Bom Dia, Morte! - Wettfahrt in den Tod - Mina Giers - E-Book

Bom Dia, Morte! - Wettfahrt in den Tod E-Book

Mina Giers

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Beschreibung

Bom dia und willkommen in Colares!

Zwei rivalisierende Sportgruppen machen ganz Colares unsicher, rasen auf ihren Rennrädern die Küstenstraßen entlang und bevölkern in Joggingpulks die Strände. Zu allem Überfluss feuern sie auch noch die Konkurrenz zwischen Ben und Monteiro ordentlich an, denn eine Gruppe ist in The Shacks abgestiegen, die andere in der Vila Calma. Doch dann stürzt einer der Sportler mit seinem Rennrad von einer Klippe! Schnell stellt sich heraus, dass die Bremskabel durchtrennt waren. Hat da jemand den Konkurrenzkampf zu weit getrieben? Bei ihren Ermittlungen erhält Laura diesmal professionelle Verstärkung: Frederick, ihr ehemaliger Kollege in der Detektei, besucht sie in Colares und gemeinsam machen sie sich auf die Jagd nach einem Mörder ...

Über die Serie
: Privatdetektivin Laura Holler sucht einfach nur Ruhe und Entspannung in dem kleinen idyllischen Fischerdorf Colares an Portugals Küste. Im Strandcamp The Shacks stehen für Laura Surftraining, Yoga und Entspannung auf der Tagesordnung. Mit der Urlaubsidylle ist es allerdings bald vorbei, als sie über die ein oder andere Leiche stolpert! Auf die Dorfpolizisten ist bei den Ermittlungen leider kein Verlass. Die futtern lieber Pastéis de Nata, als Spuren zu verfolgen. Also macht sich Laura unter portugiesischer Sonne selbst auf Mörderjagd - tatkräftig unterstützt von ihren neuen Freunden: der Yogalehrerin Mariella und dem attraktiven Campbesitzer Ben.
Eine humorvolle Urlaubskrimi-Serie in Portugal!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber diese FolgeBom Dia, Morte! – Die SerieTitelKapitel eins – StartschussKapitel zwei – Erste KurveKapitel drei – DownhillKapitel vier – WasserpauseKapitel fünf – TeambesprechungKapitel sechs – PhysioKapitel sieben – BergetappeKapitel acht – AusweichmanöverKapitel neun – Lange GeradeKapitel zehn – EndspurtKapitel elf – ZielgeradeDanke!Über die AutorinWeitere Titel der AutorinLeseprobeImpressum

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Über diese Folge

Zwei rivalisierende Sportgruppen machen ganz Colares unsicher, rasen auf ihren Rennrädern die Küstenstraßen entlang und bevölkern in Joggingpulks die Strände. Zu allem Überfluss feuern sie auch noch die Konkurrenz zwischen Ben und Monteiro ordentlich an, denn eine Gruppe ist in The Shacks abgestiegen, die andere in der Vila Calma. Doch dann stürzt einer der Sportler mit seinem Rennrad von einer Klippe! Schnell stellt sich heraus, dass die Bremskabel durchtrennt waren. Hat da jemand den Konkurrenzkampf zu weit getrieben? Bei ihren Ermittlungen erhält Laura diesmal professionelle Verstärkung: Frederick, ihr ehemaliger Kollege in der Detektei, besucht sie in Colares und gemeinsam machen sie sich auf die Jagd nach einem Mörder …

Bom Dia, Morte! – Die Serie

Bom dia und willkommen in Colares!

Privatdetektivin Laura Holler sucht einfach nur Ruhe und Entspannung in dem kleinen idyllischen Fischerdorf Colares an Portugals Küste. Im Strandcamp The Shacks stehen für Laura Surftraining, Yoga und Entspannung auf der Tagesordnung. Mit der Urlaubsidylle ist es allerdings bald vorbei, als sie über die ein oder andere Leiche stolpert! Auf die Dorfpolizisten ist bei den Ermittlungen leider kein Verlass. Die futtern lieber Pastéis de Nata, als Spuren zu verfolgen. Also macht sich Laura unter portugiesischer Sonne selbst auf Mörderjagd – tatkräftig unterstützt von ihren neuen Freunden: der Yogalehrerin Mariella und dem attraktiven Campbesitzer Ben.

Wettfahrt in den Tod

Kapitel eins – Startschuss

Laura verdrehte die Augen. Dann schob sie das kleine Ästchen, das sie soeben im Sand gefunden hatte, oben in ihren Gips und versuchte, diese juckende Stelle zu erreichen. Oder wenigstens eine der juckenden Stellen.

Je höher die Temperaturen stiegen, desto schlimmer juckte ihr gebrochener Arm. Und jetzt war auch noch Sand zwischen Mull und Haut geraten. Es wurde wirklich Zeit, dass alles verheilt war und sie dieses Ding loswurde. Nicht nur, damit sie wieder ihren ganzen Körper auf einmal duschen und schwimmen gehen konnte, sondern auch, weil Frederick ihr versprochen hatte, sie solange bei ihrer Arbeit als Hoteldetektivin hier in Colares zu unterstützen. Und es reichte ihr langsam mit der Unterstützung.

Sie warf ihrem ehemaligen Kanzleipartner einen Blick zu. Er hatte die Hosenbeine bis zum Knie hochgekrempelt und weiße Stachelbeerbeine freigelegt. Jetzt stocherte er mit einem ganz ähnlichen Stock wie ihrem in einem Loch herum, das vermutlich ein Kind vor nicht allzu langer Zeit gebuddelt hatte. »Meinst du, es lohnt sich, diese Stelle einer genaueren Untersuchung zu unterziehen?«

Laura bewegte den Stock schneller. Sie biss die Zähne zusammen. »Glaub ich nicht.«

»Aber ein Loch im Sand, das ist schon verdächtig. Was, wenn jemand organisches Material vergraben hat, und das ist jetzt zerfallen und hat dadurch diesen Trichter verursacht?«

»Ein Kind hat diesen Trichter verursacht, Frederick. Und den da hinten auch. Vermutlich haben sie Ritterburg gespielt und das waren die Wassergräben.«

Nachdem sie für ihn die Sache mit dem Mietvertrag der Kanzlei in Deutschland geklärt hatte, war Frederick mit ihr nach Portugal geflogen. Und er war geradezu fixiert darauf, einen Todesfall zu bearbeiten. Das lag vermutlich an all den spannenden Morden, die sie hier schon lösen konnte. Er musste neidisch sein. Zwar hatte er behauptet, sich nur um sie kümmern zu wollen, bis der Arm wieder in Ordnung war, doch insgeheim war Laura sich sicher, dass er wegen der Leichen mit ihr aus Deutschland hierhergekommen war. Er hatte einfach die Nase voll davon, untreuen Ehemännern und Diebstählen in mittelgroßen Unternehmen auf die Spur zu kommen. Bestimmt sehnte er sich nach ein wenig Ruhm, bevor er in ein paar Jahren in Rente ging.

Was würde sie darum geben, wenn sie mal nur einen Diebstahl reinbekäme! Wer hätte auch ahnen können, dass Colares nicht nur ein toller Ort war, um hier seinen Urlaub zu verbringen, sondern auch ein ganz hervorragender, um sich umbringen zu lassen?

Sie seufzte und zog den Stock aus dem Gips hervor. Dabei brach die Spitze ab, ganz kurz, bevor sie ihn komplett draußen hatte. Na toll!

Mit den Fingern im Gips latschte sie Frederick hinterher, der mit seinen hochgekrempelten Hosenbeinen durch den Atlantik schlenderte. Zum Glück waren die heranrollenden Wellen heute nicht allzu hoch. Tatsächlich waren die Beine ihres Kollegen sogar schon nicht mehr blendend weiß. Er hatte ein bisschen Farbe bekommen. Nicht viel, aber immerhin. Vermutlich zum ersten Mal in seinem Leben. Auch sein Bauch wirkte schlanker als früher. Lag das an dem Aufenthalt hier und den vielen Spaziergängen am Meer, oder hatte der Effekt schon in Deutschland eingesetzt, weil sie nicht mehr den ganzen Süßkram mit ins Büro brachte?

Wenn jetzt noch die Haare wieder sprießen würden, bekäme sie es wirklich mit der Angst zu tun.

Frederick drehte sich zu ihr um. Mit zusammengezogenen Brauen beobachtete er sie, wie sie ihre Finger unter den Gips zu schieben versuchte. »Was genau tust du da?«

»Den Rest vom Stock herauspulen.« Das sah man doch.

»Soll ich dir helfen?«

»Meine Finger sind doch viel kleiner als deine.« Die passten nämlich richtig gut zu ihrem Körper, der war auch kleiner als seiner. Dann fuhr sie fort: »Wenn ich es nicht schaffe, wird es dir wohl erst recht nicht gelingen.«

Sie konnte diesen genervten Tonfall einfach nicht verhindern. So gern sie Frederick auch hatte, er gehörte hier einfach nicht hin. Er war Deutschland, und sie war es nicht mehr. Sie war nicht mehr die Gleiche wie früher. Konnten sie überhaupt noch zusammenarbeiten?

»Normalerweise würdest du dabei jetzt fluchen«, stellte Frederick auch prompt fest. Damit hatte er ihre Veränderung recht gut zusammengefasst.

Er bückte sich und hob etwas auf, was er ihr entgegenstreckte. »Versuch es hiermit.«

Es war ein stabiles dünnes Metallstück, so groß wie ein Schaschlikspieß. Nur, dass es am Ende nicht spitz war und an der anderen Seite nicht zu einer Öse gebogen. »Was ist denn das?«

Er zuckte die Schultern. »Ich schätze, eine Speiche. Aus einem Fahrrad.«

Laura schob es vorsichtig unter den Gips. Damit konnte man sich eindeutig viel komfortabler kratzen als mit einem Ast. Sie fischte die Bröckchen heraus. Sofort fühlt es sich besser an.

Ihr Telefon vibrierte in der Stofftasche, die sie am Strand immer quer über der Brust trug und die von Haarband bis Sonnencreme alles enthielt, was man für einen Strandspaziergang so brauchte. Bis auf Innentaschen, die hatte sie nicht. Deswegen musste sie auch erst einige Zeit wühlen, bis sie das Gerät erreichte. Sie sah eben noch das Bild, das sie von Ben gemacht hatte, als er gerade mit herabhängendem Neoprenanzug-Oberteil und dem Surfbrett unter dem Arm aus dem Meer kam und auf sie zuschritt. Er hatte den Arm erhoben und winkte, und seine schulterlangen Haare waren zu perfekten Beachwaves geformt.

Ein bisschen hatte sie sich wie eine Stalkerin gefühlt, als sie das Bild gemacht hatte. Aber er hatte ja gesehen, dass sie die Handykamera auf ihn richtete, und außerdem waren sie Freunde. Da konnte man nicht von Stalking sprechen. Auch wenn sie ihn manchmal lieber nicht nur als Freund hätte.

Frederick sah sie unter emporgezogenen Brauen an.

»Das war Ben«, beantwortete sie die Frage, die seine Augenbrauen zu stellen schien. »Aber ich war nicht schnell genug.«

»Ruf ihn zurück.« Fredericks Tonfall duldete keine Widerrede. Vermutlich erwartete er, dass Ben sie zu einem Mordfall rief. Endlich!

Laura nickte. Seit Frederick in Colares war, hielt Ben sich vornehm zurück mit seiner Freundschaft. Vielleicht war er sich nicht sicher, was er von der Art ihrer Beziehung halten sollte.

Dabei dürfte es offensichtlich sein, dass sie und ihr ehemaliger Kollege keinerlei romantische Gefühle füreinander hegten. Das war einfach absurd.

Doch vielleicht hatte er auch bei seinem eigenen Besuch in der alten Heimat – kurz bevor Laura dorthin aufgebrochen war – seine Ex-Freundin Carmen getroffen. Wer wusste schon, ob die beiden das alte Feuer wieder angefacht hatten?

Egal jetzt. Daran würde die Herumgrübelei auch nichts ändern. Laura drückte auf den grünen Hörer und wartete.

Ben nahm das Gespräch so schnell entgegen, als hätte er mit dem Telefon in der Hand nur darauf gewartet. »Laura?« Seine Stimme klang gepresst.

»Hi, Ben. Was gibt’s denn?« Sie lächelte automatisch, wenn sie mit ihm sprach. Immer. Sogar ihre Stimme hörte sich an wie ein Lächeln, da war sie sich sicher.

»Könntest du bitte zu The Shacks kommen?« Er räusperte sich. »Ich meine, also, ich weiß ja, dass du für Junior arbeitest, aber ich könnte deine Hilfe gebrauchen. Dringend.«

»Klar, mache ich. Ich bin gerade an der Praia Grande, ein bisschen dauert es also noch.«

»Kein Problem.« Im Hintergrund waren laute Stimmen zu hören. Sie vermittelten den Eindruck eines Streites. »Wenn ich weiß, dass du kommst, halte ich die Leute solange auseinander.«

Die Leute auseinanderhalten? Was zum Wrackbarsch ging da vor? »Weiß Jun…« Sie unterbrach sich. Zwar nannte Ben ihren Chef in der Vila Calma immer Junior, doch sie durfte sich das auf keinen Fall angewöhnen. »Weiß Rafael, dass ich dir helfen soll? Oder ist es nicht so eine Art von Hilfe?«

Dann drang die ruhige und befehlsgewohnte Stimme von Rafael Monteiro an ihr Ohr. Das beantwortete ihre Frage.

»Er ist auch hier. Wenn du das Ding aufspüren kannst, ist das ganz sicher auch in seinem Sinne.«

»Das Ding?« Das klang ja mal wieder geheimnisvoll. Laura strich sich eine Strähne aus der Stirn, die der Wind sofort wieder zurückwehte. »Was genau ist denn das Ding?«

Noch bevor die Antwort kam, machte sie sich auf den Weg. Mit dem Gipsarm winkte sie Frederick, ihr zu folgen. Das war wenigstens nicht zu subtil für ihn. Quasi der Wink mit dem Zaunpfahl. Dann orientierte sie sich kurz, welche Strecke von der Stelle, an der sie sich befanden, die Kürzere war. Sie hatte beinahe die Strandbibliothek erreicht, die sich in einem blauen Container befand. Also war sie fast schon an der Stelle, an der die Strecke mit den blauen Punkten sie direkt zu The Shacks leitete. Schnell stapfte sie barfuß durch den Sand zur nächsten Treppe, die hinauf auf die Promenade führte. Den Weg am Pinienhain entlang mochte sie ohnehin lieber als den anderen.

»Das Ding ist ein Fahrrad. Ein ziemlich teures Fahrrad, wie es klingt.« Das war Bens Stimme aus dem Lautsprecher.

»Eine echte Hochleistungsmaschine!«, erklang eine aufgebrachte Stimme mit einem lustigen Dialekt aus dem Off. Die kannte sie noch gar nicht. Doch seit ein paar Tagen wohnte eine Gruppe von Triathleten in der Vila Calma und führte sich auf, als wäre das ganze Hotel nur zum Zwecke ihres Trainingslagers errichtet worden. Und wenn Laura sich nicht irrte, waren auch vor The Shacks kürzlich einige Fahrräder ausgeladen worden. Und hatte sie nicht vorhin noch einen Typen dabei beobachtet, wie er einen Lackschaden an einem so zierlichen Rennrad ausbesserte, dass es komplett durch einen Gully rutschen würde? Vermutlich würde nur der Lenker oben hängenbleiben.

»Ja, da hörst du es.« Ben klang gestresst.

»Ich beeile mich«, sagte sie schnell. »Bis gleich.«

Sie legte auf und sprang die Treppe hoch. Zum Glück schmerzte der Bruch nicht mehr bei jedem Schritt. Hinter ihr hörte sie ein Japsen, dann war Frederick neben ihr.

Er war fitter, als sie gedacht hätte. Ob er neuerdings in Deutschland trainierte?

»Was ist denn?«, keuchte er dann doch ziemlich außer Atem.

»Wir haben einen Fall.« Hoffentlich rastete er jetzt nicht gleich aus. Er lechzte nach einem Fall, das war ihr klar.

Tatsächlich gab ihm diese Information wohl neuen Antrieb. Er überholte sie sogar. »Eine Leiche?«

»Nicht ganz.« Jetzt war es Laura, die der Anstieg über den staubigen Weg hoch zur Straße und zu den Hotels ins Schwitzen brachte.

»Was denn? Körperverletzung?« Frederick kam der Blutdurst aus jeder Pore. Wenn der Mann nicht endlich einen Todesfall zu bearbeiten hatte, würde er vermutlich selbst für einen sorgen.

»Nicht ganz«, wiederholte Laura sich. »Ein gestohlenes Fahrrad.«

Sie musste seinen Blick nicht sehen, um zu wissen, wie ihr Kollege sie jetzt gerade ansah.

Grinsend hob sie die Schultern. »Ein Fall ist ein Fall, oder nicht?«

Kapitel zwei – Erste Kurve

Kaum war Laura mit Frederick an ihrer Seite durch das Tor von The Shacks getreten, wäre sie am liebsten direkt wieder umgedreht.

Auf der einen Seite, in der Nähe des Surfbrettschuppens, hatten sich einige Menschen in blauen Trikots und engen schwarzen Shorts versammelt und schüttelten wütend ihre verbalen Fäuste gen Himmel. Am Rand, mit seiner allbekannten unbewegten Miene, beobachtete Lauras Chef Monteiro das Geschehen aus seinen schwarzen Augen. Er sah wie immer lässig elegant aus in seinem hellen Leinenanzug und den Slippers, in denen seine Füße ohne Socken steckten. Natürlich ließ er sich von so einem Tumult nicht aus der Ruhe bringen.

Auf dem Platz vor der Treppe zum Hauptgebäude des coolen Surfcamps stand eine zum Verwechseln ähnliche Meute mit exakt den gleichen Gesten. Nur, dass ihre Trikots rot waren. An ihrem Rand bewegte sich Ben nervös auf und ab, als bangte er um das Wohlergehen seines Camps. Seine Frisur war zerzaust, und er trug zu seinen Boardshorts nur einen Flip-Flop. Der andere lag vor der untersten Treppenstufe auf der Oberseite.

Leider entdeckte er Laura, bevor sie auf dem Absatz kehrt machen konnte, und stürmte sofort auf sie zu.

»Gut, dass ihr kommt«, begrüßte er sie. »Wir wissen schon nicht mehr, was wir machen sollen. Die wollen sich einfach nicht beruhigen.«

Monteiro hatte sich von seinem Platz gelöst und schritt mit kontrollierten Bewegungen in ihre Richtung. War es möglich, dass Ben ihn mit dem Wort »wir« gemeint hatte? So etwas hatte er noch nie von seinem größten Konkurrenten gesagt.

»Was ist denn passiert?« Laura sah von einer Gruppe zur anderen. Es machte den Eindruck, als würde diese Szenerie einem Verhaltensforscher viel Stoff zum Forschen geben. Schade, dass keiner hier war. Sie sollte vielleicht filmen.

Ein Blick auf Frederick verriet ihr, dass er einen ähnlichen Gedankengang verfolgte. »Die Dynamik in den Gruppen ist bemerkenswert«, sagte er. »Vergleichbar mit zwei verfeindeten Horden von Bonobos.«

»Wie bitte?« Ben sah ihn verständnislos an.

»Das sind Zwergschimpansen«, erklärte Lauras deutscher Kollege bereitwillig. »Wenn noch ein Zweifel bestehen würde, dass der Mensch und der Affe die gleichen Vorfahren hatten, wäre er hiermit beseitigt.«

Monteiro hatte sie inzwischen erreicht und nickte. »Damit haben Sie vollkommen recht, Senhor Stahl.« Er straffte seine Haltung, was vollkommen unnötig war. Seine Haltung war immer perfekt. »Und die Kokosnuss, um die sie sich streiten, ist in diesem Fall ein Rennrad.«

»Ein verdammt teures Rennrad«, setzte Ben mit einem Blick auf Fredericks Mienenspiel hinzu.

Dessen Kopf ruckte zu Ben, und einen Augenblick war Laura sich sicher, dass er fünf Euro ins Fluchglas einfordern wollte. Doch dann schien ihr Kollege sich zu besinnen. Er beobachtete die beiden Gruppen noch kurz, dann sagte er: »Diese Horde Bonobos beschuldigt jene Horde Bonobos, die Kokosnuss geklaut zu haben.« Dabei zeigte er erst auf Bens rote Gruppe und dann auf die blaue von Monteiro.

Ben nickte. »Ich bin beeindruckt. Das haben Sie nur anhand der Gestik erkannt?«

Denn um Worte zu verstehen, schrien die Affenbanden viel zu sehr durcheinander. Außerdem sprachen sie eindeutig kein Deutsch, auch wenn es nicht ganz unähnlich klang. Laura versuchte es, doch sie verstand einfach kein Wort. Jeder übertönte jeden.

»Nein. Ich habe von den Lippen abgelesen.«

»Auf Niederländisch?« Ben riss die Augen auf, und auch Monteiro verzog anerkennend die Lippen.

Zeit für Laura einzuschreiten, bevor Frederick hier für diese Zurschaustellung seiner Fähigkeiten noch mehr Lob bekam. Denn wer hier wem angeblich was geklaut haben soll, hätte Ben ihnen schließlich ohnehin gleich verraten. Sonst würde sie sich gezwungen sehen, preiszugeben, was sie über Bonobos wusste, und sie alle konnten nur beten, dass das für diese beiden Gruppen nicht zutraf. »Also, für mich sehen die alle so aus, als hätten sie ein eigenes Fahrrad.« Sie musterte die Trikots. Einige hatten auch solche Klick-Schuhe an den Füßen, die man in die Pedale einhaken konnte. »Was für einen Grund sollten die haben?«

Bei all den Fahrrädern, die hier in den letzten Tagen angeliefert worden waren, sollte doch für jeden eins dabei sein.

»Es ist das Fahrrad des letztjährigen Gewinners.« Monteiro warf ihr einen erstaunlich kühlen Blick zu und zeigte auf einen Mann aus Bens Gruppe. »Letztes Jahr haben seine Freunde wohl den Herrschaften, die in der Vila abgestiegen sind, am Tag vor dem Abschlusstraining die Reifen zerstochen. Und das ist jetzt angeblich die Rache.« Er schien nicht zu glauben, dass seine Gäste jemandem ein Fahrrad stehlen würden.

»Das war aber auch nicht besonders nett, das mit den Reifen.« Laura überlegte. »Wurde das Gelände von The Shacks denn schon gründlich durchsucht?« So ein Fahrrad konnte sich ja nicht in Luft auflösen. Vermutlich hatte der Besitzer nur vergessen, wo er es abgestellt hatte.

»Hey!« Ben richtete sich auf und machte sich dadurch einen ganzen Kopf größer als Monteiro anstatt wie sonst nur einen halben. »Wieso The Shacks? Juniors Radler würden das Rad ja wohl auf seinem Grundstück verstecken!«

Er schien umso überzeugter davon, dass Monteiros Gäste sehr wohl ein Rad klauen würden. Vermutlich nur der übliche Konflikt.

Monteiro räusperte sich. »Ich dachte, wir waren uns einig, dass wir in der Angelegenheit neutral bleiben, Senhor Waldhoff.«

»Und wir gucken natürlich auch auf dem Gelände der Vila Calma, ob sich das Sportgerät dort befindet«, sagte Frederick in seiner diplomatischsten und sachlichsten Weise.

Wollte er sich etwa bei den beiden einschleimen? Das war doch sonst nicht seine Art. Ob die Sonne irgendwie seinen Zynismus zum Verdampfen gebracht hatte?

»Und dann fragen wir im Ort ein bisschen herum.« Laura warf ihrem deutschen Kollegen einen raschen Seitenblick zu. »Oder besser, ich frage. Er kann ja kein Portugiesisch.« Gleich mal klarstellen, wer hier die Ermittlungen leitete.

»Aber vermutlich wurde das Fahrrad bereits in seine Einzelteile zerlegt und über die Grenze nach Polen gebracht«, sagte Frederick mit ernstem Gesichtsausdruck. Er sprach ungewohnt laut, wohl um sich bei dem Geschrei Gehör zu verschaffen.

Es gelang. Ben und Monteiro sahen ihn verständnislos an. Der Tumult hinter ihnen war abgeebbt. Entsetzte Gesichter starrten in ihre Richtung.

»Nach Polen?«, jaulte ein junger Mann mit null Prozent Körperfett und mindestens fünfzehn Prozent Sehnen auf. Sein Deutsch war fast akzentfrei, soweit seine hohe Stimme das durchklingen ließ.

Laura atmete zischend aus. »Er hat einen Witz gemacht. Er hat einen seltsamen Sinn für Humor.«

Die Radfahrer schienen aufzuatmen und wandten sich wieder ihrem Streit zu. War ja auch viel lustiger als Frederick.

Leiser, nur für Bens, Monteiros und Fredericks Ohren bestimmt, setzte Laura hinzu: »Er meinte eigentlich Spanien.« Das war hier in Portugal schließlich die einzige Landesgrenze. »Euch ist klar: Falls das wirklich geklaut wurde, und es keiner von diesen Fanatikern in engen Shorts war, finden wir das eher nicht wieder.«

Ben nickte. »Aber um die Gemüter zu beruhigen, habe ich vorgeschlagen, einen Profi einzuschalten.« Er sah zu Frederick. »Oder gleich zwei, besser gesagt.«

»Sie schreiben natürlich die Stunden auf, Laura. Senhor Waldhoff und ich klären Ihre Bezahlung dann unter uns.« Monteiro senkte wohlwollend den Kopf.

Laura nickte. Trotzdem war es vermutlich Zeitverschwendung. Aber wenn sie dafür bezahlt wurde, dass sie sich umhörte, warum nicht. »Es war also das Fahrrad dieses dünnen, sehnigen Kerls mit der hohen Stimme in dem roten Trikot? Und das ist der Favorit wofür?«

»Der Kerl heißt Klaus. Na ja, das sind zwei Gruppen von Freunden oder guten Bekannten aus den Niederlanden, und die sind hier, um für irgendeinen ganz wichtigen Triathlon-Wettkampf zu trainieren. Um sich gegenseitig zu motivieren. Die Bergetappen, wisst ihr? Eine Gruppe wohnt hier, und bei Junior ist die andere Gruppe abgestiegen.«

Monteiro räusperte sich, wie immer, wenn Ben ihn so titulierte. »Und weil die beiden Organisatoren der jeweiligen Gruppen befreundet sind, planen die ihre Trainingslager immer nah beieinander.«

»Sehr zum Unmut der übrigen Teilnehmenden, wie es aussieht.« Laura lehnte sich ein wenig zur Seite, um an Ben vorbei die Gruppe vor dem Hauptgebäude in Augenschein zu nehmen. Eine junge Frau mit sehr muskulösen Beinen hob gerade wirklich einen Stein vom Boden auf. Sie wog ihn in der Hand und betrachtete ihn, als wollte sie einschätzen, gegen wessen Kopf sie ihn am besten abfeuern sollte.

Schnell schob sich Laura zwischen Ben und Monteiro hindurch. Von der einen Seite traf sie ein messerscharfes, äußert attraktiv duftendes und sicher teures Rasierwasser, und von der anderen Seite drang der Duft nach Meer, Sand und Sonnenöl in ihre Nase. Verdammt, diese beiden Gerüche wären die perfekte Mischung. Dann trat sie zwischen die rivalisierenden Sportlergruppen und hob beide Hände. Mit einem Kloß in der Kehle überlegte sie, was sie tun sollte, wenn die Meute sie jetzt ignorierte. Oder noch schlimmer, wenn sie diesen Stein plötzlich an den Kopf bekäme.

Doch das Wunder geschah. Obwohl jeder hier sie überragte, schaffte sie es, für Ruhe zu sorgen.

»Liebe Anwesende«, sagte sie, so laut sie konnte. »Mein Partner und ich werden unser Möglichstes tun, um diesen Fall aufzuklären.« Auf keinen Fall versprechen, das Rad zurückzubringen. Aufklären konnte immerhin auch heißen, dass sie eine Serie von Fahrraddiebstählen ermittelte und die große Wahrscheinlichkeit darlegte, dass es auf Nimmerwiedersehen verschleppt wurde. Das wäre für den Frieden in den benachbarten Hotels sogar das Beste, wenn sie es recht bedachte.

»Und wie willst du das anstellen?«, rief jemand von Bens Leuten. Es war eine heisere Frauenstimme.

Laura räusperte sich. »Na ja, erst mal werde ich ganz genau suchen. Und dann frage ich im Ort herum, ob jemand das Rad gesehen hat.« Sie wandte sich an den Geschädigten. »Dabei könnte ich ein Foto gebrauchen. Hast du zufällig eins?«

Er nickte schnell und düste am Hauptgebäude vorbei den Pfad neben der Gemeinschaftsküche entlang, der zu den Stallungen führte, die Ben zu Gästezimmern umfunktioniert hatte.

Aus mehreren Kehlen in beiden Lagern erklang ein leises Kichern. »Der Klaus hat ein ganzes Album von seinem ach so tollen Drahtesel«, raunte jemand.

Besonders beliebt schien er nicht zu sein.

Dafür war er wirklich schnell, nicht nur auf dem Fahrrad. Aber Laufen gehörte ja auch zum Triathlon.

Er drückte Laura einen ganzen Stapel Fotos in die Hand. Sie starrte entgeistert darauf. Gleich auf dem ersten saß er weit nach vorn gelehnt im Sattel eines roten Rennrads und trat in die Pedale. Auf dem nächsten posierte das Wundergerät solo vor einer Meereskulisse, und auf dem danach lehnte es an einem malerischen Olivenbaum. Und so ging es weiter.

Laura nickte langsam. Für sie sah das wie ein ganz normales Fahrrad aus, aber sicherlich war es unglaublich teuer und perfekt auf den Besitzer eingestellt oder so etwas. »Und wo hast du es zuletzt gesehen, bevor es verschwand?«

»Natürlich neben meinem Bett.« Er sah sie entrüstet an.

»Neben deinem …?« Keiner der anderen sah erstaunt aus. War das etwa normal, sein Fahrrad mit ans Bett zu nehmen?

»Der Besitzer hat uns netterweise erlaubt, die Räder mit aufs Zimmer zu nehmen. Alles andere wäre fahrlässig. Den Code am Tor kennt ja vermutlich das halbe Dorf.«

Zustimmendes Gemurmel.

Ob Monteiro seinen Gästen wohl das Gleiche erlaubt hatte? Jedenfalls hatte er extra einen abschließbaren Raum für die Räder eingerichtet, für den nur sie selbst, er und der Koch-Schrägstrich-Leibwächter einen Schlüssel besaßen. Das wäre vielleicht auch hier die bessere Lösung gewesen, denn besonders sicher waren die Türschlösser von The Shacks