Blutseelen: Amalia - Sarah Schwartz - E-Book

Blutseelen: Amalia E-Book

Sarah Schwartz

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Beschreibung

Als Amalia auf den verführerischen Aurelius trifft, ahnt sie, dass ihre Zusammenkunft mehr als ein Zufall ist. In erotischen Träumen hat sie Aurelius bereits gesehen und seine Gegenwart löst in ihr rätselhafte Erinnerungen aus. Amalia fühlt sich, als sei sie für Aurelius bestimmt, gibt sich ihm vertrauensvoll hin und lässt sich von ihm in die Tiefen ihrer Lust entführen. Doch was als aufregende Zeit mit einem geheimnisvollen Mann beginnt, verwandelt sich in einen Albtraum, als Amalia erkennen muss, dass Aurelius und seine Freunde Vampire sind, und sie selbst der Schlüssel zu einem düsteren Geheimnis ist, das vor Jahrtausenden im Nebel der Geschichte verloren ging ... Band 1 der Blutseelen-Trilogie.

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SARAH SCHWARTZ

BLUTSEELEN 01: AMALIA

EROTISCHER VAMPIRROMAN

© 2010 Plaisir d’Amour Verlag, LautertalPlaisir d’Amour VerlagPostfach 11 68D-64684 [email protected]© Coverfoto: Alena Ozerova/TAlex – Fotolia© Illustration: Lena UlrichISBN: 978-3-86495-007-0

„O Mensch! Gib acht!“ von Friedrich Nietzsche wurde „Des Sommers letzte Rosen - Die 100 beliebtesten deutschen Gedichte“, herausgegeben von Dirk Ippen, Verlag C.H. Beck, München 2001, 9. Auflage, entnommen.

Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Dieses eBook darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches anderes Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlages oder der Autorin weitergegeben werden. Für unaufgefordert auf dem Postweg eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden.

Website der Autorin: www.stefanie-rafflenbeul.de

O Mensch! Gib acht!

Was spricht die tiefe Mitternacht?

„Ich schlief, ich schlief -,

Aus tiefem Traum bin ich erwacht: -

Die Welt ist tief,

Und tiefer als der Tag gedacht.

Tief ist ihr Weh -,

Lust – tiefer noch als Herzeleid:

Weh spricht: Vergeh!

Doch alle Lust will Ewigkeit -,

- will tiefe, tiefe Ewigkeit!“

Friedrich Nietzsche

STRAßBURG, APRIL

Das Geläut des Münsters erklang in der Ferne des Nachmittags und ergoss sich in die engen Straßen und Gassen. Ein Spiel aus Tönen, wie man es nirgendwo sonst in Europa hören konnte. Ein Meisterwerk, das selbst das Herz des verirrtesten Sünders anrührte, doch Aurelius warf nicht einmal einen Blick in die Richtung des winzigen, geklappten Fensters des Fachwerkhauses. Gereizt zog der Vampir eine weitere Schublade des alten Schreibtischs aus Nussbaumholz auf. Seine Gedanken waren ganz in seine Aufgabe vertieft.

Wo hatte dieser Bastard seine Unterlagen versteckt?

Der Klan hatte schon lange eine Vermutung, was die Vergangenheit von Pierre de la Rougé betraf, doch bisher gab es keinen Beweis. Nun war der alte Mann tot. Herzversagen. Sein Körper war abgeholt, sein Geruch lag noch immer wie eine schlechte Aura aus Tod und Verwesung über allem, was Aurelius berührte.

Seine empfindlichen Sinne wurden beleidigt von der Profanität des Todes, von dem erstickenden, süßlichen Parfüm, das zu viele Erinnerungen weckte, in einem Wesen wie ihm, das im Dreißigjährigen Krieg gelebt hatte und gestorben war. Aber damit wollte er sich jetzt nicht befassen. Er hatte einen Auftrag. Die Zeit war knapp. Schon bald würden die neuen Besitzer der winzigen Wohnung auftauchen und das Haus in Beschlag nehmen. In wenigen Minuten konnte der Laster kommen, der die alten Möbel und vergilbten Bilder samt ihrer Staubschicht abholen würde, um Raum für Neues zu schaffen.

Zwischen Tradition und europäischer Zukunft auf der Grande Île zu leben, war der Traum vieler Straßburger, und sie waren bereit, ein Vermögen dafür auszugeben.

Aurelius stieß die Schublade heftig zu. Er schloss die Augen. Langsam atmete er ein und aus. Obwohl er nicht wie ein Mensch atmen musste, beruhigte ihn dieser vertraute Prozess. Seine Gedanken sammelten sich, wurden zu einem Mantra, das er dachte, wie er es oft in schwierigen Situationen gedacht hatte.

Nein. Ich versage nicht. Ich habe niemals versagt.

Als Gracia ihm erzählt hatte, was Rene plante, war ihm bewusst geworden, was er alles zu verlieren hatte. Die Existenz seines Klans stand auf dem Spiel. Er war geschickt worden, weil er der Beste war. Wenn er die Dokumente nicht fand, fand sie niemand.

Mit geschlossenen Augen lauschte er, drängte das Geläut der großen und kleinen Glocken des Münsters beiseite. Unten im Haus kochte eine Frau ein spätes Mittagessen. Sie summte leise, während Holz gegen Metall schlug – sie rührte in einem Topf. Aurelius roch den scharfen Duft von Zwiebelsuppe, der über dem Geruch nach Tod und Verwesung lag. Aber da war noch mehr. Eine ganze Welt aus Gerüchen, die darauf wartete, von ihm durchdrungen zu werden. Auch Papier hatte einen Geruch. Es roch scharf und säuerlich. In diesem Schreibtisch gab es ganz verschiedene Papiersorten, die auf unterschiedliche Art und Weise behandelt worden waren. Jede Herstellung hinterließ einen anderen Geruch, einer Prägung gleich, und hinter jeder Herstellungsart erkannte er das Material: Zellstoff, Holzstoff, Altpapier, Fichte, Tanne, Kiefer.

„Kiefer …“, flüsterte er, und riss mit einer fließenden Bewegung die oberste Schublade auf. Sie war leer. Aber der Geruch war unverwechselbar. Schwach drang er unter dem Nussbaumholz hervor, verheißungsvoll.

Mit dem Finger fuhr er über den Boden der Schublade. Mühelos drang sein messerscharfer Daumennagel in das Holz ein und ein haarfeiner Riss entstand. Ihm stand nicht der Sinn danach, lange nach einem geheimen Mechanismus zu suchen. Vielleicht gab es gar keinen. Das Holz konnte als doppelter Boden aufeinander geleimt worden sein, um das Versteck sicher zu machen. Er ignorierte die winzigen Holzsplitter, die sich in seine Hand gruben. Seine Haut erkannte sie innerhalb von Sekundenbruchteilen als Fremdkörper und stieß sie ohne sein Zutun ab.

Triumphierend riss er den doppelten Boden endgültig auseinander. Etwas weiß Schimmerndes lag vor ihm. Fieberhafte Erregung pochte in seinen Adern. Er riss die Papiere an sich, die in einer an zwei Seiten offenen Plastikfolie auf ihre Entdeckung gewartet hatten. Mit einer einzigen Bewegung streifte er die Folie ab und ließ sie achtlos auf den braunen Teppich fallen.

Hastig blätterte er die Dokumente durch, erfasste Seite um Seite den kompletten Inhalt. Namen und Daten bestätigten ihm, das Gewünschte gefunden zu haben. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Als er die Papiere gelesen hatte, steckte er sie zurück in die Folie, trat an das geklappte Fenster und sah zur Ill hinunter, deren Arme die Insel der Altstadt schützend umflossen.

Er hatte das Geheimnis entdeckt.

Erneut atmete er tief ein und aus. Die kühle Frühjahrsluft vertrieb den erstickenden Todesgeruch aus seinen Lungen.

Er griff zu dem Handy an seiner Seite und berührte die Oberfläche. Es dauerte nicht lange, bis er gewählt hatte, und noch kürzer, bis Gracia abhob.

„Pierre hatte einen Sohn“, sagte er mit fester Stimme, als er Gracias Gegenwart am anderen Ende der Leitung fühlte.

Gracia zögerte. „Dann hat er vielleicht weitere Nachfahren. Du weißt, was das heißt?“

„Es könnte ein Seelenblut darunter sein. Eine Wissende.“

„Komm mit den Unterlagen nach Frankfurt zurück. Wir haben wenig Zeit.“

„Ich komme.“ Aurelius legte auf. Er öffnete das Fenster ganz, wartete, bis niemand in seine Richtung sah, und schwang sich aus dem Rahmen hinunter auf die drei Meter tiefere Straße. Die Bewegung war so schnell, dass ein Mensch ihr nicht folgen konnte. Auf der Straße zog er sich mit einer Hand den schwarzen Mantel glatt und strich sich durch die langen, goldbraunen Haare. Zielstrebig ging er in Richtung Münster. Obwohl er es eilig hatte, wollte er dem imposanten Bau mit seinen eindrucksvollen Glasfenstern einen Besuch abstatten. Er wusste selbst nicht genau, warum er diesem Drang nicht widerstehen konnte. Vielleicht wollte er ein Grabmal Gottes bewundern, und in Erinnerungen eintauchen. Noch vor zwei Jahrhunderten hatte er in Frankreich gelebt, auf dem Anwesen seiner Vorfahren in der Nähe von Montbéliard.

„Du bist ein sentimentaler Schwachkopf“, schimpfte er leise mit sich. Es gab Wichtigeres zu tun, als ein altes Bauwerk zu bewundern. Die Gegenwart rief nach ihm. Seine Hände umschlossen die Papiere.

Seine Stimme war so leise wie der Windhauch zwischen den Häusern. „Wenn es ein Seelenblut gibt, werde ich es finden und es zu ihr bringen. Sie wird das Geheimnis aus dem Nebel der Zeiten heben.“

Aurelius wusste, dass das nicht genügen würde. Er würde das tun müssen, was er hasste, und was er seit Jahrzehnten vermied. Sobald sein Klan die benötigten Informationen hatte, würde er töten müssen. Das Geheimnis war nur dann sicher, wenn seine Quelle ausgelöscht wurde. Vielleicht war das der wahre Grund, warum er wie ein Sünder in die Kirche lief, auch wenn er seinen Glauben schon vor Jahrhunderten verloren hatte. Er hoffte auf eine Absolution, die ihm niemand erteilen konnte.

LEIPZIG, PFINGSTEN, FREITAG

Amalia umklammerte das weiß bezogene Hotelkissen in dem breiten Doppelbett. Sie schlief und spürte, wie sie über jene Schwelle glitt, die so düster und zauberhaft zugleich war. Der Traum riss sie mit sich. Bilder bauten sich auf. Bilder, so real, als könne sie die *.htmlGegenstände berühren, die plötzlich da waren. Seidenbespannte Wände, schwere Vorhänge und stilvolle Möbel umgaben sie. Da waren Polsterstühle, Tische auf zarten Beinen, barocke Spiegel und Blumen in hohen chinesischen Vasen. Rosenduft hüllte sie ein. Ihr raues Kleid kratzte unangenehm auf der nackten Haut. In dieser Traumwelt trug sie niemals Unterwäsche.

Der hohe Raum wurde vom Licht der Sonne durchflutet. In seinem Glanz stand er. Aufrecht wie eine Statue, die goldbraunen Haare zu einem Zopf geflochten. Sein Anblick beschleunigte das Pochen ihres Herzens. Sie schaffte es nicht, den Blick zu senken, wie es von ihr eigentlich verlangt wurde. Seine erstarrte Schönheit ließ sie flacher atmen, und der grausame Zug um seinen Mund brachte ihre Knie zum Zittern.

Ihr Herr hatte sie rufen lassen. Er hatte sie zu sich befohlen. Sie versuchte sich zu erinnern, wie sie in seinen Besitz gekommen war, aber da war keine Erinnerung. Seine grüngoldenen Augen blickten über ihren Körper in dem Kleid aus groben Leinenstoff. Ihm schien nicht zu gefallen, was er sah. Sie unterdrückte den Impuls, nach ihrer Haube zu fassen, ob sie auch gerade saß, und nicht zu viel von ihrer schwarzen Haarpracht zeigte.

Auch das war sonderbar. In diesem Zimmer ihrer Traumwelt war sie schwarzhaarig, dabei hatten ihre Haare die Farbe von dunklem Wein.

Ihr Herr sah sie auffordernd an. Ein übernatürlicher Bronzeschimmer lief über die helle Haut seines Gesichts. Sein Blick drang in sie, brach in ihr Denken ein und raubte jeden Widerstand. Amalia glaubte, diesen Blick auch auf ihrem Körper zu spüren, wie die Berührung von tausend Fingern, die besitzergreifend über sie strichen. Ihre Haut begann, erwartungsvoll zu kribbeln. Auch wenn ihr Verstand sie maßregelte und ihr sagte, dass ihre Gefühle falsch waren, kam sie nicht gegen ihren Körper an. Zwischen ihren Schenkeln pochte es sehnsuchtsvoll.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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