Body Horror - Saskia Koops - E-Book

Body Horror E-Book

Saskia Koops

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Beschreibung

Nicht richtig getrennt und miteinander verbunden. Der Parasit befällt deinen Körper und übernimmt dich. Du bist in freudiger Erwartung doch das Leben sucht sich seinen eigenen Weg. Eine kleine Entzündung, die dich auffrisst. Die Knochen, die sich langsam auflösen. Body Horror hat einen Zwilling. Und er ist genauso parasitär.

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Vorwort:

Keine Operation wird euch von diesem Buch trennen können.

Inhaltsverzeichnis:

Idiopathie

Situs inversus

Trans

Kälteschock

Herzschmerz

Zerfressen

Lebendes Haar

Schimmel

Großmutter

Embryo

Maden

Flora&Fauna

Rücken

Tokophobie

Engel

Tinnitus

Augenbrennen

Sirenomelie

Absorption

Risse

Gastroschisis

Osteoporose

Sonnenbrand

Körperbehaarung

Kugelmenschen

Pipa Toad

Pilz

Beine

Multiple Sklerose

Worldwatcher

Radium

Lunge

Pusteln

Alzheimer-Demenz

Arthrose

Cymothea exigua

Empfindungen

Schwein

Puppe

Split-Brain

Nekrose

Krümel

Glasknochen

Mysophobie

Animal Body Horror

Idiopathie

Gesundheit ist das Wichtigste im Leben.

Viele werden diesen Spruch leichtfällig

abgetan haben, bis sie selbst krank worden.

Wir lernen, Dinge erst dann wertzuschätzen,

wenn wir sie nicht mehr besitzen.

Ich habe Gesundheit nie besessen, doch ich

schätze jeden, der sie besitzt.

Ich wurde todkrank geboren. Der erste Blick

der Ärzte fiel auf meine Haut. Sie war

ungewöhnlich verfärbt, ungesund gelblich.

Außerdem hatte meine Haut Deformationen,

Knubbel an einigen Stellen wie

meiner Stirn, Bauch oder rechte Schulter.

Dazu kamen komische Flecken wie bei

einem Menschen, der an Hautkrebs

erkrankt ist.

Mir wuchsen kaum Haare. Weder auf dem

Kopf noch am Körper.

Ich lernte, nie zu laufen, dafür war ich zu

gebrechlich. Seitdem sitze ich im Rollstuhl.

Ich bin anfällig für Krankheiten und brauche

Wochen, um mich von einer Erkältung zu

wiederholen.

Beinahe hätte ein Schnupfen mich das Leben

gekostet. Dazu kommt eine ellenlange

Liste meiner Allergien.

Meine Knochen sind deutlich zu erkennen. Ich

bin dürr. Ich vertrage viele Lebensmittel

nicht und mein Körper verwertet die Nahrung

nicht so, wie er sollte. Meine Fäkalien

scheide ich in einem Stoma Beutel aus.

Zum Atmen benötige ich eine Atemhilfe.

Dieses Leben kostet mich viel Kraft und die

meiste Zeit davon schlafe ich. Mein Körper

kann mich kaum aufrecht erhalten.

Ich rede nicht viel. Mir zuzuhören würde lange

dauern, das möchte ich meinen Mitmenschen

ersparen. Dabei würde ich ihnen

gerne von mir und meiner unbekannten

Krankheit erzählen.

Ich habe wenige Vertraute, die wissen, was in

mir vorgeht und welche Bedürfnisse ich

habe.

Ich gehe selten mit meinen Pflegern raus, doch

wenn ich es tue, genieße ich jede sensorische

Wahrnehmung, die mir möglich ist.

Zumindest funktionieren meine Sinne und

dafür bin ich dankbar.

Mitunter bekomme ich junge Leute mit, die

sich wünschen, morgen krank zu sein, um

die Klassenarbeit nicht mitschreiben zu

müssen. Törichter Wunsch.

Manche bemitleiden mich, innerlich sind sie

aber froh, dass nicht sie es sind, die dieses

Leben führen müssen.

Einige machen Witze über mich und dann gibt

es die, die wirklich Interesse an mir haben,

Mitgefühl zeigen, mich aber nicht als

Opfer, sondern als normalen Menschen

sehen. Die sind mir am liebsten. Bei solchen

Außenstehenden nehme ich meine

Kraft zusammen und erzähle ein wenig.

Bis jetzt haben sich alle die Zeit

genommen, mir zuzuhören, auch wenn

der kleinste Vortrag mich eine halbe

Stunde gekostet hat.

Ich erlebe zu oft, wie Menschen zwar sagen,

Gesundheit sei wichtig, doch sie sind nicht

dankbar dafür, sehen es als selbstverständlich

und vergessen um ihr Gut. Jeder

kann von den einen auf den anderen

Moment an einer Krankheit erliegen. Sei

es durch den Körper selbst oder einem

Unfall.

Der menschliche Körper ist unfassbar komplex

und wir wissen längst noch nicht alles.

Mein Leben war kurz und schmerzvoll, doch ich

bereue es nicht, in diesem Körper geboren

worden zu sein. Er hat mir die Seite des

Lebens, der Menschen gezeigt, die es als

selbstverständlich sehen, alles, was sie

besitzen. Dass wir Kranken Außenseiter

sind und noch viel getan werden muss.

Mein Körper war krank, doch ich habe jeden

einzelnen Moment mit der Seele gespürt.

Situs inversus

Seit geraumer Zeit plagen mich innere

Beschwerden in meinem Körper. Es

fing mit einfachen Bauchschmerzen an

und wurde immer schlimmer. Mir

wurde schlecht von den Schmerzen

und ich lag viel im Bett, drehte mich

hin und her.

Eines Abends verspürte ich unter meinem

rechten Rippenbogen einen Schmerz

und fragte mich, wie das sein konnte.

Mir fiel nur die Milz ein, welche jedoch

links lag.

Plötzlich stockte mir der Atem und ich verspürte

einen Krampf in der

Herzgegend.

In mir stieg Panik auf, dass ich einem

Herzinfarkt nahe sei, doch das

Leiden verlagerte sich nach rechts

und hörte nach einiger Zeit auf. Ich

konnte mir das nicht erklären und

musste damit zum Arzt.

Ich besorgte mir schnellstmöglich einen

Termin und man tätigte Röntgenaufnahmen

von meinem Inneren. Ich

merkte dem Arzt bereits an, dass er

keine guten Nachrichten mit sich

brachte.

Situs inversus

Meine inneren Organe lagen

spiegelverkehrt.

Er erklärte mir, dass man damit geboren

wird, doch mich beschlich das Gefühl,

dass etwas nicht stimmte. Ich konnte

nicht damit geboren worden sein.

Mein Herz habe ich immer auf der

linken Seite schlagen gehört und

woher kamen dann die Beschwerden?

Daheim musste ich die Nachricht erst verarbeiten.

Der Arzt meinte, ich könne

damit normal weiterleben, doch trotzdem

kreisten noch eine Menge Fragen

in meinem Kopf umher.

Im Badezimmer wollte ich nach der Zahnbürste

greifen, als ein Zucken und Knacken

meinen linken Arm durchfuhr. Ich

schrie auf, als sich mein Arm komplett

verdrehte. Ich stürzte zu Boden, als

meine Beine mich nicht mehr halten

konnten, und musste mit ansehen, wie

auch diese anfingen, sich zu verdrehen.

Das Gefühl, alles in meinem

Körper würde in dem Moment zerreißen

und zerbrechen, ließ mich eine

unfassbare Qual erleiden. Mein Körper

verdreht sich und ich kann mir nicht

erklären warum.

Schließlich spüre ich ein Knacken an

meinem Genick und die Lebenslichter

erlöschen, als sich mein Kopf verdreht.

Trans

Ich bin ein Mann und kam als Frau zur Welt.

Ich habe schon früh gespürt, dass der

Körper, der mir geschenkt wurde, nicht zu

mir gehört. Ich entschloss mich zu einer

Operation und konnte nach jahrelanger

Qual endlich ein Mann sein.

In letzter Zeit geschehen jedoch grausame

Veränderungen mit meinem Körper.

Mir fiel es auf dem Klo nach dem Aufstehen

auf, als ich das Blut untenrum

sah und Schmerzen in meinem Unterleib

verspürte, was eigentlich nicht

möglich sein konnte, wurden mir die

Gebärmutter und Eierstöcke vor

langem entnommen. Ich fühlte mich

zurückgeworfen in die Zeit, wo ich

meine Periode noch bekam. Diese Zeit

war die schlimmste im Monat. Ich

hasste dieses Gefühl, diesen Geruch

und wollte all dies nicht! Es gab Tage,

an denen ich am liebsten die Klinge in

mein Unterleib gestoßen hätte.

Mein Bart wuchs nicht mehr wie sonst

und beim sprechen fiel mir auf, dass

diese, wie beim Stimmbruch, plötzlich

vermehrt weiblich klang, wie damals

einst.

Nein, das konnte und sollte nicht sein! Ich

möchte keine Frau sein!

Mir fielen vermehrt meine wachsenden

Brüste auf. Wie konnte das sein?

Warum entwickelte mein Körper sich

zurück zu einer Frau?

Ich habe diese schon immer gehasst und

war froh, dass ich damals kleine Brüste

besaß, um diese gut zu verstecken.

Doch selbst damals waren sie mir

trotzdem zu groß, genauso wie meine

Hüfte.

Beim Hosenanziehen fiel mir vermehrt

auf, dass meine Hüfte breiter

geworden war. Nein, ich wollte keine

Frau sein! Ich bin ein Mann! Wie sollte

ich dies einen Arzt erklären? Gab es

dafür eine Erklärung?!

In diesem Körper will ich nicht leben! Ich

will meine Periode nicht haben! Ich will

keine Brüste haben! Ich will keine

weibliche Stimme haben! Ich will keine

breite Hüfte haben! Ich will keine Frau

sein!

Meine Hand umgreift das scharfe Messer

und führt dieses zu meinem Unterleib,

bis ich mehrmals auf diesen einsteche.

Kälteschock

Ich friere.

Mir ist immer kalt. Ich trage mehrere

Lagen Kleidung, schlafe mit mehreren

Decken und selbst im Sommer verspüre

ich nur die Kälte in meinem Körper.

Eine Zeit lang dachte ich, ich leide unter

Eisenmangel oder einem anderen

körperlichen Leiden, doch dies erwies

sich immer wieder als falsch.

Mein Körper zitterte, meine Zähne klapperten

und ich hatte eine dauerhafte

Gänsehaut. Nichts half und vermutlich

könnte ich mitten in den Flammen

stehen, mir wäre weiterhin kalt. Heiße

Getränke und Duschen bewirkten ebenfalls

keinen Erfolg.

Mein Körper beginnt bläulich zu werden

von der Kälte und die Bewegungen

meiner Gliedmaßen wie Finger fällt mir

schwer. Meine Bewegungen werden

langsamer, ich zittere und kann meine

Gedanken nicht mehr richtig sortieren.

Mit letzter Kraft lege ich mich in mein

Bett, ziehe mir eine dicke Decke über,

aber mit dem Wissen, dass diese nichts

bringen würde.

Ich blicke auf meine Finger und erschrecke,

als ich die kleine, zarte Eisschicht

entdecke.

Mein Körper erstarrt und die Eisschicht

legt sich auf meinen ganzen Körper.

Mir wird schwarz vor Augen und die

kalten Finger des Todes umfangen

mich.

Herzschmerz

Ich habe schon immer tief und innig

geliebt, umso mehr lastete der Herzschmerz

der zerbrochenen Beziehung

auf mir.

Das Nass meiner Seelenspiegel durchflossen

mein ganzes Gesicht.

Die Erinnerungen wanderten durch

meinen Kopf.

Mein Herz fühlte sich schwer an.

Ich lief gebückt, durch die Last meines

Herzens.

Ich fasste mir an die Brust, als ich diesen

stechenden Schmerz spürte.

Es heißt, dass es sich anfühlt, als würde

dein Herz zerbrechen, wenn du etwas

verlierst, was du liebst.

Ich habe das Gefühl, meines würde

geradezu zerreißen.

Der Schmerz wurde schlimmer und ich

bekam Schwierigkeiten mit dem

Atmen.

Ein Husten überkam mich und aus meinem

Munde kam Blut. Ich musste mich

setzen, da der Schmerz nicht weniger

wurde und bei jedem Gedanken an

meinem damaligen Partner brach mein

Herz immer mehr.

In meinem Inneren zerriss mein Organ.

Es fühlte sich an, wie ein grausamer

Muskelriss.

Meine Herzkammern fühlten sich an, als

würden sie platzen.

Die Gefäße rissen auseinander.

Das Blut floss in mein Körperinneres.

Ich starb.

Zerfressen

Es fing mit einer kleinen Wunde am Arm

an, die sich entzündet hatte und dadurch

rötlich, leicht geschwollen war. Ich dachte

mir nichts weiter dabei und tat alles,

damit die Wunde verheilte, doch mit der

Zeit wurde es schlimmer. Die Entzündung

fing zu stechen und zu jucken an, sie

schmerzte, als würde sich etwas in mein

Fleisch graben.

Die Entzündung breitete sich immer weiter

aus und tut weh. Sie fühlt sich an, als

würde etwas in meine Haut beißen. Ich

versuche, den Schmerz zu unterdrücken.

Ich gehe zum Verbandskasten in meinem

Badezimmer, um meine Entzündung zu

verarzten, ziehe vorsichtig das Pflaster ab

und erstarre, als sich mir ein grausamer

Anblick auftat.

In meinem Arm war ein Loch, wo eigentlich

die Entzündung sein sollte.

Wie konnte das sein? Was war das? Frisst

die Entzündung meinen Körper auf?

Dieses beißende, schmerzende Gefühl verbreitet

sich überall in meinem Körper und

ich muss immer mehr mit ansehen, wie

sich die Haut auflöst, zu bluten beginnt

und offene Stellen hinterlässt.

Wenn ich wollen würde, könnte ich mit

meinem Finger durch meinen Arm

stechen.

Dieses innere Gefühl hört nicht auf, dass

sich etwas durch meinen ganzen Körper

bewegt und diesen zerfrisst. Ich werde