellt hat. Und sogar der Herr Kardinal findet das mit den „Ausreisezentren“ jetzt wirklich garstig, da müssma jetzt aber nachdenken, wie wir das mit der Industriellenvereinigung unter einen Hut kriegen. Schwierig, diese Erkenntnisse, immer.
Aber apropos „Hut“: Im Film hat der Harvey auch einen Hut gehabt. Der hing in der Bar immer am Hutständer. Und hatte links und rechts je ein Loch, damit die langen Hasenohren durchschauen konnten.
Sowas warat jetzt super. So ein Hasenhut, wo links und rechts die späte Erkenntnis rauswachsen könnt.
Das Verhältnis der SPÖ zu den ehemaligen Nazis war lange Zeit unsauber und opportunistisch. Speziell im BSA entstand ein Tummelplatz ehemaliger Nazi-Akademiker, denen die ÖVP zu klerikal und die Burschenschaften zu verstaubt waren.
Es ist und bleibt Caspar Einems historische Glanzleistung, als erste Parteiorganisation von allen poltischen Parteien in den 90er-Jahren mit dieser schlimmen Altlast aufgeräumt zu haben.
Die Motive Kreiskys, 1970 der FPÖ zu einem Wahlrecht zu verhelfen, das kleine Parteien begünstigte, waren einerseits taktisch motiviert (Spaltung des bürgerlichen Lagers) und andererseits bestimmt auch zu einem gewissen Grad psychologisch erklärbar (worauf ich mich jetzt nicht einlassen will). Die kleine Koalition mit der Steger-FPÖ, die der SPÖ auch heute so gern um die Ohren gehauen wird, war ein definitiver Sündenfall. Der später ach so liberale FPÖ-Minister Frischenschlager ist ausgerückt, um den „heimkehrenden“ Kriegsverbrecher Reder am Flughafen mit Handschlag zu begrüßen. Und das FPÖ Urgestein Scrinzi hat immer schon ganz ungeniert am ganz rechten Rand angestreift. Ganz zu schweigen von Jörg Haider, der sich zwar eine Zeit lang als liberale Mogelpackung durchgeschummelt hat, dann aber rasch erkannte, dass er damit keinen politischen Blumentopf gewinnen kann.
So ist es Franz Vranitzky auf immer hoch anzurechnen, dass er direkt nach der Wahl Haiders zum FPÖ Parteiobmann die kleine Koalition mit der FPÖ aufkündigte.
Es kann zwischen SPÖ und FPÖ keine gemeinsame Basis geben, solange die FPÖ die Faschisten in der Partei nicht loswird. Das ist bei der DNA der Partei und den aktuell agierenden Personen auf sehr lange Sicht auszuschließen. Als kleines Parteimitglied der SPÖ und von zwei ihrer Vorfeldorganisationen (SWV, BSA) erhebe ich den Anspruch, dass die SPÖ jede einzelne Koalition mit der FPÖ, die sie freiwillig eingegangen ist – egal, auf welcher Ebene – unverzüglich beendet (Proporzregierungen qua Landesverfassung ausgeschlossen).
Die FPÖ trägt in sich den Keim des Faschismus und dafür darf es seitens der Sozialdemokratie nicht einmal ansatzweise eine Option der Koalition geben. Jegliche Kritik an der aktuellen Bundesregierung ist obsolet, solange die SPÖ in den Hinterhöfen mit der FPÖ schmuddelt.
Gestern war ich nach Jahren der Absenz wieder einmal auf einem Wiener „Werber-Event“. Zu meiner allergrößten Freude hatte mich jemand zu seiner Abschiedsfeier eingeladen, mit dem mich eine über viele Jahre sehr wechselvolle Beziehung verbindet: Dr. Fred Koblinger, Chairman von PKP BBDO verlässt die Kapitänsbrücke und übergibt an seine Nachfolger. Ihm zu Ehren war der weltweite CEO des BBDO-Networks – Andrew Robertson – angereist. Völlig zurecht, denn eine Charge drunter wäre dem großen Fred nicht gerecht gewesen. Fred und ich kennen einander gut 25 Jahre. Wir waren lange Konkurrenten und wie bei ihm normal: faire Konkurrenten. Ohne schlechte Nachrede, ohne Hinterzimmer-Winkelzüge, gradeaus und mitten in die Augen. Dementsprechend waren auch andere frühere Mitbewerber eingeladen, mit denen mich auch eine ähnliche Fairness verband. Insgesamt sicher „nur“ knapp 100 Leute – eine wohlsortierte Community in diesem Jahrmarkt der Eitelkeiten.