Briefe 1782 - 1785 - Johann Wolfgang von Goethe - E-Book

Briefe 1782 - 1785 E-Book

Johann Wolfgang von Goethe

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Beschreibung

Dieser Band enthält Goethes Briefe aus den Jahren 1782 - 1785. Goethe war ein sehr produktiver Briefeschreiber, was sich in diesem Werk ebenfalls widerspiegelt.

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Briefe 1782 – 1785

Johann Wolfgang von Goethe

Inhalt:

1782

1783

1784

1785

Briefe 1782 - 1785, J. W. Goethe

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849616434

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

1782

5/1376.

An Charlotte von Stein

    Mit dem ersten langsamen Scheine des Tages sag ich dir einen Willkomm in's neue Jahr, du weisst mit welcher Zufriedenheit ich es anfange, und daß ich nur Einen Wunsch habe dir recht danckbaar seyn zu können, da ich dir alles schuldig bin. Es ist mir als wenn mich nun kein Übel berühren könnte, die schönsten Aussichten liegen vor mir. Mein Vorsatz zu Hause zu mahlen ist schwanckend, und doch mögt ich gleich zu Anfange etwas über mich gewinnen. Sage mir liebste wie du geschlafen hast. Ich schicke ein kleines Gerichte. Leb wohl! Leb wohl! d. 1. Jan. 82.

G.

    Schicke mir die Everdingens und Dietrichs. Beykommendes bitte als ein Geheimniß zu verwahren, es ist ein lächerliches Werck, und besser ausgeführt als gedacht.

5/1377.

An Charlotte von Stein

Gotha den 1. Januar.

        Wiewohl Sie mir schon eine abschlägliche antwort gegeben haben wage ich es doch Sie nochmals auf den Donnerstag zur redoutte zu bitten, niemand weis hier ein wort von dieser invitation als die Frau von Seckendorf, wenn Sie wollen recht artig seyn so Kommen Sie Donnerstag mittag, weil wir da beym Prinz August speisen leben Sie bis dahin wohl und Kommen Sie und zwar bald.

Charlotte.

    Diese Briefe erhalt ich eben Liebe Lotte durch eine Staffette. Was das für eine Unruhe in den Fürstlichen Gliedern ist. Sie können weder stille sizzen noch andre lassen. Wenn es noch eine französche Chaussee wäre, lies ichs gelten, aber ein Zug wie durchs rothe Meer nach des ungenannten Beschreibung. Es geht ein Thauwind, und was schlimmer als alles ist, ich mag nicht. Sag du mir auch daß ich nicht soll damit ich meiner Sache recht gewiß bin. Ich will ihr einen artigen Brief schreiben, das mag ihr gnügen. Vor Frühjahr kriegt mich niemand zum Spas aus dem Neste.

    Schicke mir doch meine Bücher. Die Kupfer behalte.

    Der Wind verdirbt mir eine Eis Parthie ich wollte draus essen. Und hoffte dich, vor oder nach Tisch auch auf dem glatten Elemente zu bewillkommen. Adieu Liebste. Sag mir ein Wort.

    Unsre Herrschafften kommen also kaum zur Redoute, wenigstens Marode. Adieu. Willst du hinauf gehn?

    d. 2. Jan. 82.G.

5/1378.

An Charlotte von Stein

    Lege, meine Liebe, diese Bogen zu der übrigen Abschrifft, was noch fehlt wird bald nachkommen, alsdenn lass ich dir's binden.

    Sage mir wieviel deine Mutter Geld braucht und wie bald sie es erstatten will, wenn es nicht auf zu lange ist kann ich es ihr selbst geben, es ist mir eingefallen wie ich es machen kann.

    Sag mir was ich so gern höre. Das entsetzliche Wetter macht mir keine Freude, es ist doch immer schöner wenn die Sonne scheint, es mag innwendig aussehn wie es will.

    Ich bleibe zu Hause und bin fleisig. Was beginnst du?

    Wie wohl ist mir daß ich nicht unterweegs zum Diné bin. d. 3. Jan. 82.G.

5/1378a.

An Carl Christian von Herda

               Hochwohlgebohrner

               Insonders hochgeehrtester

               Herr Geheimderath,

    Die gütige Zuschrifft womit Sie mich bey dem eingetretnen Jahreswechsel beehrt, war mir ein neuer Beweis von dem Freundschafftlichen Andencken dem ich mich so sehr empfohlen wünsche. Angern habe ich neulich Eisenach zu einer Zeit verlassen, wo ich Ihrer gefälligen Einladung noch erst recht hätte geniesen sollen.

    Behalten Sie mir Ihre schätzbaare Freundschafft und glauben daß ich an Ihrer Gesundheit, an allem was Sie angehen mag, besonders an dem Wohl der lieben Ihrigen den lebhafftesten Antheil nehme, mit welchen Gesinnungen und der vollkommensten Hochachtung ich mich unterzeichne

Ew Hochwohlgeb.

gehorsamsten

Diener

    Weimar d. 3 Jan. 82.Goethe.

5/1379.

An Charlotte von Stein

    Wie du die Augen aufthust mögt ich dir einen guten Morgen sagen, und hören wie du geschlafen hast. Ich schreibe dies Zettelgen, schon ganz frühe und muss es liegen lassen bis es Tag wird. Indess antworte ich mir selber und sage mir in deinem Nahmen das beste. Ich freue mich auf ein süses Wort von dir im Masken Getümmel, freue mich aber nicht auf das Getümmel, was heute unser schönes ruhiges Zusammenseyn unterbrechen wird. d. 4. Jan. 82.

G.

5/1380.

An Charlotte von Stein

    Noch eine Nachschrifft zu diesem Blättgen. Erlaube mir daß ich mit dir esse und nach Tisch den Schirm, wie du es gestern verlangtest, mahle. Hier schick ich auch die Farben und hoffe sie werden gut seyn. Sie kommen von hohen blonden Händen.

    d. 4. Jan. 82.G.

5/1381.

An Charlotte von Stein

    Da ich dir ieden Tag etwas geben mögte, und doch nicht ieder Tag reich ist; so ist mir's lieb daß die Abschrifft in einzelnen Bogen kommt. Lege diese auch zu den übrigen, die letzten werden bald fertig seyn.

    Meinen besten Grus zum schönen kalten Morgen, bald sehn wir uns auf dem Eise. Heute bleib ich zu hause und bin fleisig. d. 5. Jan. 82.

G.

5/1382.

An Charlotte von Stein

    Du kommst mir mit deinem Zettelgen zuvor, schon den ganzen Morgen geh ich um dir zu schreiben, und konnte mich durch die vielen Papiere nicht zu dir durchwinden.

    Diesen Mittag bin ich zu Hause, nach Tische seh ich dich, um 4 Uhr ist Probe.

    Hier schick ich den Rahmen nimm dich des Werckes an.

    Dein Siegel sieht heute so freundlich aus als wenn du mich recht lieb hättest.

    Lebe wohl und möge dir meine Liebe seyn was mir deine ist und bleibt.

    d. 10. Jan. 82.G.

5/1383.

An Charlotte von Stein

    Mich verlangt ein Wort von dir zu sehen, zu hören wie du dich befindest. Ich bin an des Herzogs Aufzug und werde auch noch Balletmeister. Gegen zwölfe will ich aufs Eis wenns geht. Adieu beste gehst du an Hof.

    d. 13. Jan. 82.G.

5/1384.

An Charlotte von Stein

    Endlich wird das Weynachtsgeschencke ganz. Ich will dir's nun einbinden lassen, damit es dir immer bleibe.

    Eh ich zur Probe gehe frag ich bey dir an. Die viele Zerstreuung und das Vertrödeln der Zeit ist mir unangenehm, und doch seh ich daß es höchst nothwendig ist, mich mit diesen Sachen abzugeben, und daß man Gelegenheit gewinnt das Gute zu thun indem man zu scherzen scheint.

    d. 14. Jan. 82.G.

5/1385.

An Charlotte von Stein

    Wenn ich hören kann daß du wohl geschlafen hast, und besser bist werde ich sehr glücklich seyn. Der Herzog von Gotha hat mir einen Abguss der wahren Büste des Vatikanischen Apolls geschickt, gegen den der unsre ein würcklicher Bauerbube ist, du wirst grose Freude haben ihn zu sehen und zu zeichnen. Nur ein Wort. d. 16. Jan. 82.

G.

5/1386.

An Charlotte von Stein

    In Hoffnung daß du gut geschlafen hast, hab ich meine Götter freundlich gegrüst. Sag mir wie du dich befindest, und daß du mir gewogen bist.

    d. 17. Jan. 82.

G.

5/1387.

An Charlotte von Stein

    Die versprochenen Birn schick ich dir mit einem Morgengruse, und bitte um Nachricht wie du geschlafen hast. Ich frage bald selbst. d. 18. Jan. 82.

G.

5/1388.

An Charlotte von Stein

    Sag mir Liebe daß du wohl geschlafen hast und wohl bist, damit mir auch wieder wohl werde.

    d. 19. Jan. 82.

G.

5/1389.

An Charlotte von Stein

[19. Januar.]

    Wie freut es mich von dir zu hören daß du besser bist. Das ist besser als alle Redouten. Unsre Possen sind gut gegangen und haben gefallen. Ich komme bald hinüber. Adieu.

G.

5/1390.

An Charlotte von Stein

    Wie befindet sich meine beste? Wie hat sie geschlafen? Was wird sie vornehmen?

    Ich habe den Kopf voll Ideen und Sorgen. Keine für mich denn mir bläst das Glück in den Nacken, desto mehr für andre, für viele. Für sich kan man wohl noch den rechten Weeg finden, für andre und mit andren scheint es fast unmöglich. Solang mich deine Liebe und mein guter Muth nicht verlässt mag es gehn wie's will. d. 20 Jan. 82

G.

5/1391.

An Charlotte von Stein

    Gerne mögt ich dir etwas schicken und habe nichts als das Tiefurter Journal. sage mir ein freundlich Wort zum freundlichen Wetter. Ich gehe aufs Eis gegen Mittag und sehe dich vorher. Wir sollen uns scheint es auf der glatten Fläche dies Jahr nicht begrüsen. Adieu.

    d. 22. Jan. 82.G.

5/1392.

An Charlotte von Stein

    Hier sind die Lieder, und gute Aepfel. Sie haben zwar Flecken, werden aber doch noch hoff ich geniesbaar seyn. Beym Aufstehen war ich so glücklich mein Lied, bis auf eine einzige Stelle gänzlich zu reinigen. Adieu beste. d. 24. Jan. 82.

G.

5/1393.

An Charlotte von Stein

[24. Januar.]

    Der Herzog hat uns zu seiner Frau Mutter geladen, weil des Königs geburtstag ist. Ich habe nicht einen Augenblick abkommen können dirs zu sagen. Hier schick ich das Lied in seiner heutigen Gestalt.

G.

5/1394.

An Charlotte von Stein

    Liebe Lotte schick mir den Schirm, wenn's möglich ist so mach ich ihn fertig.

    Heute früh eh es Tag wurde wacht ich auf und rekapitulirte mein ganzes Leben, es ist sonderbar genug und sehr glücklich da es mich zu dir geführt hat. Lebe wohl! Ich dencke heute nicht auszugehen.

    Schick mir auch Hausblase mit.

    d. 27. Jan. 82.G.

5/1395.

An Charlotte von Stein

    Nach überstandner Tageslast eilt ich zu dir. Da erschröckten mich Geibels erleuchtete Fenster. Doch konnt ich noch hoffen dich zu hause zu finden und ging nur geschwinder. Ich fand dich nicht, und murrte einen Augenblick! dann ging ich in dem schönen Mondschein heraus und fand dein liebliches Wort wofür ich dir dancke. Psyche war nicht stumm. du Liebe! Gute Nacht! Wenn du gewusst hättest wie ich eines Blickes von dir bedarf, du wärst zu Hause geblieben. Ich will kein Kind seyn. Adieu.

    d. 29. Jan. 82.G.

5/1396.

An Charlotte von Stein

[Anfang Februar.]

    Wie nothwendig mir gestern Abend als ich nach Hause kam deine Gegenwart gewesen wäre kann ich dir mit Worten nicht ausdrücken, ich unterhielt mich lange im Geist mit dir. Habe tausend Danck für dein Briefgen ich komme noch vor Tische kann aber wegen einer dringenden Arbeit vor 12 Uhr nicht ausgehn. Diesen Abend sind wir zusammen und so immer fort. Lebe wohl. liebe mich es ist mein gröstes Bedürfniß.

G.

    Wegen der Maske will ich Friedrichen den Auftrag thun. Du hast die übrigen französchen bon mots hier noch einige dazu.

5/1397.

An Charlotte von Stein

[Anfang Februar.]

    Hier ein Brief an Knebeln. Meine Geliebte meine Vertraute. Wenn du meinst will ich ihn der Schardt zu lesen geben so etwas thut manchmal gut.

G.

5/1398.

An Carl Ludwig von Knebel

    Wieder einmal ein Wort aus dem Lärm in deine Einsamkeit.

    Der Herzog von Gotha und Prinz August sind seit gestern hier, und seit Anfang des Jahres hat es viel Treibens zur Comödie und Redouten gegeben, da ich denn freylich meine Hand den Kräusel zu treiben habe hergeben müssen, die von andern Expeditionen offt schon herzlich müde ist.

    Hierbey liegt die Scizze eines Redouten Aufzugs der sich gut ausgenommen hat.

    Am 30. haben wir ein Ballet meist von Kindern gegeben, das ich dir auch abschreiben lasse. Ein Amor brachte, am Schluß, der Herzoginn beyliegendes Band.

    Auf der letzten Redoute erschien ein Aufzug der weiblichen Tugenden, die in einem Reihen, nachdem iede es zu thun abgelehnt hatte, durch die Bescheidenheit der Herzoginn Kränze überreichen liesen, die mit dem auch beyliegenden Band geflochten waren.

    Graf Werther führte einen Aufzug der vier Jahrszeiten auf, die französche Verse sind von ihm.

    Ich unterhalte dich von nichts als Lust. Innwendig siehts viel anders aus, welches niemand besser als wir andern Leib und Hofmedizi wissen können.

    Doch ist meine Tenazität unüberwindlich, und da es mir gelingt mich täglich mehr einzurichten und zu schicken; so werd ich auch täglich zufriedener in mir selbst. Ich dancke Gott daß er mich bey meiner Natur in eine so eng-weite Situation gesezt hat, wo die manigfaltigen Fasern meiner Existenz alle durchgebeizt werden können und müssen. Die Stein hält mich wie ein Korckwamms über dem Wasser, dass ich mich auch mit Willen nicht ersäufen könnte. Die Schardt ist ein gutes treffliches Wesen. Sie hat neulich in meinem Stück das beste Wort das drinne war, aus dem Munde eines schlechten Ackteurs gleichwie aus der Luft geschossen, das den andern allen entgangen war. Die Werthern gewinnt nichts durch deine Abwesenheit. Ihre Natur die du ausgetrieben oder in die Enge getrieben hattest, kehrt in ihre alten Rechte zurück. Ich seh ihr so im Stillen zu, sie will mir gar nicht gefallen. Vielleicht sollt ich dir so was nicht sagen, aber warum auch immer schweigen.

    Händel hats in Curia auch wieder gegeben. Stein, Werther und Seckendorf, haben sich gezanckt ohne sich die Hälse zu brechen. Wir haben an Schardt und Staff zwey Cammer-, an Luck einen Hofjuncker. Die Herzoginnen sind wie es scheint zufrieden und leidlich mit sich und andern, das Prinzessgen wächst in seiner Prinzessheit. Mit dem Herzog hab ich gute Stunden gehabt. Leb wohl und schreibe mir bald.

    d. 3. Febr. 82.G.

    Arlekin Burgemeister hat von seinem Bruder dem Milchtopf nichts. Es ist ein elend Pasquill.

5/1399.

An Charlotte von Stein

    Bis ietzo hab ich immer gehofft du würdest mir die Iphigenie schicken und mir ein holdes Wort sagen. Hier folgt ein süses Näpfgen, und die Versichrung daß ich, wenn meine Narren Rolle heut Abend gespielt seyn wird, ich mit Sehnsucht zu den Wohnungen der Weisheit und Güte zurückkehren werde.

    d. 6. Febr. 82.G.

5/1400.

An Charlotte von Stein

    Zum frühen Tag möcht ich ein gutes Wort von lieber Hand sehen, hören wie du geschlafen hast, ob du wohl bist und daß du mich gerne heute wieder empfängst wie du mich gestern entlassen hast.

    d. 7. Febr. 82.G.

5/1401.

An Charlotte von Stein

    Diesen Nachmittag hat ich mich stille gehalten und bin immer um dich geblieben. Schubert spielt noch da ich dies schreibe aus der Violine. Ich habe die Touren zu dem Aufzug der Herzoginnen componirt, er soll hoff ich artig werden und auch zu einem künftigen Ballet die Grundlage geben. Adieu. Indem ich schliefe überfällt mich das Verlangen dich noch zu sehn ich will mich enthalten! Lebe wohl! morgen früh Ackten lesen, und den Tag der Eitelkeit geben die sehr solid wird, da ich dich an der Hand habe. Adieu beste. Und schicke mir es sey was es wolle. d. 7. Febr. 82.

G.

5/1402.

An Charlotte von Stein

    Wie meine beste sich befindet mögt ich gerne wissen, es war recht schade daß du gestern nicht beym Thee und Abendessen warst, es ging alles recht gut. Herder sagte Wielanden einmal etwas unartiges und dieser erwiederte was grobes. Ich will nur erleben wenn Wieland älter wird, wie es mit seinem Radotage werden kann, denn er schwätzt alle Tage ärger in den Tag hinein. Der Herzog schmiss die schöne Vestale um und es sprang ein Finger ab, die Herzoginn betrug sich gar himmlisch schön dabey. Übrigens war man vergnügt und gut, mir raunte Mephistopheles einige Anmerckungen Leise zu, und ich lies mir den Punsch schmecken. Adieu Beste sag mir wo du heut bist, ich bleibe bis gegen Abend zu Hause meiner zu warten und aufzuräumen. d. 10. Febr. 82.

G.

5/1403.

An Charlotte von Stein

    Sag mir Lotte ein Wort. Es ist mir in deiner Liebe als wenn ich nicht mehr in Zelten und Hütten wohnte als wenn ich ein wohlgegründetes Haus zum Geschenck erhalten hätte. drinne zu leben und zu sterben, und alle meine Besitzthümer drinne zu bewahren. Vor zehen Uhr seh ich dich einen Augenblick. Ich kann dir nicht Lebe wohl sagen denn ich verlasse dich nicht. d. 11. Febr. 82.

G.

5/1404.

An Charlotte von Stein

    Dein Liebes Pfand bring ich dir heute früh zurück eh ich in die Probe gehe.

    Noch nie hab ich den Schluss des Carnavals so sehnlich gewünscht als diesmal. Von Morgen an zähl ich eine neue Epoche. Und muß und werde ein neues Leben anfangen. Wie ists gestern Abend noch gegangen? Ich wäre gern geblieben. Adieu. Wir waren gar vergnügt. Ich war der fünfte zu 4 Fürstlichkeiten. Sie waren alle recht gut unter einander, und der Prinz munter und unterhaltend. Lebe wohl. Du weist was ich mit iedem Erwachen wiederhohle. d. 12ten Febr. 82.

G.

5/1405.

An Charlotte von Stein

    Der Entschluss zu Hause zu bleiben wird mit dem frühen Morgen schwanckend, was wäre ein Tag ohne dich zu sehen. Ich möchte mir die Haare abschneiden und sie dir als so viel Worte der Liebe schicken. Sag mir wie du heute deinen Tag zubringen wirst, und wo ich dich den Abend finde? Lebwohl und sag mir ein Wort.

    d. 16. Febr. 82.G.

5/1406.

An Charlotte von Stein

    Beykommendes Zettelgen war schon geschrieben und eben auf dem Weege.

    Ich dancke für deinen Grus, werde wohl zu Hause bleiben und dich heut Abend wenn du aus dem Conzert kommst begrüsen. d. 16. Febr. 82.

    Es ist mir recht wohl.G.

5/1407.

An Charlotte von Stein

    Meine l. L. erhält hier die verlangten Lieder, ich wünsche daß sie ihr viel Freude im Stillen machen: Zugleich auch einen rothen Bleystifft, zeichne das Landschäfftgen was noch fehlt, das letzte will ich machen. Adieu beste und sag mir ein Wort. d. 17ten Febr. 82.

G.

5/1408.

An Charlotte von Stein

    Seit meinem Erwachen bin ich mit dir beschäfftigt und muß dir einige Zeilen schreiben damit ich zu etwas andrem geschickt werde. Ich will heute einnehmen. Sag mir ob du in die Gesellschafft gehst.

    Und dann Lotte, ich habe eine Sorge auf dem Herzen eine Grille die mich plagt, und schon lange ängstigt du must mir erlauben daß ich dir sie sage, du must mich aufrichten. Mit Schmerzen erwart' ich die Stunde da ich dich wiedersehe. Du must mir verzeihen. Es sind Vorstellungen die aus meiner Liebe aufsteigen, Gespenster die mir furchtbaar sind, und die nur du zerstreuen kannst. d. 18. Febr. 82.

G.

5/1408a.

An Wilhelm Christoph von Diede

               Hochwohlgebohrner Herr,

               Hochgeehrtester Herr Geheimer Rath!

    Euer Excellenz haben mir durch Herrn von Seckendorf im vorigen Jahre einen Riß mit einigen Anfragen zugeschickt, und ich muß um Verzeihung bitten, daß ich so viel Zeit verstreichen lassen, ohne die verlangten Gedanken zu überschreiben. Indessen bin ich nicht so ganz nachlässig gewesen, als es scheinen mögte, ich habe sowohl über Platz als Anlage selbst als über die anzubringenden Monumente und Inschriften nachgedacht und ich habe meinen alten Freund und Lehrer, Oeser, als ich neulich in Leipzig war, um Rath gefragt. Es gehet auf das Frühjahr zu, und die Hoffnung dieser angenehmen Zeit, wo man sich gerne in Wälder und Büschen etwas zu schaffen macht, bringt auch diese Sache bey mir wieder in Bewegung.

    Ich war eben im Begriff, einen kleinen Riß zu verfertigen, als ich für nöthig hielt, bey Euer Excellenz anzufragen, ob Sie nicht seit der Zeit Ihre Gesinnungen vielleicht verändert oder schon etwas bestellt und sonst eingerichtet hätten.

    Die mir übersendete Zeichnung, woran ich noch ein Blatt angeheftet habe, lege ich hier bey, und bitte um Nachricht wie das terrain um den Platz, den ich mit H. bezeichne, beschaffen sey, weil, wie ich voraussagen kann, mein Vorschlag dahin gehen wird, den Eingang vom Schlosse her durch den Weg I. zu machen und in H. ein Monument zu setzen, das sogleich in die Augen falle, und die beyden anderen in A. und C. verbinde und erläutere.

    Sobald ich Antwort von Euer Excellenz erhalte, wobey ich mir den Riß zugleich wieder ausbitte, will ich sogleich Risse, Zeichnungen und Modelle überschicken, und durch Ausführlichkeit das bisherige Versäumniß wieder gut zu machen suchen.

    Die Frau Gemahlin empfehle ich mich aufs beste und unterzeichne mich mit der vollkommensten Hochachtung

Euer Excellenz

gehorsamster Diener

    Weimar den 18. Febr. 1782.Goethe.

5/1409.

An Charlotte von Stein

    Der Herzog hat das Conseil aufsagen lassen weil er von seinem Nachtritt ermüdet ist. Im vorbeygehn hofft ich dich zu sehen, und wollte dich um einen Bissen zu Mittage bitten. Nunmehr will ich zu Hause bleiben und den ganzen Tag fleisig seyn. Sag mir wann du diesen Abend nach Hause zu kommen denckst. Schicke mir den Band von Rousseau. und ein Zeichen deiner Gunst. d. 19. Febr. 82.

G.

5/1410.

An Jakob Friedrich von Fritsch

    Ew. Exzell. übersende das erste Exemplar der Illmenauer Karte, indem ich das zweyte gern zu behalten wünschte.

    Ich finde nichts weiter zu erinnern als daß No 76, welche ich roth unterstrichen, vergessen worden. Herr Zinck wird auch diese zu suppliren die Güte haben und sodann für die Abdrücke sorgen. Eine Anzahl derselben wünschte ich auf geringer Papier, welches er wohl leicht wird verschaffen können, damit man mit den Guten räthlicher umgehen könne. Vielleicht wäre es nicht übel gethan man druckte erst 300 gute und eben so viel geringe, sähe wie weit man reichte, und könnte nachher immer mehrere haben.

    Ew. Exzell. gütiger Vorsorge empfehle ich dieses Geschäffte das sich seiner Reife zu nähern scheint, und mich zu fortdaurendem Wohlwollen.

    Weimar d. 19 Febr. 1782.Goethe.

5/1411.

An Gottfried August Bürger

    Die Antwort, die ich so lange verzögert habe, konnte nur eine Generalrevision meiner Briefschulden in Bewegung bringen, die ich heute, bey Gelegenheit einer Reise, die mir bevorstehet, wohl mit einiger Scham und Widerwillen unternehme. Doch entschuldiget mich einigermassen gegen Sie die Materie, die wir zu traktiren haben, die sich mündlich so schweer und in Schriften fast gar nicht abhandeln lässet.

    Die Unzufriedenheit mit Ihrem Zustande, die Sie mir zu erkennen geben, scheint mir so sehr aus dem Verhältniß Ihres Innersten Ihrer Talente, Begriffe und Wünsche, zu dem Zustande unserer bürgerlichen Verfaßung, zu liegen, daß ich nicht glaube, es werde Sie die Veränderung des Ortes, außer einem geringen Mehr oder Weniger, iemals befriedigen können. Es ist in unserm ganzen Lande keine einzige Justizbeamtenstelle davon nicht der Besizer an eben den Übeln krank läge, über die Sie Sich beklagen. Keine subalterne Stelle ist weder für einen denkenden Menschen, was wir gewöhnlich so nennen, noch dazu eingerichtet, das Leben in einem seinern Sinne, zu geniessen. Tüchtige Kinder dieser eingeschränkten Erde, denen im Schweiß ihres Angesichtes ihr Brod schmeken kann, sind allein gebaut, sich darinn leiblich zu befinden, und nach ihren Fähigkeiten und Tugenden das Gute und Ordentliche zu wirken. Jede höhere Stelle ist nach ihrem Maase unruhiger, mühseeliger und weniger wünschenswerth. Für Sie, habe ich immer gedacht, müßte eine akademische Stelle weit die beste seyn. Ihr bestimmter Geschmak für die Wißenschaften, Ihre schönen Kenntniße, die Sie, mit weniger Mühe gar leicht zwekmäßig erweitern, und nach einem Ziele hinleiten könnten, machen Sie von dieser Seite gewiß vorzüglich dazu geschikt. Wie wenig müßte es Ihnen schweer fallen, als Profeßor der Philosophie, die menschlichen Dinge in einer schönen Ordnung und Vollständigkeit vorzutragen und Sich, indem Sie Sich einem reizenden Studio widmeten, andern nüzlich zu machen. Und wie viel Zierde würden Sie den trokensten Sachen durch Geschmak und durch das richtige Gefühl geben, das Sie immer begleitet. Ihr Nahme selbst der Ihnen iezo beschweerlich wird, müßte alsdann zu Ihrem und Ihres Geschäftes Vortheil gereichen. Diese angenehme Aussicht habe ich mir Zeither mehr als einmal und in weit größerm Detail vorgespiegelt; aber mir ist auch die andere Seite nicht verborgen geblieben. Alle unsere Akademien haben noch barbarische Formen in die man sich finden muß, und der Partheygeist der meistens Collegen trennt, macht dem Friedfertigsten das Leben am sauersten und füllt die Lustörter der Wißenschaften mit Hader und Zank. Prüfen Sie Sich mein lieber Bürger, denken Sie nach vielleicht findet sich etwa in der Nähe eine Gelegenheit, sagen Sie mir Ihre Gedanken, sagen Sie mir, was Ihnen indeßen geschehen ist und überzeugen Sich von dem Antheil, den ich bißher auch stillschweigend an Ihrem Schiksaale genommen.

    Weimar den 20. Febr. 1782.Goethe.

5/1412.

An Michael Salom

    Auf Ihr gefälliges Schreiben, dem Sie eine Probe der Überzeugung meines Werthers beyfügten, und welches schon eine ganze Zeit bey mir liegt, hätte ich früher antworten sollen. Vergeben Sie diesen Aufschub meiner Laage, die mich oft hindert, das gegen Auswärtige zu thun, was ich mir sonst für Pflicht achte.

    Ihre Übersetzung habe ich mit Vergnügen gelesen und daraus gar leicht gesehen, daß Sie meine kleine Schrift und ihre Absicht wohl verstanden haben, und ich glaube Ihnen meine Dankbarkeit für Ihre Bemühung nicht besser bezeigen zu können, als wenn ich mich erbiete Ihr Manuskript durchzugehen, über einzelne Stellen meine Gedanken zu sagen und Ihnen zu überlaßen was Sie alsdann davon brauchen wollen. Solches zu thun, würde ich mich, bey meiner wenigen Kenntniß der italiänischen Sprache, nicht wagen, wenn ich nicht einen Gelehrten um mich hätte, der selbst in Italien lange gewesen, der, nach seiner Rückkunft, sich das Studium der Sprache jederzeit angelegen seyn lassen, und der selbst den Werther zu übersezen einen Versuch gemacht. Wenn Sie selbst gegenwärtig wären, so brauchte es vielleicht dieses dritten Mannes nicht, ohne den ich aber in der Entfernung Ihnen nicht nüzlich seyn zu können glaube. Sobald ich Ihre Übersezung erhalte, will ich einige freye Stunden, deren mich der nächste Sommer hoffen läßt, solange dazu widmen biß ich diesem Versprechen, soviel möglich Genüge thue.

    Die Vorliebe die ich für Ihre Sprache habe, macht mir es wünschenswerth, diejenigen Gedanken und Empfindungen, die ich im deutlichen auszudrücken und zu verbinden gesucht in ihr, in einer für mich neuen und überraschenden Gestalt wieder zu erblicken. Leben Sie wohl und behalten Sie lange in allen Ihren Geschäften die Munterkeit und den Muth, die nöthig waren, eine Schrift zu übersezen, der ich einen so großen Werth wünschte, als Schwierigkeiten bei dieser Arbeit sind. Weimar d. 20. Febr. 1782.

Goethe.

5/1413.

An Johann Gottlob Immanuel Breitkopf

    Sie werden es dem Vertrauen, das ich zu Ihrer Güte habe, zuschreiben, wenn ich mich in einer kleinen litterarischen Angelegenheit an Sie wende.

    Im Jahre 1752 ward eine Ausgabe des Reineke Fuchs bey Ihnen gedrukt. In derselbigen sind Kupfer, um die es mir eigentlich gegenwärtig zu thun ist. Da sie sehr ausgedrukt, und an einigen Stellen aufgestochen sind, so läßt sich vermuthen, daß sie schon zu einer oder mehrern ältern Ausgaben gedient haben. Die älteste nun von diesen zu erfahren und, wo möglich, zu besizen, wünschte ich gar sehr, indem ich auf die Werke des Albert van Everdingen, der sie verfertiget, einen großen Werth lege. An wen könnte ich mich mit beßerer Hoffnung wenden, als an Sie, und bin wenigstens gewiß, daß ich einige sichere Nachricht durch Ihre Güte werde erhalten können. Sie verzeihen aus alter Neigung und Freundschaft der Freyheit, deren ich gebrauche, beehren mich mit einer baldigen Antwort und halten Sich versichert, daß ich Ihnen iederzeit mit vorzüglicher Hochachtung ergeben bleibe.

    Weimar den 20. Febr. 1782.Goethe.

5/1414.

An Charlotte von Stein

    Da ich dencke du bist in der Zeichenschule, schick ich erst ietzo meinen Morgengrus mit den lange versprochnen Blumen. Ich bitte um die Schachtel zurück.

    Auch das Portrait soll bald gebracht werden. Sag mir wo du heute bist und ob du nicht spazieren fahren magst.

    Lebe wohl und sag mir ein liebes Wort.

    d. 21. Febr. 82.G.

5/1415.

An Charlotte von Stein

    Sage mir ein gutes Wort l. L. in meine Einsamkeit. Ich gehe still in meinem Wesen fort bin fleisig und sehe einige ruhige Tage vor mir. Heut Abend ist großer Thee bey dem Grafen. Du bist wohl schweerlich geladen. Sage mir den Plan deines Lebens, in den ich doch auch gewiss mit gehöre. Adieu vielgeliebte.

    d. 22. Febr. 82.G.

5/1416.

An Charlotte von Stein

    Mir ists gut L. Lotte. Daß keine Cour ist freut mich nur halb. Ich nahm mir vor die Herzoginn Mutter zu besuchen, und habe schon deswegen geschrieben. Eh die Antwort kommt bleibt mein Schicksal unentschieden. Die Kreppel schmeckten fürtrefflich. Hier ist das unvollendete Portefeuil. Adieu liebste ich sehe dich Nach Mittag d. 24. Febr. 82.

G.

5/1417.

An Charlotte von Stein

    Guten Morgen liebe Lotte! Nur daß ich erfahre was du vor hast, daß ich die Züge deiner Hand sehe. Ich habe viel zu thun und sehe immer queer durch nach dir. Adieu Beste.

    d. 25. Febr. 82.G.

5/1418.

An Charlotte von Stein

    Der Herzog hat mir noch nichts sagen lassen vielleicht schickt er noch.

    Mir ists ganz wohl ich bin schon auf meinen Hügeln gewesen.

    Hier schick ich alles. Auch eine Reisfeder. Adieu liebste ich sehe dich auf alle Fälle.

    d. 25. Febr. 82.G.

5/1419.

An den Herzog Carl August

[Ende Februar.]

    Sie haben bester Herr, Schumannen aufgetragen den Aufzug zu mahlen, er verlangt von mir die Liste.

    Erlauben Sie daß ich einige Remonstrationen vorbringe.

    Diese Feyerlichkeit war an sich ein gewagter Scherz, ist glücklich abgelaufen, hat gute Würckung gethan und Freude gemacht, und wird iedem der Zuschauer als eine abenteuerliche und angenehme, vorübergegangene Erscheinung zeitlebens vor Augen schweben.

    Bey hellem Tage mit nüchternem Muthe muß man so was nicht betrachten. Sollte es daher wohlgethan seyn mit Schumannischen Figuren aufs Papier zu heften, was nur als Traum vorbeyziehen sollte und was weder gemahlt noch beschrieben werden kann.

    Ich wünschte sogar daß Sie verböten etwas davon in's Wochenblat zu setzen. Lassen Sie die Zuschauer sich untereinander davon unterhalten und es Fremden, es künftig ihren Kindern erzählen, der grösste Reiz wird bey aller Überlieferung das unaussprechliche bleiben, die Imagination wird arbeiten und Sie Ihres Zwecks nicht verfehlen, statt daß Schumanns Handwercks Faust diese Schmetterlinge sicherlich, und ieden schönen Effeckt ihres faltternden Lebens, ermordet.

               s. m.G.

5/1420.

An Carl Ludwig von Knebel

    Gestern ist ein Kästgen an den Herzog, woraus ich für mich die Amazonenkönigin erhalten habe, angekommen, und es werden heute von dem an Frau von Stein geschikten Mehl Waffeln gebaken.

    Ich beneide dich um die Ruhe deines Zustandes und um die Nachbarschaft der Raphaels. Neuerlich lese ich die Schriften des verstorbenen Mengs und da lernt man sich bescheiden, daß eigentlich Niemand als ein solcher Künstler über die Kunst reden sollte. Sie sind in allem Betracht vortreflich und gereichen mir zu rechtem Trost, da ich so vieles, was bisher bey mir nur Stükwerk war, verbinden, und meine Erkenntniß der vortreflichen Sachen immer mehr schärffen kann.

    Du hast recht wohl gethan, deinem lezten Brief iene lange Rechtfertigung einzurüken. Es ist immer gut, wenn man vergleichen Gegenstände unter sich abhandelt, denn gewöhnlich sezt man sich etwas in den Kopf und ie länger es treibt und Wurzel schlägt, desto schweerer ist es auszurotten.

    Unser Carnaval ist zu meinem großen Vergnügen endlich auch vorbey. Ich habe viel ausgestanden, da ich mich, aus alten und neuen Ursachen, dienstfertig erwieß und verschiedene Aufzüge erfand und besorgte. Ich lege dir den Entwurf und die Verse des lezten bey, welchen die beyden Herzoginnen aufführten.

    Das Theaterstük zu der Herzogin Geburtstag laß ich dir auch abschreiben. Da es meist Pantomime und Tanz war, so ist freylich nicht viel dran zu lesen. So viel von der glänzenden Schaale unsers Daseyns, das Innere ist im Alten, nur daß mit einem immerwährenden Wechsel, sich das eine Capitel verschlimmert, indem sich das andere verbeßert. Das alberne Geschäft der Auslesung iunger Leute zum Militare, sezt mich in die Nothwendigkeit nächstens vier Wochen im Lande herum zu reiten. Ich denke mir die Reise angenehm und auf alle Weise nüzlich zu machen. Es giebt gar vielerley Weisen die Welt anzusehen und Vortheil von ihr zu ziehen. Mein Gedicht auf Mietings Tod sollst du haben, so bald es fertig ist. Es hat in seiner unvollendeten Gestalt schon einen Beyfall erhalten, der mich vergnügen muß.

    Übrigens ist, wie sich es versteht, in dieser Jahreszeit niemand wohl.

    Es wäre mir angenehm, wenn Prestel aus seinem Werke dieienigen Kupfer, die nach Raphaelen sind um einen leidlichen Preiß einzeln verlaßen wollte.

    Lebe wohl. Nächstens, vielleicht noch vor meiner Reise, die ich den 14. Merz antrete, ein mehreres.

    Weimar den 26. Febr. 1782.G.

5/1421.

An Charlotte von Stein

    Was macht der Fus? denn ich wünschte heut mit dir in dem schönen Wetter zu spaziren. Wie hat meine liebe geschlafen? Was hat sie heute vor? Vielleicht könnte man sich heute bey mir versammeln. Lebe wohl. d. 28. Febr. 82.

G.

5/1422.

An Charlotte von Stein

    Mit was für Gedancken ich aufstehe das weist du. Sag mir wie du geschlafen hast?Hier schick ich das französche deutsche Theater. Vous y trouveres une tragedie d'un Mr. Goethe, qui s'est acquis une grande Renommee par ses ecrits et qui naquit en 1749 pour Vous aimer en 1782 et toute sa vie.

Hast du ein Heft des Tiefurter Journals bey dir, so schick es mir. Prinz August verlangt darnach.

    d. 2. Märtz 82.G.

5/1423.

An Charlotte von Stein

    In der Hoffnung meine Liebe heute bey mir zu sehen fang ich den Tag an, schicke ihr eine schöne Rose und wünsche daß ihr meine Neigung immer so schön vorkommen möge als diese Blume aussieht.

    d. 3. März 82.G.

5/1424.

An Charlotte von Stein

    Sag mir liebste wie du geschlafen hast? Hier die versprochnen Blumen, da noch die Welt dürr und rauh ist. Was ihnen an Wahrheit abgeht, gewinnen sie an Schönheit der Nachahmung und an Dauer. Beyliegende Verse sende doch ia zur rechten Zeit, mit einem Porzellanteller voll Hafer an die Jöchhausen wenn der Thee beysammen ist. Daß es aber ia recht bestellt wird. Adieu. An diesem Abend leuchten mir keine schöne Sterne.

    d. 4. März 82G.

5/1425.

An Auguste Gräfin zu Stolberg

    Ihr Brief meine Beste hat mich beschämt, und mich meine Nachlässigkeit verwünschen gemacht.

    Zu Anfang des Jahrs redete ich mit der kleinen Schardt ab, Ihnen ein Portefeuille zu mahlen und es zum Geburtstag zu schicken. Es stand lange gestickt in meiner Stube und ich konnte nicht dazu kommen, daß endlich der 15te verstrich. Wäre es fertig geworden so hätten Sie es den Tag drauf als Ihr Brief abgegangen war erhalten. Nun hat es Frau v. Stein gemahlt, ist aber auch nicht glücklich gewesen der Atlas floss, er war zu dünne, es ist eben kein Glück und Segen dabey.

    Behalten Sie mich lieb, grüsen Sie die Brüder! alles Glück dem neuen Paare! Ich bin wohl und noch immer in meinem Thale. Geniesen Sie des Lebens.

    Weimar den 4. März 82.Goethe.

5/1426.

An Jenny von Voigts

    Sie sind gütig mir oft ein Zeichen Ihres Andenkens zu geben.

    Danken Sie Ihrer fürtrefflichen Fürstinn für den Anteil den sie an meinem Daseyn nehmen will, sehr lieb wäre es mir mich durch sie besser kennen zu lernen, sagen Sie ihr: Sie könne versichert seyn daß ich mir's in der Welt sauer werden lasse.

    Das Leben Prinz Bernhards von Weimar, das ich zu schreiben unternommen hatte, liegt, mit vielen andern Anschlägen, auf der Seite. Vielleicht kann ich einen geschickten Mann, den wir jetzt in der Nähe haben, veranlassen es nach meinem Plane zu schreiben.

    Herrn v. H. grüsen Sie. Es ist mir immer erfreulich wenn ich sehe, daß die Unarten meiner vorigen Zeiten keinen so übeln Eindruck bey den Menschen zurückgelassen haben als ich wohl verdient hätte.

    Ihrem Herrn Vater schick ich ehstens von meinen Sachen. Ein Verzeichniß davon bin ich selbst nicht wohl im Stande zu fertigen, es sind so viele Kleinigkeiten.

    Leben Sie wohl, und vergessen das versprochene Bild nicht.

    Weimar, d. 4. März 1782.Goethe.

5/1427.

An Charlotte von Stein

    Hier l. Lotte ist ein Brief von Knebeln, mit einem guten Morgen, ich sehe dich balde, dich

a/w

    d. 7. März 82.G.

5/1428.

An Charlotte von Stein

    Ich wünschte gar sehr zu wissen wie meine beste geschlafen hat? Wie sie sich befindet? und was sie heute vorhat? Sodann erwart ich das Portefeuille mit Freuden. d. 9. März 82.

G.

5/1429.

An Carl Ludwig von Knebel

    Hier von Lieben und Guten einige Töne in deine Einsamkeit. Dabey das Ballet zum 30. Januar. Die Artigkeit der Kinder, die in alte Weibchen und Gnomen verkleidet waren, und das Saubere der Ausführung bey einer gefälligen Musik gab dem Stücke den Werth.

    Lebe wohl und bete für mich!

G.

d. 9. März 82.

5/1430.

An Charlotte von Stein

    Mein erstes Verlangen beym Aufwachen geht wieder zu dir, und es will gar nicht mit der Nothwendigkeit übereinstimmen mich bald zu entfernen. Lebe wohl. Mein ganzes Wesen wird dir immer fester verbunden. Du weisst es, aber fühl es auch und sey glücklich wie du mich glücklich machst. Leb wohl! ich kan so wenig von diesem Papier als von deiner Gegenwart mit Willen scheiden.

    d. 14. März 1782.G.

5/1431.

An Charlotte von Stein

    Der Kutscher soll diesen Grus überbringen der bald zurückfährt. Ich bin schnell und bequem herüber gekommen, dancke dem Herzog dafür. Da das Wetter so übel ist fürcht ich für Dornburg, deswegen thu ich einen andern Vorschlag wenn ienes nicht möglich würde. Den 19ten frühe kämt ihr nach Osmannstädt wo ich auch zeitig seyn wollte, und Abends gingen wir auseinander. Davon müsst ich die Nachricht d. 18ten in Apolda haben. Lebe wohl. Allein in Osmannnstädt müsstet ihr etwas mitbringen dort kan ich für nichts sorgen. Adieu ich schwebe um deine Schultern.

    Jena d. 14. März 82.

5/1432.

An Charlotte von Stein

    Wie es Nacht wurde wollt es schon nicht recht mit mir fort, und nun schlagen sie den Zapfen Streich den ich sonst an deiner Seite zu hören gewohnt bin, und mein Verlangen dich zu sehen wird schmerzlich.

    Wie wird es werden wenn das Wetter dich Sonnabends wie ich fürchte hindert.

    Es geht mir wohl hier, weil manches wohl geht. Ach Lotte was kann der Mensch! Und was könnte der Mensch.

    Lebe wohl, ich bin auf alle Weise dein. Und muss dir's sagen, und kann mich nicht bey einzelnen Vorfällen aufhalten.

    Ich freue mich auf's neue unsere Naturlustige Gesellschafft künftigen Winter zu bewirthen, die Einrichtung wird gewiss artig, wenn nicht der böse Dämon der Plattheit, der mir so manches verderbt hat, auch dieses zerstört.

    Adieu. Meine Gedancken eilen zu dir und freuen sich dich auf halbem Weeg anzutreffen.

    Jena d. 14. März 82.

G.

    NB. Zum Glück werd ich gewahr daß ich heute früh durch ein Versehen falsche Datums geschrieben habe. Ich kann d. 19ten in Osmannstädt seyn und den Tag da zubringen, wenn ich d. 18ten davon in Apolda Nachricht erhalte. also dies zur Beherzigung wenn der Ausfall auf Dornburg misglückte.

5/1433.

An Charlotte von Stein

Dornburg d. 16ten März 82.

Abends um 6

    Als ich heute früh erwachte und die schöne Sonne sah, hofft ich du würdest kommen und so bracht ich meinen ganzen Tag zu. Jetzt da es Nacht wird sinckt mein Vertrauen nach und nach, und die Resignation tritt ein.

    Der Herzog wird in einer Stunde hier seyn und der bringt mir hoff ich einige Worte von dir.

    Auf den Dienstag wirds vielleicht eher, ich darf mir nicht dencken daß der auch vorbey gehn soll ohne daß ich dich sehe, und soll dir so nah seyn.

    Du denckst dir nicht mein Erwarten und Sehnsucht, um drey, vier Uhr wo mir ieder Augenblick dich bringen konnte.

    Mein Mieting ist fertig, ich hofft ihn dir vorzulesen, und euch einen guten Abend zu machen. Mir scheint das Ende des Anfangs nicht unwerth und das ganze zusammenpassend.

    Nun will ich über den Egmont und hoff ihn endlich zu zwingwen.

    Noch betrügen mich Stimmen und die Erwartung bald denck ich den Schach zu hören, Bald als käm eine Kutsche und es wird immer dunckler, und gewisser du kommst nicht.

d. 17ten Sonntags. früh.

    Gestern kam der Herzog und brachte mir deine Beyden Briefe die er in Jena aufgefangen hatte, ich war herzlich vergnügt deine Hand zu sehn und was ich von deinen Lippen zu hören hoffte, in dem Briefe zu finden.

    Heut und Morgen will ich recht vergnügt zubringen da mir den Dienstag das Glück dich zu sehn bevorsteht. Jetzt ist mir's lieber daß du nicht gekommen bist. Der halbgeschmolzne Schnee zwischen den schwarzen Bergen und Feldern, giebt der Gegend ein leidig Ansehn. Du sollst sie im Sommer zum erstenmal besuchen.

    Der Herzog ist vergnügt, doch macht ihn die Liebe nicht glücklich sein armer Schatz ist gar zu übel dran, an den leidigsten Narren geschmiedet, kranck, und für dies Leben verlohren.

    Lebe wohl meine beste, du immer gleiche. Möcht ich dein Glück machen wie du meins. Adieu. ich bin immer um dich, und du hast mich noch nicht einen Augenblick verlassen.

    Dienstags um zehn erwart ich dein in Osmannstädt.

G.

5/1434.

An Charlotte von Stein

Dornburg. Sonntag [17. März] Abends.

    Der Tag ist stille hingegangen. Wir haben geschwäzt und gelesen, sind ein wenig gegangen pp Ich bin ganz leise fleisig, ich möchte nun Egmont so gar gerne endigen, Und seh es möglich.

    Es geht morgen ganz früh ein reitender Bote nach Weimar, so kannst du dies zum guten Tag haben.

    Meinen Montag bring ich in Hoffnung des Dienstags zu. Wenn du nur gesund bleibst! Ich bin in Sorge denn es macht mir gar grose Freude, und alsdenn vergehn acht Tage eh ich dir näher komme.

    Mein Gedicht hat der Herzog sehr gut aufgenommen, ich bin auf sein weitres Schicksaal verlangend. Ich habe der Schrötern zu ehren zwölf Verse drinne, die du hoff ich schön finden und in allem Sinne damit zufrieden seyn sollst.

    Tobler hat noch drey Stücke des Aeschylus geschickt, und ein Paketgen aus der Griechischen Anthologie für dich, die Werthern und die Kleine.

    Lebe wohl. ich bin dein. Meine Seele schliest sich in sich selbst zusammen wenn mir dein Anblick fehlt. Diesmal wird mir Osmannstädt wohl unterhalten und meublirt vorkommen. Adieu meine liebste. Sey fleisig am Apoll.

G.

5/1435.

An Charlotte von Stein

    Das Wetter ist so wenig einladend und die Welt auch nicht, und ich soll wieder aus deiner Nachbarschafft. O wenn ich dich nur noch einen Augenblick sehen und dir ein Abschieds Wort sagen könnte mein Herz rastet nicht dich zu lieben, ich komme nicht weg von dir. Werde nicht müd immer dasselbe zu hören. Mein Egmont ist die einzige frohe Aussicht auf die Acht Tage das einzige was ich zwischen mein Verlangen zu dir einschieben kann daß es mir nicht schmerzlich wird. Adieu Grüse den Herzog und danck ihm. Dir kann ich nicht dancken als mit meinem ganzen selbst. Hier sind Briefe die dir gefallen werden. Wie hoff ich in Alstädt ein Wort von dir an zu treffen. Sey fein fleisig am Apollo, so bald ich wiederkomme bestell ich dir den Gitterrahm. Adieu. Der Wagen hält und ich stehe so ungern von dieser Schrifft auf. Tausendmal Adieu. d. 20. März 82.

G.

5/1436.

An Charlotte von Stein

Buttstädt d. 20. März.

    Mein Verlangen zu dir meine Geliebte läßt mich dir fast nicht schreiben, wenn ich ihm folgte, so setzte ich mich auf und ritte hinein, denn der Zeit nach wär ich doch Morgen zur rechten Stunde wo ich seyn soll. Wäre es lieblich Wetter so geschäh es auch, nun hält mich der Sturm, und der entsetzliche Weeg von dir ab.

    Beym Mittagsessen erzählten die Stadtvögte, und besonders Castrop, alte Geschichten wie sie sich im Kriege aus allerley Verlegenheit geholfen. Es ist mir auch im Kleinen interessant zu sehen wie der Mensch sich wendet und dreht und sein Geschick gelten macht.

    Die Unstrut ist ausgetreten, ich werde umreiten müssen, und Morgen Nacht wohl in Kalbsrieth beym würdigen Curius schlafen der auch Rüben brädt, aber nicht in der Asche.

    Nun will ich mich hinsetzen und einen alten Geschichtschreiber durchlesen damit Egmont endlich lebendig werde, oder auch wenn du willst daß er zu Grabe komme. Heute früh hab ich auch an Wilhelm Meistern gedacht gebe der Himmel daß Garvens Weissagung eintreffe, denn wenn nichts zu thun ist hab ich nichts was ich zwischen mein Verlangen zu dir legen kan als die liebe Kunst die auch mir armen in der bösen Zeit bey steht.

Abends.

    Ich habe gelesen, ausgezogen und geschrieben. Den ersten Tag daß ich von dir weg bin will es nie recht gehn, mich reisst iedes Fäsergen meines Wesens zu dir. Heute war mir's fast unerträglich daß ich dich erst in acht Tagen wiedersehen sollte. Was für wunderbare ich mag wohl sagen thörige Bewegungen in mir vorgehen darf ich dir nicht erzählen.

    Zum Egmont habe ich Hoffnung, doch wirds langsamer gehn als ich dachte. Es ist ein wunderbaares Stück. Wenn ich's noch zu schreiben hätte schrieb ich es anders, und vielleicht gar nicht. Da es nun aber da steht so mag es stehen, ich will nur das allzuaufgeknöpfte, Studentenhaffte der Manier zu tilgen suchen, das der Würde des Gegenstands widerspricht.

    Diesen Brief erhälst du durch einen Boten der Morgen frühe weg soll.

    O du beste! Ich habe mein ganzes Leben einen idealischen Wunsch gehabt wie ich geliebt seyn mögte, und habe die Erfüllung immer im Traume des Wahns vergebens gesucht, nun da mir die Welt täglich klärer wird, find ichs endlich in dir auf eine Weise daß ich's nie verlieren kann. Lebe tausendmal wohl.

G.

d. 21ten früh.

    Noch einen guten Morgen eh ich Buttstädt verlasse. Heut Abend werd ich in Kalbsrieth seyn. Morgen find ich einen Brief von dir das ist mein sehnlichster Wunsch. Wenn ich von dir weg bin werd ich nicht eh beruhigt bis ich wieder ein Paar Zeilen von dir sehe.

    Was macht dein Hals? Wie befindest du dich. Lebe wohl. Von Alstädt schick ich dir den Mieting wenn Gelegenheit ist ich lasse dir ihn abschreiben.

    Der Tag ist heute besser als gestern doch wird immer etwas zu leiden seyn. Leb wohl du liebste Aussicht meines Ganzen Lebens. Leb wohl du einzige in die ich nichts zu legen brauche um alles in dir zu finden.

G.

5/1437.

An Charlotte von Stein

Kalbsrieth. d. 22. März 1782.

    Gestern kam ich schon zeitig hierher, und hörte mit grosem Vergnügen daß die Seckendorf und Caroline kommen würden. Ich wusste daß der Präsident auf dem Weege war, und zwischen Vater und Sohn, gegen die mein innerstes zugeschlossen ist, dachte ich mir ein Paar betrübte Tage. Solange als die kleinen Gäste erwartet wurden hatte ich nicht den Verstand zu hoffen daß meine Liebste mir mit dieser Gelegenheit schreiben würde, so fest hatte ich mir in den Kopf gesetzt daß ich durch Reviglio in Alstädt einen Brief haben sollte. Wie fröhlich war ich als mir Carolingen ein Papier gab, ich danckte deiner Sorgfalt tausendmal, und alle Besorgnisse waren mir verschwunden, als ich wieder von deiner Hand die Versichrung deiner Liebe las. Wir waren munter und vergnügt. Ich erzählte ihnen ein Mährgen, worüber viel gelacht wurde, indem sich aus einer weitläufigen Geschichte der Ursprung eines grosen Löffels den der Stadtrath zu Rastenberg aufbewahrt, und des graziosen Lächlens einer bekannten Standsperson offenbaarte.

    Mit diesem schicke ich dir die Abschrifft von Mietings Trauergedicht durch einen Expressen. Lass mich Sonntag Abends in Grosrudstädt etwas von dir finden.

    Montags Abend bin ich schon wieder bey dir, länger möcht es nicht auswärts gehn, besonders da ich zu Ende der Woche wieder fort muß.

    Ich komme aber Montags späte, dies schreib ich dir nur damit du mir zu liebe zu Hause bleibest und ich dich gewiss antreffe.

    Im Strada der den alten Niederländischen Krieg geschrieben hat, finden sich gar treffliche Schilderungen von Personen die ich dir übersetzen will. Wenn ich nach hause komme will ich die Stelle Quintilians nach der du fragst aufschlagen und sie mit dir lesen.

    Lebe wohl liebes Leben. Wenn du mir nur schreibst daß du gut geschlafen hast, giebt mir's neue Kräffte auf den ganzen Tag. Gott erhalte dich. Seit ich in deiner Liebe ein Ruhen und Bleiben habe ist mir die Welt so klar und so lieb. Unter den Menschen nenne ich deinen Nahmen still für mich, und lebe auch entfernt von dir nur um deint willen. Ich habe dir viel artiges zu erzählen.

    Gegenüber schreib ich, was ich dir von Briefen seit Mittwochs geschickt habe, mercke dir auch was du mir schreibst. damit nicht ein Billet verlohren gehe.

Mittwochs d. 20ten früh.

    In Weimar ein Billet mit einem Briefe von der Jöchhausen und Oesern.

    Von Buttstädt ein Billet durch den Kutscher frühe, das hast du d. 20ten Nachts um 10 Uhr noch nicht gehabt.

    Von Buttstädt durch einen Boten einen Brief d. 21. frühe.

    Dieses von Kalbsrieth. d. 22ten. früh.

G.

    Adieu! grüse den Herzog.

    NB. heute bleib ich hier.

    Morgen d. 23. auf Alstädt. Abends wieder Kalbsrieth.

    Sonntags d. 24. auf Grosrudstädt.

    Montag Abend nach Weimar.

    Wenn du dem Boten heute Abend ein Paar Zeilen mitgiebst, so find ich sie Morgen Abend hier, wen ich von Alstädt wieder zurückkomme.

    Schreibe mir doch ia von der Gräfinn Brühl daß ich etwas für die Weibgen habe.

5/1438.

An Charlotte von Stein

    Vergnügt und beruhigt geh ich zu Bette weil ich weis morgen schlaf ich nicht ein ohne meiner Geliebten gute Nacht gesagt zu haben. Wir haben heute eine kalte Reise gehabt, wäre es Stöperwetter wie gestern gewesen, würde es uns noch härter gedäucht haben. Ich bin merck ich müde und auch verdrüslich über eine kalte und raucherige Stube. Also nur diese Zeilen als Vorboten daß ich komme. Hier einen Brief von der Gräfinn der dir wird Lachen erregen, er hat recht gute Stellen. Danck sey dir tausendmal für alles gute was du an mir zeither gethan hast.

    Wir sind im eigentlichen Sinne nicht von einander entfernt gewesen. Ich habe dir vielerley zu erzählen.

    Mir graut vor Eisenach wo ich lange von dir nichts hören werde. Doch wird die erfindungsreiche Liebe auch wohl da ihr Recht behaupten. Gute Nacht. Ich gebe dir alles in Gedancken zurück um es von dir wieder zu empfangen.

    Grosrudstädt d. 24. März 82.

G.

5/1438a.

An Johannes von Müller

[kurz vor 25. März 1782.]

    Lassen Sie sich um vier Uhr durch einen kleinen Herder an die sogenannte gothische Kirche in des Herzogs Garten führen; ich will so bald als möglich da seyn und freue mich herzlich Sie zu sehn.

G.

5/1439.

An Charlotte von Stein

    Es dringt so vielerley auf mich zu Liebe Lotte daß ich mir nicht kan so wohl seyn lassen dir ein gut Wort zu schreiben. Nur also diesen Grus, und die Hoffnung dich vor Tisch zu sehn.

    d. 26. März. 82.G.

5/1440.

An Charlotte von Stein

    Gern möcht ich dir ieden Morgen eine Blume schicken, von rechtswegen müssten auch schon Veilgen da seyn wenn der Schnee nicht das Land bedeckte. Hier hast du eine Aurickel,

       von Mädgen Hand geschickt hervorgebracht.

    Du weisst daß ich dir immer einen schönen Kranz binde. Lebe wohl. d. 27. M. 82.

G.

5/1441.

An Charlotte von Stein

    Leider ist heute wieder der letzte Tag den ich in deiner Nähe zubringe, und werde nicht einmal viel bey dir seyn können. Diesen Morgen seh ich dich einen Augenblick, und freue mich auch auf diesen. Lebe wohl und schicke mir die Rolle, und – es war sonst noch etwas das ich vergessen habe.

    Adieu du immer gleiche unvergleichliche.

    d. 28. März 82.

G.

5/1442.

An Charlotte von Stein

Erfurt d. 29. März.

    Dieses zum Zeichen daß die Fluthen bey Linderbach mich nicht verschlungen haben, und eine Bitte.

    Besser ist es für den Reisenden an das zu dencken was ihm bevorsteht als an das was er zurück lässt. Darüber hab ich meinen Mantel vergessen. Zum Glück ist es noch trocken Wetter.

    Schicke ihn an den Kriegs Kanzellisten Seeger der kann ihn mitnehmen er geht den zweyten Feyertag weg und kann mir auch von dir etwas bringen.

    Lebe wohl mir thun die Arme noch von der Gewalt weh, die ich anwenden musste, den stärcksten aller Knoten zu zerreissen.

G.

5/1443.

An Charlotte von Stein

    Die liebe süse Ordnung meiner Tage und Stunden ist ganz aufgehoben und in dem Zirckel eines neuen Lebens mit fortgerissen, fühl ich mich mir selbst fremde. Man ist wie immer sehr freundlich und auf alle Weise gefällig gegen mich, und ich thue das Meinige dagegen. Dein Brief liebste Lotte rief mich wieder ganz zu dir hinüber, ich lebe nur bey dir und durch dich. Die Herzoginn sitzt schon vielleicht sechs Wochen, lässt sich tragen, und niemand glaubt ihre Kranckheit, man hält es für Verstellung und niemand kann doch sagen warum oder wozu. Der Herzog ist auch nicht recht, er macht sich starck, und kann es nicht ganz verläugnen. Der Prinz ist gar gut, er hat recht viel Kenntnisse und Verstand, mit ihm ist angenehm leben. Die Oberhofmeisterinn find' ich wenig verändert, wir haben schon wieder redlich geschwäzt. Von der Diede hab ich eine Abneigung die ich nicht überwinden kan, ich weis nicht warum, es kan sich legen, genug iezt wenn sie da ist kan ich nicht den Mund aufthun, es sey denn von gleichgültigen Sachen. Der Mensch ist eine wunderliche Zusammensetzung. Adieu Liebste. Sehnlich erwart ich mehr von dir durch Seeger. Es ist spät. Adieu. Sonnabends d. 30. März. Gotha.

G.

5/1444.

An Charlotte von Stein

[Gotha] Sonntag [31. März]

Nachts halb zwölfe.

    So verkehrt ist die Ordnung meiner Stunden daß ich dir zu dieser Zeit schreibe. Liebste Lotte mich wundert nicht daß die Reichen so kranck und elend sind, mich wundert daß sie nur leben. Ich bin vergnügt weil ich mitten durch die vielerley fremde Menschen, mich an dem Faden der Liebe zu dir, sachte und sicher winde. Wie die Muscheln schwimmen wenn sie ihren Körper aus der Schaale entfalten, so lern ich leben indem ich das in mir verschlossne sacht auseinander lege. Ich versuche alles was wir zuletzt über Betragen, Lebensart, Anstand und Vornehmigkeit abgehandelt haben, lasse mich gehen, und bin mir immer bewusst. Und ich kan dir versichern daß alle die ich beobachte, weit mehr ihre eigne Rolle spielen als ich die meine. Wie angenehm wird mir dies Spiel da ich keine Absichten habe, und keinen Wunsch als den, dir zu gefallen und dir immer willkommen zu seyn. Wenn ich wiederkomme sollst du meiner ganzen Erndte theilhafftig werden. Gute Nacht! Vergebens sinn ich drauf dich diese vierzehn Tage einmal zu sehen, ich komme nur immer weiter von dir weg.

    Dienstag d. 2ten Aprill. Es ist ein Husar da der dir diesen Brief bringen soll.

    Nach Tafel geh ich auf Eisenach und rücke immer weiter von dem Ziel meines Lebens. Hier ist mir's wohlgegangen und ich glaube man wird mit mir zufrieden seyn. Wenn unsre Begriffe sich zu berichtigen anfangen dann gehts mit Macht. Zu Diedens hat sich auch das rechte Verhältniss gefunden und so hoff ich solls immer fort gehn. Wenn man in Liebe und Freundschafft glücklich ist, daß unser Herz in der Weiten Weit nichts zu suchen braucht so hat man mit den Menschen einen guten Stand, und man kann sich der Wahrheit gemäs mit ihnen betragen, eben als wenn man nichts politisch von ihnen haben will.

    Tausend und aber tausend Danck für deine Liebe, du schreibst mir noch einmal auf Eisenach, dann auf Meinungen. Inzwischen sollst du auch immer von mir etwas erfahren. Mit der Gräfinn Brühl nimmts ein böses Ende. Gib acht sie prostituirt sich am offnen Tage, daß kein Mensch einen Zweifel über ihre Hirnlosigkeit behält. Der Obermarschall ist nicht besser. Grüse die Freundinnen. und Steinen. Witzleben hat seinen Luzerne.

G.

Eisenach den 2ten Aprill.

    Von Gotha wo es mir so weich wie einem Schooskinde ergangen, komm ich hierher wo mich die Sorgen wie hungrige Löwen anfallen. Hätte ich die Angelegenheit unsres Fürstenthums, auf so einem guten Fus als meine eigne, so könnten wir von Glück sagen, und wäre alsdenn das Glück uns so treu und hold als du mir bist, würde man uns vor dem Todte seelig preisen können.

    Liebste Lotte daß doch der Mensch so viel für sich thun kan und so wenig für andre. Daß es doch ein fast nie befriedigter Wunsch ist Mensch zu nutzen. Das meiste dessen ich persönlich fähig war hab ich auf den Gipfel des Glücks gebracht, oder sehe vor mir es wird werden. Für andre arbeit ich mich ab und erlange nichts, für mich mag ich kaum einen Finger rühren und es wird mir alles auf einem Küssen überreicht.

    Der Weise Mambres nährt sich von Gedancken, du sollst alles hören wenn mich die guten Stunden zu dir führen.

    Ich habe viel vom Sturm ausgestanden auf meinem Weege, doch es freut mich daß ich gegen alle Unbequemlichkeit völlig gleichgültig bin so bald es seyn muß, und das Unternehmen einen Zweck hat, das zwecklose macht mich rasend und ich hab ihm eine ewige Feindschafft angekündigt.

    Ein köstlich illuminirt Kupfer nach Raphael hab ich bey dem Herzog gesehn. Durch diese obgleich immer sehr unvollkommne Nachbildung sind mir wieder ganz neue Gedancken aufgeschlossen worden. Wenn du es nur sehen könntest.

    Gute Nacht meine liebe! Wie freu ich mich daß ich zur rechten Zeit und ohngegessen zur Ruhe gehn kann.

    Eisenach d. 3ten Abends. Der Brief muß fort, nur noch von heute einen Grus.

    Hierbey ein Muster hiesigen Styls.

    Bey Bechstolsheim hab ich viel gegessen denn mich hungerte und es war gut, nun seh ich für den Abend einem peinlichen Nachtmal bey Herden entgegen. Adieu liebste. Hier schick ich dir die ersten Blumen die ich sah, und über die ich recht herfiel.

    Es ist hier unter den Menschen ein mehr geniesender Geist als bey uns, die Verdammniß daß wir des Landes Marck verzehren lässt keinen Seegen der Behaglichkeit grünen.

    Adieu. Sey die Gunst des Himmels bey dir wie meine Liebe.G.

5/1445.

An Charlotte von Stein

Creutzburg d. 5ten Aprill.

    Deinen Brief l. Lotte hat mir der Herzog mitgebracht, ich hoffte drauf, denn nun hör ich schweerlich vor Meinungen etwas von dir.