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Verstümmelte Körper, abgerissene Gliedmaße, Tote und Verletzte - FBI-Profilerin Maggie O’ Dell bietet sich ein Bild des Grauens. Ein Sprengstoffattentat hat in einem belebten Einkaufszentrum ein Blutbad angerichtet. Der nächste Schock folgt, als Maggie entdeckt, wer die Attentäter sind: Drei Jugendliche, zwei tot, der dritte auf der Flucht. Aber je klarer der Tatverlauf wird, desto größer werden Maggies Zweifel: Waren die Teenager wirklich die Täter - oder ebenfalls Opfer? Sind die mörderischen Drahtzieher womöglich in den höchsten Kreisen der Gesellschaft zu finden? Verzweifelt sucht Maggie nach neuen Spuren. Und sie hat keine Sekunde zu verschenken. Denn das nächste Attentat ist bereits geplant.Der Ort: ein Flughafen. Der Zeitpunkt: morgen.
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Seitenzahl: 377
Alle Rechte, einschließlich das der vollständigen oder auszugsweisen Vervielfältigung, des Ab- oder Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten und bedürfen in jedem Fall der Zustimmung des Verlages.
Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich
der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
Die Handlung und Figuren dieses Romans sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen
sind nicht beabsichtigt und wären rein zufällig.
Alex Kava
Blutiger Freitag
Roman
Aus dem Amerikanischen von
Margret Krätzig
MIRA® TASCHENBUCH
MIRA® TASCHENBÜCHER
erscheinen in der Cora Verlag GmbH & Co. KG,
Valentinskamp 24, 20354 Hamburg
Copyright © 2010 by MIRA Taschenbuch
in der CORA Verlag GmbH & Co. KG
Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:
Black Friday
Copyright © 2009 by Alex Kava
erschienen bei: MIRA Books, Toronto
Published by arrangement with
HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V/S.àr.l.
Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln
Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln
Redaktion: Stefanie Kruschandl
Titelabbildung: pecher und soiron, Köln
Autorenfoto: © by Harlequin Enterprise S.A., Schweiz
Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling
ISBN (eBook, PDF) 978-3-86278-193-5 ISBN (eBook, EPUB) 978-3-86278-192-8
eBook-Herstellung und Auslieferung:
Freitagmorgen, 23. November
Bloomington, Minnesota
Mall of America
Er tat es schon wieder. Rebecca Cory richtete sich auf und holte tief Luft. Sie würde die Stellung halten – ganz egal, wie oft der Typ sie anrempelte. Die ersten beiden Male hatte sie einfach nicht reagiert. Und ein kurzer Blick nach hinten überzeugte sie, dass das auch diesmal die beste Strategie war. Der Kerl war riesig. Er überragte sie bestimmt um einen drei viertel Meter. Und dann auch noch das krasse Tattoo und diese merkwürdige Kleidung: Armyhosen und ein enges T-Shirt. Kein Mantel. Bei minus sieben Grad und Schnee draußen schon eine merkwürdige Kleiderwahl. Aber in diesem überfüllten Einkaufszentrum vielleicht keine schlechte Lösung.
Selbst bei flüchtigem Hinsehen war Rebecca der rot-grüne Drache nicht entgangen, der sich auf dem muskulösen Arm des Mannes nach unten schlängelte. Der Schwanz war um den Nacken des Muskelprotzes geschlungen, und der Feuer speiende Kopf kam aus dem Ärmel des T-Shirts hervor. Das Tattoo reichte bis zum Ellenbogen des Typen. Der gleiche Ellenbogen, der ständig zwischen Rebeccas Schulterblättern landete.
Sie ermahnte sich, Ruhe zu bewahren. Die Warteschlange vor ihr wurde langsam kürzer. Inzwischen konnte Rebecca schon die Theke des Coffeeshops sehen. Es würde nicht mehr lange dauern. Sie versuchte sich auf die Weihnachtsmusik zu konzentrieren, soweit sie über das Geplapper der Leute und die lautstarken Wutanfälle ungeduldiger Kleinkinder überhaupt noch zu hören war.
„… walkin' in the winter wonderland.“
Sie liebte diesen Song. Obwohl die Mall of America ganz bestimmt kein Wintermärchenland war. Der Schweiß tropfte Rebecca den Rücken hinunter. Sie wünschte, sie hätte ihren Mantel bei Dixon und Patrick gelassen. Die beiden waren irgendwo hinter ihr in der überfüllten Cafeteria des Kaufhauses und verteidigten den letzten freien Bistrotisch mit vier Stühlen.
Rebecca summte das Lied mit. Den Text kannte sie auswendig. Während ihrer langen Fahrt hatten sie ständig Weihnachtslieder gesungen. Von Connecticut nach Minnesota. Einundzwanzig Stunden. Zweitausend Kilometer. Am Leben gehalten durch Red Bull, Kaffee aus dem Automaten und McDonald's-Produkte.
Sie war immer noch hundemüde. Obwohl sie nach dem Thanksgiving-Dinner bei Dixons Großeltern gestern alle sofort ins Bett gefallen waren.
Die Erinnerung erfüllte Rebecca noch immer mit einem warmen Gefühl. Das erste richtige Festtagsmahl seit Jahren. Mit Truthahn, Soße, selbst gemachtem Kartoffelpüree und allen dazugehörigen Beilagen. Der Großvater hatte ein Tischgebet gesprochen. Die Großmutter hatte jedem einen Nachschlag serviert, ob man wollte oder nicht. Dixon hatte es wirklich gut. Familie, Tradition und uneingeschränkte Liebe. Auch wenn ihr eigenes Leben ganz anders aussah, gab der Gedanke daran Rebecca neuen Mut.
Der Ellenbogen knallte wieder zwischen ihre Schulterblätter.
Verdammt noch mal!
Sie widerstand dem Impuls, sich umzudrehen.
Was, zum Teufel, machte sie hier überhaupt?
Sie hasste Shoppingcenter, und der Tag nach Thanksgiving war der schlimmste im ganzen Jahr. Die Leute nutzten das lange Wochenende, um wie verrückt einzukaufen. Hatten die alle nichts anderes zu tun? Entnervt sah Rebecca sich um. Natürlich war es mal wieder Dixon gewesen, der sie zu diesem Trip überredet hatte. Er hatte sie damit geködert, dass es ein unvergessliches Abenteuer werden würde.
Dixons Überredungskünste waren legendär. Und seit ihrer gemeinsamen Kindergartenzeit fiel Rebecca immer wieder darauf herein. Damals hatte ihr Dixon erfolgreich weisgemacht, dass Kleister wie Zuckerwatte schmeckt. Und hatte sie daraus gelernt? Natürlich nicht. Sonst würde sie wohl kaum bei dieser durchgeknallten Aktion heute mitmachen. Typisch Dixon! Aber was konnte man schon von einem erwarten, der voll auf Batman und Robin stand?
Und der arme Patrick war mit von der Partie, weil er kein Spielverderber sein wollte.
Patrick.
Er war eine ganz andere Geschichte. Sie hätte Patricks Verhalten liebenswert finden sollen. Stattdessen hielt sie es für äußerst verdächtig, dass dieser total coole Typ zweitausend Kilometer reiste, um mit ihr und Dixon Thanksgiving zu feiern. Schien ziemlich viel Aufwand zu sein, nur um sie ins Bett zu bekommen.
Das war unfair.
Sie wusste, dass er keine Familie in Connecticut hatte, bei der er die Feiertage verbringen konnte. Patricks Mutter lebte in Green Bay und seine Halbschwester in Washington. Als Dixon ihm von seinem Plan erzählt hatte, hatte Patrick nur ganz cool gefragt, ob sie auf dem Rückweg in Wisconsin vorbeikommen würden. So, als wäre das schon Grund genug. Dass sie einfach mal vorbeischneien und „Hallo“ zu seiner Mutter sagen könnten. Aber wenn es nicht klappt, ist das auch kein Problem.
Das war Patrick. Zurückhaltend, reif und überlegt, ein Fels in der Brandung. Dixon nannte es langweilig. Rebecca nannte es zuverlässig, und das mochte sie an Patrick. Selbst wenn sie manchmal nicht so ganz sicher war, welche Motive dahintersteckten. Jemand Zuverlässiges um sich zu haben war ein gutes Gefühl. Mit Patrick zusammen zu sein war ein gutes Gefühl. Auch wenn sie das vor sich selbst nicht zugeben wollte.
Sie waren Freunde geworden, als sie bei Champs gegenüber der Uni gejobbt hatten. Patrick hatte an der Bar gearbeitet und Rebecca als Serviererin. Sie war noch zu jung, um den Gästen alkoholische Getränke zu bringen, und wenn es nicht genug Serviererinnen gab, die das „richtige Alter“ hatten, sprang Patrick für sie ein, auch wenn an der Bar gerade die Hölle los war.
Geduldig, freundlich, liebenswürdig … sehr verdächtig.
Ziemlich merkwürdig – oder vielmehr ziemlich traurig, dass sie so etwas verdächtig fand. Vor allem anfangs. Jetzt nicht mehr so sehr. Neben Dixon gehörte Patrick zu ihren besten Freunden. Ihre Mutter hielt es für anormal, dass sie nur männliche Freunde hatte.
„Gehst du denn mit den Jungs ins Bett?“, hatte sie sich erkundigt. Als Rebecca ihr versicherte, dass dies „absolut nicht“ der Fall war, schien sie nur noch erstaunter darüber.
„Du bist doch nicht lesbisch, oder?“, war dann ihre nächste Frage, wonach sie schnell hinzufügte: „Nicht, dass es mir was ausmachen würde.“
Die vergangenen drei Jahre hatte Rebecca beobachten müssen, wie ihre Eltern sich mit jedem Streit weiter auf die Scheidung zubewegten. Kaum waren die Papiere unterschrieben, heiratete ihr Vater eine Kollegin, die er angeblich gerade erst kennengelernt hatte. Und ihre Mutter konterte prompt mit einer Schwemme von Liebhabern. Rebecca selbst diente die Beziehung ihrer Eltern als warnendes Beispiel. Sie war entschlossen, sich nur auf ihre Zukunft zu konzentrieren. Und die würde sie sich weder von ihren unfähigen Eltern noch von irgendeinem Freund verderben lassen. Schließlich war ihre Zukunft ihr einziger Fluchtweg.
Sowieso waren Tiere die einzigen Lebewesen, auf die man sich verlassen konnte. Ganz besonders Hunde. Sie zu heilen und zu retten, darin sah Rebecca auch ihre eigene Rettung. Sie wusste, dass ein Tiermedizinstudium einen langen anstrengenden Kampf bedeutete, aber sie war bereit, dafür zu schuften. Um vielleicht eines Tages ihre eigene Klinik zu besitzen. Das und einen Haufen Hunde, ein paar Pferde und auch einige Katzen. Ihre Mutter hatte ihr nicht mal erlaubt, einen kleinen Hund in der neuen Wohnung zu halten. Aber das war in Ordnung. Auf diese Weise hatte Rebecca schnell und schmerzlos ihre Sachen packen und ins Studentenwohnheim ziehen können. Manchmal war es besser, für niemand verantwortlich zu sein. Und niemand zu haben, der einen aufhielt und von der Erfüllung des großen Traums ablenkte.
Als ihre Mutter sie gefragt hatte, ob sie an Thanksgiving nach Hause käme, hätte Rebecca beinahe geantwortet, dass sie kein Zuhause besaß. Aber das hätte ihre Mutter nicht verstanden. Und sie wäre todsicher dagegen gewesen, dass Rebecca mit Dixon und Patrick durchs halbe Land reiste. Also hatte sie gelogen.
Nein, es war eigentlich keine richtige Lüge.
Sie hatte einfach geantwortet, dass ihr Vater sie eingeladen hatte, Thanksgiving mit ihm und seiner neuen Familie zu verbringen. Das stimmte auch. Er hatte sie eingeladen, sie auf ihrer Luxusreise nach Jamaika zu begleiten. Es war nicht Rebeccas Schuld, dass ihre Mutter das nicht nachprüfte, dass sie eher Feuer schlucken als mit ihrem Exmann reden würde.
Als Rebecca zu ihrem Tisch zurückkehrte, entdeckte sie, dass Patrick für jeden eine Zimtschnecke bestellt hatte. Dixon rutschte ungeduldig auf seinem Stuhl hin und her. Offensichtlich hatte er schon loslegen wollen, aber Patrick hatte darauf bestanden, mit dem Essen auf ihre Rückkehr zu warten.
Gut erzogen war er also auch noch.
Rebecca lächelte, als sie Andy Williams „I'll be home for Christmas“ singen hörte. Die Leitung des Centers musste wohl die gleiche Weihnachtslieder-Kollektion haben wie Dixon.
„Please have snow and mistletoe“, sang Dixon, als sie ein Red Bull für ihn und Kaffee für sich und Patrick auf den Tisch stellte.
Sie hatte sich kaum gesetzt, als Dixon auch schon seine Zimtschnecke angebissen und die Lasche seiner Getränkebüchse abgerissen hatte. Ihr bester Freund war charmant, talentiert, geistreich und anderen gegenüber vollkommen ignorant, wenn es um eine seiner tollen Ideen ging. Und genau deshalb befanden sie sich jetzt hier im Einkaufszentrum. Weil Dixon mal wieder eine Idee hatte.
Die ganze Sache musste irgendetwas mit dem roten Rucksack zu tun haben, der unter Dixons Stuhl stand.
„Chad und Tyler sind schon hier.“
Dixon winkte den beiden Jungs quer durch den Speiseraum zu, aber sie sahen nicht einmal in seine Richtung. Typisch, dachte Rebecca. Die beiden Superhirne behandelten ihn immer noch wie ein lästiges Anhängsel. Aber das wollte Dixon einfach nicht wahrhaben.
Chad und Tyler waren gemeinsam mit Rebecca und Dixon zur Schule gegangen, bis ihre Wege sich irgendwann trennten. Rebecca zog mit ihrer Mutter nach Connecticut. Und Dixon folgte ihr einige Jahre später an die Universität von West Haven. Doch kaum war er wieder in Minnesota, war alles beim Alten. Ein einziger Anruf genügte, und schon war Dixon Feuer und Flamme für das neueste Projekt der beiden Chaoten.
Rebecca bemerkte, dass Chad und Tyler die gleichen roten Rucksäcke bei sich trugen wie Dixon. Worauf hatte er sich diesmal eingelassen? Sie zog ihren Mantel aus und hängte ihn über die Stuhllehne. Normalerweise hielt sie sich aus Dixons Abenteuergeschichten heraus. Sie strich sich einige feuchte Haarsträhnen aus dem Gesicht und straffte ihren schmerzenden Rücken. Dieser verfluchte Typ mit seinem Drachen-Tattoo!
„Wir haben uns darauf geeinigt, im zweiten Stock anzufangen und uns von da aus nach unten vorzuarbeiten.“
„Und was genau macht ihr nun?“, erkundigte sich Patrick.
Rebecca hätte ihm am liebsten einen Tritt unter dem Tisch verpasst. Dixon trug jede Woche ein T-Shirt mit einem neuen Slogan. Und genau so schnell und unüberlegt stürzte er sich auch in ein neues Projekt. Höchstwahrscheinlich war dies hier Chads und Tylers Idee. Aber das ließ bei Dixon keinerlei Alarmglocken klingeln. Ganz im Gegenteil.
Dixon liebte Superhelden-Comics, und gerade gehörte Batman zu seinen absoluten Favoriten. Noch vor wenigen Wochen war es Homer Simpson gewesen und davor sämtliche Charaktere aus dem Herrn der Ringe. Ein weiteres seiner Hobbys war Astronomie. Dixon konnte nicht nur Venus und manchmal auch Mars im Nachthimmel ausfindig machen, sondern auch noch alle drei Sterne im Orionring benennen. Als er Rebecca davon erzählt hatte, dass er Internetkriminalität als Hauptfach wählen wollte, hatte sie skeptisch reagiert. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Dixon jemals lange genug seine Fantasiewelt verlassen würde, um sich mit den Kriminellen aus dem realen Leben zu beschäftigen. Aber so war Dixon eben: ein intelligenter, geistreicher Typ. Dem hoffentlich bald mal klar werden würde, dass er Idioten wie Chad und Tyler nicht brauchte.
„Wisst ihr, dass achtzig Prozent des Kinderspielzeugs in den USA aus China kommt?“, sagte Dixon und stopfte sich ein weiteres Stück seiner Zimtschnecke in den Mund. „Und damit meine ich nur Spielzeug. Ich will gar nicht erst von den restlichen Produkten reden. Wie zum Beispiel diese kleinen Flaggen, die sich alle an den Kragen stecken … Made in China.“ Er betonte die letzten Worte, als würden sie alles erklären. Leider klang er dabei, als hätte er den Slogan eines Flugblatts auswendig gelernt.
Patrick nahm einen Schluck von seinem Kaffee und blickte zu Rebecca hinüber. Sie zuckte die Schultern. Jetzt war es zu spät. Dixon war nicht mehr zu stoppen.
„Über eine halbe Million Arbeitsplätze sind letztes Jahr ins Ausland verlegt worden“, fuhr er fort. „Der größte Teil der Produktion findet nicht mehr in den USA statt. Kommt alles aus dem Ausland – all diese schönen Sachen, ohne die wir angeblich nicht mehr leben können.“
„So wie dein neues iPhone“, bemerkte Rebecca und deutete auf Dixons Hemdtasche. „Made in China, aber du kannst nicht ohne das Ding leben.“
„Das ist was anderes.“ Dixon verdrehte die Augen. „Außerdem war das ein Geschenk, eine Belohnung dafür, dass ich den Rucksack den ganzen Tag mit mir rumschleppe.“
„Aha“, sagte Rebecca gedehnt. Natürlich steckte hinter der Sache irgendein Geschäft.
„Und ich kann sehr wohl ohne dieses Ding leben, Miss Neunmalklug“, fügte Dixon hinzu.
„Tatsächlich?“ Rebecca hob provozierend die Augenbrauen.
„Klar.“
Sie streckte die Hand aus. „Dann leih es mir doch mal einen Tag. Das schuldest du mir, nachdem du mein Handy verloren hast.“
„Ich habe es nicht verloren. Mir war nur entfallen, wo ich es gelassen habe.“
Inzwischen war Dixons Gesichtsausdruck ernst geworden. Ein Leben ohne sein neuestes Spielzeug war offensichtlich eine grausame Vorstellung. Rebecca war fast schon überzeugt, dass er sich nicht davon trennen konnte, als Dixon ihr plötzlich das iPhone über den Tisch zuschob. Sein Lächeln war wieder da.
„Mach es nicht kaputt. Ich hab's gerade erst bekommen.“
„Was ist denn nun mit dem Rucksack?“, ließ Patrick nicht locker.
Irritiert sahen ihn Rebecca und Dixon an. Sie hatten die Sache schon fast vergessen gehabt. Patrick zeigte auf die rote Tasche zu Dixons Füßen.
„Was für eine Abmachung war das?“, bohrte er nach.
„Der Rucksack, mein Lieber, enthält eine Geheimwaffe.“ Dixon hatte wieder auf seinen Propagandaton umgeschaltet. „Da drinnen befindet sich ein geniales Maschinchen, das ein Funksignal aussendet. Vollkommen harmlos.“ Er wedelte mit der Hand. „Aber genug, um ein paar Computersysteme lahmzulegen. Wird einigen Geschäftsleuten einen Denkzettel verpassen. Als ich letztes Mal zu Hause war, haben mich Chad und Tyler zu einem Treffen mit diesem coolen Professor mitgenommen. Der Typ fährt eine Harley, so ein richtig dickes Ding.“
Rebecca musste grinsen. Dixon konnte garantiert eine Harley nicht von einer Yamaha unterscheiden, aber sie sagte nichts dazu.
„Der Mann hat echt im Schützengraben gelegen, der weiß, wovon er redet. Er war im Mittleren Osten, Afghanistan, Russland, China. Professor Ryan sagt, solange die Leute noch Geld in der Tasche haben, wird es niemanden kümmern, dass wir jährlich Tausende von Jobs ins Ausland verlagern. Und dass uns die südliche Invasion zweimal so viele Arbeitsplätze direkt hier vor der Nase wegschnappt.“
„Die südliche Invasion?“ Jetzt war es an Rebecca, die Augen zu verdrehen. Sie hatte schon so einige von Dixons Obsessionen miterlebt und immer geduldig seinen Phrasendreschereien zugehört. Aber ab und zu musste sie ihm klarmachen, dass sie ihn nicht ernst nehmen konnte. Nächste Woche würde Dixon wahrscheinlich aufbrechen, um gestrandete Wale zu retten.
„Aber warum ist der Rucksack denn mit einem Schloss gesichert?“, bohrte Patrick weiter.
Dixon zuckte nur die Schultern. Er mochte solche Fragen nicht. Und außerdem hatte er offensichtlich genug vom Herumsitzen und Kaffeetrinken. Rebecca kannte diesen Blick bereits. Dixon war bereit zu neuen Taten.
Ungeduldig versuchte er, Chad und Tyler in der Menge auszumachen. Das bestätigte ihr, dass die Idee von den beiden stammte. Nicht von Dixon. Doch er machte dabei mit, wollte die Freundschaft mit diesen coolen Typen pflegen, denen er bereits als kleiner Junge nachgelaufen war. Dabei bescherten die beiden ihm nichts als Probleme. Rebecca verstand einfach nicht, warum er trotzdem immer wieder den Kontakt zu ihnen suchte. Vielleicht würde sich das ändern, wenn er ein weiteres Semester auf dem College absolviert hatte und Abstand zu den beiden gewann.
Eins musste man Dixon aber lassen: Er kümmerte sich um seine Freunde. Darauf konnte Rebecca zählen. Während der Scheidung ihrer Eltern war Dixon immer für sie da gewesen. Wann immer sie ihn angerufen hatte, wurde sie von ihm getröstet. Wieder und wieder hatte er ihr versichert, dass all das keinesfalls ihre Schuld sei und absolut nichts mit ihr zu tun habe. Er gab ihr wieder Selbstvertrauen und brachte sie zum Lachen. Auch dann, wenn es eigentlich gar keinen Grund dazu gab.
Dixons iPhone spielte plötzlich die Titelmelodie von Batman, und Rebecca schob ihm das Handy über den Tisch zurück.
„Es hat ja nicht mal fünf Minuten gedauert …“, begann sie.
„He, dafür kann ich nichts, ich bin nun mal sehr beliebt.“
Aber kaum hatte Dixon den Anruf angenommen, verschwand der selbstsichere Ausdruck aus seinem Gesicht. Plötzlich erschien ein Anflug von Panik auf seinen Zügen.
„Ich komme so schnell wie möglich.“
„Was ist passiert?“ Rebecca lehnte sich vor. Das Stimmengewirr um sie herum wurde lauter. Irgendwo hinter ihnen kündigte jemand über Lautsprecher an, dass der Nikolaus in der Mall eingetroffen war.
„Das war mein Großvater.“ Dixon sah plötzlich blass aus. „Sie haben meine Großmutter gerade ins Krankenhaus gebracht. Wahrscheinlich ein Herzanfall.“
„Oh mein Gott.“
„Sollen wir dich begleiten?“ Patrick zog bereits seinen Mantel an.
„Wäre vielleicht nicht schlecht.“ Dixon stand auf und stolperte über den Rucksack zu seinen Füßen. „Ach du Scheiße.“ Er drehte sich um, blickte suchend über die Menge der Köpfe hinweg. „Ich hab's Chad und Tyler versprochen.“ Er hob mit gequältem Blick den Rucksack auf und stellte ihn auf dem Tisch ab.
„Mach dir keine Sorgen deshalb“, sagte Rebecca, griff nach dem Rucksack und schwang ihn sich lässig über die Schulter, obwohl sie überrascht war, wie schwer das Ding tatsächlich war. „Ich muss doch nur damit durch die Gegend laufen, oder?“
„Das kann ich nicht von dir verlangen.“
„Machst du ja auch nicht. Ich biete es dir an. Jetzt geh.“
„Wie kommt ihr denn nach Hause?“
„Patrick und ich werden schon einen Weg finden.“ Sie umarmte Dixon umständlich, von der Last auf ihrer Schulter behindert.
Er reichte ihr das iPhone. Sie wollte es ablehnen, aber er bestand darauf. „Nein, Abmachung ist Abmachung.“
Sie beobachteten, wie Dixon in der Menge untertauchte, während eine vierköpfige Familie sich auf ihren Bistrotisch stürzte.
Rebecca und Patrick beschlossen, sich ebenfalls zu trennen. In einer Stunde würden sie sich dann wieder in der Cafeteria treffen.
In Gedanken an Dixons Großmutter versunken, machte Rebecca einen Abstecher zur Toilette. Sie kannte Mrs. Lee seit ihrer Kindheit und war von ihr immer wie ein Familienmitglied behandelt worden. Bei ihrem letzten Besuch hatte sie Rebecca sogar das ehemalige Zimmer ihrer Tochter zur Verfügung gestellt.
„Ich weiß, es ist ein bisschen altmodisch, aber ich hab's einfach nicht übers Herz gebracht, die Tapeten zu erneuern“, hatte Mrs. Lee bemerkt, als sie Rebecca das Zimmer zeigte und erklärte, dass ihre Tochter Gänseblümchen so besonders gern gemocht hatte.
Rebecca war bereits einige Meter von der Cafeteria entfernt, als ihr einfiel, dass sie Dixons Rucksack am Haken der Toilettentür vergessen hatte. Verdammt! Entnervt machte sie kehrt, um ihn zu holen.
Unterwegs entdeckte sie Chad. Hoffentlich würde dieser Idiot sie nicht bemerken. Aber zum Glück ging er in die entgegengesetzte Richtung davon. Rebecca drehte sich um und sah ihm nach. Und dann ging alles plötzlich ganz schnell.
Ein ohrenbetäubend lauter Knall ertönte. Verblüfft starrte Rebecca auf den roten und weißen Lichtblitz, der um Chads Gestalt aufzuckte. Der gewaltige Krach der Explosion hallte in ihren Ohren wider, Glas zersplitterte, und eine Flamme schoss hoch.
Eine heiße Stoßwelle riss sie von den Füßen, und sie wurde wie von unsichtbarer Kraft in die Luft geschleudert. Als sie mit voller Wucht wieder auf dem Boden landete, spürte sie einen heftigen Druck auf der Brust. Ein Regen von Glas und Metall und nassem Schutt ergoss sich über sie, schnitt ihr schmerzhaft in die Haut. Ihre Lunge schien zu brennen. Einen Augenblick war sie unfähig, sich zu bewegen. Etwas Schweres lag auf ihr. Drückte sie zu Boden. Das Atmen tat höllisch weh. Sie roch angesengtes Haar.
Als Rebecca die Augen vorsichtig wieder öffnete, sah sie als Erstes einen abgerissenen Arm, der etwa einen Meter von ihr entfernt lag. Einen Sekundenbruchteil glaubte sie voller Panik, es wäre ihr eigener. Bis sie das grüne Tattoo erkannte, das jetzt mit Blut bespritzt war.
Im selben Moment begann es zu schneien. Zumindest schien es so. Unzählige glitzernde weiße Teilchen schwebten von der Decke herab. Rebecca schloss die Augen. Für einen kurzen Augenblick verspürte sie fast so etwas wie inneren Frieden. Aus den Lautsprechern klang noch immer Doris Days gut gelaunte Stimme: „Let it snow, let it snow, let it snow".
Und dann ging das Geschrei los.
Newburgh Heights, Virginia
Maggie O'Dell schob ein Blech mit gefüllten Pilzen in den Ofen. Dann stellte sie sich ans Küchenfenster und sah hinaus. Im Garten wurden ihre Gäste von Harvey unterhalten, der Luftsprünge machte, um sein Frisbee zu fangen. Der weiße Labrador befand sich völlig in seinem Element. Und ihre Gäste jagten ihn lachend durch das am Boden liegende Laub. Drei harte Profis, die sich wie Kinder benahmen. Maggie lächelte. Nichts ging über einen Hund, um das Kind im Mann zu wecken. Oder auch in der Frau.
„Das ist wirklich eine Leistung“, sagte ihre Freundin Gwen Patterson und deutete mit dem Kinn Richtung Fenster, während sie weiter die Zwiebeln schnitt.
Maggie dachte zuerst, Gwen würde die vielen Häppchen meinen. Das Ganze glich inzwischen mehr einem Galabuffet als einigen Snacks, die zu Fußball und Bier gereicht wurden. Aber Gwen sprach nicht vom Essen.
„Ich meine, dass du uns alle zusammengetrommelt hast“, erklärte sie. „Alle gleichzeitig an einem Ort. Und ausnahmsweise mal nicht an einem Tatort … nirgends eine Leiche in Sicht.“
„Das schon, aber hier gibt es umsonst zu essen und Freibier“, erwiderte Maggie. „Das reicht normalerweise.“
„Stimmt.“ Gwen grinste. „Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum dein Bruder nicht kommen konnte.“
„Ich nehme an, er hatte ein besseres Angebot.“ Maggie war froh, dass sie ihrer Freundin gerade den Rücken zuwandte. Sie wollte nicht, dass Gwen ihr die Enttäuschung ansah. Am besten machte sie keine große Sache daraus. Gwen, die Psychologin, hätte sonst bestimmt weiter nachgehakt. Und genau das wollte Maggie vermeiden. „Ich kann ja auch nicht erwarten, dass wir sofort eine enge Beziehung entwickeln. Nur weil ich mal angerufen habe.“
Sie riskierte einen kurzen Blick zurück über die Schulter und sah ihre Bedenken bestätigt. Gwen hatte mit dem Zwiebelschneiden aufgehört und sah sie an.
„Weihnachten kommt ja auch noch“, fügte Maggie hinzu und versuchte dabei, optimistisch zu klingen. Ganz gelang ihr das nicht. Dazu war ihre Enttäuschung zu groß. In Wahrheit hatte sie das Weihnachtsthema gar nicht erst angesprochen. Eine Zurückweisung pro Telefongespräch war genug.
„Meinst du, das Essen reicht?“, versuchte Maggie das Thema zu wechseln. Dieser Tag sollte Erholung pur sein. Kein Stress. Einfach nur Fußballschauen mit Freunden, dabei ein bisschen Bier trinken und scharfe Salsa stippen.
„Das ist mehr als genug“, versicherte ihr Gwen und machte sich wieder an die Zwiebeln.
Maggie stand mit in die Hüften gestemmten Händen da und begutachtete den Küchentresen, der sich unter den Platten mit Häppchen fast bog. Bisher hatte sie noch nie eine Party gegeben und war auch selten auf eine gegangen. Schon merkwürdig, wie sich die Dinge änderten, wenn man dem Tod gerade noch mal entronnen war.
Vor weniger als zwei Monaten hatten sich Maggie und ihr Boss, der FBI-Abteilungsleiter Kyle Cunningham, mit dem Ebola-Virus angesteckt. Maggie hatte es überlebt. Cunningham war nicht so glücklich gewesen.
„Ich bin mir nicht sicher, ob es genug ist, nachdem ich ein paar Ausflüge mit Racine unternommen habe.“ Mit aller Macht versuchte Maggie, ihre Erinnerungen an die Isolierstation zu verbannen und daran, wie sie hilflos dem Verfall ihres Vorgesetzten und Mentors hatte zusehen müssen. Aber die schrecklichen Bilder stürmten trotzdem wieder auf sie ein: Cunningham, bis zum Skelett abgemagert und am ganzen Körper mit Schläuchen übersät. Cunningham, der mühsam nach Atem rang. Cunningham … Sie schloss die Augen und drehte Gwen den Rücken zu. Hastig stützte sie sich an der Kante des Tresens ab und tat so, als würde sie das Buffet begutachten.
Bleib ruhig, ermahnte sie sich. Entspanne dich. Atme durch. Genieße, was du hast. Entschlossen drehte sie sich zum Spülbecken um.
„Wenn du Racine siehst, würdest du das nie glauben, aber sie kann echt eine Menge verdrücken.“
Als hätte man sie gerufen, kam Julia Racine durch die Hintertür herein. Ihr kurzes blondes Haar war zerzaust, ein paar trockene Blätter klebten auf ihrem Sweatshirt, ein Schmutzfleck zierte die Knie ihrer Jeans. Sie trug den Duft von Herbst mit sich. In dieser Aufmachung glich sie mehr einem Punkrockstar als einer Kriminalkommissarin.
„Dein Hund ist verdammt hinterhältig!“, bemerkte sie, während sie sich mit den Fingern durchs Haar fuhr und den Blick durch die Küche schweifen ließ. „Er kennt alle Tricks!“, fügte sie hinzu. Doch ihre ungezwungene Fröhlichkeit verschwand, während sie Maggie beobachtete, die unter dem Wasserhahn einen Bund Sellerie spülte, und dann zu Gwen sah, die Zwiebeln klein schnitt.
Maggie spürte, dass Racine sich in diesem Ambiente unwohl fühlte – nicht nur in Maggies Küche, sondern generell in Küchen. Die große schlanke Polizistin verschränkte die Arme vor der Brust und blieb in der Ecke stehen. Sie wäre sicher lieber wieder draußen bei Harvey, Ben und Tully gewesen. Racine fühlte sich in der Gesellschaft anderer Frauen nicht heimisch. Das konnte Maggie nachvollziehen. Sie verbrachte die meiste Zeit mir ihren männlichen Kollegen. In vieler Hinsicht erinnerte Julia Racine sie an sich selbst, als sie noch jünger gewesen war.
„Hinter dir.“ Maggie deutete auf den Küchenschrank, an dem Racine lehnte. „Da sind ein paar weiße eckige Platten für Häppchen drin. Kannst du bitte mal ein paar rausnehmen und auf den Tresen stellen? Und auch ein paar Gläser.“
Racine schien fast erschrocken, dass man sie einspannte. Aber Maggie beschäftigte sich bereits mit etwas anderem, ohne weiter auf sie zu achten. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Racine sich offensichtlich schnell wieder gefangen hatte und Teller und Gläser herausholte.
Maggie legte den frisch gewaschenen Sellerie auf ein Papiertuch neben Gwens Schneidebrett. Sie zog zwei Stängel heraus und reichte Racine einen, während sie selbst an dem anderen kaute. Als die Polizistin sich jetzt wieder am Schrank anlehnte, wirkte sie nicht mehr ganz so verkrampft und hilflos.
„Also …“, begann Racine, biss von dem Sellerie ab und ließ das Wort zunächst einmal im Raum stehen. Offensichtlich fühlte sie sich schon viel besser. „Wie steht es denn jetzt zwischen dir und Benjamin Platt?“
Maggie sah Gwen an.
„Das ist in der Tat eine gute Frage“, bemerkte die und zuckte entschuldigend die Achseln.
Maggie fragte sich, ob es ein Fehler gewesen war, Racine zum Bleiben zu überreden.
„Er ist ein ziemlich heißer Typ“, fuhr Racine fort. „Ich meine, wenn man auf diese Art Abenteurer steht.“
„Er ist Arzt“, entgegnete Maggie unwillkürlich.
„Armeearzt“, fügte Gwen dazu.
Maggie hielt einen Moment in ihrer Arbeit inne und sah Racine so intensiv an, dass diese sich plötzlich bemüßigt fühlte, den Stapel Teller und die Gläser auf dem Tresen gerade zu rücken. Im ersten Augenblick überlegte Maggie, ob die junge Kommissarin womöglich eifersüchtig war … auf Platt. Nicht auf Maggie.
Vor einigen Jahren hatte Racine ihr gestanden, dass sie sich von Maggie angezogen fühlte. Sie hatte sogar einen Annäherungsversuch gestartet. Doch das war ganz am Anfang ihrer Zusammenarbeit gewesen. Inzwischen hatte sich all das geklärt, und die beiden Frauen waren gute Freundinnen. Doch manchmal, in Situationen wie dieser, war Maggie sich nicht sicher, ob Racine sich nicht doch noch Hoffnungen machte.
Vielleicht lief es in Racines Liebesleben gerade nicht so gut. Sie hatte ihre gegenwärtige Partnerin nicht einmal erwähnt, obwohl Maggie ihr angeboten hatte, jemanden mitzubringen. Natürlich wäre es jetzt einfach gewesen, mit einer Frage nach Racines Freundin zu kontern. Soweit Maggie wusste, war die betreffende Dame Armeesergeant und selbst so eine Art „Abenteurer". Aber Maggie hatte keine Lust auf solche Spielchen. Also erwiderte sie einfach: „Ben ist ein angenehmer Begleiter.“
Bevor Racine etwas erwidern konnte, war das Klingeln eines Telefons zu hören. Erleichtert griff Maggie nach ihrem Handy.
„O'Dell.“
Kaum vernahm Maggie die Stimme ihres neuen Vorgesetzten, verkrampften sich ihre Nackenmuskeln.
Das freie Wochenende war soeben gestorben.
Bloomington, Minnesota
Sie nannten ihn den Projektmanager. Das war ihm recht. Gefiel ihm jedenfalls besser als einige der Bezeichnungen, die sie ihm in der Vergangenheit verpasst hatten. Zum Beispiel „John Doe Nr. 2". Projektmanager hörte sich zweifellos besser an.
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