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Ein fesselnder, spannender, erschütternder Thriller, der zeigt, wie eine zerstörte Kindheit und unverarbeitete Kriegstraumata aus einem Menschen eine Killermaschine machen. Diese Geschichte basiert auf der wahren Fantasie eines kranken Ex-Soldaten: Der deutsch-amerikanische Soldat hatte Krieg geführt, und die Folgen davon zerstörten sein Leben, er war deswegen beim Autor im Coaching. Er hasste sich und die Menschen, litt unter seiner zerstörten Sexualität und hatte komische, erschreckende Fantasien, die der Autor teilweise in diesem Buch verarbeitet. Der Soldat glaubte auch, als Kind von Mitgliedern seiner Familie missbraucht worden zu sein, konnte sich aber nicht richtig erinnern, weil er alle Erinnerungen an die Zeit zwischen seinem 13. und 18. Lebensjahr verloren hatte. Erst im Coaching kam die Erinnerungen zurück, die ihn sehr wütend machten, ihm dann aber den Weg zur Erlösung wiesen.
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Seitenzahl: 295
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Dantse Dantse
Blutige Therapie – der Schlächter von Darmstadt-Woog
Der Psychopath, sein Therapeut und die toten schwarzen Studenten
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Dantse Dantse Blutige Therapie: der Schlächter von Darmstadt-Woog. Der Psychopath, sein Therapeut und die toten schwarzen Studenten
Deutschland, Darmstadt, Mittwoch, 06.01.2010
85 Meilen von Houston, Beaumont, Texas, USA US Post Office 5815 Walden Rd, Dienstag, 02.02.2010, 11 Uhr
85 Meilen von Houston, Beaumont, Texas, USA Walden Rd, Dienstag, 02.02.2010, 17 Uhr 20
Darmstadt Ost, Dachbergweg, bei Lina zu Hause, Mittwoch, 03.02.2010, 00 Uhr 20
So begann es
Darmstadt am Woog, Gundolfstraße, bei Johnny zu Hause, Mittwoch, 06.01.2010, 7 Uhr 12
Darmstadt, Ecke Beckstraße – Roßdörfer Straße, Telefonzelle, Donnerstag, 07.01.10, 8 Uhr 27
Darmstadt, am Woog, Donnerstag, 07.01.2010, 10 Uhr 05
Darmstadt, Gundolfstraße, bei Johnny zu Hause, Donnerstag, 07.01.2010, 20 Uhr
Frankfurt am Main, Sachsenhausen, Franz-Lenbach-Straße, bei Dr. Camara, Donnerstag, 07.01.10, 19 Uhr 59
Darmstadt am Woog, Gundolfstraße , bei Johnny zu Hause, Freitag, 08.01.2010, 7 Uhr 12
Frankfurt am Main, Bockenheim, Arndtstraße, Praxisgemeinschaft Dr. Camara, Freitag, 08.01.2010, 8 Uhr 10
Darmstadt, Roßdörfer Straße, Freitag, 08.01.2010, 9 Uhr 16
Frankfurt am Main, Bockenheim, Arndtstraße, Praxisgemeinschaft Dr. Camara, Freitag, 08.01.10, 17 Uhr 01
Darmstadt, Gundolfstraße, bei Johnny zu Hause, Freitag, 08.01.10, 19 Uhr 47
Darmstadt, Gundolfstraße, bei Johnny zu Hause, Samstag, 09.01.2010, 9 Uhr 47
Frankfurt am Main, Bockenheim, Arndtstraße, Praxisgemeinschaft Dr. Camara, Samstag, 09.01.2010, 19 Uhr 43
Frankfurt am Main, Sachsenhausen, Franz-Lenbach-Straße, bei Dr. Camara zu Hause Samstag, 09.01.2010, 11 Uhr 45
Darmstadt Ost, Gundolfstraße, bei Johnny zu Hause, Samstag, 09.01.2010, 22 Uhr 20
Darmstadt, am Woog , Sportplatz der TSG 46, Montag, 11.01.2010, 11 Uhr 02
Frankfurt am Main, Bockenheim, Arndtstraße, Praxisgemeinschaft Dr. Camara, Montag, 11.01.2010, 12 Uhr 45
Langen, Nähe Bahnhof, Restaurant „Zur Westendhalle“ Montag, 11.01.2010, 17 Uhr 00
Darmstadt, Gundolfstraße, bei Johnny zu Hause, Dienstag, 12.01.2010, 23 Uhr 57
Heidelberg, Gutenbergstraße, bei Johnnys Mutter, Mittwoch, 13.01.2010, 14 Uhr 20
Darmstadt Ost, Gundolfstraße, bei Johnny zu Hause, Donnerstag, 14.01.2010, 6 Uhr 00
Frankfurt am Main, Sachsenhausen, Franz-Lenbach Straße, bei Dr. Camara, Donnerstag, 14.01.2010, 17 Uhr 30
Frankfurt am Main, Bockenheim, Arndtstraße, Praxisgemeinschaft Dr. Camara, Donnerstag, 14.01.2010, 18 Uhr 39
Frankfurt am Main, Sachsenhausen, Franz-Lenbach Straße, bei Camara zu Hause, Donnerstag, 14.01.2010, 19 Uhr 10
Darmstadt Ost, Gundolfstraße, bei Johnny zu Hause, Donnerstag, 15.01.2010, 18 Uhr 37
Darmstadt Ost, Gundolfstraße, bei Johnny zu Hause, Freitag, 15.01.2010, 10 Uhr 55
Frankfurt am Main, Bockenheim, Arndtstraße, Praxisgemeinschaft Dr. Camara, Samstag, 16.01.2010, 10 Uhr 10
Frankfurt am Main, Sachsenhausen, Franz-Lenbach-Straße, bei Familie Camara, Samstag, 16.01.10, 20 Uhr 17
Darmstadt Ost, Gundolfstraße, bei Johnny zu Hause, Freitag, 22.01.10, 17 Uhr 55
Frankfurt am Main, Bockenheim, Arndtstraße, Praxisgemeinschaft Dr. Camara, Freitag, 22.01.10, 15 Uhr
Darmstadt Ost, Gundolfstraße, bei Johnny zu Hause, Samstag, 23.01.10, 12 Uhr 51
Darmstadt Ost, Gundolfstraße, bei Johnny zu Hause, Montag, 25.01.10, 11 Uhr 51
Frankfurt am Main, Flughafen-Terminal, Freitag, 29.01.10, 10 Uhr 47
Darmstadt Ost, Dachbergweg, bei Lina zu Hause, Mittwoch, 03.02. 2010, 00 Uhr 20
85 Meilen von Houston, Beaumont, Texas, USA Walden Rd, Dienstag, 02.02.2010, 17 Uhr 51
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Impressum neobooks
basiert auf der wahren Fantasie eines kranken Ex-Soldaten
Wann und wo schlägt er das nächste Mal zu und wer ist das nächste Mal dran? Was für eine hässliche Psychose, unsere Stadt lebt in Angst (Daku, Darmstadt-Kurier)
KriDar – Krimis aus Darmstadt
Er hat es nicht gewollt, er hat es nicht gesucht, er hat ihn nicht gekannt. Dann kam der Anruf, der alles veränderte: „Herr Doktor Camara, ich brauche Ihre Hilfe. Sie müssen mich davon abbringen weiter zu morden. Wenn Sie mir die Hilfe verweigern, werden noch viel mehr Menschen, viele Unschuldige, sterben. Können Sie das mit ihrem Gewissen vereinbaren, jede Woche zu lesen, dass noch mehr schwarze Studenten ermordet wurden, obwohl sie hätten leben können, wenn Sie etwas getan hätten? Wollen Sie die Schuld für weitere Massaker tragen? Sie haben keine andere Wahl, als mir zu helfen. Ich brauche eine Therapie. Dies aber unter einer einzigen Bedingung, damit ich Ihre Hilfe annehmen kann. Sie dürfen der Polizei nichts verraten. Informieren Sie die Polizei, dass ich der gesuchte Schlächter von Darmstadt bin, werde ich nicht nur weitere Menschen umbringen. Als Rache werde ich auch Ihre Frau und Kinder nicht einfach töten, sondern zerfetzen, und Sie werden nichts dagegen tun können, denn die Polizei kann mich nicht fangen, wenn ich es nicht will.“
Ab da wusste der erfolgreiche und bekannte Psychotherapeut Dr. Camara, dass sein bisher schönes und glückliches Schicksal sich nun gegen ihn gewandt hatte.
Diese Geschichte basiert auf der wahren Fantasie eines kranken Ex-Soldaten: Der deutsch-amerikanische Soldat hatte Krieg geführt, und die Folgen davon zerstörten sein Leben, er war deswegen beim Autor im Coaching. Er hasste sich und die Menschen, litt unter seiner zerstörten Sexualität und hatte komische, erschreckende Fantasien, die der Autor teilweise in diesem Buch verarbeitet. Der Soldat glaubte auch, als Kind von Mitgliedern seiner Familie missbraucht worden zu sein, konnte sich aber nicht richtig erinnern, weil er alle Erinnerungen an die Zeit zwischen seinem 13. und 18. Lebensjahr verloren hatte. Erst im Coaching kamen die Erinnerungen zurück, die ihn sehr wütend machten, ihm dann aber den Weg zur Erlösung wiesen.
Straftaten wurden nie begangen.
„Hallo, wenn Sie nicht sagen wollen, wer Sie sind und was Sie wollen, dann werde ich auflegen“, sagte Dr. Camara.
„Tun Sie das nicht. Wagen Sie nicht aufzulegen, ohne zu hören, was ich Ihnen jetzt sagen werde. Sie haben schon genug Unheil mitverantwortet. Sind Ihnen die zwei Toten von vorgestern nicht genug? Haben Sie nicht davon gehört? Wie viele Tote wollen Sie noch sehen, bevor Sie das tun, was ich von Ihnen möchte? Hätten Sie auf meine Mail geantwortet, würden die zwei Menschen vielleicht noch leben. Sie tragen die Verantwortung dafür. Eine schwarze Studentin oder ein schwarzer Student wird heute in Frankfurt am Main, wo Sie praktizieren und lehren, die Kehle durchgeschnitten bekommen, falls Sie jetzt auflegen und mit mir nicht reden“, drohte Johnny M. Walker.
Johnny stand vor dem US Post Office 5815 Walden Rd, Beaumont, USA. Er klebte den Briefumschlag zu, der den Dankeschön-Brief und seine Beileidsbekundung enthielt und an Fr. Camara, Frau von Prof. Dr. Camara, Facharzt für Psychotherapie, Xxxx-Straße D-60599 Frankfurt, Germany, adressiert war. Es tat ihm sehr leid, was diese Familie ertragen musste, aber er sagte sich, jeder müsse für sich selbst kämpfen, so wie auch er in seinem Leben. Auch Parasiten wollten nur leben. Mitleid brachte nichts. Manche Unschuldige mussten leiden, damit manche Glückliche ihren Weg fanden. Warum hat Gott das so gemacht? fragte er sich.
Dann nahm er das andere Paket in die Hand, sah es an und lächelte. Er stellte sich vor, wie sie beim Aufmachen des Pakets reagieren würde. Jeder Mensch trägt sein Kreuz. Nun war sie an der Reihe.
Er erinnerte sich an das, was ihm ein anderer Soldat während des Kriegs im Irak bei einem gemeinsamen Essen darüber gesagt hatte:
„Hör zu, Johnny, jeder trägt sein Kreuz. Alles, was du tust, hat eine Rückwirkung auf dich und deine Mitmenschen. Alle Aktionen provozieren auch Reaktionen. Das ist das Gesetz. Das Schlimmste ist, dass die Reaktion oft nicht mehr von da kommt, wo die Aktion getätigt wurde. Deswegen macht es die Reaktion oft unkontrollierbar. Du kannst vielleicht noch Meister deiner Aktion sein aber selten Meister der Reaktion, die dann den natürlichen Gesetzen unterstellt ist. Du kannst bestimmen, was du den anderen tust, aber du wirst niemals, beziehungsweise niemals langfristig und ständig, die Kontrolle darüber haben, wie der andere reagieren wird. Gutes bringt einmal Gutes zurück; zu wenig würden wir sagen. Vielleicht der Grund, warum wir so wenig Gutes tun und uns nicht entschieden und kraftvoll gegen das Böse stellen, oder gar das Böse wählen? Aber Böses bringt 3 Mal böse Schläge zurück und das wissen wir leider erst nachdem wir diese dreifachen Schläge zurückbekommen haben. Wir meinen einfach, wir sind im Krieg und glauben, dass es moralisch ausreicht, um den Tod von Unschuldigen zu erklären und in Kauf zu nehmen. Nein, so geht es nicht. Unsere innere seelische Unruhe ist die Antwort der Natur. Pass auf mit allem, was du tust. Du bekommst alles zurück, deswegen sind das Leben und die Natur gerecht.“
Er dachte an diesen Soldaten, der kurz danach bei einem Anschlag, der verhindert hätte werden können, seine Beine und Hände verlor. Ein paar Tage vorher, vor diesem Essen, hatte er auf eine Menschenmenge geschossen, wissend, dass sie weder bewaffnet waren noch eine Gefahr für ihn und seine Kameraden darstellten. Er tat es aus purem Frust und Stress, aus Hass gegenüber dessen, was er im Irak tat, aus purer Wut gegen diesen Krieg ohne Überzeugung. Die Schreie dieser Menschen und der mangelnde qualifizierte, psychologische Beistand (nach so einem Vorfall wurde oft versucht die Schwere der Taten zu minimieren, und dem Soldaten, der auch ein Gewissen hat, der auch nur ein Mensch ist, zu überzeugen er hätte was Gutes getan und solle sich nichts vorwerfen. Aber seine innere Stimme und Überzeugung sagten ihm etwas anderes) ließen ihn nicht mehr ruhig schlafen. So fing das Böse an, zurückzuschlagen. Schlaftabletten halfen auch nicht mehr. Depressionen und Konzentrationsmangel setzten ein. Deswegen auch diese Unachtsamkeit, die ihm lieber das Leben hätte nehmen sollen, zu seinem Pech aber leider nur beide Beine, die Schenkel und seine beiden Ober- und Unterarme zerfetzt hatten. Diese Verstümmlung würde ihm für immer, für den Rest seines Lebens, in seinem Gewissen bleiben; nein, vielmehr war und würde sie immer sein unauslöschliches Gewissen für all das, was er getan hatte sein und bleiben, so war die Natur.
„Jo“, wie dieser Soldat ihn gern nannte, „Jo, ja, du kannst dein Bewusstsein verändern aber dein Gewissen wirst du niemals, ich sage dir nie, nie los.“
Und weiter:
„Du zahlst alles auf dieser Erde zurück. Hier auf dieser Erde und nicht nach dem Tod. Aber weißt du, Jo? Weißt du, was gut dabei ist? Du kannst selbst ungefähr entscheiden, nein, sagen wir, du kannst ein bisschen beeinflussen, wie hoch die Summe sein wird, die du zahlen wirst. Johnny, versuch, soweit du kannst, immer und immer diese Summe, die du zahlen wirst und musst, so niedrig wie möglich zu halten, indem du deine Taten kontrollierst und so viel gute Taten wie möglich und so wenig böse Sachen wie möglich tust. Es ist nur eine Frage der Zeit, bist du für sie zahlst. Meine Rückzahlung, wie du siehst, ist sehr hoch.“, hatte der Soldat zum Schluss melancholisch gesagt, als er ihn das letzte Mal im Militärkrankenhaus besucht hatte.
„Ja, wenn ich gewusst hätte, dass diese Lehre mich Jahre später stärken würde, hätte ich damals noch mehr Fragen gestellt. Danke, Richard Thompson, egal, wo du jetzt bist und was du machst, Gott segne dich“, sagte Johnny nun leise.
Er hatte selbst genug an seinem Kreuz tragen müssen, nun war sie dran. Sie kann nicht verschont davonkommen. Es war soweit, meinte er. Bevor er das Paket mit den in dickes Plastik mit Aluminiumschicht doppelt-eingeschweißten, noch gefrorenen Geschlechtsteilen seines Vaters und seines Halbbruders, die er aus Deutschland mitgebracht hatte, zuklebte, steckte er noch einen kurzen Text hinein. „Danke dafür, dass du immer für mich da warst und mich geschützt hast als sie, deine Lieblinge, wie du sie nanntest, mich jeden Tag fickten, missbrauchten und misshandelten. Danke, es geht mir jetzt gut.“ Er schrieb die Adresse auf das Paket: Margot Mackebrandt-Walker, XXXXstraße, 6xxxx Heidelberg, Germany.
Er erinnerte sich wieder an die Szene seines stummen Abschieds von seiner Mutter vor circa 3 Wochen am 13. Januar in der Gutenbergstraße in Heidelberg. Alles erschien vor seinem geistigen Auge wieder, als ob es gerade jetzt passieren würde.
Rückblick: Mittwoch 13.01.2010 gegen 15 Uhr
Nun stand er wieder vor dem Haus und schrie fast vor Wut. „Wieder er, wieder er, du verdammter Hund, verdammtes Schwein“.
Das Auto von Philip stand vor dem Haus. Das hieß, dass er da war. Er wollte ihn aber nicht sehen. Er wollte ihn nie mehr sehen. Nie mehr. Er hatte einen Druck in sich, eine Stimme die ihm sagte, töte diesen Menschen. Das ist das Schwein. Aber er wusste nicht, warum er ihn töten sollte. Er hatte doch nichts getan. „Doch, doch, der ist ein Schwein, das ist das Schwein, das du in deinem Traum gesehen hast“, hörte er diese neue Stimme sagen. Diese Stimme klang nicht wie der Rebell oder die Engel. Diese Stimme war ruhiger und selbstsicher und ließ keinen Zweifel daran, dass sie Recht hatte. Diese Stimme hörte er nur dieses Mal und nie mehr wieder. Aber das prägte sich ihm so ein, dass er wieder eine schmerzhafte und tief unangenehme Erektion bekam. Was hatte sein Halbbruder mit seiner Erektion zu tun? fragte er sich und als er dessen Auto berührte, spürte er so etwas wie Hass und wusste in diesem Moment, dass er doch noch mit diesem Mann zu tun haben würde. Er war noch nicht fertig mit ihm.
Er zog sein kleines Taschenmesser, das auf den ersten Blick wie ein Kugelschreiber aussah, aus seiner Tasche und machte alle Reifen des Autos platt. Er zerkratzte das ganze Auto und steckte das Messer wieder in seine Tasche. In diesem Moment spürten seine scharf entwickelten Instinkte, dass jemand ihn beobachtete. Er hob seinen Kopf und sah seine Mutter am Fenster des ersten Stockes, die ganz ruhig, mit einem neutralen Gesicht alles verfolgte, ohne eine Geste zu machen.
Sie schauten sich ein paar Sekunden an, dann verschwand sie wieder.
Johnny wusste sofort, dass sie seinem Bruder nichts von dem Vorfall erzählen würde. Er verstand es. Sie wollte ihm sagen, „Tu es. Mach das, wenn es dir hilft“, aber er selbst wusste nicht, ob es ihm half oder nicht. Es war ihm auch egal und er fragte sich gar nicht, was wäre wenn Philip jetzt hinauskäme. Alles war ihm egal. Der Hass und die Wut steuerten ihn.
Nachdem er dem Auto richtig großen Schaden zugefügt hatte, wandte er sich nun Richtung Hauseingang. Er stand vor der Tür und wusste nicht, was er tun sollte. Reingehen, weggehen, dastehen? Er setzte sich einfach vor der Tür in den Schnee und wartete fast 15 Minuten. Seine Mutter hatte sich nicht mehr gezeigt und war auch nicht zu ihm heruntergekommen.
Da er immer noch die Schlüssel des Hauses hatte, und hereinkommen durfte wann er mochte, stand er auf, schloss die Tür auf und ging aber in den Keller. Das war das erste Mal überhaupt, dass er im Keller dieses Hauses war. Komisch, sagte er sich, obwohl er schon mehrmals da gewesen war.
Er setzte sich in der Waschküche auf die Waschmaschine und überlegte. Warum bin ich eigentlich hierhergekommen? fragte er sich. In diesem Moment sah er Bilder vor seinen Augen. Er sah eine Tür, eine Kiste. Er stand auf und ging durch die Gänge des ganzen Kellers, und plötzlich stand er vor der Tür, die er gerade in seiner Vision gesehen hatte. Die Tür war mit einem speziellen Schloss gesichert. Johnny aber lächelte. Was war das denn schon gegenüber den gepanzerten und atomar-ausgestatteten Türen, die er damals im Einsatz hatte öffnen müssen?
Kurze Zeit später war er in einem großen Raum mit vielen Kisten. Alle waren mit einem Schloss verriegelt, bis auf eine Kiste, die offenstand. In seinen Einsätzen als Soldat hatte er mehrmals solche Situationen erlebt, in denen er schnell entscheiden musste. Er hatte nicht genug Zeit, alle Kisten zu öffnen, deswegen musste er überlegen, nach einem Ausschlussprinzip agieren und so schon einige Kisten aussortieren.
Warum sind alle Kisten zugeschlossen bis auf diese eine? überlegte er. Es könnte Absicht sein, damit man gerade die offene Kiste als belanglos ansah. Ja, gerade das, was auf den ersten Blick belanglos aussah, war oft der wichtigste Anhaltspunkt, hatte er gelernt. Von dort kam oft die tödliche Gefahr. Deswegen holte er die offene Kiste, stellte sie auf den einzigen Tisch, der im Raum war und suchte darin. Er hatte Recht. Das war die richtige Kiste.
Nach 20 Minuten verließ er das Haus. Er lief wieder an dem Auto vorbei und diesmal zerkratzte er die Frontscheibe. Und auch diesmal hatte er wieder das Gefühl, dass jemand ihn beobachtete. Er hob den Kopf und sah seine Mutter am Fenster. Sie schaute nicht auf das Auto sondern auf das, was Johnny in der Hand hielt. Johnny sah sie lange an, vielleicht 5, 10, 15 Minuten? Er wusste es gar nicht mehr. Aber es war sehr lang, so lang, dass seine Finger erfroren.
Seine Mama bewegte sich nicht. Sie sah aber diesmal nicht so traurig aus wie vorhin, wie vor 45 Minuten. Sie schien, obwohl sie ihre Miene nicht verzog und keine Gefühle zeigte, ja, sie schien, als ob sie ihn anlächeln würde, als ob sie zufrieden und erlöst wäre. Ihre Augen strahlten vor Glück.
Johnny steckte das kleine Buch in seine leichte Jacke und ging weg. Er drehte sich noch einmal zu seiner Mutter um, aber sie war nicht mehr da und der Vorhang war zugezogen. Er bekam ein komisches Gefühl, ein solches Gefühl, das man hat, wenn man sich auf Nimmerwiedersehen wünschte, und etwas sagte ihm, dass dies das letzte Mal war, dass er seine Mutter sah.
Wieder im Zug nach Darmstadt blätterte er im Tagebuch seiner Mutter:
Es war weniger ein Tagebuch als ein Erklärungsbuch. Es fing über Philip an. Er las einige Seiten und steckte das Buch zurück in seine Jacke, als er wieder an den Abschied von seiner Mutter dachte.
Was er da gelesen hatte klang nicht gut. Das war schlimm. Er hatte es nie geahnt. Das klang schrecklich. Er hatte sich immer wieder folgende Fragen gestellt: Was geht durch den Kopf dieser Frau? Was trägt sie so mit sich? Was belastet sie so? Warum lachte sie so wenig? Warum ist sie nie glücklich, auch wenn sie sich freut? War das, was er jetzt gelesen hatte, der Grund dafür? fragte er sich, oder nur einer von vielen Gründen?
Er wollte dieses Buch in Ruhe irgendwann weiter lesen, aber jetzt nicht mehr.
„Ich will jetzt nicht ihre Jammerei hören und ihre Entschuldigung auf diese Weise erfahren. Es ist feige, sie hätte direkt mit mir reden können“, sagte er sich, auch wenn es ihm ein bisschen leid tat, was sie erlitten hatte.
Ja, das war die Erinnerung an den Abschied von seiner Mutter. Die Sache hatte sich so schnell entwickelt, dass er das Buch total vergessen hatte und sich erst jetzt wieder daran erinnerte.
Wo ist es denn? fragte er sich. Und dann erinnerte er sich, dass es in seiner Aktentasche sein musste. Jetzt wollte er es bei der nächsten Gelegenheit bis zu Ende lesen.
Er atmete tief ein und aus und ging in das Gebäude des Postamts, mit dem Brief und dem Paket.
Er blieb nicht lange. Es ging relativ schnell. Nach einigen Minuten kam er wieder hinaus und lächelte. Er strahlte förmlich und sah noch schöner aus, als er sowieso schon war. Wer konnte ahnen, dass dieser Mensch, den man für einen Schauspielstar halten könnte, über 10 Personen auf dem Gewissen hatte? fragte er sich grinsend selbst.
Er stieg in das Auto seines Vaters und machte das Radio an. Es lief gerade: „Don't you forget about me” von den Simple Minds.
”Oh my God, oh my God”, schrie er laut und schlug auf das Lenkrad. „Das ist der Beweis. Das ist das Zeichen, ja, das Zeichen, dass auch die Götter mich für immer befreit haben. Das war das Zeichen. Ja, das ist wahrlich das Zeichen, dass mein Leben jetzt wieder neu anfängt“, schrie er weiter vor Freude. „Ja, mein Leben fängt wieder an, da, wo es aufgehört hatte, nämlich vor circa 25 Jahren.“
Er dachte an all diese Zeit, ohne traurig zu sein. Er war doch schon befreit. Dieses Lied, Don't you forget about me von den Simple Mindswar damals sein Lieblingslied gewesen; das Lied, das seit diesem Abend in der Badewanne aus seinem Gedächtnis gelöscht gewesen war, und das ihn erst jetzt, nach mehr als 25 Jahren, wieder willkommen hieß und fröhlich in seinem neuen Leben empfing.
Er sang den Text mit und fuhr los wie im Drogenrausch.
Won't you come see about me I'll be alone, dancing, you know it, baby Tell me your troubles and doubts Giving me everything inside and out
Love's strange, surreal in the dark…
Er spürte mit diesem Lied einen Wind der Erlösung, einen Wind der Hoffnung, einen Wind von Veränderung. Er vermischte den Text mit eigenen Worten.
Yeah, yes nothing is permanent in this world, only God can decide about your destiny, nobody else.That it's never too late to dream your dream,I will not only survive , I will live, yes I can, yes I will live, yes you can be happy again,yes I can, yes ….
Nun war er sicher, er war überzeugt, dass er wieder normal war: „Wow, ich werde nie mehr, nie mehr morden. Ich kann nun wieder normalen Sex haben, ich bin frei“, sagte er laut und fuhr weiter zu einer Pension. Er wollte sich ausruhen und dann später essen gehen.
Abends gegen 17 Uhr 30 fuhr Johnny zu einem Fastfood-Restaurant gleich in der Nähe des Hotels. Er bestellte ein gegrilltes Alligatorensteak und setzte sich hinten in die Ecke, wo er den Haupteingang sehen konnte. Beim Essen dachte er an Melissa, seine erste große Liebe. Melissa war ein Transvestit gewesen, den er aus Eifersucht umgebracht hatte, und es war hier in Beaumont geschehen, nicht weit von diesem Restaurant. Er hatte sich so verletzt gefühlt und im völligen Blackout hatte er zugeschlagen.
Ein kurzer Moment des Gespräches im mit Prof. Dr. Camara, Arzt für Psychotherapie , in dessen Praxis in Frankfurt Januar 2010 erschien wieder in seinem Kopf. Er sah in seinem Kopf den Doktor ganz genau vor sich. Er saß auf seinem kleinen Stuhl, während Johnny auf einer eleganten, großen, luxuriösen Couch saß.
Johnny: Diese Schlampe. Sie hat mir die ganze Zeit etwas vorgemacht. Ich wollte nicht mit einem Mann schlafen, mit einem Mann zusammen sein, verstehen Sie, ich wollte es nicht.
Dr. Camara: Sie nennen sie Schlampe. Heißt das, Sie haben sie doch geliebt und waren nun verletzt und wütend, zornig und enttäuscht über das, was sie getan hat?
Johnny: Ja, verdammt noch mal, ja, ich habe sie geliebt. Und sie? Sie hat wieder nur das von mir genommen, was sie wollte. Sie hat mich verarscht, auch sie, auch sie und ich dachte…
Dr. Camara: Wollen Sie vielleicht erzählen, was da passiert ist? Was Sie da gesehen haben? Was ist an diesem Abend passiert? Was hat Sie so verletzt und so wütend gemacht, dass Sie Ihre Liebe umbringen mussten?
Er erinnerte sich, wie der sonst so kontrollierte und gefühlsneutrale Dr. Camara unbewusst sein Mitgefühl gezeigt hatte, als er ihm die Geschichte in der Therapiesitzung erzählte.
„Nein, was ich da gesehen habe damals in Beaumont, in diesem Haus am Wasser, war echt … Melissa? Wie…“, er beendete den Satz nicht.
Aber heute glaubte er trotzdem, dass sie unschuldig war. Alle diese Toten, bis auf seinen Vater, seinen Halbbruder und der Freundin seines Vaters, waren unschuldig, sagte er sich. Alles hatte mehr mit ihm selbst zu tun, aber mit dem damaligen „ihm“, nicht mit dem jetzigen Johnny.
Er lehnte es vehement ab, die Verantwortung für den damaligen, von Dritten zerstörten Johnny zu übernehmen. Die Verantwortlichen hatten nun ihre Strafe auf Erden bekommen, und was nun da oben vor Gott mit ihnen passieren würde, würde er erfahren, wenn er auch dort ankam, sagte er tief zufrieden und schaute auf das gegrillte Fleischstück auf seinem Teller.
Das Krokodilsteak schmeckte ihm echt lecker. Es war das erste Mal, dass er wildes Fleisch aß. Noch ein Zeichen, dass alles anders geworden war. Er dachte an Lina aus Deutschland, die sexuell frustrierte Ehefrau, die auf einmal ihre luderhafte und perverse Seite entdeckt hatte. Nach außen die perfekte Ehefrau, die, wie sie selbst sagte, jede Gelegenheit nutzte um das Fremdgehen zu verdammen.
Sie hatten noch vor vier Tagen in Darmstadt, in ihrem Ehehaus, abends als ihr Mann schlief, miteinander gebumst. Er nannte das nicht „miteinander schlafen“. Miteinander schlafen ging anders, meinte er. Es ging nur mit Liebe. Das war bumsen, vögeln. Sie vögelten beide, wie zwei Menschen, die sich selbst hassten und sich selbst und anderen wehtun wollten. Er erinnerte sich an den sadomasochistischen Sex mit ihr und schmunzelte. Sie hatten mehrmals Sex bei ihr zuhause gehabt, während ihr Mann bei der Arbeit war oder oben schlief. Das war der pure Wahnsinn. Wenn eine Frau es will? schmunzelte er. Und der arme Mann würde abends nach Hause kommen und schwören, wie treu seine Frau sei. Dann ruderte er zurück: Ha, wer weiß, was er selbst in seiner Mittagspause, oder bevor er nach Hause kam, unterwegs machte, oder wenn er angeblich beruflich verreisen oder länger arbeiten musste? Er wusste von diesen Mittagspausen-Sex-Treffen in und um Frankfurt in privaten Wohnungen, meistens mit Führungskräften. In der Zeit um die Mittagspause und um Feierabend ist die Kaiserstraße in Frankfurt am Main sehr belebt. Alle Menschen sind treu, obwohl den Umfragen zufolge mehr als jeder zweite Deutsche, Frauen wie Männer, fremdgeht. Eine Scheinwelt der Treuen, wo fast jeder fremdgeht, aber trotzdem die Treue verteidigt und Untreue verdammt. In Ländern wie Afrika ist es besser. Dort geht es zumindest offener zu, und die Menschen stehen dazu, lächelte er spöttisch und abwertend und dachte dabei auch an Bill Clinton und die Kennedys.
Ja, er dachte an Lina. Und er war sich sicher: Sie musste etwas geahnt haben von seinen Taten. Sie liebte die Gefahr. Sie tat immer so, als ob sie wollte, dass er sie beim Sex tötete. In dieser Zone zwischen Tod und Leben bekam sie ihre explosivsten Orgasmen. So eine schöne Frau, eine unschuldige Mutter, eine treue Seele und exemplarische, gute Gattin, würde man sagen. Man würde nie denken, dass sie so etwas tun würde, schüttelte er den Kopf höhnisch und murmelte „Stille Wasser sind tief und besonders Leute , die laut dies oder das fast fanatisch verdammen und verurteilen; ja, diese Menschen, die sofort bestimmte Handlungen der anderen vehement als etwas Böses verurteilen, diesen Menschen sollte man in ihr Inneres schauen. Siehst du eine Person, die kategorisch Untreue verabscheut, dann sei sicher, dass gerade Sex mit anderen Menschen die Fantasien dieser Person ständig beflügelt“, sagte er sich. So war es am Anfang auch mit Lina. Ha, der Mensch mit seinen perversen Seiten, lachte er.
Er dachte an diesen einflussreichen Mann. Ja, dieser angesehene Mann vom noblen Steinbergviertel, reich, gut verheiratet, gesellschaftlich respektiert, mit dem er auf einem Parkplatz bei Seeheim Homosex gehabt hatte. Seine Frau würde ganz sicher schwören, dass ihr Mann nicht schwul wäre und so etwas „Abscheuliches“ nicht mal im Traum tun würde. Er wäre sicher der Erste, der die Leute, die so etwas taten, als Abschaum der Gesellschaft verdammen und als schlechtes Beispiel für die Kinder und die Moral verurteilen würde. Oh, ja, die scheinheilige Welt, schmunzelte Johnny.
Wie viele Menschen haben die Chance und die Gelegenheit und den Mut diese perverse Seite, ihre Fantasien, zu erleben? fragte er sich.
Wo würde Lina wieder einen treffen wie ihn, der auch wegen seiner Vergangenheit nicht ganz normal war, und alles das mit ihr machte? Sie tat ihm auch leid. Lina war auf eine andere Art wie Melissa, dachte er. Wie würde sie in Zukunft ihre Fantasien ausleben? Mit wem denn?
Er erinnerte sich auch an Asifa. Ja, das war wieder so eine Geschichte, als ob sogenannte Perversität nur anderen gehörte. Er hätte das bei ihr wirklich nicht gedacht. Er hatte nicht gewusst, angesichts der propagierten strengen, moralischen Gesänge, die aus dieser Ecke kamen, dass so eine Frau so etwas auch nur fühlen konnte und durfte. Diese arabische Frau, mit Schwulensexfantasien, die er über eine Anzeige im Internet kennengelernt hatte, war eine der schlimmsten Sexgefährtinnen. Ihre Fantasien erstaunten ihn und mit ihr wurde er endgültig davon überzeugt, dass sexuelle Fantasien und auch die schlimmsten sogenannten Perversitäten zu allen Hautfarben, allen Religionen und allen Gesellschaftsteilen gehören. Die Gefahr war permanent da. Sie wusste als Moslem, dass, wenn ihr Mann das erfahren würde, die Konsequenzen immens wären. Sie sagte dazu nur: „Klar weiß ich das, aber glaubst du, die Religion tötet die Gefühle und die Fantasien?“
Ja, Fantasien haben alle, aber diese ausleben dürfen oder können nur wenige. Ja, alles das, was man erfuhr, wenn man, wie er, kaputt war, amüsierte ihn.
Er erinnerte sich an sein scheiß Leben in der Gundolfstraße in Darmstadt, an Joggen um den Woog, an ekelhafte Sextreffen auf Parkplätzen mit anderen Männern, damals die einzige Möglichkeit für ihn, einen Orgasmus zu haben ohne zu töten. Er erinnerte sich an den Badesee am Woog, den Sportplatz von der TSG 46, seine Einkäufe im Netto-Lebensmittelmarkt. Er erinnerte sich an seine Zweifel, seine Tränen und lachte nun stolz darüber.
Er erinnerte sich an alle diese Opfer, die alle sterben mussten, damit er, Johnny, sich wieder finden konnte. Er verstand selbst nicht so ganz, warum die deutsche Polizei nicht schon früher auf ihn aufmerksam geworden war. Bei dem letzten Mord hatte er einen gravierenden Fehler gemacht, der normalerweise daraufhin gedeutet hätte, dass er in Darmstadt und am Woog lebte oder zumindest, dass er einen Bezug zum Woog hatte. Auch wenn nicht alles immer schön war, auch wenn er in Darmstadt mehr traurig als glücklich gewesen war, wollte er nichts mehr ausblenden. Er wollte nie mehr seine Vergangenheit ignorieren. Er war nun stark genug, um nicht nur damit zu leben, sondern glücklich damit zu leben.
Letztendlich erinnerte er sich an diese verschiedenen Persönlichkeiten in ihm, die ihm das Leben schwer machten. Ein paar Auszüge von Selbstgesprächen mit seinen verschiedenen Persönlichkeiten kamen ihm in den Sinn:
„Ich muss mir helfen lassen. Ich muss etwas dagegen tun. Ich will nicht mehr morden. Ich werde nicht mehr morden“, schimpfte er.
„Ha ja, das sagst du jedes Mal“, antwortete eine Stimme in ihm.
„Ja, aber ich weiß nicht, was ich tun soll, siehst du nicht, dass es mir schlecht geht? Ich will es nicht mehr“, antwortete er.
„Doch, du wirst es immer tun, du bist ein böser Mensch, du wertloser Hund“, sagte eine zweite Stimme, die er den Rebell nannte.
„Warum tust du mir so was an? Ich bin derjenige, der später damit konfrontiert ist, ganz allein“, erwiderte er.
„Johnny, du bist nicht böse, du solltest ihn schnell anrufen, du musst Hilfe suchen“, sagte wieder die erste Stimme, die er Engel nannte.
„Aber das habe ich getan. Er ruft mich doch nicht einmal zurück“, sagte er weinerlich.
„Du musst ihn wieder anrufen, immer und immer wieder probieren“, sagte diese Engel-Stimme.
oder
„Du musst es tun, du wertloses Kind, du musst dich revanchieren. Niemand liebt dich, sogar dein Penis nicht. Geh und tu es noch brutaler. Du böser Junge!“
„Ja, ich werde es tun, ich werde es tun, noch brutaler, ich böser Junge werde das tun!“
oder
„Warum weinst du denn? Ha ha ha, schlechtes Gewissen? Was dachtest du denn? Dachtest du, dass es sich lohnt, böse zu sein? Jetzt merkst du, wie ekelhaft du bist. Siehst du, warum ich dich böses Kind nenne? Was hast du getan? Wehrlose Menschen umgebracht? Schäm dich. Ha ha ha willst du dich wirklich schämen? Du Aasfresser.“
Oder
„Du brauchst Blut, du Kirchenratte, du musst töten. Du warst gestern zu feige um es zu tun. Und jetzt brauchst du eine Leiche. Du brauchst Blut“, sagte der Rebell in ihm.
Er ging hin und her in der Wohnung, wie ein Irrer und redete mit sich selbst.
„Nein, ich will nicht töten, nein, ich will nicht töten.“
„Doch, doch, hättest du sie gestern umgebracht, würde es dir heute besser gehen und du hättest deinen Orgasmus oder willst du zu diesem Parkplatz gehen und dich ficken lassen? Geh doch, Schurke, und lasse dich gehen, wie du es gewohnt bist. Lass dich erniedrigen, wie du es immer gemacht hast. Das hat dir doch immer gefallen. Warum stehst du nicht dazu? Aber auch dort wird dir nichts helfen. Du bist geboren worden, um benutzt zu werden und das Töten ist dein Verhängnis, es ist das Urteil über einen Hund wie dich. Sogar wilde Hunde töten nur, um sich zu verteidigen oder wenn sie Hunger haben. Du, du tötest wegen deiner gestörten Libido, ist das nicht erbärmlich?“, fragte der Rebell.
„Nein, ich will nicht töten. Hilf mir doch. Sag doch was. Sag mir doch was. Warum bist du oft still, wenn ich dich brauche? Warum bleibst du ruhig, wenn er mich quält? Du weißt doch, dass ich kein böser Junge bin, oder? Ich bin doch gut. Ich bin doch gut. Ich bin ein guter Junge. Wiederholte ich das bitte? Wo bist du denn? Wo versteckst du dich denn? Warum lässt du mich allein mit ihm?“, redete er zu der Stimme in sich, die er Engel nannte.
Er sagte nun ganz glücklich zu sich: „Der Rebell wird nie mehr reden. Er ist weg, für immer weg und die Engel?“
Und um wirklich ganz mit der Vergangenheit abzuschließen, dachte er noch einmal an Catherine, die schwarze Afrikanerin. „Ich wollte sie nicht töten“, jammerte er ein bisschen, „ich habe sie wirklich geliebt und ich habe in ihren Augen gesehen, dass sie mich auch mochte. Ich wollte unbedingt bei ihr kommen. Es war so schön mit ihr. Ich spürte das erste Mal in meinem Leben eine Frau, einfach eine Frau. Der scheiß Orgasmus wollte aber nicht kommen. Ich wollte unbedingt, aber er kam nicht und ich drückte und drückte und auf einmal war sie tot. Gott, verzeihe mir für sie. Ihre Seele möge jetzt Ruhe bei dir finden“, trauerte er still und schüttelte den Kopf hin und her. Sie war die einzige Ermordete, bei der er Mitgefühl gezeigt hatte.
Nun nahm er das Buch seiner Mutter aus seiner Aktentasche und las es weiter. Aber auch diesmal las er es nicht bis zum Ende. Was er gelesen hatte reichte ihm erst einmal.
Warum hatte sie nie geredet? Warum die ganze Zeit so etwas mit sich getragen? dachte er erstaunt. Nun verstand er, warum sie nicht interveniert hatte, als er das Auto von Philip zerstörte, warum sie den Bruder nicht gerufen hatte und warum sie leise, ohne ihre Miene zu verziehen glücklich gewesen war, dass er das Buch gefunden hatte. So hatte sie sich selbst für ihr Benehmen mir gegenüber versöhnen wollen, dachte er. Sie wollte ihr Gewissen reinwaschen.
Seine Mama hatte sicher etwas geahnt und wollte unbewusst sein letztes Massaker verhindern, vermutete er. Vielleicht aus Liebe zu ihm? Oder wegen ihres schlechten Gewissens? Das hatte ihm leider nicht geholfen. Er hatte sich selbst geholfen.
Es kam zu spät, sagte er sich. Hätte sie ihm das früher gesagt, wären alle diese Menschen noch am Leben. Dr. Camara wäre noch am Leben. Er hätte ihn niemals kennengelernt. Sie hatte Zeit gehabt, und die richtige Zeit für die Sühne verpasst. Sie hatte es vorgezogen, ihr Leiden ihr ganzes Leben mit sich zu tragen, dann soll sie es weiter tun, sagte er.
Auch diesen Versuch, ihren Sohn Philip für seine schändlichen Taten zu entschuldigen, fand er inakzeptabel. Auch wenn er in verschiedenen Heimen mehrmals missbraucht worden war und sehr darunter gelitten hatte, konnte das die Sache nicht weniger schmerzhaft machen, und das war nicht sein Problem, meinte Johnny wütend. Es war alles zu spät. Die Zeit wartet nicht auf uns. Es war einfach zu spät. Es war vorbei.