Briefe 1792 - 1796 - Johann Wolfgang von Goethe - E-Book

Briefe 1792 - 1796 E-Book

Johann Wolfgang von Goethe

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Beschreibung

Dieser Band enthält Goethes Briefe aus den Jahren 1792 - 1796. Goethe war ein sehr produktiver Briefeschreiber, was sich in diesem Werk ebenfalls widerspiegelt.

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Briefe 1792 – 1796

Johann Wolfgang von Goethe

Inhalt:

1792

1793

1794

1795

1796

Briefe 1792 - 1796, J. W. Goethe

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849616458

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Dieses Werk bzw. Inhalt und Zusammenstellung steht unter einer Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz. Die Details der Lizenz und zu der Weiterverwertung dieses Werks finden Sie unter http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/. Der Inhalt und die Zusammenstellung oder Teile davon wurden der TextGrid-Datenbank entnommen, wo der Inhalt und die Zusammenstellung oder Teile davon ebenfalls unter voriger Lizenz verfügbar sind. Eine bereits bestehende Allgemeinfreiheit der Texte bleibt von der Lizensierung unberührt.

1792

9/2903.

An N.N.

    Den mir von Ew. Hochwohlgeb. zugesandten Plan zu Abschaffung der Duelle habe ich mit Vergnügen gelesen und mich über den Gesichtspunkt gefreut, aus dem so viele hoffnungslose junge Leute diesen Gegenstand ansehen. Ich werde nicht verfehlen, Serenissimo sogleich das eingereichte Schreiben mit den Beylagen vorzulegen und wünsche mir Einfluß genug diese gute Sache befördern zu helfen, und dabei das schmeichelhafte Zutrauen zu verdienen, womit mich ein so schätzbarer Theil unserer akademischen Bürger beehrt hat.

Weimar, den 5. Jan. 1792.J. W. v. Goethe.

9/2903a.

An Johann August Arens

[Concept.]

Es war mir angenehm aus Ihrem Briefe zu sehen, daß Sie über den neuen Entschluß: das kleine Höfchen zu überbauen, auf meinen ersten Brief sogleich nachgedacht haben und dadurch unsren Wünschen entgegen gekommen sind.

    Die Instruction des Baumeister Steiners, die von demselben mitgebrachten Risse und die mündlichen Erläuterungen, die er geben kann, werden Sie in den Stand setzen die Sache noch genauer zu übersehen.

    Alles kommt darauf an, daß wir noch ein großes Zimmer zwischen dem Saal und Vorsaal gewinnen, welches zum alltäglichen Speisezimmer dienen kann, als wozu, nach der Einrichtung der Hofhaushaltung, der mittlere auf die Treppe stoßende sogenannte Vorsaal nicht gebraucht werden kann. Diese Nothwendigkeit brachte uns zuerst auf den Gedanken, das Höfchen mit zu dem innern Raum des Schlosses zu benutzen.

    Es wird überflüssig seyn mehr zu erwähnen, da Sie bey Ankunft dieses Briefes wahrscheinlich den neuen Plan schon ausgearbeitet haben.

    Wir werden nach demselben diesen Sommer unsre Arbeit fortsetzen; müssen aber um so mehr auf Ihre Ankunft diesen Herbst rechnen, als höchst wichtige Überlegungen in jenem Zeitpunkte eintreten, und wir nicht allein für das nächste, sondern für mehrere Jahre unsere Plane vorzubereiten haben.

    Wir zählen also darauf Sie diesen Herbst hier zu sehen und einige Monate zu behalten.

    Die Anzahl unsrer hiesigen Künstler hat sich abermals durch Herrn Meyer, den Schweizer, vermehrt, dessen erneuerte Bekanntschaft Ihnen gewiß Vergnügen machen wird.

    Des Herzogs Durchlaucht erwarten mit Verlangen die versprochenen Zeichnungen wie auch die Herzogin Frau Mutter Durchl. Beyde wünschen mit angehendem Frühling auch die Arbeit angehen zu lassen.

    Ich wünsche durch den rückkehrenden Baumeister Steiner zu vernehmen, daß Sie sich recht wohl befinden.

    Wenn derselbe bey seiner Rückreise noch einiges Geld bedürfen sollte, so haben Sie die Güte ihm Credit zu machen; wir werden nicht verfehlen, die Summe sogleich zu restituiren.

    W. d. 30. Jan. 1792.G.

9/2903b.

An Johann Friedrich Rudolf Steiner

[Concept.]

    Es war mir angenehm aus Ihrem Briefe zu sehen, daß Sie in Hamburg glücklich angekommen sind, und sich sogleich ernstlich mit Herrn Baurath Arens an die Arbeit gemacht haben. Ihre Instruction ist umständlich genug, und Sie sind hinreichend in der Sache unterrichtet, daß es überflüssig seyn möchte hier etwas abermals zu wiederholen.

    Es kommt alles darauf an, daß wir ein einigermaßen großes Zimmer zwischen dem Saal und dem Vorsaale gewinnen, das Übrige bleibt gänzlich der Überlegung der Kunstverständigen überlassen.

    Wenn Sie durch die Gefälligkeit des Herrn Baurath Arens verschiedene zur Dekoration gehörige Stücke, und was dem ähnlich, erhalten können, so werden Sie wohl thun, solche mit zu bringen.

    Überschlagen Sie vor Ihrer Abreise was Sie nöthig haben, und Herr Baurath wird Ihnen für das, was Ihnen fehlt, leicht Credit machen. Es soll, sobald es zu uns zur Kenntniß gelangt, dankbar wieder erstattet werden. Reisen Sie glücklich und bringen Sie die für uns so wichtige Angelegenheit wohl ausgearbeitet mit sich zurück.

W. d. 30. Jan. 1792.G.

9/2904.

An August Johann Georg Carl Batsch

Ew. Wohlgeb.

    erhalten hierbey einen Hymnus an Flora, ich habe ihn von Wien erhalten und glaube daß er Sie interessiren wird. Die Abschrift steht zu Diensten, Sie werden nur einige Schreibfehler darin zu korrigiren haben.

    Für die zuletzt überschickten Bücher dancke ich recht sehr und wünsche gegen das Frühjahr mich mit Ihnen über eine Wissenschaft die uns sosehr nur in verschiednen Graden beschäftigt sprechen zu können.

    Ihre Bemühungen mir die vielen Stellen zu citiren erkenne ich mit lebhaftem Dancke und wünsche recht wohl zu leben.

    W. d. 9. März 1792.Goethe.

9/2905.

An Krako (Andreas Dietrich Einer)

[14. März.]

    Sie äußerten mir in Ihrem Billet, in welchem ich die Gesinnungen eines wohldenkenden Mannes erkenne, den Wunsch unser Theater Michaeli zu verlassen und den Vorsatz der Schauspielkunst gänzlich zu entsagen. Sie führen Ihre Gesundheits-Umstände an, die ich kenne und bedaure. Mit eben der Offenheit will ich Ihnen zugestehen: daß ich wünschte Sie möchten noch so viel Muth und Lust fühlen bis Ostern bey uns auszuhalten.

    Ich würde Ihnen Ihre Existenz auf alle mögliche Weise zu erleichtern suchen, wenn Sie nicht selbst dazu Trieb fühlen sollten, Ihnen von den älteren Rollen diejenigen auf Michaeli abnehmen, welche sie selbst abzugeben geneigt sind. Sie würden alsdann nur in solchen Rollen auftreten, die ganz für Sie passen und die Sie völlig in Ihrer Gewalt haben, Sie würden seltener aber mit mehr Ruhe und Zufriedenheit erscheinen.

    Ich glaube diese Bedingungen gegen den Hof und das Publikum verantworten zu können und fürchte nicht getadelt zu werden, wenn ich einen beliebten Schauspieler auf diese Weise länger zu erhalten und ihm seinen Rückzug vom Theater bequemer und ehrenvoller zu machen suche. Sollten Sie sich aber in einer Lage befinden in welcher es Ihnen lästig wäre auch unter diesen Bedingungen auszuharren, so würde ich Sie nach Ihrem Wunsch, obgleich ungern, von einem Contracte lossprechen den man nicht mit Lust und Freudigkeit erfüllt.

    Ich wünsche ohne weitere Rücksichten, daß Sie den Weg erwählen mögen der zu Ihrem Besten führt.

Goethe.

9/2906.

An Gottlieb Hufeland

               Ew. Hochwohlgebohrn

    würde schon längst meinen Dank für die übersendete Schrift schriftlich abgestattet haben, wenn ich nicht immer bisher auf eine Gelegenheit gehofft hätte solches mündlich zu thun.

    Die Bemühungen Ew. Wohlgeb. müssen einem Jeden schätzbar sein, der lebhaft überzeugt ist wie vortheilhaft es der Menschheit überhaupt und jedem Staate insbesondere seyn muß, wenn die Wege die zur Kenntniß und Beurtheilung der Gesetze führen von allen Seiten geebenet und besonders auch für die Jugend reitzend gemacht werden. halten Ew. Wohlgeb. Sich meines Antheils versichert und erhalten mir Ihr geneigtes Andenken.

    Weimar den 22. Merz 1792.J. W. v. Goethe.

9/2907.

An Johann Gottfried Herder

[März oder April.]

    Hier die beyden Stücke mit Danck zurück. Sie eröffnen eine weite schöne Aussicht. Der Jude ist ein trefflicher Mensch, es ist eine Glut der Sehsucht in dieser Elegie wie in wenigen Gedichten. ich habe einiges dabey bemerckt, sonst find ich nichts. Die Abhandlungen sind schön gedacht, componirt und geschrieben.

    Dagegen schick ich dir das Trockenste vom Trocknen und lade dich zum Anblick einer schwarz weiß bunten Tafel. Du wirst am besten beurtheilen ob diese Bogen und diese Pappe die Sache deutlich machen.

    Das erste und letzte Capitel will ich nicht in §§ theilen, bey den übrigen bist du so gut zu bemercken, ob nicht einige §§ zusammengezogen werden können.

    Ich sehe dich bald und wünsche Besserung.

G.

9/2908.

An Friedrich Heinrich Jacobi

    Es hält sich in Düsseldorf bey der dortigen Schauspieler Gesellschaft ein Ackteur auf Nahmens Voß, wolltest du wohl die Güte haben mir zu sagen was du von ihm weißt, ob du ihn spielen sehen oder was du von Kennern von ihm hörst? Du giebst mir ja wohl bald Nachricht und verzeihst mir wenn dichs plagt.

    Sage mir doch auch dabey wie du lebst und was dich jetzt am meisten interessirt.

    Ich bin wieder einmal, gleich jenem Propheten mit dem Mußtopfe, dahin vom Genius geführt worden wo ich nicht hinwollte, die Optick und besonders der Theil von den Farben beschäftigt mich mehr als billig ist, daß ich alles andre darüber liegen lasse und fast vergesse. Dagegen ist es mir auch eine besondere Freude in einem so durchgearbeiteten Fache, so viel scharfsichtigen Beobachtern an der Ferse, Nachlese zu halten. Ich hätte nicht leicht auf eine Materie fallen können die mir mehr zu dencken gegeben hätte und an der ich deutlicher hätte sehen können wie wunderlich es im Reiche der Wissenschaften zugegangen ist und zugeht.

    Ein Exemplar meines Cophta erhältst du auch. Du hast ihn wohl schon gesehen, ich wünsche daß er dich unterhalten habe.

    Lebe recht wohl und gedencke mein. Grüße die deinigen und schreibe mir bald.

    W. d. 2. Apr. 1792.Goethe.

9/2909.

An Friedrich Heinrich Jacobi

    Herzlichen Danck für deinen Brief der zur guten Frühlingszeit mich an die Frühlingsstunden meines Lebens erinnerte.

    Zwey Exemplare Cophta gehen heut ab, deinen Alvil erwarte ich sehnlich. Zu Ostern erhälst du wieder was optisches dem du abermals den bittren Ernst ansehen wirst mit dem ich dieß Wesen treibe. Das Ganze wenn es zu übersehen ist wird dir gewiß Freude machen.

    Hier ein Blat für Boos das er wenn er will als Interims Contrackt ansehen kann. Du bist ja wohl so gut ihm etwas auf den Weg zu geben? 8 gr. werden für die Meile gut gethan, brauchte er irgend etwas mehr, so könntest du ihm allenfalls 20 – 30 rh. geben die er sich abziehen ließe, deine Auslage sollst du gleich mit Danck wieder erhalten.

    Sey ja so gut und ließ ihm ein Capitel eh du ihn fortschickst, empfiehl ihm die Selbstprüfung und die immerwährende Vergleichung der Rollen zu seinen Fähigkeiten. Wenn er guten Willen hat und nicht eingebildet ist kann er bey uns was lernen. Daß ich diese Menschen gut behandle kannst du dencken. Wenn er mir diesen Sommer nützlicher ist als ich es jetzt voraussehe, so soll mirs nicht auf etwas mehr ankommen um ihn zu soulagiren, das sage ihm aber nicht er müßte denn wegen der Summe der Interims Gage Schwierigkeiten machen und sage es ihm auch nur als für dich.

    Deine Sommerreise führt dich in fröhligere Gegenden als die unsrigen sind, mögest du Freude und Wohlbefinden dort genießen.

    Herder welcher an Hüftweh und Lahmheit des rechten Fußes sehr gelitten beßert sich. Christian Stolberg war einige Tage hier, er hat uns seine Gattin hier gelassen die er in einigen Wochen wieder abhohlen wird.

    Lebe recht wohl und behalte mich lieb wie ich dich.

    W. d. 16. Apr. 1792.

G.

    Eh Voos abgeht kann er mirs melden daß ich mich darnach einrichten kann, auch zugleich schreiben in welchen Rollen er aufzutreten wünscht.

9/2910.

An den Herzog Carl August

    Wenn die Alten ihre Briefe mit den Worten: si vales bene est, ego valeo, anzufangen pflegten; so thäte ich wohl, auch eine solenne Formel über den Eingang meiner Briefe zu setzen die eine Entschuldigung meines Stillschweigens ausdrückte zum Beyspiel: ignoscas tarde scribenti oder der Kürze wegen i. t. s. welche Abbreviatur dann mannigfaltig ausgelegt werden könnte. Leider muß ich gestehen daß erst auf Voigts Anregung ich mich zu diesem Brief niedersetze. Die Gräfinn Stollberg, welche sich jetzt hier befindet, schreibt einer Freundinn seit 24 Jahren alle Woche zweymal, die Sammlung dieser Briefe mag eine lesenswerthe Welt und Familien Chronik enthalten. Diese Correspondenz Tugend scheint aber noch weiter von mir entfernt als die christlichen Tugenden mit deren Vorstellung Meyer sich diese Zeit beschäftigt hat.

    Da ich wahrscheinlich der letzte von Ihren Weimarischen Correspondenten bin, so habe ich desto eher eine Entschuldigung wenn ich nichts von dem sage was seit Ihrer Abreise geschehen ist denn Sie wissen gewiß schon alles. Und was mich selbst betrift, so geht es mit mir so einförmig und sachte daß man wie an einem Stundenzeiger nicht sieht daß ich mich bewege und es Zeit braucht nur zu bemercken daß ich mich bewegt habe.

    In Jena, wo ich mit Voigt sehr angenehme Feyertage zugebracht habe, konnte ich die Convictorien Sache einigermaßen vorbereiten, das beste was ich von dieser Expedition zurückgebracht habe ist eine Idee die aus der Betrachtung des Locals entsprang, nämlich:

        Sämmtliche Natural Einnahme des Convickts sammt allen Gerechtigkeiten, Befreyungen, der Wohnung, der Küche, dem Saal, zugleich mit dem Rechte einen Mittags und Abendtisch zu halten, jedoch ohne Zwangsgerechtigkeit, in Einer Masse zu verpachten.

    Wie sehr dadurch die Operation erleichtert und das veränderte Institut gesichert werde fällt in die Augen. Ich habe schon alles in einem Pr. M. auseinander gesetzt und die Sache wird bald reif seyn. Nur daß biß dahin die Besetzung der Inspektorstelle aufgeschoben werde. Es sind nur noch verschiedne Auswürfe nöthig, dann will ich wieder nach Jena gehn mit einer akademischen Deputation den Plan nochmals durchgehn und sodann den Bericht befördern.

    Voigt sagt mir daß Sie nicht abgeneigt seyen für das botanische Institut bald etwas zu thun. Es würde dadurch ein fast allgemein gewordner Wunsch der Academiker erfüllt werden.

    Meyer ist fleißig, er hat meine kleine Familie (welches nicht eben eine heilige Familie ist) portraitirt um sich auch hierin zu prüfen. Die jungen Leute fassen nach und nach Zutrauen zu ihm, welches in dieser dünkelvollen Welt nicht sogleich zu erwarten ist.

    Das Licht und Farbenwesen verschlingt immer mehr meine Gedankensfähigkeit und ich darf mich wohl von dieser Seite ein Kind des Lichts nennen. Leben Sie recht wohl, es gerathe Ihnen was Sie unternehmen und hören Sie nicht auf mich mit meinem Licht und Schattenseiten zu lieben.

W. d. 18. A. 1792.G.

9/2911.

An Christian Gottlob Voigt

[April.]

    Wieland kam gestern zu mir über die Sache zu sprechen, ich habe sie historisch und aufrichtig genommen und ihm gesagt daß die letzte Umwendung von mir komme und daß mich sein Billet an Sie veranlaßt. Er erklärt daß er Ludekus Hauß kaufen würde und daß es ihm ganz lieb wäre wenn ich in seine Miethe treten wollte, ich sagte daß man mit Helmershausen schon weit vorwärts sey, daß ich aber sein Anerbieten insofern danckbar erkennte als ich, wenn Helm. die Saiten zu hoch spannte doch noch ein Unterkommen sähe, in wenig Tagen wollte ich ihm den Entschluß oder Beschluß sagen. So viel zu Ew. Hochwohlgeb. Nachricht und gefälliger Benutzung.

    Crusen bey der Bergwercks Commission angestellt zu sehen wird mir sehr angenehm seyn. Auf den Baumeister hat die letzte Session gut gewirckt, ich finde heute daß er viele Arbeiter abgelegt und nach Oberweimar oder wo sie sonst Unterkommen finden verschickt hat. Es wird sich in vierzehn Tagen zeigen was weiter zu thun ist. Ich hoffe Sie bald wieder zu sehen.G.

9/2912.

An Christian Gottlob Voigt

[April.]

    Sollte Helmershausen bey Abschluß des Contrackts sich den Garten biß auf Michael ausbedingen wollen so wäre ihm dieses abzuschlagen, da ich bey Überlegung meines Maneuvres einsehe daß ich das Gartenhäußchen diesen Sommer zum Absteige Quartier werde nehmen müssen, da mir im übrigen Hauße nicht ein Eckchen bleibt. Verzeihen Sie noch diese Behelligung.

G.

9/2913.

An Christian Gottlob Voigt

[April.]

    Ich habe die Lage unsres Negotii aber und abermal überlegt und sehe nichts vor mir als daß wir je länger je mehr mit Bedingungen gesteigert werden und daß ich bey längerem Aufschub immer neuen Verlegenheiten ausgesetzt bin. Ich bitte daher Ew. Hochwohlgeb. den Kauf so bald als möglich zu schließen, da ich sowohl entschlossen bin die Bedingung des Quartiers für Helmershausen nicht zugegeben, als auch Wielands Quartier auf keine Weise zu beziehen. Die wenigen hundert Thaler die wir zu sparen hoffen konnten sind nichts gegen das Risico. Gestehen Sie 6000 rh. zu ich will gern die Verantwortung gegen Seren. über mich nehmen wenn ja eine entstehen könnte.

    Verzeihen Sie meiner Zudringlichkeit ich fürchte nur es geht uns wie dem Käfer der Sybillinischen Bücher.

G.

9/2914.

An den Herzog Carl August

[Ende April oder Anfang Mai.]

    Zu der Haußkauf und Veränderungs Angelegenheit, welche Voigt mit einer Klugheit und einem Menagement das ihm Ehre macht bißher geführt hat, habe ich geschwiegen und würde mich in allem nach Ihrem Willen gerichtet haben, da ich die Sache als abgethan ansah.

    Da aber Wieland in seiner neusten Erklärung zurücktritt und die Sache sich nur mehr verwirrt und verschlimmert; so finde ich den Ausweg für den besten den Voigt in einem Pr. M. ihnen vorlegen wird, nämlich daß ich das Helmershausische Hauß beziehe, dessen Acqusition und bessere Einrichtung Sie nicht mehr kosten wird als die doppelt und dreyfache vorgeschlagene Veränderung. Voigt sagt mehr als ich sagen mag und kann, und wenn Sie die Zwischensätze nicht erfahren haben, so wird es Sie vielleicht wundern wenn ich mich erkläre: daß ich nunmehr da Heidenreichische Haus zu beziehen in jedem Fall ablehnen muß. Nur soviel sag ich: daß von Prinz August und Herdern an biß zur letzten Höckin auf dem markte alles in Bewegung gesetzt worden, daß ein Halbdutzend bey diesen Veränderungen interessirte Menschen die Elasticität des armen Wielands so mißbraucht haben, um eine dem Zeitalter angemessene Schwingung hervor zu bringen.

    Wie sehr wünschte ich Ihnen umständlich die Geschichte wie ich weiß erzählen zu können und Sie würden mir beyfallen daß ich lieber in das alte Hauß zurückziehen, als abermal einen allgemeinen Tadel über mich ergehen lasse wo ich nur leide.

    Ich füge noch so viel hinzu: wollte man die Sache doch noch durchsetzen, so würden Sie Wielanden mehr schuldig als billig ist und ich werde sein Schuldner ich weiß gar nicht wie.

    Ich ersuche Sie also in Gefolg alles dessen recht dringend den Kauf des Helmershaußischen Hauses den Voigt provisorisch geschlossen zu ratihabiren, um so mehr als ich sonst für künftigen Winter kaum ein Unterkommen sehe. Dadurch wird aber die Sache auf einmal geendigt und vielleicht sehen alsdann die Menschen ein daß die Zumuthung weder so ungerecht noch so unbillig war als man sie ausschrie. Das übrige, nöthige kann ganz in der Stille abgethan werden, anstatt daß der Lärm von vorne anfängt wenn Heidenreich seine Bedingungen steigert.

    Leben Sie recht wohl.

        ut in litt.

G.

9/2915.

An Christian Gottlob Voigt

[Ende April oder Anfang Mai.]

    Und mir ist doppelt angenehm da mit einem Freunde zusammenzutreffen wo soviele Menschen auseinander gehn. Ich dancke wiederhohlt für Sorge und Bemühung. Wenn Sie nichts zu erinnern finden, so wollte ich Morgen frühe in das Hauß mit Meyern und dem Zimmermann gehn um einige Maaße zu nehmen und das Local (nur des Schwarzischen Theils) ins Auge zu fassen. Dann haben wir zu überlegen genug biß der Herzog kommt und man kann alsdann die Zimmerarbeit gleich vorarbeiten lassen und mit den Miethleuten negotiiren.

    Das gute Schicksal laße aus dem bevorstehenden Feldzug keinen Krieg werden. Ich hoffe es. Wir haben in diesen calculirenden Zeiten mehr solche Wetter vorübergehen sehn. Leben Sie recht wohl.

G.

    Wielanden von dem mit Helmershausen geschloßnen Kauf zu benachrichtigen und ihm schließlich für seine Offerte zu dancken glaub ich verspart man biß nach der Ratification.

9/2915a.

An Georg Christoph Lichtenberg

               Wohlgebohrner!

               Hochgeehrtester Herr!

    Könnte es Ew. Wohlgeb. bekannt seyn, wieviel ich Denenselben in dem Studio der Naturlehre schuldig geworden, so müßten Sie es ganz natürlich finden, daß ich eine Gelegenheit ergreife Ihnen dafür Dank zu sagen.

    Die Achtung die ich für Dieselben hege, läßt mich zugleich den lebhaften Wunsch empfinden, daß meine Beyträge zur Optik Ihnen nicht uninteressant scheinen mögen.

    Ew. Wohlgeb. erhalten durch einen Fuhrmann ein Kästchen, dessen Inhalt auf den beyliegenden Blatte bezeichnet ist, und ich wünsche demselben eine gütige Aufnahme.

    Da ich Versuche, welche ich in meinem ersten und zweyten Stücke der optischen Beyträge den Liebhabern der Naturlehre empfehle, sich alle auf einen einzigen Hauptversuch zurückführen lassen und in einer Reihe betrachtet lehrreich sind, wenn sie einzeln genommen den Beobachter mehr verwirren können, so sind die kleinen überzogenen Gestelle bequem sie im Ganzen zu übersehen, und die mannigfaltigen Verhältnisse und Verbindung mit Einem Blicke zu beobachten.

    Wenn Ew. Wohlgeb. sie in Ihren Musäo aufzustellen für werth halten, so sind es mir zum größten Vergnügen gereichen. Sie erlauben mir, daß ich Denenselben so wie ich fortfahre, weiter von meinen Arbeiten Rechenschaft gebe.

    Es ist meine Absicht, daß diese Kleinigkeiten Ihren auf keine Weise lästig seyn mögen. Es hat daher der Fuhrmann, wie sein Frachtbrief besagt, Ihnen dieselben völlig frey zu überliefern.

    Ich empfehle mich Ew. Wohlgeb. geneigtem Andenken und wünsche zu hören, daß Sie sich recht wohl befinden.

Ew. Wohlgeb.

ergebenster

    Weimar den 11.May 1792.Goethe.

9/2916.

An Christian Gottfried Körner

Erlauben Sie daß ich mit wenigen Worten Sie an den jungen Künstler erinnere, von dem ich vor einiger Zeit schrieb. er möchte nun gerne von hier ab und nach Dresden gehen um das Steinschneiden zu lernen, er hat sehr zugenommen in der Kunst und ist übrigens ein gar guter Mensch.

    Wollten Sie wohl hören, ob Ihr Steinschneider nun Zeit hätte sich mit ihm abzugeben? Der junge Mann brauchte ja nicht in demselben Hauße zu wohnen. Wollten Sie wohl fragen was der Mann für den Unterricht etwa eines vierteljahres verlangte? Ob es nöthig sey daß der junge Künstler seine Maschine mitbringe? Gäben Sie mir hierüber Auskunft, so schickte ich ihn gleich ab.

    Verzeihen Sie daß ich heute nicht mehr sage. Empfehlen Sie mich den Ihrigen und behalten mich in gutem Andencken. W. d. 31. May 1792.

Goethe.

9/2917.

An Johann Gottfried Herder

[Mai oder Juni.]

    Hier schicke ich die Bücher und die Ackten des Convicktorii. Du denckst die Sache nochmal durch, die Beylage wegen der Naturalien erhalte ich, zu der wegen dem Gelde giebst du mir wohl die Data. Gotha und Meinigen scheinen geneigt die Wiederbesetzung der Stelle biß zu Einladung unsres Berichts verschieben zu wollen.

    Ich bin nun im Ausziehen und habe keinen gesunden Gedancken. Vale.

G.

9/2918.

An Christian Gottfried Körner

    Nehmen Sie meinen Danck für die Besorgung! Hierbey liegt ein gleichfalls laconischer Zettel den Sie Herrn Tettelbach einzuhändigen die Güte haben werden. Facius gebe ich soviel Geld mit als er ohngefähr braucht, sollte ihm etwas abgehen; so haben Sie die Güte es ihm nachzuschießen ich werde es sogleich ersetzen. Empfehlen Sie doch den jungen Mann an die Galerie Inspecktoren und wo Sie sonst glauben daß es ihm nützlich seyn könnte.

    Sie haben ja wohl viel Freude an Schillers Besuch gehabt? Herr v. Funck war einen Augenblick bey mir, aber auch nur einen Augenblick. Leben Sie recht wohl und grüßen Ihre liebe Frau und Schwägerinn. Meine ganz nahe Hoffnung Sie wiederzusehn ist mir durch die Veränderung des Quartiers, an der ich diesen Sommer leide, vereitelt worden.

    Facius bringt Ihnen von meinen neusten Schriften etwas mit. Empfehlen Sie mich gelegentlich Herrn Grafen Geßler und gedencken mein.

    W. d. 14. Jun. 1792.Goethe.

9/2919.

An Friedrich Heinrich Jacobi

    Ich wollte dir nicht eher schreiben eh ich Voß in einigen Rollen gesehen. Er gefällt mir recht wohl. Er hat glückliche Anlagen und wir wollen sehen was er an sich bilden läßt. Ich dancke dir für die Empfehlung und für deine Bemühung.

    Dein ausgelegtes Geld will ich wie du anweisest vorerst zurückbehalten. In einigen tagen hoffe ich dir ein Exemplar des Schul Atlasses so weit er fertig ist schicken zu können damit du selbst urtheilen mögest. Du erhältst zu gleicher Zeit noch einiges.

    Daß dir dein Allwill bey neuer Durchsicht zu schaffen gemacht hat glaub ich gern. Ich bin selbst davon recht eigentlich angegriffen worden. Es ist eine sonderbare Jugend in dem Ganzen und das indefinite der Composition und der Ausführung giebt einen großen Reiz.

    Mit den Landkarten sollst du das zweyte Stück der optischen Beyträge und noch einige Kleinigkeiten erhalten.

    Lebe wohl. ich bin sehr erfreut, ich verändre mein Quartier und muß bauen eh ich einziehen kann.

    Stolbergs sind vor ohngefähr acht Tagen verreist. Von der Gräfinn, ob sie gleich lange hier war, bin ich immer entfernt geblieben. Ihre ungebändigte Tadelsucht macht eine solche Witterung um sie her daß keine meiner Herzensblumen sich entfalten konnte.

    Lebe wohl, grüße die deinen. Grüße Schloßers wenn du sie siehst. Gedencke mein und liebe mich.

    W. d. 15. Juni 1792.

Goethe.

9/2920.

An Christian Gottfried Körner

    Hier kommt Facius der sich Ihnen gleich selbst empfehlen wird, nehmen Sie ihn um seint und meinetwillen gütig auf. ich habe ihm Geld mit gegeben daß er höchstens 50 rh. noch brauchen könnte. Mit Danck restituirte ich diese Summe wenn Sie ihm solche bey seiner Abreise allenfalls auszahlen. Bey uns ists unruhig, Preußen marschiren ein und aus, unser Herzog ist fort und ich stehe auch auf dem Sprunge. leben Sie recht wohl, grüßen Sie die Ihrigen herzlich und gedencken mein ich sey auch wo ich wolle.

W. d. 17. Jun. 1792.Goethe.

9/2921.

An Georg Forster

[Concept.]

Für den zweyten Theil Ihrer Ansichten danke ich recht sehr. Sie haben mir dadurch viel Vergnügen gemacht. Die Geschichte der brabantischen Unruhen scheint mir fürtrefflich geschrieben und für einen Mann von entschiedener Denkungsart noch immer unparteiisch genug. Auch hat es nicht mir allein, sondern jedem, der es gelesen, Freude gemacht. Eben so ist der übrige Theil des Buches so angenehm als unterrichtend, man mag wenn man geendigt hat gerne von vorne anfangen und wünscht sich mit einem so guten, so unterrichteten Beobachter zu reisen.

    Sie erhalten hierbey das zweyte Stück meiner optischen Beyträge, mit der dazu gehörigen Tafel, ingleichen die letzten Bogen des ersten Bands meiner neuen Schriften, die Sie zum Cophta werden binden lassen. Von jedem erhalten Sie drey Exemplare, eins für Herrn Sömmerring dem ich solches mit beyliegendem Briefe zu übergeben bitte, ein zweytes für Jacobi dem ich es wohl eingepackt nebst dem andern Packet zu überschicken bitte. Die große Tafel macht die Versendung ein wenig unbequem, und ich mußte deswegen mehrere zusammen packen; es war aber kein ander Mittel mich deutlich zu machen, und ich darf in dieser äußerst zarten Sache nichts unterlassen, was die Versuche, die ich vortrage, zur Evidenz bringen kann. Sie werden in diesem zweyten Stücke weniger als Sie hofften finden, das dritte soll schon mehr bringen und mit dem vierten hoffe ich soll sich der Ballon in die Luft heben, den ich aufs sorgfältigste zu construiren und zu füllen habe, um keinen ikarischen Fall zu thun. Wie sehr wünschte ich Sie einmal in meiner camera obscura bewirthen zu können. Ich hoffe diesen Herbst auf gutes Wetter, und dann hoffe ich sie in den Stand zu setzen, daß alle wichtigen Versuche darin angestellt werden können. Außer diesem engeren Bezirk habe ich noch mancherley Maschinen und Einrichtungen um theils im Freyen, theils im Theatersaale der sich denn auch ganz verfinstern läßt, Versuche anzustellen, die mehr Platz und größere Distanzen erfordern. So habe ich z. B. die Regenbogen unter allen Umständen durch eine Feuerspritze mit einer sogenannten Windblase hervorgebracht, bey Sonnenschein, bey Mondschein, beym Scheine eines Reverbères, bey einem großen angezündeten Strohfeuer. Ich werde diese Versuche, bey denen viel Merkwürdiges vorkommt, gleichfalls beschreiben und ihnen in der Folge ein besonderes Stück meiner optischen Beyträge widmen. Ich bin jetzt an den Höfen und Parhelien um auch diese wo möglich künstlich hervor zu bringen. Die Lehre vom farbigen Schatten ist schon ausgearbeitet und wird Michael im dritten Stück erscheinen. Haben Sie, lieber Freund, nur noch ein Jahr Geduld! Wenn sich das ganze mehr übersehen läßt, wird es Ihnen gewiß Zufriedenheit geben, und Sie zur Theilnehmung und Mitarbeit einladen.

    Ich habe einen gläsernen Keil mit beygelegt, durch welchen ich die Tafel anzusehen und Beobachtungen anzustellen bitte. Sollte Sie die Sache genug interessiren, so wünschte ich daß Sie sich ein Prisma aus Glastafeln, wie ich es beschrieben und gezeichnet habe, machen ließen.

    Herrn Sömmerring theilen Sie ja wohl das was ich über diese Materie hier geschrieben mit. Er wird Ihnen dagegen einige Bemerkungen mittheilen, die ich ihm geschrieben habe.

    Sakontala kommt auch mit Danke zurück, was Herder darüber gesagt werden Sie mit Vergnügen gelesen haben. Vielleicht haben Sie Herdern auf seinem Wege nach Aachen gesehen, er leidet sehr, ich wünsche daß ihn das Bad erleichtern möge.

    Es sieht wohl kriegerisch genug um Sie her aus? Ich wünschte daß dadurch Ihr Kreis nicht gestört werden möge. Leben Sie recht wohl und grüßen Sie Ihre liebe Gattin, und gedenken Sie mein.

    W. d. 25. Jun. 1792.Goethe.

9/2922.

An Georg Christoph Lichtenberg

[Concept.]

[Ende Juni.]

               Wohlgeborner!

               Insonders hochgeehrtester Herr!

    Ew. Wohlgeb. Schreiben, welches mich Ihrer Theilnahme an meinen Arbeiten versichert, hat mich sehr aufgemuntert und was hätte mir angenehmer seyn können als zu hören, daß die von mir vorgetragenen Versuche sich an Ihre vieljährige Beobachtungen anschließen und daß der kleine Apparat Ihnen nicht ganz unnütz geschienen hat.

    Ich darf nun erst Sie ersuchen, daß Sie mir von Zeit zu Zeit einige Winke geben mögen, die mich auf meiner Bahn leiten und aufmuntern, da ich von Ihnen die Erklärung habe, daß Sie geneigt sind diese Materie nochmals von Grund aus und gleichsam von vorne durchgearbeitet zu sehen, und an denen Bemühungen die dazu nöthig sind einen Antheil zu nehmen, welcher die Untersuchung befördern und beschleunigen muß. Wie leid war es mir, daß ich bey dieser Gelegenheit von Ihnen selbst erfuhr, daß körperliche Übel die Geschäftigkeit Ihres Geistes stören und hindern. Möchten Sie bey Ihrem ländlichen Aufenthalt neue Kräfte gesammelt haben!

    Von Zeit zu Zeit werde ich mir die Freyheit nehmen von meinen Fortschritten Nachricht zu geben. Das dritte Stück meiner Beyträge, welches ich eben auszuarbeiten beschäftigt bin, wird die Versuche enthalten, durch welche alle Arten von farbigen Schatten hervorzubringen sind.

    In der Beylage finden Ew. Wohlgeb. einen Versuch beschrieben, von dem ich nicht weiß ob er bekannt ist, vielmehr scheint mir aus Priesleys Geschichte der Optik pag 267 der deutschen Übersetzung: daß die Bologneser Akademischer bey einem ähnlichen Versuche auf andere Resultate gekommen sind. Dürft ich Ew. Wohlgeb. ersuchen mir den 6. Theil der Bologneser Commentarien welche sich auf der akademischen Bibliothek gewiß befinden werden, auf kurze Zeit zu übersenden, und was Ihnen etwa sonst hierüber bekannt seyn möchte mir gelegentlich gefällig mitzutheilen.

    Es scheint mir dieser Versuch von großer Wichtigkeit, ich habe auch schon angefangen so viel als möglich ihn zu vermannichfaltigen, besonders werde ich sobald uns die Sonne wieder scheint, die beynahe seit ein paar Monaten den optischen Versuchen sehr ungünstig ist, die bekannten Körper, welche das Licht an sich ziehen und eine Zeitlang behalten, untersuchen und sehen, ob es nicht möglich wäre einen Körper zu finden, der von dem gelbrothen Lichte wie der Bologneser vom blaurothen die Kraft zu leuchten annähme. Der Cantonische Phosphor nimmt, so viel ich bis jetzt habe bemerken können, von keinem von beyden einigen Schein an.

    Ich nehme mir die Freyheit einen gläsernen Keil beyzulegen, wenn allenfalls Ew. Wohlgeb. einen solchen nicht besitzen sollten; wär' er von Flintglas so würde freylich die Erscheinung viel reiner und erfreulicher seyn. Leider lassen unsere Glasfabriken den Beobachter fast ganz ohne Hülfe.

9/2923.

An Samuel Thomas von Sömmerring

    Das Exemplar Ihrer Übersetzung der Camperischen Schrift ist mir in diesen letzten tagen zugekommen. Da ich in großer Zerstreuung wegen Veränderung meines Quartieres, der Abreise des Herzogs zur Armee, des Durchmarsches der preußischen Truppen wegen lebe, habe ich kaum einen flüchtigen Blick darauf werfen können; die ersten Stunden der Ruhe werde ich dazu anwenden dieses interessante Werk durchzugehen, und Sie erlauben mir alsdann, daß ich Ihnen einige Worte darüber sage. Nehmen Sie indessen meinen Dank und die Kleinigkeiten die ich Ihnen mit diesem Briefe überschicke gütig auf.

    Schon lange hätte ich Ihnen die Freude bezeigen sollen, die Ihr letzter Brief in mir erregt hat, in welchem Sie mir so schön entgegen kamen und die Hoffnung die ich habe, die Farbenphänomene unter allgemeinere Gesichtspunkte zu vereinigen, in eben dem Augenblicke belebten, als ich von vielen andern Seiten wenig Aufmunterung sah in meiner Arbeit fortzufahren.

    Mir scheint wenigstens für den Augenblick, daß sich alles gut verbindet, wenn man auch in dieser Lehre zum Versuch den Begriff der Polarität zum Leitfaden nimmt und die Formel von activ und passiv einsweilen hypothetisch ausspricht. Wie unmöglich war es bisher die chemischen Erfahrungen mit den optischen zu verbinden, man sehe nur die ersten Kapitel einer jeden Färbekunst, selbst der neuesten von Bertholet, in welcher wir die Fortschritte der Chemie übrigens so sehr bewundern müssen. Wird der Optiker sich überzeugen, daß Refraction und Reflexion nur Fälle sind, in denen die apparenten Farben im Organ des Auges erscheinen, wo wir Farben sehen, Reflexion oder Refraction gleichsam als oberste Bedingungen wirken müssen, sondern daß sie als Fälle selbst höhern Bedingungen und Principien unterworfen sind, so wird alles leicht und bequem übersehen werden können. Denn im Grunde muß die Sache an sich sehr einfach sein, wie alle höhere in's Allgemeine wirkende Principien.

    Wie Sie ganz richtig bemerkten, wird die Wirkung und Freundschaft der Säuren zu dem Gelben und Gelbrothen, der Alkalien zum Blauen und Blaurothen in einen schönen Zusammenhang gebracht, wozu uns die Chemie unzählige Versuche anbietet.

    Ich muß Ihnen bei dieser Gelegenheit einen Versuch mittheilen, der mir sehr wichtig scheint und der auf manches hindeutet. ich warf auf die gewöhnliche Weise das farbige sogenannte Spectrum solis an die Wand und brachte einen in Bologna zubereiteten Leuchtstein in den gelben und gelbrothen Theil des Farbenbildes, uns fand zu meiner Verwunderung, daß er darauf im Dunkeln nicht das mindeste Licht von sich gab. Darauf brachte ich ihn in den grünen und blauen Theil, auch alsdann gab er im Dunkeln kein Licht von sich, endlich nachdem ich ihn in den violetten Theil legte, zog er in dem Augenblicke Licht an und leuchtete sehr lebhaft im Finstern. Ich habe diesen Versuch sehr oft in Gegenwart mehrerer Freunde wiederholt, und er ist immer gelungen. An schönsten macht er sich, wenn die Sonne hoch steht, da man denn das farbige Bild auf den Fußboden der dunkeln Kammer werfen kann. man legt zwei Stücke Leuchtstein, das eine in die gelbrothe, das andere in die blaurothe Farbe, und schließt im Augenblick die Öffnung im Fensterladen. Es wird alsdann nur ein Leuchtstein glühend erscheinen, und zwar, wie oben gesagt, derjenige, der auf der blaurothen Seite gelegen.

    Ich habe diesen Versuch schon sehr vermannichfaltigt und werde ihn sobald als möglich wiederholen und ihn weiter durcharbeiten. ich wage nichts daraus weiter zu folgern, als was er gleichsam selbst ausspricht: daß nämlich die beiden einander gegenüberstehenden Farbenränder eine ganz verschiedene Wirkung, ja eine entgegengesetzte äußern, und da sie beide nur für Erscheinung gehalten werden, einen solchen reellen und ziemlich lange daurenden Einfluß auf einen Körper zeigen. ich hoffe auf diesem Wege manches noch zu finden, das mir Ihre Theilnehmung noch mehr versichern wird. Leben Sie recht wohl und nehmen Sie mit den Beilagen vorlieb; theilen Sie Herrn Forster diesen Brief mit, wie ich ihn ersucht habe Ihnen den seinigen zu zeigen.

    Ich habe Hoffnung Sie bald zu sehen, worauf ich mich freue.

    Weimar den 2. Juli 1792.

Goethe.

9/2924.

An Friedrich Heinrich Jacobi

    Gasparis Schrift hat mir so wohl gefallen daß ich es wage dir 5 Exemplare davon zu senden. ich habe die 7 rh. 8 gr. bezahlt und will das übrige so lange verwahren biß du mir schreibst ob ich etwa noch Exemplare schicken soll. Lebe recht wohl und liebe mich. Vielleicht geh ich Anfangs August nach Franckfurt, es wäre recht schön wenn wir uns da träfen.

W. d. 2. Jul. 1792Goethe.

9/2925.

An Caroline Herder

Sie sind recht artig und gut daß Sie mir schreiben, es ist aber weder artig noch gut daß Herder sich wieder verkältet und sein Übel zurückgerufen hat. Möge es zum andren und letztenmal fortgeschafft werden.

    Grüßet Jacobi wenn er noch bey Euch ist und seine Schwestern. ich hoffe daß der Kriegs und Friedenskongreß mir Zeit lassen wird sie zu besuchen. Ich freue mich recht darauf sie wieder zu sehen, da ich abwesend meinen Freunden ganz unnütz und tod bin.

        Da sind des Königs von Preußen Majestät in Gnaden entschlossen hat Frankreich in einen Aschenhaufen zu verwandeln, so hat ihn sein Weg über Erfurth und Gotha gebracht. Mich haben ihm entgegen die unsterblichen Götter nach Erfurth getragen, um ihm daselbst aufzuwarten, und zu seiner Rechten zu sitzen, wie der Herr Christus zur Rechten des allmächtigen Vaters des Himmels und der Erde. Solcher gestalten bin ich gestern (d. 12ten Jul. 92.) nach Weimar gekommen, und sogleich für meinen Stolz an Leib und Seele gestraft worden. Heute bin ich wieder gesund, und fühle kein Leiden     mehr, als die Abwesenheit meiner Freunde, für deren Genesen ich die wärmsten Gebethe zum Himmel sende, und mit Schmerz vernehme, daß sie sich nicht gehörig vor den Verkältungen wahren. Die Unsterblichen mögen diesem Übel abhelfen, und meine Freunde gesund und fröhlich zurückbringen. August der Erzschelm ist jetzt bey mir, und veranlaßt mich diese Zeilen zu schreiben. Ich muß aber schließen um nach Tieffurth zu wandern, und begnüge mich meine Freunde herzlich und inniglich zu umarmen. tausend Grüße von Gotha verweben sich in die meinen, und fliegen gesellschaftlich zum Olympus.

        d. 13ten Julius 1792.A.

    Es geht nach Tiefurt und ich kann nur so viel hinzusetzen. Wahrscheinlich bin ich in der Hälfte Augusts in Franckfurt. Ich wünsche daß wir uns nicht umgehen, schreiben Sie doch ja daß ich näher weiß wenn Eure Reise von Aachen abgeht. Lebet schönstens wohl.

G.

9/2926.

An Karl Theodor von Dalberg

    Es geht, wie man vernimmt, eine Anzahl in Jena Studirender, die mit den Anstalten, welche man dort zur Sicherung der öffentlichen Ruhe zutreffen für nöthig gefunden, unzufrieden sind, mit dem Gedanken um: sich für den Augenblick von der Akademie zu entfernen, und nach Erfurt und anderen Orten zu ziehen, um von dorther gleichsam als von einem monte sacro mit den patribus zu kapituliren und sich beliebige Kapitulationen zu machen.

    Man ist keineswegs gesonnen, diejenigen aufzuhalten, welche sich den Anordnungen, die man zum allgemeinen Besten räthlich glaubt, nicht fügen wollen und wird sie in Frieden ziehen lassen, um so mehr, da die Akademie nur durch diese Krise gewinnen kann, indem sie rohe und unruhige Subjekte los wird, und so kann ihr dieser sonst unangenehme Vorfall zum Nutzen gereichen.

    Ich werde durch die Herrn Geheimenräthe veranlaßt, Ew. Erzbischöfliche Gnaden hievon einige Nachricht zu ertheilen und halte es selbst um so mehr für Pflicht als ich vermuthen kann, daß es denenselben angenehm sein dürfte, die Auskunft dieser Emigranten zum Voraus zu erfahren, wenn sich das Gerücht davon nicht schon verbreitet haben sollte.

    Es scheint, daß wir in unsern Gegenden wenigstens das Bild jener größern Übel nicht entbehren sollen, es ist nur gut, daß es diesmal nur eine Kinderkrankheit, von der hoffentlich die größere Anzahl der Patienten genesen wird.

    In wenigen tagen habe ich das Glück, Ew. Erzbischöflichen Gnaden persönlich aufzuwarten und mir Ihre Befehle nach den Rhein- und Main-Gegenden zu erbitten.

    Weimar, den 19. Juli 1792.Goethe.

9/2926a.

An Charles Louis Clérisseau

               Monsieur.

    Monseigneur le Duc mon maitre, avant que de partir pour l'armée, m'ordonne de repondre aux question que Vous avés voulu lui faire, Monsieur, sur la decoration d'une salle et quelques cabinets voisins.

    Nous avons ici des peintres et des sculpteurs qui pourroient executer tout ce que Vous voudrés leur prescrire, tant en ornemens qu'en figures, et il ne nous manque pas de personnes habiles pour diriger un tel ouvrage.

    Il dependra de Vous, Monsieur, diversifier les formes des poeles comme il Vous plaira, Vous proportionnerés, ce sera alors le soin de nos artistes de diriger le feu par des tuyaux et des separations de l'interieur.

    La destination des chambre superieures n'etant pas encore decidée, je crois que ce seroit mieux de pas travailler encore sur celles la.

    Monseigneur Vous fait faire bien de complimens en Vous remerciant d'avance du travail que Vous avés voulu entreprendre pour lui.

    J'ai l'honneur de me souscrire

Monsieur

    WeimarVotre tres humble

    ce 19. Juilletet tres obeissant serviteur

    1792.Goethe.

    P. S. L'ordre de Vous rembourser, Monsieur, les 190 Livr. pour le port des desseins est donné a un banquier et j'espere que Vous les recevrés avec cette lettre.

9/2927.

An Johann Friedrich Reichardt

    Es war nicht ganz recht, daß Sie nach Ihrer Rückkunft mir nicht einige Nachricht von Ihrer Reise gaben und daß ich, da ich Sie noch tief in Frankreich glaubte, von andern Leuten erfahren mußte Sie seyen schon lange wieder zu Hause angekommen.

    Vor meiner Abreise nach den kriegerischen Gegenden war meine Absicht Ihnen nochmals zuschreiben, und Sie beschleunigen diesen Entschluß durch Ihren Brief für den ich Ihnen danke.

    Es freut mich, daß Sie Ihre alte Neigung zum Cophta noch nicht verlohren haben, und daß Ihnen die Vorstellung in Lauchstädt nicht ganz mißfallen hat, ich werde es wenigstens alle Jahre einmal als Wahrzeichen aufführen lassen. Die übrigen deutschen Theater werden sich aus mehr als einer Ursache davor hüten. Wie leicht würde es nun seyn eine Oper daraus zu machen, da man nur auslassen und reimen dürfte, man brauchte, weil die Geschichte bekannt ist, wenig Exposition, und weil das Lustspiel schon Commentar genug ist, wenig Ausführlichkeit. Allein da man das deutsche Theater und Publikum von innen und von außen kennt, wo soll man den Muth hernehmen auch nur zu einer solchen Arbeit und sollten Sie Ihre Bemühungen abermals verlieren, wie es bey Erwin und Elmire und bey Claudinen gegangen ist, die man auf keinem Theater sieht; die politischen und Autor-Verhältnisse, welche der Aufführung des Großcophta entgegen stehen, würden eben so gut gegen die Oper gelten und wir einmal wieder einen Stein in den Brunnen geworfen haben. Ich schreibe jetzt wieder ein paar Stücke die sie nicht aufführen werden, es hat aber nichts zu sagen, ich erreiche doch meinen Zweck durch den Druck indem ich gewiß bin mich auf diesem Wege mit dem denkenden Theil meiner Nation zu unterhalten, der doch auch nicht klein ist.

    Genießen Sie der Ruhe die Ihnen gegeben ist und erfreuen sich des Lebens mit den Ihrigen. Ginge nicht meine Reise in wenigen tagen südwärts, so besuchte ich sie gewiß, in der Zeit wenn Schuckmann zu Ihnen kommt, den ich von Herzen liebe und ehre. Grüßen Sie ihn ja aufs beste von mir.

    Ich dachte Ihnen aus meinen neuren kleinern Gedichten vor meiner Abreise etwas auszusuchen; es ist aber doch ganz und gar nichts Singbares darin. Es scheint nach und nach diese Ader bey mir ganz aufzutrocknen. Sie würden sich aber auch darüber nicht wundern, wenn Sie meine neue Camera obscura und alle die Maschinen sähen, welche von Zeit zu Zeit bey mir entstehen. Es ist im Grunde ein tolles und nicht ganz wünschenswerthes Schicksal, so spät in ein Fach zu gerathen, welches recht zu bearbeiten mehr als Ein Menschenleben nöthig wäre. Leben Sie recht wohl und grüßen Sie die Ihrigen.

    Weimar den 29. July 1792.Goethe.

9/2927a.

An Friedrich Hildebrand von Einsiedel

[Anfang August 1792.]

    Könntest du mir wohl ein Duzend Bouteillen Eger Wasser von deinem Vorrathe überlassen, die mir in meinen jetzigen Umständen wohl zu statten kämen. Wegen deiner 5 Carolin schicke nur eine Quittung an den Rentkommissair Seidel der Geld von mir auf Rechnung hat. Lebe wohl.

G.

9/2928.

An Friedrich Heinrich Jacobi

    Wie sehr ich dich zu sehen wünschte und hoffte fühlst du weißt wie ich dich liebe. Aus dem Gewirre des Kriegwesens zu dir zu flüchten wäre mir sehr freudig gewesen und einige stille Tage hätten mich wieder erquickt. Nun aber bin ich noch hier wo mich dein Brief vom ersten trifft. Ich bin in einer Verwirrung und Ungewißheit meines Zustandes auf den nächsten Tag daß ich fast kranck werde, denn Unentschloßenheit ist die größte Kranckheit, und mir kommt sie von aussen und wirst mich hin und wieder. Verzeih deßwegen dieses confuse Blat nimm vorlieb. Nächstens mehr wenn mirs wieder leidlich ist.

W. d. 6. Aug. 1792.G.

10/2929.

An Christiane Vulpius

Es ist gar zu nichts nütze daß man sich von denen entfernt die man liebt, die Zeit geht hin und man findet keinen Ersatz. Wir sind in Gotha angelangt und ich dencke bald wieder weg zu gehen ich habe nirgends Ruhe. Meyer wird dir erzählen wie ich gleich in Erfurth bin von Wanzen gequält worden und wie ich mich auch hier vor der Nacht fürchtete. Da sind die Zimmerleute besser die doch nur Morgends pochen. Ich bin aber wohl und hoffe es soll mir noch wohler werden wenn ich erst einmal Eisenach im Rücken habe. Von hier schicke ich dir nichts als den schönsten Gruß und die Versicherung daß ich dich sehr liebe. Von Franckfurt soll aber bald das zierlichste Krämchen ankommen. Lebe wohl, liebe mich halte alles gut in Ordnung und küsse den Kleinen.

Gotha d. 9. Aug. 1792.G.

10/2930.

An Christiane Vulpius

[Frankfurt, 12. August.]

    Ich melde dir, meine Liebe, daß ich heute Nachmittage glücklich hier angekommen bin, daß es in meinem Hause ganz ruhig ist und daß ich nur wünschte du wärest bey mir du würdest es recht artig finden. Meine Mutter ist in Gesellschaft gegangen, ich sollte auch mit, mache es aber hier wie dort und bin am liebsten zu Hause. Nun wird zuerst an dein Zettelchen gedacht und für das Krämchen gesorgt. Lebe wohl, küsse den Kleinen und schreibe mir was er macht und wenn ihr von Jena zurückkehrt. Lebe wohl ich bin immer bey euch.

G.

Wende um!

    Meine Mutter hat mir einen sehr schönen Rock und Carako für dich geschenckt, den ich dir sogleich mit schicke, denn ich kann dir wie du weißt nichts zurückhalten. Dabey liegen Zwirn Bänder wie du sie verlangtest. Das andre kommt nach und nach. Lebe wohl! meine liebste.

    NB. es sind fünf Blätter zum Rock und ein Blat zum Carako von dem die grünen Streifchen abgeschnitten und aufgarnirt werden. Wenn du dirs machen lässest; so frage jemand der es versteht.

    Adieu! küsse den Kleinen.

    Wie wär es wenn du dir den Rock und das Caracko auf deine nächsten Umstände machen ließest, es ist ja Zeug genug, du kannsts immer enger machen lassen. Ich schickte dir noch einen großen Schaal und da wärst du in der Krabskrälligkeit recht gepuzt.

10/2931.

An Johann Gottfried Herder

    Euern lieben Brief, meine Besten, erhalte ich in Frankfurt, wo ich gestern Abend angekommen bin. Dieses Blatt wird Euch also noch in Aachen treffen, da Ihr bis den 20. zu bleiben gedenkt. Ich hoffe bis zu Ende des Monats hier zu sein und nur dann und wann kleine Excursionen zu machen. Wegen Eurer Reise wage ich nichts zu sagen noch zu bestimmen. So lieb mirs wäre, Euch zu sehen, so darf ich Euch doch nicht rufen, da besonders die Düsseldorfer Gallerie Herdern so nah ist, und ihm eine Unterhaltung geben wird, die er auf dem übrigen Wege nicht findet.

    Ich bin hier in alten Ideen zerstreut, und gebe lieber auf, Euch zu sehen; denn weggehen kann ich nicht und werde Coblenz schwerlich sehn. Ich gehe wahrscheinlich auf Trier oder auf Zweibrücken; wer weiß wo sie sich in vier Wochen herumtummeln werden! Lebet also und reiset wohl, grüßet Jacobi. Ich schreibe ihm heute. Schreibet mir doch auch noch ein Wort, eh Ihr von Aachen geht. Ich wünsche recht herzlich, daß das Wasser den gewünschten Effect thue.

    Lebet wohl und liebt mich.

    Frankfurt den 13. August 1792.G.

10/2932.

An Friedrich Heinrich Jacobi

    In Franckfurt finde ich das Duplicat oder eigentlich das Original des Briefs den ich noch in W. abschriftlich erhielt und dancke dir. Ich werde nun, da der Schauplaz des Krieges vorwärts rückt, den schönen Rhein nicht sehen noch dir näher rücken so sehr ich es auch gewünscht hätte. Doch gebe ich die Hoffnung nicht auf dich zu sehen, da mir Herders melden daß du aufs neue von Schlossern eingeladen bist. Wahrscheinlich bleibe ich biß zu Ende des Monats hier, in wenigen Tagen kann ich Nachricht von dir haben ob du nach Carlsruh gehst? Ob ich dir in Maynz begegnen soll? Oder ob du gar hierher magst? Wenigstens sind wir einander so viel näher. Umgesehen habe ich mich noch nicht. Du kannst dencken daß es mir wunderbar zu Muthe ist. Lebe wohl grüße deine liebe Schwestern und laß mich bald von dir wissen.

    Franckfurt, d. 13. Aug. 1792.G.

10/2933.

An Friedrich Heinrich Jacobi

    Ich kann dir nur mit Einem Worte sagen daß ich Montags den 20ten hier ab und grade zur Armee gehe. Also Herders nicht sehe wenn sie hier durchkommen. Sag es ihnen denn sie sind gewiß noch in deiner Nähe. Lebe wohl. Liebe mich. Du hörst mehr von mir sobald ich einen Moment Ruhe habe.

    Franckfurt d. 16. Aug. 1792.G.

10/2934.

An Christiane Vulpius

Franckfurt d. 17. Aug. 1792.

    Heute habe ich deinen Brief erhalten, meine liebe Kleine, und schreibe dir nun auch um dir wieder einmal zu sagen daß ich dich recht lieb habe und daß du mir an allen Enden und Ecken fehlst.

    Meine Mutter habe ich wohl angetroffen und vergnügt und meine Freunde haben mich alle gar freundlich empfangen. Es giebt hier mancherley zu sehen und ich bin diese Tage immer auf den Beinen geblieben. Meine erste Sorge war das Judenkrämchen das morgen eingepackt und die nächste Woche abgeschickt wird. Wenn es ankommt wirst du einen großen Festtag feyern, denn so etwas hast du noch nicht erlebt. Hebe nur alles wohl auf, denn einen solchen Schaz findet man nicht alle Tage.

    Lebe wohl. Grüße Herrn Meyer und küsse den Kleinen. Sag ihm der Vater komme bald wieder. Gedencke mein. Bringe das Hauß hübsch in Ordnung und schreibe mir von Zeit zu Zeit.

G.

10/2935.

An Friedrich Heinrich Jacobi

    Du haßt einen Brief von mir vom gestrigen Dato, aus dem du siehst wie es mit mir steht. Ich gehe Montags den 20ten nach Maynz und von da gleich wieder zur Armee. Gegen mein mütterlich Hauß, Bette, Küche und Keller wird Zelt und Marquetenterey übel abstechen, besonders da mir weder am Todte der Aristocratischen noch Democratischen Sünder im mindesten etwas gelegen ist. Meine alten Freunde und meine zunehmende Vaterstadt habe ich mit Freuden gesehen, nur kann es nicht fehlen daß man nicht in allen Gesellschaften lange Weile habe, denn wo zwey oder drey zusammenkommen, hört man gleich das vierjährige Lied pro und contra wieder herab orgeln und nicht einmal mit Variationen sondern das crude Thema. Deßwegen wünschte ich mich wieder zwischen die Thüringer Hügel wo ich doch Hauß und Garten zuschließen kann. Und darum würde ich dir auch rathen zu Hause zu bleiben, denn man reist doch wahrlich nicht um auf jeder Station einerley zu sehen und zu hören. Wie es um Carlsruh aussieht weiß ich nicht, aber nach den Dispositionen scheint es unmöglich daß dorthin ein Feind kommen könne. Leider kommen die Zeitungen überall hin das sind jetzt meine gefährlichsten Feinde. Ich hoffte wenigstens einen Monat in dieser Gegend zu bleiben und da wäre ich dir gern biß Maynz ja Coblenz entgegen gegangen. Mein Rückzug wird später, wahrscheinlich in die schlimme Zeit fallen. Wie gern hätte ich dich gesehen dir Rechenschaft von meinem Haußhalten gegeben und neues Interesse angeknüpft.

    Grüße deine lieben Schwestern, Grüße Herders die ich nun auch verfehle und behalte mich lieb. Sobald ich auf französchem Grund und Boden angelangt bin schreibe ich dir.

    Franckfurt d. 18. Aug. 1792.G.

10/2936.

An Christiane Vulpius

    Heute geh ich, liebe Kleine, von Franckfurt ab und nach Maynz. Ich muß dir nur sagen daß mirs recht wohl gegangen ist, nur daß ich zuviel habe essen und trincken müssen. Es wird mir aber noch besser schmecken wenn mein lieber Küchenschaz die Speisen zubereiten wird. Das Judenkrämchen geht auch heute ab und wird nicht lange nach diesem Briefe eintreffen. Ich wünschte ein Mäuschen zu seyn und beym Auspacken zuzusehen. Es hat mir recht viel Freude beym Einpacken gemacht. Hebe nur alles wohl auf. Adieu mein liebes Kind. Äugelchen hat es gar nicht gesetzt. Behalte mich nur so lieb wie ich dich. Adieu grüße Herrn Meyern, küsse den Kleinen und schreibe mir bald.

    Franckfurt d. 21. Aug. 1792.G.

10/2937.

An Christiane Vulpius

Trier d. [25.] Aug. 1792

    Wo das Trier in der Welt liegt kannst du weder wissen noch dir vorstellen, das schlimmste ist daß es weit von Weimar liegt und daß ich weit von dir entfernt bin. Es geht mir ganz gut. Ich habe meine Mutter, meine alten Freunde wieder gesehen, bin durch schöne Gegenden gereist aber auch durch sehr garstige, und habe böße Wege und starcke Donnerwetter ausgestanden. Ich bin hier, ohngefähr noch eine Tagreise von der Armee, in einem alten Pfaffennest daß in einer angenehmen Gegend liegt. Morgen gehe ich hier ab und werde wohl übermorgen im Lager seyn. Sobald es möglich ist schreibe ich dir wieder. Du kannst um mich ganz unbesorgt seyn. Ich hoffe bald meinen Rückweg anzutreten. Mein einziger Wunsch ist dich und den Kleinen wiederzusehen, man weiß gar nicht was man hat wenn man zusammen ist. Ich vermisse dich sehr und liebe dich von Herzen. Das Judenkrämchen ist wohl angekommen und hat dir Freude gemacht. Wenn ich wiederkomme bringe ich dir noch manches mit, ich wünsche recht bald. Lebe wohl. Grüße Meyern und sey mir ein rechter Haußschatz.

    Adieu, lieber Engel, ich bin ganz dein.G.

10/2938.

An Johann Heinrich Meyer

Trier d. 25. Aug. 1792.

    Ich bleibe sehr Ihr Schuldner, denn biß jetzt hat sich noch nichts finden wollen was uns taugte. Die deutsche Welt ist sehr leer an allem ächten. Doch wollen wir nicht ganz verzweiflen. Hier steht noch der Kern eines alten römischen Mauerwercks der ganz trefflich ist. In der bekannten Art mit Ziegeln und Bruchsteinen wechsels weise zu mauern. Eine Form kann man nicht sogleich dem Gebäude ansehen es war aber manigfaltig und gewiß schön nach dem zu schließen was man noch sieht. Die gegenwärtige Welt geht bunt durch einander. Leben Sie recht wohl. Seyn Sie fleißig im Frieden und bereiten mir eine Stätte wenn ich wiederkehre. Adieu. Lieben Sie mich. Sorgen Sie für die Meinen.

G.

10/2939.

An Johann Heinrich Meyer

    Ich kann wohl sagen daß meine Existenz jetzt ganz antipodisch mit der Ihrigen ist, lassen Sie Sich aus dem inliegenden Briefe sagen wie die Welt aussieht in der ich lebe. Ich verfolge im Geist Ihre Arbeiten und freue mich auf Ihren Regenbogen der mich wie den Noa nach der Sündfluth empfangen soll. Schicken Sie mir bald einen Brief und schreiben ein Wort.

    Durch Herrn Geh. Ass. R. Voigt erhalt ich ihn bald, in sieben Tagen kann er hier seyn.

    d. 28. Aug. im Lager bey Longwy.G.

10/2940.

An Christiane Vulpius

d. 28. Aug. 1792.

    Gestern bin ich im Lager bey dem Herzoge angelangt habe ihn recht wohl und munter gefunden und schreibe dir in seinem Zelte mitten unter dem Geräusch der Menschen die an einer Seite Holz fällen und es an der andern verbrennen. Es ist fast anhaltender Regen, die Menschen werden weder Tag noch Nacht trocken, und ich kann sehr zufrieden seyn daß ich in des Herzogs Schlafwagen eine Stelle gefunden habe wo ich die Nacht zubringe. Alle Lebensmittel sind rar und theuer, alles rührt und regt sich um seine Existenz nur ein wenig leiblicher zu machen. Dabey sind die Menschen meist munter und ziehen bald aus diesem bald aus jenem Vorfalle einen Spaß. Gestern kamen zwey erbeutete Fahnen, himmelblau, rosenroth und weiß, einige Pferde, zwey Canonen und viele Flinten an, worüber man sogleich Regen und Koth vergaß.

    Schreibe mir gleich wenn du diesen Brief erhältst. Herr Meyer ist so gut und giebt ihn Herrn Geh. Ass. R. Voigt. Ich kann in sieben Tagen deinen Brief haben. Schreibe mir wie es im Hauße aussieht, was der Kleine macht und ob das Judenkrämchen dir Freude gemacht hat?

    Grüße Herrn Meyer und Seidel. Es ist mir auf der Reise ganz wohl gegangen. Von Trier hab ich dir geschrieben und du wirst wahrscheinlich den Brief schon haben.

    Dieses schreibe ich dir auf französchem Grund und Boden nicht weit von Longwy das die Preußen vor einigen Tagen eingenommen haben.

    Sey meinetwegen unbesorgt, ich habe dich recht lieb und komme sobald als möglich wieder. Küsse den Kleinen an den ich oft dencke.

    Auch an alles was um dich ist, an unsre gepflanzten Kohlrüben und so weiter lebe wohl mein liebstes.

G.

10/2941.

An Christian Gottlob Voigt

[27. August.]

Durch gute und böse Wege, mit gutem und bösen Wetter bin ich endlich im Lager bey Longwy einige Tage nach Übergabe dieser Festung angelangt. Man steht auf einem leimichten Boden und es regnet unaufhörlich. Alles schilt auf den Jupiter Pluvius daß auch er ein Jacobiner geworden.

    Durchl. den Herzog habe ich wohl und munter gefunden, die Heiterkeit des Gemüths überträgt alle äussern Übel. Morgen bricht man wahrscheinlich auf und ich lerne den Feldzug nicht von der lustigen Seite kennen. Darauf wird denn auch gutes Wetter desto besser schmecken.

    Ihren gefälligen Brief habe ich erhalten und dancke für die Inlage. Durchl. der Herzog sind mit dem was geschehen ist wohl zufrieden, das lassen Sie Ihre beste Belohnung seyn. Empfehlen Sie mich unsern gnädigsten Fürstinnen und allen Freunden, den Herrn Geheimen Räthen aufs beste.

    Kommt unser guter Fürst glücklich aus diesem Feldzuge zurück, so wird es für ihn ein Gewinnst von Erinnerungen und guter Laune auf sein ganzes Leben seyn, wovon wir denn alle mitgenießen werden. Leben Sie recht wohl, und behalten mich in geneigtem Andencken.

d. 28. Aug.

    Diesen meinen Geburtstag, den ich so manchmal in der Mitte vieler theilnehmenden Freunde gefeyert, bringe ich diesmal in ziemlicher Entfernung hin. Noch muß ich sagen daß mitten in Regen und Koth auch lustige Auftritte passiren, wie gestern zwey National Fahnen, Canonen und viele Gewehre eingebracht wurden welche von den Ebenschen Husaren nebst einigen Pferden waren erbeutet worden.

    Wie theuer und rar alles ist können Sie dencken.

    Leben Sie recht wohl. Empfehlen Sie mich den Ihrigen besonders erlauben Sie daß Herr Meyer Ihnen ein Briefchen zustelle und schicken Sie mir es doch mit dem nächsten Packete, daß ich einige Nachricht von den meinigen erhalte.

Der Ihrige

G.

10/2942.

An Christiane Vulpius

    Du mußt, liebes Kind, bald wieder ein Briefchen von mir haben. Wir sind schon weiter in Franckreich, das Lager steht bey Verdün. Die Stadt wollte sich nicht ergeben und ist gestern Nacht beschoßen worden. Es ist ein schrecklicher Anblick und man möchte sich nicht dencken daß man was liebes darin hätte. Heute wird sie sich ergeben und die Armee weiter gegen Paris gehen. Es geht alles so geschwind daß ich wahrscheinlich bald wieder bey dir bin. Es war recht gut daß ich bald ging. Ich befinde mich recht wohl, ob mir gleich manche Bequemlichkeit und besonders mein Liebchen fehlt. Behalte mich ja recht lieb, sorge für Hauß und Garten, grüße Herrn Meyer, küsse den Kleinen und iß deine Kolrabi in Frieden. Um mich sey unbesorgt. Leb wohl ich liebe dich herzlich. Aus Paris bringe ich dir ein Krämchen mit das noch besser als ein Judenkrämchen seyn soll. Lebe recht wohl. Im Lager vor Verdün d. 2. S. 1792.

G.

10/2943.

An Christiane Vulpius